Duftkerzen selber machen: Der ehrliche Werkstatt-Guide ohne Blödsinn

von Angela Schmidt
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In meiner Werkstatt riecht es eigentlich immer nach irgendwas – mal nach geschmolzenem Wachs, mal nach Kiefernholz oder einem Hauch Lavendel. Ich mache das schon eine ganze Weile und habe unzählige Kerzen gegossen. Und ganz ehrlich: Ich habe dabei gelernt, was eine wirklich gute Kerze ausmacht. Es ist nicht die schicke Verpackung oder ein lautes Werbeversprechen. Es ist das perfekte Zusammenspiel von gutem Material, der richtigen Technik und einer großen Portion Geduld.

Wahrscheinlich bist du hier, weil du von den Kerzen aus dem Laden enttäuscht bist, die entweder Kopfschmerzen machen oder nach fünf Minuten nach gar nichts mehr riechen. Kenn ich nur zu gut. Eine selbstgemachte Kerze ist einfach was anderes. Sie schafft eine Atmosphäre, die man nicht im Supermarkt kaufen kann.

Aber Achtung: Das hier ist keine „in 5 Minuten zur perfekten Kerze“-Anleitung aus dem Internet. Ich zeig dir das ehrliche Handwerk, mit all den kleinen Tücken. Kerzengießen ist einfach zu lernen, aber schwer zu meistern. Wir sprechen über die Grundlagen, die oft übersehen werden: das richtige Wachs, die Wissenschaft hinter dem Docht und warum die Temperatur dein bester Freund oder dein schlimmster Feind sein kann.

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Teil 1: Die Seele der Kerze – Was du wirklich brauchst

Bevor wir auch nur einen Topf auf den Herd stellen, reden wir übers Material. Hier entscheidet sich schon die halbe Miete. Wer am Material spart, ärgert sich später nur. Das ist eine der ersten Lektionen, die man in diesem Handwerk lernt.

Deine Einkaufsliste für den Start (und was der Spaß kostet)

Für den Anfang brauchst du nicht gleich ein ganzes Labor. Aber ein paar Dinge sind unerlässlich. Rechne mal mit einer Erstinvestition von etwa 50€ bis 80€, dafür bekommst du aber Material für etliche Kerzen.

  • Wachs: Für den Anfang ist 1 kg Soja- oder Rapswachs super. Kostet online so zwischen 10€ und 15€ pro Kilo.
  • Dochte: Ein Päckchen mit passenden Dochten (inkl. Metallfüßchen). Meist so um die 5-10€.
  • Duftöl: Ein oder zwei hochwertige Parfümöle (je 50ml). Plane hier mal 8-15€ pro Fläschchen ein. Qualität zahlt sich hier echt aus!
  • Ein Schmelzgefäß: Eine alte Milchkanne aus Edelstahl oder ein spezielles Wachsschmelzgefäß (ca. 15€) ist ideal.
  • Ein digitales Thermometer: Absolut unverzichtbar! Ein einfaches Küchen- oder Zuckerthermometer für rund 10€ reicht völlig.
  • Eine digitale Küchenwaage: Genauigkeit ist alles. Die hast du wahrscheinlich eh schon zu Hause.
  • Dochthalter: Zwei Wäscheklammern oder Essstäbchen tuns am Anfang auch.

Wo kriegt man das Zeug her? Schau dich mal in Online-Shops um, die sich auf Kerzenbedarf spezialisiert haben. Da findest du alles aus einer Hand und die Qualität stimmt meistens auch. Such einfach mal nach „Kerzenzubehör“ oder „Kerzen gießen Shop“.

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Wachs ist nicht gleich Wachs: Ein ehrlicher Vergleich

Jede Wachsart hat ihre ganz eigenen Macken und Stärken. Die Wahl beeinflusst alles: wie die Kerze brennt, wie intensiv sie riecht und wie sie am Ende aussieht.

