Vom Schrotthaufen zum Gartenschatz: Dein Weg zur Metallkunst
In meiner Werkstatt hat es einen ganz bestimmten Geruch. Eine Mischung aus heißem Metall und diesem elektrischen Knistern in der Luft. Das ist der Duft von Verwandlung. Seit einer gefühlten Ewigkeit biege, schneide und füge ich Stahl. Ich hab unzählige Tore und Geländer gebaut, aber ganz ehrlich? Meine wahre Leidenschaft ist es, altem Eisen eine zweite Chance zu geben. Einem rostigen Spaten oder einer ausgedienten Egge neues Leben einzuhauchen, als Kunstwerk im Garten.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die Grundlagen – Was du über Metall und Rost wissen musst
- 0.2 Deine Werkstatt – Was du für den Start wirklich brauchst
- 0.3 Vom Fundstück zur Idee – Wo du dein Material findest
- 0.4 Dein erstes Projekt: Ein einfacher Vogel aus einer Schaufel
- 0.5 Dein erster Erfolg – Ganz ohne Schweißen
- 0.6 Die Oberfläche: Von bunt bis rostig
- 0.7 Und dann? Der Weg für Fortgeschrittene
- 0.8 Das Rechtliche – Ein paar trockene, aber wichtige Fakten
- 0.9 Ein letztes Wort…
- 1 Bildergalerie
Klar, heute nennen das alle „Upcycling“ und tun so, als wäre es ein neuer Trend. Für uns Handwerker war das schon immer so: Respekt vor dem Material. Nichts wird verschwendet. Jedes Stück Metall hat eine Geschichte und eine eingebaute Seele. Genau deshalb will ich mein Wissen mit dir teilen. Aber Achtung: Das hier ist keine simple Bastelanleitung. Wir reden über Funkenflug, das ehrliche Gewicht von Stahl und warum die richtige Schutzausrüstung keine Option, sondern ein Muss ist. Wenn du also bereit bist, dir die Hände schmutzig zu machen, bist du hier goldrichtig.

Die Grundlagen – Was du über Metall und Rost wissen musst
Bevor du auch nur daran denkst, den Winkelschleifer anzuschmeißen, musst du dein Material verstehen. Das ist eine der ersten Lektionen. Metall ist eben nicht gleich Metall. Meistens wirst du es mit ganz normalem Baustahl zu tun haben – das Zeug, aus dem Werkzeuge, Nägel und die meisten Metallteile gemacht sind. Er ist super robust, lässt sich gut schweißen und rostet leider auch ganz wunderbar.
Die Profis nennen ihn oft S235JR, was im Grunde nur bedeutet, dass er dafür gemacht ist, Lasten zu tragen. Das ist kein billiges Blech. Wenn du eine alte Schaufel in der Hand hältst, spürst du dieses ehrliche Gewicht. Das ist dein Werkstoff. Dann gibt es noch Gusseisen, das man in alten Maschinenteilen findet. Guss ist hart, aber spröde. Wenn du es fallen lässt und es wie Keramik bricht, war es wohl Gusseisen. Zum Schweißen ist das für den Anfang eine echte Qual – also lass lieber die Finger davon.

Dein ständiger Begleiter: Der Rost
Rost ist nichts anderes als die Reaktion von Eisen mit Sauerstoff und Wasser. Dieser Prozess ist unvermeidlich, es sei denn, du schützt das Metall. In der Praxis gibt es zwei Wege, damit umzugehen:
- Rost komplett vermeiden: Hier wird der Rost bis aufs blanke Metall entfernt und die Oberfläche dann versiegelt. Das passiert durch Lackieren, Verzinken oder Pulverbeschichten. Der klassische Weg für Bauteile, die ewig halten sollen.
- Kontrollierter Edelrost: Hier fördern wir den Rostprozess sogar gezielt, um diese wunderschöne, rotbraune Patina zu erzeugen. Die ist nicht nur optisch der Hammer, eine dichte Rostschicht schützt das darunterliegende Material sogar ein Stück weit.
Zu verstehen, was du willst, ist entscheidend. Es bestimmt, wie du dein Werkstück am Ende behandelst, damit du auch in ein paar Jahren noch Freude daran hast. Ein ungeschütztes Kunstwerk aus einfachem Stahl wird dir im Garten sonst einfach wegrosten, und glaub mir, das passiert schneller, als du denkst.

