Bordüre anbringen: So wird’s richtig gut (und nicht wie gewollt und nicht gekonnt)
Stell dir vor: Das Kinderzimmer ist gestrichen, die Möbel stehen, aber irgendwas fehlt noch. Kennst du das Gefühl? Oft ist es genau dieser letzte Schliff, eine coole Wandbordüre, die aus einem „ganz netten“ Raum ein echtes Highlight macht. Aber ganz ehrlich, zwischen einer sauber angebrachten Bordüre und einem krummen Streifen, der nach drei Wochen die Ecken hochbiegt, liegen Welten.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Erst mal Kassensturz: Was kostet der Spaß und wie lange dauert’s?
- 0.2 Deine Wand hat was zu sagen: Der Untergrund-Check
- 0.3 Gutes Werkzeug, halbe Arbeit: Deine Ausrüstung
- 0.4 Papier, Vlies oder Selbstklebend? Eine Glaubensfrage
- 0.5 Jetzt geht’s an die Wand: Schritt für Schritt
- 0.6 Die Königsdisziplin: Saubere Ecken
- 0.7 Hilfe, eine Panne! Was tun, wenn…?
- 0.8 Am Ende zählt nur eins: Dein Ergebnis
- 1 Bildergalerie
Viele denken, man rollt das Ding aus, klatscht es an die Wand und fertig. In der Theorie vielleicht. In der Praxis ist das aber genau der Punkt, an dem sich zeigt, ob man’s draufhat. Es geht um den Untergrund, den richtigen Kleber und vor allem um die Ecken. Keine Sorge, das ist kein Hexenwerk, sondern pures Handwerk. Und ich zeig dir hier, wie du das hinbekommst, damit es am Ende aussieht wie vom Profi – und auch so lange hält.
Erst mal Kassensturz: Was kostet der Spaß und wie lange dauert’s?
Bevor du loslegst, lass uns kurz über die Finanzen und die Zeit reden. Das ist doch immer die erste Frage, oder?

Was kostet’s?
- Die Bordüre selbst: Eine Standardrolle (meist 5 Meter lang) bekommst du je nach Design und Material schon für 15 €, schicke Vliesbordüren können aber auch mal bis zu 40 € kosten.
- Material: Spezieller Bordürenkleber liegt bei ca. 5-10 €. Falls du eine Grundierung brauchst (dazu kommen wir gleich), rechne nochmal 10-20 € für einen kleinen Eimer Tiefengrund ein.
Also, für ein durchschnittliches Kinderzimmer solltest du mit Materialkosten zwischen 30 € und 80 € locker hinkommen.
Wie lange dauert’s?
Für das eigentliche Anbringen in einem normalen Raum planst du am besten einen entspannten Nachmittag ein, sagen wir 3-4 Stunden. Aber Achtung! Wenn du grundieren musst, kommt die Trocknungszeit dazu. Die meisten Produkte brauchen mindestens 4-6 Stunden, ich lasse es aber am liebsten über Nacht trocknen. Hektik ist hier dein größter Feind.
Ach ja, und wie viel brauchst du überhaupt? Ganz einfach: Miss den Umfang des Raumes aus und rechne dann locker 10 % für Verschnitt obendrauf. Gerade bei Mustern braucht man etwas mehr Spielraum.

Deine Wand hat was zu sagen: Der Untergrund-Check
Okay, jetzt wird’s ernst. Bevor auch nur ein Tropfen Kleister die Wand berührt, müssen wir uns den Untergrund ansehen. Das ist das absolute A und O. Die teuerste Bordüre wird Blasen werfen, wenn die Wand nicht mitspielt. Mit diesen drei schnellen Tests, die keine fünf Minuten dauern, sparst du dir später stundenlangen Ärger.
- Der Wischtest: Wisch mal mit der flachen Hand über die Wand. Hast du einen feinen, weißen Staub an den Fingern? Das nennt man „kreiden“. Der Kleber würde nur auf dem Staub haften, nicht an der Wand. Hier musst du definitiv grundieren.
- Der Kratztest: Nimm einen Spachtel oder einfach nur deinen Fingernagel und kratz mal fest über die Farbe. Blättert was ab? Dann ist der alte Anstrich nicht tragfähig und muss an den losen Stellen runter.
- Der Wassertest: Sprüh ein bisschen Wasser auf die Wand. Perlt es sofort ab (wie bei einer Regenjacke)? Dann ist die Wand zu dicht, oft bei Latexfarben der Fall. Zieht das Wasser blitzschnell ein und die Stelle wird dunkel? Dann ist die Wand stark saugend. In beiden Fällen hilft eine Grundierung, damit der Kleister vernünftig haften kann.
Glaub mir, Grundieren ist keine Schikane der Industrie, sondern deine Garantie für ein langlebiges Ergebnis. Für Kinderzimmer immer lösemittelfreie Produkte nehmen, achte auf Siegel wie den „Blauen Engel“.

