Olivgrün als Wandfarbe: Dein kompletter Guide für ein Ergebnis wie vom Profi
Ich hab in meinem Job schon unzählige Farbtrends miterlebt. Manche knallig, andere dezent – viele davon waren so schnell wieder weg, wie sie gekommen sind. Aber es gibt ein paar Farbtöne, die sind einfach zeitlos. Und Olivgrün? Das ist für mich die unangefochtene Königin dieser Kategorie.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Warum Olivgrün so besonders wirkt (und wie du den perfekten Ton findest)
- 2 Qualität bei Farbe: Warum Geiz hier wirklich nicht geil ist
- 3 Die Vorbereitung: 70 % der Arbeit für 100 % Ergebnis
- 4 Dein Projektplan: So klappt’s an einem Wochenende
- 5 Die Technik: So streichst du ohne Streifen
- 6 Olivgrün in Szene setzen: Was passt dazu?
- 7 Zum Schluss noch ein Wort zur Sicherheit
- 8 Bildergalerie
Ganz ehrlich, diese Farbe hat einfach Charakter. Sie strahlt eine unglaubliche Ruhe aus, ohne jemals langweilig zu sein. Stell dir einen Spaziergang im Wald vor, das Moos auf alten Steinen oder die sonnenwarmen Olivenhaine im Süden. Genau dieses Gefühl holst du dir damit nach Hause. Es ist eine Farbe mit Seele.
Oft höre ich: „Ich will eine entspannende Farbe, aber bitte kein langweiliges Beige.“ Wenn ich dann Olivgrün ins Spiel bringe, sehe ich oft erstmal skeptische Gesichter. Die Sorge? Der Raum könnte zu dunkel, zu drückend wirken. Aber genau da liegt der Reiz! Wenn man es richtig anstellt, mit dem passenden Ton und der richtigen Herangehensweise, erschafft man Orte, an denen man wirklich ankommen und durchatmen kann. In diesem Guide zeige ich dir alles, was ich über die Jahre gelernt habe – ohne Fachchinesisch, versprochen.

Warum Olivgrün so besonders wirkt (und wie du den perfekten Ton findest)
Dass wir Grün als so angenehm empfinden, ist übrigens keine Einbildung. Unsere Augen können Grüntöne am leichtesten verarbeiten, da sie genau in der Mitte des Lichtspektrums liegen. Das bedeutet: weniger Anstrengung für die Augenmuskeln, mehr unbewusste Entspannung für dich. Klingt logisch, oder?
Aber Achtung, jetzt kommt der wichtigste Punkt, den viele unterschätzen: das Licht in deinem Raum. Ein und derselbe Eimer Farbe kann in zwei Zimmern komplett unterschiedlich aussehen. In einem kühlen Nordzimmer wirkt Olivgrün oft etwas grauer und zurückhaltender. Im sonnigen Südzimmer hingegen leuchten die warmen, gelblichen Anteile richtig auf. Auch Kunstlicht spielt eine riesige Rolle. Eine warmweiße LED (um 2.700 Kelvin) macht es extra gemütlich, tageslichtweißes Licht (über 5.000 Kelvin) lässt den Ton kühler und sachlicher erscheinen.
Mein absoluter Top-Tipp: Kauf niemals blind einen großen Eimer! Hol dir eine kleine Probedose (kostet meist unter 5 €) und streiche ein großes Stück Karton oder eine alte Raufaser-Tapete (mindestens 1×1 Meter). Diesen stellst du dann für 24 Stunden in die Ecke, die du streichen willst. Schau ihn dir morgens, mittags und abends bei Lampenlicht an. Nur so bekommst du ein echtes Gefühl dafür, wie die Farbe bei dir zu Hause wirklich wirkt.

