Wohnräume, die wirklich leben: So denken die Profis (und so machst du’s nach)

Einleitung: Das Gefühl, wirklich „zu Hause“ zu sein

Ich bin jetzt seit über zwei Jahrzehnten im Handwerk unterwegs und gestalte Räume. Und ganz ehrlich? Es ging mir nie nur darum, eine neue Farbe an die Wand zu klatschen oder schicke Möbel reinzustellen. Es geht um das Gefühl. Ich hatte mal einen Kunden, der sich ein supermodernes Penthouse gekauft hatte – fantastischer Ausblick, aber innen alles kahl und weiß. Er sagte zu mir: „Ich fühle mich hier wie in einer Kunstgalerie, nicht wie in meinem Zuhause.“

Er hatte, wie so viele, einfach Schiss vor Farben und mutigen Entscheidungen. Gemeinsam haben wir das Ding komplett umgekrempelt. Tiefe Blautöne, warmes Messing, schwere, samtige Stoffe. Am Ende meinte er, er könne sein Zuhause jetzt richtig spüren. Genau das ist es, was ich an meinem Job liebe.

In diesem Artikel will ich dir mal ein paar Einblicke aus der Werkstatt geben. Ich zeige dir, wie wir Profis an die Sache rangehen, warum Licht und Farbe die besten Freunde sind und welche Techniken du im Baumarkt garantiert nicht lernst. Ein Zuhause mit Charakter ist kein Hexenwerk. Es ist solides Handwerk, gutes Material und ein kleiner Schuss Mut.

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Die Denkweise eines Profis: Vom Konzept zur Atmosphäre

Bevor auch nur ein Pinsel die Farbe berührt, steht immer das Konzept. Das ist viel mehr als nur eine Farbkarte. Die entscheidenden Fragen sind: Wofür ist der Raum da? Soll er dich runterbringen oder eher anregen? Ist es dein persönlicher Rückzugsort oder die Bühne für große Partys?

Ein modernes Loft, wie man es aus Magazinen kennt, lebt oft von starken Kontrasten: glänzende, glatte Flächen treffen auf raue, unbehandelte Texturen. Eine knallige Farbe steht selbstbewusst neben einer ganz ruhigen, neutralen Zone. Genau diese Spannung erzeugt Charakter. Aber das Prinzip funktioniert in einer 50-Quadratmeter-Wohnung genauso gut. Es geht darum, mit dem Raum eine Geschichte zu erzählen.

Das A und O: Warum Licht und Farbe untrennbar sind

Jeder gute Entwurf fängt bei den Basics an. Wer das Zusammenspiel von Farbe und Licht kapiert, macht automatisch weniger Fehler. Das ist das Erste, was ich meinen Azubis beibringe.

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Farbe ist relativ: Ein Grauton ist nicht immer grau

Farbe ist keine feste Größe, sie verändert sich mit dem Licht. Fachleute nennen das Metamerie. Ein schöner Grauton kann am Morgen im kalten Tageslicht plötzlich bläulich wirken und abends unter der warmen Glühbirne einen rötlichen Stich bekommen. Deshalb ist die Farbprobe an der Wand so verdammt wichtig.

Kleiner Tipp aus der Praxis: Streich niemals nur ein kleines Viereck an die Wand. Nimm dir ein großes Stück Pappe (mindestens A3), streich es in deiner Wunschfarbe und pinne es an die Wand. Das kannst du dann durch den Raum bewegen und zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten anschauen. So siehst du wirklich, wie die Farbe im Raum „arbeitet“.

Um nicht im Chaos zu versinken, ist die 60-30-10-Regel ein super Anker. Stell dir ein Wohnzimmer vor:

• 60 % Hauptfarbe: Die Wände, also die größte Fläche. Zum Beispiel ein warmes, elegantes Greige (so in Richtung RAL 7044). Das schafft die Grundstimmung.
• 30 % Nebenfarbe: Große Möbelstücke oder die Vorhänge. Wie wäre es mit einem Sofa in sattem, beruhigendem Waldgrün?
• 10 % Akzentfarbe: Die kleinen Hingucker, die den Raum zum Leben erwecken. Kissen in Altrosa, eine Lampe aus Messing, ein paar Bilderrahmen. Diese kleinen Farbtupfer sorgen für Persönlichkeit.

