Flaschengarten selber machen – Leben im Glas
Flaschengarten – diesen Namen trägt einer der größten Gartentrends der letzten Jahre. Dennoch haben viele Menschen noch nie von diesem Begriff gehört und wissen überhaupt nicht, worum es sich dabei eigentlich handelt. Im heutigen Artikel möchten wir das ändern! Hier erzählen wir Ihnen nicht nur mehr darüber, was ein Flaschengarten wirklich ist. Wir zeigen Ihnen außerdem, wie einfach und schnell Sie Ihren ganz eigenen Flaschengarten selber machen können. Seien Sie jedoch gewarnt, dass sobald Sie gelernt haben, wie man einen selber anfertigt, Sie möglicherweise besessen davon sind, viele weitere zu erschaffen. Dies ist nämlich ein wundervolles, aber auch leicht süchtig machendes Hobby, das absolut jeder selbst ausprobieren kann. Ja, sogar Pflanzen-Serienmörder ohne grünen Daumen! Haben wir Ihr Interesse schon geweckt? Dann lesen Sie einfach nur weiter!
Schwarzer statt grüner Daumen? Flaschengärten könnten die Lösung für Sie sein!
Erstellen Sie verzaubernde winzige Dioramen
Was ist denn eigentlich ein Flaschengarten?
Dass ein Flaschengarten ein Miniaturgarten ist, der in einer Glasflasche lebt, lässt sich wahrscheinlich schon am Namen erahnen. Wenn Sie denken, dass diese Erklärung einfach ein Terrarium beschreibt, liegen Sie eigentlich nicht falsch. Der Flaschengarten ist in der Tat eine Art Terrarium. Außerdem gibt es die sogenannte Hermetosphäre, eine Art Flaschengarten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Terrarien, die regelmäßiger Pflege und Aufmerksamkeit bedürfen, ist eine Hermetosphäre jedoch nach dem Einsetzen der Pflanzen hermetisch verschlossen.
Inhaltsverzeichnis
Man könnte meinen, dass eine hermetisch verschlossene Glasflasche unmöglich Leben erhalten kann. Die Wissenschaft hat jedoch das Gegenteil bewiesen. Eine der bekanntesten Hermetosphären ist ein großer, mit Kompost gefüllter 35 Liter Weinballon, in dem eine Dreimasterblume gepflanzt wurde. Die Zimmerpflanze wurde zuletzt 1972 mit nur etwa 150 ml Wasser gegossen. Das Gefäß wurde dann hermetisch verschlossen und als Experiment in indirektes Licht gestellt. Überraschenderweise ist die kleine Dreimasterblume seitdem an die Grenzen ihrer Flasche gewachsen und gedeiht problemlos auch heute noch.
Diese Hermetosphäre wurde vor 50 Jahren geschlossen und ist seit damals nie geöffnet
Wie ist das denn möglich? Die Wissenschaft hat eine Erklärung – Flaschengärten und Hermetosphären funktionieren, indem sie winzige, sich selbst erhaltende Ökosysteme schaffen. Einmal verschlossen benötigen sie nur Licht, um zu überleben. Die Sonnenstrahlen scheinen indirekt auf die Blätter der Pflanzen im Inneren der Flasche und dienen der Photosynthese. Sauerstoff wird als Nebenprodukt davon freigesetzt, den Bakterien im Boden einatmen und Kohlendioxid ausatmen. Die alten Blätter, die mit der Zeit absterben und abfallen, zerfallen ebenfalls und produzieren weiterhin CO2 sowie kompostähnliche Nährstoffe.
Das vor dem Verschließen zugeführte Wasser wird zunächst von den Pflanzenwurzeln aufgenommen, dann bei der Ausdünstung an die Luft abgegeben. Die Wassertropfen kondensieren, fallen zum Boden, werden erneut von den Pflanzenwurzeln aufgenommen und der Kreislauf beginnt von neuem.
