Badsanierung ohne Albtraum: Der ehrliche Guide vom Profi
Ich plaudere heute mal ein bisschen aus dem Nähkästchen. Seit über zwei Jahrzehnten baue und saniere ich Bäder und hab dabei so ziemlich alles gesehen. Was wirklich funktioniert – und was nach ein paar Jahren zu verdammt teuren Problemen führt. Meinen Azubis predige ich immer das Gleiche: Ein Bad ist so viel mehr als schicke Fliesen und ein glänzender Wasserhahn. Es ist ein hochkomplexer Raum, in dem Wasser, Strom und ständige Feuchtigkeit aufeinandertreffen. Und ganz ehrlich? Das Wichtigste ist am Ende das, was du gar nicht mehr siehst.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die Planung: Das A und O (und wo das meiste Geld gespart wird)
- 0.2 Die unsichtbaren Helden: Wasser, Luft und Abdichtung
- 0.3 Material-Check: Was sich wirklich bewährt
- 0.4 Die 3 teuersten Fehler (und wie du sie vermeidest)
- 0.5 Spezialfälle: Altbau-Tücken und unsichtbarer Luxus
- 0.6 Bevor du den Auftrag vergibst: Fragen an deinen Handwerker
- 1 Bildergalerie
In Wohnmagazinen siehst du die perfekten Traumbäder. Was du aber nicht siehst, ist der ganze unsichtbare Unterbau, der dafür sorgt, dass der Traum nicht in ein paar Jahren zum Albtraum aus Schimmel und Wasserschäden wird. Also, reden wir mal Klartext. Nicht über Deko, sondern über die knallharten Grundlagen für ein Bad, das dich über Jahrzehnte glücklich macht.
Die Planung: Das A und O (und wo das meiste Geld gespart wird)
Der häufigste Fehler passiert, bevor auch nur ein Werkzeug in die Hand genommen wird: eine überstürzte Planung. Ein Badumbau ist kein Wochenend-Projekt. Nimm dir bewusst zwei, besser vier Wochen Zeit, um alles in Ruhe zu durchdenken. Das erspart dir am Ende jede Menge Geld und Nerven.

Bevor wir loslegen, die zwei Fragen, die jedem unter den Nägeln brennen:
- Was kostet der Spaß? Eine komplette Sanierung vom Fachbetrieb ist eine Investition, machen wir uns nichts vor. Eine gute Faustregel ist, mit 1.500 € bis 2.500 € pro Quadratmeter zu rechnen. Für ein typisches 8-Quadratmeter-Bad landest du also schnell bei 12.000 € bis 20.000 €. Das teilt sich grob so auf: ca. 20 % für Abriss und Vorbereitung, 30 % für die unsichtbare Sanitär- und Elektroinstallation, 30 % für Fliesen und Oberflächen, und die restlichen 20 % für die Objekte und die Endmontage.
- Wie lange kann ich nicht duschen? Auch hier Klartext: Plane für die reine Bauphase etwa vier bis sechs Wochen ein. Das klingt lang, aber gute Arbeit braucht Zeit. Das läuft meist so ab: Woche 1 für Abriss, Woche 2 für die Rohinstallationen, Woche 3-4 für Estrich, Putz und die kritische Abdichtung, Woche 5-6 für Fliesen, Montage und die finalen Arbeiten.

