Die Kunst der gepressten Blumen: Der komplette Guide vom Sammeln bis zum fertigen Kunstwerk
Manchmal riecht es in meiner Werkstatt mitten im Sommer nach trockenem Heu und Herbstlaub. Das ist der Duft meiner Arbeit, meiner Leidenschaft. Ich arbeite mit dem, was die Natur uns schenkt, und das schon eine gefühlte Ewigkeit. Dabei geht es mir nicht um die lauten, pompösen Blumensträuße, sondern um die stillen Details: das filigrane Adernetz eines Veilchenblatts oder die fast durchsichtige Zartheit einer Mohnblüte.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Grundlagen: Warum Pressen mehr als nur Plattdrücken ist
- 2 Das Handwerk: Die Profi-Techniken aus der Werkstatt
- 3 Hilfe, es ist was schiefgegangen! (Troubleshooting für Anfänger)
- 4 Dein erstes Projekt: Eine wunderschöne Grußkarte
- 5 Ein letzter, wichtiger Hinweis: Respekt vor der Natur
- 6 Bildergalerie
Gerade im Internet sieht man überall wunderschöne Bilder aus gepressten Pflanzen, und das Interesse an diesem alten Handwerk wächst wieder. Das finde ich großartig! Aber ganz ehrlich? Was oft als schnelle Bastelei gezeigt wird, ist in Wahrheit eine Kunst, die Wissen und vor allem Geduld erfordert. Ich möchte dir heute nicht nur hübsche Bilder zeigen, sondern die echten Techniken und Kniffe aus der Werkstatt verraten, die den Unterschied zwischen „nett“ und „wow“ ausmachen.
Die Grundlagen: Warum Pressen mehr als nur Plattdrücken ist
Bevor wir auch nur eine Blüte pflücken, müssen wir kurz verstehen, was da eigentlich passiert. Im Kern entziehen wir der Pflanze Wasser. Klingt simpel, aber genau hier entscheidet sich alles. Eine Pflanze ist quasi ein kleiner Wasserballon – das Wasser hält die Zellen prall und die Farben frisch. Wenn wir es zu schnell entziehen, verbrennt die Pflanze förmlich und wird braun. Entziehen wir es zu langsam, fängt sie an zu gammeln. Das Ergebnis ist dann kein Kunstwerk, sondern brauner, schimmliger Matsch.

Jede Pflanze ist eine Diva
Ein Gänseblümchen mit seinen flachen Blütenblättern ist total unkompliziert und perfekt für Anfänger. Eine Rose hingegen ist eine echte Herausforderung. Ihre dicken, fleischigen Blätter liegen eng aneinander und speichern Feuchtigkeit wie ein Schwamm. Ohne die richtige Technik schimmelt sie dir unter der Presse weg. Die Kunst ist es, den Druck so zu steuern, dass das Wasser aus den Zellen entweicht, ohne die feine Struktur zu zerstören. Nur so bleiben Form und Farbe erhalten.
Ein kleiner Ausflug in die Farbchemie (keine Sorge, es wird nicht langweilig)
Warum verblasst das leuchtende Blau einer Kornblume, während die gelbe Butterblume strahlt wie am ersten Tag? Das liegt an der Chemie. Die Rot- und Blautöne (Anthocyane) sind wasserlöslich und extrem instabil. Sie reagieren auf alles Mögliche und werden beim Trocknen oft zu einem trüben Violett. Gelb- und Orangetöne (Carotinoide) sind dagegen viel robuster und bleiben uns meistens erhalten. Und das grüne Chlorophyll? Das ist die größte Mimose von allen. Es zerfällt bei Licht und Sauerstoff extrem schnell, weshalb die meisten Blätter bräunlich oder oliv werden. Ein sattes, leuchtendes Grün zu konservieren, das ist die absolute Meisterklasse.

