Weiß ist nicht gleich Weiß: So streichst du Wände wie ein Profi (wirklich!)

von Julia Steinhoff
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Ich hab in meinem Job schon unzählige Farbtrends erlebt. Knallige Töne, die eine Saison lang gefeiert und dann wieder vergessen wurden. Aber eine Sache, die bleibt einfach immer: Weiß. Viele denken bei Weiß direkt an „langweilig“ oder „steril“. So nach dem Motto: „Keine Ahnung, was ich will, also nehm ich halt Weiß.“ Ehrlich gesagt, für uns Profis ist das Gegenteil der Fall. Weiß ist nicht das Ende der Kreativität, sondern der Anfang. Es ist die Leinwand, die einen Raum erst richtig zum Leben erweckt.

Aber – und das ist ein großes Aber – mit Weiß zu arbeiten, ist eine echte Kunst. Es verzeiht nämlich absolut keine Fehler. Jeder kleine Makel in der Wand, jeder unsaubere Pinselstrich springt dir sofort ins Auge. Deshalb will ich hier mal aus dem Nähkästchen plaudern und dir zeigen, wie du das richtig anpackst. Das hier ist kein schneller Deko-Tipp, sondern ein ehrlicher Einblick ins Handwerk, damit deine weißen Wände am Ende auch wirklich Charakter haben.

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1. Das Fundament: Warum Weiß eine kleine Wissenschaft für sich ist

Wenn ein Kunde sagt „Ich will es einfach nur weiß“, dann weiß ich schon: Jetzt wird’s interessant. Denn hinter diesem Wunsch versteckt sich eine riesige Vielfalt, die über die ganze Atmosphäre im Raum entscheidet.

Ein bisschen Physik: Was Licht mit deiner Wand macht

Jede Farbe wirft Licht zurück, und bei Weiß ist dieser Effekt am stärksten. Man spricht vom Lichtreflexionsgrad (LRV). Ein reines, strahlendes Weiß hat den höchsten Wert – es macht kleine, dunkle Räume sofort heller und größer. Das ist ein simpler Trick mit gewaltiger Wirkung, besonders in engen Fluren. Aber Achtung! In einem sonnigen Südzimmer kann genau dasselbe Weiß fast schon unangenehm blendend wirken. Hier wäre ein gebrochenes Weiß mit einem Hauch Farbe die deutlich bessere Wahl.

Warm, kalt oder neutral? Die Gefühlstemperatur von Weiß

Weiß aus dem Farbeimer ist selten pures Weiß. Fast immer sind winzige Mengen anderer Pigmente beigemischt, um dem Ton eine bestimmte „Temperatur“ zu geben.

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  • Warme Weißtöne: Hier ist ein Hauch Gelb, Rot oder Braun im Spiel. Denk an Begriffe wie Elfenbein, Creme oder Altweiß. Sie schaffen eine unglaublich gemütliche und einladende Atmosphäre und lieben die Kombination mit natürlichen Materialien wie Holz, Leinen oder Leder.
  • Kalte Weißtöne: Denen wird ein winziger Anteil Blau, Grau oder sogar Grün beigemischt. Das Ergebnis ist ein klares, frisches Weiß, das modern und minimalistisch wirkt. Super in Kombination mit Beton, Stahl oder viel Glas. Aber Vorsicht: In Räumen, die nach Norden ausgerichtet sind und wenig Sonnenlicht bekommen, können sie schnell unpersönlich und kühl wirken.
  • Neutrale Weißtöne: Das sind die Alleskönner. Sie haben kaum sichtbare Untertöne und passen sich ihrer Umgebung an. Das Licht im Raum entscheidet, wie sie am Ende aussehen.

Die Geheimsprache der Profis: Was RAL-Codes bedeuten

Um sicherzugehen, dass alle vom selben Weiß sprechen, nutzen wir im Handwerk standardisierte Codes. Die vom RAL-System sind am bekanntesten.

