Mehr als nur ’ne rote Nase: So schminkst du einen Clown wie ein Profi
Schon mal drüber nachgedacht, was einen Clown wirklich ausmacht? Ganz ehrlich, es ist so viel mehr als nur ein bisschen Farbe im Gesicht. Eine Clown-Maske kann eine ganze Geschichte erzählen – von schallendem Gelächter bis zu stiller Melancholie. Viele glauben, das sei total einfach: Weiß drauf, roter Mund, fertig ist der Lack. Aber wie bei jedem guten Handwerk liegt die Magie im Detail.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was du wirklich brauchst: Deine Einkaufsliste
- 2 Die Grundlage: Wasserfarbe oder Fettfarbe?
- 3 Schritt für Schritt zum perfekten Clown-Gesicht
- 4 Kleines Schmink-SOS: Wenn mal was danebengeht
- 5 Charakter-Sache: Der Elegante, der Tollpatsch und der Melancholiker
- 6 Noch ein paar letzte Profi-Tipps
- 7 Bildergalerie
Ein richtig gut gemachtes Clown-Gesicht hält die ganze Nacht, drückt eine klare Emotion aus und – ganz wichtig – ruiniert dir nicht die Haut. Und genau das zeige ich dir heute. Wir klatschen nicht einfach nur Farbe drauf, wir erschaffen einen Charakter. Vergiss also die billigen Karnevals-Sets aus dem Supermarkt für 5 Euro. Heute machen wir das richtig.
Was du wirklich brauchst: Deine Einkaufsliste
Bevor wir loslegen, lass uns mal über das Werkzeug reden. Gutes Material ist die halbe Miete, wirklich. Du musst nicht gleich ein Vermögen ausgeben, aber ein paar gezielte Investitionen machen einen RIESEN Unterschied. Plane für ein gutes Starter-Set so zwischen 40 € und 80 € ein.

Hier ist eine kleine Checkliste für den Anfang:
- Hautschutzcreme (Barrier Cream): Absolutes Muss! Das ist wie eine Grundierung für deine Haut. Marken wie Grimas (Underbase) oder Kryolan sind hier die erste Wahl. Eine kleine Tube reicht ewig.
- Fettschminke: Für den klassischen, haltbaren Look ist das die beste Wahl. Ein Tiegel „Clown Weiß“, ein kleines Rot und Schwarz reichen für den Start. Kryolan Supracolor oder Grimas Crème Make-up sind da Goldstandard.
- Transparentpuder (Fixierpuder): Ohne den geht bei Fettschminke gar nichts. Nimm einen losen, transparenten Puder. Den gibt’s auch von den genannten Marken.
- Werkzeuge: Du brauchst nicht viel. Ein paar Make-up-Schwämmchen (am besten keilförmig), eine große Puderquaste und 2-3 Synthetikpinsel (ein flacher zum Ausmalen, ein ganz feiner für Linien).
- Optional: Ein kleiner Spatel zum hygienischen Entnehmen der Schminke. Ein alter Löffelstiel tut’s am Anfang aber auch.
Woher bekommst du das Zeug? Schau mal in Online-Shops für Theaterbedarf oder in gut sortierten Kostüm- und Bastelläden. Da wirst du fündig.

Die Grundlage: Wasserfarbe oder Fettfarbe?
Okay, die ewige Frage: Womit schminke ich mich denn nun? Beides hat seine Berechtigung, aber für unterschiedliche Zwecke. Es ist ein bisschen wie die Wahl zwischen einem schnellen Bleistift und einem Ölfarbenset.
Wasserschminke (Aqua Colors) kennst du vielleicht vom Kinderschminken. Man aktiviert sie mit Wasser, wie einen Tuschkasten. Das fühlt sich leicht an, trocknet schnell und ist super für feine Linien. Der Haken? Es ist absolut nicht schweiß- oder wischfest. Für eine heiße Karnevalsparty oder einen langen Auftritt ist das also eher nichts. Nach zwei Stunden tanzen siehst du aus wie ein verlaufenes Aquarell. Abschminken geht dafür kinderleicht mit Wasser und Seife.
Fettschminke (Greasepaint) ist das, was die Profis benutzen. Die ist extrem haltbar, deckt perfekt und lässt sich wunderbar verblenden. Damit bekommst du dieses makellose, porzellanartige Clown-Weiß hin. Der Nachteil: Es fühlt sich etwas schwerer an und MUSS mit Puder fixiert werden. Sonst hast du überall Abdrücke. Das Abschminken braucht auch etwas mehr Zuwendung, aber dazu später mehr.

