HIIT für Einsteiger: Warum es wirklich funktioniert (und wie du es richtig machst)
Ganz ehrlich? In den vielen Jahren, in denen ich als Trainer arbeite, habe ich unzählige Fitness-Wellen kommen und gehen sehen. Die meisten waren nach ein, zwei Saisons wieder weg vom Fenster. Aber HIIT, das hochintensive Intervalltraining, ist geblieben. Und der Grund dafür ist denkbar einfach: Es funktioniert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Kurz & knackig: Was dein Körper bei HIIT wirklich macht
- 2 Dein Fahrplan: So baust du ein sicheres HIIT-Workout auf
- 3 Dein kleines HIIT-Starterkit für zu Hause
- 4 Praxis-Workouts für deinen Start
- 5 Achtung: Die häufigsten Fehler und für wen HIIT nicht geeignet ist
- 6 Das große Ganze: Ohne das hier bringt das beste Training nichts
- 7 Bildergalerie
Aber – und das ist ein wirklich großes Aber – es funktioniert nur, wenn man es richtig angeht. Viel zu oft sehe ich Leute im Park oder im Gym, die wie wild durch die Gegend springen und glauben, das sei HIIT. In Wahrheit riskieren sie damit nur Verletzungen und wundern sich, warum sie keine Ergebnisse sehen.
Dieser Artikel hier ist kein 08/15-Plan für den schnellen „Sommerkörper“. Sieh es als eine Anleitung direkt aus der Praxis. Ich will dir das Prinzip hinter HIIT so erklären, dass du es wirklich verstehst. Wir sprechen über die richtige Technik, die Physik dahinter und die typischen Fehler, die du unbedingt vermeiden solltest. Denn wenn du verstehst, warum etwas funktioniert, kannst du es auch sicher und effektiv für dich nutzen. Das ist der kleine, aber feine Unterschied zwischen blindem Nachahmen und echtem Training.

Kurz & knackig: Was dein Körper bei HIIT wirklich macht
Viele halten ja immer noch an dem Mythos fest, man müsse stundenlang auf dem Laufband schwitzen, um Fett zu verbrennen. Die Sportwissenschaft ist da zum Glück schon viel weiter. Bei HIIT ist der Schlüssel die Intensität, nicht die Dauer. Wir bringen den Körper bewusst in einen Zustand, den er nicht lange durchhalten kann.
Der berühmte Nachbrenneffekt
Stell dir deinen Körper mal wie einen Automotor vor. Beim lockeren Joggen läuft er im aeroben Bereich – er bekommt also locker genug Sauerstoff, um die nötige Energie zu erzeugen. Bei HIIT schalten wir aber in den Turbo und gehen in den anaeroben Bereich. Plötzlich fordern wir viel mehr Energie, als der Körper über die Atmung bereitstellen kann. Er geht sozusagen eine „Sauerstoffschuld“ ein. Das Herz pumpt wie verrückt, die Muskeln brennen. Der Körper ist im absoluten Ausnahmezustand.
Der eigentliche Clou passiert aber erst nach dem Training. Der Körper muss diese Sauerstoffschuld wieder begleichen. Er füllt die Energiespeicher auf, baut Stoffwechselprodukte ab und reguliert die Körpertemperatur wieder runter. Dieser Prozess kostet richtig Energie und wird in der Fachsprache EPOC genannt. Für uns ist es einfach der Nachbrenneffekt. Dein Stoffwechsel bleibt also für Stunden erhöht, und du verbrennst zusätzliche Kalorien, während du längst wieder am Schreibtisch sitzt oder auf der Couch entspannst.

Mehr Kraftwerke für deine Muskeln
In unseren Muskelzellen sitzen winzige Kraftwerke, die Mitochondrien. HIIT ist für den Körper ein so starker Reiz, dass er merkt: „Hoppla, mit den vorhandenen Kraftwerken komme ich nicht klar!“ Als Reaktion darauf baut er neue und verbessert die Effizienz der alten. Das Ergebnis? Du wirst leistungsfähiger, ermüdest langsamer und hast mehr Power – nicht nur beim Sport, sondern auch im Alltag beim Treppensteigen oder Kistenschleppen.
Dein Fahrplan: So baust du ein sicheres HIIT-Workout auf
Ein gutes HIIT-Workout hat eine klare Struktur. Wer hier schludert, riskiert nicht nur schlechte Ergebnisse, sondern vor allem Verletzungen. Also, lass uns das mal Schritt für Schritt durchgehen.
1. Das Fundament: Niemals ohne Warm-up!
Ich kann es nicht oft genug wiederholen: Wärm dich auf! Ein Kaltstart ist der häufigste Grund für Zerrungen. Dein Ziel für die ersten 5 bis 10 Minuten ist es, die Körpertemperatur zu erhöhen, die Gelenke zu „schmieren“ und das Nervensystem auf die kommende Belastung vorzubereiten.

