Die Werkstatt-Anleitung: Vom Zündholz zum beeindruckenden Modell
Für die meisten ist eine Schachtel Streichhölzer nur das, was sie ist: ein Weg, um Feuer zu machen. Aber wenn ich in meiner Werkstatt so eine Schachtel in die Hand nehme, sehe ich was ganz anderes. Ich sehe hunderte perfekt geformter, kleiner Holzstäbchen. Ich sehe einen fantastischen Baustoff.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die Werkstatt-Challenge: Bist du bereit?
- 0.2 Die Grundlage: Dein Material und Werkzeug
- 0.3 Grundtechniken: Vom Stäbchen zur stabilen Wand
- 0.4 Projekt für den Einstieg: Das klassische Streichholzhaus
- 0.5 Was danach kommt: Fortgeschrittene Techniken
- 0.6 Hilfe, es klappt nicht! – Probleme und Lösungen
- 0.7 Ein letztes Wort aus der Werkstatt
- 1 Bildergalerie
Klar, dieser Baustoff verlangt Geduld, eine ruhige Hand und ein bisschen Köpfchen. Aber was man damit erschaffen kann, ist wirklich beeindruckend. Und das hier ist kein Kinderkram, ganz ehrlich. Das ist eine ernsthafte Form des Modellbaus, die Präzision und ein gutes Gefühl für Material und Statik braucht.
Nach Jahrzehnten an der Hobelbank kann ich dir sagen: Jedes Holz hat seinen eigenen Charakter. Ein Streichholz, meist aus leichtem Pappel- oder Espenholz, ist da keine Ausnahme. Es hat eine Faserrichtung, es bricht auf eine ganz bestimmte Weise und es saugt Leim unterschiedlich auf. Wer das kapiert, baut weit mehr als nur wackelige Hütten.
Die Werkstatt-Challenge: Bist du bereit?
Bevor wir aber richtig loslegen, eine kleine Aufgabe für dich. Ich habe das oft meinen Lehrlingen gegeben, um zu sehen, wer ein Händchen dafür hat. Nimm dir eine Handvoll Streichhölzer und etwas Holzleim. Deine Mission: Baue einen perfekten Würfel, der exakte 90-Grad-Winkel hat und auch ein bisschen Druck aushält. Daran siehst du sofort, ob du sauber und vorausschauend arbeiten kannst. Geschafft? Super, dann bist du bereit für mehr.

Die Grundlage: Dein Material und Werkzeug
Bevor auch nur ein einziges Hölzchen geleimt wird, reden wir über die Ausrüstung. Gutes Werkzeug ist die halbe Miete, das gilt für die große Tischkreissäge genauso wie für das kleine Bastelmesser. Ohne das richtige Zeug wird’s schnell frustrierend und unsauber.
Das richtige Streichholz – Ja, es gibt Unterschiede!
Streichholz ist nicht gleich Streichholz. Diese langen Kaminhölzer sind oft ungleichmäßig und zu weich. Greif am besten zu ganz normalen Sicherheitsstreichhölzern. Die sind in der Regel ziemlich einheitlich. Mein Tipp: Kauf direkt mehrere Packungen von derselben Marke. So stellst du sicher, dass Länge und Dicke konstant bleiben. Ein halber Millimeter Unterschied kann bei einem größeren Modell schon echt fies aussehen.
Und das Wichtigste zuerst: Der Zündkopf muss ab. Das ist keine Frage der Optik, sondern der puren Sicherheit und sauberen Verarbeitung. Niemals, wirklich NIEMALS, die Köpfe abbrechen oder abkratzen! Die Gefahr, dass da was zündet, ist real. Ich hab’s mal erlebt, dass einem übereifrigen Burschen eine ganze Schachtel hochgegangen ist. Ist zum Glück nichts passiert, aber der Schreck saß tief.