Mein Tipp: Für den echten, haltbaren Clown-Look greif zur Fettschminke. Du wirst den Unterschied lieben.
Schritt für Schritt zum perfekten Clown-Gesicht
So, jetzt geht’s ans Eingemachte! Nimm dir Zeit, das ist kein Wettrennen. Plane als Anfänger ruhig mal 1,5 bis 2 Stunden ein. Such dir einen gut beleuchteten Platz vor einem Spiegel. Bist du bereit?
Schritt 1: Die Grundierung – Schutz für deine Haut
Bevor die Farbe kommt, kommt der Schutz. Das ist keine Empfehlung, das ist eine Regel! Reinige dein Gesicht gründlich. Wichtig: Keine fettige Tagescreme drunter, sonst „schwimmt“ die Schminke weg. Nimm jetzt eine erbsengroße Menge deiner Hautschutzcreme und verteile sie dünn im ganzen Gesicht. Kurz einziehen lassen. Die Haut fühlt sich dann ganz leicht klebrig an – perfekt!
Schritt 2: Das Weiß – Deine Leinwand
Das Clown-Weiß ist die Basis. Ein fleckiger Grund ruiniert alles. Nimm mit einem sauberen Spatel etwas weiße Fettschminke aus dem Tiegel und erwärme sie kurz auf deinem Handrücken. Jetzt kommt der Trick: Nimm ein Make-up-Schwämmchen, feuchte es GANZ LEICHT an (einmal unter den Hahn, fest ausdrücken, bis nichts mehr tropft) und tupfe die Farbe auf dein Gesicht. Nicht wischen, tupfen! So wird der Auftrag schön gleichmäßig. Spare die Bereiche um Augen und Mund erstmal großzügig aus.

Schritt 3: Die Formen – Mund und Augen
Bevor du mit Farbe loslegst, zeichne die Konturen für Mund und Augen ganz leicht mit einem weichen Kajalstift oder einem dünnen Pinsel vor. Das gibt Sicherheit. Willst du einen fröhlichen Mund? Zieh die Mundwinkel nach oben. Für die Augen sind Rauten oder Kreise Klassiker. Achte auf Symmetrie – das ist der Schlüssel!
Schritt 4: Farbe, Farbe, Farbe!
Jetzt wird’s bunt! Fülle die vorgezeichneten Flächen mit Rot oder einer anderen Farbe deiner Wahl. Ein flacher Pinsel ist dafür ideal. Für die feinen, schwarzen Umrandungen nimmst du einen Eyeliner-Pinsel. Kleiner Tipp von den Profis: Stütz deinen Ellenbogen auf dem Tisch ab, während du die Linien ziehst. Das gibt dir eine super ruhige Hand.
Schritt 5: Abpudern – Das große Finale
Das ist der wichtigste Schritt, wirklich. Ohne ihn ist dein Meisterwerk nach 15 Minuten verschmiert. Glaub mir, mir ist mal ein Clown buchstäblich im Scheinwerferlicht davongeschmolzen, weil ich es eilig hatte… eine Lektion, die man nur einmal lernt.