Deine Werkstatt – Was du für den Start wirklich brauchst
Sicherheit ist die oberste Regel. Kein Vorschlag, sondern ein Gesetz. Ich habe leider schon genug Unfälle gesehen, die durch Leichtsinn passiert sind. Ein Metallsplitter im Auge ist kein Spaß. Bevor wir also über cooles Werkzeug reden, sprechen wir über deinen Schutz.
Unverzichtbare Schutzausrüstung (PSA)
- Schutzbrille: IMMER. Beim Schneiden, Schleifen, Schweißen, sogar beim Hämmern. Ein winziger Funke reicht.
- Automatik-Schweißhelm: Gib hier bitte Geld aus. Deine Augen sind unbezahlbar. Ein guter Helm dunkelt in Millisekunden ab. Ein solides Einsteigermodell kostet um die 60 €, das ist es absolut wert.
- Lederhandschuhe: Dicke Schweißerhandschuhe gegen Hitze und Spritzer sind Pflicht.
- Baumwollkleidung: Trage niemals Synthetik! Polyester und Co. schmelzen und brennen sich in die Haut ein. Eine alte Jeans und ein Baumwoll-Hoodie sind perfekt. Eine Lederschürze (ca. 30-40 €) ist eine super Ergänzung.
- Sicherheitsschuhe: Mit Stahlkappen. Ein fallendes Werkstück von nur 5 Kilo kann dir sonst die Zehen brechen.
- Gehör- und Atemschutz: Ein Winkelschleifer ist brutal laut. Und beim Schleifen von alten Lacken oder verzinktem Zeug entstehen giftige Dämpfe. Eine FFP2-Maske ist das absolute Minimum.

Was kostet der Spaß? Deine erste Werkstatt für 300-500 €
Viele haben Angst vor den Kosten, aber der Einstieg ist günstiger als du denkst. Hier mal eine grobe Hausnummer:
- Fülldraht-Schweißgerät: Für den Anfang ideal, da du keine teure Gasflasche brauchst. Gute Einsteigergeräte gibt es schon für ca. 150-250 €.
- Winkelschleifer (Flex): Ein 125er-Modell einer soliden Marke bekommst du für 40-70 €.
- Automatik-Schweißhelm: Wie gesagt, plane hier mal 50-80 € ein.
- Verbrauchsmaterial und Kleinkram: Ein paar Trenn- und Schruppscheiben, Drahtbürste, Schlosserhammer, Zangen und Handschuhe. Dafür gehen nochmal etwa 50-100 € drauf.
Also, mit einem Budget zwischen 300 und 500 Euro bist du schon richtig gut dabei. Das meiste davon hält ja auch ewig.
Welches Schweißgerät für den Anfang?
Ganz ehrlich, die ganzen Knöpfe und Abkürzungen können einen am Anfang erschlagen. Machen wir es einfach:
Fülldraht-Schweißen: Das ist dein Freund für den Start. Das Schutzgas ist schon im Schweißdraht enthalten. Heißt für dich: Gerät einstecken, Draht rein und loslegen. Perfekt für die Arbeit im Freien, weil kein Wind dein Schutzgas wegblasen kann. Die Schweißnähte sind vielleicht nicht ganz so fotogen, aber sie halten bombenfest. Und darum geht’s ja, oder?