  • RAL 9010 (Reinweiß): Der absolute Klassiker. Es ist ein ganz leicht cremiges, warmes Weiß. Viele Hersteller von Fenstern, Türen oder Heizkörpern nutzen das als Standard. Wenn also alles harmonisch aussehen soll, bist du mit RAL 9010 oft auf der sicheren Seite. Im Baumarkt findest du es oft unter Bezeichnungen wie „Altweiß“.
  • RAL 9016 (Verkehrsweiß): Deutlich kühler und neutraler als die 9010. Wirkt sehr modern, frisch und architektonisch. In den letzten Jahren ist dieser Ton extrem beliebt geworden, weil er diesen klaren, sauberen Look unterstützt. Bei Marken wie Alpina könntest du es unter Namen wie „Polarweiß“ finden.
  • RAL 9003 (Signalweiß): Ein sehr reines, fast schon klinisches Weiß. Für Wohnräume oft zu hart, es sei denn, du willst einen extremen Kontrast erzielen.

Kleiner Tipp für Unentschlossene: Geh in den Baumarkt und hol dir drei kostenlose Farbkarten von deinen Favoriten (z.B. RAL 9010, RAL 9016 und ein Cremeweiß). Kleb sie mit etwas Malerkrepp direkt nebeneinander an die Wand, die du streichen willst. Und dann schau sie dir zu verschiedenen Tageszeiten an: morgens, mittags und abends bei Kunstlicht. Du wirst dich wundern, wie krass sich die Wirkung verändert!

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2. Das richtige Material: Darauf kommt es im Eimer wirklich an

Die schönste Farbe bringt nichts, wenn die Qualität nicht stimmt. Und hier trennt sich wirklich die Spreu vom Weizen. Qualität entscheidet nicht nur über die Optik, sondern auch über die Haltbarkeit und deine Nerven beim Streichen.

Die Qual der Wahl: Welche Farbe für welchen Raum?

Für Innenräume ist die normale Dispersionsfarbe der Standard. Sie ist auf Wasserbasis, riecht kaum und lässt sich gut verarbeiten. Aber die Unterschiede sind gewaltig. Achte auf diese zwei Kennzahlen (nach DIN EN 13300), die auf jedem guten Eimer stehen:

  • Nassabriebbeständigkeit: Das sagt dir, wie robust die Farbe ist, wenn sie mal trocken ist. Klasse 1 ist „scheuerbeständig“ – perfekt für Küche, Flur oder Kinderzimmer, wo man auch mal mit einem Lappen drüberwischen muss. Klasse 2 ist „waschbeständig“ und ein super Allrounder für Wohn- und Schlafzimmer. Alles darunter ist eher was für die Decke.
  • Deckvermögen: Hier geht es darum, wie gut die Farbe deckt. Klasse 1 hat die höchste Deckkraft. Das bedeutet: Oft reicht ein einziger Anstrich! Diese Farben sind teurer, sparen dir aber unglaublich viel Zeit und Arbeit. Bei Klasse 2 brauchst du meist zwei Anstriche.

Mein Rat aus jahrelanger Erfahrung: Spare niemals an der Farbe. Ein 10-Liter-Eimer Profifarbe (Deckkraft 1 / Nassabrieb 2) kostet dich vielleicht zwischen 60 € und 90 €, während die Baumarkt-Hausmarke schon für 25 € zu haben ist. Aber mit der billigen Farbe streichst du zweimal oder sogar dreimal und bist am Ende frustriert. Das ist es nicht wert.

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Für spezielle Fälle gibt es auch Alternativen:

  • Silikatfarbe (€€): Extrem atmungsaktiv und von Natur aus schimmelhemmend. Eine super Sache für alte Keller, Bäder oder historische Mauern. Die Verarbeitung ist aber etwas knifflig.
  • Kalkfarbe (€€€): Der traditionelle Klassiker. Ebenfalls atmungsaktiv, desinfizierend und mit einer wunderschönen, matten und leicht „wolkigen“ Optik. Perfekt für einen natürlichen oder historischen Look, aber auch empfindlicher.

Von Matt bis Glänzend: Eine Frage des Typs

Auch der Glanzgrad verändert die Wirkung enorm. Stumpfmatt ist super edel, schluckt das Licht und kaschiert kleine Unebenheiten in der Wand. Nachteil: empfindlicher gegen Flecken. Seidenmatt ist der goldene Mittelweg – hat einen leichten Schimmer, ist robuster und gut zu reinigen. Meine Standardempfehlung für die meisten Wohnräume. Glänzend ist extrem strapazierfähig, betont aber gnadenlos jede noch so kleine Delle. An Wänden heute eher selten, eher für Lackarbeiten.