So entfernst du die Zündköpfe sicher und sauber:
- Füll eine kleine Schüssel mit lauwarmem Wasser.
- Kipp die Streichhölzer rein und lass sie für etwa 10-15 Minuten einweichen.
- Danach kannst du die aufgeweichten Köpfe ganz einfach mit dem Finger abreiben.
- Breite die nassen Hölzer auf einem alten Handtuch oder Küchenpapier aus.
- Jetzt heißt es warten. Sie müssen komplett durchtrocknen, was je nach Luftfeuchtigkeit gut und gerne einen ganzen Tag dauern kann. Ungeduld rächt sich hier mit verzogenem Holz und schlecht haltendem Leim.
Ach ja, und die Schachteln mit den noch scharfen Zündköpfen? Die lagerst du am besten in einer Blechdose, weit weg von deinem Arbeitsplatz. Sicher ist sicher.
Dein Werkzeugkasten für den Start
Hier ist eine kleine, aber feine Einkaufsliste. Du musst nicht die Welt ausgeben, aber bei ein paar Dingen lohnt es sich, nicht das Billigste zu nehmen. Rechne mal mit insgesamt 25-40 € für eine solide Grundausstattung.
- Schneidematte: Eine selbstheilende Matte im A4- oder A3-Format schont deine Tischplatte und die Klinge. Die gibt’s für 10-15 € im Bastelladen oder online.
- Scharfes Skalpell: Bitte, tu dir selbst einen Gefallen und wirf diese billigen Cutter mit Abbrechklingen weg. Investiere in ein ordentliches Skalpell mit auswechselbaren Klingen (ca. 10 €). Eine scharfe Klinge schneidet, eine stumpfe quetscht nur.
- Kleines Stahllineal: Bietet eine stabile Kante für dein Messer. Ein Lineal aus Plastik hat nach drei Schnitten schon Macken. Kostet im Baumarkt vielleicht 5 €.
- Feine Pinzette: Unverzichtbar, um kleine Teile zu platzieren, ohne alles mit deinen Fingern und Leim vollzuschmieren.
- Der richtige Leim: Das ist eine kleine Wissenschaft für sich.
- Normaler Holzleim (Weißleim): Der Klassiker. Günstig (ca. 5 € die Flasche), trocknet transparent und die Verbindung ist bombenfest. Braucht aber Geduld beim Trocknen. Perfekt für den Anfang.
- Express-Holzleim: Mein persönlicher Favorit. Zieht in 5-10 Minuten an, was die Arbeit ungemein beschleunigt. Kostet nur ein, zwei Euro mehr.
- Sekundenkleber: Achtung! Nur für absolute Notfälle. Er füllt keine Lücken und die Klebestelle wird spröde und bricht leicht. Für tragende Teile ungeeignet.
- Feines Schleifpapier: Eine 240er Körnung oder feiner ist ideal, um kleine Unebenheiten zu glätten. Ein Bogen kostet fast nichts.
- Kleiner Winkel: Ein Geodreieck aus der Schulzeit reicht für den Anfang völlig aus, um 90-Grad-Winkel zu prüfen.
- Kleiner Profi-Tipp: Leg ein Stück Backpapier unter. Daran klebt der Holzleim nicht fest, und du kannst dein Bauteil nach dem Trocknen einfach abheben.
- Leg zwei Streichhölzer parallel zueinander hin. Der Abstand sollte einen Tick kürzer sein als die Länge eines ganzen Hölzchens. Das sind deine Träger.
- Jetzt kommt der Leim. Gib einen winzigen, dünnen Streifen Leim auf beide Träger. Wie trägt man den am besten auf? Nimm einen Zahnstocher! Ein Klecks Leim auf ein Stück Pappe, und von da mit dem Zahnstocher hauchdünn auftragen. Weniger ist hier definitiv mehr.
- Leg nun die Querhölzer dicht an dicht auf die Leimlinien. Mit der Pinzette kannst du sie perfekt ausrichten.
- Wenn die Platte fertig ist, kannst du oben noch mal zwei Träger quer draufleimen. Das ergibt eine super stabile Sandwich-Konstruktion.
- Und jetzt: Geduld. Lass die Platte komplett trocknen, am besten über Nacht. Wenn du sie mit einem Buch beschwerst, bleibt sie schön flach.
- Schritt 1: Planung & Wände bauen
