Berühmte Architekten – 4 starke und talentierte Frauen trauen sich
4 weitere berühmte Architekten, die auch Frauen sind
Lina Bo Bardi, Anne Tyng, Norma Merrick Sklarek, Denise Scott Brown – vier berühmte Frauen- Architekten, welche den Weg zum globalen Stil in der Architektur bahnten
Frauennamen unter den berühmten Architekten sind Seltenheit selbst in modernen Zeiten. Das Thema war ein Tabu im 19. und bis hin zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Damen brauchten die starke männliche Unterstützung, um sich auf dem Gebiet von Design und Architektur zu entwickeln, selbst wenn sie sehr talentiert waren.
Dabei sind viele der Werke bekannter Architekten und Designer unvorstellbar ohne den Frauenbeitrag. Sie sind für viele soziale Innovationen auf diesem Gebiet zuständig, was sich wohl mit deren mitfühlenderen weiblichen Natur erklären lässt.
Die vier Damen, denen dieser Artikel gewidmet ist, verdienen einen würdigen Platz unter den berühmten Architekten und sie haben durch ihre Biografien eine wesentliche Rolle für die Entwicklung globaler Stilrichtungen gespielt. Das liegt an deren einmaligen Biografien, die zugleich starke Verbindungen zwischen Europa und USA aufweisen, aber zugleich mit langen Aufenthalten, Arbeit oder Herkunft auf anderen Kontinenten verbunden waren.
Lina Bo Bardi
Die Italienerin Lina Bo Bardi verbrachte viel Zeit in Brasilien und arbeitete. Sie wurde zum Teil überschattet von Futuristen wie Oscar Niemeyer. Lina Bo Bardi blieb in der Erinnerung von vielen als eine Architektin, die immer die Menschen als erste Priorität in ihrer Arbeit betrachte.
Sie plante wunderschöne Architekturwerke, die von den Einwohnern stark beliebt war.
Lina Bo Bardi wurde 1914 geboren und hat ihr Studium in Rom, an der Hochschule für Architektur abgeschlossen. Dort eröffnete sie ihr eigenes Büro im Jahre 1942. Kurz danach wurde es bei einem Bombenangriff zerstört. Das, zusammen mit der kleinen Anzahl von Aufträgen hat sie dazu gebracht, andere Bereiche für die eigene Realisierung zu suchen.
1943 wurde ihr die Position als Leiter der Zeitschrift Domus angeboten.
Die begabte Architektin im von ihr entworfenen Lounge-Sessel
1946 ging sie nach Brasilien, wo sie nach fünf Jahren eingebürgert wurde. Sie wurde mit der Planung vom Kunstmuseum in Sao Plaolo beauftragt. Später wurde es zu einem der wichtigsten Bauwerke dieser Art in Lateinamerika. Dessen Design zeichnet sich durch eine Reihe radikaler Elemente aus, einschließlich eines der ersten modernen Stühle in Brasilien.
1948 eröffnete Lina Bo Bardi das Studio Studiod’Arte Palma zusammen mit einem anderen italienischen Architekten. Zusammen haben sie Möbel aus Sperrholz und anderen typisch brasilianischen Materialien entworfen.
Sie entwarf im Jahre 1951 das Glashaus, ihre eigene Residenz und das erste Meisterstück der modernistischen Architektur in Brasilien.
Der in den 50er Jahren von Lina Bo Bardi entworfene Bowl Stuhl wurde von Arper hergestellt
Sie wurde 1958 als Leiterin des Museum für moderne Kunst von Bahia, in Salvador da Bahia eingeladen. Nach dem Militärputsch kehrte sie 1964 zurück nach Sao Paolo und ab diesem Moment wurde ihr Design sehr vereinfacht. Dieses Spätwerk bezeichnete sie selbst mit dem Ausdruck „arquiteturapobre“ (arme Architektur).
Anne Tyng
Auch Anne Tyng verdient einen würdigen Platz unter den Namen der berühmten Architekten. Sie wurde 1920 in China geboren in einer Familie von Missionaren der Episkopalkirche. Diese spielte eine wesentliche Rolle fürs Design von Louis Kahn, mit dem sie eine Tochter bekam.
1942 wurde sie in Harvard Graduate School of Design zugelassen und war eine der ersten Frauen dort. Sie studierte bei Walter Gropius und nach dem Abschluss arbeitete sie in sehr vielen Büros in New York. Daraufhin zog sie nach Philadelphia um, um dort in der Firma von Stonorov & Kahn zu arbeiten.
