Garage begrünen: So wird der Betonklotz zur grünen Oase (Anleitung vom Profi)

von Julia Steinhoff
Anzeige

Jeder kennt das: Da steht diese Garage im Garten. Super praktisch, absolut notwendig, aber optisch? Oft ein echter Klotz. Ein Fremdkörper im eigenen grünen Paradies. Viele Leute kommen zu mir ins Geschäft und seufzen: „Da muss doch was gehen, aber was wächst denn an so einer blöden Wand?“ Und ganz ehrlich, die Sorge ist total berechtigt.

Der Standort direkt an einem Gebäude hat so seine Tücken. Aber genau hier liegt auch eine riesige Chance! Eine clever bepflanzte Garage hört auf, ein Störfaktor zu sein, und wird zu einem echten Highlight im Garten. Das ist kein Hexenwerk, sondern einfach gutes, solides Handwerk. Es geht darum, den Standort zu verstehen, die richtige Technik zu wählen und dann die passenden Pflanzen auszusuchen. Vergessen Sie irgendwelche schnellen „Eyecatcher“, die nach einer Saison wieder verschwunden sind. Wir wollen eine Lösung, die bleibt und mit den Jahren nur noch schöner wird. Ich zeig euch mal, wie wir Profis so eine Aufgabe angehen.

Garage attraktiv aussehen lassen mit Pflanzen Sukkulenten Ziergräser Fuchsschwanz Farne
Anzeige

Erstmal checken: Was kann der Standort wirklich?

Bevor auch nur ein Spaten den Boden berührt, wird erstmal genau hingeschaut. Das ist der mit Abstand wichtigste Schritt. Eine Pflanze am falschen Ort wird immer nur vor sich hin kümmern. Aber die richtige Pflanze am richtigen Ort? Die wächst fast von allein. Und rund um eine Garage finden wir oft ganz spezielle Bedingungen.

Der Boden: Meistens eine Baustelle für sich

Der schmale Streifen Erde direkt an der Garagenwand ist selten das Gelbe vom Ei. Während des Baus wurde hier oft Schotter verdichtet, Reste von Mörtel oder Ziegeln sind keine Seltenheit. Das Ergebnis ist meist ein knüppelharter, verdichteter Boden ohne Nährstoffe, der Wasser entweder gar nicht aufnimmt oder staut.

Kleiner Tipp aus der Praxis: Macht die Spatenprobe. Stecht einfach mal an ein paar Stellen den Spaten tief in die Erde. Kommt ihr kaum rein? Fühlt es sich an wie im Steinbruch? Dann wisst ihr Bescheid. Hier muss was getan werden. Die beste, aber auch aufwendigste Lösung ist ein Bodenaustausch auf etwa 40 bis 50 cm Tiefe. Der Aushub kommt weg und wird durch ein Gemisch aus guter Pflanzerde und Kompost ersetzt. Rechnet dafür mal mit Materialkosten von etwa 40 € bis 60 € pro laufendem Meter, wenn ihr es selbst macht. Zeitlich solltet ihr für eine normale Garage (ca. 8-10 Meter) schon einen guten Nachmittag einplanen.

Garage attraktiv aussehen lassen Feder Schilfgras dünne Stängel schwingen im Wind
Anzeige

Ist das zu viel Aufwand, hilft tiefgründiges Lockern mit einer Grabegabel und das Einarbeiten von viel Sand und Kompost, um die Struktur zu verbessern.

Sonne oder Schatten? Die Himmelsrichtung ist der Boss

Eine Garage hat vier Seiten und jede ist eine eigene kleine Klimazone. Das ist entscheidend für die Pflanzenauswahl.

  • Südseite: Die Hitzefalle. Hier brennt die Sonne den ganzen Tag, die Wand heizt sich auf und der Boden ist staubtrocken. Perfekt für Sonnenanbeter wie Lavendel, Salbei, Fetthennen oder auch mal einen winterharten Rosmarin.
  • Nordseite: Das genaue Gegenteil. Kaum direkte Sonne, kühl, oft feucht. Das ist der ideale Platz für Schattenhelden wie Farne, Funkien (Hosta) oder die unschlagbare Kletterhortensie.
  • Westseite: Bekommt die intensive Nachmittags- und Abendsonne ab, oft gepaart mit Wind und Regen. Hier braucht es robuste Typen. Viele Stauden wie der Sonnenhut (Echinacea) oder Ziergräser wie die Rutenhirse (Panicum) kommen damit super klar.
  • Ostseite: Die sanfte Morgensonne ist hier zu Gast. Der Boden bleibt moderat feucht. Ein Traum für viele Blühpflanzen und Gehölze, die die pralle Mittagshitze nicht mögen, zum Beispiel viele Storchschnabel-Arten (Geranium) oder die Akelei.
Garage Fensterbrett als Blumenkasten den Landhausstil betonen

Wasser: Freund und Feind

Wohin läuft eigentlich das Wasser vom Dach? Gibt es eine Rinne? Wenn ja, wo landet das Wasser aus dem Fallrohr? Direkt daneben kann es sumpfig werden, während der Streifen direkt unter dem Dachüberstand (der sogenannte Regenschatten) fast nie einen Tropfen abbekommt. Achtet darauf bei der Pflanzung. Eine gezielte Wasserführung in eine Regentonne ist sowieso immer eine gute Idee.