MIG/MAG-Schweißen: Das ist der nächste Schritt. Hier arbeitest du mit einer externen Schutzgasflasche. Die Nähte werden sauberer und es spritzt weniger. Aber: Du brauchst eine Gasflasche. Gut zu wissen: Es gibt Pfandflaschen, die du leihst und immer wieder tauschen kannst (du zahlst nur die Füllung, ca. 50-80 €), und Eigentumsflaschen, die du kaufst (lohnt sich nur für Profis). Für den Anfang ist Fülldraht die unkompliziertere und günstigere Wahl.
Vom klassischen Elektrodenschweißen würde ich Anfängern erstmal abraten. Das braucht viel Übung und eine sehr ruhige Hand.
Vom Fundstück zur Idee – Wo du dein Material findest
Die besten Stücke liegen oft da, wo man sie nicht erwartet. Ich liebe es, über ländliche Flohmärkte zu schlendern oder bei Hofauflösungen zu stöbern. Aber es gibt noch mehr Quellen:
- Dein eigener Keller: Schau mal nach! Alte Spaten, Rechen, rostige Schrauben… oft liegt der Schatz direkt vor deiner Nase.
- Landwirte in der Umgebung: Einfach mal nett fragen. Alte Pflugscharen oder Eggenzinken sind aus massivem Stahl und oft umsonst zu haben.
- Schrottplätze: Das Paradies. Du zahlst nach Gewicht und findest die verrücktesten Formen: Zahnräder, Ketten, Blechreste.
- Kleinanzeigen: Ein echter Geheimtipp! Schau in der „Zu verschenken“-Kategorie. Viele Leute sind froh, wenn jemand ihren alten Metallschrott aus dem Keller abholt.
Bevor es losgeht, muss der Dreck runter. Öl, Fett, dicke Farbschichten – das muss alles weg. Eine Drahtbürste für die Flex ist hier dein bester Freund. Aber vergiss deine Schutzbrille und Staubmaske nicht, das ist eine dreckige Arbeit. Wenn alles sauber ist, leg die Teile auf dem Boden aus, tritt einen Schritt zurück und lass sie auf dich wirken. Oft entsteht die Idee von ganz allein. Der Kopf einer Harke wird zum Kamm eines Vogels, zwei alte Schraubenschlüssel zu seinen Beinen.

Dein erstes Projekt: Ein einfacher Vogel aus einer Schaufel
Dieses Projekt ist perfekt für den Einstieg. Es braucht nur wenige Schnitte und Schweißpunkte. Plane als Anfänger ruhig 2-3 Stunden ein, inklusive Fluchen und Abkühlpausen. Das ist völlig normal!
Material: 1 alte Schaufel, 2 große, alte Schrauben (für die Augen), 1 Stück Rundeisen (ca. 8-10 mm dick) für die Beine.
- Vorbereiten & Anzeichnen: Reinige die Schaufel gründlich mit der Drahtbürste. Die Spitze wird der Kopf, der Rest der Körper. Male die Augen mit Kreide an.
- Schneiden: Hier musst du nur das Rundeisen für die Beine kürzen. Spann es fest in einen Schraubstock ein. Nimm die Flex mit einer dünnen Trennscheibe (ca. 1 mm) und lass die Maschine die Arbeit machen. Ohne viel Druck. Wichtig: Der Funkenstrahl muss immer von dir weg zeigen!
- Schweißen (Heften): Stell dein Schweißgerät ein. Mach ein paar Probepunkte auf einem Reststück. Eine gute Schweißnaht zischt so schön, fast wie Speck in der Pfanne. Positioniere nun eine Schraube als Auge und setze nur einen ganz kurzen Schweißpunkt (1 Sekunde). Das nennt man „Heften“. So kannst du die Position nochmal korrigieren.
- Durchschweißen: Passt alles? Super. Dann schweiße die Augen mit einer kurzen, langsamen Naht rundherum fest. Mach das Gleiche mit den Beinen an der Unterseite. Erst heften, Position prüfen, dann festschweißen.
- Feinschliff: Nach dem Schweißen sind die Nähte oft schwarz und uneben. Mit einer dicken Schruppscheibe oder einer Fächerscheifscheibe auf der Flex kannst du die Übergänge vorsichtig glätten. Oder du lässt die rohe Naht sichtbar – das ist Geschmackssache.
Problem: Du brennst ständig Löcher ins Blech?
Keine Panik, das passiert jedem! Lösung: Du hast zu viel Power. Dreh den Strom (Ampere) am Gerät runter und bewege den Brenner einen Tick schneller. Ist die Naht nur aufgesetzt und hält nicht? Dann warst du zu schnell oder hattest zu wenig Strom. Das ist reine Übungssache, du kriegst das hin!

