Shibori-Färben für Einsteiger: Dein ehrlicher Guide aus der Werkstatt

von Adele Voß
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Kennst du diesen Geruch? So eine Mischung aus erdig, ein bisschen wie Heu und irgendwie… tief? Das ist der Duft von natürlichem Indigo. In meiner Werkstatt ist dieser Geruch zu Hause, und ehrlich gesagt, ich liebe ihn. Seit Jahrzehnten arbeite ich nun mit Stoffen und Farben, und eine Technik hat mich nie losgelassen: Shibori.

Viele werfen das ja in einen Topf mit Batik, aber das kratzt nur an der Oberfläche. Shibori ist eine traditionelle Kunstform, die viel mehr Fingerspitzengefühl und Respekt vor dem Material verlangt. Es geht nicht einfach nur darum, wilde Muster zu machen. Nein, es geht darum, dem Stoff durch Falten, Binden und Pressen eine Seele zu geben, eine Geschichte zu erzählen. Hier gibt’s kein Firlefanz, sondern ehrliche, praxiserprobte Tipps. So, wie es in einer echten Werkstatt eben zugeht.

1. Was beim Färben wirklich passiert (und warum das wichtig ist)

Bevor du auch nur einen Knoten machst, lass uns kurz über die Chemie reden. Klingt langweilig, ist aber das A und O, versprochen! Ohne dieses Wissen stocherst du im Dunkeln. Besonders bei Indigo ist die Chemie der eigentliche Star.

Shibori Technik DIY Ideen - toll
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Die Magie in der blauen Brühe

Stell dir vor, die Indigopigmente sind winzige Körnchen, die sich partout nicht in Wasser auflösen wollen. Um sie in die Stofffaser zu bekommen, müssen wir sie überlisten. Das machen wir mit einem chemischen Trick, der Reduktion. Wir entziehen dem Indigo den Sauerstoff. Früher übernahmen das Bakterien in Gärungsküpen, heute helfen uns Mittel wie Dithionit oder umweltfreundlichere Varianten wie Fructose.

Das Ergebnis? Eine seltsam gelb-grüne Flüssigkeit. Das ist die sogenannte Leuko-Form des Indigos. Nur in diesem Zustand kann der Farbstoff in die Baumwollfaser eindringen.

Und jetzt kommt der magische Moment: Du hebst den Stoff aus dieser Brühe, und an der Luft passiert das genaue Gegenteil. Sauerstoff trifft auf den Farbstoff, und dieser oxidiert. Du kannst live zusehen, wie dein Stoff von Gelbgrün zu diesem unglaublichen, tiefen Blau wechselt. Das ist jedes Mal wieder ein Gänsehautmoment! Dieses Wissen ist entscheidend, denn es erklärt, warum du den Stoff ganz sanft aus der Küpe heben musst. Ziehst du Luftblasen hinein, oxidiert die ganze Küpe und ist im schlimmsten Fall ruiniert.

Shibori Technik - DIY Ideen
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Der richtige Stoff ist die halbe Miete

Shibori liebt Naturfasern. Baumwolle, Leinen, Hanf oder Viskose sind Zellulosefasern und saugen die Farbe förmlich auf. Seide und Wolle gehen auch super, sind aber etwas zickiger, was den hohen pH-Wert der Küpe angeht. Für den Anfang ist ein einfacher Baumwollstoff, nicht zu dick, die beste Wahl. Den bekommst du oft schon für 8€ bis 15€ pro Meter in Stoffläden oder online als Meterware. Achte auf „unbehandelt“ oder „zum Färben geeignet“.

Achtung! Wasche den Stoff vor dem Färben IMMER bei mindestens 60 Grad, aber ohne Weichspüler. Damit entfernst du die sogenannte Schlichte, eine Art Schutzschicht aus der Produktion, die eine gleichmäßige Färbung verhindern würde. Das ist kein optionaler Schritt, sondern Pflicht!

2. Die Grundtechniken: Vom Falten, Wickeln und Pressen

Shibori ist eigentlich nur der Überbegriff für unzählige Techniken. Ich zeige dir hier vier Klassiker, mit denen du schon eine riesige Bandbreite an Mustern zaubern kannst. Die goldene Regel bei allen lautet: Je genauer und fester du arbeitest, desto schärfer und schöner wird das Muster.

Shibori Technik - mehrere Schritte - tolle Ideen

Itajime Shibori – Geometrie mit Holzbrettchen

Hier wird der Stoff gefaltet und zwischen zwei Formen gepresst. Wo das Holz sitzt, kommt keine Farbe hin. Das Ergebnis sind klare, geometrische Muster.