Okay, los geht’s: Praktische Lösungen für jede Ecke

Nach der Analyse wissen wir, was Sache ist. Jetzt suchen wir die passenden Lösungen und Pflanzen aus.

Lösung 1: Der schmale Streifen am Boden – Das Kiesbeet

Der Klassiker ist dieser oft nur 30 bis 50 cm breite Streifen zwischen Wand und Pflaster. Für viele Pflanzen ist das die reinste Wüste. Die Lösung: Wir schaffen ein Beet für Spezialisten, die genau das lieben.

Hier hat sich ein Kiesbeet absolut bewährt. Sieht modern aus und ist super pflegeleicht. Der Boden wird wie oben beschrieben vorbereitet. Darauf kommt eine 5 bis 8 cm dicke Schicht Kies oder Splitt (eine 8/16er Körnung ist ideal). Das unterdrückt Unkraut, hält die Feuchtigkeit im Boden und schützt die Wurzeln vor Hitzestress.

Garage begrünen Kletterpflanzen vom Dach hängen sehr eyecatching

Gute Pflanzen fürs Kiesbeet:

  • Für die Struktur: Ziergräser wie das Federgras (Stipa) oder das Blauschwingelgras (Festuca glauca) bringen Leichtigkeit rein.
  • Für die Farbe: Polster-Glockenblumen, Katzenminze (Nepeta) oder die unverwüstliche Prachtkerze (Gaura lindheimeri) blühen unermüdlich.
  • Fürs ganze Jahr: Verschiedene Fetthennen (Sedum) und Hauswurz (Sempervivum) sind extrem robust und bilden dichte Teppiche.

Ach ja, ein Wort der Warnung: Bitte, bitte legt kein Unkrautvlies aus Plastik unter den Kies. Ganz ehrlich, ich habe schon so viele Beete saniert, wo das Zeug nach ein paar Jahren zerfleddert aus dem Kies lugte und Unkraut trotzdem fröhlich obendrauf wuchs. Eine dicke Schicht Kies reicht völlig!

Lösung 2: Ab an die Wand – Die Fassadenbegrünung

Nichts verändert den Look einer Garage so krass wie eine grüne Wand. Aber hier müssen wir sorgfältig arbeiten, sonst kann es Bauschäden geben. Man muss zwischen zwei grundlegend verschiedenen Klettertypen unterscheiden.

Da gibt es zum einen die Selbstständigen, also Selbstklimmer wie Efeu und Wilder Wein. Sie halten sich mit kleinen Haftwurzeln oder Haftscheiben direkt an der Wand fest. Das ist praktisch, weil man kein Gerüst braucht. Aber Vorsicht! Auf einem absolut intakten Putz ist das okay. Hat die Fassade aber kleine Risse, können die Wurzeln eindringen und den Schaden über die Jahre vergrößern. Efeu ist immergrün, aber ein Monster im Wuchs und muss zweimal im Jahr geschnitten werden. Der Wilde Wein ist schonender zur Fassade und hat eine geniale Herbstfärbung, wirft aber im Winter seine Blätter ab.

Garage attraktiv machen Wandbegrünung zwischen Garagentoren ein Blumentopf mit immergrüner Thuja
What's Hot

Faschings-Werkstatt für Zuhause: So bastelt ihr geniale Kostüme, die auch wirklich halten!

Und dann gibt es die Teamplayer, die Gerüstkletterpflanzen. Das sind zum Beispiel Kletterrosen, Clematis oder der Blauregen. Sie brauchen eine Kletterhilfe, an der sie sich festhalten können. Der riesige Vorteil: Die Pflanze hat nie direkten Kontakt zur Wand, die Fassade bleibt also sicher. Hier habt ihr die volle Kontrolle.