Gutes Werkzeug, halbe Arbeit: Deine Ausrüstung
Du musst nicht gleich den Profi-Werkzeugkoffer kaufen, aber ein paar Dinge sollten es schon sein. Gutes Werkzeug macht die Arbeit nicht nur einfacher, sondern auch präziser.
Was du brauchst:
- Lange Wasserwaage: Mindestens 1 Meter, damit deine Linie wirklich gerade wird.
- Weicher Bleistift: Ein 2B lässt sich später wieder wegradieren.
- Scharfes Cuttermesser: Mit Abbrechklingen. Und sei nicht geizig, brich die Klinge lieber einmal zu oft ab. Eine stumpfe Klinge reißt das Papier.
- Andrückspachtel aus Kunststoff: Niemals Metall nehmen, das ruiniert die Oberfläche!
- Nahtroller: Eine kleine Gummirolle für perfekte Übergänge. Kleiner Tipp: Wenn du keinen hast, tut es zur Not auch mal der runde, saubere Griff eines Schraubendrehers – aber sei vorsichtig!
- Tapezierbürste, Eimer, Rührholz und ein Zollstock.
Papier, Vlies oder Selbstklebend? Eine Glaubensfrage
Im Baumarkt stehst du vor drei Optionen, und jede hat ihre Tücken und Vorteile.
Papierbordüren sind die Klassiker. Hier kommt der Kleister auf die Rückseite der Bordüre, dann muss sie eine bestimmte Zeit „weichen“, damit sich das Papier ausdehnt. Das steht auf der Verpackung. Hältst du die Zeit nicht ein, wirft sie an der Wand Falten. Ganz ehrlich? Eher was für Geduldige.

Vliesbordüren sind mein klarer Favorit für Anfänger. Hier kleisterst du die Wand ein und legst die trockene Bordüre ins feuchte Kleisterbett. Der Mega-Vorteil: Vlies verzieht sich nicht und du kannst es an der Wand noch ein bisschen hin- und herschieben. Außerdem lässt es sich später meist trocken wieder abziehen.
Und dann gibt es noch selbstklebende Bordüren. Klingt super einfach, oder? Abziehen, draufpappen, fertig. Aber Vorsicht! Ich hab mal bei einem Kunden eine selbstklebende Bordüre gesehen, die er auf Raufaser geklebt hatte. Nach zwei Wochen hing sie runter wie traurige Spaghetti. Diese Dinger halten oft nur auf superglatten, sauberen Oberflächen. Korrigieren ist fast unmöglich. Für eine Mietwohnung vielleicht eine Übergangslösung, aber für was Dauerhaftes? Finger weg.
Jetzt geht’s an die Wand: Schritt für Schritt
So, alles ist vorbereitet. Die Wand ist sauber, trocken und grundiert. Die Sicherung für die Steckdosen ist draußen (wichtig!). Jetzt geht’s los.
1. Die Führungslinie ziehen: Verlass dich NIEMALS auf die Decke. Die ist fast nie zu 100 % gerade. Miss von einer Ecke aus deine Wunschhöhe, mach eine Markierung. Mach das Gleiche am anderen Ende der Wand, leg die Wasserwaage an und zieh eine feine Bleistiftlinie. Das ist dein Anker.

2. Das Anbringen: Bei Vlies trägst du den Kleister satt auf die Wand auf, etwas breiter als die Bordüre. Dann legst du die Bahn an deiner Linie an und streichst sie mit der Bürste von der Mitte nach außen fest. Bei Papier kleisterst du die Bahn ein, faltest sie zusammen, wartest die Weichzeit ab (stell dir einen Wecker!) und bringst sie dann an die Wand.
3. Stöße und Übergänge: Die nächste Bahn setzt du exakt Kante an Kante an die vorherige (man nennt das „auf Stoß kleben“). Achte auf das Muster! Danach rollst du vorsichtig mit dem Nahtroller drüber. Kleister, der an der Seite rausquillt, tupfst du sofort mit einem feuchten, sauberen Schwamm ab. Nicht reiben!
Die Königsdisziplin: Saubere Ecken
Eine Bordüre einfach um die Ecke zu biegen, ist Pfusch. Das spannt und löst sich. Profis machen das mit dem sogenannten Doppelschnitt.
Kleb die erste Bahn bis in die Ecke und lass sie 2-3 cm an der nächsten Wand überstehen. Drück sie fest an. Die neue Bahn klebst du dann überlappend drüber, auch wieder fest in die Ecke gedrückt. Jetzt legst du ein Stahllineal genau in die Ecke und schneidest mit dem Cuttermesser fest durch BEIDE Lagen. Dann ziehst du die obere Bahn ein Stück ab, entfernst den abgeschnittenen Schnipsel der unteren Bahn und drückst die obere wieder fest. Das Ergebnis ist ein perfekter, fast unsichtbarer Übergang. Das ist anfangs etwas knifflig – schau dir am besten auf YouTube ein kurzes Video zum „Doppelschnitt tapezieren“ an, das hilft ungemein!