Moderne Architektur und perfekte Geometrie
Die Architektin hatte schon immer eine Schwäche für platonische Körper
Nachdem das Unternehmen auseinander fiel, arbeitete sie weiter für Kahn. Sie hat niemals allein ein Gebäude gebaut, aber sie teilte die Leidenschaft von Kahn für Geometrie und das war von entscheidender Bedeutung für seine Arbeit. Viele bezeichnen Anne Tyng als seine Muse.
Zu den Werken, die stark von ihr beeinflusst worden sind, gehören TrentonBath House und Yale Art Gallery.
Norma Merrick Sklarek
Norma Merrick Sklarek hat viele Pionierrollen auf dem Bereich der Architektur gespielt. Sie war die erste Afroamerikanerin, die eine Lizenz für diesen Beruf bekam, die erste solche in Kalifornien und auch das erste weibliche Mitglied des amerikanischen Instituts der Architekten (American Institute ofArchitects.)
Geboren in Harlem, fand es Norma Merrick Sklarek schwierig, mit Unternehmen aus New York zu arbeiten. Selbst der Abschluss in Columbia University reichte nicht aus, um die Vorurteile gegen sie als Afroamerikanerin zu überwinden. Schließlich bekam sie einen Job in SkidmoreOwings&Merill.
1960 zog sie nach Kalifornien um, um für die Gruen Associates zu arbeiten. Dort verspürte sie aber immensen Druck auf Grund von ihrem Geschlecht und Hautfarbe. Trotz dieser Schwierigkeiten wuchs sie schnell in der Hierarchie und wurde Direktorin des Unternehmens im Jahre 1966. Während ihrer Karriere verdiente sie den Ruf einer ausgezeichneten Projektarchitektin, schloss regelmäßig große Projekte ab. Zwei der wichtigsten Beispiele sind Terminal 1 in LA und das Gebäude der US Botschaft in Tokyo. Beide musste sie unter Zeitdruck und mit eingeengten Budgets realisieren.
Das historische Gebäude vom Terminal 1 auf dem internationalen Flughafen in Los Angeles
Die USA-Botschaft in Tokyo
Norma Merrick Sklarek verließ 1980 die Firma Gruenand Associates und kurz darauf gründete sie Sklarek, Siegel und Diamond. In der Geschichte blieb dies als das erste erfolgreiche Unternehmen, das nur von Frauen besteht.
Norma Merrick Sklarek hat durch ihren Erfolg eine spezielle Leistung zur Überwindung von Rassenproblemen vollbracht.
Denise Scott Brown
Denise Scott Brown, zusammen mit Ihrem Ehemann Robert Venturi, hatte einen enormen Einfluss auf die Entwicklung der Architektur und des Designs im 20. Jahrhundert. Der totale Perspektivenwechsel zu diesem Thema hat ihr Berühmtheit, aber auch sehr viel Kritik mitgebracht. Sie beeinflusste die Sicht vieler Menschen auf den Modernismus und das urbane Design aus der Mitte des 20 Jahrhunderts.
Kennzeichnend für die Diskriminierung zu dieser Zeit war die Tatsache, dass ihr Ehemann den Pritzker Prize 1991 gewann und sie dabei nicht mal erwähnt wurde.
Die Architektin mit Ihrem Ehemann Robert Venturi
Sie wurde 1931 in Nordrhodesien geboren. Sie studierte Architektur in Südafrika und London. 1958 zog sie nach Kalifornien um, zusammen mit ihrem ersten Ehemann Robert Scott Brown. Er verstarb in einem Autounfall ein Jahr später.
1960 vollendete sie ihr Magisterstudium in Planung an University of Pennsylvania. Sie bekam währenddessen auch ein Mitglied der Fakultät. Hier traf sie ihren künftigen Ehemann und Partner Robert Venturi.
Denise und Robert beim kreativen Arbeiten
Denise Scott Brown reiste sehr viel und verbreitete das Interesse für Design und Architektur in Städten, wo sie sich immer noch keine große Popularität erfreuten. Sie hatte einen starken Einfluss in Los Angeles und Las Vegas.
Zusammen mit ihrem Ehemann und dem urbanen Forscher Steven Izenour ist sie Autorin des emblematischen theoretischen Werks Learning From Las Vegas: the Forgotten Symbolism of Architectural Form. Das Buch ist ins Deutsch übersetzt unter dem Titel Lernen von Las Vegas: Zur Ikonographie und Architektursymbolik der Geschäftsstadt (Bauwelt Fundamente).