Paraffinwachs: Der zuverlässige Alleskönner
Paraffin ist quasi der Industriestandard. Ja, es wird aus Erdöl gewonnen, aber hochwertiges, vollraffiniertes Paraffin ist geruchlos und brennt super sauber. Sein allergrößter Vorteil: Es wirft den Duft wie kein anderes Wachs in den Raum. Man spricht hier vom „Scent Throw“. Es ist relativ günstig (oft unter 10€/kg) und verzeiht Anfängerfehler eher. Für Einsteiger oft die beste Wahl, um die Technik zu lernen. Nimm am besten eines mit einem Schmelzpunkt um die 60°C für Kerzen im Glas.

Sojawachs: Die beliebte Natur-Diva
Wird aus Sojabohnenöl gemacht und ist eine nachwachsende Ressource. Es brennt langsamer und kühler als Paraffin. Viele lieben es, aber es ist eine kleine Diva. Es neigt zu „Frosting“, das sind so weiße, kristalline Stellen auf der Oberfläche oder am Glas. Das ist nur ein optisches Problem, stört aber viele. Die Duftabgabe ist oft etwas sanfter. Hier musst du wirklich pingelig mit den Temperaturen sein, um eine glatte Oberfläche zu bekommen. Preislich liegt es meist etwas über Paraffin.

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Bienenwachs: Das flüssige Gold
Das ist der Klassiker, edel und traditionell. Es hat von Natur aus einen feinen Honigduft. Es brennt fantastisch – lange, hell und fast ohne Ruß. Der Haken? Es ist teuer und der Eigengeruch kann andere Düfte überdecken. Ich nutze es am liebsten pur, ohne zugesetzten Duft. Man kann es aber auch super in kleinen Mengen beimischen, um die Brenneigenschaften anderer Wachse zu verbessern.

Rapswachs: Die europäische Alternative
Eine super Alternative zu Soja, weil der Raps hier in Europa wächst. Das bedeutet kürzere Transportwege. Es verhält sich sehr ähnlich wie Sojawachs, ist schön cremig und nimmt Duft gut auf. Aber auch hier gilt: Temperatur, Temperatur, Temperatur! Nur so wird die Oberfläche schön glatt.

Der Docht: Das Herzstück deiner Kerze

Der Docht ist so viel mehr als nur ein Faden. Er ist der Motor der Kerze. Er saugt das flüssige Wachs nach oben zur Flamme, wo es dann als Brennstoff verdampft. Die richtige Wahl ist entscheidend.

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  • Die Größe zählt: Der Docht muss zum Durchmesser des Glases passen. Ein zu kleiner Docht führt zum gefürchteten „Tunneln“ – die Kerze brennt nur in der Mitte runter und lässt einen dicken Rand stehen. Ein zu großer Docht sorgt für eine rußende Riesenflamme, die gefährlich werden kann.
  • Kleiner Tipp aus der Praxis: Die Angaben der Hersteller sind ein guter Startpunkt, aber jedes Wachs und jedes Duftöl verhält sich anders. Als Faustregel für ein typisches Marmeladenglas mit 7-8 cm Durchmesser kannst du mit einem mittelstarken Baumwolldocht (oft als Größe „Stabilo 12“ oder „14“ bezeichnet) anfangen und dich von da aus vorarbeiten. Notizen machen ist hier Gold wert!
  • Holzdochte, übrigens… die knistern so schön gemütlich. Sie sind etwas breiter und brauchen oft keine Zentrierhilfe. Ein Versuch ist es wert, wenn du den Look und das Geräusch magst!

Das richtige Glas: Kann ich einfach Omas Marmeladenglas nehmen?

Kurze Antwort: Ja, aber mit Vorsicht. Nicht jedes Glas ist für die Hitze einer Kerze gemacht. Ein altes, dünnes Weinglas kann dir im schlimmsten Fall zerspringen.

