Dein Weihrauch am Balkon: Der ultimative Guide für eine dichte, duftende Oase
Ganz ehrlich? In der Welt der Balkonpflanzen gibt es Diven und es gibt Arbeitstiere. Der sogenannte Weihrauch gehört definitiv zur zweiten Sorte. Ich hab schon unzählige Trends kommen und gehen sehen, aber diese Pflanze ist ein Fels in der Brandung. Sie ist robust, wächst wie verrückt und ist einfach eine ehrliche Haut. Perfekt, um Lücken im Balkonkasten zu füllen oder als beeindruckende Hängeampel.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Was du für den Start wirklich brauchst (und was es kostet)
- 0.2 Der richtige Standort: Mehr als nur Sonne und Schatten
- 0.3 Das Fundament: Erde gut, alles gut
- 0.4 Pflege-Tricks, die den Unterschied machen
- 0.5 Aus eins mach viele: Vermehrung für Anfänger
- 0.6 Projekt Überwinterung: Lohnt sich der Aufwand?
- 0.7 SOS-Guide: Wenn die Pflanze Probleme macht
- 0.8 Gute Nachbarn im Balkonkasten
- 0.9 Ein letztes Wort…
- 1 Bildergalerie
Ach ja, bevor wir loslegen, müssen wir kurz mit einem Mythos aufräumen: Dieser Weihrauch hat absolut nichts mit dem Harz zu tun, das man zum Räuchern verwendet. Das stammt von einem völlig anderen Baum. Unser Balkon-Freund hat seinen Namen nur wegen des intensiven, würzigen Dufts, der freigesetzt wird, wenn man die Blätter leicht reibt. Ein Duft, der übrigens auch einen ziemlich praktischen Nebeneffekt hat.
Was du für den Start wirklich brauchst (und was es kostet)
Bevor du loslegst, lass uns kurz über das Nötigste sprechen. Nichts ist frustrierender, als mitten im Einpflanzen festzustellen, dass etwas fehlt. Hier ist eine kleine, ehrliche Einkaufsliste:

- Weihrauchpflanzen: Für einen Standard-Balkonkasten von 80 cm Länge würde ich dir 3 Pflanzen empfehlen. Das sorgt für einen schnellen, dichten Wuchs. Rechne hier mit etwa 2 € bis 5 € pro Pflanze, je nach Größe.
- Gute Blumenerde: Spar hier bitte nicht am falschen Ende! Billigerde sackt zusammen und ruiniert dir den Spaß. Eine hochwertige Kübelpflanzenerde (ca. 20 Liter für 8-15 €) ist die Investition wert. Achte darauf, dass sie luftig ist.
- Drainage-Material: Ein kleiner Beutel Perlite oder Blähton (kostet um die 5 € und reicht ewig) ist Gold wert, um Staunässe zu verhindern.
- Langzeitdünger: Die bequemste Methode! Eine Dose mit Düngekügelchen kostet vielleicht 10 €, hält aber oft für die ganze Saison oder länger.
Du siehst, die Anfangsinvestition ist überschaubar, aber die richtige Auswahl macht den Unterschied zwischen „überlebt gerade so“ und „wow, was für eine Pracht“.
Der richtige Standort: Mehr als nur Sonne und Schatten
Die Lehrbuchantwort lautet „sonnig bis halbschattig“. Aber was heißt das konkret für deinen Balkon? Ein Platz, an dem die pralle Mittagssonne knallt, kann besonders für die Sorten mit weißem Blattrand zu viel werden. Die Blätter können regelrecht verbrennen und der Durst der Pflanze wird riesig.

Ideal ist ein Plätzchen mit Morgen- oder Abendsonne. Ein Ost- oder Westbalkon ist also perfekt. Hier bekommt die Pflanze genug Energie zum Wachsen, ohne gegrillt zu werden. Und Achtung, ein oft unterschätzter Faktor: Wind! Die langen Triebe sind zwar flexibel, aber an einer zugigen Ecke können sie leicht abbrechen. Ein geschützter Standort ist also immer die bessere Wahl.
Das Fundament: Erde gut, alles gut
Wie schon erwähnt, ist die Erde das A und O. Ich mische mir mein Substrat gerne selbst, und das ist einfacher, als es klingt. Nimm einfach deine hochwertige Kübelpflanzenerde und gib eine gute Handvoll Perlite oder feinen Blähton dazu. Das lockert alles auf und sorgt dafür, dass überschüssiges Wasser gut ablaufen kann.
Kleiner Tipp: Unten im Kasten oder Topf eine Schicht aus grobem Kies oder Blähton als Drainage auszulegen, ist eine alte Gärtnerregel, die immer noch gilt. Das verhindert, dass die Wurzeln im Wasser stehen – der Todfeind Nummer eins für Weihrauch.