So geht’s:
1. Falte den Stoff wie eine Ziehharmonika in gleichmäßige Längsfalten.
2. Diesen Streifen faltest du dann wieder wie eine Ziehharmonika, bis du ein handliches Quadrat oder Rechteck hast.
3. Lege das Stoffpaket zwischen zwei Holzbrettchen. Unbehandeltes Restholz aus dem Baumarkt tut’s auch. Eine gute Größe für den Anfang sind 10×10 cm bei einer Dicke von ca. 1,5 cm.
4. Jetzt kommt der wichtigste Teil: Presse die Brettchen mit zwei stabilen Schraubzwingen bombenfest zusammen. Und ich meine wirklich FEST. Wenn du hier schlampst, werden die Kanten unscharf und das Muster verläuft.
5. Tauche das ganze Paket für 3-5 Minuten in die Küpe. Dann vorsichtig rausheben und an der Luft oxidieren lassen. Für ein sattes Blau wiederholst du das Ganze 2-3 Mal.

Aufwendige Technik für die Shibori Technik

Arashi Shibori – Der „Sturm“ auf dem Rohr

Arashi bedeutet Sturm, und die Muster erinnern an peitschenden Regen. Der Stoff wird hier schräg um ein Rohr gewickelt.

So geht’s:
1. Besorg dir ein stabiles PVC-Rohr aus dem Baumarkt. Für einen Schal ist ein Rohr mit ca. 10 cm Durchmesser und 50-60 cm Länge ideal.
2. Wickle den Stoff schräg und schön straff um das Rohr.
3. Jetzt wickelst du eine feste Schnur (z.B. Paketschnur) von oben nach unten um den Stoff. Mit jeder Wicklung schiebst du den Stoff ein wenig zusammen.
4. Ist alles umwickelt, stauchst du den Stoff auf dem Rohr noch mal kräftig zusammen.
5. Das ganze Gebilde wird dann gefärbt, was eine entsprechend große Wanne erfordert.

Kumo Shibori – Die Spinnennetz-Technik

Kumo heißt Spinne, und genau solche feinen, netzartigen Muster entstehen hier. Das ist was für Geduldige!

So geht’s:
1. Zupfe kleine Partien des Stoffes zu einer Spitze.
2. Um diese Spitze wickelst du einen Faden, ganz eng und gleichmäßig, von der Spitze nach unten.
3. Das wiederholst du an so vielen Stellen, wie du magst. Ja, das dauert, aber das Ergebnis ist die Mühe wert!

Shibori Technik Färben Waschen DIY
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Nui Shibori – Die Kunst des Nähens

Hier wird das Muster genäht. Das ist die aufwendigste, aber auch die vielseitigste Technik, weil du jede Form zeichnen kannst.

So geht’s:
1. Zeichne dein Wunschmuster mit einem auswaschbaren Stift auf den Stoff.
2. Nähe mit einem doppelten, starken Faden die Linien nach (ein einfacher Heftstich reicht).
3. Ziehe am Ende die Fäden fest zusammen, sodass sich der Stoff stark kräuselt, und verknote die Enden sicher.
4. Nach dem Färben schneidest du die Fäden vorsichtig mit einem Nahttrenner oder einer kleinen, scharfen Schere auf. Bloß keine Hektik, sonst hast du ein Loch im Stoff!

Übrigens, kleiner Wegweiser für den Anfang: Itajime ist super für Einsteiger, weil es schnell geht und tolle geometrische Ergebnisse liefert. Arashi ist mittelschwer und erzeugt organischere Linien. Kumo und Nui erfordern die meiste Zeit und Geduld, belohnen aber mit einzigartigen, feinen Details.

3. Einrichten deiner kleinen Färberei

Gute Vorbereitung verhindert die größte Sauerei. Du brauchst keine Profi-Werkstatt, aber ein Ort, der schmutzig werden darf, ist Gold wert. Garage, Balkon oder Garten sind perfekt.