Dieses Wissen ist keine trockene Theorie. Es ist die Basis für alles. Jetzt verstehst du, warum wir nur an trockenen Tagen sammeln, das Löschpapier ständig wechseln und fertige Bilder NIEMALS in die pralle Sonne hängen.
Das Handwerk: Die Profi-Techniken aus der Werkstatt
Ein gutes Ergebnis ist kein Zufall. Es ist die Summe vieler kleiner, richtiger Entscheidungen. Disziplin und sauberes Arbeiten sind hier das A und O.
1. Das Sammeln: Auf den richtigen Moment kommt es an
Der häufigste Fehler passiert schon, bevor die Pflanze überhaupt in die Presse kommt. Sammle niemals nach einem Regenschauer oder am frühen Morgen, wenn alles noch tautropfennass ist. Zusätzliche Feuchtigkeit ist dein Endgegner. Der perfekte Zeitpunkt ist der späte Vormittag an einem sonnigen, trockenen Tag. Dann sind die Pflanzen wach, aber noch nicht schlapp von der Mittagshitze.
- Was du sammeln solltest: Achte auf makellose Exemplare ohne Flecken oder Insektenfraß. Sammle ruhig verschiedene Stadien: geschlossene Knospen, voll erblühte Blüten und sogar Samenstände. Das macht deine Komposition später viel lebendiger. Übrigens, wusstest du, dass im viktorianischen Zeitalter ganze Botschaften über gepresste Blumen übermittelt wurden? Jede Blüte hatte eine geheime Bedeutung!
- Wie du sammelst: Nimm eine kleine, scharfe Schere. Bitte nicht reißen! Leg deine Schätze vorsichtig in einen flachen Korb oder eine Pappschachtel. In einer Plastiktüte schwitzen und zerquetschen sie nur.
- Achtung, Rechtliches: Ganz wichtig! Informiere dich, was unter Naturschutz steht. Arten wie Enzian, Arnika oder Frauenschuh sind absolut tabu. Sammle immer nur kleine Mengen und am besten im eigenen Garten oder dort, wo es ausdrücklich erlaubt ist.

2. Das Pressen: Dein wichtigstes Werkzeug
Okay, viele fangen mit einem dicken Buch an. Für das erste Gänseblümchen ist das auch in Ordnung. Aber du wirst schnell merken, dass der Druck ungleichmäßig ist und die Seiten wellig werden. Wenn du es ernst meinst, führt kein Weg an einer echten Blumenpresse vorbei.
Kleiner Tipp: Du musst keine teure Presse kaufen. Bau dir einfach selbst eine! Nimm zwei stabile Sperrholzplatten (ca. 20×30 cm), bohre in jede Ecke ein Loch und stecke vier M8-Schlossschrauben mit Flügelmuttern durch. Zusammen mit Pappe und Löschpapier aus dem Bastelladen bist du mit unter 20 Euro dabei. Fertig!
Und so geht’s richtig:
- Schichten aufbauen: Lege eine dicke Pappe als Basis auf die untere Holzplatte, darauf ein Blatt Löschpapier.
- Pflanzen anordnen: Platziere deine Pflanzen sorgfältig mit einer Pinzette auf dem Löschpapier. Achte darauf, dass sie sich nicht überlappen. Wie sie jetzt liegen, so sehen sie für immer aus. Nimm dir Zeit dafür.
- Der Trick für dicke Blüten: Eine dicke Rose oder Nelke? Halbiere sie vorsichtig mit einem scharfen Skalpell der Länge nach. So trocknet sie viel gleichmäßiger.
- Stapeln: Decke die Schicht mit Löschpapier und dann Pappe ab. Jetzt kannst du die nächste Lage beginnen. Vier bis fünf Lagen sind ein gutes Maß.
- Der richtige Druck: Lege die obere Platte auf und zieh die Flügelmuttern über Kreuz an. Und wie fest? Ein guter Richtwert ist: Zieh sie handfest an und dann noch etwa eine Vierteldrehung. Es soll pressen, nicht zerquetschen. Nach einem Tag kannst du oft noch mal ein kleines bisschen nachziehen, da die Pflanzen an Volumen verlieren.
- Der wichtigste Schritt: Stell die Presse an einen trockenen, warmen, luftigen Ort (nicht in die Sonne!). Und jetzt kommt das Geheimnis, das 90 % der Leute ignorieren: Wechsle das Löschpapier! In den ersten Tagen täglich, danach alle 2-3 Tage. Das feuchte Papier muss raus, sonst gibt’s Schimmel. Du wirst fühlen, wie klamm es ist – das ist all das Wasser aus deinen Pflanzen.
Je nach Pflanze dauert der ganze Prozess zwei bis vier Wochen. Erst wenn sie sich anfühlen wie hauchdünnes Seidenpapier, sind sie bereit.

