Farbe an die Wand: Dein Guide für Räume mit Charakter – von einem, der’s wissen muss
Mehr als nur bunte Wände: Warum Farbe dein Zuhause verändern kann
Hey! Schön, dass du hier bist. Ich stecke seit gefühlt einer Ewigkeit bis über beide Ohren in Farbe, und eins habe ich gelernt: Farbe ist Magie. Ehrlich. Sie ist viel mehr als nur eine Schicht auf der Wand. Sie kann einen Raum größer, gemütlicher, heller oder aufregender machen. Sie beeinflusst, wie wir uns fühlen. Aber – und das ist das große Aber – sie kann auch nach hinten losgehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Mehr als nur bunte Wände: Warum Farbe dein Zuhause verändern kann
- 2 Bevor du den Pinsel schwingst: Die Wahrheit über Licht und Farbe
- 3 Die Vorbereitung: Warum 90 % der Arbeit vor dem Streichen passiert
- 4 Deine Einkaufsliste: Was du wirklich brauchst
- 5 Ran an die Rolle: So wird’s garantiert streifenfrei
- 6 Selber machen oder machen lassen? Die ehrliche Rechnung
- 7 Sicherheit zuerst: Ein paar ernste Worte zum Schluss
- 8 Bildergalerie
Ich sehe so oft Leute, die mit einem Pinterest-Bild in den Baumarkt stürmen, den erstbesten Eimer „Trendfarbe“ schnappen und loslegen. Das Ergebnis? Meistens Enttäuschung. Die Farbe sieht an der Wand plötzlich ganz anders aus, die Oberfläche ist fleckig, und nach einem Jahr ist der „Trend“ eh wieder vorbei. Ein gutes Farbkonzept ist aber kein Sprint, sondern ein Handwerk, das auf ein paar einfachen, aber entscheidenden Regeln basiert.
In diesem Guide nehme ich dich an die Hand und zeige dir, wie die Profis denken. Wir reden nicht nur über hübsche Farbtöne, sondern über Licht, die richtige Vorbereitung (das A und O!) und die kleinen Tricks, die den Unterschied zwischen „ganz nett gestrichen“ und „wow, sieht das gut aus!“ ausmachen. Bereit?
Bevor du den Pinsel schwingst: Die Wahrheit über Licht und Farbe
Der allererste Schritt hat nichts mit Farbe zu tun, sondern mit Licht. Das ist der Faktor, der alles entscheidet. Die Farbe auf der kleinen Musterkarte im Laden? Vergiss sie. In deinem Zuhause wird sie niemals so aussehen.
Dein größter Gegenspieler (und Freund): Das Licht
Natürliches Licht ist der Boss. Ein Raum mit Fenstern nach Norden bekommt kühles, fast bläuliches Licht. Ein warmes Gelb kann hier schnell kränklich-grün wirken. Ein Südzimmer hingegen badet in warmem, intensivem Licht, das Farben knallen lässt – ein kräftiges Rot kann da schon mal überfordern. Ost- und Westzimmer sind die Chamäleons, die ihre Lichtstimmung über den Tag komplett verändern.
Künstliches Licht ist genauso wichtig. Eine alte Glühbirne zaubert warmes, gelbliches Licht. Eine „tageslichtweiße“ LED (oft über 5.000 Kelvin) erzeugt ein kühles, fast steriles Licht. Dieselbe Wandfarbe kann unter diesen beiden Lampen von „gemütlich“ zu „Krankenhaus-Chic“ wechseln.
Kleiner Tipp aus der Praxis: Ich hatte mal einen Kunden, der wollte unbedingt dieses coole „Greige“ von einer Deko-Seite. An seiner Nordwand sah es aus wie nasser Beton. Wir haben dann einen Ton mit nur einem winzigen Tropfen mehr Gelb-Pigment gewählt, und plötzlich hat der Raum geleuchtet. Das zeigt: Testen ist alles! Kauf dir ein kleines Probedöschen (kostet meistens unter 5 €) und streiche eine Fläche von mindestens 1×1 Meter direkt auf die Wand oder auf ein großes Stück Pappe. Beobachte die Farbe morgens, mittags, abends und bei eingeschaltetem Licht. Nur so siehst du, was du wirklich bekommst.
