Mehr als nur weiße Würfel: Was wir von den alten Meistern heute noch lernen können

von Mareike Brenner
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In meiner Werkstatt hängt ein alter, leicht vergilbter Bauplan. Kein berühmtes Gebäude, nur ein schlichtes Wohnhaus für eine Arztfamilie, entworfen in einer Zeit des großen architektonischen Aufbruchs. Jedes Mal, wenn ich drauf schaue, sehe ich diese eine radikale Idee in ihrer reinsten Form: Klare Linien, ein Flachdach und ein riesiges Fensterband, das Licht bis tief ins Haus holt.

Als junger Geselle durfte ich bei der Sanierung dieses Hauses mit anpacken. Mein Meister, ein Mann der alten Schule, sagte damals zu mir: „Junge, schau genau hin. Das hier ist nicht nur Architektur. Das ist eine Haltung.“

Und genau dieser Satz ist hängengeblieben. Viele Leute kennen den Stil nur von Fotos oder aus Design-Museen. Sie denken an weiße Kuben, Möbel aus Stahlrohr und die klassischen Grundfarben. Das stimmt ja auch alles, aber das ist nur die Fassade. Das, was wir Handwerker und Planer heute noch spüren und täglich anwenden, steckt viel tiefer. Es steckt in den Materialien, in der Art zu konstruieren und darüber nachzudenken, wie Menschen wirklich leben wollen.

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Ganz ehrlich? Es geht darum, ehrlich zu bauen. Ehrlich zum Material, ehrlich zur Funktion und ehrlich zu den Leuten, die in den Räumen leben. Dieser Artikel ist kein Uni-Vortrag. Ich will euch aus der Praxis erzählen, was dahintersteckt, welche genialen Lösungen von damals heute noch in unseren Normen verankert sind und was das für euch bedeutet, wenn ihr so ein Haus besitzt oder den Stil einfach liebt.

Das Fundament: Warum „Form folgt Funktion“ eine Bauanleitung ist

Jeder kennt den Spruch „Form folgt Funktion“. Oft wird er als Ausrede für langweiliges Design missverstanden. Für die Pioniere damals war das aber eine knallharte technische Anweisung. Sie bedeutete: Jeder Strich auf dem Plan, jedes Brett und jeder Nagel muss einen klaren Zweck erfüllen. Schnörkel sind was fürs Poesiealbum, nicht für ein gutes Haus.

Die berühmten großen Fenster waren zum Beispiel keine reine Modeerscheinung. Sie waren die Antwort auf die dunklen, stickigen Mietskasernen der damaligen Zeit. Die Experten wussten: Sonnenlicht ist gesund und vertreibt Keime. „Licht, Luft und Sonne“ wurde zum Schlachtruf für besseres Wohnen.

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Technisch war das eine echte Nuss. Eine dicke Ziegelwand kann kein langes Fensterband tragen. Die Lösung war die Skelettbauweise aus Stahl oder Stahlbeton. Stellt euch das so vor: Das Haus wird von einem inneren Gerüst getragen, die Außenwände sind nur noch eine schützende Haut. Plötzlich konnte man die Fassade frei gestalten und riesige Glasflächen einbauen. Eine absolute Revolution, die heute bei jedem Bürogebäude Standard ist.

Woran erkennt man so ein Gebäude überhaupt?

Vielleicht fragst du dich jetzt: „Moment mal, könnte mein Haus oder das in der Nachbarstraße auch aus dieser Epoche stammen?“ Achte mal auf ein paar typische Merkmale:

  • Das Flachdach: Das offensichtlichste Zeichen. Es bricht radikal mit der Tradition des Giebeldachs und wurde oft als zusätzliche Terrasse genutzt.
  • Fensterbänder: Lange, horizontale Reihen von Fenstern, die sich oft um die Ecke ziehen.
  • Keine Ornamente: Die Fassade ist glatt und schmucklos. Kein Stuck, keine Verzierungen. Die Schönheit liegt in der Proportion und den klaren Linien.
  • Ehrliche Materialien: Man zeigt, was man hat. Sichtbeton, Stahlrahmen, Klinker – das Material selbst ist der Schmuck.
  • Asymmetrie: Die Gebäude sind oft frei komponiert. Fenster und Türen sitzen da, wo sie gebraucht werden, nicht da, wo eine Symmetrieachse es vorschreibt.
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Materialien & Techniken: Ein Blick in die Werkzeugkiste der Moderne

Damals wurde viel experimentiert. Man wollte neue, industrielle Materialien nutzen, um schnell und günstig zu bauen. Das brachte geniale Innovationen, aber, ehrlich gesagt, auch einige Probleme, mit denen wir bei Sanierungen heute noch kämpfen.

