Fermentierte Chili-Soße selber machen: Dein Guide für unfassbar guten Geschmack
Ich kann mich noch genau an das Gefühl erinnern, als ich meine erste wirklich gute, selbst fermentierte Chili-Soße probiert habe. Das war ein Schlüsselmoment. Plötzlich war da nicht nur Schärfe, sondern eine Tiefe, eine leicht säuerliche, fast schon fruchtige Komplexität, die ich von gekauften Soßen einfach nicht kannte. Die Magie, dass aus simplen Chilis, Salz und etwas Zeit durch winzige Mikroorganismen so etwas entsteht, fasziniert mich bis heute.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erstmal die Fakten: Was du brauchst und wie lange es dauert
- 2 Das Geheimnis der Blubberblasen: Was da im Glas passiert
- 3 Die Zutaten: Wo der Geschmack beginnt
- 4 Meine bewährte Methode: Schritt für Schritt zur perfekten Soße
- 5 Noch nicht genug? Ideen für Fortgeschrittene
- 6 Hilfe! Was tun, wenn’s schiefgeht?
- 7 Bildergalerie
Vergiss mal kurz die ganzen schnellen Rezepte, bei denen Chilis einfach nur in Essig und Zucker zu Tode gekocht werden. Wir machen das hier richtig. Wir nutzen die traditionelle, ehrlich gesagt beste Methode, um echten Geschmack zu erzeugen: die wilde Fermentation. Und keine Sorge, das ist kein Hexenwerk. Es ist ein solides Handwerk, das du lernen kannst. Wenn du das Prinzip einmal verstanden hast, willst du nie wieder zurück zu langweiliger Schärfe.
Erstmal die Fakten: Was du brauchst und wie lange es dauert
Bevor wir loslegen, lass uns kurz klären, was auf dich zukommt. Ein guter Plan ist die halbe Miete, oder?

Deine Werkzeug- & Einkaufsliste:
- Ein Gärgefäß (ca. 1,5 Liter): Ein spezielles Gärglas mit Gärspund ist die Königsklasse und kostet online so zwischen 15€ und 25€. Für den Anfang tut’s aber auch ein großes Einmachglas (Bügelverschluss oder Weck-Glas).
- Eine digitale Küchenwaage: Absolut unverzichtbar! Hier geht es um Präzision. Gibt’s für unter 20€.
- Einweghandschuhe: Nicht verhandelbar. Vertrau mir.
- Mixer oder Küchenmaschine: Irgendwas, das die Chilis zu Brei verarbeiten kann.
- 1 kg frische Chilis: Je nach Sorte und Saison liegst du hier bei 10-20€ auf dem Wochenmarkt.
- Gutes Salz: Reines Meersalz oder Steinsalz ohne Jod oder Rieselhilfen. Ein Kilo kostet wenige Euro und reicht ewig.
- Apfelessig (naturtrüb): Eine Flasche Bio-Apfelessig bekommst du für 3-4€.
Ganz ehrlich? Für unter 20€ an Zutaten bekommst du hier fast einen Liter einer Soße, für die du im Feinkostladen locker das Dreifache zahlen würdest. Die Investition lohnt sich also.
Dein Zeitplan im Überblick:
- Tag 1 (Vorbereitung): Plane mal 45-60 Minuten für das Waschen, Schnippeln und Ansetzen der Maische ein.
- Woche 1 bis 4 (Die magische Phase): Jetzt heißt es warten. Du musst nur täglich kurz nach dem Rechten sehen.
- Letzter Tag (Fertigstellung): Nochmal ca. 30 Minuten für das Mixen, Abschmecken und Abfüllen.

Das Geheimnis der Blubberblasen: Was da im Glas passiert
Okay, kurz zur Theorie, damit du weißt, warum wir das alles machen. Wir stellen eine „Maische“ aus Chilis und Salz her. Auf der Schale der Chilis sitzen von Natur aus nützliche Milchsäurebakterien – das sind unsere kleinen Helferlein.
Das Salz ist dabei der Türsteher. Es zieht Wasser aus den Chilis und schafft eine salzige Lake, die alles vor Luft schützt. Gleichzeitig hält es schlechte Bakterien und Schimmel fern, die uns die Party verderben würden. Unsere Milchsäure-Freunde stört das Salz aber kaum.
Sie fangen an, den Zucker in den Chilis zu futtern und produzieren dabei Milchsäure und Kohlendioxid (CO2). Die Milchsäure macht die Soße haltbar und sorgt für den typisch säuerlichen, tiefen Geschmack. Und das CO2? Das sind die Bläschen, die du nach ein paar Tagen siehst. Ein super Zeichen, dass alles läuft!
Am Ende sinkt der pH-Wert in einen Bereich (meist unter 4,0), in dem fiese Keime keine Chance mehr haben. Der Essig, den wir ganz am Schluss zugeben, senkt den pH-Wert noch weiter und stoppt die Fermentation. So ist die Soße bombensicher und monatelang haltbar.