Dein erster Erfolg – Ganz ohne Schweißen
Du willst erstmal ein Erfolgserlebnis, bevor du das Schweißgerät anwirfst? Kein Problem! Nimm einen alten Spaten oder eine rostige Heugabel. Reinige sie nur grob mit der Drahtbürste. Dann sprühst du sie mit der unten beschriebenen Essig-Salz-Lösung ein. Nach ein, zwei Tagen hast du eine wunderschöne Edelrost-Patina. In ein Beet gesteckt, fertig ist dein erstes Deko-Objekt. Simpel, aber mega wirkungsvoll!
Die Oberfläche: Von bunt bis rostig
Jetzt kommt die Kür: Wie soll dein Kunstwerk aussehen?
- Bunter Lack: Wenn du Farbe willst, muss die Vorbereitung perfekt sein. Schleif alles blank, reinige es mit Silikonentferner, dann Rostschutzgrundierung und zwei Schichten Lack. Eine Lackierung aus der Spraydose kostet dich vielleicht 15 €, das Ergebnis ist okay. Ein Autolackierer liefert perfekte Ergebnisse, aber da bist du schnell bei 100 € oder mehr.
- Blanker Stahl-Look: Du willst die reine Metalloptik? Dann musst du sie mit Zaponlack oder einem hochwertigen Klarlack versiegeln. Bedenke aber: Alle paar Jahre musst du das erneuern, sonst kriecht die Feuchtigkeit drunter.
- Edelrost erzeugen: Meine Lieblingsmethode. Mische Wasser, ordentlich Salz und einen guten Schuss Essigessenz in einer Sprühflasche. Sprüh dein Werkstück damit ein. Nach wenigen Stunden bildet sich herrlicher Flugrost. Wiederhole das, bis dir die Farbe gefällt. Kleiner Tipp: Um Abfärbungen auf der Terrasse zu verhindern, kannst du die fertige Rostoberfläche mit Owatrol-Öl (eine kleine Dose kostet ca. 20 € und reicht ewig) versiegeln. Das macht die Farbe dunkler und satter.

Und dann? Der Weg für Fortgeschrittene
Wenn du die Grundlagen draufhast, geht die Welt erst richtig auf. Mit einem starken Gasbrenner kannst du Stahl zum Glühen bringen und ihn auf einem Amboss formen wie Knete. So entstehen organische Formen, Blätter oder ganze Tierkörper. Das ist dann schon Kunstschmieden. Oder wie wäre es mit kinetischer Kunst, die sich im Wind bewegt? Dafür brauchst du gekapselte Kugellager und ein gutes Gefühl für Balance. Für solche Projekte empfehle ich dir aber dringend einen Wochenend-Workshop bei einem erfahrenen Metallgestalter.
Das Rechtliche – Ein paar trockene, aber wichtige Fakten
Ja, auch im eigenen Garten gibt es Regeln. Du trägst die Verantwortung.
- Standsicherheit: Eine schwere Skulptur muss ein Fundament haben. Bei größeren Objekten ist ein kleines Betonfundament (ca. 80 cm tief, wegen dem Frost) unerlässlich.
- Verletzungsgefahr: Achte darauf, dass keine scharfen Kanten oder Spitzen abstehen, besonders wenn Kinder im Garten spielen. Alle Kanten immer mit der Feile oder Flex brechen!
- Baugenehmigung: Klingt verrückt, aber ja, für Kunst kann das nötig sein. Jedes Bundesland kocht da sein eigenes Süppchen, aber als Faustregel gilt: Alles, was höher als 2-3 Meter ist, könnte genehmigungspflichtig sein. Ein kurzer, freundlicher Anruf beim Bauamt schafft Klarheit und kostet nichts.