Shibori Technik - schöne DIY Ideen

Deine Einkaufsliste für den Start:

  • Stoff: 1-2 Meter unbehandelter Baumwollstoff, vorgewaschen.
  • Färbekübel: Ein 20-Liter-Plastikeimer aus dem Baumarkt ist ideal. Nimm bloß nichts aus Metall!
  • Indigo-Set: Für den Anfang ist ein Komplettset am einfachsten. Da ist alles drin: synthetisches Indigo, Reduktionsmittel und pH-Regulator. Die gibt es in spezialisierten Online-Shops für Färberbedarf oder in gut sortierten Künstlerbedarfs-Läden. Rechne mal mit 30€ bis 50€ dafür.
  • Schutzausrüstung: Lange Gummihandschuhe, Schutzbrille, alte Klamotten. Hier gibt es keine Diskussionen!
  • Werkzeuge: Stabile Schnur, Holzbrettchen, Schraubzwingen, Schere – was du halt für deine Technik brauchst.
  • Zwei extra Eimer: Einer mit klarem Wasser zum Spülen, der andere mit einem Essig-Wasser-Gemisch (ca. 1 Teil Essig auf 10 Teile Wasser), um die Farbe zu fixieren.

Was kostet der Spaß und wie lange dauert’s?

Sei realistisch: Mit dem Indigo-Set, Stoff und ein paar Kleinteilen landest du bei etwa 50€ bis 70€ für dein erstes Projekt. Und plane Zeit ein! Nimm dir am besten ein ganzes Wochenende. Das Ansetzen der Küpe dauert gut eine Stunde, das Vorbereiten des Stoffes je nach Technik auch mal zwei, drei Stunden. Das Färben selbst ist schnell, aber das Spülen und Waschen danach braucht auch seine Zeit.

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Kein ganzes Wochenende Zeit? Kein Problem! Starte doch mit einem kleinen Projekt. Ein Paar weiße Baumwollsocken oder ein altes T-Shirt sind perfekt für einen schnellen Erfolg. Einfach mit ein paar Gummibändern abbinden (Kumo-Stil) und färben. Das dauert vielleicht eine Stunde und macht sofort Lust auf mehr.

4. Häufige Pannen und wie du sie vermeidest

Auch in meiner Werkstatt geht mal was schief. Wichtig ist, zu wissen, woran es lag. Hier die Top 3 der Anfängerfehler:

  • Problem: Fleckige, unsaubere Färbung.
    Die Ursache: Meistens wurde der Stoff nicht richtig vorgewaschen. Oder die Küpe war nicht gut durchgerührt. Oder sie ist einfach erschöpft.
    Die Lösung: Stoff immer heiß waschen! Die Küpe vor dem Färben ganz sanft umrühren (wie eine Suppe, ohne Schaum zu schlagen). Wenn sie müde wirkt, nach Anleitung des Herstellers auffrischen.
  • Problem: Blasse, verschwommene Muster.
    Die Ursache: Die Abbindungen waren zu locker oder die Tauchzeit zu kurz.
    Die Lösung: Fester binden, fester pressen! Und für ein tiefes Blau den Stoff lieber mehrmals kurz tauchen statt einmal lange. Meine Faustregel: Für ein sattes Dunkelblau tauche ich 3-4 Mal für je 5 Minuten und lasse es dazwischen immer 20 Minuten an der Luft oxidieren. So bauen sich die Farbschichten langsam auf.
  • Problem: Eklige gelb-grüne Flecken nach dem Trocknen.
    Die Ursache: Da wurde nicht gründlich genug gespült. Die unoxidierte Farbe ist auf dem Stoff getrocknet.
    Die Lösung: Nach dem letzten Oxidieren den Stoff so lange in klarem Wasser spülen, bis das Wasser wirklich sauber bleibt. Das anschließende Essigbad hilft, die letzten Reste zu neutralisieren.

Kleiner Profi-Tipp: Eine einmal angesetzte Indigo-Küpe kannst du wochenlang verwenden! Decke den Eimer einfach luftdicht ab (z.B. mit dem passenden Deckel oder Frischhaltefolie) und lagere ihn kühl und dunkel. Vor dem nächsten Färben musst du sie nur wieder sanft aufwärmen und eventuell etwas Reduktionsmittel zugeben, bis sie wieder die typische gelb-grüne Farbe hat.

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5. Sicherheit geht vor, immer!

Ich kann es nicht oft genug sagen: Wir hantieren hier mit Chemikalien. Die sind sicher, wenn man weiß, was man tut, aber Respekt ist angebracht.

Trage IMMER eine Schutzbrille und laugenfeste Handschuhe. Die Lauge in der Küpe ist ätzend. Kommt was auf die Haut, sofort mit viel Wasser abspülen. Arbeite am besten draußen oder in einem gut gelüfteten Raum. Und denk dran: Indigo färbt FÜR IMMER. Ein Spritzer auf dem Holzboden bleibt ein Spritzer auf dem Holzboden. Decke also alles gut ab.