Stahlbeton: Wundermittel mit Tücken

Stahlbeton war der Baustoff der Träume. Er erlaubte kühne, schwebende Konstruktionen. Bei Sanierungen sehe ich oft noch die Spuren der damaligen Handwerker – die Abdrücke der Schalbretter, unregelmäßige Kieselnester im Beton. Die Qualität war eben noch nicht so standardisiert wie heute.

Ein Riesenproblem ist der sogenannte „Betonkrebs“ (Carbonatisierung). Ich erklär das mal einfach: Frischer Beton ist alkalisch und schützt den Stahl im Inneren vor Rost. Über Jahrzehnte dringt aber CO2 aus der Luft ein und macht den Beton langsam „sauer“. Erreicht diese Front den Stahl, fängt er an zu rosten, dehnt sich aus und sprengt den Beton von innen. Die Sanierung ist aufwendig und nichts für Heimwerker. Da muss der Profi ran, den kaputten Beton abstemmen, den Stahl entrosten und alles mit Spezialmörtel wieder aufbauen.

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Das Flachdach: Symbol und Sorgenkind

Das Flachdach war ein starkes Statement, aber anfangs eine technische Katastrophe. Die Abdichtungen aus Teerpappe wurden schnell spröde und rissig. Fast jedes historische Flachdach war irgendwann undicht. Ich erinnere mich an ein Projekt, da war die alte Dämmung aus Schlacke so vollgesogen mit Wasser, dass sie tonnenschwer war.

Heute ist das zum Glück kein Thema mehr. Ein modernes Flachdach hat einen ausgeklügelten Aufbau mit Dampfsperre, Gefälledämmung und hochfesten Kunststoff- oder Bitumenbahnen. Gut gemacht, hält das ewig. Kleiner Tipp: Eine professionelle Flachdachsanierung ist nicht billig. Rechnet mal grob mit 150 bis 250 Euro pro Quadratmeter, je nach Aufbau und Zustand. Aber das ist eine Investition, die sich lohnt.

Die Sache mit den Fenstern

Die originalen Stahlfenster waren wunderschön filigran, aber energetisch eine Katastrophe. Will man sie heute ersetzen, steht man vor einer Wahl: Charakter erhalten oder Geld sparen? Ein originalgetreuer Nachbau mit schlanken Profilen und moderner Isolierverglasung ist eine Spezialanfertigung. Da sprechen wir schnell von über 3.000 Euro für ein einziges Fenster. Ein gutes, modernes Holz- oder Kunststofffenster gibt es schon für die Hälfte, aber es verändert eben die Optik des ganzen Hauses. Eine schwere Entscheidung.

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Die 3 häufigsten Fehler bei der Sanierung – und wie ihr sie vermeidet

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Bei der Sanierung solcher Häuser lauern ein paar fiese Fallen. Hier die Top 3:

  1. Die Fassade „versiegeln“: Der häufigste Fehler! Viele malern die Fassade mit einer billigen Dispersionsfarbe aus dem Baumarkt. Das ist, als würde man dem Haus eine Plastiktüte überziehen. Die Wände können nicht mehr atmen, Feuchtigkeit wird eingeschlossen und es kommt zu Schäden. Unbedingt eine diffusionsoffene Farbe verwenden, am besten eine Silikatfarbe (z.B. von Keim oder Beeck). Die gibt’s im Fachhandel.
  2. Proportionen zerstören: Eine dicke Außendämmung (WDVS) kann die eleganten Proportionen eines solchen Gebäudes komplett ruinieren. Manchmal ist eine Innendämmung die bessere, wenn auch bauphysikalisch anspruchsvollere Lösung. Das muss ein Energieberater prüfen, der sich mit Altbauten auskennt.
  3. Falsche Materialien im Innenraum: Auf einen alten Kalkputz gehört keine Raufasertapete und kein Vinylboden auf den historischen Estrich. Versucht, bei der Materialfamilie zu bleiben, um das Raumklima und die ursprüngliche Anmutung zu erhalten.
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Was tun: Selber machen oder den Meister rufen?

