Der Grundofen: Mehr als nur ein Kamin – Was er wirklich kostet, kann und worauf du achten musst
Neulich kam ein Kunde zu mir in die Werkstatt, ein Bild in der Hand. Es zeigte eine moderne Villa irgendwo in Spanien, super schick. Aber er zeigte nicht auf die Architektur, sondern auf einen riesigen, schlichten Block aus Stein, der mitten im Wohnzimmer thronte. „Genau so was will ich“, sagte er. „Kein Deko-Kaminfeuer, sondern etwas, das den Raum prägt und das Haus WIRKLICH heizt.“
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Und genau darum geht’s bei meiner Arbeit. Viele denken bei einem Kamin an ein bisschen Flammenspiel für gemütliche Abende. Aber ein richtig geplanter Ofen ist so viel mehr. Er ist eine echte Heizung – und eine verdammt effiziente noch dazu. Was auf diesem Foto so minimalistisch und einfach aussah, war in Wahrheit ein Meisterstück aus Handwerk und Physik: ein moderner Grundofen.
In diesem Beitrag zeige ich dir, was so ein Ofen alles kann, wie wir ihn planen und bauen. Und ich sage dir auch ganz ehrlich, was der Spaß kostet und worauf du achten musst, damit du am Ende nicht nur ein schönes, sondern auch ein sicheres und warmes Zuhause hast.

Das Geheimnis der Strahlungswärme: Warum sich ein Grundofen so gut anfühlt
Schon mal gefragt, warum sich die Sonne im Winter auf der Haut so gut anfühlt, obwohl die Luft eiskalt ist? Das ist Strahlungswärme. Und genau das ist das Prinzip eines Grundofens. Er heizt nicht einfach die Luft auf, sondern die festen Körper im Raum: die Wände, die Möbel und dich. Diese speichern die Wärme und geben sie langsam und gleichmäßig wieder ab.
Ein normaler Kaminofen aus dem Baumarkt arbeitet dagegen meist mit Konvektion. Er saugt kalte Luft unten an, heizt sie schnell auf und pustet sie oben wieder raus. Das macht den Raum zwar schnell warm, aber sobald das Feuer aus ist, wird es auch schnell wieder kalt. Außerdem wirbelt das die Luft (und den Staub!) ordentlich auf und macht sie trocken. Ein Grundofen schafft eine ganz andere Atmosphäre: eine stille, wohlige Wärme, die stundenlang anhält. Die Luftfeuchtigkeit bleibt angenehm und es gibt kaum Luftzirkulation. Ganz ehrlich? Wer das einmal erlebt hat, will nichts anderes mehr.

Damit das funktioniert, braucht der Ofen zwei Dinge: brutale Hitze im Inneren und eine massive Speichermasse. Im Brennraum erreichen wir Temperaturen von über 800 °C. Bei dieser Hitze verbrennt das Holz extrem sauber und fast rückstandslos – das ist auch wichtig, um die strengen Umweltauflagen (BImSchV Stufe 2) locker zu erfüllen. Die heißen Rauchgase jagen wir dann aber nicht direkt in den Schornstein, sondern durch ein langes, gemauertes Tunnelsystem im Inneren des Ofens, die sogenannten Heizzüge. Diese können mehrere Meter lang sein! Auf diesem Weg geben die Gase ihre Energie an die Speichermasse ab, die meist aus schwerer Schamotte besteht. Am Ende ist die Luft, die in den Schornstein geht, so weit abgekühlt, dass man das Ofenrohr fast anfassen kann. Das ist das Zeichen für einen verdammt guten Wirkungsgrad.
Die Planung: Mehr als nur eine Feuerstelle hinstellen
Ein Grundofen ist kein Möbelstück, das man mal eben verrückt. Das Ding ist ein fest verbauter Teil deines Hauses und wiegt oft mehrere Tonnen. Eine schlampige Planung rächt sich hier sofort. Bevor wir also auch nur einen einzigen Stein anfassen, müssen ein paar ganz entscheidende Fragen geklärt werden.

