Teller, Tassen & Co.: So findest du Geschirr, das du wirklich liebst

von Augustine Schneider
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Ich steh oft in meiner Werkstatt, die Hände voller Ton, und forme unzählige Teller und Tassen. Dabei hab ich über die Jahre eine Sache gelernt: Gutes Geschirr ist so viel mehr als nur ein schönes Muster aus dem Einrichtungsmagazin. Es hat Charakter, es fühlt sich einfach richtig an und macht aus einer einfachen Mahlzeit etwas Besonderes. Ehrlich gesagt, es ist eine Beziehung fürs Leben.

Viele, die zu mir kommen, sind total unsicher. Die Flut an Trends kann einen ja auch erschlagen. Soll es jetzt skandinavisch-schlicht sein? Oder doch lieber rustikal mit diesem handgemachten Look? Dunkel oder hell? Mein Rat ist immer derselbe: Vergiss für einen Moment die Trends. Nimm die Teile in die Hand. Fühl das Gewicht, die Oberfläche. Das Wichtigste ist, dass du eine Verbindung spürst. In diesem kleinen Guide teile ich mein ganzes Werkstatt-Wissen mit dir – damit du eine Entscheidung triffst, über die du dich auch in zehn Jahren noch freust.

Geschirr Trends - Handmade-Look und buntes Glas

Das Fundament: Welches Material passt zu dir?

Bevor wir über Farben quatschen, müssen wir über das Herzstück reden: den Ton. Das Material entscheidet über alles – wie robust dein Geschirr ist, wie es sich anfühlt und wie viel Pflege es braucht. Im Grunde gibt es drei große Player im Rennen.

Steingut: Der charmante, aber sensible Klassiker

Steingut hat diesen wunderbar rustikalen, erdigen Charme. Es wird bei recht niedrigen Temperaturen gebrannt, was den Ton porös lässt. Das bedeutet, er kann Wasser ziehen, wenn die Glasur mal einen Riss bekommt. Kennst du das, wenn alte Teller irgendwie „schwitzen“? Das ist oft der Grund.

Ganz ehrlich? Für den harten Alltag mit Spülmaschine und täglichem Einsatz ist es nicht meine erste Wahl. Es neigt einfach schneller zu Absplitterungen, den klassischen „Macken“. Dafür ist es oft die günstigste Option. Komplette Sets findest du manchmal schon für unter 100 Euro. Perfekt, wenn du einen bestimmten Look für besondere Anlässe suchst, aber nicht für die tägliche Schlacht in der Küche.

Geschirr Trends - Monstera und andere Blätter in Grün 2021 jungel motive

Steinzeug: Der robuste Alltagsheld

Okay, das ist mein persönlicher Favorit und das, was ich auch für Restaurants empfehle. Steinzeug wird superheiß gebrannt, dadurch verschmelzen die Tonteilchen und das Material wird wasserdicht und extrem widerstandsfähig. Man nennt das „Sintern“. Das Zeug hält was aus!

Es ist kantenfest, spülmaschinenfest und verzeiht auch mal einen Temperaturschock. Außerdem haben die Glasuren auf Steinzeug oft eine unglaubliche Tiefe und Lebendigkeit. Ein handgemachter Steinzeug-Teller von einem lokalen Töpfer kostet dich zwar zwischen 25 € und 50 €, aber du kaufst ein Unikat mit Seele. Gute Industrie-Sets mit 16 Teilen bekommst du für etwa 100 € bis 200 €. Übrigens, Steinzeug hat ein sattes, angenehmes Gewicht – ein großer Teller wiegt locker 600 bis 800 Gramm.

Porzellan: Das edle Leichtgewicht

Porzellan ist die Königsklasse. Hergestellt aus einer speziellen Mischung reiner Rohstoffe, ist es extrem hart und widerstandsfähig, obwohl es oft hauchdünn und zart wirkt. Es ist porenfrei, nimmt keine Gerüche an und ist super hygienisch.

effektvolle Patina-Optik am Becher

Ein kleiner Trick, um Qualität zu erkennen: Halte einen Teller gegen das Licht. Wenn du den Schatten deiner Hand dahinter siehst, ist das ein gutes Zeichen. Und der Klangtest: Ein leichtes Antippen sollte einen hohen, klaren Ton erzeugen. Im Vergleich zu Steinzeug ist Porzellan überraschend leicht; ein Teller kann bei gleicher Größe nur 400 bis 500 Gramm wiegen. Der höhere Preis ist durch die aufwendige Herstellung absolut gerechtfertigt. Es ist die perfekte Wahl für feine, elegante Anlässe.

Echt handgemacht oder nur so getan?

Dieser „Handmade-Look“ ist gerade überall, was mich als Handwerker natürlich freut. Es zeigt die Sehnsucht nach echten Dingen. Aber Achtung, hier wird oft getrickst.

Echtes, handgedrehtes Geschirr hat feine, individuelle Rillen und jedes Stück ist ein klein wenig anders. Viele große Hersteller nutzen heute Gussformen mit absichtlich eingearbeiteten „Fehlern“, um diesen Look zu kopieren. Mein Tipp zur Unterscheidung: Dreh mal zwei Teller um. Sehen die „Unregelmäßigkeiten“ exakt gleich aus? Dann ist es wahrscheinlich aus einer Form. Echte Handarbeit hat zudem oft einen von Hand geschliffenen Bodenring, damit er keine Möbel zerkratzt. Fühl mal drüber – ein maschineller Rand ist oft schärfer.

geometrische Muster gehören zu den beliebtesten Geschirr Trends

Echte Unikate findest du auf Töpfermärkten, bei Keramikern vor Ort oder auf Online-Plattformen für Handgemachtes. Der „Look“ für weniger Geld wartet in jedem großen Möbelhaus. Beides hat seine Berechtigung, du musst nur wissen, was du kaufst: eine echte Geschichte oder eine gute Kopie.