Bei einem historischen Gebäude gilt eine einfache Regel: Alles, was die Substanz betrifft, ist ein Fall für den Fachmann.

Klar, eine Innenwand streichen, das bekommt ein geübter Heimwerker noch hin – aber bitte mit der richtigen, atmungsaktiven Farbe! Sobald es aber um die folgenden Punkte geht, sollten alle Alarmglocken schrillen:

  • Tragende Bauteile: Niemals eine Wand einreißen, ohne dass ein Statiker draufgeschaut hat. Ich habe schon Decken gesehen, die sich nach solchen Aktionen gefährlich durchgebogen haben. Lebensgefahr!
  • Fassade und Dämmung: Falsch gemacht, führt das garantiert zu Schimmel und Bauschäden, die ein Vermögen kosten.
  • Dachabdichtung: Ein undichtes Dach ruiniert in kürzester Zeit das ganze Haus. Das ist absolut kein Job für Amateure.
  • Fenstertausch: Der Einbau muss 100% luftdicht sein. Schon kleine Fehler führen zu massiven Wärmebrücken und Schimmel in der Ecke.

Die Investition in einen guten Handwerksbetrieb oder Architekten spart am Ende fast immer Geld, Zeit und Nerven.

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Bauhaus-Feeling für Zuhause: 3 einfache Tipps für jeden

Du wohnst zur Miete oder in einem Neubau, liebst den Stil aber? Kein Problem! Du musst nicht gleich ein ganzes Haus sanieren. Hol dir das Gefühl einfach nach Hause:

  1. Radikal ausmisten: Der wichtigste Schritt. Der Stil lebt von Leere, von Luft und Licht. Trenn dich von allem, was nur rumsteht. Weniger ist hier absolut mehr.
  2. In ein, zwei Klassiker investieren: Du brauchst keine komplette Designer-Einrichtung. Aber ein einzelner Stuhl mit Stahlrohrgestell, eine schlichte Kugel-Leuchte oder ein Sideboard mit klaren Linien kann schon die ganze Atmosphäre eines Raumes verändern. Schau auch mal auf Flohmärkten oder Kleinanzeigen!
  3. Farbe mit Konzept: Halte die Wände weiß oder in einem sehr hellen Grau. Setze dann mit ein, zwei Kissen, einem Teppich oder einem großen Bild gezielte Akzente in den Grundfarben Rot, Gelb oder Blau. Das wirkt sofort.

Zum Schluss: Ein kleiner Werkzeugkasten

Wenn du tiefer einsteigen oder ein Projekt starten willst, hier ein paar Anlaufstellen:

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  • Fördermittel: Schau unbedingt auf der Webseite der KfW-Bank nach. Für energetische Sanierungen gibt es oft Zuschüsse oder günstige Kredite.
  • Materialien: Für spezielle Dinge wie historische Beschläge oder besondere Farben gibt es Online-Shops für Baudenkmalpflege. Einfach mal googeln.
  • Expertenrat: In Foren für Altbausanierung oder bei der örtlichen Denkmalschutzbehörde findest du oft wertvolle Tipps und Kontakte zu spezialisierten Handwerkern.

Wenn ich heute einen modernen Neubau sehe, mit seinen klaren Formen und großen Fenstern, dann sehe ich das Erbe dieser Bewegung. Die Ideen von damals sind zu einem selbstverständlichen Teil unseres Handwerks geworden. Und diese radikale Forderung nach Funktionalität und Ehrlichkeit beim Bauen ist heute so relevant wie eh und je.

Es war eben nie nur ein Stil, den man kopieren kann. Es war, wie mein alter Meister sagte, eine Haltung. Die Haltung, ein Problem zu analysieren und die bestmögliche Lösung dafür zu finden. Und diese Aufgabe liegt jeden Tag neu in unseren Händen.