Ein letztes Wort…
Der Weg vom rostigen Haufen Metall zur fertigen Skulptur ist einfach unbezahlbar. Er lehrt dich Geduld und Vertrauen in deine eigenen Hände.
Deine ersten Schweißnähte werden aussehen wie dicke Raupen. Deine ersten Schnitte werden krumm. Das macht überhaupt nichts. Jede verbrannte Stelle und jede misslungene Naht ist eine Lektion, kein Scheitern.
Nimm dir Zeit, arbeite konzentriert und vor allem: sicher. Die Freude, ein selbst geschaffenes, massives Kunstwerk im Garten stehen zu sehen, das Jahrzehnte überdauert, ist mit nichts zu vergleichen. Es ist ein Stück von dir, in Stahl gegossen. So, und jetzt genug geredet. Handschuhe an, Brille auf – die Werkstatt wartet.
Bildergalerie


Stahl ist das weltweit am häufigsten recycelte Material. Im Gegensatz zu vielen anderen Stoffen verliert er beim Recyclingprozess keine seiner Eigenschaften.
Jedes Mal, wenn du ein altes Hufeisen oder ein rostiges Sägeblatt in dein Kunstwerk integrierst, wirst du Teil dieses unendlichen Kreislaufs. Du sparst nicht nur Ressourcen, sondern gibst einem Material mit Geschichte eine neue, sichtbare Zukunft im Herzen deines Gartens.

Der richtige Schweißdraht für den Start?
Für den Anfang in der Outdoor-Werkstatt ist Fülldraht eine hervorragende Wahl. Du benötigst keine schwere, teure Gasflasche und es ist unempfindlicher gegen leichten Windzug. Es spritzt zwar etwas mehr als das Schweißen mit Schutzgas (MIG/MAG), aber für die massiven Teile, die du aus altem Werkzeug zusammenschweißt, ist die Nahtqualität mehr als ausreichend. Einsteiger-Fülldrahtgeräte von Marken wie Stamos oder Weldinger sind ein guter und erschwinglicher Startpunkt.

- Stabile, geschlossene Lederschuhe (Stahlkappen sind ideal)
- Eine schwer entflammbare Schürze aus Leder oder spezieller Baumwolle
- Hochwertige Schweißerhandschuhe, die auch die Handgelenke bedecken
- Ein Automatik-Schweißhelm mit einstellbarer Schutzstufe
- Eine klare Schutzbrille für Schleifarbeiten
Deine Sicherheit ist kein optionales Zubehör, sondern das Fundament deiner Werkstatt.

Edelrost ist kein Makel, er ist Charakter. Anstatt den Rost mühsam zu entfernen, lerne ihn zu kontrollieren und als Gestaltungselement zu nutzen. Die tiefbraunen, orangen und fast schwarzen Töne einer natürlichen Patina verleihen deiner Skulptur eine Tiefe, die keine Farbe je erreichen könnte. Ein gezielter Sprühstoß mit Salzwasser kann den Prozess an bestimmten Stellen beschleunigen und für faszinierende Muster sorgen.

Bevor du dein Kunstwerk dem Wetter überlässt, musst du dich für ein Finish entscheiden.
Konservieren mit Owatrol-Öl: Dieses Kriechöl stoppt den Rostprozess tief im Metall, ohne die Optik zu zerstören. Es erzeugt eine seidenmatte, dunklere Oberfläche und bewahrt die rostige Ästhetik.
Versiegeln mit Zaponlack: Ein klarer Acryllack, der das Metall komplett versiegelt. Er schützt vor weiterem Rost, kann aber bei Beschädigung unterrosten und blättert eventuell ab. Ideal für Stücke, die ihre metallisch blanke Optik behalten sollen.