Ein Rankgerüst muss aber stabil sein! Ein günstiges Gitter aus dem Baumarkt für 40 € biegt sich oft schon nach wenigen Jahren unter der Last durch. Investiert lieber in ein ordentliches System aus Edelstahl oder feuerverzinktem Stahl. Das kostet für eine Wand vielleicht zwischen 150 € und 300 €, hält aber ein Leben lang. Wichtig: Montiert es mit mindestens 10 cm Abstand zur Wand. Das sorgt für gute Belüftung und verhindert Schimmel. Eine Kletterhortensie an der Nordwand braucht übrigens gut und gerne 3-5 Jahre, bis sie eine beachtliche Fläche bedeckt. Geduld ist hier der Schlüssel zum Erfolg!

Lösung 3: Ganz nach oben – Das Gründach

Ein grünes Dach ist ökologisch der Hammer und sieht einfach fantastisch aus. Aber hier kommt mein eindringlichster Rat: Achtung, das ist absolut KEINE Arbeit für Heimwerker!

Doppelgarage begrünen Gartenpflanzen blühende Glyzinie eingetopfter Hibiskus

Ich vergesse nie den Anruf eines Kunden, dessen Garagendach sich gefährlich durchbog. Es hing durch wie eine Hängematte. Was war passiert? Er hatte einfach normale, schwere Gartenerde aufs Dach gekippt. Ein extrem teurer Fehler, der fast zum Einsturz geführt hätte! Ein Gründach wiegt im nassen Zustand schnell mal 80 bis 150 kg pro Quadratmeter. Der allererste Schritt ist daher immer der Gang zu einem Statiker. Ohne dessen schriftliche Freigabe fängt kein seriöser Betrieb mit der Arbeit an.

Wenn die Statik passt, wird ein mehrschichtiges System nach den gängigen Fachregeln aufgebaut – mit Wurzelschutz, Dränage und einem speziellen, leichten Substrat. Darauf kommen dann extrem robuste Trockenheitskünstler wie Sedum-Arten. Richtig gemacht, ist das eine der besten Investitionen in die Optik und den Wert eurer Garage.

Noch ein paar Ideen und fortgeschrittene Tipps

Flexibel bleiben mit Kübeln

Manchmal ist eine feste Bepflanzung einfach nicht drin. Große Pflanzkübel sind dann eine super Alternative. Hier gilt: Klotzen, nicht kleckern! Wählt Gefäße mit mindestens 50 Litern Volumen, besser 70. Kleine Töpfe sind im Sommer ein Vollzeitjob beim Gießen.

Garageneifahrt markieren und attraktiv aussehen lassen zwei Pflanzenkübel mit immergrünem Efeu
What's Hot

Gruppenkostüme, die rocken: Euer ultimativer Guide von der Idee bis zum Umzug

Mein Quick-Win-Tipp für Ungeduldige: Keine Zeit für ein ganzes Projekt? Holt euch einen richtig großen, stylishen Kübel, stellt ein tolles Ziergras wie das Chinaschilf rein und platziert ihn an einer Garagenecke. Dauert eine Stunde, kostet vielleicht 80-120 € für Kübel und Pflanze und hat einen Sofort-Effekt!

Ohne Schnitt geht’s nicht

Kletterpflanzen müssen geschnitten werden, sonst verwildern sie. Ein Blauregen zum Beispiel, der nie geschnitten wird, bildet kaum Blüten und kann mit seiner Kraft sogar Dachziegel anheben. Die Regel ist eigentlich ganz einfach: Im Sommer kürzt ihr alle langen neuen Peitschentriebe auf 3-5 Blätter ein. Im späten Winter nehmt ihr die verbliebenen Stummel nochmal auf 2-3 Knospen zurück. BUMM, Blüten garantiert!

Und denkt bitte an die Sicherheit, wenn ihr auf der Leiter arbeitet!

Zum Schluss: Planung ist die halbe Miete

Eine Garage zu begrünen ist ein wirklich lohnendes Projekt. Es wertet euer Grundstück auf und schafft neuen Lebensraum für Insekten. Aber es braucht ein bisschen Planung. Nehmt euch die Zeit, den Standort genau anzusehen. Wählt Pflanzen, die dorthin passen, nicht nur welche, die ihr schön findet. Und seid ehrlich zu euch, wie viel Pflege ihr investieren wollt.

Garage eyecatching machen seitlich des Gartentors niedrige und dürre-tolerante Pflanzen Blickfang

Gerade bei der Wand- und Dachbegrünung kann es sich lohnen, einen Profi aus dem Garten- und Landschaftsbau zu fragen. Das schützt vor teuren Fehlern. Ein gut geplantes Grün an der Garage ist keine Ausgabe, sondern eine Investition, an der ihr jahrelang Freude haben werdet.

