Bauen für die Gesundheit: Was Ihre Praxis wirklich braucht (und was es kostet)

von Adele Voß
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Ganz ehrlich? In über 30 Jahren im Bauhandwerk habe ich so ziemlich alles gesehen. Ich habe als Zimmermann angefangen, später meinen Meister gemacht und von kleinen Einfamilienhäusern bis zu riesigen Industriehallen alles mit aufgebaut. Aber keine Aufgabe ist so knifflig und gleichzeitig so wichtig wie der Bau von Gebäuden für die Gesundheit.

Eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus ist eben nicht nur ein Haufen Stein und Beton. Es ist ein Ort, an dem Menschen in einer Ausnahmesituation Hilfe suchen. Ein Ort, an dem hochkonzentriert gearbeitet wird und wo der kleinste Fehler echte Konsequenzen haben kann. Da geht es nicht um schicke Fotos für Hochglanzmagazine, sondern um Funktionalität, Hygiene und vor allem um das Wohlbefinden von Patienten und Personal. Ich erzähle Ihnen hier mal aus der Praxis, worauf es wirklich ankommt.

Die Basis: Ein Gebäude muss die Heilung aktiv unterstützen

Früher hat man Krankenhäuser oft wie Fabriken gebaut: lange, düstere Gänge, sterile, kalte Räume und eine Atmosphäre, die einem schon beim Betreten die letzte Hoffnung raubt. Zum Glück hat sich da einiges getan. Heute wissen wir, dass die Umgebung einen riesigen Einfluss auf die Genesung hat. Man nennt das „Healing Architecture“ – also heilende Architektur. Das ist kein Esoterik-Kram, sondern basiert auf handfesten Fakten.

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Licht als Medizin:
Tageslicht ist ein absoluter Game-Changer. Es steuert unseren Biorhythmus, hebt die Stimmung und kann nachweislich sogar das Schmerzempfinden senken. Deshalb versuchen wir heute, so viel natürliches Licht wie nur möglich in die Räume zu bekommen. Große Fenster, begrünte Innenhöfe oder Lichtkuppeln sind da Gold wert. Bei einem Projekt, einer onkologischen Tagesklinik, haben wir die Behandlungsräume um einen kleinen japanischen Garten herum angeordnet. Jeder Patient hatte durch ein bodentiefes Fenster den Blick ins Grüne. Die Rückmeldung vom Pflegepersonal war überwältigend: Die Leute waren spürbar ruhiger und weniger gestresst.

Und das künstliche Licht? Das muss mitspielen. Wir setzen heute oft auf biodynamisches Licht, das den Tagesverlauf simuliert: morgens kühler und aktivierender, abends wärmer und beruhigender. Das hilft besonders Patienten, die lange im Bett liegen müssen, ihren Tag-Nacht-Rhythmus zu behalten. Rechnen Sie hier mit einem Aufpreis von etwa 20-30% gegenüber einer Standard-LED-Ausstattung, aber die Wirkung ist es oft wert.

Die unterschätzte Macht der Akustik:
Lärm ist Gift für die Genesung. Piepende Geräte, rollende Wagen, laute Gespräche auf dem Flur – das ist purer Stress. Dauerhafter Lärm stört den Schlaf, treibt den Blutdruck hoch und verlangsamt die Heilung. Schallschutz ist also keine nette Zugabe, sondern eine Notwendigkeit. Das fängt schon beim Grundriss an: Laute Bereiche wie die Anmeldung gehören nicht direkt neben die Ruheräume. Wir verwenden spezielle schallschluckende Materialien an Decken und Wänden. Eine gute Akustikdecke kann schon mal 50 bis 100 Euro pro Quadratmeter extra kosten, aber die Ruhe, die sie bringt, ist unbezahlbar.

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Kleiner Tipp aus der Praxis: Achten Sie mal auf die Böden. Ein weicher Kautschukboden dämpft Schritte und Rollgeräusche viel besser als harte Fliesen. Wir legen den Schallschutz bei solchen Bauten oft 3-5 Dezibel über die geforderte DIN-Norm. Eine Investition, die sich jeden Tag auszahlt.