Die Zutaten: Wo der Geschmack beginnt
Gutes Handwerk braucht gutes Material. Das gilt für Holz, Stoff und eben auch für Chili-Soße.
Das Herzstück: Die Chilis
Du kannst fast jede Sorte nehmen. Wichtig ist nur: Sie müssen frisch, reif und ohne miese Stellen sein. Am besten vom Wochenmarkt, da ist die Qualität oft am höchsten.
- Für Einsteiger: Rote Jalapeños oder Cayenne sind perfekt. Sie haben eine gut erträgliche Schärfe (so um die 5.000-30.000 Scoville) und ein tolles, klassisches Chili-Aroma.
- Für Frucht-Fans: Habaneros oder Scotch Bonnets sind der Hammer. Sie schmecken intensiv nach Aprikose oder Pfirsich, sind aber auch brutal scharf (100.000-350.000 Scoville). Hier also mit Bedacht rangehen!
- Für mehr Komplexität: Mischen ist King! Nimm eine milde Sorte als Basis und gib ein paar schärfere, aromatische Chilis dazu. Eine meiner Lieblingskombis: 70% rote Cayenne für den Körper, 20% Habaneros für den fruchtigen Kick und 10% geräucherte Chipotles für eine rauchige Tiefe.
Kleiner Tipp: Die Farbe der Chilis bestimmt am Ende die Farbe deiner Soße. Logisch, oder?

Salz und Essig: Die wichtigen Nebenrollen
Nimm unbedingt Salz ohne Zusätze wie Jod oder Rieselhilfen, die können den Prozess stören. Meersalz oder Steinsalz sind ideal. Die richtige Menge ist dabei entscheidend: Wir peilen 2-3% Salz an, bezogen auf das Gewicht der Chilis. Bei 1000g Chilis sind das also genau 30g Salz. Immer wiegen, nie schätzen!
Der Essig kommt erst ganz am Ende ins Spiel. Ein guter, naturtrüber Bio-Apfelessig ist super, weil er eine milde, fruchtige Säure mitbringt.
Meine bewährte Methode: Schritt für Schritt zur perfekten Soße
So, genug geredet. Jetzt wird’s praktisch. Wichtigstes Gebot: Sauberkeit! Alle Gläser, Werkzeuge und deine Hände müssen blitzblank sein.
Grundrezept für ca. 750 ml Maische
- 1 kg frische, rote Chilis
- 30 g Meersalz ohne Zusätze (also 3% vom Chili-Gewicht)
- ca. 150 ml Apfelessig
Schritt 1: Vorbereitung (Sicherheit geht vor!)
Achtung! Das ist kein Witz. Ich habe mal ohne Handschuhe eine Ladung Habaneros verarbeitet. Den Fehler machst du nur ein einziges Mal. Das brennende Capsaicin ist ein Öl, das du stundenlang nicht von der Haut bekommst. Und fass dir auf keinen Fall ins Gesicht.

Also: Zieh Einweghandschuhe an. Immer. Bei sehr scharfen Sorten ist eine Schutzbrille auch keine schlechte Idee.
Wasche die Chilis und schneide die grünen Stiele ab. Ob du die Kerne drin lässt, ist deine Sache. Die meiste Schärfe sitzt in den weißen Trennwänden. Wenn du es milder magst, schneide sie raus. Ich lasse für den vollen Geschmack meist alles drin.
Schritt 2: Die Maische ansetzen
Wiege die vorbereiteten Chilis ganz genau ab. Berechne davon 3% für die Salzmenge (Beispiel: 950g Chilis = 28,5g Salz). Gib die Chilis in den Mixer und püriere sie zu einer groben Paste. Wenn der Mixer kämpft, gib einen winzigen Schluck abgekochtes, abgekühltes Wasser dazu.
Mische die Chili-Paste in einer Schüssel gründlich mit dem Salz. Lass das Ganze 15-20 Minuten stehen. Du wirst sehen, wie das Salz Flüssigkeit aus den Chilis zieht.
Schritt 3: Die Fermentation
Fülle die Maische in dein Gärgefäß und drücke sie gut fest, um Luftblasen zu entfernen. Oben sollten noch mindestens 5-6 cm Platz bleiben.

