Resysta Terrassendielen: Lohnt sich das wirklich? Ein Profi packt aus

von Augustine Schneider
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Also, ganz ehrlich: In den letzten 20 Jahren habe ich so ziemlich alles auf Terrassen geschraubt, was der Markt hergibt. Ich hab edles Tropenholz gesehen, das nach drei Sommern ohne Öl aussah wie Treibholz. Heimische Lärche, die zwar super riecht, aber eine reine Splitterfalle für Kinderfüße ist. Und ja, auch dieses WPC aus der Anfangszeit, das sich in der Sonne gekrümmt hat wie eine Banane.

Man lernt in diesem Job schnell, einem Hochglanzprospekt nicht alles zu glauben. Entscheidend ist, wie ein Material nach fünf, sechs harten Wintern aussieht.

Deshalb war ich anfangs auch bei Resysta skeptisch. Schon wieder so ein „Wundermaterial“? Ich hab’s dann aber einfach mal ausprobiert. Erst bei einem kleinen Balkon, dann bei größeren Flächen, auch mal direkt am Pool. Und heute, viele Projekte später, muss ich sagen: Das Zeug hält, was es verspricht. Es löst viele der klassischen Probleme von Holz und WPC. Aber – und das ist wichtig – es ist kein Zauberwerk. Man muss wissen, wie man damit umgeht. Und genau das will ich Ihnen hier erklären. Nicht als Verkäufer, sondern als Handwerker, der will, dass Sie am Ende eine Terrasse haben, die wirklich lange Freude macht.

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Was ist dieses Resysta eigentlich? Ein Blick hinter die Kulissen

„Ist das Plastik?“ oder „Sowas wie WPC, oder?“ – diese Fragen höre ich ständig. Die Antwort ist in beiden Fällen ein klares „Jein“. Um zu verstehen, warum man Resysta anders verarbeiten muss, muss man wissen, was da eigentlich drinsteckt.

Im Grunde ist es ein cleverer Mix aus drei Komponenten:

  • Etwa 60 % Reishülsen: Das ist der geniale Clou. Reishülsen sind eigentlich ein Abfallprodukt. Von Natur aus enthalten sie aber viel Silikat – im Grunde ist das Sand. Dieses Silikat macht die Faser extrem wasserabweisend. Eine Holzfaser saugt sich voll wie ein Schwamm, die Reishülse nicht. Deshalb quillt Resysta so gut wie gar nicht.
  • Etwa 22 % Steinsalze: Salz macht das Material nicht nur schwer entflammbar, sondern auch total unattraktiv für Pilze, Termiten und anderes Getier, das sich sonst gerne im Holz einnistet.
  • Etwa 18 % Mineralöl: Das ist der Klebstoff, der alles zusammenhält und jede einzelne Reishülse quasi versiegelt.

Der Riesenunterschied zu WPC (Wood-Plastic-Composite) ist also die Faser. WPC nutzt Holzfasern. Auch wenn die in Kunststoff verpackt sind, bleibt im Kern Holz, das an Schnittkanten oder bei einer Beschädigung Wasser ziehen kann. Und das führt nach Jahren oft zu Problemen. Resysta hat dieses Thema nicht. Aus meiner Erfahrung ist es deshalb in feuchten Bereichen, wie am Pool, einfach deutlich formstabiler.

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Der schnelle Check: Resysta, Holz und WPC im direkten Vergleich

Eine Terrasse ist eine Investition, das ist klar. Damit Sie eine bessere Vorstellung bekommen, hier mal meine ganz persönliche Einschätzung aus der Praxis, ohne Marketing-Blabla:

  • Echtholz (Tropisch & Heimisch): Unschlagbar in Haptik und Optik, keine Frage. Aber es ist ein Lebewesen. Es arbeitet, wird grau, bekommt Risse und braucht Pflege. Mindestens einmal im Jahr ölen ist Pflicht, wenn es schön bleiben soll. Und Splitter sind, gerade bei günstigerer Lärche oder Douglasie, ein Dauerthema. Ich denke da immer an eine Familie mit zwei kleinen Kindern, deren alte Lärchenterrasse wir ersetzt haben. Das Erste, was sie mir nach dem Umbau schickten, war ein Foto ihrer Kids, die barfuß auf den neuen Dielen spielten. Das sagt eigentlich alles.
  • WPC (Gute Qualität): Heutiges WPC ist Lichtjahre besser als das Zeug von früher. Aber es hat Schwächen. Fettflecken vom Grillen oder ein umgekipptes Glas Rotwein können tief einziehen und sind schwer zu entfernen. Es ist auch oft kratzempfindlicher. Der größte technische Nachteil bleibt aber die höhere Wasseraufnahme im Vergleich zu Resysta.
  • Resysta: Technisch gesehen ist es fast perfekt. Es verrottet nicht, vergraut nicht (mit Lasur), ist splitterfrei und extrem robust. Die Pflege ist minimal. Der Kompromiss? Man tauscht dieses einzigartige „lebendige“ Gefühl von Holz gegen absolute Sorgenfreiheit. Und ja, es ist nicht billig.