Farben und Materialien mit Gefühl:
Die Zeit des sterilen Krankenhaus-Weiß ist zum Glück vorbei. Mit Farben kann man so viel erreichen. Warme Erdtöne wirken beruhigend, sanfte Grün- und Blautöne erinnern an die Natur und können Ängste lindern. Wichtig ist aber, es nicht zu übertreiben. Ein wilder Farbmix kann empfindliche Patienten auch schnell überfordern. Bei den Materialien achten wir auf eine angenehme Haptik. Holz zum Beispiel fühlt sich warm an und schafft sofort eine wohnlichere Atmosphäre. Natürlich muss alles trotzdem den knallharten Hygieneanforderungen genügen, aber moderne Produkte schaffen diesen Spagat problemlos.

Der Weg zur perfekten Praxis: So läuft die Planung ab

Ein Gesundheitsbau ist immer eine Teamleistung. Die Planungsphasen sind zwar formell geregelt, aber die eigentliche Magie steckt in der Kommunikation und den Details.

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Schritt 1: Zuhören, zuhören, zuhören!
Am Anfang steht nie ein Zeichenstift, sondern immer ein Gespräch. Wir setzen uns mit allen zusammen: Ärzten, Pflegekräften, der Verwaltung. Und, ganz wichtig, auch mit den Reinigungskräften. Die wissen nämlich am besten, welche Ecken Mist sind und wo sich der Schmutz sammelt. Ich frage immer: Was sind eure täglichen Abläufe? Wo klemmt es heute? Was braucht ihr, um besser arbeiten zu können?

Einmal hat uns die leitende Arzthelferin in einer Praxisplanung darauf aufmerksam gemacht, dass der Weg vom Empfang zum Labor viel zu lang war. Sie lief diese Strecke gefühlt hundertmal am Tag. Wir haben den Grundriss daraufhin komplett umgestellt. Eine kleine Änderung auf dem Papier, die am Ende Stunden an Arbeitszeit pro Woche spart.

Bevor Sie mit einem Planer sprechen – Ihre Hausaufgaben:
Um solche Fehler zu vermeiden, hier eine kleine Checkliste. Das sollten Sie vorbereiten, das spart Ihnen später Zeit, Geld und Nerven:

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  • Abläufe skizzieren: Zeichnen Sie mal auf, wie ein Patient sich durch die Praxis bewegt. Und wie bewegt sich Ihr Personal? Wo kreuzen sich die Wege?
  • Problemliste erstellen: Was nervt Sie an Ihren jetzigen Räumen am meisten? Zu wenig Stauraum? Schlechte Akustik im Wartezimmer? Dunkle Flure?
  • Team befragen: Holen Sie Ihr ganzes Team ins Boot. Jeder hat eine andere Perspektive und sieht Dinge, die Sie vielleicht übersehen.
  • Wunschliste anlegen: Was wäre Ihr absoluter Traum? Ein separater Pausenraum? Ein Besprechungszimmer? Mehr Tageslicht?

Schritt 2: Vom Entwurf zur Genehmigung
Aus all diesen Informationen entsteht ein erster Entwurf. Hier geht es um die grobe Anordnung und darum, die Wege kurz und logisch zu halten. Ein Patient sollte nicht versehentlich im Personalbereich landen können. Danach geht’s ins Detail: Wo brauchen wir Steckdosen? Wie breit muss eine Tür für ein Krankenbett sein? Hier kommen dann die Fachplaner für Statik, Haustechnik und Brandschutz ins Spiel. Die Vorschriften der Landesbauordnungen sind hier absolut nicht verhandelbar.