Qualität bei Farbe: Warum Geiz hier wirklich nicht geil ist
Du stehst im Baumarkt vor dieser riesigen Wand aus Farbeimern und die Preise gehen von 20 € bis 80 €. Als jemand, der das beruflich macht, kann ich dir eines sagen: Wer billige Farbe kauft, zahlt am Ende drauf. Nicht nur mit Geld, sondern vor allem mit Zeit und Nerven.
Für einen satten Ton wie Olivgrün sind zwei Werte auf dem Eimer entscheidend, die in einer europaweiten Norm (DIN EN 13300) festgelegt sind. Das ist deine eingebaute Qualitätsgarantie.
- Die Deckkraftklasse: Sie sagt aus, wie gut die Farbe deckt. Klasse 1 ist das Beste. Für Olivgrün brauchst du zwingend Klasse 1. Mit einer billigen Farbe der Klasse 2 oder 3 streichst du am Ende zwei- oder dreimal, um ein fleckenfreies Ergebnis zu bekommen. Mit einer Klasse-1-Farbe schaffst du es bei guter Vorbereitung oft mit einem, maximal zwei Anstrichen. Du sparst also Farbe und vor allem Stunden an Arbeit.
- Die Nassabriebbeständigkeit: Das ist die „Putzfestigkeit“. Klasse 1 und 2 sind scheuer- bzw. waschbeständig – perfekt für Flure, Küchen oder Wohnzimmer, wo man auch mal einen Fleck wegwischen muss. Klasse 3 ist nur wischbeständig und eher für Schlafzimmer geeignet. Ich empfehle für eine olivgrüne Wand immer mindestens Klasse 2.
Gut zu wissen: Eine richtig gute Farbe der Deckkraftklasse 1 kostet im Fachhandel oder online oft zwischen 40 € und 70 € für einen 10-Liter-Eimer. Die Profi-Marken aus dem Malerbedarf sind hier oft die sicherste Bank. Aber auch gute Eigenmarken von Baumärkten können mithalten – achte einfach knallhart auf die beiden Klassen auf dem Etikett!

Die Vorbereitung: 70 % der Arbeit für 100 % Ergebnis
Ich sage meinen Leuten immer: Ein gutes Ergebnis besteht zu 70 % aus Vorbereitung und nur zu 30 % aus dem eigentlichen Streichen. Gerade bei dunklen Farben wie Olivgrün siehst du jeden Fehler, jede Unebenheit. Also, nimm dir die Zeit, es lohnt sich!
Schritt 1: Check deine Wand
Fahr mit der flachen Hand über die Wand. Bleibt weißer Staub hängen? Dann ist die alte Farbe „kreidig“ und muss runter oder mit Tiefengrund gefestigt werden. Ritz mal mit einer Spachtel an einer unauffälligen Stelle: Platzt Farbe ab? Dann ist der Untergrund nicht tragfähig. Der Klebeband-Test ist auch super: Ein starkes Malerkrepp fest aufdrücken und ruckartig abreißen. Bleiben Farbstücke kleben, musst du handeln.
Schritt 2: Saubermachen und Spachteln
Die Wand muss sauber, trocken und fettfrei sein. Spinnweben und Staub? Einfach wegsaugen. Bei hartnäckigerem Schmutz hilft ein Eimer Wasser mit etwas Spüli. Dübellöcher und kleine Risse kratzt du mit der Spachtel ein bisschen V-förmig auf, damit die Spachtelmasse besser hält. Füllen, trocknen lassen, glatt schleifen. Kleiner Profi-Tipp: Schleife nicht nur den gefüllten Fleck, sondern auch sanft die Ränder auslaufend („beischleifen“). So gibt es keine sichtbaren Übergänge.

Schritt 3: Grundieren – Das ist nicht verhandelbar!
Viele sparen sich die Grundierung. Riesenfehler! Tiefengrund sorgt dafür, dass die Wand die Farbe gleichmäßig aufsaugt. Ohne Grundierung „säuft“ eine Gipskartonwand die Farbe an manchen Stellen weg, während gespachtelte Stellen die Farbe abweisen. Das Ergebnis sind hässliche Flecken und Streifen, die du nie wieder loswirst. Lass den Tiefengrund nach dem Auftragen gut durchtrocknen, meist reichen 4-6 Stunden. Im Zweifel: lieber über Nacht.
Dein Projektplan: So klappt’s an einem Wochenende
Damit du nicht den Überblick verlierst, hier ein kleiner Fahrplan. Lass uns von einem typischen 20-Quadratmeter-Wohnzimmer ausgehen.
Was du brauchst (Deine Einkaufsliste):
- Qualitätsfarbe in Olivgrün (Klasse 1/2)
- Tiefengrund
- Fertigspachtelmasse und eine kleine Spachtel
- Gutes Malerkrepp (das billige reißt oder klebt zu fest!)
- Abdeckfolie für Möbel und Boden
- Hochwertiger Farbroller (Kurzflor für glatte Wände, Langflor für Raufaser)
- Ein guter Pinsel für die Ecken
- Ein Abstreifgitter für den Eimer
Rechne für das Zubehör neben der Farbe nochmal mit ca. 50-60 Euro, wenn du alles neu kaufst. Das ist gut investiertes Geld!