Grundriss und gesunder Menschenverstand
Stell dich mal gedanklich in dein zukünftiges Bad. Wo stehst du morgens, wo föhnst du dir die Haare, wo brauchst du Bewegungsfreiheit? Die Profis haben dafür natürlich Normen, die bewährte Abstandsregeln vorgeben. Ein paar Beispiele aus der Praxis:
- Waschtisch: Die Höhe sollte zu dir passen, meistens liegt sie so bei 85-90 cm.
- Toilette: Links und rechts davon sollten mindestens 20 cm Luft zur Wand oder zum nächsten Schrank sein. Das ist kein Luxus, das ist nötig, damit man bequem sitzen und putzen kann.
- Dusche: Bodengleich ist heute fast Standard und super praktisch. Plane aber mindestens 90 x 90 cm ein. Wenn du den Platz hast, sind 120 x 90 cm purer Luxus, glaub mir.
Ich hatte mal einen Kunden, der auf Biegen und Brechen eine freistehende Wanne in sein kleines Bad quetschen wollte. Sah im Prospekt toll aus. Am Ende stand das Ding so eingeklemmt in der Ecke, dass man dahinter kaum wischen konnte. Nach drei genervten Jahren haben wir sie wieder ausgebaut. Eine ehrliche Planung hätte das verhindert.

Die unsichtbaren Helden: Wasser, Luft und Abdichtung
Jetzt wird’s ein bisschen technisch, aber das ist das Herzstück deines neuen Bades. Wenn das hier nicht stimmt, hilft dir auch die teuerste Fliese nichts.
Die Abdichtung: Deine wichtigste Versicherung
Wenn du nur eine Sache aus diesem Artikel mitnimmst, dann bitte diese: Die Abdichtung unter den Fliesen ist das absolut wichtigste Bauteil im ganzen Raum. Das ist eine flüssige Kunststoffschicht, die wir auf Wände und Boden auftragen, besonders im Dusch- und Wannenbereich. Alle Ecken, alle Rohranschlüsse werden mit speziellen Dichtbändern eingearbeitet. Das ist Millimeterarbeit.
Ein häufiger Fehler von Heimwerkern ist, hier zu schludern. Die Folge? Wasser sickert langsam durch die Fugen in die Wand. Du merkst es erst Jahre später, wenn die Wand dahinter durchgefault ist und der Schwarzschimmel blüht. Die Sanierung eines solchen Schadens kostet ein Vielfaches dessen, was eine saubere Abdichtung vom Profi gekostet hätte. Spar hier NIEMALS Geld.
Wasserleitungen und Lüftung
Du träumst von einer riesigen Regendusche? Super Idee! Aber kann deine Wasserleitung das überhaupt leisten? Alte Leitungen haben oft einen zu kleinen Querschnitt. Dann investierst du Hunderte von Euro in eine tolle Brause, und am Ende tröpfelt es nur müde vor sich hin. Ein Fachmann prüft vorher den Wasserdruck und die Leitungen.

Genauso wichtig: die Lüftung. Feuchtigkeit muss raus, sonst gibt es Schimmel. In Bädern ohne Fenster ist ein elektrischer Lüfter Pflicht. Kleiner Tipp: Investier ein paar Euro mehr in ein feuchtegesteuertes Modell. Das läuft nur dann, wenn es wirklich nötig ist, und spart Energie.
Material-Check: Was sich wirklich bewährt
Im Baumarkt sieht alles toll aus. Aber die wahre Qualität zeigt sich erst nach ein paar Jahren im Dauereinsatz.
Fliesen und Fugen – Ein ungleiches Paar
Bei den Bodenfliesen achte auf eine Rutschhemmung von mindestens R9, im Duschbereich besser R10. Das ist eine Frage der Sicherheit. Aber noch wichtiger ist die Fuge. Standard ist Zementmörtel. Der ist okay, aber er ist porös und kann mit der Zeit unschön werden.
Mein Profi-Tipp für den Duschboden: Epoxidharzfugen. Ja, das Material ist deutlich teurer (rechne mit dem 3- bis 4-fachen Preis) und die Verarbeitung ist eine echte Herausforderung, die du unbedingt einem Profi überlassen solltest. Aber das Ergebnis ist unschlagbar: Die Fuge ist zu 100 % wasserdicht, extrem widerstandsfähig und schimmelt praktisch nie. Für den Boden der Dusche gibt es ehrlich gesagt nichts Besseres.