Ganz am Anfang steht die Frage: Wie viel Power braucht der Ofen überhaupt? Wir müssen den Wärmebedarf des Raumes oder sogar des ganzen Hauses kennen. Ein zu kleiner Ofen schafft es nicht, ein zu großer überhitzt den Raum ständig. Das ist nicht nur unangenehm, sondern auch pure Energieverschwendung. Diese Heizlastberechnung ist super wichtig und sollte von einem Profi gemacht werden.
Dann die Sache mit dem Gewicht. Stell dir einfach mal vor, du parkst einen Kleinwagen in deinem Wohnzimmer – so viel kann ein ordentlicher Grundofen wiegen, oft 1,5 Tonnen und mehr. Den kannst du nicht einfach auf den Estrich stellen. Fast immer brauchen wir ein eigenes Fundament oder eine speziell verstärkte Decke. Hier muss UNBEDINGT ein Statiker ran, der das durchrechnet und freigibt. Alles andere ist grob fahrlässig und kann zu Rissen im ganzen Haus führen.
Und wo wir gerade bei modernen Häusern sind: die Luft! Neue Gebäude sind extrem dicht. Wenn der Ofen seine Verbrennungsluft aus dem Raum zieht, kann ein gefährlicher Unterdruck entstehen, besonders wenn gleichzeitig eine Dunstabzugshaube läuft. Im schlimmsten Fall zieht die giftiges Kohlenmonoxid aus dem Ofen zurück in den Raum. Lebensgefahr! Deshalb bauen wir heute fast nur noch raumluftunabhängige Öfen, die ihre Luft über einen eigenen Kanal von außen bekommen. Das muss man aber schon in der Rohbauphase mitdenken.

Ach ja, und der wichtigste Mann im ganzen Prozess: der Bezirksschornsteinfeger. Bevor ich anfange, lege ich ihm die kompletten Pläne vor. Erst wenn er sein Go für Schornsteinanschluss, Abstände und Luftzufuhr gibt, legen wir los. Das erspart dir eine Menge Ärger bei der späteren Abnahme.
Was kostet der Spaß und wie lange dauert’s?
Jetzt mal Butter bei die Fische: Was musst du für so ein Schmuckstück einplanen? Ein maßgefertigter Grundofen ist eine Investition, keine Frage. Los geht es bei einfacheren Modellen so ab ca. 8.000 €. Für einen komplexen Raumteiler wie aus dem Spanien-Beispiel kannst du aber auch schnell 25.000 € und mehr auf den Tisch legen. Wichtig: In diesen Preisen sind meist nur der Ofen selbst und der Aufbau enthalten. Zusätzliche Kosten für den Statiker (ein paar hundert Euro), ein eventuell nötiges Fundament (kann je nach Aufwand 1.000 – 3.000 € kosten) oder sogar einen neuen Schornstein musst du extra einplanen.

Auch der Zeitplan ist nicht zu unterschätzen. Das ist kein Wochenendprojekt. Von der ersten Anfrage über die Detailplanung mit Architekt und Statiker, den eigentlichen Bau und die wichtige, wochenlange Trocknungsphase vergehen schnell mal 3 bis 6 Monate.
Der Bau: Handwerk, das man fühlen kann
Der Aufbau ist pure Handarbeit. Da wird Stein auf Stein gesetzt. Wir fangen mit dem Herzen an: dem Brennraum und den Heizzügen aus hochwertiger Schamotte. Die Steine werden mit einem speziellen Hafnermörtel verbunden, der nur hauchdünn aufgetragen wird. Die Gestaltung der Züge ist eine kleine Wissenschaft für sich – von ihrer Länge und ihrem Querschnitt hängt die Effizienz des ganzen Ofens ab.
Wenn der Kern steht, kommt die äußere Hülle. Hier kannst du dich gestalterisch austoben. Traditionell mit Ofenkacheln, modern mit Sichtbeton oder einfach glatt verputzt. Ein spezieller Ofenputz ist hier Pflicht, da er die starken Temperaturschwankungen mitmacht, ohne zu reißen. Zwischen dem heißen Kern und der äußeren Schale lassen wir immer einen Luftspalt. Der sorgt für eine sanfte, gleichmäßige Wärmeübertragung.