Das Geheimnis der Beleuchtung: Die drei Licht-Ebenen

Ein Raum ohne durchdachtes Lichtkonzept wirkt immer flach und ungemütlich. Denk immer in diesen drei Ebenen:

1. Grundbeleuchtung: Die sorgt für die allgemeine Helligkeit, damit du nicht stolperst. Meistens Deckenleuchten oder Einbaustrahler. Hier setzen wir auf warmweißes Licht (um die 2.700 bis 3.000 Kelvin), das macht’s gemütlich.
2. Akzentbeleuchtung: Das ist das Licht, das für Dramatik sorgt. Ein Spot, der ein schönes Bild anstrahlt, oder eine Bodeneinbauleuchte, die eine texturierte Steinwand von unten beleuchtet und die Struktur hervorhebt.
3. Arbeitsbeleuchtung: Ganz einfach: Licht, das eine Funktion hat. Die Leselampe neben dem Sessel oder die LED-Leiste unter den Küchenschränken. Hell und gezielt.

Ein guter Raum braucht alle drei. Und mein persönlicher Tipp: Investiert in Dimmer! Die Möglichkeit, die Lichtstimmung anzupassen, ist pures Gold wert.

Profi-Techniken: So entstehen Tiefe und Textur zum Anfassen

Ein luxuriöses Gefühl kommt nicht von teuren Möbeln. Es kommt von Oberflächen, die man spüren will. Das ist echtes Handwerk.

Wandgestaltung, die mehr kann als nur bunt sein

Die Wand ist deine größte Leinwand. Nutze sie!

• Hochwertige Farben: Zwischen einer Baumarkt-Farbe für 30 € und einer Profi-Farbe für 80-120 € pro 10-Liter-Eimer liegen Welten. Eine gute Farbe deckt besser (du sparst dir den zweiten oder dritten Anstrich), hat eine viel schönere, tiefere Pigmentierung und ist robuster. Achte auf die Nassabriebklasse 1 – die kannst du auch mal feucht abwischen, ohne dass die Farbe nachgibt.
• Tapeten: Eine moderne Vliestapete ist super, weil du sie später meist trocken in ganzen Bahnen wieder abziehen kannst. Bei Mustertapeten zeigt sich, wer sein Handwerk beherrscht – den Rapport (Musteransatz) exakt zu treffen, braucht eine ruhige Hand. Textile Tapeten oder solche mit Metalleffekten sind der Hammer für eine besondere Atmosphäre, sie schlucken sogar etwas Schall.
• Spachteltechniken & Putze: Kalkputz ist ein traditionelles Wunderzeug. Er atmet und reguliert die Feuchtigkeit, was super für’s Raumklima ist. Techniken wie Tadelakt, mit dem man fugenlose, seidenmatte Bäder gestalten kann, sind die absolute Königsklasse. Das ist aufwendig, keine Frage. Du musst hier mit Kosten zwischen 150 € und 250 € pro Quadratmeter rechnen. Aber das Ergebnis ist ein Unikat fürs Leben.

Bodenbeläge: Das Fundament deines Raumes

Der Boden ist die Basis. Er muss was aushalten und sich gut anfühlen. Der ewige Kampf: geöltes vs. versiegeltes Parkett. Ehrlich gesagt, fühlt sich geöltes Holz einfach unschlagbar an. Es ist warm, atmungsaktiv und hat eine ganz natürliche Haptik. Man spürt die Maserung. Der Nachteil: Es will gepflegt werden und ist etwas empfindlicher gegen Kratzer und Flecken. Einmal im Jahr mit Pflegeöl drübergehen ist Pflicht. Preislich liegt man hier je nach Holzart oft etwas höher. Versiegeltes Parkett ist der robuste Alltagsheld. Die Lackschicht macht es widerstandsfähig und super pflegeleicht – einfach feucht wischen, fertig. Es ist oft die bessere Wahl für Familien mit Kindern oder Haustieren. Dafür fühlt es sich etwas kühler, fast ein wenig künstlicher an als die geölte Variante. Achtung: Wenn hier mal ein tiefer Kratzer drin ist, kann man ihn nicht einfach lokal ausbessern. Und denk dran: Die Verlegerichtung ist ein mächtiges Werkzeug! Quer verlegt, macht Holz einen langen, schmalen Raum optisch breiter.

