Online zum Arzt? So klappt die Videosprechstunde wirklich – Ein ehrlicher Guide aus der Werkstatt

von Adele Voß
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Ganz ehrlich? Als Handwerksmeister bin ich es gewohnt, für jedes Problem das richtige Werkzeug zu haben. Man schraubt ja auch nicht mit dem Hammer. Und lange Zeit dachte ich, bei der Gesundheit gibt es nur ein Werkzeug: den persönlichen Besuch in der Arztpraxis. Die Vorstellung, mit meinem Arzt über einen Bildschirm zu quatschen, fühlte sich irgendwie falsch an. Kalt und unpersönlich.

Tja, und dann kam das Leben. Einer meiner Azubis stand plötzlich mit einem knallroten Ausschlag am Arm auf der Baustelle. Nichts Lebensbedrohliches, aber es musste geklärt werden. Der nächste Hautarzt? 45 Minuten Fahrt. Ein halber Arbeitstag wäre futsch gewesen. Stattdessen haben wir kurzentschlossen online bei einem zertifizierten Anbieter eine Videosprechstunde gebucht. Ein scharfes Foto gemacht, hochgeladen und keine 20 Minuten später hatten wir eine klare Ansage und ein E-Rezept in der App. Die Salbe haben wir auf dem Heimweg aus der Apotheke geholt. Das war mein Aha-Moment.

Die Videosprechstunde ist kein Ersatz für den Arztbesuch. Sie ist ein weiteres, verdammt nützliches Werkzeug im Kasten. Und dieser Guide hier ist aus genau solchen praktischen Erfahrungen entstanden – ohne Technik-Blabla, sondern mit handfesten Tipps für Leute wie dich und mich.

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Erstmal die Basics: Ist das überhaupt sicher und seriös?

Bevor wir loslegen, eine wichtige Sache vorweg: Eine offizielle Videosprechstunde ist kein lockerer Video-Call über WhatsApp oder FaceTime. Das wäre nicht nur unsicher, sondern ist in Deutschland zum Glück auch verboten. Es gibt klare gesetzliche Regelungen, die deine Daten schützen und für Qualität sorgen.

Das Zauberwort heißt hier Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Heißt im Klartext: Das Gespräch zwischen dir und dem Arzt ist absolut abhörsicher. Niemand kann da reingucken oder lauschen. Die Portale, die Ärzte nutzen dürfen, sind speziell zertifiziert, oft erkennt man das an Prüfsiegeln. Du bekommst von der Praxis einen Link, klickst drauf und bist in einem geschützten Raum. Keine komplizierte Software-Installation, versprochen.

Dein Weg zum Online-Doc: Hausarzt oder lieber eine Plattform?

Grundsätzlich hast du zwei Hauptoptionen, und es ist gut, den Unterschied zu kennen. Es ist ein bisschen so, als würdest du entscheiden, ob du zum vertrauten Schrauber deines Vertrauens gehst oder zu einer großen Werkstattkette für eine schnelle Reparatur.

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Option 1: Die Videosprechstunde bei deinem eigenen Hausarzt. Das ist oft der beste Startpunkt. Dein Arzt kennt dich, deine Vorgeschichte, deine Medikamente. Das Vertrauen ist schon da. Der riesige Vorteil ist diese Kontinuität. Der Nachteil? Nicht jede Praxis ist schon so digital aufgestellt und vielleicht musst du trotzdem ein paar Tage auf einen Termin warten. Frag einfach mal am Telefon, ob sie das anbieten.

Option 2: Telemedizinische Plattformen nutzen. Anbieter wie Teleclinic, Zava oder Doctolib sind quasi Marktplätze für Ärzte aus ganz Deutschland. Der unschlagbare Vorteil hier ist die Geschwindigkeit. Du brauchst heute noch eine Meinung zu deiner Blasenentzündung oder eine Krankschreibung für die Grippe? Hier bekommst du oft innerhalb von ein oder zwei Stunden einen Termin. Perfekt für akute, aber unkomplizierte Dinge. Der Arzt kennt dich natürlich nicht, das Gespräch ist also eher auf das aktuelle Problem fokussiert.