Ach ja, und die große Frage: Wie heiß wird das im Sommer? Seien wir ehrlich: Jeder dunkle Belag wird in der prallen Sonne heiß, egal ob WPC, dunkle Fliesen oder eben Resysta. Barfußlaufen wird dann mittags sportlich. Ein heller Farbton macht einen riesigen Unterschied! Mein Tipp: Wenn Sie eine Südterrasse planen, wählen Sie eine hellere Farbe oder planen Sie gleich eine Beschattung durch ein Sonnensegel oder eine Pergola mit ein.

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Die Kostenfrage: Was kostet der Spaß wirklich?

„Premium-Bereich“ ist ja eine nette Umschreibung. Reden wir mal Klartext. Nur für die Resysta-Dielen sollten Sie, je nach Profil und Farbe, mit ca. 80 € bis 120 € pro Quadratmeter rechnen.

Aber Vorsicht! Die Diele ist nur die halbe Miete. Dazu kommen die spezielle Unterkonstruktion, die Clips, Edelstahlschrauben, Abschlussleisten und die Erstbehandlung. Realistisch landen Sie für das komplette Materialpaket schnell bei 150 € bis 250 € pro Quadratmeter. Das ist eine Ansage, bewegt sich aber in einer ähnlichen Liga wie sehr hochwertiges Tropenholz oder Premium-WPC-Systeme.

Kleine Beispielrechnung für eine 20 m² Terrasse (ca. 4x5m):

  • Dielen: ca. 20 m²
  • Unterkonstruktion (bei 40 cm Abstand): ca. 55 lfm
  • Clips & Schrauben: ca. 350-400 Stück

Nur für das Material sollten Sie hier also mal grob einen Betrag zwischen 3.000 € und 5.000 € einplanen. Gut zu wissen: Resysta ist in der Regel kein klassisches Baumarkt-Produkt. Sie bekommen es im gut sortierten Holzfachhandel oder bei spezialisierten Online-Händlern.

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So wird’s gemacht: Die Verarbeitung in der Praxis

Eine Resysta-Terrasse kann ewig halten – aber nur, wenn sie richtig gebaut ist. Hier passieren die teuersten Fehler. Also, aufgepasst!

1. Die Unterkonstruktion: Das A und O

Der häufigste Fehler, den ich bei Sanierungen sehe: eine Holz-Unterkonstruktion unter Resysta-Dielen. Machen Sie das NIEMALS! Holz arbeitet bei Feuchtigkeit, Resysta kaum. Das erzeugt massive Spannungen, Schrauben können abscheren, die Dielen lockern sich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es Probleme gibt.

Es gibt nur zwei vernünftige Wege:

  • System-Unterkonstruktion aus Resysta: Die absolute Königsklasse. Deckbelag und Unterbau haben exakt das gleiche Dehnungsverhalten. Das ganze System bleibt spannungsfrei.
  • Unterkonstruktion aus Aluminium: Eine super Alternative. Alu ist extrem formstabil und langlebig. Ein kleiner Tipp aus der Werkstatt: Achten Sie auf eine ordentliche Materialstärke! Nehmen Sie Profile mit mindestens 2 mm Wandstärke, alles darunter ist Spielzeug und kann sich verbiegen.

Der Abstand der Trägerprofile sollte bei einer Standarddiele nicht mehr als 40 cm (Achsmaß) betragen. Wenn Sie schwere Pflanzkübel draufstellen oder die Dielen diagonal verlegen wollen, gehen Sie lieber auf 35 cm runter. Hier zu sparen, rächt sich garantiert.

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2. Werkzeug & Zuschnitt: Scharf ist die halbe Miete

Resysta lässt sich sägen und bohren wie Hartholz. Aber es ist sehr dicht und zäh. Mit einem stumpfen Baumarkt-Sägeblatt bekommen Sie keine saubere Kante.

Meine Werkzeug-Empfehlung für Heimwerker:

  • Säge: Eine Kappsäge oder Tischkreissäge ist ideal.
  • Sägeblatt: Investieren Sie in ein scharfes Hartmetall-Sägeblatt (HM) mit feiner Zahnung, am besten mit Wechselzahn. Das sorgt für ausrissfreie Schnitte.
  • Bohrer: Standard HSS-Bohrer funktionieren prima.
  • Akkuschrauber: Mit ordentlich Kraft, um die Edelstahlschrauben zu versenken.

Wichtiger Sicherheitshinweis: Bei der Bearbeitung entsteht ein sehr feiner Staub. Das ist kein Holzstaub! Tragen Sie bei allen Sägearbeiten unbedingt eine Atemschutzmaske (FFP2) und eine Schutzbrille. Wenn möglich, saugen Sie den Staub direkt an der Maschine ab. Das schont Ihre Lunge und erspart Ihnen eine riesige Sauerei.