Die Vorbereitung: Warum 90 % der Arbeit vor dem Streichen passiert
Ganz ehrlich: Jeder kann Farbe an die Wand rollen. Aber eine wirklich perfekte Oberfläche? Die entsteht lange vorher. Ein Profi verbringt die meiste Zeit mit Vorbereitung. Ein Laie greift direkt zur Rolle. Hier liegt der Unterschied.
- Prüfen: Reibe mal fest mit dem Daumen über die Wand. Hast du weißen Staub am Finger? Dann „kreidet“ die Wand und schreit nach Grundierung. Kleb ein Stück starkes Klebeband auf die Wand, drück es fest an und reiß es ruckartig ab. Bleiben Farbstücke kleben? Dann blättert der Altanstrich ab und muss runter.
- Reinigen: Staub und Fett sind die Todfeinde jeder Farbe. Gerade in Küchen oder ehemaligen Raucherwohnungen ist das Pflicht. Mit einem speziellen Reiniger (im Fachhandel als „Anlauger“ bekannt) bekommst du die Wände wirklich sauber. Sonst blutet das Nikotin oder Fett später durch den neuen Anstrich. Eklig.
- Spachteln (Das Mini-Tutorial): Alte Bohrlöcher sind kein Problem. So geht’s: 1. Das Loch mit dem Staubsauger kurz aussaugen. 2. Fertigspachtelmasse (gibt’s in kleinen Tuben für ca. 5-8 €) fest ins Loch drücken. 3. Trocknen lassen (dauert je nach Produkt 1-3 Stunden, steht drauf!). 4. Mit feinem Schleifpapier (120er Körnung) glatt schleifen. 5. Wichtig: Auch diese kleine Stelle mit Tiefengrund grundieren! Ja, wirklich! Sonst saugt sie die Farbe anders auf und du hast später einen dunklen Fleck.
- Grundieren: Der meistübersprungene und wichtigste Schritt! Tiefengrund verfestigt den Untergrund und sorgt dafür, dass die Wand die Farbe überall gleichmäßig aufnimmt. Ohne Grundierung riskierst du Flecken und verbrauchst locker 30 % mehr Farbe. Das ist am falschen Ende gespart.
Zeitfaktor: Für einen 20 qm großen Raum solltest du allein für die saubere Vorbereitung (abkleben, spachteln, schleifen, grundieren) locker einen halben bis ganzen Tag einplanen. Nimm dir die Zeit, es lohnt sich!
Deine Einkaufsliste: Was du wirklich brauchst
Bevor du losziehst, hier eine Liste, die dir Frust erspart:
- Abdeckmaterial: Nimm Malervlies statt dünner Folie. Es saugt Farbspritzer auf, während sie auf Folie flüssig bleiben und du sie mit den Schuhen im ganzen Raum verteilst. Kostet etwas mehr, ist aber jeden Cent wert.
- Gutes Malerkrepp: Billiges Klebeband lässt Farbe unterlaufen oder reißt beim Abziehen die Tapete mit. Investiere hier 2-3 Euro mehr in Markenqualität.
- Die richtige Farbe: Lass dich nicht vom Preis pro Eimer täuschen. Achte auf die Nassabriebklasse (Klasse 1 ist super robust für Flure, Klasse 3 nur für die Schlafzimmerdecke) und das Deckvermögen (Klasse 1 deckt am besten). Eine günstige Farbe der Klasse 3 für 20 € musst du vielleicht dreimal streichen. Eine hochwertige Farbe der Klasse 1 für 50 € deckt oft beim ersten Mal perfekt. Du sparst also nicht nur Nerven, sondern am Ende sogar Geld und vor allem Zeit.
- Werkzeug: Ein guter Pinsel für die Ecken, eine Farbwalze passend zur Wandstruktur (kurzflorig für glatte Wände, langflorig für Raufaser) und eine Farbwanne mit Abstreifgitter.
- Optional, aber nett: Ein Teleskopstiel für die Walze. Dein Rücken wird es dir danken.
Welcher Farbtyp passt zu dir?
Kurz und knapp, ohne Fachchinesisch:
Dispersionsfarbe ist der Alleskönner und für 90 % aller Wände in Mietwohnungen die richtige Wahl. Sie ist strapazierfähig, leicht zu verarbeiten und in unzähligen Farbtönen erhältlich. Achte hier, wie gesagt, auf die Qualität.