Mach dir eine kleine Skizze. Sagen wir, die Grundfläche ist 10×8 Hölzer, die Wände 6 Hölzer hoch. Baue die vier Wandplatten nach der Methode oben. Für die Giebelseiten baust du erst ein Rechteck und schneidest nach dem Trocknen das Giebeldreieck vorsichtig heraus. - Schritt 2: Der Zusammenbau
Jetzt wird’s spannend. Stell zwei Wände im rechten Winkel zueinander. Gib Leim auf die Kante der einen Wand und füge sie an die Innenseite der anderen. Und hier kommt der Trick für Stabilität: Klebe von innen ein einzelnes Streichholz senkrecht in die Ecke. Das wirkt wie ein Eckpfosten im echten Hausbau und macht die Konstruktion bombenfest. Wiederhole das für alle vier Ecken und lass den Kasten gut trocknen. - Schritt 3: Das Dach – Denk wie ein Zimmermann!
Ein Dach ist mehr als nur zwei schräge Platten. Es braucht einen Dachstuhl. Für unser kleines Haus reichen drei Sparren-Paare. Nimm jeweils zwei Hölzer, schneide sie oben passend auf Gehrung und klebe sie an der Spitze zusammen. Die drei entstandenen „A“-Formen verteilst du gleichmäßig auf dem Haus. Verbinde die Spitzen mit einem durchgehenden Holz (dem Firstbalken). Auf diese stabile Unterkonstruktion klebst du dann die Dachflächen, die du vorher als Platten vorbereitet hast. - Problem: Mein Modell verzieht sich beim Trocknen.
Lösung: Zu viel Leim oder das Holz war nicht 100% trocken. Nimm weniger Leim und beschwere flache Teile beim Trocknen mit einem Buch. - Problem: Die Verbindungen sind total wackelig.
Lösung: Der Leim braucht Zeit und Anpressdruck. Verstärke wichtige Ecken von innen mit zusätzlichen Hölzchen, so wie beim Hausprojekt beschrieben. - Problem: Meine Schnitte sehen aus wie von einem Biber angenagt.
Lösung: Ein glasklarer Fall: Deine Klinge ist stumpf. Wechsle sie sofort aus. Eine Packung Ersatzklingen kostet ein paar Euro und erspart dir so viel Ärger. - Sie schaffen eine perfekt glatte Oberfläche.
- Die Leimfugen verschwinden optisch.
- Ihr Modell wirkt wie aus einem Guss.
- Zu viel Leim: Ein winziger Tropfen genügt. Überschüssiger Leim quillt heraus, verhindert saubere Anschlüsse und stört beim Lackieren. Nutzen Sie die Spitze einer Nadel, um den Leim präzise aufzutragen.
- Ungeduld beim Trocknen: Auch wenn der Leim schnell anzieht, braucht die Verbindung Zeit, um ihre volle Stärke zu entwickeln. Warten Sie, bevor Sie das nächste Teil anfügen, sonst verschiebt sich die gesamte Konstruktion.
- Kein rechter Winkel: Ein kleiner Anschlagwinkel aus dem Baumarkt ist eine unschätzbare Hilfe, um Wände und Ecken wirklich im 90-Grad-Winkel zu verleimen. Augenmaß trügt!
- Kleben Sie zwei Hartholzleisten exakt im gewünschten Abstand parallel auf ein Brettchen.
- Legen Sie das Streichholz hinein und führen Sie die Klinge Ihres Messers an den Leisten entlang.
- Fachwerkhäuser: Die sichtbare Struktur aus dunklen Balken und hellen Füllungen lässt sich perfekt nachbilden. Beizen Sie einfach einen Teil der Hölzer vor dem Verbauen dunkel.
- Brücken: Die Gitter- und Trägerkonstruktionen von Eisenbahnbrücken sind wie gemacht für den Bau mit Streichhölzern und demonstrieren eindrucksvoll die Prinzipien der Statik.
- Mühlen: Ob Wind- oder Wassermühle, die Kombination aus solidem Baukörper und filigraner Mechanik ist eine lohnende Herausforderung.
Grundtechniken: Vom Stäbchen zur stabilen Wand
Der Bau mit Streichhölzern ist eigentlich ganz logisch. Wir fügen Linien (die Hölzer) zu Flächen (Wände) zusammen und diese Flächen dann zu Körpern (Häuser). Die Stabilität des Ganzen hängt davon ab, wie sauber du bei diesen Grundschritten arbeitest.