Ein gutes Warm-up ist immer dynamisch, nicht statisch. Das lange Halten von Dehnungen heben wir uns für den Schluss auf. Fang locker an:
- Gelenke mobilisieren: Kreise langsam und kontrolliert mit den Fußgelenken, Knien, der Hüfte und den Schultern.
- Leichtes Cardio: Ein paar Minuten Seilspringen auf der Stelle, Hampelmänner oder lockeres Laufen bringen den Puls langsam nach oben.
- Dynamisches Dehnen: Lass die Arme vorwärts und rückwärts kreisen, schwing die Beine locker vor und zurück.
Du solltest danach leicht ins Schwitzen kommen und dich wacher und beweglicher fühlen. Dann bist du bereit.
2. Das Herzstück: Intervalle, Intensität und die richtigen Übungen
Jetzt wird’s spannend. Der Wechsel zwischen Vollgas und Erholung ist das, was HIIT ausmacht.
Das perfekte Timing: Arbeit vs. Pause
Das Verhältnis von Belastung zu Pause muss zu deinem Fitnesslevel passen. Viele Anfänger machen den Fehler, die Pausen zu kurz zu halten. Dadurch können sie in der nächsten Runde nicht mehr alles geben, und der Trainingseffekt verpufft. Ehrlichkeit zu sich selbst ist hier entscheidend!

- Für Einsteiger (Verhältnis 1:2): 30 Sekunden Belastung, gefolgt von 60 Sekunden Pause. Die lange Pause ist wichtig, damit du in jeder Runde wirklich an deine Grenze gehen kannst.
- Für Fortgeschrittene (Verhältnis 1:1): 30 Sekunden Belastung, 30 Sekunden Pause. Das ist schon eine ganz andere Hausnummer.
- Für Profis (Verhältnis 2:1): 40 Sekunden Belastung, 20 Sekunden Pause. Hier bleibt kaum Zeit zum Luftholen, das ist wirklich nur was für sehr fitte Leute.
Wie hart ist „hochintensiv“ wirklich?
„Hochintensiv“ bedeutet, dass es sich unangenehm anfühlen muss. Wenn du dich während der Belastung noch locker unterhalten kannst, trainierst du nicht hart genug. Eine gute Orientierung ist die Skala des Anstrengungsempfindens von 1 bis 10. In den Belastungsphasen solltest du eine 9 anstreben – ein Level, bei dem du nur noch ein, zwei Wörter herauspressen kannst.
Kleiner Test gefällig? Steh mal kurz auf und mach 20 Hampelmänner so schnell du kannst. Fühlst du das? Wie dein Herz pocht und du nach Luft schnappst? Das ist eine 8 oder 9! Genau das Gefühl suchen wir.

Die besten Übungen für HIIT (mit Alternativen!)
Ideal sind Übungen, die viele große Muskelgruppen gleichzeitig beanspruchen. Das treibt den Puls am schnellsten in die Höhe. Technik geht aber IMMER vor Tempo!
- Burpees: Der Klassiker. Achte darauf, dass dein Rumpf stabil bleibt und der Rücken nicht durchhängt. Zu schwer? Mach eine Variante ohne Liegestütz und Sprung.
- Hampelmänner (Jumping Jacks): Schnell und effektiv. Schlecht für die Knie? Probier die Low-Impact-Variante: Statt zu springen, machst du einfach einen schnellen Schritt zur Seite (Step-Touch) und hebst dabei die Arme.
- Bergsteiger (Mountain Climbers): Eine super Ganzkörperübung. Der häufigste Fehler: Der Hintern wandert zur Decke. Spann den Bauch fest an und halte den Körper in einer geraden Linie.
- Kniebeugen mit Sprung (Squat Jumps): Explosiv für die Beine. Lande immer leise und weich wie eine Katze. Ein lautes Klatschen bedeutet, dass deine Gelenke den Stoß abfangen müssen. Zu anstrengend? Lass den Sprung weg und mach einfach schnelle, saubere Kniebeugen.

3. Der Abschluss: Das Cool-down ist Pflicht!
Nach der letzten Runde bloß nicht einfach stehen bleiben oder hinsetzen. Gib deinem Körper 5 Minuten, um kontrolliert wieder „runterzufahren“. Sonst kann dir schwindelig werden. Lockeres Gehen und sanftes Dehnen der beanspruchten Muskeln (jeweils 20-30 Sekunden halten) helfen bei der Regeneration und beugen Muskelverhärtungen vor.
Dein kleines HIIT-Starterkit für zu Hause
Du brauchst kein teures Equipment. Aber ein paar Kleinigkeiten machen den Einstieg leichter.
- Ein Timer: Dein Handy hat eine Stoppuhr, aber eine Intervall-Timer-App ist praktischer. Such im App Store einfach nach „Intervall Timer“ – es gibt viele gute, kostenlose Optionen, bei denen du Belastungs- und Pausenzeiten einstellen kannst.
- Eine Matte: Eine einfache Yoga- oder Fitnessmatte bekommst du schon für 15-20 Euro in jedem Sportgeschäft oder online. Das schont die Gelenke und die Nerven deiner Nachbarn.
Praxis-Workouts für deinen Start
HIIT ist unglaublich flexibel. Egal ob du bei Null anfängst oder schon Erfahrung hast.