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„Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!“

Dieses Zitat von Walter Gropius aus dem Bauhaus-Manifest von 1919 fasst die Kernidee zusammen: Es gab keine Trennung zwischen Künstler und Handwerker. Architektur, Malerei und Skulptur sollten in einem Gesamtkunstwerk verschmelzen, das dem Menschen dient. Ein Gedanke, der heute in Konzepten wie dem „New European Bauhaus“ der EU wieder auflebt.

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Moment mal, waren im Bauhaus nicht alle gleich?

Leider nur in der Theorie. Frauen wurden zwar aufgenommen, aber oft in die als „weiblich“ angesehenen Werkstätten wie die Weberei gedrängt. Dennoch haben Künstlerinnen wie Anni Albers in der Textilkunst, Marianne Brandt im Metalldesign mit ikonischen Stücken wie dem Aschenbecher mit Kippmechanik oder Lucia Moholy in der Architekturfotografie die Bewegung entscheidend geprägt und die Grenzen ihrer Zeit durchbrochen.

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Der Lack-Test: Original oder Fälschung?

Bei den berühmten Stahlrohrmöbeln lässt sich die Qualität oft an der Verchromung erkennen. Fahren Sie mit dem Finger über eine Verbindung: Fühlt sie sich absolut glatt an? Perfekt. Spüren Sie eine raue Kante oder sehen Sie „Pickel“ im Chrom? Das deutet auf eine minderwertige Produktion hin. Hersteller wie Thonet oder Knoll, die die Lizenzen halten, investieren in aufwendige Galvanik-Verfahren für eine makellose, langlebige Oberfläche.

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  • Sie wirken leicht, fast schwebend.
  • Sie bieten einen federnden, dynamischen Sitzkomfort.
  • Sie benötigen deutlich weniger Material als ein klassischer Stuhl.

Das Geheimnis? Der Freischwinger! Die geniale Konstruktion des hinterbeinlosen Stuhls, um die sich Mart Stam und Marcel Breuer stritten, nutzte die Elastizität von gebogenem Stahlrohr, um das Sitzen neu zu erfinden.

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Die berühmte Bauhaus-Farbpalette ist mehr als nur Deko. Sie basiert auf der Farbenlehre von Wassily Kandinsky und Johannes Itten, die am Bauhaus lehrten. Die Grundfarben Rot, Gelb und Blau wurden den Grundformen Quadrat, Dreieck und Kreis zugeordnet. Diese Reduktion auf das Wesentliche sollte eine universelle, verständliche und harmonische visuelle Sprache schaffen.

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Wussten Sie, dass Tel Aviv über 4.000 Gebäude im Bauhaus-Stil besitzt?

Die „Weiße Stadt“ ist heute UNESCO-Weltkulturerbe. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 flohen viele jüdische Architekten und Studenten des Bauhauses nach Palästina. Dort passten sie die Prinzipien an das mediterrane Klima an: kleinere Fenster, lange Balkone als Sonnenschutz und helle Fassaden, die die Hitze reflektieren.

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Die Revolution der Typografie

Schauen Sie sich mal die Schrift auf alten Bauhaus-Plakaten an: Meist schnörkellos, oft nur in Kleinbuchstaben. Das war Absicht. Gestalter wie Herbert Bayer wollten mit ihrer Schrift „Universal“ eine neue, klare und vor allem funktionale Typografie schaffen, die frei von historischem Ballast und nationalen Eigenheiten war. Ein Prinzip, das die Grundlage für viele moderne serifenlose Schriften wie die Helvetica legte.

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Den Bauhaus-Look im eigenen Zuhause zu integrieren, muss nicht teuer sein. Fangen Sie mit den Prinzipien an:

  • Farbakzente: Streichen Sie eine einzelne geometrische Form in Rot oder Blau an eine neutrale Wand.
  • Materialmix: Kombinieren Sie glatten Stahl (z.B. eine Leuchte) mit warmem Holz und Leder.
  • Freiräume: Stellen Sie Möbel so, dass ihre Form zur Geltung kommt und klare Laufwege entstehen.
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Kalt und ungemütlich? Ein Missverständnis. Der Fokus auf Funktionalität bedeutete nicht den Verzicht auf Komfort. Im Gegenteil: Durchdachte Grundrisse, die das Sonnenlicht optimal nutzen, und der Einsatz warmer Materialien wie Holz oder die textilen Arbeiten der Weberei-Werkstatt schufen Räume, die genau auf die Bedürfnisse ihrer Bewohner zugeschnitten waren – eine zutiefst menschliche Form der Architektur.