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Fasching

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Die Macht der Stoffe: Textilien sind die Seele des Raums

Stoffe bringen Weichheit, Farbe und Ruhe in einen Raum.

• Vorhänge: Schwere, gefütterte Samtvorhänge sind nicht nur Deko. Sie sind eine Investition in guten Schlaf, weil sie verdunkeln, und sie isolieren sogar gegen Kälte und Schall.
• Polstermöbel: Achte beim Stoffkauf auf die „Martindale“-Zahl. Das ist der Wert für die Scheuerfestigkeit. Für dein Sofa zu Hause sind 15.000 bis 20.000 Touren absolut ausreichend. In einem Wartezimmer beim Arzt, wo ständig Leute sitzen, nehmen wir Stoffe ab 50.000 Touren.
• Teppiche: Ein Teppich definiert eine Wohninsel und verbindet deine Möbel. Die goldene Regel: Lieber zu groß als zu klein! Mindestens die Vorderfüße von Sofa und Sesseln sollten auf dem Teppich stehen. Alles andere sieht verloren aus.

Praktische Umsetzung: Vom schönen Plan zur Realität

Eine coole Idee zu haben ist eine Sache. Sie sauber umzusetzen, eine ganz andere.

Budget & Prioritäten: Wo du investieren und wo du sparen kannst

Gute Qualität kostet. Das ist so. Aber man kann klug planen. Hier solltest du investieren: Bodenbelag, Sofa, Bett, fest installierte Leuchten. Also alles, was du täglich nutzt und was lange halten soll. Auch bei der Wandfarbe lohnt es sich, wie gesagt, nicht am falschen Ende zu sparen.

Hier kannst du (wenn nötig) sparen: Deko-Kram wie Kissen, Beistelltische, Poster. Die lassen sich super easy und günstig austauschen, wenn sich dein Geschmack ändert oder das Budget wieder gewachsen ist.

Und die Frage aller Fragen: DIY vs. Fachmann? Eine Wand streichen – klar, das kriegen viele selbst hin. Aber sei ehrlich zu dir selbst. Für eine 20 qm Wand brauchst du als Laie schnell mal ein ganzes Wochenende und bist am Ende frustriert, weil es doch nicht perfekt ist. Materialkosten: vielleicht 100 €. Der Profi ist in 4-5 Stunden durch, es kostet dich vielleicht 400-500 €, aber das Ergebnis ist makellos und du hast Gewährleistung. Bei Parkett verlegen, komplexen Tapeten oder Elektroarbeiten gibt es gar keine Diskussion: Hol dir einen Profi! Ein Fehler wird hier schnell teurer als der Fachmann je gekostet hätte.

Der Projektablauf: In 7 Schritten zum Ziel

Ein Profi-Projekt läuft immer strukturiert ab, um Chaos zu vermeiden.

1. Bedarfsanalyse: Wir quatschen über Wünsche, Budget und Funktion.
2. Moodboard & Konzept: Daraus bastle ich eine Collage aus Materialien und Farben. Übrigens, ein Moodboard kannst du super easy selbst machen: Schnapp dir eine große Pappe, alte Wohnzeitschriften, Stoffreste und Farbkarten. Kleb alles auf, was dir gefällt. Das ist dein persönlicher Kompass.
3. Planung & Angebot: Es gibt einen detaillierten Plan und ein transparentes Angebot.
4. Vorbereitung: Der schmutzige Teil. Ausräumen, abdecken, alte Beläge entfernen.
5. Grob-Installationen: Jetzt kommen Elektriker und Co. und verlegen Leitungen.
6. Feinarbeiten: Jetzt wird’s schön! Spachteln, streichen, tapezieren, Böden verlegen.
7. Montage & Übergabe: Leuchten, Möbel, Endreinigung – fertig!

Sicherheit geht vor: Ein Kapitel ohne Kompromisse

Bei aller Leidenschaft für Design, hier wird’s ernst. Sicherheit ist nicht verhandelbar.