3. Die Technik zählt: So wird deine Wand perfekt

Eine weiße Wand lebt von ihrer Makellosigkeit. Hier kannst du nichts verstecken. Deshalb ist die Vorbereitung nicht nur die halbe Miete – sie ist fast alles. Plane dafür locker 70 % der Gesamtzeit ein.

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Dein Projekt: Ein 20 qm Raum am Wochenende

Lass uns das mal durchspielen. Du willst einen 20 qm großen Raum am Wochenende streichen. Hier ist ein realistischer Zeitplan:

  • Freitagabend (ca. 2 Stunden): Möbel rücken, Boden mit Malervlies (nicht die dünne Folie!) abdecken, Steckdosen und Lichtschalter abkleben.
  • Samstagvormittag (ca. 4-6 Stunden, inkl. Trocknen): Löcher und Risse mit Spachtelmasse füllen. Nach dem Trocknen glatt schleifen und alles entstauben.
  • Samstagnachmittag (ca. 3-5 Stunden, inkl. Trocknen): Die ganze Wand mit Tiefengrund grundieren. Das ist DER Schritt, den die meisten auslassen – und der größte Fehler! Ohne Grundierung saugt die Wand die Farbe ungleichmäßig auf und wird fleckig.
  • Sonntagvormittag (ca. 2-3 Stunden): Der erste Anstrich. Endlich!
  • Sonntagnachmittag (ca. 2 Stunden): Nach ausreichender Trocknungszeit (steht auf dem Eimer) der eventuell nötige zweite Anstrich.

Die Einkaufsliste für Anfänger (kauf das Richtige, nicht das Billigste!)

  • Gutes Malerkrepp: Investier in was Ordentliches, z.B. das goldene von FrogTape (ca. 8-10 € pro Rolle). Das verhindert, dass Farbe dahinterläuft.
  • Abdeckvlies: Viel besser als dünne Folie, da es saugfähig ist und nicht verrutscht (ca. 15-20 € für eine große Rolle).
  • Spachtelmasse und ein kleiner Spachtel: (ca. 10 €)
  • Schleifschwamm oder feines Schleifpapier: (ca. 5 €)
  • Tiefengrund: Absolutes Muss! (ca. 15-25 € je nach Größe)
  • Eine hochwertige Farbrolle: Lammfell für glatte Wände, Polyamid für raueren Putz (rechne mit 15-25 € nur für die Rolle, ohne Bügel). Billige Rollen fusseln und ruinieren dein Ergebnis!
  • Ein guter Pinsel für die Ecken.
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Die 3 größten Fehler von Heimwerkern (und wie du sie vermeidest)

  1. Die Grundierung weglassen: Hab ich schon erwähnt, oder? Tu es einfach nicht. Es kostet dich am Ende mehr Zeit und Farbe.
  2. Am Werkzeug sparen: Eine billige, fusselnde Rolle oder schlechtes Klebeband machen dich wahnsinnig und das Ergebnis unsauber. Gib hier lieber 5 € mehr aus.
  3. „Nass in Nass“ ignorieren: Das ist die wichtigste Technik. Streiche immer eine komplette Wand am Stück, ohne lange Pausen. Die Ränder der bereits gestrichenen Bahnen müssen noch feucht sein, wenn du die nächste Bahn daneben ansetzt. Sonst siehst du unschöne Ansätze und Streifen.

Und die richtige Technik? Profis nennen es den „Kreuzgang“. Rolle die Farbe zuerst von oben nach unten auf die Wand. Dann verteilst du sie quer, ohne neue Farbe aufzunehmen. Zum Schluss rollst du nochmal ganz sanft und ohne Druck von oben nach unten drüber. Das ergibt eine perfekt gleichmäßige Oberfläche.