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Wie pflegt man eigentlich einen Klassiker?

Bei Stahlrohrmöbeln mit Lederbespannung, wie dem Sessel B3 (Wassily) von Marcel Breuer, ist weniger mehr. Das verchromte Gestell wird einfach mit einem weichen, feuchten Tuch und eventuell etwas Glasreiniger abgewischt. Für das Kernleder reicht es, es alle paar Monate mit einem speziellen Lederfett dünn einzureiben, um es geschmeidig zu halten und vor dem Austrocknen zu schützen. So bleibt der Wert über Jahrzehnte erhalten.

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Der Gedanke der Vorfertigung, der heute im Modulbau allgegenwärtig ist, hat seine Wurzeln im Bauhaus.

Walter Gropius experimentierte bereits in den 1920er-Jahren mit industriell gefertigten Bauteilen, um günstigen und qualitativ hochwertigen Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen. Sein „Baukasten im Großen“ war eine visionäre Antwort auf die Wohnungsnot seiner Zeit.

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Wagenfeld-Leuchte WG24: Ein Korpus aus Glas, ein Schirm aus Opalglas, an dem keine Faser und kein Staubkorn hängen bleiben darf. Wilhelm Wagenfeld entwarf diesen Prototyp 1924 als Gesellenstück. Sein Lehrer, László Moholy-Nagy, war begeistert. Heute wird die Ikone von Tecnolumen produziert und ist ein Paradebeispiel für die Verbindung von industrieller Ästhetik und handwerklicher Präzision.

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  • Einheit von Kunst und Technik: Die Form wird durch die Funktion und die Möglichkeiten des Materials bestimmt.
  • Soziale Verantwortung: Gutes Design sollte für alle zugänglich und erschwinglich sein.
  • Ganzheitlicher Ansatz: Vom Löffel bis zur Stadt wurde alles als Gestaltungsaufgabe begriffen.
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Der Vorkurs: Denken lernen mit den Händen. Jeder Bauhaus-Student, egal ob zukünftiger Architekt oder Töpfer, musste den Vorkurs absolvieren. Hier wurde nicht einfach nur gezeichnet. Unter Lehrern wie Johannes Itten und Josef Albers erforschten die Schüler mit einfachsten Materialien wie Papier, Draht oder Holz die Grundlagen von Form, Farbe und Textur. Ziel war es, kreativ zu „entlernen“ und ein tiefes, intuitives Verständnis für Material und Komposition zu entwickeln.

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Bauhaus vs. Minimalismus

Obwohl sie sich ähneln, sind die Philosophien verschieden. Der Minimalismus strebt oft nach rein ästhetischer Reduktion – „so wenig wie möglich“. Das Bauhaus hingegen strebte nach funktionaler Reduktion – „nichts Unnötiges“. Jedes Element musste einen Zweck erfüllen, der über die reine Optik hinausging. Es ging um die Verbesserung des Lebens, nicht nur um die Leere des Raumes.

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Wichtiger Punkt: Die berühmten Flachdächer waren anfangs eine technische und ideologische Herausforderung. Während sie für Kritiker zum Symbol einer „undeutschen“ Architektur wurden, waren sie für die Bauhaus-Meister der logische Abschluss eines kubischen Baukörpers und boten die Möglichkeit, Dachterrassen als zusätzlichen „Wohnraum an der frischen Luft“ zu nutzen – ganz im Sinne von „Licht, Luft und Sonne“.

Von den klaren Linien der Braun-Geräte unter Dieter Rams bis hin zum iPhone von Apple: Der Einfluss des Bauhauses auf das Produktdesign ist enorm. Das Credo „weniger, aber besser“ und die intuitive, auf den Nutzer ausgerichtete Funktionalität sind direkte Erben der Bauhaus-Idee, dass die Form der Funktion zu folgen hat. Gutes Design braucht keine Erklärung.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.