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Citronella Kerze selber machen gegen Mücken und Wespen

Achte darauf, dass das Glas dickwandig und robust ist. Einmachgläser, Whiskey-Tumbler oder spezielle Kerzengläser sind ideal. Sie müssen hitzebeständig sein. Wichtig ist auch, dass sie absolut sauber und trocken sind. Am besten kurz vor Gebrauch mit heißem Wasser ausspülen und gründlich abtrocknen. Und ganz wichtig: Die Gläser sollten Raumtemperatur haben, nicht kalt aus dem Keller kommen.

Duftöle: Der feine Unterschied

Hier gibt es oft Verwirrung. Es gibt ätherische Öle (reine Pflanzenextrakte) und Parfümöle (speziell entwickelte Duftkompositionen). Für den Anfang rate ich dir ganz klar zu Parfümölen, die extra für Kerzen gemacht sind. Warum? Sie sind hitzestabil und so konzipiert, dass sie sich gut mit dem Wachs verbinden und den Duft auch beim Brennen wieder abgeben. Ätherische Öle können in heißem Wachs schnell ihren Duft verlieren oder sich zersetzen.

Gut zu wissen: Der Flammpunkt (Flashpoint). Jedes Öl hat eine Temperatur, bei der sich seine Dämpfe entzünden können. Gib das Duftöl NIEMALS in Wachs, das heißer ist als der angegebene Flammpunkt des Öls. Das ist nicht nur gefährlich, es zerstört auch den Duft. Seriöse Händler geben diesen Wert immer an.

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Teil 2: Ab in die Werkstatt – Die Technik Schritt für Schritt

So, jetzt geht’s ans Eingemachte. Ordnung und Sauberkeit sind das A und O. Decke deine Arbeitsfläche gut ab. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Verschüttetes, heißes Wachs ist eine Lektion, die man nur einmal lernen will.

Vorher ein Handwerker-Tipp: Wie kriegt man das Zeug wieder sauber?

Wachsreste im Topf? Kein Problem. Stell den Topf kurz ins Gefrierfach. Das kalte Wachs zieht sich zusammen und du kannst es oft in einem Stück rausbrechen. Werkzeuge wie Rührer oder Thermometer lassen sich am besten mit Küchenpapier abwischen, solange das Wachs noch warm und flüssig ist. Ein Heißluftföhn ist auch ein Wundermittel, um letzte Reste zu verflüssigen und wegzuwischen.

Schritt 1: Vorbereitung ist alles (ca. 15 Min.)

Leg dir alles bereit, bevor du anfängst. Du willst nicht mit einem Topf voll heißem Wachs nach dem Docht suchen. Was du brauchst: Schmelzgefäß, Kochtopf fürs Wasserbad, Waage, Thermometer, Dochthalter, Rührstäbchen und natürlich deine vorbereiteten Gläser.

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Duftwachs-Tafeln selber machen: Die komplette Anleitung für einen Duft, der wirklich bleibt

Plane für den gesamten Prozess von der Vorbereitung bis zum Gießen etwa 60-90 Minuten ein. Das Warten danach nicht mitgerechnet!

Schritt 2: Abwiegen und Berechnen (ca. 5 Min.)

Hier wird gewogen, nicht geschätzt. Nur so werden deine Ergebnisse wiederholbar.

  1. Stell dein leeres Glas auf die Waage und drück auf „Tara“ (Null).
  2. Füll das Glas mit Wasser bis zur gewünschten Höhe. Das Gewicht in Gramm ist ein guter Anhaltspunkt für die benötigte Wachsmenge. Gib zur Sicherheit 10% dazu, damit du nicht zu wenig hast.
  3. Jetzt das Duftöl. Eine gängige Konzentration liegt zwischen 6% und 10% des Wachsgewichts. Fangen wir mal mit 8% an.

Beispielrechnung: Dein Glas fasst 200 g Wasser. Du brauchst also ca. 200 g fertige Kerze. Duftöl (8%): 200 g * 0,08 = 16 g. Du wiegst also ab: 184 g Wachs (200 g – 16 g) und 16 g Duftöl.

