Werkstatt-Hände? So pflegst du dein wichtigstes Werkzeug richtig.

von Augustine Schneider
Anzeige

In der Werkstatt sind meine Hände alles. Seit Ewigkeiten arbeite ich mit Holz, Metall, Ölen und Lacken. Jeden Tag packen sie raue Bohlen an, führen schwere Maschinen oder kommen mit Chemie in Kontakt. Ganz ehrlich? Ich habe früher viel zu wenig darauf geachtet. Bis ich mal eine filigrane Arbeit fast eine Woche verschieben musste – nur wegen eines fiesen, tiefen Risses am Daumen. Das hat mich gelehrt: Handpflege ist kein Luxus. Sie ist eine Notwendigkeit, damit der Laden läuft. Es geht nicht um Schönheit, sondern um Funktion. Trockene, spröde Haut hat einfach weniger Gefühl und Grip. Deswegen teile ich hier mal, was bei mir wirklich funktioniert. Kein Zeug aus Hochglanzmagazinen, sondern erprobte Methoden aus der Praxis.

Erst verstehen, dann reparieren: Deine Haut als Schutzschild

Bevor wir über Cremes und Salben reden, müssen wir kurz klären, was wir da eigentlich schützen. Stell dir deine Haut wie eine perfekt geölte Holzoberfläche vor. Sie hat eine natürliche Schutzschicht, den sogenannten Säureschutzmantel. Das ist ein hauchdünner Film aus Fett und Schweiß, der Feuchtigkeit drin und Keime draußen hält. Wasser perlt ab, alles ist gut.

hautpflege tipps haende pflegen hausgemachte maske handpflege
Anzeige

In der Werkstatt kriegt dieser Schutzmantel aber permanent eins auf die Mütze. Holzstaub zum Beispiel ist nicht nur Dreck – er ist super trocken und saugt das Fett quasi aus deiner Haut. Lösungsmittel, Reiniger oder sogar scharfe Seifen wirken wie Terpentin auf dem geölten Holz: Sie lösen die Schutzschicht auf. Das Ergebnis? Die Haut wird stumpf, spannt und bekommt winzige Risse. Und durch diese Risse geht noch mehr Feuchtigkeit verloren. Ein echter Teufelskreis.

Selbst ständiges Händewaschen mit heißem Wasser ist kontraproduktiv. Es zerstört den Schutzfilm schneller, als der Körper ihn nachproduzieren kann. Unser Ziel ist also klar: Erstens, diesen Schutz so gut es geht zu erhalten. Und zweitens, ihn schnell wieder aufzubauen, wenn er doch mal beschädigt ist.

Vorbeugen ist alles: Die tägliche Routine, die wirklich was bringt

Der beste Riss ist der, der gar nicht erst entsteht. Vorbeugung ist die halbe Miete, ehrlich. Mit ein paar simplen Gewohnheiten kannst du schon extrem viel erreichen.

hautpflege tipps handpflege hausgemachte maske creme
Anzeige

1. Der richtige Handschuh für den richtigen Job

Handschuhe sind kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verstand. Aber es kommt auf den richtigen an. Hier meine Faustregel:

  • Lederhandschuhe: Dein Standard für alles Grobe. Holz schleppen, stemmen, schwere Geräte bedienen. Sie schützen vor Splittern und Stößen. Ein gutes Paar kostet zwischen 15 und 30 Euro, aber die Investition lohnt sich. Achte darauf, dass sie gut sitzen!
  • Nitrilhandschuhe: Die sind Pflicht, sobald du mit Ölen, Beizen, Lacken oder Lösungsmitteln hantierst. Die blauen oder schwarzen Einweghandschuhe kennt jeder. Kauf aber lösungsmittelbeständige Modelle, die billigsten lösen sich manchmal auf. Kleiner Tipp: In den Dingern schwitzt man ordentlich. Das weicht die Haut auf. Ich ziehe manchmal dünne Baumwollhandschuhe drunter (kosten ein paar Euro im Drogeriemarkt), die saugen den Schweiß auf.
  • Schnittschutzhandschuhe: Nicht verhandelbar bei Arbeiten mit scharfen Klingen, ob beim Schnitzen oder an der Maschine. Hat nur indirekt mit Hautpflege zu tun, aber eine tiefe Schnittwunde ist das schlimmste Hautproblem überhaupt.