Achtung, Lebensgefahr: Ich kann es nicht oft genug sagen: FINGER WEG VON DER ELEKTRIK! Eine falsch angeschlossene Lampe ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine potenzielle Brandursache. Alle Arbeiten an der Elektroinstallation gehören ausnahmslos in die Hände eines zertifizierten Fachbetriebs. Das Risiko ist es niemals wert.

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Informiere dich außerdem, bevor du eine Wand einreißt, bei einem Statiker, ob sie tragend ist. Und achte bei Materialien auf Gütesiegel wie den „Blauen Engel“. Diese Produkte sind emissionsarm und besser für deine Gesundheit.

Meine abschließenden Gedanken aus der Werkstatt

Einen Raum mit Charakter zu gestalten, ist eine kleine Reise. Es geht darum, genau hinzuschauen, zu fühlen und kluge, bewusste Entscheidungen zu treffen. Lass dich nicht von schnellen Trends jagen. Frag dich: Was passt zu mir und meinem Leben?

Ein Zuhause sollte der Spiegel seiner Bewohner sein. Ein Ort, an dem du Kraft tanken und einfach nur du selbst sein kannst. Wenn ein gutes Konzept, ehrliche Materialien und eine saubere Ausführung zusammenkommen, entsteht am Ende mehr als nur ein schöner Raum. Es entsteht ein echtes Zuhause.

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Wie wähle ich die perfekte Akzentfarbe, die nicht überfordert?

Schauen Sie sich Ihre Garderobe oder Ihre Lieblingskunstwerke an. Oft finden sich dort bereits die Farben, zu denen Sie sich natürlich hingezogen fühlen. Ein tiefes Marineblau, wie es in der gezeigten Penthouse-Wohnung verwendet wird, wirkt oft weniger hart als Schwarz, aber genauso edel. Beginnen Sie klein: mit Kissen, einer Decke oder einem einzelnen Sessel. Leben Sie eine Woche damit. Fühlt es sich richtig an, können Sie den nächsten Schritt wagen – vielleicht eine einzelne Wand oder eine Nische in diesem Ton.

„Farbe ist ein machtvolles Werkzeug. Sie kann die Stimmung beeinflussen, den Raum größer oder kleiner wirken lassen und ist der schnellste Weg, einem Zuhause Persönlichkeit zu verleihen.“ – Leatrice Eiseman, Executive Director, Pantone Color Institute

Diese Aussage unterstreicht, warum Profis die Farbplanung so ernst nehmen. Es geht nicht nur um „hübsch“, sondern um die Psychologie des Raumes. Ein Gelbton wie im gezeigten Beispiel kann Kreativität und Optimismus fördern, während Blau für Ruhe und Konzentration steht.

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Faschingsdeko, die was aushält: Profi-Tipps aus der Werkstatt für deine Party

• Schafft eine intime, fast greifbare Atmosphäre.
• Verbessert die Raumakustik erheblich, indem Schall geschluckt wird.
• Verbirgt kleine Unebenheiten der Wand perfekt.

Das Geheimnis? Der Einsatz von textilen Wandbespannungen oder schweren Samtvorhängen. Sie sind eine Investition, die einen Raum sofort von „eingerichtet“ zu „gestaltet“ aufwertet und ein Gefühl von Luxus und Geborgenheit vermittelt.

Der Teufel steckt im Detail: Achten Sie auf die Haptik Ihrer Schalter und Griffe. Ein billiger Plastik-Lichtschalter kann das Gefühl eines ansonsten hochwertigen Raumes zerstören. Der Tausch gegen Modelle aus Messing, mattem Schwarzstahl oder sogar Bakelit – wie von Herstellern wie Berker oder Gira angeboten – ist ein kleines Upgrade mit maximaler Wirkung. Es ist diese durchdachte Materialität, die man unbewusst wahrnimmt und die Luxus definiert.