Silikatfarbe ist eine mineralische Farbe. Sie ist super atmungsaktiv und beugt Schimmel auf natürliche Weise vor. Ideal für Keller, Bäder oder mineralische Putze (z. B. in Altbauten). Aber Achtung: Sie hält nicht auf Tapeten oder alten Dispersionsanstrichen. Eine gute Wahl für Allergiker, aber in der Anwendung etwas anspruchsvoller.
Kalkfarbe ist die traditionellste Variante. Sie sorgt für ein wunderschönes, mattes und lebendiges Wandbild und ein fantastisches Raumklima. Allerdings ist sie nicht wischfest und kann leicht abfärben, wenn man dagegen stößt. Eher was für Liebhaber und Wände, die nicht stark beansprucht werden.
Ran an die Rolle: So wird’s garantiert streifenfrei
Jetzt kommt der spaßige Teil! Mit der richtigen Technik klappt’s auch ohne Streifen. Profis arbeiten „nass in nass“. Das heißt: Streiche zuerst die Ecken und Kanten einer Wand mit dem Pinsel. Und zwar nur einer Wand! Direkt danach, solange die Ränder noch feucht sind, füllst du die große Fläche mit der Walze.
Trage die Farbe im Kreuzgang auf: Erst ein paar Bahnen senkrecht, dann quer verteilen und zum Schluss noch einmal ganz leicht und ohne Druck senkrecht darüberrollen. Das sorgt für die perfekte Oberfläche.
Der wichtigste Trick überhaupt: Zieh das Malerkrepp ab, solange die Farbe NOCH FEUCHT ist! Wartest du, bis alles trocken ist, reißt du mit dem Klebeband unweigerlich eine unsaubere Kante in deine frische Farbschicht. Und das willst du nicht, glaub mir.
Und was, wenn doch was schiefgeht? Läuft dir ein Farbtropfen die Wand runter (eine „Nase“ im Fachjargon), versuch nicht, ihn panisch zu verstreichen. Lass ihn trocknen, schleife ihn dann vorsichtig mit feinem Papier ab und tupfe die Stelle mit etwas Farbe nach.
Übrigens, der Über-Nacht-Hack: Musst du die Arbeit unterbrechen, musst du Pinsel und Rolle nicht auswaschen. Wickle sie einfach luftdicht in eine Plastiktüte. Am nächsten Tag sind sie sofort wieder einsatzbereit. Das spart Unmengen an Wasser und Zeit.
Selber machen oder machen lassen? Die ehrliche Rechnung
Sei ehrlich zu dir selbst. Eine einzelne Akzentwand kriegst du mit etwas Geduld super hin. Eine ganze Wohnung mit hohen Decken, Stuck und schwierigen Untergründen? Das kann schnell zum Albtraum werden.
Machen wir mal eine grobe Rechnung für einen 20 qm Raum: – DIY-Kosten: Rechnen wir mal mit ca. 80-150 € für hochwertige Farbe und gutes Material (Vlies, Klebeband, Walzen etc.). Dazu kommen deine Zeit: Ein ganzes Wochenende ist da schnell weg, wenn du es ordentlich machst. – Profi-Kosten: Ein Maler- und Lackiererbetrieb verlangt je nach Region und Firma zwischen 45 € und 65 € pro Stunde. Für den Raum braucht ein Profi vielleicht 6-8 Stunden inklusive Vorbereitung. Das sind dann 270 € bis 520 € plus Material.
Der Profi ist nicht nur schneller, er hat auch das bessere Equipment (z.B. Schleifgeräte mit Absaugung) und die Erfahrung, um auf Probleme wie feuchte Stellen sofort richtig zu reagieren. Überleg dir, was dir deine Freizeit und ein garantiert perfektes Ergebnis wert sind.
Sicherheit zuerst: Ein paar ernste Worte zum Schluss
Bei allem Eifer, denk bitte an deine Sicherheit. Sorge immer für gute Belüftung. Auch „wasserbasierte“ Farben dünsten beim Trocknen Stoffe aus. Und bitte, bitte: Benutze eine stabile Leiter, keinen wackeligen Stuhl! Ich habe schon genug Unfälle durch Leichtsinn gesehen.
Achtung bei alten Gebäuden: Unter alten Farbschichten kann sich Blei verbergen. Schleifst du das ab, ist der Staub hochgiftig. Auch alte Spachtelmassen oder Platten können Asbest enthalten. Wenn du den leisesten Verdacht hast, gilt: Finger weg und einen Fachbetrieb für eine Probe kontaktieren!