Jetzt der kritische Punkt: Die Oberfläche darf keinen Kontakt zu Sauerstoff haben, sonst schimmelt’s. Hier gibt es zwei Wege:
- Die Profi-Lösung: Ein Gärglas mit Gärspund (Airlock). Das CO2 kann raus, aber kein Sauerstoff rein. Sicherste und einfachste Methode.
- Die einfache Lösung (Einmachglas): Drücke die Maische flach. Lege ein sauberes Kohlblatt oder ein Stück Backpapier direkt auf die Oberfläche. Beschwere alles mit einem Glasgewicht oder einem sauberen Stein. So bleibt alles unter der Lake. ABER: Hier musst du das Glas in der ersten Woche täglich kurz öffnen, um den Druck abzulassen. Man nennt das „rülpsen“ oder „burping“. Einfach kurz den Deckel auf, zischen lassen, wieder zu. Vergisst du das, kann der Druck so stark werden, dass das Glas im Extremfall springt!
Stell das Glas an einen dunklen Ort bei Raumtemperatur (18-22 Grad sind ideal). Nach 2-3 Tagen siehst du die ersten Bläschen. Lass die Maische jetzt mindestens 2 Wochen arbeiten. Ich persönlich lasse meine oft 4-6 Wochen stehen für ein Maximum an Geschmack.

Übrigens, ein kleiner Trick für die Ungeduldigen: Schon nach 7-10 Tagen hat sich ein toller Geschmack entwickelt. Es ist noch nicht die volle Komplexität, aber du bekommst schon einen super Eindruck von der Magie der Fermentation!
Schritt 4: Die Fertigstellung
Nach der Wartezeit riecht die Maische wunderbar säuerlich und fruchtig-scharf. Schau dir die Oberfläche genau an. Eine dünne, weiße, faltige Haut ist meist nur Kahmhefe – riecht etwas hefig/sauer und ist harmlos. Die kannst du einfach mit einem Löffel abheben. Siehst du aber etwas Pelziges, Haariges in Grün, Schwarz oder Blau, ist das echter Schimmel. Da gibt’s keine Diskussion: Die ganze Charge muss leider weg. Sicherheit zuerst!
Gib die gute Maische in den Mixer, füge den Essig hinzu und püriere alles zu deiner Wunschkonsistenz.
Schritt 5: Abseihen und Abfüllen
Für eine feine, flüssige Soße kannst du die pürierte Masse jetzt noch durch ein feines Sieb streichen. Drück alles gut aus. Das Ergebnis ist deine flüssige Chili-Soße. Aus 1 kg Chilis bekommst du so etwa 500-600 ml reine Soße und eine gute Handvoll festen Trester.

Den Trester bloß nicht wegwerfen! Trockne ihn bei 50 Grad im Ofen und mahle ihn zu einem genialen Chili-Pulver oder mische ihn mit Salz.
Fülle die Soße in sterilisierte Flaschen (10 Minuten in kochendem Wasser auskochen). Im Kühlschrank hält sie sich locker mehrere Monate, oft sogar über ein Jahr.
Noch nicht genug? Ideen für Fortgeschrittene
Wenn du die Grundlagen draufhast, fängt der richtige Spaß erst an. Experimentiere!
- Mehr Geschmack: Gib vor der Fermentation ein paar Zehen Knoblauch, eine Zwiebel oder Karotten dazu. Das gibt eine würzige Tiefe und etwas Süße. Denk dran, das Gewicht bei der Salzberechnung zu berücksichtigen!
- Fruchtige Noten: Ein Stück Mango oder Ananas sorgt für einen tropischen Vibe. Aber Vorsicht, der extra Zucker beschleunigt die Fermentation enorm.
- Raucharomen: Räuchere einen Teil der Chilis vor dem Pürieren im Grill oder Smoker. Das gibt eine unglaubliche, tiefe Würze.
Hilfe! Was tun, wenn’s schiefgeht?
Keine Panik, nicht jeder erste Versuch wird perfekt. Hier die häufigsten Probleme:

- Es blubbert nicht: Gib ihm Zeit, manchmal dauert es 4-5 Tage. Oder steht es zu kalt? Dann such einen wärmeren Platz.
- Es hat geschimmelt: Das passiert, wenn die Maische Sauerstoffkontakt hatte. Sei beim nächsten Mal noch sorgfältiger beim Unterdrücken der Maische.
- Die Soße ist zu salzig: Schwer zu retten. Du könntest versuchen, sie mit einer ungesalzenen Basis aus gekochten Paprika zu strecken. Für die Zukunft: Immer genau wiegen!
- Die Soße ist zu scharf: Strecken ist auch hier die Lösung. Mische sie mit einer milderen Basis oder ersetze beim nächsten Mal einen Teil der Chilis durch milde Paprika.
Dieses Handwerk ist einfach eine unglaublich lohnende Sache. Du schaffst ein ehrliches, lebendiges Produkt, das voller Geschmack und Sorgfalt steckt. Probier es aus – du wirst staunen, was du aus einer einfachen Chilischote alles rausholen kannst.
Bildergalerie


Der unsichtbare Feind: Capsaicin, die chemische Verbindung, die Chilis ihre Schärfe verleiht, ist nicht wasserlöslich, aber fettlöslich. Das bedeutet: Wenn Ihre Hände brennen, hilft Wasser kaum. Greifen Sie stattdessen zu Milch, Joghurt oder reiben Sie die Hände mit etwas Pflanzenöl ein, bevor Sie sie mit Seife waschen. Und ja, die Einweghandschuhe sind wirklich Ihr bester Freund.

Wussten Sie, dass die wilde Fermentation nicht nur den Geschmack, sondern auch die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen in den Chilis erhöht? Ihr Körper kann die Vitamine A und C nach dem Prozess besser aufnehmen.

Gärglas mit Gärspund – Luxus oder Notwendigkeit?
Ein Glas mit Gärspund (Aufsätze gibt es z.B. von Masontops oder als komplette Sets von Mortier Pilon) lässt Gase entweichen, ohne Sauerstoff hereinzulassen. Das minimiert das Schimmelrisiko und den täglichen Aufwand. Ein einfaches Bügelglas funktioniert aber auch, wenn Sie es täglich kurz „rülpsen“ lassen, also den Druck ablassen. Für den Einstieg reicht das völlig aus, für Perfektionisten ist der Gärspund eine lohnende kleine Investition.

- Fruchtige Tiefe mit geröstetem Knoblauch
- Eine erdige Süße durch eine Karotte
- Exotische Noten mit einem Stück Mango oder Ananas
- Rauchiges Aroma durch eine Prise geräuchertes Paprikapulver
Das Geheimnis? Fügen Sie diese Extras einfach vor der Fermentation zur Chili-Maische hinzu und lassen Sie die Mikroben ihre Magie entfalten.

Jalapeño: Der zugängliche Klassiker. Bringt eine milde bis mittlere Schärfe (2.500–8.000 Scoville) und eine wunderbar grasig-fruchtige Note mit. Ideal für eine Alltags-Soße, die Geschmack vor extreme Schärfe stellt.
Habanero: Die tropische Feuerbombe. Mit 100.000–350.000 Scoville deutlich ernster zu nehmen, belohnt sie aber mit einem komplexen, fast blumigen Aroma, das an Aprikosen und Zitrusfrüchte erinnert. Für Fortgeschrittene und Liebhaber intensiver Erlebnisse.

Die Farbe Ihrer Maische ist ein lebendiges Tagebuch des Fermentationsprozesses. Am Anfang leuchtend und frisch, wird sie mit der Zeit oft etwas gedämpfter und dunkler. Das ist ein gutes Zeichen! Es zeigt, dass die Zellstrukturen aufgebrochen werden und sich die Aromen verbinden. Beobachten Sie die kleinen CO₂-Bläschen, die an die Oberfläche steigen – das ist der sichtbare Beweis, dass Ihre kleine Mikroben-Armee fleißig arbeitet.

