Bromelien endlich verstehen: Der Gärtner-Guide für pralle Farben und gesunde Pflanzen

von Romilda Müller
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Ich seh’s immer wieder im Gartencenter: Jemand greift nach einer knallroten Bromelie, total fasziniert von der fast künstlich wirkenden Farbe. Ein paar Wochen später landet genau diese Pflanze dann leider oft im Kompost. Kommt dir das bekannt vor? Ganz ehrlich, das ist nicht deine Schuld. Die kleinen Zettelchen im Topf verraten nämlich nur die halbe Wahrheit.

Eine der ersten Lektionen, die ich damals in den riesigen Gewächshäusern gelernt habe, war: „Bei einer Bromelie schaust du nicht auf die Wurzeln, du schaust ihr ins Herz.“ Das hat gesessen. Denn wer diese faszinierenden Pflanzen pflegen will, muss verstehen, dass sie keine normalen Zimmerpflanzen sind. Sie sind ein kleines Stück Dschungel für dein Zuhause.

Bevor du loslegst: Der richtige Start ist alles

Bevor wir ins Detail gehen, hier ein kurzer Spickzettel. Wenn du eine Bromelie kaufst, achte auf ein paar Kleinigkeiten, damit du dir kein Sorgenkind nach Hause holst. Die Blätter sollten eine satte, kräftige Farbe haben, ohne braune Flecken oder trockene Spitzen. Wackel mal ganz vorsichtig an den innersten Blättern im Trichter – die müssen absolut fest sitzen. Ist da was locker, lass sie lieber stehen.

bromelie dekoriert den essbereich und bringt eine exotische note
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Ach ja, und was brauchst du wirklich? Keine Sorge, die Liste ist kurz und günstig:

  • Orchideenerde: Die ist schön grob und luftig. Ein kleiner Beutel kostet im Baumarkt (z.B. Bauhaus oder Dehner) meist zwischen 5€ und 10€ und reicht ewig.
  • Eine Sprühflasche: Unverzichtbar für die extra Portion Luftfeuchtigkeit. Gibt’s für ca. 3€.
  • Flüssiger Orchideen- oder Bromeliendünger: Eine kleine Flasche für 5-8€ hält locker ein bis zwei Jahre.

Warum deine Bromelie so besonders ist

Das Geheimnis der Bromelie liegt in ihrer Herkunft. Die meisten Arten, die wir uns ins Wohnzimmer stellen, sind sogenannte „Aufsitzerpflanzen“ oder Epiphyten. Stell dir vor, im dichten Regenwald wachsen sie hoch oben auf den Ästen der Urwaldriesen, um ans Licht zu kommen. Sie sind keine Schmarotzer, sie nutzen den Baum nur als Ankerplatz.

Ihre Wurzeln sind deshalb primär zum Festhalten da – man nennt sie Haftwurzeln. Wasser und Nährstoffe holen sie sich auf einem ganz anderen Weg: über ihre Blätter und den Trichter in der Mitte. Dieser Trichter ist das Herz der Pflanze. Hier sammelt sich Regenwasser, Laub und alles, was so von den Bäumen fällt. Mikroorganismen zersetzen das Ganze zu einem perfekten Nährstoffcocktail. Und genau das müssen wir zu Hause nachahmen.

bromelie verschönert das badezimmer auf eine spektakuläre weise
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Die Pflege – Schritt für Schritt zum Bromelien-Profi

Standort: Licht ja, Sonnenbrand nein

Bromelien lieben es hell, sonst wird das nichts mit den leuchtenden Farben. Aber die pralle Mittagssonne, vor allem im Sommer hinterm Fensterglas, ist wie ein Grill für die Blätter. Das gibt hässliche, braune Brandflecken. Ideal ist ein Ost- oder Westfenster mit sanfter Morgen- oder Abendsonne. An einem Südfenster solltest du sie etwas weiter vom Fenster wegstellen oder durch einen leichten Vorhang schützen.

Kleiner Tipp aus der Praxis: Arten mit weichen, grünen Blättern (wie die meisten Guzmanien oder Vriesea) mögen es etwas schattiger. Die mit harten, silbrigen Blättern (wie die Aechmea) vertragen auch mal etwas mehr direkte Sonne.