Ein zauberhafter und dennoch vollständig natürlicher Prozess
Glasballons eignen sich ganz gut für Flaschengärten und Hermetosphären
Flaschengarten selber machen – welche Pflanzen eignen sich dafür?
Nicht alle Pflanzenarten eignen sich gut für das Leben im Glas. Unerfahrene Gärtner kreieren manchmal sehr hübsche Kombinationen mit Pflanzen, die allerdings gar nicht zueinander passen. Beispielsweise führt eine Kombination aus einer Sukkulente und einer Moosart schnell und innerhalb kurzer Zeit zum Absterben einer der Pflanzen. Moos benötigt und speichert einfach viel Wasser, während eine Sukkulente Wurzelfäule entwickelt, wenn sie zu viel Feuchtigkeit ausgesetzt wird. Sie benötigen einen trockenen, gut durchlässigen Boden und gute Luftzirkulation.
Wenn Sie einen Flaschengarten mit Sukkulenten anlegen möchten, ist es wichtig, ein offenes Glas zu wählen, aus dem überschüssige Feuchtigkeit verdunsten kann und darin neue Luft einströmt. Sukkulenten, Kakteen und andere Pflanzenarten aus trockenen Regionen der Welt eignen sich nicht für Hermetosphären.
Sukkulenten haben ganz andere Pflegeansprüche als tropische Pflanzen
Hängepflanzen gedeihen ebenfalls wundervoll in offenen Flaschengärten
Andererseits wachsen die meisten Pflanzenarten, die aus tropischen, subtropischen und gemäßigten Regionen der Erde stammen, in Flaschengärten und Hermetosphären kräftig und außergewöhnlich gut. Einige der beliebtesten Arten sind Begonia, Mimosa, Orchidee, Zebrakraut, Schlangenbart, Peperomie, Zimmernessel, Bubikopf, Fittonia, Streifenfarn, Frauenhaarfarn, Sternmoos, Moosfarn und natürlich die berühmte Dreimasterblume. Manche Luftpflanzen und semiaquatische Terrariumpflanzen können ebenfalls unter diesen Bedingungen gedeihen. Da sie alle sehr ähnliche Pflegeansprüche haben, können Sie diese und andere Arten aus denselben Regionen bedenkenlos kombinieren.
Tropische Pflanzen haben oft kurze Wurzeln und benötigen nur wenig Substrat
Setzen Sie interessante Farbakzente mit bunter Fittonia
Flaschengarten selber machen
Kommen wir nun endlich zum spannenden Teil – zur Erschaffung Ihres ersten, eigenen Flaschengartens oder Hermetosphäre. Hierfür benötigen Sie nur folgende Dinge:
- Maximal 2-3 geeignete Pflanzenarten Ihrer Wahl
- Einen großen Glasbehälter aus Klarglas – Einmachglas, Vorratsglas, Korkenglas, Weinballon, Glaskugel usw.
- Mix aus 1 Teil Blähton kleiner bis mittlerer Körnung und 1 Teil Lavagranulat
- Kompost mit neutralem pH-Wert
- Küchenpinzette, Cocktailrührlöffel und Ballbrause
- Korkrinde, Steine, Kristalle und andere Deko Ihrer Wahl
Etwa so könnte Ihr fertiger Flaschengarten aussehen
Schritt für Schritt Anleitung:
Beginnen Sie, indem Sie Ihren gewählten Glasbehälter gründlich mit heißem Wasser (ohne Seife) waschen und vollständig trocknen lassen. Den Mix aus Blähton und Lavagranulat bis ca. 3-4 cm auf den Flaschenboden aufschichten. Als nächstes fügen Sie eine gleichmäßige Schicht Kompost hinzu. Machen Sie mit dem Cocktailrührlöffel zuerst ein Loch in die Erde für Ihre größte Pflanze. Mit der Küchenpinzette vorsichtig und schonend einpflanzen. Drücken Sie leicht auf die Erde um sie herum, um sie zu fixieren. Wiederholen Sie dies mit Ihren restlichen Pflanzen. Stellen Sie sicher, dass genug Platz für sie alle vorhanden ist, da sie mit der Zeit wachsen werden.