So baust du stabile Platten
Die Basis für fast alles sind flache, stabile Platten. Und so geht’s:
Diese Platten sind deine Bausteine. Für eine Wand aus z. B. 10 Hölzern Breite und 6 Hölzern Höhe brauchst du also: 2 Hölzer als untere Träger und 10 Hölzer für die „Beplankung“. Später kommen dann noch mal 2 Träger obendrauf.

Saubere Schnitte und bombenfeste Verbindungen
Selten passt ein Holz in seiner vollen Länge. Präzises Schneiden ist also entscheidend. Leg das Stahllineal an, drück die Skalpellklinge fest auf und ziehe sie zwei-, dreimal mit sanftem Druck durch. Nicht versuchen, es mit Gewalt in einem Zug zu schaffen! So splittert nichts und die Kante wird sauber.
Übrigens, wenn Leim an einer Naht herausquillt – und das wird passieren – lass ihn einfach antrocknen. Den getrockneten Leimtropfen kannst du später ganz einfach mit dem Skalpell sauber wegschneiden. Wegwischen verschmiert nur alles.
Projekt für den Einstieg: Das klassische Streichholzhaus
So, genug Theorie, packen wir’s an! Für ein einfaches, aber stabiles Haus wie dieses solltest du als Anfänger etwa 5-7 Stunden einplanen. Du wirst ungefähr 300-400 vorbereitete Hölzer brauchen, also plane mal mit 8-10 handelsüblichen Schachteln.
Klar, das ist aufwendiger als Hölzchen einfach zu stapeln. Aber das Ergebnis ist ein richtiges Modell, das was aushält.

Was danach kommt: Fortgeschrittene Techniken
Wenn du die Grundlagen draufhast, geht der Spaß erst richtig los. Du kannst mit runden Formen experimentieren, indem du Hölzer in heißem Wasser einweichst, sie um ein Glas biegst und trocknen lässt. So entstehen Türme und Bögen. Oder du baust Brücken und lernst dabei die Macht des Dreiecks kennen – die stabilste geometrische Form überhaupt. Die Prinzipien dahinter sind dieselben, die Ingenieure seit jeher für echte Brücken und Fachwerkhäuser nutzen.
Hilfe, es klappt nicht! – Probleme und Lösungen
Keine Sorge, jeder fängt mal an. Hier sind die häufigsten Pannen und wie du sie vermeidest:

Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Vergiss nie: Du arbeitest mit scharfen Messern. Schneide immer vom Körper weg. Sorge für gute Belüftung, gerade wenn du mal mit Farben oder anderen Klebern hantierst. Der Bau mit Streichhölzern ist eine fast meditative Tätigkeit. Sie zwingt dich zur Ruhe und Konzentration. Jeder Handgriff zählt, jede Ungenauigkeit siehst du am Ende.
Fang klein an. Bau den Würfel, dann das Haus. Du wirst spüren, wie dein Gefühl für das Material wächst und deine Hände geschickter werden. Das ist der Weg jedes Handwerkers. Ob du nun eine Kathedrale aus Streichhölzern baust oder einen Stuhl aus Eichenholz – die Prinzipien von Sorgfalt, Planung und Respekt vor dem Material sind immer die gleichen.
Bildergalerie


Die Leim-Frage: Geduld oder Tempo?
Ponal Express Holzleim: Der Klassiker für fast alle Verbindungen. Er trocknet transparent, bleibt leicht flexibel und gibt Ihnen Zeit für Korrekturen. Ideal für den Aufbau von Wänden oder größeren Flächen.
UHU hart oder Sekundenkleber (Cyanacrylat): Die Wahl für filigrane Details. Wenn ein kleines Teil sofort halten muss, ist dieser Kleber unschlagbar. Aber Vorsicht: Er verzeiht keine Fehler und kann das poröse Holz spröde machen.
Der Profi nutzt beide – je nach Aufgabe.


Der amerikanische Künstler Patrick Acton verbaute für sein Modell der Zauberschule Hogwarts über 600.000 Streichhölzer.
Das zeigt, wohin die Reise gehen kann. Solche Großprojekte werden nicht einfach aus der Hand gebaut. Acton nutzt detaillierte Baupläne und formgebende Lehren, um ganze Sektionen vorzufertigen, die dann zum finalen Modell zusammengesetzt werden. Ein Denken in Baugruppen ist der Schlüssel zum Erfolg.


Wie bekomme ich Rundungen hin? Streichhölzer sind doch steif!
Das Geheimnis ist Wasserdampf. Halten Sie ein Hölzchen (ohne Kopf!) für einige Sekunden über den Dampf eines Wasserkochers. Das Holz wird weich und biegsam. Formen Sie es vorsichtig um ein rundes Objekt passenden Durchmessers (z.B. ein Metallrohr oder einen dicken Stift) und fixieren Sie es mit Klebeband, bis es vollständig getrocknet ist. So entstehen perfekte Bögen für Fenster, Tore oder geschwungene Dächer.