Nimm deine Puderquaste und lade sie mit reichlich Transparentpuder auf. Drücke den Puder nun fest auf die geschminkten Stellen. Nicht reiben, richtig reindrücken! Dein Gesicht sieht jetzt aus wie frisch bemehlt, das ist genau richtig. Lass den Puder 5-10 Minuten einwirken. Danach nimmst du einen großen, sauberen Pinsel und fegst den Überschuss sanft ab. Das Ergebnis? Eine matte, wischfeste Oberfläche. Teste es: fahr mal vorsichtig mit dem Finger drüber. Nichts färbt ab!
Kleines Schmink-SOS: Wenn mal was danebengeht
Keine Panik! Auch Profis verwackeln mal. Du musst nicht gleich alles abwaschen. Der Retter in der Not ist ein Wattestäbchen (Q-Tip) und ein ölhaltiger Make-up-Entferner. Tauche das Stäbchen ganz leicht ein und korrigiere den kleinen Fehler präzise. Danach die Stelle neu schminken und vorsichtig mit Puder fixieren.
Charakter-Sache: Der Elegante, der Tollpatsch und der Melancholiker
Es gibt nicht nur DEN einen Clown. Traditionell unterscheidet man verschiedene Typen, die ganz unterschiedliche Stimmungen erzeugen.

- Der elegante Weißclown: Er ist oft der schlaue, etwas hochnäsige Typ. Sein Make-up ist super präzise: ein makelloser Weißgrund, feine, hohe Augenbrauen und ein kleiner, sauber definierter Mund. Alles sehr minimalistisch und edel.
- Der tollpatschige Auguste: Das ist der Clown, den die meisten von uns im Kopf haben. Seine Basis ist oft hautfarben oder rosa, mit riesigen weißen Flächen um Augen und Mund. Der Mund ist übertrieben breit, die rote Nase ist sein Markenzeichen. Er ist das pure, liebenswerte Chaos.
- Der melancholische Tramp: Dieser Typ ist oft ein trauriger Charakter. Sein Make-up wirkt „realistischer“ mit einem gemalten Bartschatten (den tupft man super mit einem Stoppelschwamm auf) und nach unten gezogenen Mundwinkeln. Er erzeugt eher Mitgefühl als lautes Lachen.
Überleg dir vorher, welche Geschichte dein Clown erzählen soll. Das hilft dir ungemein beim Design.
Noch ein paar letzte Profi-Tipps
Ach ja, ein paar Dinge, die oft gefragt werden:
Was ist mit meinem Bart? Wenn du einen Bart hast, versuche, ihn so gut es geht in das Design einzubauen. Du kannst die Schminke vorsichtig bis zum Bartansatz auftragen. Oder du nutzt den Bart bewusst als Teil des Charakters, zum Beispiel beim Tramp-Clown. Ihn komplett zu überschminken, ist meistens keine gute Idee – das wird krümelig und sieht komisch aus.

Die rote Nase: Eine aufgemalte Nase ist super. Wenn du eine Schaumstoffnase verwenden willst, achte darauf, dass die Haut darunter komplett frei von Schminke und Fett ist. Am besten reinigst du die Nasenspitze mit einem Hauch Alkohol auf einem Wattepad. Dann hält der spezielle Hautkleber (z.B. Mastix) bombenfest. Wichtig: Zum Entfernen brauchst du auch den passenden Mastix-Entferner, sonst ziepst es gewaltig!
Das richtige Abschminken: Rubbeln ist tabu! Bei Fettschminke brauchst du Öl. Massiere Babyöl oder einen speziellen Make-up-Entferner auf Ölbasis in die Haut ein. Die Schminke löst sich dann auf und du kannst sie mit einem Kosmetiktuch abnehmen. Danach das Gesicht normal mit Waschgel und Wasser reinigen. Deine Haut wird es dir danken.
So, und jetzt bist du dran! Ein Clown-Gesicht zu schminken ist eine unglaublich kreative und lustige Sache. Es ist eine Einladung zum Spielen. Hab keine Angst, experimentiere und hab vor allem Spaß dabei. Mach die Welt ein bisschen bunter!

Bildergalerie


Auguste, Weißclown oder Pierrot?
Die Frage ist nicht nur eine Stilfrage, sie definiert den Charakter. Der Auguste ist der tollpatschige, chaotische Clown mit übertriebenen, oft fleischfarbenen oder rötlichen Tönen um Augen und Mund. Der elegante Weißclown hingegen ist die Autoritätsfigur, seriös und anmutig, mit einer perfekten, makellosen weißen Basis und feinen, symmetrischen Linien. Der Pierrot ist seine melancholische, romantische Variante. Entscheide dich vor dem ersten Pinselstrich, welche Geschichte dein Gesicht erzählen soll.