So wird’s ein Erfolg: Deine Checkliste für den Termin

Ein guter Handwerker legt sich sein Werkzeug zurecht, bevor er anfängt. Genau das solltest du auch tun. Eine gute Vorbereitung macht den Unterschied zwischen einem „naja“-Gespräch und einer echten Hilfe.

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Die Technik-Generalprobe

  • Finde einen ruhigen Ort. Ernsthaft. Nichts nervt mehr als der Presslufthammer vom Nachbarn oder die Kinder, die im Hintergrund zanken.
  • Sorg für gutes Licht! Das ist super wichtig. Setz dich nicht mit dem Rücken zum Fenster (Gegenlicht!), sonst sieht der Arzt nur eine schwarze Silhouette. Am besten ist Licht, das von vorne auf dein Gesicht fällt. Kleiner Tipp: Mach vorher kurz die Selfie-Kamera an und checke, ob man dich gut erkennt.
  • Stabiles Gerät. Ein Laptop oder Tablet ist meist besser als das Handy. Das Bild ist ruhiger und du hast die Hände frei. Wenn’s ums Smartphone geht, lehn es irgendwo an. Ein Wackel-Video macht die Diagnose unmöglich.
  • Stabiles WLAN. Wenn das nicht geht, sorge für guten mobilen Empfang.

Deine Infos parat haben

  • Symptome aufschreiben: Was genau tut weh? Seit wann? Was macht es schlimmer oder besser? In der Hektik vergisst man sonst die Hälfte.
  • Medikamentenliste: Welche Tabletten nimmst du? Auch die aus der Drogerie!
  • Fotos machen: Bei Ausschlag, Schwellungen oder Wunden – mach vorher bei gutem Licht ein paar scharfe Fotos. Oft kann man die schon hochladen. Wenig bekannter Trick: Bei Hautproblemen bitten Ärzte oft, ein Lineal daneben zu halten und dann zu fotografieren. So können sie die Größe perfekt einschätzen!
  • Fragen notieren: Schreib alles auf, was du wissen willst.
  • Krankenkassenkarte bereithalten: Manchmal musst du sie am Anfang kurz in die Kamera halten.
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Was, wenn die Technik streikt? Keine Panik!

Ach ja, die Technik… Was passiert eigentlich, wenn mitten im Gespräch das Internet abbricht? Tief durchatmen. Das passiert. Die Praxen und Plattformen kennen das. In 99% der Fälle wird der Arzt oder die Praxis dich einfach auf der von dir hinterlegten Telefonnummer anrufen, um das Gespräch abzuschließen oder einen neuen Link zu schicken. Also: Handy einfach griffbereit halten, dann kann gar nichts schiefgehen.

Wann die Videosprechstunde Gold wert ist

Okay, Butter bei die Fische: In welchen Fällen ist der digitale Weg die schlauere Wahl?

  • Kontrolltermine & Besprechungen: Du willst nur deine Blutwerte besprechen oder checken, ob das neue Medikament wirkt? Perfekt! Du sparst dir eine Stunde Anfahrt und Wartezeit für ein 10-Minuten-Gespräch.
  • Standard-Erkrankungen: Die klassische Erkältung, ein Magen-Darm-Infekt, eine unkomplizierte Blasenentzündung. Hierfür ist eine Krankschreibung per Video (die sogenannte eAU) meist für bis zu drei Tage problemlos möglich. Bei manchen Ärzten auch für die Betreuung deines kranken Kindes. Das schont deine Nerven und du steckst niemanden im Wartezimmer an.
  • Hautprobleme: Wie bei meinem Azubi. Ein klarer Ausschlag, Akne-Kontrolle, ein seltsamer Insektenstich… oft kann ein Dermatologe auf einem guten Foto mehr erkennen als mit bloßem Auge. Das kann dir Monate Wartezeit auf einen Facharzttermin sparen.
  • Chronische Krankheiten: Kurze Check-ups bei Bluthochdruck oder Diabetes, bei denen es nur um die Werte und das Befinden geht, sind ideal für online.
  • Psychologische Beratung: Viele fühlen sich in den eigenen vier Wänden sicherer, um über persönliche Dinge zu sprechen. Die Hürde ist einfach niedriger.
  • Folgerezepte & Überweisungen: Du brauchst Nachschub für die Pille oder eine Überweisung zum Orthopäden? Ein kurzes Videogespräch reicht dafür oft aus. Das E-Rezept landet dann direkt in deiner Apotheken-App.
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Die rote Linie: Wann du SOFORT in die Praxis (oder den Notruf wählst)

Jedes Werkzeug hat seine Grenzen. Und hier werde ich jetzt ganz deutlich. In den folgenden Fällen ist die Videosprechstunde die falsche Wahl – und sogar gefährlich.