„Die perfekte Salzkonzentration für eine Lacto-Fermentation liegt zwischen 2% und 5% des Gesamtgewichts. Weniger riskiert Verderb, mehr hemmt die Aktivität der Milchsäurebakterien.“ – Sandor Ellix Katz, Autor von „Die Kunst des Fermentierens“
Genau deshalb ist die digitale Waage im Rezept kein Vorschlag, sondern eine Regel. Sie ist Ihr wichtigstes Werkzeug, um eine sichere und geschmackvolle Fermentation zu garantieren. Ein Gramm zu viel oder zu wenig kann den Unterschied ausmachen.

Ihre Fermentation ist beendet, die Soße gemixt – und was nun? Der wahre Feind ist jetzt die Oxidation. Füllen Sie Ihre Soße in Flaschen mit schmalem Hals (sogenannte „Woozy Bottles“ sind der Standard) und lagern Sie sie im Kühlschrank. Die Kälte verlangsamt nicht nur die Fermentation fast vollständig, sondern bewahrt auch die leuchtende Farbe und die frischen Aromen für Monate.

Achtung, falscher Freund: Verwenden Sie niemals Salz mit Jod oder Rieselhilfen (Antiklumpmittel). Jod kann die Fermentation stören und die Mikroorganismen hemmen, während Rieselhilfen Ihre Salzlake trüb machen können. Reines, unraffiniertes Meersalz oder Steinsalz ist die beste Wahl für ein sauberes Ergebnis.

Hilfe, es bildet sich eine weiße Schicht auf meiner Maische!
Keine Panik, in 9 von 10 Fällen ist das harmlose Kahmhefe, kein Schimmel. Sie erkennen sie an ihrer dünnen, oft faltigen Struktur. Echter Schimmel ist meistens pelzig und hat oft grüne, blaue oder schwarze Flecken. Kahmhefe können Sie einfach mit einem sauberen Löffel abschöpfen. Sie ist ein Zeichen dafür, dass etwas Sauerstoff an die Oberfläche gelangt ist. Achten Sie darauf, dass alle Feststoffe unter der Flüssigkeitsoberfläche bleiben.

- Der Druck im Glas baut sich nicht mehr merklich auf.
- Es steigen kaum noch Bläschen auf, wenn Sie das Glas leicht bewegen.
- Der Geruch hat sich von frisch-scharf zu angenehm säuerlich-komplex gewandelt.

Denken Sie über das Offensichtliche hinaus! Ein paar Tropfen Ihrer selbstgemachten Soße können Wunder wirken in:
- Einer Vinaigrette für einen knackigen Salat
- Einem Klecks Mayonnaise für den ultimativen Burger-Aufstrich
- Einer Tomatensuppe für eine überraschende Tiefenschärfe
- Sogar in einem Schokoladendessert für einen Hauch von feuriger Komplexität


Die übrig gebliebene, ausgepresste Chili-Masse ist pures Gold. Verteilen Sie sie dünn auf einem Backblech und trocknen Sie sie bei niedriger Temperatur (ca. 50-60°C) im Ofen bei leicht geöffneter Tür. Danach einfach im Mörser oder einer Kaffeemühle zu einem hocharomatischen Chili-Salz oder -Pulver vermahlen. Perfekt zum Würzen von allem, was eine feurige Note verträgt.

Der pH-Wert ist der Schlüssel zur Haltbarkeit. Eine erfolgreiche Fermentation senkt den pH-Wert der Soße auf unter 4,6, meist sogar unter 4,0. In diesem sauren Milieu können sich die meisten schädlichen Bakterien, einschließlich Clostridium botulinum, nicht vermehren.
Für Enthusiasten kann die Anschaffung von pH-Teststreifen aus der Apotheke ein spannendes Werkzeug sein, um den Prozess wissenschaftlich zu begleiten und absolute Sicherheit zu haben.

Wie kann ich die Konsistenz meiner Soße steuern?
Die Textur ist Geschmackssache. Für eine rustikale, stückige Soße reicht ein kurzer Einsatz des Pürierstabs. Für eine seidenglatte Emulsion à la Tabasco mixen Sie die Masse lange in einem Hochleistungsmixer (z.B. Vitamix) und passieren sie anschließend durch ein feines Sieb. Ein winziger Hauch (ca. 1/8 Teelöffel pro Liter) Xanthan, eingemixt am Ende, verhindert, dass sich die Soße später in der Flasche trennt.