Hilfe, eine Panne! Was tun, wenn…?
Auch dem besten Heimwerker passiert mal was. Keine Panik, das meiste lässt sich retten.
- Die Blase geht nach dem Trocknen nicht weg? Nimm eine feine Nadel oder die Spitze vom Cuttermesser, pieks ein winziges Loch in die Blase und drück die Luft mit dem Kunststoffspachtel vorsichtig zum Loch hin raus. Manchmal hilft ein winziger Tropfen Kleister auf der Nadelspitze.
- Kleister an der Decke oder auf der Bordüre? Solange er feucht ist, tupfe ihn mit einem sauberen, feuchten Schwamm vorsichtig weg. Ist er schon getrocknet, versuch ihn mit dem feuchten Schwamm aufzuweichen und dann abzutupfen. Bloß nicht wild rubbeln, das macht’s nur schlimmer.
Am Ende zählt nur eins: Dein Ergebnis
Siehst du? Eine Bordüre anzubringen, ist vor allem eine Frage der Geduld und der richtigen Vorbereitung. Wenn du dir die Zeit nimmst, den Untergrund checkst und sauber arbeitest, dann wird das Ergebnis nicht nur gut, sondern richtig professionell aussehen. Und jedes Mal, wenn du ins Zimmer kommst, kannst du ein bisschen stolz sein – denn das hast du ganz allein geschafft.

Bildergalerie


Der häufigste Fehler: Eine schmutzige Wand. Selbst kleinste Spuren von Fett oder Staub sind der Hauptgrund, warum sich Bordüren an den Ecken lösen. Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit, um den Bereich mit einem feuchten Tuch und etwas Spülmittel zu reinigen. Diese kleine Mühe entscheidet über Haltbarkeit und Frust.

- Nahtroller: Ein kleines, aber mächtiges Werkzeug, um die Kanten der Bordüre fest an die Wand zu drücken und Lufteinschlüsse zu vermeiden.
- Präzisions-Cutter: Vergessen Sie die Küchenschere! Ein scharfes Cuttermesser, z.B. von Stanley, ist unerlässlich für saubere Schnitte an Ecken und Steckdosen.
- Wasserwaage: Verlassen Sie sich niemals auf die Decke oder den Boden als Referenz – sie sind selten perfekt gerade.

Auf welcher Höhe bringe ich die Bordüre an?
Die klassische „Stuhllehnenhöhe“ bei ca. 90 cm ist sicher, aber oft etwas altbacken. Im Kinderzimmer wirkt eine Bordüre auf Augenhöhe des Kindes (ca. 1,20 m) viel ansprechender und persönlicher. Für einen modernen, architektonischen Look können Sie die Bordüre auch direkt unter der Decke platzieren. Das streckt den Raum optisch und schafft einen eleganten Abschluss.

Wussten Sie schon? Vliesbordüren sind nicht nur reißfester und einfacher anzubringen als ihre Papiervorgänger. Sie lassen sich später auch restlos trocken von der Wand abziehen – ein riesiger Vorteil für das nächste Redesign!

Selbstklebend: Ideal für schnelle Projekte und Mietwohnungen. Marken wie d-c-fix bieten tolle Designs. Der Nachteil: Korrekturen sind schwierig und die Klebekraft kann auf strukturierten Wänden nachlassen.
Klassisch mit Kleber: Erfordert mehr Vorbereitung, bietet aber den stärksten und dauerhaftesten Halt. Sie können die Bordüre beim Anbringen noch leicht verschieben, um die Position perfekt auszurichten. Eine sichere Bank für ein Ergebnis, das Jahre hält.

Denken Sie mal vertikal! Statt die Bordüre klassisch horizontal durch den Raum zu führen, nutzen Sie sie doch, um Zonen zu schaffen. Ein vertikaler Streifen vom Boden bis zur Decke kann zum Beispiel die Leseecke definieren oder das Bett optisch einrahmen. Das ist ein einfacher Trick, um einem Raum ohne viel Aufwand eine spannende Struktur zu geben.