3. Die Gestaltung: Vom Material zum Bild
Jetzt wird’s kreativ. Hier geht es nicht nur ums Aufkleben, sondern um Komposition und Harmonie.
- Der Untergrund: Benutze IMMER säurefreies Papier oder Karton. Normales Papier zersetzt deine Pflanzen über die Jahre. Gutes Künstlerpapier (ca. 1-3 Euro pro Bogen) in einem gebrochenen Weiß oder Cremeton wirkt oft viel edler als knalliges Reinweiß.
- Der Klebstoff: Bitte, bitte keinen Bastelkleber oder Uhu-Stick! Die vergilben und machen alles kaputt. Investiere die 8 bis 10 Euro in einen pH-neutralen, wasserlöslichen Buchbinderleim (z.B. Planatol BB, den findest du online oder im guten Künstlerbedarf). Er trocknet unsichtbar und bleibt flexibel. Trage ihn mit einem winzigen Pinsel nur an ein paar strategischen Punkten auf der Rückseite auf. Weniger ist hier definitiv mehr.
- Die Komposition: Leg dein Bild erst komplett aus, bevor du klebst. Schieb die Elemente hin und her. Oft wirkt eine Komposition mit wenigen, gut platzierten Pflanzen viel stärker als eine überladene Fläche.

4. Die Konservierung: Dein Werk für die Zukunft sichern
Ein fertiges Bild ist extrem empfindlich. Es braucht Schutz vor Feuchtigkeit, Staub und UV-Licht. Der einzig wahre Schutz ist eine professionelle Rahmung hinter Museumsglas. Ja, das ist teuer – rechne je nach Größe mit 50 bis 150 Euro. Aber es hat einen hohen UV-Schutz und ist entspiegelt. Jedes billige Glas wirkt wie ein Brennglas und bleicht deine Farben innerhalb von Monaten aus. Von Versiegelungssprays rate ich meistens ab, sie können die zarten Strukturen verkleben.
Hilfe, es ist was schiefgegangen! (Troubleshooting für Anfänger)
Keine Sorge, das passiert jedem mal. Hier sind die häufigsten Pannen und wie du sie beim nächsten Mal vermeidest:
- „Meine Blumen sind braun und matschig!“ – Du hast sie wahrscheinlich zu feucht gesammelt oder das Löschpapier nicht oft genug gewechselt. Die Feuchtigkeit konnte nicht schnell genug entweichen.
- „Hilfe, Schimmel!“ – Das ist ebenfalls ein Feuchtigkeitsproblem. Entweder war das Ausgangsmaterial zu nass oder die Presse stand an einem zu feuchten, schlecht belüfteten Ort.
- „Die Farben sind sofort verblasst!“ – Wahrscheinlich hast du dir eine besonders empfindliche Pflanze ausgesucht (wie die blauen Blüten). Oder der Trocknungsprozess war zu langsam. Manchmal liegt es aber einfach an der Pflanze selbst. Das ist Natur!