Flüssige Farbreste sind Sondermüll und gehören zum Wertstoffhof. Eingetrocknete Reste können meist in den Hausmüll. Das schmutzige Waschwasser von den Pinseln nicht in den Abfluss kippen! Lass es stehen, das Wasser verdunstet und den festen Rest kannst du im Hausmüll entsorgen.
So, das war mein geballtes Wissen aus der Praxis. Trau dich ran, aber geh es mit Plan an. Und wenn du dir unsicher bist, frag einen Profi. Ein guter Rat vorab ist immer günstiger als das Ausbessern von Fehlern. Viel Erfolg!
Bildergalerie
Die 60-30-10-Regel: Ein unfehlbarer Trick der Interior-Designer für eine harmonische Farbpalette. 60 % des Raumes (meist die Wände) erhalten die Hauptfarbe. 30 % (z.B. Vorhänge, Teppiche, ein Sessel) werden in einer Sekundärfarbe gehalten. Die restlichen 10 % sind für Akzente reserviert – Kissen, Kunst, Deko-Objekte – in einer dritten, oft kräftigen Farbe. So wirkt das Ergebnis immer stimmig und durchdacht.
- Decken zuerst streichen.
- Danach die Wände.
- Anschließend Fenster- und Türrahmen.
- Ganz zum Schluss die Fußleisten.
Warum diese Reihenfolge? Sie ist die effizienteste und sauberste Methode. Farbspritzer von der Decke können so einfach von den noch ungestrichenen Wänden abgewischt werden, und das Abkleben wird auf ein Minimum reduziert. Ein simpler Ablauf, der Frust erspart!
Wussten Sie, dass die Pigmentdichte der entscheidende Qualitätsunterschied bei Farben ist?
Günstige Farben enthalten oft mehr Füllstoffe und weniger Farbpigmente. Das Ergebnis: Du brauchst mehr Anstriche für eine gute Deckkraft. Premium-Marken wie Farrow & Ball oder Little Greene investieren in komplexe, natürliche Pigmente, die dem Licht eine einzigartige Tiefe und subtile Farbveränderungen im Tagesverlauf verleihen. Manchmal lohnt sich die Investition für diesen „Wow-Effekt“.
Der ewige Kampf: Matt oder Seidenmatt?
Matte Farbe (wie „Emulsion“) schluckt Licht und kaschiert kleine Unebenheiten an der Wand perfekt. Sie wirkt sehr edel und ruhig, ist aber empfindlicher gegenüber Flecken. Ideal für Schlafzimmer und Wohnzimmer. Seidenmatte oder seiden-glänzende Farbe (wie „Eggshell“) reflektiert Licht dezent, ist robuster und abwischbar. Perfekt für Flure, Kinderzimmer oder die Küche.
Vergiss die kleinen Farbkarten! Um einen Farbton wirklich zu beurteilen, brauchst du große Muster. Male ein mindestens DIN A3 großes Stück Pappe oder festes Papier mit deiner Testfarbe an. Befestige es mit Malerkrepp an der Wand und beobachte es zu verschiedenen Tageszeiten – morgens, mittags, abends und bei Kunstlicht. Nur so siehst du, wie die Farbe wirklich in deinem Raum lebt.
Laut einer Studie der Universität Sussex kann die Farbe Grün die Herzfrequenz senken und ein Gefühl der Ruhe fördern.
Kein Wunder, dass Salbei-, Moos- oder Eukalyptustöne im Schlafzimmer so beliebt sind. Sie verbinden uns unterbewusst mit der Natur und schaffen eine erholsame Oase, die den Stress des Tages vergessen lässt. Besonders in Kombination mit natürlichen Materialien wie Holz oder Leinen entfaltet Grün seine volle beruhigende Wirkung.
- Perfekt gerade Linien, ohne Auslaufen.
- Ein professionelles Finish, auch als Anfänger.
- Spart stundenlanges Nachbessern.
Das Geheimnis? Nicht irgendein Kreppband, sondern hochwertiges Malerkrepp für empfindliche Oberflächen (oft lila oder gold, z.B. von FrogTape). Drücke es fest an und streiche dann die Kante zuerst mit der alten Wandfarbe über. Diese versiegelt die Kante. Erst danach kommt die neue Farbe. Ergebnis: Eine absolut scharfe Kante.