„Die Skulptur ist bereits im Steinblock enthalten, ich muss sie nur noch daraus befreien.“ – Michelangelo
Dieser Gedanke gilt auch für deinen Schrotthaufen. Starre nicht auf die Einzelteile, sondern suche nach Formen. Ein alter Pflug wird zum Kopf eines Stiers, eine Reihe von Schraubenschlüsseln zu den Federn eines Vogels. Deine Aufgabe ist es, die verborgene Figur zu erkennen und sie aus dem Chaos zu befreien.

Wichtiger Punkt: Vorsicht bei verzinktem Metall! Wenn du Metallteile findest, die eine matt-graue, kristalline Oberfläche haben, sind sie wahrscheinlich verzinkt. Beim Erhitzen oder Schweißen von Zink entstehen giftige Dämpfe (Metalldampffieber). Wenn du solche Teile verwenden musst, schleife die Zinkschicht im Arbeitsbereich großzügig und vollständig ab – und das nur im Freien und mit einer FFP3-Atemschutzmaske!

- Erzeugt eine unglaublich stabile Verbindung.
- Verhindert, dass sich Teile beim finalen Schweißen verziehen.
- Ermöglicht es dir, die Gesamtkomposition zu prüfen und zu korrigieren.
Das Geheimnis? Kurze, feste Heftpunkte. Bevor du eine lange Schweißnaht ziehst, fixiere deine Bauteile mit kleinen Schweißpunkten an strategischen Stellen. So bleibt alles genau dort, wo es hingehört.

Deine besten Jagdgründe für Material sind oft abseits der ausgetretenen Pfade. Halte die Augen offen bei:
- Bauernhöfen, die modernisieren (alte Eggen, Pflüge, Ketten)
- Containerdiensten und Recyclinghöfen (frage vorher freundlich an!)
- Werkstattauflösungen und lokalen Kleinanzeigen
- Flohmärkten in ländlichen Regionen

Denk über das reine Metall hinaus. Die Kombination verschiedener Materialien erzeugt Spannung und Faszination. Wie wäre es mit einem Vogel aus alten Sägeblättern, dessen Augen aus eingeschmolzenem, farbigem Flaschenglas bestehen? Oder ein abstraktes Gebilde aus rostigen Zahnrädern, das auf einem wuchtigen, verwitterten Holzbalken thront? Der Kontrast zwischen kaltem Metall und warmem Holz oder leuchtendem Glas zieht die Blicke magisch an.

Muss ich den ganzen Rost vorher entfernen?
Nein, aber du solltest die Stellen, an denen du schweißen willst, gründlich reinigen. Eine Drahtbürste auf dem Winkelschleifer ist hier dein bester Freund. Entferne losen Rost, Schmutz, Öl und alte Farbreste. Eine saubere Oberfläche sorgt für eine stärkere, haltbarere Schweißnaht und deutlich weniger Spritzer und Rauch. Der Rest der Oberfläche kann seine rostige Patina gerne behalten.

Winkelschleifer: Der Alleskönner zum Trennen, Schleifen und Entrosten. Ein Modell von Bosch Professional oder Metabo ist eine Investition fürs Leben.
Plasmaschneider: Die Luxus-Variante für saubere, schnelle und präzise Schnitte, auch bei dickerem Material oder für geschwungene Formen. Erfordert aber einen Kompressor.
Für den Anfang ist ein guter Winkelschleifer mit verschiedenen Scheiben (Trenn-, Schrupp-, Fächerscheibe) absolut ausreichend und vielseitiger.

Ein Kubikdezimeter Stahl wiegt etwa 7,85 Kilogramm.
Das bedeutet, selbst eine kleine, filigran wirkende Skulptur hat ein beachtliches Gewicht. Bedenke das bei der Planung des Fundaments. Eine schwere Figur, die nur auf einem dünnen Stab im Rasen steckt, wird beim ersten Sturm umkippen. Plane eine solide Basis aus Beton oder eine breite, schwere Bodenplatte aus Metall mit ein, um deinem Kunstwerk einen sicheren Stand für Jahre zu geben.