Wie viel Farbe brauche ich?
Ganz einfach: Miss die Länge aller Wände, die du streichen willst, und addiere sie. Diese Summe multiplizierst du mit der Raumhöhe. Beispiel: (4m + 5m + 4m + 5m) x 2,50m Höhe = 45 qm. Auf jedem Farbeimer steht die „Ergiebigkeit“, z. B. „10 Liter reichen für ca. 70 qm“. Kauf lieber einen Tick mehr, nichts ist ärgerlicher als sonntags mit einer halbfertigen Wand dazustehen.
Dein Zeitplan für Samstag & Sonntag:
Samstag Vormittag: Möbel rücken, Boden und Kanten abkleben, Löcher spachteln.
Samstag Nachmittag: Sobald die Spachtelmasse trocken ist, Wände grundieren und alles gut trocknen lassen.
Sonntag Vormittag: Der erste Anstrich! Endlich Farbe an die Wand.
Sonntag Nachmittag: Nach ca. 4-6 Stunden Trocknungszeit eventuell der zweite Anstrich (bei guter Farbe oft nicht nötig), aufräumen, abkleben, Möbel zurück.
Die Technik: So streichst du ohne Streifen
Jetzt kommt der spaßige Teil. Streiche zuerst mit dem Pinsel alle Ecken und Kanten vor, ca. 5-10 cm breit in die Fläche hinein. Dann schnapp dir den Roller. Arbeite immer „nass in nass“. Das heißt, du rollst die nächste Bahn immer leicht überlappend in die noch feuchte Kante der vorherigen Bahn. So vermeidest du Ansätze.

Rolle erst von oben nach unten, dann quer und zum Schluss nochmal ohne Druck von oben nach unten. Sei nicht zu sparsam mit der Farbe auf dem Roller – ein satter Auftrag lässt sich besser verteilen. Eine Wand, die du angefangen hast, musst du immer komplett fertig streichen, ohne lange Pausen.
Der ultimative Faulenzer-Tipp: Musst du am nächsten Tag den zweiten Anstrich machen? Wickle deinen Pinsel und die Farbrolle fest und luftdicht in eine Plastiktüte. Dann trocknen sie nicht ein und du sparst dir das mühsame Auswaschen!
Olivgrün in Szene setzen: Was passt dazu?
Eine einzelne Akzentwand in Olivgrün kann schon Wunder wirken. Richtig genial wird es aber erst durch die Kombination mit anderen Materialien und Farben.
- Für einen sanften, natürlichen Look: Kombiniere es mit Cremeweiß, Greige, hellem Eichenholz oder Leinenstoffen. Das schafft eine sehr ruhige, skandinavisch angehauchte Atmosphäre.
- Für spannende Akzente: Ein kräftiges Senfgelb, warmes Rostrot oder edle Metalle wie Messing und Kupfer bringen das Olivgrün zum Leuchten. Perfekt für Kissen, Vasen oder Lampen.
- Für einen modernen, eleganten Stil: Klare Linien mit Schwarz, Anthrazit und dunklem Walnussholz schaffen einen wahnsinnig edlen und zeitgemäßen Kontrast.
Und wenn du etwas ganz Besonderes suchst: Olivgrün gibt es auch als ökologische Kalk- oder Lehmfarbe. Die haben eine einzigartige, samtig-matte Oberfläche. Aber Achtung, die Verarbeitung ist deutlich anspruchsvoller und nicht für jeden Untergrund geeignet. Das ist eher ein Fall für erfahrene Heimwerker oder den Profi.

Zum Schluss noch ein Wort zur Sicherheit
Auch bei modernen Farben gilt: Gut lüften! Während und nach der Arbeit Fenster aufreißen. Flüssige Farbreste gehören nicht in den Abfluss, sondern zum Wertstoffhof. Eingetrocknete Reste im Eimer können aber in den normalen Hausmüll.
Sei ehrlich zu dir selbst. Eine einzelne Wand ist ein tolles Projekt. Aber bei sehr hohen Decken, bröseligem Putz oder wenn du einfach keine Zeit für die penible Vorbereitung hast, ist der Anruf beim Profi oft die klügere und am Ende stressfreiere Lösung.
So, und jetzt wünsche ich dir viel Freude dabei, deinem Raum einen neuen Charakter zu geben. Du wirst sehen, das Ergebnis ist mehr als nur eine neue Farbe an der Wand – es ist ein ganz neues Lebensgefühl.
Bildergalerie


Olivgrün entfaltet seine volle Wirkung erst im Zusammenspiel mit den richtigen Materialien. Stellen Sie sich die Farbe als Bühne vor: Glänzendes Messing oder Gold bei Lampen und Griffen setzen warme, luxuriöse Akzente. Dunkles Nussbaum- oder geräuchertes Eichenholz sorgt für eine geerdete, maskuline Note, während helles Leder in Cognac-Tönen einen Hauch von Vintage-Eleganz einbringt. Diese Kombinationen schaffen eine reiche, texturierte Atmosphäre, die weit über die reine Wandfarbe hinausgeht.