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Fasching mit Kids: Eure Bastel-Anleitung gegen Langeweile (und für wenig Geld)

Ein häufiger Fehler ist die alleinige Nutzung einer einzigen Deckenleuchte. Echte Wohnlichkeit entsteht durch Lichtinseln. Profis arbeiten immer mit mindestens drei Lichtquellen pro Raum:

• Grundbeleuchtung: Meist eine dimmbare Decken- oder Einbauleuchte für die allgemeine Helligkeit.
• Akzentlicht: Spots oder Bildleuchten, die gezielt Objekte oder Architekturelemente hervorheben.
• Stimmungslicht: Steh- oder Tischleuchten mit warmem Licht (unter 3000 Kelvin), die für Gemütlichkeit sorgen.

Die Kombination von glänzend und matt ist ein klassischer Profi-Trick, um visueller Langeweile vorzubeugen. Stellen Sie sich eine hochglanzlackierte Küchenfront neben einer matten Arbeitsplatte aus Schiefer oder Beton vor. Oder wie im Artikel angedeutet: glänzendes Messing neben rauem Samt. Dieser Kontrast lässt beide Materialien stärker für sich sprechen und verleiht dem Raum eine subtile, aber spürbare Tiefe.

Wussten Sie schon? Das menschliche Auge kann etwa 10 Millionen verschiedene Farben unterscheiden, reagiert aber besonders sensibel auf Texturen, die es mit Wärme und Sicherheit assoziiert.

Holz ist nicht gleich Holz: Während helle Eiche skandinavisch und leicht wirkt, bringt dunkles Nussbaumholz eine Prise Mid-Century-Eleganz und formale Wärme. Für den im Artikel beschriebenen Look aus Modernität und Gemütlichkeit ist oft geräucherte Eiche die perfekte Wahl. Ihre gräulich-braune, satte Farbe bildet einen wunderbaren, erdigen Gegenpol zu kühlen Blautönen und glänzendem Marmor.

Warum schwören Designer auf Farben von Farrow & Ball oder Little Greene?

Es liegt an der Pigmenttiefe. Statt synthetischer Farbstoffe verwenden diese Manufakturen einen hohen Anteil an natürlichen Pigmenten und Mineralien. Das Ergebnis: Die Farbe reagiert viel intensiver auf wechselndes Tageslicht, sie scheint eine innere Leuchtkraft zu haben und wirkt niemals flach. Der Farbton „Hague Blue“ von Farrow & Ball ist zum Beispiel ein perfektes Beispiel für ein tiefes, charaktervolles Blau, wie es im Artikel beschrieben wird.

Der Mut zur Lücke ist eine Kunst für sich. Statt jede Wand mit Bildern zu füllen und jede Ecke mit einem Möbelstück zu besetzen, lassen Profis bewusst leere Flächen – den sogenannten „negativen Raum“. Dieser leere Raum gibt den ausgewählten Stücken Luft zum Atmen, lenkt den Blick auf das Wesentliche und erzeugt ein Gefühl von Ruhe und Großzügigkeit, selbst in kleineren Wohnungen.

Der 60-30-10-Trick für harmonische Farbkonzepte:

• 60% Hauptfarbe: Das ist die dominante Farbe, meist für Wände und große Flächen. Im Penthouse-Beispiel könnte dies ein neutraler, heller Ton sein.
• 30% Sekundärfarbe: Diese Farbe unterstützt die Hauptfarbe und sollte auf größeren Möbelstücken, Vorhängen oder einem Teppich erscheinen. Hier kommt das tiefe Blau ins Spiel.
• 10% Akzentfarbe: Die „Juwelen“ des Raumes. Kissen, Kunst, kleine Deko-Objekte in einer knalligen Farbe wie dem gezeigten Gelb.

Diese einfache Regel sorgt für eine ausgewogene und professionell wirkende Farbverteilung.

Laut einer Studie der University of Surrey kann schon der Anblick von Zimmerpflanzen den Blutdruck senken und das Stresslevel um bis zu 37% reduzieren.

Dieses Prinzip, bekannt als Biophilic Design, ist mehr als nur ein Trend. Es ist die bewusste Integration von Natur in unsere Wohnräume. Große Pflanzen wie eine Geigenfeige oder eine Monstera schaffen nicht nur einen organischen Kontrapunkt zu strenger Architektur, sondern verbessern nachweislich unser Wohlbefinden.

Statement-Teppich: Ja oder Nein?