Gießen: Das Geheimnis liegt im Trichter

Das ist der Punkt, an dem die meisten Fehler passieren. Vergiss alles, was du über normales Gießen weißt. Das Wasser gehört in den Trichter!

  • Das richtige Wasser: Bromelien hassen Kalk. Hartes Leitungswasser führt zu unschönen Rändern und stört auf Dauer die Nährstoffaufnahme. Regenwasser ist der absolute Jackpot. Wenn du das nicht hast, ist abgekochtes oder gefiltertes Wasser eine super Alternative.
  • Die Technik: Fülle den Trichter etwa zu einem Viertel bis zur Hälfte mit Wasser. Alle zwei bis drei Wochen solltest du das alte Wasser auskippen und frisches nachfüllen, um Fäulnis zu vermeiden. Fragst du dich, wie das geht, ohne die ganze Erde rauszuschütten? Ganz einfach: Leg eine Hand flach auf die Erde am Topfrand, um alles festzuhalten, und kipp die Pflanze dann vorsichtig über dem Waschbecken zur Seite.
  • Die Erde: Das Substrat selbst wird nur ganz leicht feucht gehalten, es darf sich niemals nass anfühlen. Lass die oberste Schicht ruhig antrocknen. Staunässe im Übertopf ist der sichere Tod für die Wurzeln.

Im Winter, wenn es kühler ist und weniger Licht gibt, fährt die Pflanze ihren Stoffwechsel runter. Dann braucht sie deutlich weniger Wasser.

zimmerpflanzen mit wunderschönen blüten bromelia

Substrat: Luft, Luft und noch mehr Luft

Normale Blumenerde ist viel zu dicht und erstickt die Wurzeln. Kauf am besten fertige Orchideenerde. Die hat eine grobe Struktur aus Pinienrinde und sorgt dafür, dass genug Luft an die Wurzeln kommt. Umgetopft wird übrigens nur, wenn es absolut sein muss – meistens bleiben sie in dem Topf, in dem du sie gekauft hast, bis sie verblüht sind.

Düngen: Hier ist weniger definitiv mehr

Bromelien sind absolute Hungerkünstler. Zu viel Dünger verbrennt ihre Blätter. Von Frühling bis Herbst reicht es völlig, wenn du alle vier bis sechs Wochen düngst. Nimm flüssigen Bromelien- oder Orchideendünger, aber – und das ist wichtig – nur mit einem Viertel der auf der Packung angegebenen Dosis. Ein kleiner Schuss davon kommt ins Trichterwasser (nicht mehr als ein Esslöffel voll!), der Rest kann über die Blätter gesprüht werden.

Die häufigsten Arten für dein Zuhause (keine Sorge, es ist einfach)

Du musst kein Botaniker sein, aber es hilft zu wissen, wen du da vor dir hast. Hier die gängigsten Vertreter:

zimmerpflanzen bromelien als schöne hingucker im innenraum

Die Guzmania ist der Klassiker mit dem leuchtend roten oder gelben Stern in der Mitte. Sie hat weiche, grüne Blätter und ist extrem anfängerfreundlich. Stell sie hell, aber nicht in die pralle Sonne, und halte den Trichter gefüllt – mehr will sie gar nicht.

Das Flammende Schwert (Vriesea) sieht der Guzmania sehr ähnlich, hat aber oft einen flachen, schwertförmigen Blütenstand. Die Pflege ist praktisch identisch, sie ist also ebenfalls eine super Wahl für Einsteiger. Manche Arten haben zusätzlich coole, gemusterte Blätter.

Die Lanzenrosette (Aechmea) ist schon etwas robuster. Ihre Blätter sind härter, oft silbrig und haben manchmal fiese, kleine Stacheln am Rand. Sie verträgt etwas mehr Licht und auch mal eine kurze Trockenphase. Eher was für Leute, die schon ein bisschen Erfahrung haben. Achtung beim Hantieren, man kann sich leicht kratzen!