Warum zieht man das Öl ab? Ganz einfach: Die Gesamtmenge sollte stimmen. Wenn du die 16g Öl einfach dazugibst, hast du eine zu hohe Duftkonzentration, was dazu führen kann, dass die Kerze rußt oder das Öl sich nicht richtig bindet.

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Schritt 3: Den Docht platzieren (ca. 5 Min.)

Der Docht muss bombenfest und exakt in der Mitte stehen. Kleb den Metallfuß mit einem Klebepunkt oder einem Tropfen geschmolzenen Wachses am Boden fest. Dann den Docht nach oben durch einen Dochthalter (z.B. zwei Wäscheklammern) spannen und über die Glasöffnung legen.

Schritt 4: Wachs sicher schmelzen (ca. 15 Min.)

Schmelze Wachs immer, wirklich immer, im Wasserbad. Niemals direkt auf der Herdplatte, das ist brandgefährlich! Gib das Wachs ins Schmelzgefäß, stell es in einen Topf mit ein paar Zentimetern Wasser und erhitze es langsam bei mittlerer Hitze. Ab und zu umrühren.

Schritt 5: Die magischen Temperaturen (ca. 15-20 Min.)

Jetzt kommt der wichtigste Teil. Dein Thermometer ist dein bester Freund. Die Werte hier sind ein guter Startpunkt für Sojawachs:

  1. Schmelzen: Erhitze das Sojawachs auf ca. 85 °C. So stellst du sicher, dass alle Kristalle geschmolzen sind, was späteres „Frosting“ reduziert. Dann nimm den Topf vom Herd.
  2. Duftöl hinzufügen: Lass das Wachs auf ca. 75 °C abkühlen. Jetzt kommt das Duftöl rein. Ist das Wachs zu heiß, verpufft der Duft. Ist es zu kalt, verbindet es sich nicht richtig.
  3. Rühren, rühren, rühren: Rühre das Öl jetzt für zwei volle Minuten sanft, aber gründlich unter. Stell dir einen Wecker! Das ist mega wichtig, damit sich Öl und Wachs auf molekularer Ebene verbinden. Wer hier hudelt, bekommt eine Kerze, die kalt super, aber beim Anzünden gar nicht riecht.
  4. Gießen: Lass die Mischung weiter abkühlen. Die perfekte Gießtemperatur für Sojawachs liegt oft bei 55-60 °C. Gießt du zu heiß, kriegst du Risse und Löcher. Gießt du zu kalt, wird die Oberfläche uneben. Gieße langsam und stetig in dein vorbereitetes Glas.
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Kerzen selber machen wie ein Profi: Die ehrliche Anleitung für perfektes Ergebnis

Schritt 6: Geduld ist eine Tugend (24 Stunden + 2 Wochen)

Die Kerze ist gegossen. Stell sie an einen zugfreien Ort bei Raumtemperatur. Bloß nicht in den Kühlschrank stellen, um es zu beschleunigen! Das führt nur zu Rissen. Nach 24 Stunden kannst du den Docht auf ca. 5-10 Millimeter kürzen. Und jetzt kommt der härteste Teil: Warten. Eine Duftkerze muss mindestens eine, besser zwei Wochen „reifen“ (curen). In dieser Zeit verbindet sich das Duftöl vollständig mit dem Wachs. Eine zu früh angezündete Kerze wird dich immer enttäuschen.

Teil 3: Aus Fehlern lernen – Deine Troubleshooting-Ecke

Keine Sorge, am Anfang geht immer was schief. Ich hab anfangs mehr Wachs weggeworfen, als ich zugeben möchte. Hier die häufigsten Probleme und wie du sie löst.

Problem: Risse oder ein Krater in der Mitte.
Ursache: Zu heiß gegossen oder zu schnell abgekühlt.
Lösung: Beim nächsten Mal kühler gießen. Um es zu reparieren, kannst du vorsichtig mit einem Heißluftföhn die Oberfläche glätten oder eine zweite, dünne Schicht Wachs darüber gießen.