Laut einer Umfrage von Houzz bevorzugen 65 % der Eltern Designs, die mit dem Kind „mitwachsen“.
Das bedeutet konkret: Weg von kurzlebigen Baby-Motiven, hin zu zeitloseren Mustern. Statt Teddybären sind heute grafische Formen, zarte botanische Muster oder dezente Tiermotive im skandinavischen Stil gefragt. Hersteller wie A.S. Création oder Rasch haben diesen Trend erkannt und bieten Kollektionen an, die auch einem Grundschulkind noch gefallen.

- Perfekt anliegende Ecken ohne Überlappung.
- Keine unschönen Falten, die beim Trocknen entstehen.
- Ein nahtloser Musterübergang wie vom Profi.
Das Geheimnis? Der sogenannte „Doppelschnitt“. Dabei kleben Sie die Bordüre in der Ecke großzügig überlappend und schneiden dann mit einem scharfen Cutter durch beide Lagen gleichzeitig. Entfernen Sie die abgeschnittenen Streifen – und die beiden Enden passen perfekt aneinander.

Die alte Bärchen-Bordüre muss weichen, bevor die neue Dschungel-Parade einziehen kann? Kein Problem. So geht’s am einfachsten:
- Perforieren: Gehen Sie mit einer Nagelrolle (auch „Igel“ genannt) über die alte Bordüre. Das bricht die Oberfläche auf.
- Einweichen: Mischen Sie warmes Wasser mit einem Schuss Spülmittel und tragen Sie es mit einem Schwamm großzügig auf. Kurz einwirken lassen.
- Abziehen: Mit einem Spachtel lässt sich die aufgeweichte Bordüre nun meist leicht abschieben. Bei hartnäckigen Fällen hilft ein Dampftapetenablöser.

Es ist erstaunlich, wie eine einfache horizontale Linie die Wahrnehmung eines Raumes verändern kann. Sie gibt dem Auge einen Ankerpunkt, eine Art Horizont. Im Kinderzimmer schafft das eine Atmosphäre von Geborgenheit und Ordnung – ein subtiles Detail, das dem Raum eine beruhigende Struktur verleiht.

Hilfe, mein Muster passt am Ende nicht zusammen!
Ein Klassiker. Der Profi-Trick: Beginnen Sie niemals in der auffälligsten Ecke des Raumes. Wählen Sie stattdessen den am wenigsten sichtbaren Punkt, zum Beispiel über der Tür oder hinter einem hohen Schrank. Dort kleben Sie die erste Bahn an. Wenn Sie dann am Ende der Runde wieder dort ankommen, fällt ein eventueller Musterbruch kaum auf.

Viele moderne Vlies-Bordüren, z.B. von Marburg Wallcoverings, tragen das „Blauer Engel“-Siegel. Das garantiert, dass sie emissionsarm sind und aus überwiegend recyceltem Papier hergestellt werden – für ein gesundes Raumklima im Kinderzimmer.

Keine Lust auf Kleister? Es gibt kreative Alternativen zur klassischen Bordüre:
- Washi-Tape: Die flexible und rückstandsfrei entfernbare Variante aus Japan. Perfekt für grafische Linien und Muster in Mietwohnungen.
- Wandtattoo-Sets: Einzelne Sticker, die in einer Reihe angeordnet eine Bordüre ergeben. So kann man Punkte, Sterne oder Tiere individuell platzieren.
- Farbstreifen: Mit hochwertigem Malerkrepp (z.B. FrogTape) lassen sich gestochen scharfe Linien malen. Das Ergebnis ist absolut bündig mit der Wand.

Wichtiger Hinweis zum Kleber: Nicht jeder Kleber passt zu jedem Untergrund. Wenn Ihre Wände mit Vliestapete tapeziert sind, benötigen Sie unbedingt einen speziellen Bordürenkleber mit hoher Anfangshaftung, wie den Metylan Bordüren Kleber. Normaler Tapetenkleister würde auf der glatten Vliesoberfläche nicht sofort halten und die Bordüre könnte beim Anbringen verrutschen.
Eine Bordüre ist nicht nur was fürs Kinderzimmer! Im Flur kann ein schlichtes, grafisches Band verschiedene Räume optisch miteinander verbinden. In der Küche kann eine Bordüre im Fliesen-Look eine günstige und stilvolle Alternative zum echten Fliesenspiegel sein. Und im Wohnzimmer setzt ein Streifen mit Metallic-Effekt auf halber Höhe einen edlen, unerwarteten Akzent.