Eine dunkle, intensive Farbe an den Wänden muss einen Raum nicht erdrücken. Im Gegenteil: Ein tiefes Marineblau, ein sattes Waldgrün oder ein warmes Anthrazit können einen „Cocooning-Effekt“ erzeugen. Der Raum wirkt dadurch geborgen, gemütlich und unendlich schick. Der Trick ist, helle Kontraste bei Möbeln, Textilien und mit gezielten Lichtquellen zu setzen.
Wann brauche ich wirklich eine Grundierung?
Eine Grundierung (oder ein Haftgrund) ist kein „nice to have“, sondern oft entscheidend. Du brauchst sie zwingend bei: stark saugenden Untergründen (wie frischem Putz oder Gipskarton), beim Wechsel von einer dunklen zu einer sehr hellen Farbe, auf glatten, nicht porösen Oberflächen oder wenn du Nikotin- oder Wasserflecken überdecken musst. Sie sorgt für Haftung und ein gleichmäßiges Endergebnis.
Der Pinsel-Check: Für die wasserbasierten Wandfarben von heute sind Pinsel mit Synthetikborsten (wie die von Anza oder Wistoba) die beste Wahl. Sie nehmen die Farbe gut auf und geben sie gleichmäßig ab, ohne zu „ertrinken“. Für Ecken und Kanten ist ein sogenannter „Beschneidepinsel“ mit abgeschrägten Borsten Gold wert – er gibt dir maximale Kontrolle für saubere Linien.
„Farbe ist das mächtigste Werkzeug des Designers. Sie ist emotional, sie schafft Stimmungen und hat mehr Einfluss auf unsere Wahrnehmung eines Raumes als jedes andere Element.“ – Kelly Wearstler, Interior Designerin
Diese Aussage bringt es auf den Punkt. Deine Farbwahl ist keine rein ästhetische Entscheidung, sondern die Grundlage für die Atmosphäre deines Zuhauses.
Mut zur Farbe an der Decke! Die sogenannte „fünfte Wand“ wird oft sträflich vernachlässigt und einfach weiß gestrichen. Eine in einem sanften Ton oder sogar dunkler als die Wände gestrichene Decke kann die Raumproportionen dramatisch verändern. Eine dunkle Decke in einem hohen Raum lässt ihn gemütlicher wirken, während eine pastellfarbene Decke einen Hauch von Verspieltheit und Weite verleiht.
Akzentwand 2.0: Statt einer einzelnen farbigen Wand, probiere es mit „Colour Blocking“. Nutze Farbe, um architektonische Zonen zu schaffen, wo keine sind. Male einen breiten vertikalen Streifen hinter dem Schreibtisch, um eine Arbeitsecke zu definieren, oder rahme ein Fenster mit einem farbigen Block ein, um es wie ein Kunstwerk hervorzuheben. Das ist modern, individuell und strukturierter als eine klassische Akzentwand.
- Eine perfekt glatte, ebenmäßige Oberfläche.
- Keine unschönen Ansätze oder Streifen.
Der Trick der Profis: Arbeite immer „nass in nass“. Das bedeutet, du streichst eine Bahn von oben nach unten und setzt die nächste Bahn direkt daneben an, solange die Kante der ersten noch feucht ist. Rolle dabei über die Kante hinaus in die bereits gestrichene Fläche. So verschmelzen die Bahnen nahtlos miteinander.
Eco-Farben: Mehr als nur ein Trend. Achte beim Kauf auf den VOC-Gehalt (flüchtige organische Verbindungen). Je niedriger, desto besser für deine Raumluft und Gesundheit. Marken wie „Bauwerk Colour“ (Kalkfarben) oder „Little Greene“ bieten fantastische, VOC-arme oder -freie Optionen, die nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch für Allergiker oft besser geeignet sind.
Kann ich eine Designer-Farbe günstiger nachmischen lassen?
Ja, das ist technisch möglich. Viele Baumärkte bieten einen Farbmisch-Service an und können Farbtöne bekannter Marken scannen und annähernd reproduzieren. Aber Vorsicht: Die Kopie wird nie 100% identisch sein. Es fehlt oft die spezielle Pigmenttiefe und das Finish des Originals. Für eine reine Akzentwand mag es reichen, für ein ganzes Zimmer solltest du das Original in Betracht ziehen.