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Problem: Die Kerze „tunnelt“ beim Abbrennen.
Ursache: Der Docht ist zu klein für das Glas.
Lösung: Beim nächsten Mal einen größeren Docht nehmen. Wenig bekannter Trick zur Rettung: Wenn es schon passiert ist, zünde die Kerze an und wickle etwas Alufolie um den oberen Rand des Glases, lass aber oben eine Öffnung frei. Die Folie hält die Hitze im Glas und hilft, den Wachsrand mitzuschmelzen. Funktioniert oft erstaunlich gut!

Problem: Starke Rußbildung und flackernde Flamme.
Ursache: Der Docht ist zu groß oder zu lang. Manchmal auch zu viel Duftöl.
Lösung: Kürze den Docht vor JEDEM Anzünden auf ca. 5 mm. Passiert es trotzdem, probier einen kleineren Docht oder reduziere die Duftmenge auf 6-7%.

Problem: „Nasse Flecken“ am Glas.
Ursache: Das sind Stellen, wo sich das Wachs vom Glas gelöst hat. Passiert durch Temperaturschwankungen. Es ist ein rein kosmetisches Problem.
Lösung: Saubere, raumwarme Gläser und langsames Abkühlen helfen. Aber ehrlich gesagt: Manchmal passiert es einfach. Sieh es als Zeichen des Handgemachten.

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Teil 4: Sicherheit – Der Teil, der nicht verhandelbar ist

Wer mit Feuer und heißen Flüssigkeiten hantiert, trägt Verantwortung. Bitte nimm diese Punkte ernst.

Für dich zu Hause

  • Lass schmelzendes Wachs niemals aus den Augen.
  • Halte Wasser fern von heißem Wachs. Ein Spritzer kann zu gefährlichen Fettspritzern führen.
  • Ein Feuerlöscher (Brandklasse F) oder eine Löschdecke in der Nähe ist immer eine gute Idee.

Wenn du überlegst, deine Kerzen zu verkaufen…

Sobald du eine Kerze verschenkst oder verkaufst, wird es offiziell. In der EU gibt es dafür die sogenannte CLP-Verordnung. Die besagt grob, dass Produkte mit potenziell gefährlichen Chemikalien (dazu zählen viele Duftstoffe) korrekt gekennzeichnet werden müssen. Für Duftkerzen bedeutet das oft ein Warnetikett mit Piktogrammen und eine Liste der allergenen Duftstoffe. Das Thema ist komplex, aber keine Panik! Wenn du nur für dich selbst gießt, musst du dir darüber keinen Kopf machen. Wenn es ernster wird, informiere dich bei deinem Rohstoffhändler, der dir die nötigen Sicherheitsdatenblätter geben kann.

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Ein letztes Wort aus der Werkstatt

Du hast jetzt das Rüstzeug, um eine richtig gute Duftkerze herzustellen. Aber sei nicht frustriert, wenn es nicht sofort perfekt wird. Meine erste Kerze sah auch aus wie ein Unfall.

Führe ein Notizbuch. Ernsthaft. Schreib alles auf: welches Wachs, welcher Docht, welche Temperaturen. Nur so lernst du dazu und kannst deine Erfolge wiederholen. Tausch dich mit anderen aus, hab Respekt vor dem Material und dem Feuer. Dann wirst du bald nicht nur eine Kerze herstellen, sondern ein Stück echte Handwerkskunst und Behaglichkeit. Und das ist ein Gefühl, das man in keinem Laden der Welt kaufen kann.

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Kerzenwachs entfernen: So können Sie Wachs von jeder Oberfläche loswerden!

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Wussten Sie schon? Der Geruchssinn ist der einzige unserer fünf Sinne, der direkt mit dem Hippocampus und der Amygdala verbunden ist – den Bereichen des Gehirns, die für Gedächtnis und Emotionen zuständig sind.