Eine verbrauchte Küpe gehört nicht einfach in den Ausguss. Lass sie ein paar Tage offen stehen, damit sie vollständig oxidiert, und neutralisiere den pH-Wert mit Essig. Erkundige dich dann nach den örtlichen Vorschriften zur Entsorgung.

Shibori ist mehr als nur eine Färbetechnik. Es ist eine Übung in Geduld und Loslassen. Du planst, faltest und bindest, aber das Endergebnis ist immer eine kleine Überraschung. Kein Stück gleicht dem anderen. Und genau das ist die Schönheit daran. Man muss, wie ein alter Meister mal sagte, lernen, mit den Händen zu denken. Ich hoffe, dieser Guide gibt dir das nötige Werkzeug an die Hand, um loszulegen.

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Und jetzt du! Ich bin total gespannt, was du zauberst. Wenn du deine Ergebnisse irgendwo online teilst, nutz doch einen Hashtag wie #ShiboriWerkstatt. Es gibt nichts Schöneres, als die einzigartigen Kunstwerke zu sehen, die dabei entstehen.

Bildergalerie

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  • Stoff immer vorwaschen, auch wenn er neu ist. Appreturen und Weichmacher blockieren die Farbe.
  • Verwende ausschließlich Naturfasern. Polyester oder Mischgewebe nehmen die Indigofarbe nicht oder nur fleckig an.
  • Trage Handschuhe! Indigo färbt Hände und Fingernägel für Tage.
Shibori Technik - ein schöner Kissen

Der Schlüssel zu scharfen Konturen: Die Festigkeit deiner Bindungen entscheidet über alles. Je straffer du deine Schnüre ziehst oder Gummibänder wickelst, desto weniger kann die Indigoküpe in diese Bereiche eindringen. Das Ergebnis sind klare, definierte weiße Linien neben tiefem Blau. Lockere Bindungen führen zu weicheren, wolkigeren Übergängen.

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Dein Blau ist eher blass und wässrig geworden?

Das liegt meist an einer von zwei Ursachen. Entweder war die Küpe noch nicht „reif“ und die Reduktion unvollständig, oder du hast den Stoff nicht lange genug im Farbbad gelassen. Für ein tiefes, sattes Blau sind mehrere kurze Tauchgänge (jeweils 1-3 Minuten) mit vollständiger Oxidation dazwischen effektiver als ein einziger langer Tauchgang. Geduld ist hier die wichtigste Zutat!

Schals und Tücher Shibori Technik

Die japanische Ästhetik des Wabi-Sabi feiert die Schönheit im Unvollkommenen. Shibori ist die perfekte Verkörperung dieses Prinzips. Jede kleine Farbabweichung, jede nicht ganz perfekte Linie ist kein Fehler, sondern ein Zeichen für den handwerklichen Prozess und die Einzigartigkeit deines Stücks. Also, entspann dich und genieße die Überraschungen, die dein Stoff für dich bereithält.

Tolle Tücher an der Wand - Shibori Technik

„Indigo hat eine Seele. Es lebt.“ – Japanisches Sprichwort

Dieses Gefühl teilt jeder, der einmal mit einer natürlichen Indigoküpe gearbeitet hat. Sie braucht Pflege, die richtige Temperatur und „Futter“ (Reduktionsmittel), um aktiv zu bleiben. Auf der Oberfläche bildet sich oft eine schimmernde, kupferfarbene Haut und ein Schaum, der „Ai no Hana“ – die Indigo-Blume – genannt wird. Sie ist das Zeichen einer gesunden, potenten Küpe.

tolle Muster für die Shibori Technik

Jacquard Indigo Kit: Ideal für den schnellen Einstieg. Es enthält vorreduziertes Indigo, was den Prozess stark vereinfacht. Perfekt, um ohne chemisches Kopfzerbrechen erste Ergebnisse zu erzielen.

Natürliche Fermentationsküpe: Der traditionelle, anspruchsvollere Weg. Hier wird mit Zutaten wie Fructose oder sogar Kleie gearbeitet, um den Indigo zu reduzieren. Der Prozess dauert länger, der Geruch ist intensiver, aber das Erlebnis unvergleichlich authentisch.