Dein erstes Projekt: Eine wunderschöne Grußkarte
Lass uns was Kleines starten, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Hier riskierst du nicht viel und lernst die Grundlagen.
Deine Mini-Einkaufsliste (für den Start unter 25 €):
- Eine Klappkarte aus säurefreiem Karton (ca. 2 €)
- Deine ersten gepressten Schätze (z.B. Hornveilchen, Farne, Gräser – die sind anfängerfreundlich)
- Eine feine Pinzette (ca. 10 €)
- Ein winziger Pinsel (Größe 0, ca. 3 €)
- Säurefreier Buchbinderleim (ca. 8 €)
- Ein altes Blatt Papier als Klebeunterlage
Schritt-für-Schritt zum Erfolg:
- Planen: Ordne die Pflanzen auf der Karte an, bis es dir gefällt. Mach ein Handyfoto von deiner Komposition, damit du sie nicht vergisst.
- Kleben: Gib einen winzigen Tropfen Leim auf dein Schmierpapier. Nimm das unterste Element mit der Pinzette auf, tupfe mit dem Pinsel etwas Leim auf die Rückseite und platziere es.
- Aufbauen: Arbeite dich von hinten nach vorne, also von den untersten zu den obersten Elementen deiner Komposition.
- Trocknen: Lass die Karte ein paar Stunden flach liegen. Leg ein sauberes Blatt Papier und ein leichtes Buch darauf, damit sich nichts wölbt. Fertig!
Diese kleine Übung lehrt dich so viel über den Umgang mit dem zerbrechlichen Material. Du wirst sehen!

Ein letzter, wichtiger Hinweis: Respekt vor der Natur
Jetzt muss ich aber noch kurz ernst werden. Die Natur ist wunderschön, aber nicht immer harmlos.
- Giftpflanzen: Viele heimische Schönheiten sind hochgiftig! Fingerhut, Eisenhut, Maiglöckchen – diese gehören nicht in eine Presse, schon gar nicht, wenn Kinder im Haus sind. Das Gift bleibt auch im getrockneten Zustand erhalten.
- Scharfe Werkzeuge: Ein Skalpell ist kein Spielzeug. Arbeite immer konzentriert und vom Körper weg.
- Die Sache mit der Ewigkeit: Sei ehrlich zu dir selbst. Ein Bild aus gepressten Pflanzen ist vergänglich. Selbst mit dem besten Schutz werden die Farben über die Jahrzehnte verblassen. Das ist kein Makel, sondern Teil seiner Schönheit. Es altert mit uns.
Dieses Handwerk lehrt uns so viel mehr als nur eine Technik. Es lehrt uns Geduld, schult unseren Blick für die kleinen Wunder am Wegesrand und verbindet uns wieder mit den Jahreszeiten. Wenn du im Herbst ein leuchtend rotes Ahornblatt presst, konservierst du ein Stück dieses goldenen Tages. Das ist der wahre Zauber. Ich wünsche dir viel Freude dabei.

Bildergalerie



- Veilchen: Behalten ihre intensive Farbe wunderbar und sind ideal für feine Details.
- Farnblätter: Ihre filigrane Struktur sorgt sofort für eine elegante, grafische Wirkung.
- Gänseblümchen: Der Klassiker für Anfänger. Sie sind flach, unkompliziert und trocknen schnell.
- Vergissmeinnicht: Klein, zart und mit einer symbolischen Bedeutung, die jedes Kunstwerk bereichert.
Welche Pflanzen eignen sich am besten für die ersten Versuche? Greifen Sie zu Blumen mit natürlich flachen Köpfen und dünnen Blättern. Sie verzeihen kleine Fehler und garantieren schnelle Erfolgserlebnisse.


Der größte Feind Ihrer Kunst ist nicht die Zeit, sondern das Sonnenlicht. UV-Strahlung zersetzt die verbliebenen Pigmente unbarmherzig und lässt selbst die strahlendsten Farben über Monate und Jahre verblassen. Hängen Sie Ihre Werke deshalb niemals in direktem Sonnenlicht auf. Für den ultimativen Schutz können Sie das fertige Bild mit einem matten UV-Schutzlack, wie dem von Lascaux, versiegeln oder spezielles Museumsglas für die Rahmung verwenden.