Genau das macht den Duft einer Kerze so kraftvoll. Er ist nicht nur ein Aroma, sondern ein direkter Draht zu Erinnerungen. Ein Hauch von Zimt und Orange kann uns sofort in die Weihnachtsstimmung unserer Kindheit versetzen, während der Duft von Meersalz und Salbei uns an den letzten Sommerurlaub erinnert.

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Meine Kerze hat eine rissige oder unebene Oberfläche. Was habe ich falsch gemacht?

Keine Sorge, das ist ein Klassiker. Meistens liegt es an der Temperatur. Wenn das Wachs zu schnell abkühlt, zieht es sich ungleichmäßig zusammen. Versuchen Sie, die Kerze an einem zugfreien, warmen Ort aushärten zu lassen. Ein weiterer Trick: Wärmen Sie die Gläser vor dem Gießen leicht mit einem Fön an. Manchmal hilft auch ein zweites, sehr dünnes Nachgießen auf die erstarrte Oberfläche, um sie zu glätten.

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Der Docht ist das Herz, nicht nur die Seele. Ein zu dicker Docht führt zu einer riesigen, rußenden Flamme und die Kerze brennt viel zu schnell ab. Ein zu dünner Docht hingegen schafft nur einen winzigen Schmelzsee – die Kerze „tunnelt“ und ein Großteil des teuren Wachses bleibt am Rand kleben. Testen Sie immer den empfohlenen Docht für Ihren Glasdurchmesser und Ihr Wachs. Marken wie Wedo oder Stabilo bieten hierfür verlässliche Tabellen an.

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  • Ein sattes, goldenes Leuchten
  • Ein dezenter, warmer Honigduft
  • Eine längere, sauberere Brenndauer

Das Geheimnis? Ein Löffel Bienenwachs. Fügen Sie Ihrem Soja- oder Rapswachs eine kleine Menge (ca. 5-10%) Bienenwachspastillen hinzu. Das stabilisiert nicht nur das Wachs und verbessert die Brenneigenschaften, sondern verleiht Ihrer Kerze auch eine wunderschöne Farbe und ein zartes, natürliches Aroma, das wunderbar mit würzigen oder holzigen Düften harmoniert.

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Die Versuchung ist groß, ätherische Öle aus dem Drogeriemarkt zu verwenden. Doch Vorsicht: Viele sind nicht für die Verbrennung in Kerzen konzipiert. Ihre flüchtigen Bestandteile können bei zu hoher Temperatur einfach „verpuffen“ oder im schlimmsten Fall sogar unangenehm riechen. Investieren Sie lieber in spezielle Parfümöle für die Kerzenherstellung oder 100% reine ätherische Öle von renommierten Herstellern wie Primavera, die für die Aromatherapie gedacht sind.

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Holzdocht: Knistert heimelig wie ein kleines Kaminfeuer und erzeugt eine breite, flache Flamme. Erfordert oft etwas mehr Aufmerksamkeit, um sauber zu brennen.

Baumwolldocht: Der zuverlässige Klassiker. Bietet eine stabile, runde Flamme und ist in unzähligen Größen für jeden Behälterdurchmesser erhältlich.

Für Einsteiger ist der Baumwolldocht fehlerverzeihender, aber das Erlebnis eines Holzdochtes ist unvergleichlich.

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Die „Aushärtezeit“ ist kein Mythos. Frisch gegossene Kerzen brauchen Zeit, damit sich die Duftmoleküle vollständig mit der Wachsstruktur verbinden können. Zünden Sie Ihre Kerze nicht sofort an!

  • Sojawachs: Mindestens 7-14 Tage ruhen lassen.
  • Rapswachs: Oft reichen schon 5-7 Tage.

Geduld zahlt sich hier in Form eines intensiven, raumfüllenden Dufterlebnisses aus. Notieren Sie das Gießdatum auf dem Kerzenboden.