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Materialwahl für Profis: Robust, hygienisch und trotzdem schön

Die Auswahl der richtigen Materialien ist eine Wissenschaft für sich. Hier ein paar meiner Favoriten aus der Praxis, ganz ohne Tabellen-Schnickschnack:

Der richtige Boden unter den Füßen:

  • Kautschuk: Mein persönlicher Favorit für viele Bereiche. Er ist extrem robust, elastisch und dadurch wunderbar leise. Man kann ihn fugenlos verschweißen, was für die Hygiene top ist. Einziger Haken: Der Untergrund muss perfekt glatt sein, sonst sieht man jede kleinste Delle. Rechnen Sie mal mit 70 bis 120 Euro pro Quadratmeter, inklusive Verlegung.
  • Linoleum: Ein tolles Naturprodukt, das von sich aus schon antibakteriell wirkt. Es ist ebenfalls sehr robust, aber etwas härter als Kautschuk. Ideal für Flure und Patientenzimmer. Preislich liegt es meist etwas darunter, so im Bereich von 50 bis 90 Euro.
  • Vinyl (PVC): Oft die budgetfreundlichste Option. Moderne, hochwertige Vinylböden sind widerstandsfähig und die Design-Auswahl ist riesig. Aber Achtung! Billige Produkte können ausdünsten und sind nicht so langlebig. Für eine Notaufnahme würde ich es nie empfehlen. Gutes Design-Vinyl startet bei etwa 40 Euro, kann aber auch schnell 80 Euro pro Quadratmeter kosten.

Wände, die was aushalten:
Ein Klassiker, den ich immer wieder sehe: Am Rammschutz in den Fluren wird gespart. Glauben Sie mir, nach einem Jahr sieht die Wand aus wie nach einem Gabelstapler-Rennen. Wir verbauen deshalb oft robuste HPL-Platten bis auf etwa 1,50 Meter Höhe. Die sind extrem kratz- und stoßfest. Das kostet initial vielleicht 30-50 € mehr pro laufendem Meter, spart aber jahrelanges Streichen und Spachteln. In OPs oder Laboren sind es dann spezielle, fugenlose Systeme aus Edelstahl oder Kunststoff, die aber eine ganz andere Preisliga sind.

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Sicherheit geht vor: Worauf Sie niemals verzichten dürfen

Bei Gesundheitsbauten gibt es bei der Sicherheit null Kompromisse. Drei Themen sind dabei absolut heilig:

1. Brandschutz: In einem Gebäude mit Menschen, die sich im Notfall nicht selbst helfen können, ist das die oberste Priorität. Das Gebäude wird in Brandabschnitte unterteilt, die dem Feuer für eine bestimmte Zeit standhalten müssen. Fluchtwege müssen kurz, breit und immer frei sein. Ich habe mal eine Baustelle übernommen, bei der der Vorgänger bei den Brandschutzklappen in den Lüftungskanälen gespart hat. Die Nachrüstung war ein Albtraum, extrem teuer und hat den Bau um Monate verzögert. Hier zu sparen, ist der teuerste Fehler, den man machen kann.

2. Hygiene: Das ist der Kampf gegen unsichtbare Feinde. Die Architektur muss dabei helfen. Das fängt bei abgerundeten Ecken (Hohlkehlen) am Boden an, wo sich kein Schmutz festsetzen kann, und geht bis zu berührungslosen Armaturen an den Waschbecken. Die Lüftungsanlagen haben spezielle Filtersysteme. Die Richtlinien des Robert Koch-Instituts sind hier sozusagen die Bibel für jeden Planer.

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3. Barrierefreiheit: Das bedeutet viel mehr als nur eine Rampe am Eingang. Es geht darum, dass sich jeder sicher bewegen kann. Die Norm schreibt hier Mindeststandards vor, aber wir denken oft weiter. Ein Flur sollte mindestens 1,50 Meter breit sein, damit zwei Menschen mit Rollator problemlos aneinander vorbeikommen. Türen brauchen eine lichte Breite von mindestens 90 Zentimetern. Kontrastreiche Farben helfen sehbehinderten Menschen bei der Orientierung.

Die Königsdisziplin: Umbau im laufenden Betrieb

Oft bauen wir nicht auf der grünen Wiese, sondern modernisieren eine bestehende Praxis oder eine Klinikstation – und das, während nebenan der Betrieb weiterläuft. Das ist die größte Herausforderung für alle. Lärm und Staub müssen auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Wir arbeiten mit Staubschutzwänden und speziellen Absauganlagen, oft auch nachts oder am Wochenende. Die Logistik ist extrem komplex, aber es ist ein tolles Gefühl, wenn man eine veraltete Station in eine helle, moderne und funktionale Umgebung verwandelt.