Armaturen: Der Unterschied liegt im Inneren
Eine Armatur für 50 € aus dem Discounter mag anfangs glänzen. Aber im Inneren steckt oft billiges Plastik statt einer langlebigen Keramikkartusche. Nach zwei Jahren tropft sie, und Ersatzteile? Fehlanzeige. Eine Markenarmatur für 250 € hat einen massiven Messingkörper und du bekommst auch in 15 Jahren noch jedes Ersatzteil. Das rechnet sich auf lange Sicht immer.
Die 3 teuersten Fehler (und wie du sie vermeidest)
Wenn ich meine Erfahrungen zusammenfasse, sind es immer wieder dieselben drei Kardinalfehler, die am Ende richtig ins Geld gehen.
- An der Abdichtung sparen: Ich kann es nicht oft genug sagen. Das ist der unsichtbare Killer deines Hauses und der teuerste Fehler von allen.
- Selbst an Wasser oder Strom basteln: Das ist nicht nur gefährlich, sondern führt auch dazu, dass keine Versicherung zahlt, wenn etwas passiert. Strom im Bad ist ausschließlich Sache eines Elektrikers. Punkt.
- Den Untergrund ignorieren: Fliesen einfach auf eine alte, krumme Wand zu kleben, rächt sich immer. Der Untergrund muss perfekt gerade und tragfähig sein. Alles andere ist Pfusch.

Spezialfälle: Altbau-Tücken und unsichtbarer Luxus
Jedes Haus ist anders. Besonders Altbauten haben ihren eigenen Kopf.
Wenn du in einem Altbau sanierst, plane immer ein Budget von 15-20 % für unvorhergesehene Überraschungen ein. Man reißt eine Wand auf und findet alte Bleirohre. Der Boden ist krumm. Das ist normal und braucht flexible Lösungen und Erfahrung.
Übrigens, ein kleiner Luxus, den ich jedem empfehle: eine elektrische Fußbodenheizung. Die dünnen Matten kommen direkt unter die Fliesen, kosten nicht die Welt, sorgen aber für warme Füße und helfen, den Boden schneller zu trocknen. Ein echter Komfortgewinn!
Bevor du den Auftrag vergibst: Fragen an deinen Handwerker
Du hast ein Angebot vorliegen? Super! Bevor du unterschreibst, stell ein paar Fragen. Daran erkennst du, ob du es mit einem echten Profi zu tun hast.
- Wer koordiniert die anderen Gewerke (Elektriker, Maler etc.)? Ein guter Betrieb bietet das aus einer Hand an.
- Haben Sie eine Betriebshaftpflichtversicherung? Ein absolutes Muss! Lass sie dir zeigen.
- Können wir uns ein fertiges Projekt von Ihnen ansehen? Referenzen sind der beste Qualitätsbeweis.
- Wie sieht der genaue Zeitplan aus? Ein Profi kann dir einen realistischen Ablaufplan vorlegen.
Ein gutes Bad ist das Ergebnis von sauberer Planung, hochwertigen Materialien und fachmännischer Ausführung. Wenn du auf die unsichtbaren Dinge genauso viel Wert legst wie auf die sichtbaren, wirst du ein Badezimmer bekommen, das dir viele, viele Jahre Freude bereitet. Und genau das ist das Ziel.

Bildergalerie


Eine bodengleiche Dusche im Altbau – ein frommer Wunsch?
Nicht unbedingt, aber es ist eine der größten Herausforderungen. Das Hauptproblem ist oft die geringe Aufbauhöhe des Bodens. Für einen klassischen Aufbau mit Estrich, Abdichtung und Gefälle sind oft 10-15 cm nötig, die im Altbau selten zur Verfügung stehen. Die Lösung liegt in ultraflachen Ablaufsystemen oder Wandabläufen, wie dem Geberit CleanLine oder dem Viega Advantix, die die Technik teils in die Wand verlegen. Manchmal muss auch ein Teil der Holzbalkendecke angepasst werden – eine Aufgabe, die absolut in die Hände eines erfahrenen Statikers und Sanitärprofis gehört.