Verwenden Sie lieber farbneutrale Kieselsteinchen statt bunte
Wenn Sie mit der Positionierung Ihrer Pflanzen zufrieden sind, beginnen Sie mit dem Dekorieren. Hier sind Sie nur durch Ihre eigene Vorstellungskraft begrenzt. Wenn der von Ihnen gewählte Behälter groß genug ist, können Sie prächtige Landschaften, Märchengärten, Feengärten oder sogar winzige Dioramen erschaffen, die eine Geschichte erzählen. Für diese Projekte können verschiedene Kunststoff- und Keramikminiaturen verwendet werden. Wenn Ihnen das Aussehen des Komposts nicht gefällt, können Sie auch kleine Kieselsteine darüber streuen.
Sie können interessante Steine in freier Natur sammeln
Fertig? Gießen Sie Ihre Pflanzen sanft und mäßig mit der Ballbrause. Bei Flaschengärten und Hermetosphären gilt die Faustregel – Weniger ist mehr. Denken Sie daran, dass die berühmte Dreimasterblume nur 150 ml Wasser benötigte, um den gesamten 35 Liter Weinballon auszufüllen. Setzen Sie zum Schluss den Deckel auf oder lassen Sie Ihren Behälter offen. Beachten Sie, dass offene Flaschengärten regelmäßig gegossen werden müssen. Falls das Glas allerdings beschlägt, haben Sie Ihre Pflanzen wahrscheinlich überwässert. Lassen Sie den Behälter offen, damit die überschüssige Feuchtigkeit entweicht.
Stellen Sie Ihren fertigen Flaschengarten oder Hermetosphäre an einen warmen Ort, der allerdings niemals direktem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Indirektes Licht ist hier überlebenswichtig, denn ansonsten kann das winzige Ökosystem schnell überhitzen.
Flaschengärten benötigen nur sehr kleine Mengen Wasser
Welche Pflege erfordert ein Flaschengarten?
Hermetisch verschlossene Hermetosphären benötigen keinerlei Pflege oder Aufmerksamkeit. Das ist schließlich die ganze Idee dahinter! Bei Flaschengärten steht es aber anders. Hier sind ein paar Pflegetipps:
Wenn Ihre Pflanzen mit der Zeit außer Kontrolle wachsen und Ihre Deko überwuchern, dann verwenden Sie eine Aquarium-Schere, um überschüssige Blätter und Zweige abzuschneiden. Entfernen Sie die Pflanzenteile mit einer Pinzette.
Falls Ihre Pflanzen zum Fenster neigen oder sich sogar Algen am Glas bilden, dann drehen Sie den Behälter regelmäßig, sodass alle Seiten gleichmäßig Licht bekommen. Algen können Sie vom Glas mit einer kleinen Kinderzahnbürste oder Flaschenbürste entfernen.
Sorgen Sie für Ordnung im Flaschengarten mit einer langen Pinzette
Auch Sie können einen wundervollen Flaschengarten selber machen. Vielleicht sogar eine Hermetosphäre als jahrelanges Experiment? Kreieren Sie einzigartige Arrangements und interessante Pflanzenkombinationen und staunen Sie über die Magie der Natur.
Diese Flaschengärten sehen fast so aus, als hätte man ein kleines Stück Natur nach Hause gebracht
Der Mix aus Blähton und Lavagranulat verhintert Staunässe und Wurzelfäule
Immerhin haben Gläser keine Ablauflöcher
Luftpflanzen benötigen überhaupt kein Substrat zum Gedeihen
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Sie können Ihre Flaschengärten bei Wunsch auch künstlich beleuchten