Farben & Glasuren: Mehr als nur Optik

Die Glasur ist die Schutzschicht deines Geschirrs und muss vor allem eines sein: lebensmittelecht. In Europa gibt es dafür strenge Normen, die sicherstellen, dass keine Schadstoffe wie Blei oder Cadmium ins Essen übergehen. Bei vertrauenswürdigen Händlern bist du da auf der sicheren Seite. Bei super-billiger Importware aus dubiosen Quellen wäre ich vorsichtig.

Ein Wort zu dunklem, mattem Geschirr: Sieht mega edel aus, keine Frage. Aber diese Oberflächen neigen zu Besteckabrieb. Das sind keine echten Kratzer, sondern feiner Metallabrieb, der sich in der rauen Struktur festsetzt. Stell dir vor, dein schöner schwarzer Teller hat graue Schlieren. Kein Grund zur Panik! Mach eine dicke Paste aus Backpulver und etwas Wasser, reib damit vorsichtig über die Spuren und – zack – sind sie meistens wieder weg!

Geschirr Trends - gedeckte Farben und Hand-Made Optik

Und was ist mit Goldrändern? Wunderschön, aber pflegeintensiv. Echtes Gold wird bei niedriger Temperatur auf die Glasur aufgeschmolzen. Kleiner Merksatz: Alles, was metallisch glänzt, hasst die Mikrowelle (Funkenflug!) und mag die Spülmaschine auf Dauer auch nicht. Also lieber von Hand spülen, wenn’s lange schön bleiben soll.

Form & Funktion: Cleveres Design für jeden Tag

Ein gutes Design ist nicht nur schön, es ist auch praktisch. Ein breiter Tellerrand (die „Fahne“) rahmt das Essen schön ein, ein randloser Teller bietet mehr Platz. Tiefe Schalen sind nicht nur für Suppen toll, sie halten das Essen länger warm und sind perfekt für alles, was man gemütlich auf dem Sofa löffelt.

Worauf du noch achten solltest? Die Stapelbarkeit! Probier’s doch mal direkt mit deinem aktuellen Geschirr aus: Nimm zwei Teller und leg sie übereinander. Wackelt da was? Das ist ein Zeichen für ein Design, das in einem kleinen Küchenschrank schnell nerven kann. Achte auch auf einen glatten Boden, damit dein Esstisch keine Kratzer bekommt.

elegante Porzellan-Tasse in pudrigem Rosa mit goldenem Henkel

Übrigens: Du musst nicht alles aus einer Serie kaufen! „Mix & Match“ ist super, um Persönlichkeit zu zeigen. Damit es harmonisch bleibt, such dir ein verbindendes Element. Bleib zum Beispiel in einer Farbfamilie (verschiedene Blau- und Grüntöne) oder bei einem Material (nur Steinzeug). Mein Tipp für Anfänger: Starte mit einer soliden Basis aus 4 großen Tellern und 4 tiefen Bowls aus hochwertigem Steinzeug. Das deckt 90% aller Mahlzeiten ab und du kannst es später mit besonderen Einzelstücken ergänzen.

So bleibt dein Geschirr ewig schön

Gutes Geschirr ist eine Investition. Damit es dich lange begleitet, braucht es ein bisschen Liebe. Die meisten Keramiken sind heute „spülmaschinenfest“, was ein geschützter Begriff ist und Langlebigkeit garantiert. „Spülmaschinengeeignet“ heißt oft nur: „Geht nicht sofort kaputt“.

Aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Auch das robusteste Geschirr leidet auf Dauer unter den aggressiven Reinigern. Die Glasur kann mit den Jahren stumpf werden. Wenn dir also wirklich was an deinen Lieblingsteilen liegt, spül sie öfter mal von Hand. Wenn sie in die Maschine müssen, dann wähle ein schonendes Programm und stell sicher, dass die Teile nicht aneinanderschlagen.

Geschirr Trends - Mix and Match mit bunten Farben und Mustern

Der größte Feind von Keramik ist der Temperaturschock. Also niemals die Auflaufform aus dem Kühlschrank direkt in den vorgeheizten Ofen stellen. Das Material kann unsichtbare Spannungsrisse bekommen und irgendwann einfach springen. Immer langsam aufwärmen!

Fazit: Hör auf dein Bauchgefühl

Am Ende zählt nur eines: Nimm die Teile in die Hand, die dir ins Auge gefallen sind. Schließ die Augen. Fühlt es sich gut an? Schwer und erdig oder leicht und fein? Kühl und glatt oder warm und lebendig?

Ein Trend kommt und geht. Qualität und ein gutes Gefühl sind zeitlos. Investiere lieber in ein paar wenige, aber hochwertige Stücke aus Steinzeug oder Porzellan, die dich über Jahre begleiten und unzählige Mahlzeiten zu einem kleinen Fest machen. Sie werden die Spuren des Lebens bekommen und damit deine ganz persönliche Geschichte erzählen. Und das ist unbezahlbar.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.