Und dann gibt es noch die Tillandsien, die berühmten „LuftPflanzen“. Das ist eine ganz eigene Welt. Sie brauchen gar keine Erde und werden einfach aufgehängt oder auf ein Stück Holz geklebt. Sie müssen alle paar Tage besprüht oder einmal pro Woche für 30 Minuten in Wasser getaucht werden. Absolut faszinierend, aber brauchen etwas mehr Aufmerksamkeit.

zimmerpflanzen bromelien sind attraktive hingucker in der modernen wohnung
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Hilfe, meine Pflanze zickt! Der Notfallplan

Keine Panik, die meisten Probleme lassen sich lösen, wenn man weiß, woran es liegt.

Problem: Die Pflanze stirbt nach der Blüte.
Das ist kein Problem, sondern völlig normal! Es ist der natürliche Lebenszyklus. Die Mutterpflanze steckt ihre ganze Energie in die Blüte und bildet dann an der Basis kleine Ableger, sogenannte Kindel. Sie sorgt also selbst für Nachwuchs, bevor sie sich verabschiedet. Alles richtig gemacht!

Problem: Braune Blattspitzen.
Ein klares Zeichen für zu trockene Heizungsluft im Winter. Die Lösung ist einfach.

Dein 30-Sekunden-Quick-Win: Schnapp dir jetzt sofort deine Sprühflasche und neble die Blätter deiner Bromelie mit kalkarmem Wasser ein. Sie wird es dir danken!

Problem: Die Basis wird matschig und faulig.
Das ist der häufigste Todesgrund. Wurzelfäule durch zu nasses Substrat. Meistens ist es dann schon zu spät. Vorbeugung ist hier alles: Immer daran denken, die Erde nur leicht feucht zu halten.

Problem: Kleine, klebrige Tierchen.
Manchmal nisten sich Schild- oder Wollläuse in den Blattachseln ein. Wenn du welche entdeckst, isoliere die Pflanze sofort von deinen anderen grünen Freunden. Ein bewährtes Hausmittel ist eine 1:1-Mischung aus Spiritus und Wasser. Tupfe die Biester damit vorsichtig mit einem Wattestäbchen ab. Nach einer Woche wiederholen.

bromelie tipps für gießen und düngen

Nachwuchs im Anmarsch: So ziehst du die Kindel groß

Wenn die Mutterpflanze langsam verblüht, ist die Zeit der Kindel gekommen. Warte, bis der Ableger etwa ein Drittel so groß ist wie die Mutterpflanze. Dann trennst du ihn mit einem scharfen, sauberen Messer vorsichtig ab und pflanzt ihn in einen kleinen Topf mit frischer Orchideenerde. Anfangs nur sehr wenig gießen, damit die Schnittstelle heilen kann. Bis zur eigenen Blüte kann es dann aber ein bis zwei Jahre dauern – Geduld ist hier gefragt.

Profi-Tipp für blühfaule Kindel: Manchmal will ein gut gewachsener Ableger einfach nicht blühen. Hier hilft ein kleiner Trick aus der Gärtnerei: Lege einen halben, reifen Apfel neben die Pflanze auf die Erde und stülpe eine durchsichtige Plastiktüte für etwa 10 Tage über die gesamte Pflanze. Der Apfel verströmt Ethylengas, das bei Bromelien die Blütenbildung anregt. Aber Achtung: Danach gut lüften!

Ein letztes Wort…

Eine gute Nachricht für alle Tierbesitzer: Die gängigen Bromelien sind ungiftig für Katzen und Hunde. Trotzdem sollte man sie natürlich nicht am Grünzeug knabbern lassen.

bromelie für den innenraum mit ausgefallenen blättern undwunderschöner blüte
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Versteh eine blühende Bromelie als eine Art lang haltenden Blumenstrauß. Die Pracht ist für den Moment, aber der eigentliche Gärtner-Erfolg liegt darin, ihre Kinder großzuziehen. Wenn du diese einfachen Regeln befolgst, wirst du sehen, dass Bromelien gar nicht so kompliziert sind. Sie sind ein fantastisches Stück Natur, das uns den Kreislauf des Lebens direkt auf der Fensterbank zeigt.