Eine scharfe Klinge ist nicht nur ein Werkzeug, sie ist eine Garantie für saubere Arbeit. Investieren Sie in ein hochwertiges Skalpell, etwa von Swann-Morton, mit auswechselbaren Klingen (Typ 10A ist ein guter Allrounder). Ein stumpfes Messer quetscht die Holzfasern, anstatt sie zu schneiden, was zu unsauberen Kanten und schlechten Leimfugen führt. Wechseln Sie die Klinge, sobald Sie mehr Druck ausüben müssen!


Das Geheimnis? Eine Mischung aus Schleifstaub und Holzleim. Fangen Sie den feinen Staub auf, der beim Schleifen entsteht. Mischen Sie ihn mit etwas Ponal zu einer Spachtelmasse und füllen Sie damit winzige Lücken. Nach dem Trocknen ist die Reparatur fast unsichtbar.


Die unsichtbare Gefahr: Beim Entfernen der Zündköpfe, selbst mit der sichersten Methode, entsteht feiner Staub, der Schwefel und andere Chemikalien enthält. Sorgen Sie immer für eine gute Belüftung Ihrer Werkstatt. Ein gekipptes Fenster reicht oft schon aus. Sicher ist sicher.




Denken Sie über das reine Streichholz hinaus! Die wahre Meisterschaft zeigt sich in der Kombination von Materialien. Dünne Pappe (aus einer Müslipackung) eignet sich hervorragend für Fensterrahmen oder Türfüllungen. Ein Stückchen klarer Kunststoff aus einer Verpackung wird zur Fensterscheibe. Und für das Fundament eines Hauses ist ein Stück Balsaholz oft stabiler und einfacher zu formen.


Wussten Sie schon? Das typische Streichholz besteht aus Pappel- oder Espenholz. Dieses Holz ist sehr weich und hat eine geringe Dichte.
Das macht es zwar leicht zu schneiden, aber es bedeutet auch, dass es sehr saugfähig ist. Beim Lackieren oder Beizen sollten Sie daher immer erst eine Grundierung auftragen (sogenannter „Sanding Sealer“ oder stark verdünnter Holzleim), sonst wird das Ergebnis fleckig.


Die Kunst der Wiederholung: Schablonen und Lehren
Wenn Sie zehn identische Fensterrahmen oder Dachsparren benötigen, ist das freihändige Schneiden der sichere Weg in den Wahnsinn. Bauen Sie sich eine einfache Schneidlehre (im Englischen „Jig“ genannt):
So wird jedes Teil auf den Zehntelmillimeter genau gleich lang.


Der unverzichtbare Helfer für präzise Schnitte ist eine selbstheilende Schneidematte. Marken wie Olfa oder Dahle bieten hier Profi-Qualität. Sie schont nicht nur Ihre Tischplatte, sondern vor allem auch Ihre Klingen. Die weiche Oberfläche lässt die Klinge leicht einsinken, ohne sie abzustumpfen, und schließt sich danach wieder. Das aufgedruckte Raster ist zudem eine perfekte Hilfe für schnelle Messungen und rechtwinklige Ausrichtungen.


Sollte man die Modelle am Ende behandeln?
Unbedingt! Unbehandeltes Pappelholz zieht Staub und Feuchtigkeit an und vergilbt mit der Zeit. Ein matter Klarlack aus der Sprühdose (z.B. von Tamiya oder Revell für den Modellbau) ist die beste Wahl. Er versiegelt die Oberfläche, ohne den Holzcharakter mit einem unnatürlichen Glanz zu überdecken. Tragen Sie ihn in mehreren hauchdünnen Schichten auf, um Läufer zu vermeiden.

Verleihen Sie Ihren Modellen Textur! Für ein realistisches Ziegeldach können Sie die Streichhölzer leicht versetzt übereinander kleben, ähnlich wie echte Dachziegel. Für eine rustikale Blockhauswand kerben Sie die Enden der Hölzer leicht ein, damit sie sich wie echte Baumstämme überlappen. Diese kleinen Details machen aus einem einfachen Kasten ein glaubwürdiges Miniaturgebäude.


„Die wahre Freude liegt nicht im Besitz, sondern im Erschaffen.“ – Zitat aus der Welt des Handwerks


Die ruhige Hand: Wenn Sie feine Teile platzieren müssen, zittern die Hände oft am meisten. Der Trick der Uhrmacher hilft: Atmen Sie tief ein, positionieren Sie das Teil grob und atmen Sie dann langsam aus. Genau in dem Moment des Ausatmens, wenn der Körper am ruhigsten ist, setzen Sie das Bauteil an seine endgültige Position. Mit etwas Übung wird das zur zweiten Natur.