4. Weiß im Einsatz: Räume, Stile und die besten Partner

Ein weißer Raum entfaltet seine Wirkung erst im Zusammenspiel mit Möbeln, Böden und Textilien. In Altbauten mit hohen Decken und Stuck passt ein klassisches, warmes Weiß wunderbar und unterstreicht den Charakter. In einer modernen, minimalistischen Wohnung sorgt ein klares Verkehrsweiß für die richtige grafische Wirkung.

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Die besten Freunde von Weiß sind übrigens:

  • Holz: Egal ob helle Eiche oder dunkler Nussbaum – eine weiße Wand bringt jede Holzmaserung zum Leuchten.
  • Farbe: Weiß ist die perfekte Bühne für eine einzelne Akzentwand in einer kräftigen Farbe oder für bunte Möbel und Bilder.
  • Texturen: Richtig spannend wird es, wenn du Texturen mischst. Eine glatte weiße Wand neben einer rauen Backsteinmauer, dazu ein flauschiger Teppich und grobe Leinenvorhänge. Dieser Kontrast macht einen Raum erst richtig lebendig.

5. Für Fortgeschrittene: Wenn Weiß mehr sein soll

Wenn du die Grundlagen draufhast, kannst du experimentieren. Streiche zum Beispiel die Wand in einem matten Weiß und die Fußleisten und Türrahmen im exakt selben Farbton, aber in Seidenmatt. Dieser feine Unterschied im Glanzgrad sieht unglaublich edel aus.

Oder du denkst über Strukturputz oder Spachteltechniken nach. Aber ganz ehrlich: Techniken wie eine glänzende Kalkpresstechnik sind was für absolute Spezialisten. Das ist dann kein Maler-Job mehr. Und hier kommt der Kostenfaktor ins Spiel. Während du dein DIY-Projekt mit hochwertigen Materialien für ca. 5-8 € pro Quadratmeter umsetzen kannst, musst du für einen Profi-Maler mit ca. 20-35 € pro Quadratmeter (inkl. Vorbereitung und Material) rechnen. Eine Spezialtechnik vom Stuckateur kann auch mal 80-150 € pro Quadratmeter kosten.

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Ein letztes Wort aus der Werkstatt

Weiß ist ein unglaublich mächtiges Werkzeug. Es kann einen Raum beruhigen, vergrößern und ihm Klarheit geben. Aber es kommt eben darauf an, wie man es einsetzt. Ich hoffe, du siehst jetzt, wie viel Handwerk und Sorgfalt hinter einer scheinbar einfachen weißen Wand steckt.

Nimm dir die Zeit, investiere in gutes Material und sei bei der Vorbereitung pingelig. Das ist das ganze Geheimnis. Und wenn du dir unsicher bist, frag lieber einen Fachmann um Rat. Am Ende wollen wir doch alle das Gleiche: ein Ergebnis, das super aussieht und an dem man lange Freude hat.

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Der Untergrund ist alles: Gerade bei Weiß ist eine makellose Grundierung kein „Kann“, sondern ein „Muss“. Ein hochwertiger Sperrgrund, zum Beispiel von Sto oder Caparol, verhindert nicht nur das Durchscheinen alter Farben oder Flecken, sondern sorgt auch für eine gleichmäßige Saugfähigkeit der Wand. Das Ergebnis: ein streifenfreies, sattes Weiß ohne unschöne Schatten.

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„Farbe ist ein Machtmittel, das die Seele direkt beeinflusst.“ – Wassily Kandinsky

Und keine Farbe hat eine so grundlegende, raumdefinierende Macht wie Weiß. Sie ist nicht die Abwesenheit von Farbe, sondern die Summe aller Farben – eine Leinwand für Licht, Schatten und Leben.

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Mein Weißton wirkt plötzlich gelblich/gräulich – was ist passiert?

Das ist der klassische Fall von „falsches Weiß am falschen Ort“. Ein Weiß mit kühlen, bläulichen Untertönen kann in einem nach Norden ausgerichteten Raum schnell steril oder sogar leicht violett wirken. Umgekehrt wird ein warmes, cremiges Weiß in einem sonnendurchfluteten Südzimmer oft zu gelb. Der Trick liegt darin, den Unterton des Weißes auf die natürliche Lichtfarbe des Raumes abzustimmen.