Nach dem Anschluss an den Schornstein kommt die Geduldsprobe: die Trocknungsphase. Der Ofen muss über mehrere Tage ganz langsam mit kleinen Feuern auf Temperatur gebracht werden. Wer hier zu schnell will, riskiert Risse im Material.
Der richtige Umgang: Weniger ist hier eindeutig mehr
Einen Grundofen zu bedienen ist kinderleicht, aber du musst das Prinzip verstehen. Der häufigste Fehler? Ständig kleine Holzscheite nachlegen. Falsch!
Die richtige Methode: Den Brennraum einmal richtig vollpacken, anzünden und dann mit voller Luftzufuhr richtig heiß abbrennen lassen. Das dauert so 60 bis 90 Minuten. Wenn nur noch Glut da ist, machst du alle Klappen zu. Das war’s. Der Ofen gibt seine gespeicherte Wärme jetzt über die nächsten 8, 12 oder sogar 24 Stunden ab. Du heizt also nur ein- oder zweimal am Tag.
Ein paar goldene Regeln für den Betrieb:
- Nur trockenes Holz! Die Restfeuchte muss unter 20 % liegen. Nasses Holz qualmt, stinkt, versaut den Ofen und die Umwelt. Kleiner Tipp: Kauf dir ein Holzfeuchtemessgerät. Gibt’s für 15-30 € in jedem Baumarkt und ist die beste Investition, die du machen kannst.
- Nicht ständig nachlegen. Ein großer, heißer Abbrand ist der Schlüssel.
- Asche drin lassen. Ein kleines Aschebett am Boden ist sogar gut für die Verbrennung. Du musst den Kasten nur alle paar Wochen mal leeren.
- Jährliche Wartung. Die Reinigung der Heizzüge übernimmt der Schornsteinfeger. Das kostet je nach Aufwand zwischen 80 € und 150 € im Jahr.

Sicherheit geht vor! Die unsichtbaren Gefahren
Bei aller Gemütlichkeit: Feuer im Haus ist kein Spielzeug. Die größte Gefahr ist unsichtbar und geruchlos: Kohlenmonoxid (CO). Es entsteht bei unvollständiger Verbrennung. Deshalb ist die externe Luftzufuhr so wichtig. Mein dringender Rat: Installiere einen CO-Melder in der Nähe des Ofens. Die Dinger kosten zwischen 20 € und 50 € und sind eine verdammt günstige Lebensversicherung.
Die zweite Gefahr ist Feuer. Halte unbedingt die vorgeschriebenen Mindestabstände zu brennbaren Wänden, Decken und Möbeln ein. Vor der Ofentür ist ein feuerfester Belag wie Stein, Fliesen oder eine Glasplatte absolute Pflicht.
Deshalb mein Fazit: Der Bau eines Grundofens ist NIEMALS ein Projekt für Heimwerker. Das gehört in die Hände eines ausgebildeten Ofen- und Luftheizungsbaumeisters. Wir kennen die Normen, die Physik und die Tücken. Wir haften für unsere Arbeit und sorgen dafür, dass alles sicher ist. Wo du einen guten Betrieb in deiner Nähe findest? Schau mal auf den Webseiten der Handwerkskammern oder der Ofenbauer-Innungen.

