Beton-Kerzenhalter selber machen: Die Anleitung, die wirklich funktioniert
Beton ist so ein geniales Material. Es ist schwer, es ist ehrlich, und es hat diesen coolen, minimalistischen Look, der einfach in jede Wohnung passt. Aber mal ehrlich, viele Anleitungen im Netz sind eher so semi-gut. Da wird schnell was zusammengepanscht und am Ende bröselt das Ergebnis vor sich hin. Das machen wir heute anders.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Bevor du loslegst: Deine Einkaufsliste
- 0.2 Das Herzstück: Welcher Beton ist der richtige für dich?
- 0.3 Die Form: Dein Design entscheidet
- 0.4 Jetzt wird’s ernst: Mischen & Gießen wie ein Profi
- 0.5 Der Feinschliff: Vom grauen Klotz zum Designerstück
- 0.6 Achtung, wichtig: Ein paar Worte zur Sicherheit
- 0.7 Hilfe, es klappt nicht! Dein Mini-Troubleshooting
- 1 Bildergalerie
Ich zeige dir, wie du einen Kerzenhalter aus Beton gießt, der aussieht wie vom Profi – mit sauberen Kanten und einer samtweichen Oberfläche. Wir gehen die Sache Schritt für Schritt durch, damit du die typischen Anfängerfehler direkt vermeidest. Packen wir’s an!
Bevor du loslegst: Deine Einkaufsliste
Nichts ist nerviger, als mittendrin festzustellen, dass etwas fehlt. Also, hier ist alles, was du brauchst – ganz ohne Schnickschnack.
- Betonmischung: Deine wichtigste Zutat. Welche genau, klären wir gleich. Rechne mal mit 5 € für Estrichbeton (der reicht ewig) oder ca. 10-15 € für einen 5kg-Eimer speziellen Kreativbeton.
- Eine Form: Ein leerer Joghurtbecher, eine alte Plastikflasche oder eine Silikonform. Kostenpunkt: Null.
- Ein Platzhalter für die Kerze: Ein Stück Rundholz, ein Reagenzglas oder einfach eine alte Kerze. Für ein Standard-Teelicht brauchst du einen Durchmesser von ca. 4 cm, für eine Stabkerze sind es meist um die 2,2 cm.
- Ein alter Eimer & Spachtel: Zum Anmischen.
- Speiseöl: Ganz normales Sonnenblumenöl als Trennmittel.
- Handschuhe & Schutzbrille: Nicht verhandelbar! Nitril-Handschuhe und eine einfache Brille aus dem Baumarkt (zusammen ca. 5-10 €) sind Pflicht. Warum, erkläre ich später noch.
- Optional: Nassschleifpapier (Körnung 120 und 240, ca. 1 € pro Blatt) für den Feinschliff.

Das Herzstück: Welcher Beton ist der richtige für dich?
Im Baumarkt vor dem Regal zu stehen, kann einen echt überfordern. Aber im Grunde gibt es drei sinnvolle Optionen für unser Projekt, jede mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen.
Die einfache Variante: Kreativbeton
Das ist sozusagen das Rundum-sorglos-Paket. Der Beton ist superfein, lässt sich toll verarbeiten und das Ergebnis wird fast immer glatt und schön. Perfekt für den Einstieg, weil man kaum was falsch machen kann. Der Nachteil? Er ist deutlich teurer. Ein kleiner Eimer reicht vielleicht für 5-6 Kerzenhalter.
Die Sparfuchs-Variante: Gesiebter Estrichbeton
Mein persönlicher Favorit, weil man hier das Material richtig kennenlernt. Normaler Estrichbeton aus dem Sack (kostet unter 5 € für 25 kg!) hat zu grobe Kiesel für feine Deko-Objekte. Der Trick ist simpel: Schütte den trockenen Beton durch ein altes Küchensieb (ca. 2-3 mm Maschenweite). Die großen Steine bleiben hängen und du hast ein perfektes, feines Pulver. Ein bisschen mehr Arbeit, aber unschlagbar günstig.