Wusstest du schon? Das charakteristische weiße Gesicht des Clowns wurde maßgeblich von Joseph Grimaldi im frühen 19. Jahrhundert populär gemacht. Er war der erste, der aufwendige, farbenfrohe Designs anstelle einfacher weißer Puderung verwendete.

Der häufigste Fehler: Eine fleckige Grundierung. Nichts zerstört die Illusion eines professionellen Clown-Gesichts so sehr wie ein ungleichmäßiges Weiß. Der Trick liegt in der Technik: Trage das Clown-Weiß von Kryolan oder Grimas mit einem leicht angefeuchteten Schwämmchen in tupfenden, nicht wischenden Bewegungen auf. Arbeite dich von der Gesichtsmitte nach außen vor und baue die Deckkraft in dünnen Schichten auf. Geduld hier zahlt sich am Ende doppelt aus!

Wenn die Basis steht, beginnt der eigentliche Spaß: die Details, die deinen Charakter zum Leben erwecken. Moderne Clowns, wie in den Haute-Couture-Looks von Maison Margiela zu sehen, spielen längst nicht mehr nur mit Farbe, sondern auch mit Texturen.
- Glitzer & Pigmente: Ein Hauch von kosmetischem Glitzer (z.B. von MAC oder NYX) auf den Wangenknochen oder Lidern fängt das Licht ein und verleiht eine magische Note.
- Strasssteine: Selbstklebende Schmucksteinchen, um Tränen oder Akzente an den Augenbrauen zu simulieren, sorgen für einen echten Wow-Effekt.

Der Mund ist das emotionale Zentrum deines Clown-Gesichts. Ein übertrieben breites, nach oben gezogenes Grinsen wirkt fröhlich und ausgelassen. Ein kleiner, runder Mund kann naiv oder überrascht aussehen, während eine gerade Linie oder leicht nach unten gezogene Mundwinkel sofort eine melancholische, poetische Stimmung erzeugen. Spiele mit Asymmetrie, um einen verschmitzten oder frechen Charakterzug zu unterstreichen. Die Form des Mundes entscheidet, ob dein Clown lacht oder weint, noch bevor du eine Miene verziehst.

Fettschminke: Der Klassiker für extreme Haltbarkeit und Farbbrillanz, ideal für lange Auftritte und schweißtreibende Situationen. Benötigt aber unbedingt Fixierpuder, um nicht zu verschmieren.
Wasserschminke (Aquacolor): Fühlt sich leichter auf der Haut an und lässt sich einfacher mit Wasser und Seife entfernen. Marken wie Eulenspiegel sind hier sehr beliebt. Perfekt für feine Linien oder kürzere Events, aber weniger wischfest als die fixierte Fett-Variante.

- Lösen: Beginne mit einem speziellen Abschminköl oder einer reichhaltigen Creme (z.B. Kryolan Abschminke), um die Fettschminke sanft aufzubrechen.
- Abnehmen: Nutze ein weiches Tuch oder Wattepads, um die gelöste Farbe vorsichtig abzuwischen, ohne zu reiben.
- Reinigen: Wasche dein Gesicht anschließend mit einem milden Reinigungsschaum, um alle Rückstände zu entfernen.
Das Geheimnis? Eine beruhigende Feuchtigkeitscreme danach hilft der Haut, sich über Nacht zu regenerieren.
Laut einer Studie der University of Sheffield empfinden viele Menschen Clown-Make-up als beunruhigend, weil es die wahren Emotionen verbirgt.
Genau hier liegt die Chance für gutes Make-up! Anstatt einer starren, unheimlichen Maske kannst du mit weichen Übergängen, freundlichen Farben und einer ausdrucksstarken Gestaltung eine zugängliche Figur schaffen. Ein gut gemachter Clown zeigt seine Emotion durch das Design, anstatt sie dahinter zu verstecken. So wird aus potenzieller Angst Faszination.