„Oshibana“, die japanische Kunst des Blumenpressens, ist mehr als nur Dekoration. Sie ist eine Form der Meditation, die den Künstler dazu anhält, die flüchtige Schönheit eines Moments in der Natur zu erkennen und für die Ewigkeit festzuhalten.


Wie vermeide ich, dass weiße Blüten braun anlaufen?
Das ist die Königsdisziplin! Weiße Blüten neigen zur Oxidation, sobald die Zellen verletzt werden. Der Trick ist Geschwindigkeit und die richtige Vorbehandlung. Einige Experten schwören darauf, die Blüten kurz in eine Lösung aus einem Teil destilliertem Wasser und einem kleinen Tropfen Zitronensaft zu tauchen, um die Oxidation zu verlangsamen. Danach sofort und mit besonders saugfähigem Papier, wie Löschpapier, in die Presse legen.



Traditionelle Holzpresse: Bietet gleichmäßigen, hohen Druck durch Schraubzwingen. Ideal für größere Mengen und dickere Pflanzen. Ein gutes Modell, wie die klassische Presse von Te-Hort, ist eine Anschaffung fürs Leben.
Presse in der Mikrowelle: Spezielle Terrakotta-Platten ermöglichen das Pressen in Minuten statt Wochen. Perfekt für Ungeduldige, aber die Ergebnisse können bei der Farberhaltung variieren und es besteht die Gefahr des „Verkochens“.
Für filigrane Kunstwerke mit maximaler Farbbrillanz bleibt die langsame Methode oft die beste Wahl.


Die zarten, getrockneten Pflanzenteile sind extrem zerbrechlich. Jede Berührung mit den Fingern hinterlässt Fette und kann die feinen Strukturen beschädigen. Investieren Sie in eine feine Pinzette mit abgewinkelter Spitze, wie sie in der Uhrmacherei oder im Modellbau verwendet wird. Sie ist die unverzichtbare Verlängerung Ihrer Finger und ermöglicht präzises Platzieren ohne Frust und Bruch.



Im viktorianischen Zeitalter war die „Floriografie“ eine Geheimsprache. Jede Blume hatte eine Bedeutung, und ein Strauss aus gepressten Blumen konnte eine Botschaft übermitteln, die man sich nicht zu sagen traute. Eine rote Rose stand für Liebe, Lavendel für Hingabe.
Dieses alte Wissen kann Ihren modernen Kunstwerken eine tiefere, persönliche Ebene verleihen. Denken Sie bei der Auswahl Ihrer Pflanzen nicht nur an die Farbe, sondern auch an die Geschichte, die Sie erzählen möchten.


- Dicke, fleischige Blüten wie Rosen oder Orchideen in zwei Hälften schneiden.
- Den Stempel bei Lilien entfernen, da er oft abfärbt.
- Sehr saftige Stängel längs mit einem Skalpell einschneiden.
Das Geheimnis? Reduzieren Sie die Feuchtigkeit, bevor die Presse überhaupt ins Spiel kommt. Bei schwierigen, wasserreichen Pflanzen ist die Vorbereitung die halbe Miete, um Schimmelbildung zu verhindern.


Der Untergrund ist Ihre Leinwand und beeinflusst die Wirkung des gesamten Werks. Statt einfachem Papier, experimentieren Sie mit hochwertigem Aquarellpapier, zum Beispiel einem „Arches Cold Pressed“ mit 300g/m². Seine leicht texturierte Oberfläche verleiht dem Kunstwerk eine malerische Tiefe und eine professionelle Haptik, die weit über einfaches Bastelpapier hinausgeht.