Runder Schal - verschiedene Farben - Shibori Technik

Dein Arbeitsbereich muss kein professionelles Studio sein. Ein paar wesentliche Dinge erleichtern den Prozess aber ungemein:

  • Zwei Eimer: einer für die Indigoküpe, der andere mit klarem Wasser zum Spülen.
  • Eine Abdeckplane für den Boden, denn Indigo spritzt garantiert.
  • Ein Wäscheständer oder eine Leine in der Nähe, um die Stücke zum Oxidieren aufzuhängen.
Shibori Technik - Blaue Farbe - tolle Farben

Gib alten Textilien eine zweite Chance! Ein vergilbtes Leinenlaken, ein Baumwoll-T-Shirt mit einem kleinen Fleck oder einfache Stoffservietten sind die perfekten Kandidaten für ein Shibori-Upcycling. Die Muster kaschieren kleine Makel und verwandeln ausgediente Stücke in absolute Lieblingsstücke. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern verleiht deiner Einrichtung eine sehr persönliche Note.

Shibori Technik - DIY Bastelideen - Ideen zum Selbermachen

Achtung, falscher Faden: Verwende zum Abbinden unbedingt einen starken, glatten Faden aus einer Kunstfaser, wie z.B. gewachstes Polyestergarn. Baumwollgarn würde sich selbst mit Indigo vollsaugen und keine klare Abgrenzung (Resist) erzeugen. Deine mühsam gebundenen Muster wären dahin!

Shibori Technik - ein schöner Schal mit kleinen Mustern

Denk über den Stoff hinaus! Die traditionellen Falt- und Bindetechniken des Shibori lassen sich wunderbar auf andere Materialien übertragen. Probiere es doch mal mit Aquarellpapier, das du faltest und dann in flüssige Farbe tunkst. So entstehen einzigartige Hintergründe für Karten oder kleine Kunstwerke.

Shibori Technik - einen tollen Stoff selber machen

Wie entsorge ich die Reste der Küpe umweltgerecht?

Eine großartige Frage! Bevor du die Küpe entsorgst, neutralisiere sie. Lass sie offen an der Luft stehen und rühre sie mehrmals täglich kräftig um. Der Sauerstoff oxidiert das restliche Indigo und den Reduktionsstoff. Nach ein paar Tagen hat die Flüssigkeit ihre Färbekraft verloren und kann stark verdünnt über den Ausguss entsorgt werden. Feste Pigmentreste gehören in den Hausmüll.

Shibori Technik - Ideen für die Bodengestaltung
  • Ein tiefes, fast dreidimensionales Blau.
  • Eine Farbe, die mit der Zeit nicht verblasst, sondern Charakter entwickelt.
  • Eine bessere Haftung auf der Faser.

Das Geheimnis? Mehrere kurze Tauchgänge. Statt den Stoff einmal lange in der Küpe zu lassen, tauche ihn für 1-2 Minuten ein, nimm ihn heraus und lasse ihn vollständig an der Luft oxidieren, bis er tiefblau ist. Wiederhole diesen Vorgang drei bis fünf Mal für ein unvergleichlich sattes Ergebnis.

Shibori Technik - sehr schöner blauer Stoff

Shibori ist mehr als nur ein Muster, es ist eine Sprache der Formen. Die Itajime-Technik, bei der der Stoff zwischen zwei Holzstücken geklemmt wird, erzeugt geometrische, scharfkantige Muster. Im Gegensatz dazu steht Arashi (Sturm), bei dem der Stoff um eine Stange gewickelt wird, was diagonale, an prasselnden Regen erinnernde Linien hervorbringt. Experimentiere, indem du Techniken kombinierst.

Shibori Technik - Sterne Muster Shibori

Rund 80% des weltweit verkauften Indigos ist synthetisch und wird in der Jeans-Produktion verwendet.

Das natürliche Indigo, das in Shibori-Werkstätten zum Einsatz kommt, ist dagegen ein kostbares Gut. Es wird aus Pflanzen wie dem Färberwaid (in Europa) oder der Indigofera tinctoria (in Asien) gewonnen. Der komplexe Herstellungsprozess und die lebendige Farbtiefe machen es zu etwas ganz Besonderem.

Shibori Technik - verschiedene blaue Nuancen
  • Murmeln & Kichererbsen: Binde sie in den Stoff ein für perfekte kleine Kreise (Ne-maki Shibori).
  • Wäscheklammern: Erzeugen feine, sonnenstrahlartige Linien.
  • Stabile Gummibänder: Schneller als Schnur und ideal für weiche, organische Muster.
  • PVC-Rohre: Perfekt als Basis für die Arashi-Wickeltechnik.
Shibori Technik - viele verschiedene Farben in mehreren Schattierungen

PFD-Stoffe („Prepared For Dyeing“) sind deine besten Freunde. Diese Textilien aus Baumwolle oder Leinen sind unbehandelt – ohne Weichmacher, optische Aufheller oder andere chemische Ausrüstungen, die die Farbaufnahme stören könnten. Marken wie „Cretonne“ oder spezielle Künstlerbedarfs-Stoffe garantieren eine gleichmäßige und intensive Färbung von Anfang an.