Pflege-Tricks, die den Unterschied machen
Eine Weihrauchpflanze am Leben zu halten, ist nicht schwer. Sie aber zu einer dichten, buschigen Kaskade zu erziehen, braucht ein bisschen Fingerspitzengefühl.
Richtig gießen: Eine Frage des Gewichts
Vergiss die starre Regel „jeden zweiten Tag gießen“. Der beste Trick ist der Gewichtstest. Heb den Balkonkasten mal an, wenn er frisch gegossen ist. Merk dir das Gefühl. Wenn er nach ein paar Tagen deutlich leichter ist, ist es wieder Zeit. Gieße dann kräftig, bis unten Wasser rausläuft, und kipp das überschüssige Wasser aus dem Untersetzer weg. Staunässe führt unweigerlich zu Wurzelfäule.
Düngen mit Verstand
Wenn du beim Einpflanzen schon Langzeitdünger untergemischt hast, bist du für die meiste Zeit der Saison auf der sicheren Seite. Falls du zusätzlich flüssig düngen möchtest: Im Frühling, wenn die Pflanze wachsen soll, ist ein stickstoffbetonter Dünger super. Später im Sommer kannst du auf einen normalen Blühpflanzendünger umsteigen.
Gut zu wissen: Die Buchstaben N-P-K auf der Düngerpackung stehen für Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K). Stell es dir so vor: N ist für grüne Blätter und Wachstum, P für starke Wurzeln und K für die allgemeine Fitness und Widerstandskraft. Ein kleiner Power-Drink für deine Pflanzen!

Der Schnitt: Die wichtigste Maßnahme überhaupt!
Das ist das Geheimnis für buschigen Wuchs. Ohne Schnitt wird dein Weihrauch lange, sparrige Triebe bilden und unten kahl werden. Du musst die Triebspitzen regelmäßig abknipsen (man nennt das „Pinzieren“). Das regt die Pflanze an, sich darunter zu verzweigen.
Also, und jetzt mal raus mit dir! Geh zu deiner Pflanze und knips die fünf längsten Spitzen ab, einfach mit Daumen und Zeigefinger. Trau dich! Jeder Schnitt sorgt für mindestens zwei neue Triebe. Wenn du das alle paar Wochen machst, hast du im Juli einen dichten Vorhang, der locker 30-40 cm herunterhängt. Garantiert.
Aus eins mach viele: Vermehrung für Anfänger
Die abgeschnittenen Triebspitzen sind viel zu schade zum Wegwerfen. Stell sie einfach in ein Glas Wasser. Nach ein bis zwei Wochen haben sie die ersten Wurzeln und du kannst sie einpflanzen. Einfacher geht es wirklich nicht! So kannst du dir im Handumdrehen einen ganzen Dschungel heranziehen.

Projekt Überwinterung: Lohnt sich der Aufwand?
Weihrauch ist nicht winterhart. Vor dem ersten Frost muss er rein. Aber ein warmes Wohnzimmer ist der denkbar schlechteste Ort – zu dunkel, zu trocken, ein Paradies für Schädlinge. Ganz ehrlich, mein erster Versuch im Wohnzimmer endete in einer Invasion von Spinnmilben. Ich hab damals alles entsorgt. Passiert selbst den Profis!
Wenn du es versuchen willst, brauchst du einen kühlen (10-15 Grad) und hellen Ort, wie ein Treppenhaus oder einen kühlen Wintergarten. Kräftig zurückschneiden und im Winter nur ganz, ganz wenig gießen. Oft ist es aber einfacher und stressfreier, im nächsten Frühjahr für ein paar Euro neue, kräftige Jungpflanzen zu kaufen.
SOS-Guide: Wenn die Pflanze Probleme macht
Manchmal läuft nicht alles glatt. Keine Panik, hier sind die häufigsten Probleme und die Sofort-Lösungen:
- Problem: Lange, kahle Triebe.
Sofort-Lösung: Sei mutig und schneide sie um die Hälfte zurück, auch wenn es wehtut! Die Pflanze wird es dir mit buschigem Neuaustrieb danken. - Problem: Gelbe Blätter, obwohl die Erde feucht ist.
Sofort-Lösung: Das schreit nach Staunässe! Nimm die Pflanze sofort aus dem Topf, schau dir die Wurzeln an (brauner Matsch ist schlecht) und topfe sie in frische, trockenere Erde. - Problem: Klebrige Blätter oder feine Spinnweben.
Sofort-Lösung: Schädlinge! Dusch die Pflanze kräftig ab. Bei starkem Befall helfen Sprays auf Basis von Neemöl oder Kaliseife, die du im Gartencenter findest.