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bromelie mit vielen blüten
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Was passiert eigentlich, wenn die prächtige Blüte verblüht ist?

Keine Panik, das ist kein Todesurteil, sondern ein Lebenszeichen! Die Mutterpflanze hat ihre Mission erfüllt und steckt nun all ihre Energie in die Bildung von Nachwuchs. An der Basis der Pflanze wachsen kleine Ableger, sogenannte „Kindel“. Lassen Sie diese wachsen, bis sie etwa ein Drittel der Größe der Mutterpflanze erreicht haben. Dann können Sie sie vorsichtig abtrennen und in eigene kleine Töpfe mit Orchideenerde pflanzen – Ihre ganz persönliche Bromelien-Zucht hat begonnen!

bromelie für den innenbereich sorgt für schöne exotik

Die Ananas, die wir essen (Ananas comosus), ist die wohl berühmteste Vertreterin der Bromeliengewächse.

Auch wenn Ihre Zier-Bromelie im Wohnzimmer keine essbaren Früchte trägt, teilt sie doch diese exotische DNA. Sie ist ein direktes Familienmitglied der Tropenfrucht und bringt genau dieses Flair in Ihr Zuhause. Ein kleines Stück botanischer Weltreise auf Ihrer Fensterbank.

bromelie im wohnzimmer macht die atmosphäre frischer
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Leitungswasser: Ist oft praktisch, aber in vielen Regionen sehr kalkhaltig. Auf Dauer können sich unschöne Kalkränder im Trichter und auf den Blättern bilden, die der Pflanze schaden.

Regenwasser: Die absolute Luxus-Variante und die natürlichste Wahl. Es ist weich, mineralarm und genau das, was die Pflanze im Dschungel bekommen würde. Eine Regentonne im Garten oder auf dem Balkon ist Gold wert.

Für Stadtbewohner ohne Zugang zu Regenwasser ist gefiltertes oder stilles Mineralwasser eine gute Alternative, um Kalkablagerungen zu minimieren.

bromelie macht jedes zuhause schöner

Rot ist nur der Anfang. Die Welt der Bromelien ist ein Farbkasten, der nur darauf wartet, von Ihnen entdeckt zu werden. Halten Sie Ausschau nach diesen Varianten:

  • Sonniges Gelb & Orange: Sorten der Gattung Guzmania leuchten oft in warmen Tönen.
  • Tiefes Violett & Pink: Viele Vriesea-Arten überraschen mit fast elektrisierenden Farben.
  • Gemusterte Blätter: Bei Neoregelia ist oft nicht die Blüte, sondern das Laub der Star – mit Streifen und Sprenkeln in Rot, Grün und Creme.

Der Profi-Tipp für Dschungel-Atmosphäre: Stellen Sie Bromelien nicht einzeln auf. Gruppieren Sie drei oder mehr Pflanzen unterschiedlicher Größe und Farbe. Durch die gemeinsame Verdunstung erzeugen sie ihr eigenes Mikroklima mit höherer Luftfeuchtigkeit – genau wie im Regenwald. Kombinieren Sie sie mit anderen Tropenpflanzen wie Farnen oder einer Monstera, um eine dynamische, grüne Oase zu schaffen, die nicht nur toll aussieht, sondern in der sich die Pflanzen auch sichtlich wohler fühlen.

Romilda Müller

Mein Beruf macht mir echt viel Spaß! Selbst indem ich jeden Tag Beiträge über Themen aus den Bereichen Gartengestaltung, Dekoration, Innendesign, Mode und Lifestyle schreibe, entdecke ich viele interessante Tatsachen. Auch für mich selbst. Zudem schöpfe ich Inspiration für meine eigene Freizeit. Mein Ziel ist es, unserer Leserschaft nützliche Information und unendliche Anregung anzubieten und damit behilflich zu sein. Es freut mich, durch meine Artikel eine große Anzahl von Lesern für unterschiedliche Themen zu begeistern und zu neuen Projekten im Haus und Garten zu ermutigen. Außerdem will ich ihnen gleichzeitig damit Optionen für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten.