Professionelle Zahnreinigung: Was wirklich dahintersteckt und was sie dich kostet

von Augustine Schneider
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Ich arbeite schon ewig in der zahnärztlichen Prophylaxe. Und ganz ehrlich? Ich habe in dieser Zeit Tausende von Mündern gesehen. Ich weiß, was funktioniert und was nur gut klingt. Prophylaxe ist eben so viel mehr als nur ein bisschen Zähneputzen. Es ist Handwerk, es ist Medizin und vor allem ist es eine Partnerschaft zwischen dir und den Profis in der Praxis.

Mein Ziel ist es nicht, dir irgendwas zu verkaufen. Ich will dir helfen, deine eigenen Zähne so lange wie möglich zu behalten. Denn der beste Zahnersatz ist und bleibt der, den dir die Natur geschenkt hat.

Viele kommen in die Praxis und denken, eine professionelle Zahnreinigung (PZR) sei eine Art Wellness-Behandlung für ein weißeres Lächeln. Klar, das ist ein schöner Nebeneffekt, aber bei Weitem nicht der Kern der Sache. Lass uns mal Tacheles reden: Ich zeige dir, was bei einer PZR wirklich abgeht, warum sie medizinisch verdammt wichtig ist und worauf du achten solltest.

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Das unsichtbare Problem: Warum deine Zahnbürste allein im Stich gelassen wird

Du putzt zweimal am Tag die Zähne, vielleicht nimmst du sogar Zahnseide. Super, das ist die Basis! Trotzdem gibt es Ecken in deinem Mund, an die du selbst mit der besten Technik einfach nicht hinkommst. Denk mal an die engen Zahnzwischenräume, den feinen Spalt am Zahnfleischrand oder die tiefen Rillen auf den Backenzähnen.

Genau dort entsteht ein klebriger Film aus Speichel, Essensresten und Bakterien – wir nennen das Plaque oder Biofilm. Stell dir das wie eine gut organisierte Bakterien-Stadt vor. Diese kleinen Biester lieben Zucker und produzieren Säuren, die deinen Zahnschmelz angreifen. Das Ergebnis? Karies.

Vom weichen Belag zum harten Brocken: Zahnstein

Wenn dieser weiche Biofilm nicht komplett entfernt wird, mineralisiert er. Kalzium und Phosphat aus deinem Speichel lagern sich ein und der Belag wird steinhart. Das ist dann der berüchtigte Zahnstein. Seine Oberfläche ist rau wie Schmirgelpapier – ein perfekter Ankerplatz für neue Bakterien. Ein Teufelskreis.

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Das eigentliche Problem: Zahnstein kriegst du mit der Zahnbürste nicht mehr weg. Er sitzt bombenfest. Und genau hier fängt meine Arbeit an. Denn dieser Zahnstein hält die Bakterien direkt am Zahnfleisch, das darauf mit einer Entzündung reagiert.

Die stille Gefahr, die deine Zähne kostet

Eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) merkst du oft daran, dass dein Zahnfleisch beim Putzen blutet. Viele machen dann den Fehler und denken, sie hätten zu fest gedrückt und schonen die Stelle. Achtung! Das ist genau falsch. Die Blutung ist ein Alarmsignal deines Körpers, der schreit: „Hier ist was los, mach sauber!“

Ignoriert man das, kann die Entzündung chronisch werden und in die Tiefe wandern. Sie zerstört den Knochen, der deine Zähne festhält. Das ist dann eine Parodontitis. Das Tückische: Sie tut lange nicht weh. Wenn die Zähne anfangen zu wackeln, ist es oft schon zu spät. Parodontitis ist heute der Hauptgrund für Zahnverlust bei Erwachsenen – nicht Karies!

schönes lächeln mit gesunden zähnen

Ich habe schon kerngesunde Zähne ohne eine einzige Füllung ausfallen sehen, weil der Halt einfach weg war. Das bricht einem das Herz. Und genau deshalb ist die PZR eine medizinisch absolut notwendige Behandlung.

Ein Blick auf den Behandlungsstuhl: So läuft eine gute PZR ab

Eine anständige PZR ist keine Fünf-Minuten-Nummer. Plane mal realistisch zwischen 45 und 60 Minuten ein, je nachdem, was bei dir los ist. Jeder Mund ist anders, also läuft es auch immer ein bisschen individuell ab.

1. Bestandsaufnahme: Wir schauen ganz genau hin

Bevor ich loslege, reden wir kurz. Gibt es empfindliche Stellen? Nimmst du Medikamente? Hast du einen Herzschrittmacher? Das ist wichtig, weil die Ultraschallgeräte, die wir nutzen, bei manchen älteren Schrittmachern stören könnten. Sicherheit geht vor.