Alle 30 Sekunden entsteht in Deutschland ein Leitungswasserschaden. (Quelle: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft)
Diese erschreckende Zahl zeigt, warum der Fokus des Profis immer auf dem Unsichtbaren liegt. Ein Großteil dieser Schäden entsteht durch winzige Undichtigkeiten an Anschlüssen oder veralteten Rohren, die oft im Bad verborgen sind. Eine sorgfältige Erneuerung der Wasserleitungen und eine penible Abdichtung sind keine Luxus-Optionen, sondern die beste Versicherung gegen einen Albtraum, den keine Hausratversicherung je wirklich ausgleichen kann.

Der wahre Wert einer Armatur: Ein glänzender Wasserhahn für 50 Euro aus dem Baumarkt sieht auf den ersten Blick vielleicht aus wie ein Designstück von Grohe oder Hansgrohe für 350 Euro. Der Unterschied liegt im Inneren. Günstige Modelle haben oft einen Körper aus Kunststoff, der nur verchromt ist, und minderwertige Keramikkartuschen. Hochwertige Armaturen bestehen aus massivem Messing und besitzen präzise gefertigte Kartuschen, die auch nach 15 Jahren noch sanft laufen und nicht tropfen. Diese Investition spürt man bei jeder einzelnen Nutzung.

Die Fuge ist die Achillesferse jeder Fliesenfläche, besonders in der Dusche. Während Zementfugen der Standard sind, gibt es eine deutlich robustere Alternative für diesen Bereich:
- Längere Haltbarkeit: Epoxidharzfugen sind wasserdicht, nehmen keinen Schmutz auf und sind extrem widerstandsfähig gegen Schimmel und aggressive Reiniger.
- Farbbrillanz: Sie verfärben sich über die Jahre nicht und behalten ihre ursprüngliche Farbe bei.
Der Nachteil? Sie sind deutlich aufwendiger und teurer in der Verarbeitung. Für den Duschboden aber eine Investition, die sich absolut auszahlt.

Gutes Licht im Bad ist kein Zufall, sondern ein System aus drei Ebenen. Die Allgemeinbeleuchtung (oft über Decken-Spots) sorgt für Helligkeit. Eine schattenfreie Spiegelbeleuchtung ist unerlässlich für die tägliche Routine. Akzentlicht, zum Beispiel eine beleuchtete Nische, schafft Atmosphäre. Wichtig ist dabei immer der Schutzgrad: Mindestens IP44 im Umkreis von Wanne und Dusche, in der Dusche selbst ist sogar IP65 Pflicht, um Sicherheit vor Feuchtigkeit zu garantieren.

Klassischer Punktablauf: Der bewährte Standard, meist zentral in der Duschfläche platziert. Erfordert ein vierseitiges Gefälle, was die Verwendung von großformatigen Fliesen erschwert.
Moderne Duschrinne: Elegant an der Wand oder am Eingang der Dusche positioniert. Benötigt nur ein einseitiges Gefälle, was den Einsatz großer Fliesen und ein ruhigeres Fugenbild ermöglicht.
Die Entscheidung ist mehr als nur Optik – sie beeinflusst das gesamte Bodendesign und das Laufgefühl.
- Flüssigabdichtung: Flexibel und ideal für Wände außerhalb der direkten Duschzone. Marken wie PCI oder Ardex bieten hier komplette Systeme an.
- Dichtbahnen: Die sicherste Wahl für den Duschboden. Produkte wie die Kerdi-Bahn von Schlüter-Systems sind der Goldstandard der Profis.
- Dichtbänder: Absolut unverzichtbar für alle Ecken und Anschlüsse. Ohne sie ist jede Abdichtung von vornherein wertlos.
Das Geheimnis? Eine lückenlose, systemtreue Kombination dieser Materialien.