3. Befestigung: Warum Clips unverzichtbar sind

Schrauben Sie die Dielen NIEMALS sichtbar von oben durch. Resysta dehnt sich bei Wärme in der Länge aus. Eine feste Schraube würde diese Bewegung blockieren, und die Diele würde sich entweder wölben oder im schlimmsten Fall sogar reißen.

Verwenden Sie immer das passende Clip-System. Die Clips werden in die seitliche Nut der Diele geschoben und auf der Unterkonstruktion verschraubt. So wird die Diele sicher gehalten, kann sich aber trotzdem minimal bewegen. Das ist das ganze Geheimnis. Und nehmen Sie bitte nur Edelstahlschrauben! A2-Qualität ist Standard, aber wenn Sie in Küstennähe wohnen oder einen Salzwasserpool haben, ist A4-Edelstahl absolute Pflicht.

4. Dehnungsfugen: Die wichtigste Lektion überhaupt

Das ist der Punkt, den fast jeder Laie unterschätzt. Resysta wird im Sommer länger. Das ist simple Physik. Wenn Sie keinen Platz lassen, drückt die Terrasse gegen die Hauswand oder wölbt sich in der Mitte hoch.

Hier meine Faustregeln:

  • Fuge zwischen den Dielen: Die geben die Clips meist mit 5-7 mm vor. Das passt, nicht verändern!
  • Fuge an den Enden: Planen Sie an allen festen Bauteilen (Wand, Mauer) eine Dehnungsfuge ein. Rechnen Sie pro Meter Dielenlänge mindestens 1,5 mm Fuge an jedem Ende. Beispiel: Bei einer 4 Meter langen Diele sind das 6 mm Luft an jedem Ende.
  • Stöße in der Länge: Wenn Sie Dielen stoßen müssen, braucht der Stoß immer ein doppeltes Unterkonstruktionsprofil, damit jedes Ende sauber aufliegt. Und lassen Sie hier zwischen den Dielenköpfen ca. 8-10 mm Platz.

Achtung, Falle! Die 3 häufigsten Fehler, die richtig Geld kosten

  1. Die falsche Unterkonstruktion: Ich wiederhole es, weil es so wichtig ist: Niemals Holz unter Resysta! Das führt unweigerlich zu Schäden.
  2. Keine Dehnungsfugen: Die Terrasse hat keine Chance, sich bei Hitze auszudehnen und zerstört sich selbst.
  3. Von oben durchgeschraubt: Blockiert die Bewegung und führt zu Rissen oder Wölbungen in den Dielen.

Wenn Sie diese drei Punkte vermeiden, haben Sie schon 90 % der potenziellen Probleme umschifft.

Pflege und Oberflächenschutz: Weniger ist hier mehr

Das Material selbst ist unverwüstlich. Die Oberfläche muss aber vor UV-Strahlen geschützt werden, damit die Farbe nicht ausbleicht. Nehmen Sie dafür aber auf keinen Fall ein normales Holzöl! Das verbindet sich nicht mit der Oberfläche und hinterlässt einen klebrigen Film.

Nutzen Sie nur die speziellen Lasuren und Lacke, die für Resysta entwickelt wurden. Die Erstbehandlung ist wichtig, danach ist der Aufwand aber minimal. Reinigen Sie die Terrasse einfach mit Wasser, einer weichen Bürste und vielleicht etwas Neutralreiniger. Den Hochdruckreiniger lassen Sie bitte im Keller. Je nach Sonneneinstrahlung muss die Lasur dann alle paar Jahre mal aufgefrischt werden. Auf meiner eigenen Terrasse hier im Süden war das nach gut vier Jahren zum ersten Mal nötig.

Mein Fazit als Handwerker

Ist Resysta also das „bessere Holz“? Rein technisch betrachtet, in vielen Punkten ja. Es ist haltbarer, pflegeleichter und formstabiler als fast jedes Holz da draußen. Es ist nachhaltig und sicher für die Familie.

Man muss sich aber bewusst sein, dass man auf den einzigartigen Geruch und die individuelle Maserung von Echtholz verzichtet. Es ist eine Entscheidung zwischen Emotion und Funktion. Für mich als Praktiker ist Resysta eine geniale Lösung für jeden, der eine moderne, extrem langlebige und vor allem sorgenfreie Terrasse haben möchte. Es ist eine Investition, ja. Aber eine, die sich über die Jahre durch den minimalen Aufwand und die extreme Haltbarkeit definitiv auszahlt.

Wenn Sie sich dafür entscheiden, nehmen Sie sich meinen wichtigsten Rat zu Herzen: Die Qualität Ihrer Terrasse steht und fällt mit der Planung der Unterkonstruktion und der Beachtung der Dehnungsfugen. Wenn Sie das richtig machen, bauen Sie eine Terrasse, auf der noch Ihre Enkelkinder barfuß laufen können.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.