Dann schaue ich mir mit Spiegel und Sonde alles an und messe die Tiefe deiner Zahnfleischtaschen. Gesunde Werte liegen bei 1-3 Millimetern. Alles darüber ist ein Hinweis auf ein Problem. Ich prüfe auch, ob das Zahnfleisch bei Berührung blutet – ein klares Zeichen für Entzündungsaktivität.

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2. Anfärben: Wir machen den Feind sichtbar

Oft färbe ich die Beläge mit einer speziellen Flüssigkeit an. Älterer, hartnäckiger Belag wird dann dunkelblau, frischerer rosa. Das ist kein Show-Effekt. Es zeigt dir und mir ganz genau, wo deine Problemzonen beim Putzen liegen. Viele sind total erstaunt, welche Stellen sie jeden Tag vergessen.

3. Die harten Brocken entfernen

Jetzt geht’s ans Eingemachte. Den Zahnstein entferne ich meist mit zwei Werkzeugen:

  • Ultraschall: Ein Gerät mit einer feinen Spitze, die durch hochfrequente Schwingungen den Zahnstein zertrümmert. Wasser spült alles weg und kühlt dabei. Und jetzt die Frage, die alle im Kopf haben: Tut das weh? Ganz ehrlich: Es kann an empfindlichen Zahnhälsen mal ziepen. Aber eine gute Fachkraft kann die Intensität des Geräts anpassen. Sag einfach Bescheid! Für ganz empfindliche Fälle gibt es auch Betäubungsgele, die man vorher auftragen kann. Du musst da nicht leiden.
  • Handinstrumente: Das sind speziell geformte Scaler und Küretten, mit denen ich manuell die Reste entferne, besonders unter dem Zahnfleischrand. Das erfordert viel Feingefühl. Als Profi höre und spüre ich, ob die Oberfläche glatt ist oder ob da noch was kratzt. Das ist pures Handwerk.
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4. Weiche Beläge und Verfärbungen wegpusten

Ist der Zahnstein weg, kommen die weichen Beläge und Verfärbungen von Kaffee, Tee oder Nikotin dran. Dafür nutzen wir oft ein Pulverstrahlgerät (bekannt als Air-Flow). Ein Mix aus Wasser, Luft und einem feinen Pulver strahlt die Zähne sauber. Früher war das Pulver recht aggressiv, aber heute nutzen wir sanfte Pulver auf Glycin- oder Erythritol-Basis. Die sind so schonend, dass man sie sogar bei Implantaten einsetzen kann.

5. Die Politur: Mehr als nur Hochglanz

Zum Schluss werden alle Zahnoberflächen mit einer speziellen Paste poliert. Das fühlt sich nicht nur toll an, sondern ist super wichtig. Auf einer spiegelglatten Oberfläche können sich neue Bakterien viel schlechter festsetzen. Die Politur ist also ein echter Schutzschild.

6. Fluoridierung: Der Schutzlack zum Schluss

Als letzter Schritt kommt ein hochkonzentrierter Fluoridlack oder -gel auf die Zähne. Das härtet den Zahnschmelz und macht ihn widerstandsfähiger gegen Säureangriffe. Kleiner Tipp: Danach solltest du für etwa 30-60 Minuten nichts essen oder trinken, damit es richtig einwirken kann.

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Was du direkt nach der PZR beachten solltest (und welche Fehler fast alle machen)

Deine Zähne sind jetzt super sauber und glatt. Das Schutzhäutchen, das sich normalerweise auf den Zähnen bildet, ist für ein paar Stunden weg. Das bedeutet: Deine Zähne sind jetzt extrem anfällig für neue Verfärbungen.

Vermeide daher in den ersten 24 Stunden unbedingt:* Kaffee & schwarzen Tee Rotwein & dunkle Säfte Curry, Sojasauce, Ketchup * Rauchen! (Das ist sowieso eine gute Idee…) Und hier die 3 häufigsten Fehler, die den ganzen guten Effekt zunichtemachen können: 1. Direkt nach der Praxis einen Kaffee trinken. Der Klassiker. Damit färbst du die frisch polierten Zähne sofort wieder ein. 2. Den nächsten Termin ewig hinausschieben. Die PZR ist keine einmalige Sache. Bleib am Ball, sonst fängst du immer wieder bei Null an. 3. Nach einer Woche wieder nachlässig werden. Die Motivation ist anfangs hoch, aber dann schleicht sich der alte Trott wieder ein. Nutze das saubere Gefühl als Startschuss für eine bessere Routine!

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Nicht jede PZR ist gleich: Von Zahnspange bis Implantat

Eine gute Prophylaxe-Fachkraft spult kein Standardprogramm ab, sondern passt die Behandlung an deine Situation an.