Der halbhohe Anstrich ist eine stilvolle Alternative zur kompletten Wandgestaltung. Besonders in Fluren oder Räumen mit hohen Decken wirkt er Wunder. Eine Faustregel für die Höhe: Orientiere dich an der Ein-Drittel- oder Zwei-Drittel-Marke der Wandhöhe. Eine scharfe Kante, erzeugt mit der Abklebetechnik, ist hier entscheidend für eine moderne, grafische Optik.
Der Glanzgrad einer Farbe beeinflusst die Farbwahrnehmung massiv.
Eine glänzende Oberfläche reflektiert viel Licht und lässt eine Farbe intensiver, heller und kühler erscheinen. Eine matte Oberfläche hingegen absorbiert das Licht, wodurch der gleiche Farbton satter, tiefer und wärmer wirkt. Dies ist ein entscheidender Faktor, der oft übersehen wird, wenn man nur den Farbton auf einer matten Musterkarte betrachtet.
Farbpsychologie für Fortgeschrittene: Während Grün beruhigt und Blau die Konzentration fördert, können warme Töne wie Terrakotta, Rostrot oder ein sanftes Senfgelb eine unglaublich einladende und gesellige Atmosphäre schaffen. Sie eignen sich perfekt für Wohn- oder Esszimmer, da sie Wärme ausstrahlen und Gespräche anregen. Sie wirken wie eine visuelle Umarmung.
Kleine Kratzer oder Schrammen an der frisch gestrichenen Wand? Kein Problem, wenn du vorausschauend planst. Fülle eine kleine Menge der restlichen Farbe in ein sauberes, luftdichtes Marmeladenglas. So hast du für schnelle Ausbesserungen immer den exakt gleichen Farbton griffbereit und musst nicht den riesigen Eimer aus dem Keller holen. Beschriften nicht vergessen!
- Der richtige Roller für glatte Wände? Ein kurzfloriger Roller aus Mikrofaser.
- Für raue Oberflächen wie Raufaser? Ein langfloriger Lammfell- oder Polyamidroller.
Der Grund: Der Flor muss lang genug sein, um die Farbe in die Vertiefungen des Untergrunds zu bringen, aber kurz genug, um eine saubere, nicht-texturierte Oberfläche zu hinterlassen. Ein falscher Roller ist oft der Grund für ein fleckiges Ergebnis.
Matte Wandfarbe reinigen? Mit Bedacht! Matte Oberflächen sind empfindlich. Vermeide aggressives Schrubben. Der beste Trick ist ein Schmutzradierer (auch Wunderschwamm genannt) für punktuelle Flecken. Für größere Flächen einen weichen Schwamm mit klarem Wasser oder einer sehr milden Seifenlauge verwenden und nur sanft tupfen, nicht reiben, um glänzende Stellen zu vermeiden.
Wie viel Farbe brauche ich wirklich?
Eine einfache Formel hilft: (Raumumfang in m) x (Raumhöhe in m) = Wandfläche in m². Ziehe Fenster und Türen grob ab. Die meisten Farbeimer geben eine Reichweite pro Liter an (z.B. 8-10 m²/L). Teile deine Fläche durch diese Angabe. Wichtig: Kalkuliere immer für zwei Anstriche und kaufe lieber einen Liter mehr als zu wenig. Nichts ist ärgerlicher als auf halber Strecke Nachschub holen zu müssen.
„Chalk Paint“, die von Annie Sloan populär gemachte Kreidefarbe, ist nicht nur für Möbel.
Ihr ultra-mattes, samtiges Finish verleiht Wänden einen pudrigen, historischen Look, der besonders gut zu Vintage- oder Landhausstilen passt. Der Vorteil: Sie haftet oft ohne aufwändige Vorbereitung auf vielen Untergründen. Der Nachteil: Sie ist weniger strapazierfähig und sollte in stark genutzten Bereichen mit einem speziellen Wachs versiegelt werden.
Tageslicht-LED vs. Warmweiß: Die Farbtemperatur deiner Glühbirnen (gemessen in Kelvin) verändert deine Wandfarbe drastisch. Eine warmweiße Lampe (ca. 2.700 K) lässt ein Greige gemütlich und beige wirken. Dieselbe Wandfarbe kann unter einer neutral- oder tageslichtweißen LED (ab 4.000 K) plötzlich kühl, grau und fast steril aussehen. Teste deine Farbmuster also unbedingt auch bei eingeschaltetem Kunstlicht am Abend!