Gute Nachbarn im Balkonkasten
Der Weihrauch ist ein fantastischer Teamplayer. Die klassische Kombination mit stehenden Geranien sieht man überall, und das aus gutem Grund – es funktioniert einfach. Aber er passt auch wunderbar zu:
- Hängenden Petunien (Surfinien)
- Zauberglöckchen (Calibrachoa)
- Männertreu (Lobelien)
- Verbenen
Er füllt die Lücken, lässt seine Triebe elegant über den Kastenrand hängen und gibt den Blühpflanzen einen tollen grünen oder weiß-grünen Rahmen.
Ein letztes Wort…
Auch wenn der Name verlockend ist: Diese Pflanze ist eine reine Zierpflanze, also bitte nicht essen oder verräuchern. Für Haustiere wie Hunde und Katzen gilt sie zwar als ungiftig, aber man sollte sie trotzdem nicht am Grünzeug knabbern lassen. Und was die Mücken angeht: Ja, der intensive Duft kann helfen, die Plagegeister etwas auf Abstand zu halten. Erwarte aber bitte keine mückenfreie Schutzzone. Er ist eine Unterstützung, kein Wundermittel. Wenn du aber diese einfachen Tipps befolgst, wirst du unglaublich viel Freude an diesem dankbaren und duftenden Begleiter haben.

Bildergalerie


Der Weihrauch ist ein fantastischer Teamplayer. Seine hängende Wuchsform und das markante Laub bilden einen perfekten Kontrast zu aufrecht wachsenden, blütenstarken Balkonklassikern. Statt ihn nur als Lückenfüller zu sehen, inszeniere ihn als Hauptdarsteller im Begleit-Ensemble:
- Mit Geranien (Pelargonium): Der absolute Klassiker. Das kräftige Rot oder Pink stehender Geranien über dem silbergrünen Laub des Weihrauchs ist ein zeitloser Look für den sonnigen Südbalkon.
- Mit Zauberglöckchen (Calibrachoa): Eine Kaskade aus feinen, bunten Blüten, die sich wunderbar mit den langen Trieben des Weihrauchs verweben. Perfekt für Hängeampeln, in denen sich alles mischen darf.
- Mit Ziersüßkartoffeln (Ipomoea batatas): Kombiniere verschiedene Blattfarben! Eine dunkelviolette oder limonengrüne Ziersüßkartoffel neben dem panaschierten Weihrauch sorgt für einen spannenden, modernen Blattkontrast ganz ohne Blüten.

Hilft die Weihrauchpflanze wirklich gegen Mücken?
Ja, aber sie ist kein magisches Kraftfeld. Der intensive, mentholartige Duft, der beim Reiben der Blätter oder durch eine leichte Brise freigesetzt wird, enthält ätherische Öle. Diese Stoffe mögen Mücken gar nicht und können sie zumindest aus der unmittelbaren Umgebung fernhalten. Für den besten Effekt platziert man die Pflanze strategisch in der Nähe von Sitzplätzen. Ein kleiner Trick: Vor dem gemütlichen Abend auf dem Balkon einfach mal sanft durch die Blätter streichen, um die Duftstoffe großzügiger freizusetzen. Es ist eine natürliche, sanfte Abschreckung – keine chemische Keule, aber eine duftende und dekorative Unterstützung für laue Sommerabende.

Wussten Sie schon? Die Gattung Plectranthus, zu der unser Balkon-Weihrauch gehört, umfasst über 350 verschiedene Arten und ist eng mit der Minze und dem Salbei verwandt.
Diese botanische Verwandtschaft erklärt einiges: den intensiven, würzigen Duft bei Berührung und die unglaubliche Robustheit. Viele Arten aus dieser Familie enthalten starke ätherische Öle, die sie vor Fressfeinden schützen. Genau diese Eigenschaft macht unseren Weihrauch so pflegeleicht und widerstandsfähig auf dem Balkon.
Der Kaskaden-König (Plectranthus forsteri ‚Marginatus‘): Das ist die Sorte, die wir alle kennen. Mit ihren grün-weißen, gezahnten Blättern und dem überhängenden Wuchs von bis zu 1,5 Metern ist sie die ungeschlagene Königin der Hängeampeln und Balkonkästen.
Die Blüten-Diva (Plectranthus ‚Mona Lavender‘): Sie wächst buschig und aufrecht, hat dunkelgrüne, fast violette Blätter und begeistert im Spätsommer mit eleganten, lila Blütenrispen. Sie mag es etwas schattiger und ist auch als Zimmerpflanze ein Star.
Wähle den Klassiker für üppige, hängende Fülle, die Diva für strukturierte Akzente und zarte Blütenpracht.