Und ganz wichtig: Nach der Arbeit die Handschuhe ausziehen, damit die Haut wieder atmen kann.

hautpflege tipps haende maske selber machen yoghurt eier olivenol

2. Händewaschen – aber mit Köpfchen

Nach Feierabend muss der Dreck runter, klar. Aber bitte nicht mit der orangefarbenen Sandpaste, die in vielen Werkstätten steht. Das Zeug ist pures Gift für die Hautbarriere. Besser geht’s so:

Benutz immer nur lauwarmes Wasser. Heißes Wasser löst die natürlichen Hautfette noch schneller. Als Seife nimmst du eine pH-neutrale, rückfettende Waschlotion. Die findest du in jeder Drogerie für 3 bis 5 Euro. Achte auf Begriffe wie „Syndet“ oder „für trockene Haut“. Und das Trocknen? Mindestens genauso wichtig! Tupf die Hände sorgfältig ab, vor allem zwischen den Fingern. Restfeuchte weicht die Haut auf und kann zu Entzündungen führen.

3. Der „unsichtbare Handschuh“ vor der Arbeit

Ein genialer Trick, den ich von einem alten Meister gelernt habe: eine Hautschutzcreme, die man vor der Arbeit aufträgt. Das Zeug bildet einen unsichtbaren Film auf der Haut. Der Schmutz kann sich gar nicht erst so tief festsetzen und lässt sich später viel leichter abwaschen. Das bedeutet: weniger schrubben, weniger Belastung für die Haut. Gibt’s im Fachhandel für Arbeitsschutz.

hautpflege tipps handpflege diy masken

Feierabend-Kur: So reparierst du deine Haut über Nacht

Okay, jetzt wird’s gemütlich. Der Haut aktiv helfen, sich zu erholen. Ich bin kein Fan von teuren Kosmetikprodukten mit unverständlichen Zutatenlisten. Die besten Helfer sind oft die einfachsten.

Meine Basis-Handsalbe: Fett, ehrlich und selbstgemacht

Alle paar Monate rühre ich mir diese Salbe selbst an. Sie ist die Grundlage für alles. Ja, sie ist fettig und zieht langsam ein, aber sie wirkt Wunder.

Was du brauchst:

  • 100 ml gutes, kaltgepresstes Olivenöl
  • 25 g reines Bienenwachs (kriegst du beim Imker oder online für ca. 5-10 €, die Menge reicht ewig)
  • Optional: 1 TL Honig und ein paar Tropfen Wollwachs (Lanolin) aus der Apotheke

Die Zubereitung ist kinderleicht: Öl und Bienenwachs in einem Glas im Wasserbad langsam erhitzen, bis das Wachs geschmolzen ist. Nicht kochen! Rausnehmen, kurz abkühlen lassen, dann Honig und Lanolin einrühren. In kleine Dosen abfüllen und offen fest werden lassen. Fertig.

(Kleiner Tipp: Sollte die Salbe zu fest geraten, einfach nochmal kurz erwärmen und einen Schuss Öl dazu. Zu weich? Ein paar Wachspastillen mehr rein.)

hautpflege tipps hausgemachte maske zitrone eier honig
What's Hot

Japanische Maniküre: So werden Ihre Nägel gesund und kräftig!

Das Gefühl? Sehr reichhaltig, fast ein bisschen wachsig. Die Salbe legt sich wie ein Schutzfilm auf die Haut. Perfekt für die Nacht. Und falls du absolut keine Lust zum Selbermachen hast: Eine Dose reines Melkfett oder Sheabutter aus der Drogerie für unter 10 Euro kommt dem schon sehr nahe.

Der Notfallplan für fiese Risse und Schrunden

Manchmal passiert es eben doch: Ein tiefer, schmerzhafter Riss an der Fingerkuppe. Autsch. Das ist nicht nur nervig, sondern auch ein Einfallstor für Infektionen. Hier ist mein Notfallplan, der fast immer hilft.

Die Intensivkur mit dem Baumwollhandschuh

Das ist die effektivste Methode, die ich kenne. Reinige die Stelle vorsichtig. Dann klatsch eine richtig dicke Schicht deiner Fettsalbe drauf (die selbstgemachte oder eine gute Wund- und Heilsalbe mit Dexpanthenol aus der Apotheke). Jetzt einen sauberen Baumwollhandschuh drüberziehen und ab ins Bett.

Der Handschuh verhindert nicht nur eine riesige Sauerei im Bett. Er erzeugt auch ein feuchtwarmes Klima, wodurch die Haut die Wirkstoffe viel besser aufnehmen kann. Oft ist der Riss schon nach einer Nacht deutlich besser und tut weniger weh. Manchmal braucht es zwei, drei Nächte.

hautpflege tipps haende maske diy honig zitrone

Achtung! Hier endet die Selbstbehandlung: Ich bin Handwerker, kein Arzt. Geh bitte zum Fachmann, wenn…

  • ein Riss sehr tief ist oder stark blutet.
  • die Stelle rot wird, pocht oder anschwillt (Infektionsgefahr!).
  • sich Eiter bildet.
  • trotz aller Pflege einfach nichts besser wird.

Manchmal steckt auch eine Hauterkrankung dahinter. Das abklären zu lassen, ist ein Zeichen von Professionalität.