Noch ein Tipp für Fortgeschrittene
Übrigens, für alle, die noch einen Schritt weiter gehen wollen: Es gibt auch wasserführende Grundöfen. Die haben im Inneren einen Wärmeübertrager, den man an die zentrale Heizungsanlage anschließen kann. So heizt du mit deinem Holzfeuer nicht nur das Wohnzimmer, sondern unterstützt auch deine Heizkörper und die Warmwasserbereitung im ganzen Haus. Eine extrem spannende Option, gerade bei Sanierungen!
Klar, ein maßgefertigter Grundofen ist eine große Anschaffung. Aber er ist eine Investition in pure Lebensqualität. Diese stille, alles durchdringende Wärme ist unvergleichlich. Und wenn ich sehe, wie meine Kunden nach dem ersten Anheizen andächtig die Hand auf die langsam warm werdende Hülle legen und einfach nur lächeln, dann weiß ich, warum ich diesen Job so liebe.
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Aber passt so ein massiver Ofen überhaupt zu meinem Einrichtungsstil?
Absolut. Die Zeiten, in denen ein Grundofen zwangsläufig ein rustikaler Kachelofen sein musste, sind längst vorbei. Die wahre Magie liegt in seiner Anpassungsfähigkeit. Ein guter Ofenbauer ist auch ein Designer, der den Ofenkörper perfekt in die Architektur integriert. Für einen minimalistischen Look kann der Ofen mit glattem, weißem oder betonfarbenem Putz versehen werden, sodass er wie eine skulpturale Wand wirkt. Wer Akzente setzen will, kann auf großformatige Keramikkacheln von Herstellern wie Kaufmann Keramik oder Sommerhuber zurückgreifen, die von matt bis hochglänzend in unzähligen Farben erhältlich sind. So wird der Ofen zum Herzstück – egal ob im Loft, im Bauhaus-Stil oder im Landhaus.

Wussten Sie schon? Ein fachmännisch gebauter Grundofen kann einen Wirkungsgrad von über 90 % erreichen. Im Vergleich dazu verpufft bei einem offenen Kamin oft mehr als 80 % der Wärme ungenutzt durch den Schornstein.
Das bedeutet ganz konkret: Sie benötigen deutlich weniger Holz für die gleiche Wärmemenge. Ein einziger Abbrand pro Tag, oft mit nur 10-15 kg Holz, reicht aus, um ein gut isoliertes Haus für bis zu 24 Stunden angenehm zu temperieren. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt.

Das richtige Holz ist der Treibstoff für wohlige Wärme. Nicht alles, was brennt, ist auch gut für den Grundofen. Für eine langanhaltende Glut und maximale Energieausbeute sind Harthölzer die erste Wahl:
- Buche & Eiche: Sie gelten als die Champions. Hohe Dichte, ruhiges Flammenbild und eine extrem lange Glutdauer.
- Birke: Brennt etwas schneller, aber erzeugt durch die ätherischen Öle ein schönes Flammenbild. Ideal zum Anheizen.
- Wichtig: Das Holz muss mindestens zwei Jahre trocken gelagert sein (Restfeuchte unter 20 %). Nasses Holz raubt dem Ofen Energie und schadet dem Schornstein.

Der häufigste Planungsfehler: Die falsche Dimensionierung. Ein Grundofen ist keine Heizung von der Stange. Ihn „auf gut Glück“ zu groß zu planen, führt im Winter zu überhitzten, trockenen Räumen – der Wohlfühleffekt verkehrt sich ins Gegenteil. Ist er zu klein, wird er an kalten Tagen zur reinen Frustquelle. Die Kunst des Ofenbauers liegt darin, die Heizleistung exakt auf Raumgröße, Dämmstandard des Hauses und die Lebensgewohnheiten der Bewohner abzustimmen. Diese präzise Berechnung ist das Fundament für jahrelange, perfekte Wärme.
Schamotte: Das klassische Herzstück eines Grundofens. Dieser gebrannte Ton-Stein ist extrem hitzebeständig und ein fantastischer, kosteneffizienter Wärmespeicher. Seine Stärke liegt im Inneren, die äußere Gestaltung ist dadurch völlig frei – von puristischem Putz bis hin zu handgefertigter Keramik.
Speckstein: Der Ästhet unter den Speichermaterialien. Er nimmt Wärme schneller auf und gibt sie auch etwas schneller wieder ab, was für eine sanfte, aber spürbare Strahlung sorgt. Seine charakteristische, oft seidig-graue Maserung macht ihn selbst zum Designobjekt. Eine gute Wahl, wenn der Ofen sichtbar aus dem Material selbst bestehen soll, wie bei Modellen von Tulikivi.