- Setzen Sie auf strategisch platzierte Spiegel, um das Licht zu reflektieren und dem Raum optisch mehr Weite zu geben.
- Helle Textilien bei Vorhängen, Teppichen und Kissen in Cremeweiß, Leinen oder Greige schaffen einen frischen Kontrast.
- Akzentuieren Sie mit filigranen Möbeln aus schwarzem Metall, um eine moderne, grafische Linie zu erzeugen.
Das Geheimnis? Es geht nicht darum, die Dunkelheit zu bekämpfen, sondern sie mit Lichtpunkten und hellen Flächen auszubalancieren.

Der richtige Farbton für eine moderne, ruhige Atmosphäre?
Suchen Sie nach einem gedämpften, fast meditativen Olivton. Ein perfektes Beispiel ist „Bancha No. 298“ von Farrow & Ball. Anders als kräftige, gelbstichige Olivtöne wirkt dieser Ton durch seinen subtilen grauen Unterton sehr beruhigend und zeitgemäß. Er fühlt sich an wie ein Spaziergang in einem japanischen Moosgarten und schafft eine Oase der Stille, besonders in Schlaf- oder Lesezimmern. Ideal für alle, die eine Farbe mit Tiefe, aber ohne Drama suchen.

Wussten Sie schon? In der Farbpsychologie gilt Grün als die Farbe der Harmonie und des Gleichgewichts. Sie soll das Nervensystem beruhigen und die Konzentration fördern.
Eine olivgrüne Wand ist also mehr als nur eine ästhetische Entscheidung. Sie ist eine bewusste Wahl für ein Umfeld, das Wohlbefinden und innere Ruhe unterstützt – ein kleiner, aber wirkungsvoller Beitrag zur täglichen Regeneration in den eigenen vier Wänden.

Matt-Finish: Bietet eine pudrige, fast samtige Oberfläche, die das Licht schluckt. Das lässt die Farbe satter und tiefer erscheinen und kaschiert kleine Unebenheiten an der Wand hervorragend. Ideal für Wohn- und Schlafräume.
Seidenmatt-Finish (Eggshell): Hat einen dezenten Glanz, der etwas Licht reflektiert. Die Oberfläche ist robuster und leichter zu reinigen, weshalb sie sich gut für stärker beanspruchte Bereiche wie Flure oder die Küche eignet.
Unsere Empfehlung: Für den ultimativen Cocooning-Effekt ist ein Matt-Finish unschlagbar.

Häufig wird angenommen, eine olivgrüne Wand müsse perfekt glatt sein. Doch gerade das Gegenteil kann reizvoll sein!
- Kalkputz-Optik: Spezielle Effektfarben oder ein Kalkputz, der in einem Olivton abgetönt wird, erzeugen eine lebendige, wolkige Struktur mit mediterranem Flair. Marken wie „Bauwerk Colour“ bieten hier faszinierende Optionen.
- Feine Raufaser: Selbst eine feine Raufasertapete kann unter dem Olivgrün eine spannende, subtile Textur erzeugen und die Farbe weniger monolithisch wirken lassen.

Wichtiger Punkt: Die Lichtfarbe Ihrer Leuchtmittel kann den Charakter Ihres Olivgrüns drastisch verändern. Eine warmweiße LED (ca. 2.700 Kelvin) unterstreicht die gelben, warmen Anteile des Olivtons und sorgt für maximale Gemütlichkeit am Abend. Eine neutralweiße Birne (ca. 4.000 Kelvin) hingegen hebt die grünen und grauen Anteile hervor und lässt die Farbe sachlicher und kühler wirken. Testen Sie Ihre Farbmuster also unbedingt bei eingeschaltetem Abendlicht!

„Die beste Farbe der ganzen Welt ist die, die gut an dir aussieht.“ – Coco Chanel
Übertragen auf unsere Wände bedeutet das: Der „perfekte“ Olivton existiert nicht universell. Perfekt ist der Ton, der mit Ihrem Licht, Ihren Möbeln und vor allem Ihrem persönlichen Gefühl harmoniert. Vertrauen Sie auf den Test an der Wand und auf Ihre Intuition – sie ist der beste Ratgeber.
- Eine Atmosphäre von zeitloser Eleganz.
- Eine perfekte Leinwand für Kunst und Holzmöbel.
- Ein Gefühl von Geborgenheit und Ruhe.
Das wird erreicht, wenn man nicht nur eine, sondern alle vier Wände (und vielleicht sogar die Decke) in einem tiefen Olivton streicht. Dieser sogenannte „Colour Drenching“-Trend schafft einen immersiven, höhlenartigen Kokon, der überraschenderweise nicht erdrückend, sondern unendlich gemütlich wirkt. Ein mutiger Schritt für ein beeindruckendes Ergebnis.