Wichtiger Punkt: Pressen Sie niemals Pflanzen, die vom Regen oder Morgentau noch feucht sind. Die überschüssige Nässe ist der Hauptgrund für Schimmel und unschöne, braune Flecken. Der ideale Zeitpunkt zum Sammeln ist ein trockener, sonniger Nachmittag, wenn die Pflanze prall, aber an der Oberfläche vollständig trocken ist.


Ihre Kunst muss nicht immer an der Wand hängen. Erwägen Sie alternative Projekte:
- Schmuck: Gießen Sie kleine Blüten in Epoxidharz, um einzigartige Anhänger oder Ohrringe zu kreieren. Marken wie Gedeo bieten hierfür spezielle Schmuck-Gießharze an.
- Handyhüllen: Eine durchsichtige Hülle wird zur Mini-Galerie, indem Sie Blüten auf der Rückseite Ihres Telefons arrangieren und mit der Hülle fixieren.
- Kerzen verzieren: Drücken Sie die fertigen Blüten vorsichtig auf die Oberfläche einer Stumpenkerze und versiegeln Sie sie mit einer dünnen Schicht geschmolzenen Wachses.



Die Versuchung ist groß, die Presse nach ein paar Tagen zu öffnen und nachzusehen. Widerstehen Sie! Jedes vorzeitige Öffnen stört den Prozess, lässt neue Luftfeuchtigkeit an die Pflanzen und kann zu ungleichmäßigen Ergebnissen oder Abdrücken auf den Blütenblättern führen. Geben Sie Ihren Pflanzen die Zeit, die sie brauchen – je nach Art sind das zwischen zwei und sechs Wochen ungestörte Ruhe.


Die ältesten gepressten Pflanzen in botanischen Sammlungen, sogenannten Herbarien, sind über 400 Jahre alt und immer noch zu Forschungszwecken nutzbar.



Zum Fixieren der getrockneten Pflanzen auf dem Papier eignet sich ein einfacher, säurefreier Bastelkleber. Der Klassiker ist verdünnter PVA-Kleber, wie etwa „Mod Podge“ in der matten Variante. Tragen Sie mit einem feinen Pinsel oder einem Zahnstocher winzige Punkte Kleber auf die Rückseite der stabileren Pflanzenteile – niemals auf die ganze Fläche! So bleibt die filigrane Optik erhalten und unschöne Klebeflecken werden vermieden.


Die Natur ist unser Atelier. Sammeln Sie mit Respekt und Weitsicht.
- Nehmen Sie niemals die einzige oder letzte Pflanze ihrer Art an einem Standort.
- Pflücken Sie nur dort, wo es erlaubt ist – Naturschutzgebiete sind tabu.
- Schneiden Sie Pflanzen mit einer Schere ab, anstatt sie auszureißen, um die Wurzeln zu schonen.



Kann man die Farben nachträglich auffrischen?
Ja, aber mit Fingerspitzengefühl! Verblasste Blätter oder Blüten können vorsichtig mit hochwertigen Aquarellfarben oder Künstler-Buntstiften (z.B. Polychromos von Faber-Castell) nachkoloriert werden. Tragen Sie die Farbe in hauchdünnen Schichten auf, um die natürliche Textur nicht zu überdecken. So können Sie verblassten Werken neues Leben einhauchen oder gezielt künstlerische Akzente setzen.


Ein häufiger Anfängerfehler ist das Überladen der Komposition. Denken Sie wie ein minimalistischer Designer: Der leere Raum (Negativraum) um Ihre Pflanzen herum ist genauso wichtig wie die Pflanzen selbst. Er gibt dem Auge Ruhe, lenkt den Fokus auf die Details und verleiht Ihrem Werk eine moderne, elegante Ausstrahlung. Manchmal ist eine einzige, perfekt platzierte Farnspitze wirkungsvoller als ein ganzer Strauss.