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„Frosting“ – diese kristallinen, weißen Flecken, die manchmal auf Sojakerzen erscheinen – ist kein Fehler, sondern ein Echtheitszertifikat.

Es ist eine natürliche Eigenschaft von 100%igem Sojawachs und beeinträchtigt das Brennverhalten oder den Duft in keiner Weise. Anstatt sich darüber zu ärgern, sehen Sie es als Zeichen für die Reinheit Ihres Materials. Es unterstreicht den handgemachten, rustikalen Charakter Ihrer Kreation.

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Denken Sie über das Glas hinaus! Suchen Sie auf Flohmärkten oder in Second-Hand-Läden nach einzigartigen Behältern, die eine Geschichte erzählen:

  • Alte Teetassen aus Porzellan für einen Hauch Vintage-Charme.
  • Kleine Steingut- oder Keramikbecher, die Wärme wunderbar speichern.
  • Ausgediente Bonbongläser aus dickem Glas mit Deckel.
  • Robuste Emaille-Tassen für einen rustikalen Look.
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Heißer Tipp zum Reinigen: Wachsreste im Schmelzgefäß sind unvermeidlich. Stellen Sie den Topf nicht in die Spülmaschine! Füllen Sie ihn stattdessen mit kochendem Wasser. Das leichtere Wachs schmilzt, steigt an die Oberfläche und erstarrt dort zu einer Scheibe, die Sie nach dem Abkühlen einfach herausnehmen können. Die letzten Reste lassen sich dann mit einem Papiertuch und etwas Reinigungsalkohol entfernen.

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Wie viel Duftöl ist optimal?

Die goldene Regel liegt zwischen 6% und 10% des Wachsgewichts. Für eine 200g Kerze bedeutet das 12g bis 20g Duftöl. Weniger, und der Duft ist zu schwach. Mehr, und das Öl kann sich vom Wachs trennen und an der Oberfläche „schwitzen“ oder sogar das Brennverhalten negativ beeinflussen. Beginnen Sie mit 8% und passen Sie die Menge nach Ihrem ersten Test an.

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Schaffen Sie eine Duft-Signatur, indem Sie Öle mischen. Statt nur Lavendel zu verwenden, probieren Sie eine komplexere Mischung.

  • Entspannend: 3 Teile Lavendel, 2 Teile Bergamotte, 1 Teil Kamille.
  • Belebend: 4 Teile Zitrone, 2 Teile Rosmarin, 1 Teil Pfefferminze.
  • Warm & Holzig: 3 Teile Sandelholz, 2 Teile Zeder, 1 Teil Vanille.

Notieren Sie Ihre Rezepte, um Ihre Lieblingsmischung immer wieder herstellen zu können.

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Laut einer Studie der GfK nutzen über 25% der Deutschen regelmäßig Duftkerzen, um eine angenehme Atmosphäre in ihrem Zuhause zu schaffen.

Dieser Trend zum „Cocooning“ und zur Schaffung eines persönlichen Wohlfühlortes hat die Nachfrage nach hochwertigen, individuellen Düften enorm gesteigert. Mit Ihren selbstgemachten Kerzen liegen Sie also voll im Zeitgeist – und kreieren etwas, das es so nirgends zu kaufen gibt.

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Achtung, Brandgefahr: Das Dekorieren von Kerzenoberflächen mit getrockneten Kräutern, Blüten oder gar Kaffeebohnen sieht wunderschön aus, birgt aber Risiken. Diese Materialien können sich entzünden. Platzieren Sie Dekorationen immer nur ganz am Rand, weit weg vom Docht, sodass sie im geschmolzenen Wachs versinken, anstatt mit der Flamme in Kontakt zu kommen. Weniger ist hier definitiv mehr Sicherheit.