Die Königsdisziplin: Selbst mischen
Hier kaufst du Zement und feinen Quarzsand einzeln und mischst im Verhältnis 1 Teil Zement zu 2-3 Teilen Sand. Das gibt dir die volle Kontrolle, aber du brauchst ein gutes Gefühl für die richtige Wassermenge. Eher was für Fortgeschrittene.
Die Form: Dein Design entscheidet
Der flüssige Beton nimmt jede noch so kleine Macke deiner Form an. Sauberkeit ist hier also oberstes Gebot. Joghurtbecher oder die Unterteile von PET-Flaschen sind ein super Start. Für geometrische Formen wie Würfel kannst du dir auch aus alten Milchkartons eine Form basteln. Wichtig ist nur: Alle Kanten und Fugen von innen gut mit Paketband abdichten, sonst läuft dir die Suppe raus.
Kleiner Tipp, der Gold wert ist: Vergiss auf keinen Fall das Trennmittel! Ich spreche aus Erfahrung… Bei einem meiner ersten Versuche habe ich das Öl weggelassen und dachte, „wird schon klappen“. Tja, ich musste die Plastikform am Ende Stück für Stück vom Beton abknibbeln. Eine riesige Sauerei. Also: Nimm ein Tuch, gib ein paar Tropfen Speiseöl drauf und reibe die Innenseite deiner Form hauchdünn damit ein. Wirklich nur ein Hauch, sonst gibt es später Flecken.

Jetzt wird’s ernst: Mischen & Gießen wie ein Profi
Zieh dir jetzt deine Handschuhe und die Schutzbrille an. Ernsthaft.
Schritt 1: Die richtige Menge finden
Wie viel Betonpulver brauchst du? Ganz einfacher Trick: Fülle deine Form mit Wasser bis zur gewünschten Höhe. Die Wassermenge entspricht ungefähr dem Volumen an fertiger Betonmasse, das du brauchst. Für einen normalen 150g-Joghurtbecher reichen oft schon 200-300g Trockenmischung.
Schritt 2: Das Mischen
Gib zuerst das trockene Pulver in deinen Eimer und mach eine kleine Kuhle in die Mitte. Gieß jetzt langsam, wirklich langsam, immer nur einen kleinen Schluck Wasser dazu und rühre dabei ständig mit dem Spachtel. Hör auf, wenn die Masse die Konsistenz von zähflüssigem Joghurt oder Rührteig hat. Zu viel Wasser macht den Beton später brüchig!
Schritt 3: Gießen und Verdichten
Gieß den Beton langsam in die Form. Jetzt kommt der wichtigste Schritt für eine glatte Oberfläche: Klopfe und rüttle die Form für ein paar Minuten. Du kannst sie einfach auf den Tisch stellen und sanft auf die Tischplatte klopfen oder die Form von allen Seiten mit den Fingern abklopfen. Du wirst sehen, wie kleine Luftbläschen aufsteigen. Genau die wollen wir loswerden, denn die verursachen später diese unschönen Löcher (Fachleute nennen das Lunker).

Schritt 4: Die Geduldsprobe
Beton trocknet nicht, er härtet chemisch aus – und dafür braucht er Feuchtigkeit. Damit die Oberfläche nicht zu schnell austrocknet und Risse bekommt, deckst du die Form am besten mit Frischhaltefolie ab. Stell das Ganze für mindestens 48 Stunden an einen kühlen, schattigen Ort. Nicht auf die Heizung und nicht in die pralle Sonne!
Der Feinschliff: Vom grauen Klotz zum Designerstück
Nach zwei bis drei Tagen kannst du vorsichtig versuchen, dein Werkstück aus der Form zu lösen. Es ist schon fest, aber die Kanten sind noch etwas empfindlich. Sei also behutsam.
Meistens hast du jetzt einen kleinen, scharfen Grat am oberen Rand. Den kannst du super mit nassem Schleifpapier entfernen. Mach das Papier und den Beton nass (das verhindert Staub) und schleife mit sanftem Druck die Kanten rund. Das fühlt sich später viel besser an und verhindert, dass Ecken abplatzen. Wenn du magst, kannst du die ganze Oberfläche so bearbeiten, bis sie sich samtweich anfühlt.

Roher Beton ist saugfähig. Um ihn vor Wachsflecken zu schützen, kannst du ihn behandeln. Eine transparente Steinimprägnierung aus dem Baumarkt ist die Profi-Lösung. Genauso gut funktioniert aber auch ein einfaches Bienenwachs-Möbelbalsam. Einfach einreiben und polieren, das gibt einen tollen, seidenmatten Glanz.
Achtung, wichtig: Ein paar Worte zur Sicherheit
Das ist kein Pillepalle-Kram, nimm das bitte ernst. Zementstaub ist schlecht für die Lunge, also arbeite am besten draußen oder in einem gut belüfteten Raum. Nasser Zement ist stark alkalisch und kann die Haut reizen oder sogar verätzen. Darum sind Handschuhe und Schutzbrille absolut keine Übertreibung. Und ganz wichtig: Betonreste niemals in den Abfluss kippen! Die härten in den Rohren aus und dann hast du ein richtig teures Problem. Kleine Reste im Eimer aushärten lassen und im Restmüll entsorgen.
Hilfe, es klappt nicht! Dein Mini-Troubleshooting
Nicht jeder Guss wird sofort perfekt. Das ist völlig normal. Hier die häufigsten Pannen und wie du sie beim nächsten Mal vermeidest:

- Problem: Deine Oberfläche hat lauter kleine Löcher.
Lösung: Du hast nicht lange genug gerüttelt und geklopft. Nimm dir beim nächsten Mal locker 2-3 Minuten Zeit dafür, das wirkt Wunder! - Problem: Die Kanten sind beim Ausformen abgebröckelt.
Lösung: Entweder war die Mischung zu wässrig oder du warst zu ungeduldig. Lass dem Beton lieber 72 Stunden Zeit zum Aushärten, bevor du ihn aus der Form holst. - Problem: Der Kerzenhalter ist fleckig oder hat Verfärbungen.
Lösung: Wahrscheinlich hast du zu viel Trennöl benutzt. Ein hauchdünner Film reicht völlig aus.
Sieh deine ersten Versuche als Übung. Mit jedem Mal bekommst du ein besseres Gefühl für das Material. Und am Ende hältst du ein massives, ehrliches Unikat in den Händen, das du komplett selbst gemacht hast. Ein ziemlich cooles Gefühl, oder? Viel Spaß beim Ausprobieren!
Bildergalerie


Dein Betonguss ist voller kleiner Luftblasen und Löcher?
Das ist der häufigste Anfängerfehler, aber leicht zu beheben. Das Geheimnis liegt in der Vibration. Unmittelbar nach dem Einfüllen des Betons in die Form, klopfe diese für ein bis zwei Minuten kräftig und von allen Seiten mit der flachen Hand ab. Du wirst sehen, wie die kleinen Luftblasen an die Oberfläche steigen und entweichen. Für ein ultra-glattes Ergebnis kannst du die Form auch auf eine laufende Waschmaschine (im Schleudergang) stellen – ein Profi-Trick für maximale Verdichtung.

„Die Ästhetik von Beton liegt in seiner rohen Ehrlichkeit. Jede Unvollkommenheit erzählt die Geschichte seiner Entstehung.“ – Tadao Ando, Architekt
Diese Philosophie kannst du für dein Finish nutzen. Statt alles perfekt glatt zu schleifen, versuche doch mal, eine einzelne Seite oder Kante bewusst rau zu belassen. Dieser Kontrast zwischen einer samtig geschliffenen Oberfläche und einer rohen, fast brüchigen Kante macht dein Unikat zu einem echten Statement-Piece mit Charakter.

Grau ist dir nicht genug? Dann bring Farbe ins Spiel! Beton lässt sich wunderbar einfärben, um einzigartige Effekte zu erzielen. Hier sind zwei Wege für deinen individuellen Look:
- Durchfärben für den Puristen-Look: Mische spezielle Farbpigmente für Beton (z.B. von Kremer Pigmente) direkt in die trockene Betonmischung, bevor du Wasser hinzugibst. Das Ergebnis ist eine satte, gleichmäßige Farbe, die an durchgefärbten Stein erinnert.
- Akzente setzen für den Art-Look: Bemale den fertigen, trockenen Kerzenhalter mit Acrylfarben. Besonders edel wirken metallische Töne wie Gold oder Kupfer (z.B. von Marabu) als Dip-Dye-Effekt, bei dem nur der untere Teil des Halters bemalt wird.
Die Veredelung: Wachs vs. Lack
Ein Finish schützt nicht nur vor Flecken, sondern verändert auch die Haptik und Optik deines Kerzenhalters.
Option A: Steinwachs. Ein farbloses Wachs (wie Lithofin FLECKSTOP W) dringt tief in die Poren ein, ohne die Oberfläche zu versiegeln. Der Beton bleibt atmungsaktiv, fühlt sich samtig-weich an und die Farbe wird leicht intensiviert. Perfekt für einen natürlichen, matten Look.
Option B: Seidenmatter Klarlack. Ein Sprühlack bildet eine schützende Schicht auf der Oberfläche. Das macht den Kerzenhalter widerstandsfähiger und abwischbar. Wähle einen seidenmatten Lack, um den typischen Beton-Charakter nicht unter einer dicken Glanzschicht zu verstecken.