Fazit: Bauen mit Verantwortung

Die Planung von Gesundheitsbauten ist eine der verantwortungsvollsten Aufgaben, die es gibt. Es geht nicht darum, Preise zu gewinnen. Es geht darum, Räume zu schaffen, die Menschen in einer schweren Zeit helfen. Räume, die den Heilungsprozess fördern, dem Personal die Arbeit erleichtern und ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Das erfordert technisches Wissen, handwerkliche Sorgfalt und vor allem eines: Einfühlungsvermögen. Und wenn mir ein Arzt Jahre später sagt: „Wissen Sie was? Die Praxis funktioniert immer noch perfekt, unsere Abläufe sind besser als je zuvor“, dann ist das für mich die schönste Bestätigung meiner Arbeit.

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Die Farbwahl in einer Praxis ist weit mehr als nur Geschmackssache. Während sanfte Blau- und Grüntöne nachweislich beruhigend wirken und den Blutdruck senken können, sollten sie nicht steril eingesetzt werden. Warme Holztöne an der Anmeldung oder als Akzentwand schaffen eine einladende, weniger klinische Atmosphäre. In Kinderbereichen dürfen es kräftigere, fröhliche Farben sein, die aber nicht überstimulieren. Marken wie Caparol bieten spezielle, emissionsfreie Farbkollektionen für den Gesundheitssektor, die Ästhetik und Wohngesundheit verbinden.

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„In vielen Krankenhäusern übersteigt der durchschnittliche Lärmpegel die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen 35 Dezibel bei weitem, oft erreicht er tagsüber 50-70 Dezibel.“

Dieser ständige Lärmcocktail aus Alarmen, Gesprächen und Geräten ist purer Stress. Moderne Akustikkonzepte sind daher keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Sie reichen von schallabsorbierenden Deckenplatten von Herstellern wie OWA bis hin zu leise schließenden Türen und Gummirädern an allen rollenden Möbeln. Jeder Dezibel weniger ist ein Gewinn für die Genesung.

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Woran erkennt man ein wirklich durchdachtes Leitsystem?

Daran, dass man es kaum bemerkt. Es geht nicht nur um Schilder. Intuitive Wegeführung beginnt mit der Architektur selbst: Sichtachsen, die zum Ziel führen, farblich unterschiedliche Zonen für verschiedene Abteilungen oder markante Kunstwerke als Orientierungspunkte. Ein gutes System nimmt den Patienten die Angst, sich zu verlaufen, und reduziert den Stressfaktor vom ersten Moment an. Es führt sie subtil, anstatt sie mit einem Wald aus Pfeilen zu erschlagen.

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Der Härtetest für jeden Bodenbelag:

  • Muss aggressiven Desinfektionsmitteln standhalten.
  • Sollte fugenlos oder mit verschweißten Nähten verlegbar sein, um Keimen keine Chance zu geben.
  • Muss Trittsicherheit bieten, auch wenn es mal nass wird.
  • Sollte den Schall schlucken, um die Geräuschkulisse zu dämpfen.
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Biophiles Design: Mehr als nur eine Grünpflanze

Der Mensch hat eine angeborene Verbindung zur Natur. Biophiles Design holt sie gezielt in Heilungsräume. Das bedeutet konkret:

  • Visuelle Verbindung: Ein echter Ausblick ins Grüne ist unschlagbar. Wo das nicht geht, helfen hochwertige, großformatige Naturfotografien.
  • Natürliche Materialien: Unversiegeltes Holz, Stein oder Wollstoffe sprechen den Tastsinn an und erden den Raum.
  • Organische Formen: Geschwungene Linien statt harter Kanten bei Möbeln oder in der Architektur wirken weicher und natürlicher.
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Wichtiger Punkt: Türklinken, Lichtschalter und Handläufe sind die Super-Verbreiter von Keimen. Hier machen antimikrobielle Oberflächen einen echten Unterschied. Massives Kupfer und seine Legierungen (Messing, Bronze) töten Bakterien von Natur aus ab. Für budgetfreundlichere Lösungen gibt es spezielle Beschichtungen und Laminate, wie sie etwa von Fundermax angeboten werden, die mit Silberionen oder anderen Technologien Keimen den Garaus machen. Eine kleine Investition mit großer Wirkung auf die Praxishygiene.