  • Bei Zahnspangen: Um die Brackets herum ist die Reinigung eine echte Herausforderung. Hier arbeiten wir mit speziellen kleinen Bürstchen und Werkzeugen, um Karies zu verhindern.
  • Bei Implantaten: Implantate sind empfindlich. Wir nutzen hier spezielle Instrumente aus Kunststoff oder Titan und ganz sanfte Pulver, um die Oberfläche nicht zu zerkratzen. Eine Entzündung am Implantat (Periimplantitis) kann nämlich zum Verlust führen.
  • Bei Parodontitis: Hier reicht eine normale PZR nicht. Wir reinigen auch die tiefen Zahnfleischtaschen, was viel aufwendiger ist. Die Termine finden dann auch öfter statt, oft alle 3-4 Monate, um die Krankheit in Schach zu halten.

Deine Mitarbeit ist der Schlüssel: Tipps für zu Hause

Die PZR in der Praxis macht vielleicht 1 % der Arbeit aus. Die restlichen 99 % liegen bei dir. Deshalb ist die Beratung so wichtig.

  • Die richtigen Werkzeuge: Es geht nicht um die teuerste Zahnbürste. Wichtiger ist, wie du sie benutzt. Und ganz entscheidend: die Zahnzwischenräume! Ob Zahnseide oder Interdentalbürstchen, hängt von deinen Lücken ab. Kleiner Tipp für Anfänger: Kauf dir in der Drogerie (z.B. bei dm oder Rossmann) ein Starter-Set für Interdentalbürsten, zum Beispiel von TePe oder Curaprox. Da sind verschiedene Größen drin. Die richtige Größe füllt den Zwischenraum gut aus, ohne dass du Gewalt anwenden musst.
  • Mundspülungen: Die meisten aus dem Supermarkt überdecken nur Gerüche. Medizinische Spülungen (z.B. mit Chlorhexidin) sind wirksam, aber nicht für den Dauergebrauch gedacht. Sie können die Zähne verfärben und den Geschmackssinn stören. Also bitte nur nach Absprache verwenden!

Butter bei die Fische: Kosten, Häufigkeit und Qualität

Was kostet der Spaß?

Die PZR ist eine Privatleistung. Die gesetzlichen Kassen zahlen meistens nichts oder nur einen kleinen Zuschuss. Die Abrechnung läuft nach der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) und hängt vom Aufwand ab.

Mal ganz ehrlich unter uns: Rechne je nach Stadt, Praxis und Zustand deiner Zähne mit Kosten zwischen 80 € und 150 €. Das klingt erstmal nach einer Stange Geld, aber überleg mal: Eine einzige Krone kostet dich locker das Fünf- oder Sechsfache. Sieh es als Investition in deine Gesundheit.

Wie oft sollte ich gehen?

Die Regel „zweimal im Jahr“ ist nur eine Faustformel. Wenn du super Zähne und eine top Mundhygiene hast, reicht vielleicht auch einmal im Jahr. Wenn du aber zu Zahnstein neigst oder schon mal eine Parodontitis hattest, können alle drei bis sechs Monate sinnvoll sein. Das legen wir gemeinsam fest.

Woran erkenne ich eine gute Prophylaxe?

  • Zeit: Man nimmt sich Zeit für dich, deine Fragen und die Beratung.
  • Qualifikation: Die Behandlung wird von speziell ausgebildetem Personal durchgeführt. Das sind Zahnmedizinische Prophylaxeassistentinnen (ZMP) oder Dentalhygienikerinnen (DH). Gut zu wissen: Eine Dentalhygienikerin (DH) hat die längste und intensivste Ausbildung und ist die absolute Spezialistin, besonders bei Parodontitis-Fällen.
  • Individualität: Dein Mund, dein Plan. Kein Schema F für alle.
  • Dokumentation: Wichtige Werte wie Taschentiefen werden gemessen und notiert, um den Verlauf zu kontrollieren.

Ein letztes Wort…

Ich liebe meinen Job, weil ich jeden Tag sehe, was er bewirkt. Ich werde nie den Geschäftsmann vergessen, der dachte, sein starker Mundgeruch käme vom Magen. Nach einer einzigen, aber sehr gründlichen PZR rief er mich an und meinte, ein Meeting hätte ihm zum ersten Mal seit Jahren wieder „Spaß gemacht“. Solche Momente zeigen, was für einen riesigen Unterschied ein gesunder Mund machen kann.

Sieh die PZR nicht als lästige Pflicht, sondern als Wartung und Pflege für deine Gesundheit. Denn chronische Entzündungen im Mund können den ganzen Körper belasten. Hilf den Profis, dir zu helfen, gesund zu bleiben. Es lohnt sich.

(Dieser Artikel dient natürlich nur der Info und ersetzt keine persönliche Beratung in einer Zahnarztpraxis. Eh klar, oder?)

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.