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  • Matt für die Ästhetik: Ein stumpfmattes Finish, wie die berühmte „Estate Emulsion“ von Farrow & Ball, schluckt das Licht und erzeugt eine pudrige, fast samtige Tiefe. Perfekt für Wohn- oder Schlafzimmer, aber empfindlicher gegenüber Abrieb.
  • Seidenmatt für die Praxis: Ein leichter Glanzgrad reflektiert mehr Licht, macht die Oberfläche robuster und abwaschbar. Ideal für Flure, Küchen und Kinderzimmer, wo die Wände mehr aushalten müssen.

Die Entscheidung hängt also nicht nur vom Look, sondern auch von der Raumnutzung ab.

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Für den ultimativen „Galerie-Look“, der Kunst und Möbel perfekt in Szene setzt, braucht es ein absolut neutrales Weiß ohne sichtbare Untertöne. Es lenkt nicht ab und lässt den Raum für sich wirken. Farben wie „Chantilly Lace“ von Benjamin Moore oder „RAL 9016 Verkehrsweiß“ sind hierfür die Favoriten vieler Architekten, da sie unter fast allen Lichtbedingungen rein und klar bleiben.

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Schon mal über Ton-in-Ton-Effekte nachgedacht? Ein subtiles, aber wirkungsvolles Design-Statement lässt sich erzielen, indem man denselben Weißton in unterschiedlichen Glanzgraden verwendet. Eine matte Wand mit Streifen oder Mustern, die in einem Seidenglanzlack aufgetragen werden, erzeugt ein raffiniertes Spiel aus Licht und Schatten, das erst auf den zweiten Blick sichtbar wird.

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Ein reinweiß gestrichener Raum kann den Bedarf an künstlicher Beleuchtung um bis zu 20 % senken.

Der hohe Lichtreflexionsgrad (LRV) von Weiß ist nicht nur ein ästhetischer Trick, um Räume größer wirken zu lassen, sondern auch ein Faktor für die Energieeffizienz. Das zurückgeworfene Tageslicht hellt den Raum auf natürliche Weise auf und reduziert die Zeit, in der Lampen eingeschaltet sein müssen.

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Die Kunst des „White Layering“:

  • Wände: Ein weiches, gebrochenes Weiß wie „Wimborne White“ von Farrow & Ball schafft eine warme Grundatmosphäre.
  • Decke & Leisten: Ein strahlendes, klares Weiß wie „All White“ (ebenfalls Farrow & Ball) sorgt für Kontrast und lässt die Decke höher erscheinen.
  • Möbel & Textilien: Verschiedene Weiß-Nuancen in Leinen, Wolle und Holz bringen Textur und Tiefe ins Spiel.
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Der Lampen-Check: Der schönste Weißton kann durch die falsche Beleuchtung ruiniert werden. Eine Glühbirne mit warmweißem Licht (unter 3.300 Kelvin) lässt dein kühles Weiß gelblich erscheinen, während eine tageslichtweiße Lampe (über 5.300 Kelvin) ein cremiges Weiß fahl wirken lässt. Achte auf neutralweißes Licht (ca. 4.000 Kelvin) für die beste Farbtreue.

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  • Ein hochwertiger Mikrofasermalerroller für eine ultrafeine Oberflächenstruktur.
  • Ein schräg geschnittener „Feather-Tip“-Pinsel für messerscharfe Kanten ohne Abkleben.
  • Ein starker LED-Baustrahler, der als Streiflicht dient, um jede kleinste Unebenheit vor und während des Streichens zu entlarven.

Das sind die Werkzeuge, die den Unterschied zwischen „gestrichen“ und „professionell beschichtet“ ausmachen.

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Expertentipp für die Decke: Streiche die Decke nicht in demselben strahlenden Weiß wie die Zierleisten. Mische stattdessen etwa 10-20 % der Wandfarbe in das Deckenweiß. Dieser minimale Farbstich hebt den harten Kontrast auf und schafft einen weicheren, harmonischeren Übergang zwischen Wand und Decke, wodurch der Raum ruhiger und durchdachter wirkt.

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Der Schweizer Architekt Le Corbusier war besessen von Weiß. Er entwickelte eine eigene Farbpalette, in der er Weiß als „Mauer des Lichts“ bezeichnete, die Räume definiert und erweitert.