Der letzte Schliff: Wenn der Leim getrocknet und das Modell fertig ist, ist die Arbeit noch nicht ganz getan. Nehmen Sie eine feine Pinzette und einen weichen Pinsel. Zupfen Sie damit vorsichtig letzte Leimfäden ab und entfernen Sie Staub und feine Holzspäne aus allen Ecken. Erst dann kommt Ihr Meisterwerk wirklich zur Geltung.


Manchmal braucht man nur ein halbes Hölzchen – aber der Länge nach! Das Spalten ist eine Kunst für sich. Legen Sie das Streichholz auf Ihre Schneidematte, setzen Sie die Skalpellklinge genau mittig an der Stirnseite an und klopfen Sie mit einem kleinen Hämmerchen (oder dem Griff eines Schraubendrehers) sanft auf den Klingenrücken. Mit etwas Feingefühl spaltet sich das Holz sauber in zwei Hälften.


Stabilität von innen: Ein hohles Modell, besonders bei größeren Bauten wie Schiffen oder Häusern, ist anfällig für Verformungen. Planen Sie von Anfang an eine unsichtbare Innenstruktur ein. Einfache Querverstrebungen oder ein Gitterwerk aus Streichhölzern im Inneren des Rumpfes oder der Wände verleihen dem gesamten Modell eine enorme Stabilität, ohne von außen sichtbar zu sein.


Die Tradition, Modelle aus kleinen Holzstücken zu bauen, lässt sich bis zur „marqueterie de paille“ (Strohmarketerie) zurückverfolgen, die besonders bei kriegsgefangenen Seeleuten während der Napoleonischen Kriege populär war.
Aus Mangel an Material nutzten sie alles, was verfügbar war – eben auch Holzabfälle, Knochen oder Stroh, um detailreiche Kunstwerke zu schaffen.


Der richtige Druck: Beim Verleimen von Flächen, wie etwa einem Dach oder einer Wand aus vielen Hölzern, ist gleichmäßiger Anpressdruck entscheidend. Legen Sie Ihr Werkstück zwischen zwei glatte Bretter (belegt mit Backpapier, damit nichts festklebt) und beschweren Sie das Ganze mit ein paar dicken Büchern. So wird die Fläche garantiert eben und die Verbindungen bombenfest.


Was ist der beste Untergrund für den Zusammenbau?
Eine absolut plane Fläche ist unerlässlich. Eine dicke Glasplatte ist ideal, da sie garantiert nicht verzogen ist und sich Leimtropfen leicht mit einer Klinge entfernen lassen. Eine günstige Alternative ist eine beschichtete Spanplatte aus dem Baumarkt-Zuschnitt. Arbeiten Sie niemals auf einer unebenen Holzplatte – Ihr Modell würde die Verwerfungen unweigerlich übernehmen.


Irgendwann passiert es: Ein Teil bricht ab. Keine Panik! Reparieren ist oft einfacher als man denkt. Entfernen Sie vorsichtig den alten, getrockneten Leim von den Bruchflächen mit einem scharfen Skalpell. Tragen Sie einen winzigen Tropfen frischen Leim auf und fügen Sie das Teil wieder an. Bei einer stark beanspruchten Stelle können Sie die Verbindung von einer unsichtbaren Seite mit einem winzigen Stückchen eines anderen Streichholzes schienen.


Schleifen im Mini-Format: Wie schleift man die Kante eines 2mm breiten Hölzchens? Vergessen Sie Schleifklötze. Kleben Sie einen Streifen feines Schleifpapier (Körnung 240 oder feiner) mit doppelseitigem Klebeband auf eine plane Unterlage, zum Beispiel ein Stück Glas. Nun können Sie das winzige Bauteil präzise über das Schleifpapier führen und erhalten eine perfekt glatte und rechtwinklige Kante.
Es ist mehr als nur ein Hobby. Das stundenlange, konzentrierte Arbeiten an einem Modell, das langsame Wachsen eines komplexen Gebildes aus hunderten von Einzelteilen, hat eine fast meditative Wirkung. Der Lärm der Welt tritt in den Hintergrund, der Fokus liegt nur auf dem nächsten Schnitt, der nächsten Klebestelle. Es ist eine Übung in Geduld und Achtsamkeit – mit einem beeindruckenden Kunstwerk als Belohnung.