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Das erste Anzünden ist das Wichtigste im Leben einer Kerze. Lassen Sie sie so lange brennen, bis die gesamte Oberfläche flüssig ist – das kann je nach Größe 2-4 Stunden dauern. So entsteht ein „Memory-Pool“, der verhindert, dass die Kerze bei den nächsten Malen nur in der Mitte abbrennt und einen Tunnel bildet. Dieser eine, lange erste Brand entscheidet über die gesamte Lebensdauer Ihrer Kerze.

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Warum riecht meine Kerze kalt fantastisch, aber beim Brennen kaum?

Dieses Phänomen nennt man „Scent Throw“ (Duftabgabe). Ein schwacher „Hot Throw“ hat meist zwei Gründe: Entweder wurde das Duftöl bei zu hoher Temperatur ins Wachs gegeben (über 85°C), wodurch die feinen Kopfnoten verdampfen, oder die Aushärtezeit war zu kurz. Geben Sie dem Duft Zeit, sich mit dem Wachs zu verbinden, und achten Sie penibel auf Ihr Thermometer.

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  • Verwenden Sie Stempel mit Ihrem Initial oder einem kleinen Symbol.
  • Binden Sie ein Stück Packpapier mit Juteschnur um das Glas.
  • Gestalten Sie minimalistische Etiketten aus Kraftpapier mit Duftname und Gießdatum.
  • Ein kleiner Anhänger mit einer getrockneten Blüte oder einem Gewürz.

Ein schönes Etikett verwandelt Ihre handwerkliche Kerze in ein durchdachtes, persönliches Geschenk.

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Der Zauber liegt oft in der Einfachheit. Konzentrieren Sie sich am Anfang auf reine, klare Düfte, anstatt zu komplexe Mischungen zu wagen. Ein reines Zirbenkiefer-Aroma, ein authentischer Rosmarin oder eine kräftige Kaffeebohne können einen Raum auf eine Weise verändern, die ein überladenes Duftbouquet niemals schafft. Meistern Sie zuerst die einzelnen Noten, bevor Sie zum Komponisten werden.

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Der perfekte Moment zum Gießen: Gießen Sie das Wachs nicht, wenn es kochend heiß ist. Das führt zu Lufteinschlüssen und Rissen. Die ideale Gießtemperatur für die meisten Naturwachse wie Soja oder Raps liegt zwischen 60°C und 75°C. Bei dieser Temperatur ist das Wachs flüssig genug, um glatt zu fließen, aber kühl genug, um langsam und gleichmäßig zu erstarren. Ihr digitales Thermometer ist hier Ihr wichtigstes Werkzeug.

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Für anspruchsvolle Nasen, die Düfte jenseits von Standard-Vanille suchen, lohnt sich ein Blick auf spezialisierte Anbieter. Marken wie „Candle Shack“ aus Großbritannien oder „Nature’s Garden“ aus den USA sind in der DIY-Szene für ihre komplexen, tiefen und oft von Luxusparfums inspirierten Duftöle bekannt. Die Investition in ein solches Öl kann den Unterschied zwischen einer netten und einer unvergesslichen Kerze ausmachen.

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Ihr Kerzenglas ist zu schade zum Wegwerfen. Sobald nur noch ein Zentimeter Wachs übrig ist, stellen Sie das Glas für einige Stunden in den Gefrierschrank. Das restliche Wachs zieht sich durch die Kälte zusammen und lässt sich danach meist in einem Stück herauslösen. Nach einer gründlichen Reinigung mit heißem Wasser und Seife haben Sie einen neuen Stiftehalter, eine kleine Vase oder ein Gefäß für Ihr nächstes Kerzenprojekt.

Eine Kerze ist mehr als nur Wachs und Docht; sie ist ein Ritual.

Nehmen Sie sich Zeit für das Anzünden. Schneiden Sie den Docht kurz, verwenden Sie ein langes Streichholz. Beobachten Sie, wie sich der Wachspool langsam ausbreitet und der Duft sich entfaltet. In einer hektischen Welt ist dieser kleine, bewusste Akt ein Moment der Ruhe und des Innehaltens – ein Luxus, den Sie sich selbst geschaffen haben.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.