- Eine Illusion von Tiefe entsteht.
- Das Auge des Betrachters wird gezielt durch das Bild gelenkt.
- Es entsteht eine dynamische, lebendige Komposition.
Das Geheimnis? Überlappung. Platzieren Sie einige Blätter oder Blüten so, dass sie andere teilweise verdecken. Elemente, die weiter vorne liegen sollen, werden vollständig gezeigt, während Elemente im „Hintergrund“ von anderen überlagert werden. Diese einfache Technik durchbricht die Zweidimensionalität.



Standard-Rahmen: Die Pflanze wird auf einem Hintergrundpapier (Passepartout) befestigt. Dies erzeugt einen klassischen, galeriewürdigen Look und schützt das Kunstwerk vor direktem Kontakt mit dem Glas.
Schweberahmen (Float Frame): Das Kunstwerk wird zwischen zwei Glasscheiben platziert, wodurch es im Rahmen zu schweben scheint. Dieser moderne Stil hebt die filigrane Natur der Pflanzen hervor und integriert die Farbe der Wand als Teil der Komposition.


Jedes gepresste Blatt ist eine Zeitkapsel. Es konserviert nicht nur eine Pflanze, sondern auch die Erinnerung an den Ort und den Moment, an dem Sie sie gefunden haben: der Spaziergang im Wald im goldenen Oktoberlicht, der Sommerurlaub am Meer, der Duft des Flieders aus dem Garten der Großmutter. Diese emotionale Verbindung macht jedes Werk zu einem zutiefst persönlichen Artefakt.



Die traditionelle Methode mit schweren Büchern funktioniert, hat aber Tücken. Verwenden Sie niemals Hochglanzpapier, da die Feuchtigkeit nicht entweichen kann und die Blüten festkleben. Legen Sie immer mehrere Lagen saugfähiges Papier (Lösch- oder Zeitungspapier) zwischen die Buchseiten und Ihre Pflanzen. Und wählen Sie ein Buch, das Ihnen nicht allzu sehr am Herzen liegt – Feuchtigkeit kann die Seiten dauerhaft wellen.


Laut einer Analyse der Handelsplattform Etsy stiegen die Suchanfragen nach „pressed flower art“ in den letzten fünf Jahren um über 200%.
Das alte Handwerk erlebt eine Renaissance. Was einst als Hobby galt, wird heute als anspruchsvolle Kunstform geschätzt und findet in modernen Interieurs als nachhaltige und individuelle Dekoration seinen Platz.



Wichtiger Punkt: Anordnung vor dem Pressen. Legen Sie die Blume auf ein Blatt Papier und arrangieren Sie ihre Blütenblätter und Blätter mit einer Pinzette genau so, wie sie später aussehen sollen. Decken Sie sie dann vorsichtig mit einem zweiten Blatt ab und legen Sie das „Sandwich“ in die Presse. So vermeiden Sie unschöne Knicke oder eine zufällige, unvorteilhafte Positionierung.


- Sukkulenten (z.B. Hauswurz): Ihr Wassergehalt ist zu hoch, sie verfaulen fast immer.
- Blüten mit kugeliger Form (z.B. Kugel-Distel): Sie lassen sich nicht flach pressen, ohne ihre Form komplett zu zerstören.
- Sehr dicke, wachsartige Blätter (z.B. Magnolie): Sie brauchen extrem lange zum Trocknen und werden oft fleckig.

Auch wenn im Artikel von der Schönheit der natürlichen Farben die Rede ist, kann man gezielt mit der Chemie spielen. Ein kleiner Trick für experimentierfreudige Künstler: Schwefeldioxid-Dämpfe (entstehen beim Verbrennen von Schwefelpulver, nur im Freien und mit Vorsicht anwenden!) können die Farben bestimmter Blüten vor dem Pressen fixieren und intensivieren. Dies ist eine alte Technik aus der botanischen Konservierung, die jedoch Erfahrung und Sicherheitsvorkehrungen erfordert.