Für komplette Einsteiger (Gesamtdauer: 15 Minuten)
Hier geht es darum, die Technik zu lernen und den Körper langsam zu gewöhnen.
- Warm-up: 5 Minuten (wie oben beschrieben)
- Workout (6 Runden im Wechsel):
- 30 Sek. Hampelmänner (oder Step-Touch-Variante)
- 60 Sek. Pause (auf der Stelle gehen)
- 30 Sek. Kniebeugen (saubere Technik, ohne Sprung)
- 60 Sek. Pause
Wiederhole das Ganze dreimal.
- Cool-down: 4 Minuten (langsames Gehen und Dehnen)
- Warm-up: 5 Minuten
- Workout (30 Sek. Belastung / 30 Sek. Pause):
- Kniehebelauf
- Liegestütze (auf den Knien, falls nötig)
- Sprungkniebeugen (oder schnelle Kniebeugen)
- Bergsteiger
Das ist eine Runde. Mach eine Minute Pause und wiederhole das Ganze nochmal.
- Cool-down: 5 Minuten
- Zu viel, zu oft, zu schnell: Dein Körper braucht Zeit zur Regeneration. Zwei bis maximal drei HIIT-Einheiten pro Woche reichen völlig aus. Dazwischen sollten mindestens 48 Stunden Pause liegen. Muskeln wachsen in der Ruhephase!
- Schlampige Technik: Die letzte Wiederholung muss genauso sauber sein wie die erste. Wenn die Form nachlässt, hör auf. Qualität schlägt immer Quantität.
- Warnsignale ignorieren: Ein stechender Schmerz ist kein Muskelkater. Es ist das Stoppschild deines Körpers. Hör darauf!
- Warm-up & Cool-down: Lockere 120-130 BPM (Beats per Minute) bringen den Kreislauf in Schwung.
- High-Intensity-Phase: Hier brauchst du Power! Alles zwischen 140 und 170+ BPM treibt dich zu Höchstleistungen.
- Smarte Helfer: Apps wie „Tabata Songs“ liefern Musik mit integrierten Timern. Auf Spotify findest du zudem unzählige HIIT-Playlists, die oft nach BPM sortiert sind, um dein Tempo zu halten.
Mach dieses Training zweimal pro Woche. Und was kommt danach? Wenn sich das gut anfühlt, kannst du nach zwei Wochen entweder die Pausen auf 45 Sekunden verkürzen ODER eine weitere Runde dranhängen. Immer nur an einer Schraube drehen!
Für das Training zu Hause (Gesamtdauer: 21 Minuten)
Achtung: Die häufigsten Fehler und für wen HIIT nicht geeignet ist
HIIT ist ein starkes Werkzeug, aber man muss damit umgehen können.

Ganz direkt: Wenn du Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hohen Blutdruck oder akute Gelenkprobleme hast, sprich bitte UNBEDINGT vorher mit einem Arzt. Auch bei starkem Übergewicht ist die Belastung durch Sprünge oft zu hoch – hier sind Low-Impact-Varianten der Schlüssel.
Die typischen Fehler, die ich in der Praxis immer wieder sehe:
Ich hatte mal einen jungen, übermotivierten Kunden, der trotz meiner Warnung fünfmal die Woche HIIT durchzog. Das Ende vom Lied? Eine schmerzhafte Sehnenreizung im Knie und ein Monat Zwangspause. Regeneration ist kein Luxus, sie ist Teil des Trainings.

Das große Ganze: Ohne das hier bringt das beste Training nichts
Ein 20-minütiges Workout ist nur ein kleiner Puzzlestein. Was du davor und danach tust, ist mindestens genauso wichtig.
Dein Körper braucht den richtigen Treibstoff. Eine Banane 30-60 Minuten vor dem Training ist perfekt. Danach braucht er Eiweiß und Kohlenhydrate zur Reparatur, zum Beispiel ein Quark mit Früchten oder ein Hähnchensalat. Und vergiss das Trinken nicht!
Ach ja, und der Schlaf. Im Schlaf regeneriert dein Körper. 7-8 Stunden sind keine Empfehlung, sondern Pflicht, wenn du ernsthaft trainierst.
Am Ende des Tages ist HIIT eine geniale Methode, um in kurzer Zeit viel zu erreichen. Nutze es klug, höre auf deinen Körper und hab Spaß dabei. Dann wirst du mit Ergebnissen belohnt, die wirklich bleiben.
Bildergalerie


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Der richtige Beat kann den Unterschied zwischen Aufgeben und Durchziehen bedeuten. Musik ist nicht nur Ablenkung, sie ist ein legaler Leistungsbooster. Der Rhythmus hilft dir, im Takt zu bleiben und die gefühlte Anstrengung zu reduzieren.