Wähle die 112 oder geh sofort zum Arzt bei:

  • Starken, unklaren Schmerzen: Heftige Bauchschmerzen, Schmerzen in der Brust, plötzliche, extreme Kopfschmerzen. Keine Experimente!
  • Atemnot: Nicht diskutieren. Das ist ein absoluter Notfall.
  • Verdacht auf Schlaganfall oder Herzinfarkt: Lähmungen, Sprachstörungen, starker Schwindel. Sofort den Notarzt rufen.
  • Ernsthafte Verletzungen: Tiefe Schnitte, mögliche Knochenbrüche, üble Verbrennungen.

Ein persönlicher Termin ist außerdem zwingend nötig, wenn…

  • … der Arzt dich körperlich untersuchen muss. Er kann per Video nicht deinen Bauch abtasten, die Lunge abhören oder deine Reflexe testen.
  • … deine Symptome total unklar sind und sich nicht richtig beschreiben lassen.
  • … es um Impfungen, Blutabnahmen oder Abstriche geht. Logisch, oder?
  • … ein genauer Blick in Ohren oder Hals nötig ist. Das geht mit einer normalen Webcam einfach nicht gut genug.

Mein eiserner Grundsatz: Im Zweifel immer für den persönlichen Kontakt. Wenn du dir unsicher bist, ruf in der Praxis an und frag nach. Vertrau auf dein Bauchgefühl. Wenn es sich nicht richtig anfühlt, bestehe auf einen Termin vor Ort.

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Und was kostet der Spaß?

Die beste Nachricht zum Schluss: Für gesetzlich Versicherte ist eine Videosprechstunde bei einem zugelassenen Arzt eine ganz normale Kassenleistung. Du zahlst absolut nichts extra. Es läuft alles über deine Gesundheitskarte.

Auch bei den meisten Privatversicherungen ist die Übernahme kein Problem. Achtung bei reinen Selbstzahler-Plattformen: Dort kostet eine Konsultation meist zwischen 30 € und 50 €, was aber transparent angezeigt wird. Für ein schnelles Rezept am Wochenende kann das trotzdem mal eine Option sein.

Fazit: Ein cleveres Werkzeug, wenn man es richtig nutzt

Die Videosprechstunde ist mehr als nur eine Notlösung. Sie ist ein fester Bestandteil einer modernen Gesundheitsversorgung geworden. Sie spart Zeit, Nerven und Wege, besonders wenn man auf dem Land wohnt.

Aber sie ist kein Allheilmittel. Sie ersetzt nicht den Hausarzt, der dich seit Jahren kennt und dem du vertraust. Die Kunst ist, die richtige Balance zu finden. So wie ein guter Handwerker für jede Aufgabe das passende Werkzeug wählt, sollten wir lernen, die Videosprechstunde klug einzusetzen. Dann, und nur dann, ist sie ein echter Fortschritt für uns alle.

Inspirationen und Ideen

  • Stabile Internetverbindung checken (WLAN ist besser als mobile Daten).
  • Einen ruhigen Raum ohne Störungen suchen.
  • Personalausweis und Versichertenkarte bereithalten.
  • Kurze Stichpunkte zu Symptomen und Fragen vorab notieren.

Die richtige Vorbereitung ist wie das Zurechtlegen des Werkzeugs: Sie sorgt dafür, dass die eigentliche Arbeit – das Gespräch mit dem Arzt – reibungslos und effizient abläuft.

Funktioniert das eigentlich auch mit Kindern?

Ja, und oft erstaunlich gut! Gerade bei kleineren Kindern, für die ein Arztbesuch puren Stress bedeutet, kann die vertraute Umgebung zu Hause enorm helfen. Ein kurzer Blick auf einen unklaren Hautausschlag, eine Bindehautentzündung oder die Nachkontrolle eines Infekts ist per Kamera oft unkompliziert möglich und erspart der ganzen Familie eine aufreibende Fahrt ins volle Wartezimmer.

Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahr 2023 hat bereits fast jeder Zweite in Deutschland eine Videosprechstunde in Anspruch genommen.

Was einst als Nischenangebot galt, ist endgültig im Alltag angekommen. Die Technologie ist ausgereift und die Akzeptanz bei Ärzten und Patienten wächst stetig, weil der praktische Nutzen auf der Hand liegt: schnelle Hilfe bei alltäglichen Beschwerden, ohne das Haus verlassen zu müssen.

Der Schein trügt nicht: Gerade bei Hautproblemen ist gutes Licht entscheidend. Setzen Sie sich mit dem Gesicht zu einem Fenster, nicht davor. So vermeiden Sie Gegenlicht und der Arzt kann Details wie Rötungen, Schwellungen oder die Beschaffenheit eines Ausschlags viel besser beurteilen. Eine einfache Schreibtischlampe, die von der Seite leuchtet, kann ebenfalls Wunder wirken.

TeleClinic: Oft die erste Anlaufstelle für einen schnellen Facharzttermin, häufig innerhalb weniger Stunden verfügbar. Ideal für akute, aber nicht lebensbedrohliche Anliegen, bei denen eine rasche Einschätzung zählt.

Zava: Spezialisiert auf bestimmte Behandlungsfelder wie Intimgesundheit, Verhütung oder Hauterkrankungen. Der Prozess ist oft stark fragebogenbasiert und wird von einem Arzt geprüft und freigegeben.

Beide sind zertifiziert und sicher, doch der Ansatz unterscheidet sich: Hier das digitale Ärztehaus, dort der fokussierte Spezialist.

Das E-Rezept ist der logische nächste Schritt und macht den Prozess komplett digital. Statt eines rosa Zettels erhalten Sie einen QR-Code direkt in eine sichere App, zum Beispiel die offizielle „Das E-Rezept“-App der gematik. In der Apotheke wird nur noch der Code auf Ihrem Smartphone gescannt. Das spart nicht nur Papier, sondern auch Wege, wenn Sie das Rezept direkt an eine Online-Apotheke weiterleiten.

Ein Anruf per WhatsApp ist wie eine Postkarte, eine zertifizierte Videosprechstunde wie ein eingeschriebener Brief.

Was passiert, wenn die Internetverbindung abbricht?

Keine Panik, das ist der häufigste Störfall und die Ärzte sind darauf vorbereitet. In der Regel versucht der Arzt, Sie umgehend erneut über die Plattform anzurufen. Sollte das fehlschlagen, wird oft ein kurzer Telefonanruf folgen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Ihr Termin verfällt nicht einfach. Wichtig ist, erreichbar zu bleiben und nicht sofort selbst eine neue Verbindung aufzubauen.

  • Keine Ansteckungsgefahr im Wartezimmer.
  • Enorme Zeitersparnis ohne Anfahrt und Wartezeit.
  • Mehr Diskretion bei sensiblen Themen.

Manchmal ist die Videosprechstunde nicht nur eine Alternative, sondern die bessere Wahl. Besonders bei psychischen Belastungen oder Beratungsgesprächen kann die ruhige, vertraute Umgebung zu Hause ein offeneres Gespräch ermöglichen als die sterile Atmosphäre einer Praxis.

Adele Voß

Adele Voß ist 1979 in Wien geboren und hat dort Kunstgeschichte studiert. Deshalb sind ihre Interessen als Online-Autorin auf die Bereiche Kunst und Kultur gerichtet.  Ihrer Meinung nach muss man Mode und Design ebenso als Quellen kreativer Inspiration betrachtet und als Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit. Adele macht ihre Leser gerne aufmerksam auf die tiefere Bedeutung der Trends im Innendesign im Konkreten und auch in der modernen Lebensweise im Allgemeinen. Adele Voß schreibt darüber hinaus gerne übers Thema Gesundheit. Es umfasst Artikel über gesundes Abnehmen, gesunde Speisen und Getränke und auch über sportliche Aktivitäten in jedem Alter. In ihrer Freizeit kocht sie gern für die Familie und sie alle reisen oft zusammen.