Bildergalerie

Grüne Sträucher Ziergräser den Eingang zum Haus umrahmen
What's Hot

Klangwunder selber machen: Der ultimative Guide zum Rasseln bauen – sicher, kreativ und mit Geling-Garantie

Kakteen und Sukkulenten seitlich der Garage perfekt für wasserarmen Boden in trockenen Klimazonen

Die kühle Nordseite der Garage gilt oft als Problemzone. Was kann hier wirklich gedeihen?

Gerade dieser Standort ist ein Segen für Pflanzen, die direkte Sonne und Hitze nicht vertragen. Das Geheimnis liegt in der Wahl robuster Schattenkünstler. Die Kletterhortensie (Hydrangea anomala subsp. petiolaris) etwa entwickelt sich hier prächtig und bezaubert mit ihren weißen Blütendolden, ohne die Fassade zu schädigen. Für eine ganzjährig grüne Wand ist der klassische Efeu (Hedera helix) unschlagbar. Am Boden davor fühlen sich Funkien (Hosta) mit ihren imposanten Blättern oder das Immergrün (Vinca minor) als blühender Bodendecker wohl. Der Vorteil: Die Erde trocknet hier langsamer aus, was den Pflegeaufwand reduziert.

Garage attraktiv machen begrünen als gemütliche Relax-Zone im Sommer benutzen
What's Hot

Faschingsdeko, die was aushält: Profi-Tipps aus der Werkstatt für deine Party

Eine dicht bewachsene Fassade kann die Oberflächentemperatur einer Wand im Sommer um bis zu 15 °C senken.

Dieser Effekt, nachgewiesen durch Studien des Fraunhofer-Instituts, macht Ihre Garagenbegrünung zu einer natürlichen Klimaanlage. Die Pflanzen verdunsten Wasser und kühlen so aktiv die Umgebungsluft. Das schützt nicht nur das Mauerwerk vor extremen Temperaturschwankungen, sondern schafft auch ein spürbar angenehmeres Mikroklima auf der Terrasse oder dem Sitzplatz direkt daneben.

Ziergräser sehr attraktiv schmücken das Landhaus draußen

Nicht immer muss es das üppige Staudenbeet sein. Ein moderner, pflegeleichter Look entsteht durch die Kombination von mineralischen und pflanzlichen Elementen. Stellen Sie sich einen 50 cm breiten Streifen aus grauem Ziersplitt oder Edelsplitt vor, der die Garage säumt. Darin, mit ausreichend Abstand platziert, setzen einzelne Gräser wie das Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides ‚Hameln‘) oder der straff aufrechte Blaustrahlhafer (Helictotrichon sempervirens) architektonische Akzente. Der klare, grafische Stil bildet einen spannenden Kontrast zur harten Garagenwand und wirkt besonders bei modernen Häusern.

Für die Vertikale: Holzspalier vs. Seilsystem

Klassische Holzspaliere: Sie verleihen der Garage sofort einen rustikalen, ländlichen Charme. Ideal für stark wachsende Kletterpflanzen wie Blauregen oder Kletterrosen, die eine stabile Struktur benötigen. Achten Sie auf einen Wandabstand von mindestens 5 cm für eine gute Luftzirkulation.

Moderne Seilsysteme: Filigrane Edelstahlseile (z.B. von Carl Stahl oder Jakob) wirken fast unsichtbar und passen perfekt zu einer modernen Architektur. Sie sind ideal für zierlichere Kletterer wie Clematis oder Geißblatt.

Die Wahl ist letztlich eine Stilfrage, die den Charakter Ihres Gartens unterstreichen sollte.

Julia Steinhoff

Meine Interessen für Design haben im großen Teil meine berufliche Laufbahn bestimmt. Zuerst habe ich einen Hochschulabschluss in Journalistik (BJO) an der Universität Hannover erworben, wo ich anschließend ein Magisterstudium in Fernsehjournalismus und Dokumentarfilm (MTV) gemacht habe. Gleich nach diesem Studium habe ich meine Arbeitskarriere als Journalistin bei verschiedenen Medien begonnen. Im Jahr 2017 habe ich ein interessantes Arbeitsangebot von Freshideen.com erhalten und es sofort angenommen. So hat meine Karriere bei Freshideen begonnen. Als Online-Autorin schreibe ich seit Jahren spannende Artikel über Innendesign, Outdoor-Gestaltung, Dekoration, Mode und Lifestyle. Genau in diesen Themenbereichen liegen auch meine beruflichen Interessen. Ich bemühe mich ständig darum, unsere Leser/innen über die Neuigkeiten und die letzten Trends im Interieur und Exterieur zu informieren und sie zu neuen kreativen Projekten zu motivieren. In meiner Freizeit gehe ich gern schwimmen, jogge oder spiele Tennis. Natürlich finde ich auch Zeit für Bücher lesen und fernsehen.