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Wandfarbe A (Standard-Dispersion): Basiert auf Kunstharz, bildet eine filmartige, weniger atmungsaktive Schicht. Oft günstiger in der Anschaffung.

Wandfarbe B (Mineral- oder Silikatfarbe): Marken wie Keim oder Fugenlos.DE bieten Farben, die sich chemisch mit dem Untergrund verbinden („verkieseln“). Sie sind extrem diffusionsoffen (atmungsaktiv), was das Raumklima verbessert und Schimmel vorbeugt. Eine Investition in Wohngesundheit.

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Weiße Wände bleiben länger weiß mit den richtigen Helfern:

  • Schmutzradierer: Für einzelne Streifen oder Schuhabrieb wirkt er Wunder, ohne die Farbe anzugreifen.
  • Mikrofasertuch & Neutralseife: Bei größeren Verschmutzungen mit lauwarmem Wasser und einem sanften Reiniger tupfen, nicht reiben.
  • Farb-Reserve: Immer einen kleinen Rest der Farbe im Originalgebinde aufbewahren. So können kleine Macken unsichtbar ausgebessert werden.
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Der Kardinalfehler: Den Farbton nur anhand eines kleinen Papiermusters im Baumarkt auswählen. Jedes Weiß verhält sich in deinem Zuhause anders. Kaufe eine kleine Testdose und streiche mindestens einen Quadratmeter große Flächen auf die Wände, die am meisten Licht bekommen, und auf die im Schatten liegen. Beobachte die Farbe über 24 Stunden – morgens, mittags und bei Kunstlicht. Nur so vermeidest du teure Überraschungen.

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Wie wird ein komplett weißer Raum gemütlich und nicht klinisch?

Das Geheimnis liegt in der Texturvielfalt. Kombiniere die glatten, weißen Wände mit Materialien, die eine spürbare Haptik haben. Ein grob gewebter Wollteppich, Vorhänge aus schwerem Leinen, ein Sessel mit Bouclé-Stoff, Kissen aus Samt und Beistelltische aus naturbelassenem, hellem Holz. Diese unterschiedlichen Oberflächen brechen das Licht auf vielfältige Weise und verleihen dem Raum eine subtile Wärme und Lebendigkeit, die ein rein farbliches Konzept niemals erreichen könnte.

Die Frage der Deckkraft: Billige weiße Farbe hat oft weniger Pigmente und Füllstoffe, was zu einer geringeren Deckkraft führt. Was du am Eimer sparst, zahlst du oft durch einen notwendigen dritten oder vierten Anstrich doppelt zurück – in Material und vor allem in Zeit. Eine hochdeckende Profi-Farbe der Deckkraftklasse 1 (z.B. von Brillux oder Sikkens) deckt meist schon beim ersten Anstrich perfekt und spart Nerven.

Julia Steinhoff

Meine Interessen für Design haben im großen Teil meine berufliche Laufbahn bestimmt. Zuerst habe ich einen Hochschulabschluss in Journalistik (BJO) an der Universität Hannover erworben, wo ich anschließend ein Magisterstudium in Fernsehjournalismus und Dokumentarfilm (MTV) gemacht habe. Gleich nach diesem Studium habe ich meine Arbeitskarriere als Journalistin bei verschiedenen Medien begonnen. Im Jahr 2017 habe ich ein interessantes Arbeitsangebot von Freshideen.com erhalten und es sofort angenommen. So hat meine Karriere bei Freshideen begonnen. Als Online-Autorin schreibe ich seit Jahren spannende Artikel über Innendesign, Outdoor-Gestaltung, Dekoration, Mode und Lifestyle. Genau in diesen Themenbereichen liegen auch meine beruflichen Interessen. Ich bemühe mich ständig darum, unsere Leser/innen über die Neuigkeiten und die letzten Trends im Interieur und Exterieur zu informieren und sie zu neuen kreativen Projekten zu motivieren. In meiner Freizeit gehe ich gern schwimmen, jogge oder spiele Tennis. Natürlich finde ich auch Zeit für Bücher lesen und fernsehen.