Einer der häufigsten Anfängerfehler ist der Versuch, sehr dünnes Blech (unter 2 mm) zu schweißen. Die Hitze des Lichtbogens ist oft zu stark und statt einer Naht brennt man nur Löcher ins Material. Konzentriere dich am Anfang auf massive Teile: alte Werkzeugköpfe, dicke Schrauben, Teile von Landmaschinen. Sie sind fehlerverzeihender, speichern die Hitze besser und geben dir ein gutes Gefühl für das Schmelzbad.

Deine Kunst lebt nicht nur von der Form, sondern auch vom Spiel mit Licht und Schatten. Positioniere dein Werk so, dass die tiefstehende Morgen- oder Abendsonne dramatische Schatten wirft und die Silhouette betont. Eine Skulptur, die tagsüber schon interessant ist, kann in der Dämmerung zu einem magischen, fast lebendigen Wesen werden, dessen Charakter sich mit dem Sonnenstand verändert.

- Sie wirken aus der Ferne klar und verständlich.
- Sie heben sich deutlich vom Hintergrund (z. B. einer Hecke) ab.
- Sie sind auch bei diffusem Licht oder im Winter noch ausdrucksstark.
Der Trick? Denke in Silhouetten. Bevor du Details hinzufügst, stelle sicher, dass die Grundform deiner Kreatur oder deines Objekts stark und wiedererkennbar ist. Halte dein Werkstück gegen den Himmel – wenn du jetzt schon siehst, was es werden soll, bist du auf dem richtigen Weg.

Der Moment, in dem du den Schweißhelm abnimmst und das noch glühende, fertige Stück betrachtest, ist unbezahlbar. Es ist mehr als nur ein Objekt; es ist das Ergebnis von Schweiß, Lärm und Konzentration. Du hast etwas geschaffen, das Stürmen trotzen und Jahrzehnte überdauern wird. Dieses Gefühl von Beständigkeit und die Erschaffung von etwas Greifbarem mit den eigenen Händen ist der wahre Lohn dieser Arbeit.

Cortenstahl: Dieser wetterfeste Baustahl ist die Profi-Variante von Edelrost. Er bildet unter der sichtbaren Rostschicht eine besonders dichte Sperrschicht aus, die das darunterliegende Material vor weiterer Korrosion schützt. Er ist teurer als normaler Baustahl, aber ideal für Objekte, die eine kontrollierte, gleichmäßige und extrem langlebige Rostpatina haben sollen, ohne an Substanz zu verlieren.

Die Suche nach der perfekten Form ist eine Kunst für sich. Manchmal findest du ein Teil, das sofort eine Idee zündet. Oft aber ist es ein Puzzle.
- Sortiere deinen Schrott nach Form: runde Teile, lange Stäbe, flache Platten.
- Lege verschiedene Elemente auf dem Werkstattboden aus und arrangiere sie neu.
- Mache Fotos von vielversprechenden Kombinationen, um sie später zu bewerten.
Lass den Teilen Zeit, zu dir zu sprechen. Die besten Ideen entstehen selten auf Knopfdruck.

„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“ – Pablo Picasso
Und manchmal erzeugt sie ihn auch erst! Das Hantieren mit dem Winkelschleifer, das Knistern des Schweißgeräts – diese Arbeit ist eine kraftvolle, fast meditative Abkehr vom digitalen Alltag. Es erdet dich und verbindet dich mit der rohen Energie der Elemente Feuer und Eisen.
Achte auf das Unsichtbare: Deine Skulptur muss nicht nur gut aussehen, sondern auch sicher sein. Schleife nach dem Schweißen alle scharfen Kanten und Grate sorgfältig ab, besonders wenn die Kunst in einem Garten steht, in dem Kinder spielen oder Haustiere unterwegs sind. Ein glatter, sauberer Abschluss zeugt nicht nur von Professionalität, sondern auch von Verantwortung.