Ein letzter Gedanke…

Seine Hände zu pflegen, ist wie seine Werkzeuge zu pflegen. Wer seine Sägeblätter schärft und seine Maschinen ölt, sollte auch auf sein unersetzlichstes Werkzeug achten. Es geht um kleine, bewusste Gewohnheiten, die am Ende einen riesigen Unterschied machen.

Gepflegte Hände sind ein Zeichen von Respekt – vor der eigenen Arbeit und vor sich selbst.

Übrigens, ein Quick-Win für heute Abend: Wenn du nur eine einzige Sache machst, dann diese: Creme deine Hände vor dem Schlafen richtig dick ein. Du hast keine Baumwollhandschuhe? Kein Problem. Zieh einfach ein Paar alte Socken drüber. Du wirst am nächsten Morgen staunen, versprochen.

hautpflege tipps haende maske selber machen handpfege
What's Hot

Dehnungsstreifen entfernen – Hausmittel und Tipps, die wirklich helfen können

Bildergalerie

hautpflege tipps honig hausgemachte maske handpflege
hautpflege tipps handpflege creme hausgemachte masken tee trinken
What's Hot

Altersflecken? Dein ehrlicher Guide, um sie wirklich loszuwerden

Was ist eigentlich das Geheimnis hinter den geschmeidigen Händen alter Seebären oder Schafzüchter?

Oft ist es Lanolin, auch bekannt als Wollfett. Dieses natürliche Fett aus Schafwolle ist in seiner Struktur dem menschlichen Hautfett verblüffend ähnlich. Es bildet eine semi-okklusive Barriere – das bedeutet, es schützt die Haut vor Feuchtigkeitsverlust, lässt sie aber trotzdem atmen. Reine Lanolin-Salben, wie sie in Apotheken erhältlich sind, sind extrem ergiebig und wirken wie ein Schutzschild für Haut, die durch Lösungsmittel oder ständige Reibung extrem beansprucht wird.

hautpflege tipps handpflege nagelpflege nageldesign

85 % aller berufsbedingten Hauterkrankungen betreffen die Hände.

Eine beeindruckende Zahl, die zeigt: Schutz ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Die richtige Wahl der Handschuhe ist dabei entscheidend. Dünne Nitril-Handschuhe für den Umgang mit Ölen und Lacken, robuste Lederhandschuhe für grobe Holzarbeiten und schnittfeste Modelle (z.B. von Uvex oder Ansell) für den Umgang mit scharfen Kanten. In die richtige Ausrüstung zu investieren, ist die beste Versicherung für Ihr wichtigstes Werkzeug.

hautpflege tipps handtattoo anker handpflege
What's Hot

Cremige Körperbutter selber machen: Die ultimative Anleitung für Anfänger

Der größte Feind nach der Arbeit: Aggressive Handreiniger.

Option A: Die klassische Werkstatt-Handwaschpaste. Sie entfernt Öl und Schmutz effektiv, oft aber durch scharfe Tenside und Reibekörper, die den natürlichen Säureschutzmantel der Haut komplett abtragen.

Option B: Eine pH-neutrale, rückfettende Waschlotion. Produkte wie die von Sebamed oder Eucerin reinigen sanfter und helfen, die Hautbarriere schon beim Waschen zu stabilisieren. Für hartnäckigen Schmutz kann man eine weiche Bürste zur Hilfe nehmen.

Die Umstellung mag sich anfangs seltsam anfühlen, aber Ihre Haut wird es Ihnen innerhalb einer Woche danken.

hautpflege tipps nageldesign pinke naegel pfingstrose

Für die wirklich harten Fälle, wenn die Haut schon rissig ist und spannt, braucht es eine Intensivkur über Nacht. Tragen Sie vor dem Schlafengehen eine dicke Schicht einer stark fetthaltigen Creme oder einer speziellen Schrundensalbe mit Urea oder Panthenol auf – die Glysolid Hautcreme ist hier ein unschlagbarer Klassiker. Ziehen Sie anschließend dünne Baumwollhandschuhe darüber. Die Wärme sorgt dafür, dass die Wirkstoffe tief einziehen können und die Creme verschmiert nicht auf der Bettwäsche. Am nächsten Morgen fühlen sich die Hände wie runderneuert an.

  • Vermeidet Entzündungen
  • Beschleunigt die Heilung
  • Funktioniert ohne Nadel und Pinzette

Das Geheimnis? Ein simpler Werkstatt-Trick gegen fiese Mikro-Splitter… Ein kleiner Klecks Ponal Holzleim auf die betroffene Stelle, trocknen lassen und dann wie ein Pflaster abziehen. Der Leim umschließt den Splitter und zieht ihn beim Abziehen sanft aus der Haut. Funktioniert perfekt bei Holz- oder Glasfasersplittern.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.