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Linoleum: Hergestellt aus natürlichen Rohstoffen wie Leinöl und Korkmehl. Es ist von Natur aus bakteriostatisch, extrem langlebig und pflegeleicht. Marken wie Forbo Marmoleum sind hier der Klassiker in vielen Kliniken.

Design-Vinyl (LVT): Bietet eine riesige Vielfalt an Designs, von realistischen Holz- bis zu Steinoptiken. Hochwertige LVT-Böden sind ebenfalls sehr robust und bieten oft bessere akustische Eigenschaften als Hartböden.

Die Wahl hängt oft von der Priorität ab: maximale Natürlichkeit und Hygiene (Linoleum) oder gestalterische Freiheit und Akustik (LVT).

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  • Reduziert Stress und Fluktuation beim Personal.
  • Fördert informellen Austausch und Teamgeist.
  • Gibt die Möglichkeit, mental kurz abzuschalten und neue Energie zu tanken.

Das Geheimnis? Der Pausenraum des Personals sollte mit der gleichen Sorgfalt gestaltet werden wie die Patientenbereiche: mit gutem Licht, bequemen Möbeln und einer echten Trennung vom Arbeitsalltag.

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Der Architekturkritiker Charles Jencks und seine Frau Maggie Keswick Jencks gründeten die „Maggie’s Centres“: Krebshilfezentren, die bewusst nicht wie Krankenhäuser aussehen, sondern wie ein einladendes Zuhause.

Ihre Philosophie revolutionierte die Gesundheitsarchitektur. Statt steriler Flure gibt es einen zentralen Küchentisch, gemütliche Sessel und immer einen Blick in einen Garten. Es zeigt, dass Architektur eine Form der Fürsorge sein kann, die die medizinische Behandlung emotional unterstützt und den Patienten ihre Würde zurückgibt.

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In einer Kinderarztpraxis ist die Reduktion von Angst die halbe Miete. Statt eines sterilen Wartebereichs kann eine interaktive Wand oder eine eingebaute Spielecke Wunder wirken. Möbel in kindgerechter Größe, robuste, aber weiche Materialien und ein klares Farbschema, das nicht überreizt, schaffen eine positive Atmosphäre. Die Harvey Pediatric Clinic in den USA macht es vor: Dort windet sich eine Rutsche durchs Treppenhaus und macht den Arztbesuch zum kleinen Abenteuer.

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Nichts wirkt deprimierender als ein Wartezimmer, das nur aus aneinandergereihten, unbequemen Stühlen besteht. Erfolgreiche Konzepte bieten heute eine Vielfalt an Sitzmöglichkeiten: Sessel für mehr Privatsphäre, eine große Tafel für gemeinsames Arbeiten oder Warten, Hochstühle für einen schnellen Kaffee und natürlich Lademöglichkeiten für mobile Geräte. Damit wird Wartezeit zu Nutzzeit und der Aufenthalt deutlich angenehmer.

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Zentralisierte Pflegestützpunkte: Ein großer, oft verglaster Raum, von dem aus das Personal viele Zimmer im Blick hat. Ideal für die Teamkoordination und den schnellen Überblick.

Dezentralisierte Stationen: Kleine Arbeitsnischen direkt vor wenigen Patientenzimmern. Dies verkürzt die Wege für das Personal drastisch und reduziert den Lärm auf den Fluren.

Moderne Hybridlösungen versuchen oft, die Vorteile beider Systeme zu kombinieren, um Effizienz und Patientennähe zu maximieren.

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Was, wenn der Platz oder das Budget für einen Neubau fehlt?