Ja: In einem ansonsten ruhigen Raum kann ein Teppich mit einem mutigen, grafischen Muster oder einer intensiven Farbe zum zentralen Kunstwerk werden. Er definiert Zonen und verankert die Möbel. Ideal, um einem minimalistischen Konzept Charakter zu verleihen.

Nein: Wenn bereits viele Muster (z.B. auf Vorhängen, Kissen) oder sehr präsente Möbel im Raum sind. Hier ist ein Teppich aus natürlichen Materialien wie Jute, Sisal oder einfarbiger Wolle die bessere Wahl, um Textur hinzuzufügen, ohne visuell zu konkurrieren.

Vergessen Sie die Akustik nicht! Ein Raum mit vielen harten Oberflächen – Glas, Beton, Marmorböden – kann unangenehm hallen und sich kalt anfühlen. Weiche Materialien sind die Lösung.

• Hochflorige Teppiche
• Schwere Vorhänge
• Gepolsterte Möbel (Bouclé-Stoff ist hierfür aktuell sehr beliebt)
• Akustikpaneele aus Holz oder Filz, die als Designelement an der Wand inszeniert werden.

Der entscheidende Zentimeter: Hängen Sie Ihre Vorhangstangen immer 15-20 cm über dem Fensterrahmen und lassen Sie sie an jeder Seite 20-30 cm überstehen. Die Vorhänge selbst sollten idealerweise knapp den Boden berühren oder sogar leicht aufliegen („puddling“). Dieser simple Trick lässt Decken sofort höher und Fenster größer erscheinen – ein Markenzeichen professioneller Raumgestaltung.

Wie mische ich Metalle, ohne dass es chaotisch aussieht?

Die alte Regel „Kein Gold mit Silber mischen“ ist längst überholt. Der Trick liegt darin, ein dominantes Metall zu wählen und ein zweites als Akzent zu verwenden. Kombinieren Sie zum Beispiel hauptsächlich mattes Schwarz (bei Leuchten, Tischbeinen) mit gezielten Akzenten aus warmem Messing (bei Griffen, Bilderrahmen). Die Textur ist ebenfalls entscheidend: Gebürstete oder matte Oberflächen wirken moderner und lassen sich leichter kombinieren als hochglänzende.

„The home should be the treasure chest of living.“ – Le Corbusier

Dieser Gedanke des berühmten Architekten erinnert uns daran, dass unsere vier Wände mehr sind als nur ein Dach über dem Kopf. Sie sollten ein Ort sein, der unsere persönlichen Schätze, Erinnerungen und Leidenschaften beherbergt. Ein professionell gestalteter Raum schafft genau dafür die perfekte Bühne.

• Verleiht sofortige Patina und Charakter.
• Ist nachhaltig und oft von unübertroffener Qualität.
• Erzählt eine Geschichte, die kein neues Möbelstück kann.

Das Geheimnis? Die Integration von Vintage-Möbeln. Ein einzelner Mid-Century-Sessel, eine Kommode aus den 70ern oder eine Art-Déco-Leuchte durchbrechen die Perfektion neuer Einrichtungen und verleihen dem Raum eine Seele. Sie sind der Beweis dafür, dass der Bewohner einen Sinn für Geschichte und Individualität hat.

Häufiger Fehler: Die falsche Skalierung. Ein zu kleiner Teppich in einem großen Wohnzimmer wirkt verloren und lässt den Raum unzusammenhängend erscheinen. Eine zu zierliche Lampe auf einem massiven Sideboard geht unter. Die goldene Regel: Lieber ein großes, mutiges Teil als viele kleine. Der Teppich sollte mindestens unter die vorderen Füße aller Sitzmöbel reichen, um die Gruppe optisch zu verbinden.

Travertin, der helle Kalkstein mit seiner porösen Struktur, erlebt ein riesiges Comeback. Während Marmor wie in der gezeigten Penthouse-Küche kühl und luxuriös wirkt, bringt Travertin eine erdige, mediterrane Wärme in den Raum. Perfekt für Couch- oder Beistelltische, setzt er einen natürlichen, texturierten Akzent, der wunderbar mit den im Artikel erwähnten tiefen Blautönen und warmen Hölzern harmoniert.