Shibori Technik Anleitung Färben

Der häufigste Anfängerfehler: Ungeduld beim Oxidieren. Hebst du den Stoff aus der Küpe, ist er gelb-grün. Widerstehe dem Drang, ihn sofort auszuspülen oder aufzuknoten! Er muss erst vollständig an der Luft mit Sauerstoff reagieren, um sich in das unlösliche, waschechte Blau zu verwandeln. Gib ihm mindestens 15-20 Minuten Zeit, um seine volle Farbe zu entwickeln.

Shibori Technik DIY Bastelideen

Shibori erobert die Modewelt im Sturm. Designer wie Stella McCartney oder Marken wie Proenza Schouler haben die Ästhetik in ihre Kollektionen integriert und zeigen, wie die alte Technik auf Seidenkleidern, Leinenblazern und sogar Sneakern modern und luxuriös wirken kann. Es ist der perfekte Beweis, dass altes Handwerk und High Fashion eine Traumkombination sind.

Shibori Technik -DIY Farbtechnik

Muss ich den Stoff vor dem Färben beizen?

Das ist ein großer Vorteil von Indigo! Im Gegensatz zu vielen anderen Naturfarben benötigt Indigo keine separate Beize (wie Alaun oder Eisensulfat), um auf pflanzlichen Fasern wie Baumwolle oder Leinen zu haften. Der Oxidationsprozess verankert das Pigment direkt und dauerhaft in der Faser. Das macht den Einstieg unkomplizierter und den Prozess umweltfreundlicher.

Shibori Technik Pflanzen Motive Ideen

Kalt waschen: Für die ersten Wäschen immer separat und kalt waschen, am besten von Hand. So verhinderst du, dass überschüssige Pigmente andere Wäschestücke verfärben.

Schonend trocknen: Vermeide direkte Sonneneinstrahlung beim Trocknen, da UV-Licht die Leuchtkraft von Naturfarben auf Dauer beeinträchtigen kann. Am besten im Schatten oder drinnen aufhängen.

Tolle Tücher an der Wand - Shibori Technik

Shibori ist eine wunderbar meditative Übung. Das konzentrierte Falten des Stoffes, das rhythmische Binden der Schnüre, das sanfte Eintauchen in die Küpe – all das hat eine unglaublich beruhigende Wirkung. Es zwingt dich, im Moment zu sein und den Prozess wertzuschätzen, nicht nur das Ergebnis. Eine kleine Auszeit vom digitalen Alltag.

Verschiedene schöne Stoffe Shibori Technik
  • Eine feine, blaue Linie ziert den Rand eines weißen Tellers.
  • Ein Kissenbezug erhält eine handgestickte Kontur entlang des Musters.
  • Ein Schal wird mit Perlen oder Quasten veredelt.

Der nächste Schritt? Die Kombination von Techniken. Wenn dein Shibori-Stück trocken ist, kannst du es durch Stickereien, Blockdruck oder andere textile Künste weiter veredeln und ihm eine weitere persönliche Ebene hinzufügen.

Die Welt des Shibori ist reich an präzisen Techniken, die jeweils einzigartige Muster erzeugen. Kanoko ist das, was wir oft als klassisches

Adele Voß

Adele Voß ist 1979 in Wien geboren und hat dort Kunstgeschichte studiert. Deshalb sind ihre Interessen als Online-Autorin auf die Bereiche Kunst und Kultur gerichtet.  Ihrer Meinung nach muss man Mode und Design ebenso als Quellen kreativer Inspiration betrachtet und als Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit. Adele macht ihre Leser gerne aufmerksam auf die tiefere Bedeutung der Trends im Innendesign im Konkreten und auch in der modernen Lebensweise im Allgemeinen. Adele Voß schreibt darüber hinaus gerne übers Thema Gesundheit. Es umfasst Artikel über gesundes Abnehmen, gesunde Speisen und Getränke und auch über sportliche Aktivitäten in jedem Alter. In ihrer Freizeit kocht sie gern für die Familie und sie alle reisen oft zusammen.