Vom Feld in die Flasche: Der Trend geht klar zu „Single Origin“ Chilis. Anstatt einfach nur „rote Chilis“ zu verwenden, experimentieren Profis und ambitionierte Hobbyköche gezielt mit Sorten wie Aji Amarillo aus Peru für ihre fruchtige Note oder der rauchigen Chipotle (geräucherte Jalapeño), um einzigartige Geschmacksprofile zu kreieren. Der Anbau eigener Chilisorten im Garten oder auf dem Balkon ist der nächste logische Schritt.

- Ein handgeschriebenes oder selbst gestaltetes Etikett
- Ein Wachssiegel über dem Deckel für einen edlen Look
- Eine kleine Karte mit Serviervorschlägen oder der Geschichte der Soße
So wird aus einem einfachen Glas ein unvergessliches, persönliches Geschenk, das von Herzen (und mit etwas Schärfe) kommt.

Chili-Mash-Fermentation: Die im Artikel beschriebene Methode. Chilis werden püriert und mit Salz versetzt. Ergebnis: Eine intensive, dicke Soße mit dem vollen Aroma der Frucht.
Brine-Fermentation: Ganze oder grob geschnittene Chilis werden in eine Salzlake (Brine) eingelegt. Ergebnis: Die Flüssigkeit wird zur Soße, die Chilis können separat gegessen werden. Oft etwas milder im Geschmack.

Der Raum, in dem Sie fermentieren, hat einen Charakter. Die ideale Temperatur für eine lebhafte Milchsäuregärung liegt zwischen 18°C und 22°C. Ist es kälter, verläuft der Prozess sehr langsam. Ist es deutlich wärmer, können andere Mikroorganismen die Oberhand gewinnen, was zu unerwünschten Fehlaromen führen kann. Finden Sie einen ruhigen, temperaturstabilen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung.

Ich habe alles nach Anleitung gemacht, aber nichts blubbert!
Geduld! Manchmal dauert es 2-3 Tage, bis die Aktivität sichtbar wird, besonders in einer kühleren Umgebung. Überprüfen Sie, ob Sie unjodiertes Salz verwendet haben und die Chilis frisch waren. Geben Sie dem Glas einen leichten Schwenk, um die Mikroben zu verteilen. In 99% der Fälle lautet die Antwort: einfach noch einen Tag abwarten.

Der wichtigste Zentimeter im Glas: Lassen Sie oben im Gärgefäß immer einige Zentimeter Platz („Headspace“). Die Fermentation erzeugt CO₂, das Volumen der Maische dehnt sich aus. Ist das Glas zu voll, kann der Druck es zum Überlaufen bringen oder im schlimmsten Fall sogar zum Bersten. Eine Faustregel sind etwa 4-5 cm freier Raum bis zum Deckel.

Der Name der weltberühmten Tabasco-Sauce stammt von dem gleichnamigen Bundesstaat in Mexiko und bedeutet in der indigenen Sprache so viel wie „Land, in dem die Erde feucht ist“. Die Original-Sauce selbst wurde jedoch 1868 auf Avery Island in Louisiana, USA, entwickelt.

- Die Schärfe brennt nicht nur, sie hat eine Struktur.
- Säure und Fruchtigkeit halten sich die Waage.
- Im Abgang bleibt mehr als nur Hitze – ein komplexes, warmes Gefühl.
Das ist der Umami-Effekt der Fermentation. Glutamate werden auf natürliche Weise freigesetzt und erzeugen eine geschmackliche Tiefe, die eine einfache Essig-Chili-Mischung niemals erreichen kann.

Kontamination ist der Hauptgrund für eine misslungene Fermentation. Bevor Sie beginnen, sterilisieren Sie Ihre Gläser, Messer, Schneidebretter und Löffel. Das geht am einfachsten, indem Sie sie für 10 Minuten in kochendes Wasser legen oder im Backofen bei 130°C für 15 Minuten erhitzen. Sauberes Arbeiten ist keine Option, es ist die Grundlage für den Erfolg.
Wenn Sie Ihre Soße milder machen wollen, ohne am Grundgeschmack zu verlieren, gibt es einen einfachen Trick: Fügen Sie der Maische vor der Fermentation rote Spitzpaprika hinzu. Sie bringen Süße, Volumen und eine leuchtende Farbe, verdünnen aber die Konzentration des Capsaicins und zähmen so das Feuer, ohne den Charakter zu verwässern.