Auch in bestehenden Praxen lässt sich viel erreichen. Eine Umrüstung auf biodynamisches Licht in Behandlungsräumen kann das Wohlbefinden spürbar steigern. Strategisch platzierte Akustikpaneele an Decken oder Wänden dämpfen den Lärmpegel effektiv. Manchmal reicht schon der Austausch alter, harter Wartezimmermöbel gegen bequemere, wohnlichere Alternativen, um die Atmosphäre grundlegend zu verändern.

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Die bahnbrechende Studie von Roger S. Ulrich aus dem Jahr 1984 zeigte, dass Patienten, die nach einer Operation aus dem Fenster auf Bäume blickten, sich schneller erholten, weniger Schmerzmittel benötigten und kürzer im Krankenhaus blieben als jene, die auf eine Ziegelmauer starrten.

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Unsichtbar, aber lebenswichtig: die Luftqualität. Moderne Lüftungsanlagen (HLK-Systeme) tun mehr, als nur für frische Luft zu sorgen. Sie filtern mit HEPA-Filtern Viren, Bakterien und Allergene aus der Luft, kontrollieren die Luftfeuchtigkeit und können durch gezielte Druckverhältnisse die Ausbreitung von Keimen zwischen verschiedenen Klinikbereichen verhindern. Ein entscheidender Faktor im Kampf gegen Krankenhausinfektionen.

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Die Kunst der Ablenkung: Kunst in Gesundheitsbauten ist kein Luxus, sondern ein therapeutisches Werkzeug. Studien belegen, dass die Betrachtung von Kunst das Schmerzempfinden und Stresslevel senken kann. Besonders gut eignen sich ruhige Naturmotive oder positive, abstrakte Werke. Sie lenken den Fokus weg von Sorgen und Schmerzen und geben dem Auge und dem Geist einen wohltuenden Fluchtpunkt.

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Man mag es kaum glauben, aber ein oft übersehener, aber kritischer Fehler bei der Planung sind fehlende oder zu kleine Lagerräume. Jede Praxis braucht klar getrennte Bereiche für saubere (frische Wäsche, Verbrauchsmaterial) und unreine (gebrauchte Instrumente, Abfall) Güter. Wenn diese Räume zu klein sind, blockieren Wäschewagen und Kisten die Flure, was nicht nur unschön, sondern auch ein Sicherheitsrisiko darstellt. Ein alter Handwerker-Tipp: Planen Sie den Lagerplatz immer 20% größer, als Sie anfangs denken.

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  • Verkürzte Bauzeit vor Ort um bis zu 50%.
  • Höhere Bauqualität durch witterungsunabhängige Fertigung im Werk.
  • Bessere Kosten- und Terminsicherheit.

Das Geheimnis? Modulares Bauen. Ganze Räume, von Patientenzimmern bis zu kompletten OP-Sälen, werden vorgefertigt und auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt. Eine Technik, die gerade im Gesundheitswesen immer beliebter wird.

Wichtiger Trend: Flexible Raumnutzung. Ein Raum, der morgens für Blutabnahmen genutzt wird, kann nachmittags zum Besprechungszimmer werden. Das erfordert eine intelligente Planung mit mobilen Möbeln, multifunktionalen Einbauten und einer durchdachten Platzierung von Strom-, Wasser- und Datenanschlüssen. So kann eine Praxis auf veränderte Anforderungen reagieren, ohne teure Umbauten vornehmen zu müssen, und nutzt ihre Fläche maximal effizient.

Adele Voß

Adele Voß ist 1979 in Wien geboren und hat dort Kunstgeschichte studiert. Deshalb sind ihre Interessen als Online-Autorin auf die Bereiche Kunst und Kultur gerichtet.  Ihrer Meinung nach muss man Mode und Design ebenso als Quellen kreativer Inspiration betrachtet und als Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit. Adele macht ihre Leser gerne aufmerksam auf die tiefere Bedeutung der Trends im Innendesign im Konkreten und auch in der modernen Lebensweise im Allgemeinen. Adele Voß schreibt darüber hinaus gerne übers Thema Gesundheit. Es umfasst Artikel über gesundes Abnehmen, gesunde Speisen und Getränke und auch über sportliche Aktivitäten in jedem Alter. In ihrer Freizeit kocht sie gern für die Familie und sie alle reisen oft zusammen.