Kokosöl für die Haare: Der ultimative Profi-Guide gegen Stroh und Spliss

von Mareike Brenner
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In meinem Job als Friseur hab ich schon so viele Trends kommen und gehen sehen. Alle paar Monate schreit die Beauty-Welt nach einem neuen Wundermittel. Aber Kokosöl? Das ist irgendwie geblieben. Und ganz ehrlich, das hat auch seinen Grund. Doch wie bei jedem guten Werkzeug kommt es auf die richtige Handhabung an. Ein Hammer ist nutzlos, wenn man nicht weiß, wo man hinschlagen soll. Genauso ist es mit Kokosöl.

Ich hatte Kundinnen, deren Haare sich damit von trockenem Stroh in pure Seide verwandelt haben. Aber ich hab auch die beraten, die mit fettigen, steifen Strähnen vor mir standen und nicht wussten, was sie falsch gemacht haben. Der Unterschied liegt oft nur in einem winzigen Detail. Vergessen wir mal die Hochglanzwerbung. Hier geht’s um echtes Handwerkswissen, damit du am Ende nicht frustriert, sondern begeistert bist.

Was steckt da eigentlich drin? Ein kurzer Blick unter die Haube

Um zu verstehen, warum Kokosöl so gut (oder manchmal auch schlecht) für Haare sein kann, müssen wir uns kurz anschauen, woraus es besteht. Keine Sorge, das wird kein Chemie-Unterricht. Es geht hauptsächlich um Fettsäuren, und drei davon sind für uns besonders spannend.

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Der Star der Show: Laurinsäure

Der Hauptakteur in Kokosöl ist die Laurinsäure. Sie macht etwa die Hälfte des Öls aus und hat eine super Eigenschaft: Ihre Moleküle sind winzig klein. Das erlaubt es ihnen, anders als bei den meisten Ölen, wirklich tief in den Haarschaft einzudringen. Stell dir dein Haar wie ein dickes Kabel vor, das von einer schützenden Schuppenschicht umgeben ist. Die Laurinsäure schlüpft da durch und dockt direkt an den Proteinen im Inneren an. Das ist genial, denn dadurch wird der natürliche Proteinverlust, der bei jeder Haarwäsche passiert, deutlich reduziert. Dein Haar bleibt also von innen heraus stark.

Die kleinen Helfer: Caprin- & Caprylsäure

Diese beiden sind auch noch mit an Bord. Sie sind bekannt dafür, das Wachstum von Pilzen und Bakterien zu hemmen. Das kann für die Kopfhaut interessant sein, wenn du zum Beispiel mit Schuppen (die oft durch einen Hefepilz entstehen) oder leichtem Juckreiz zu kämpfen hast. Aber Achtung, hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, dazu später mehr.

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Was zum Teufel ist „hygrale Ermüdung“?

Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach. Das Wort beschreibt den Stress, den dein Haar durch ständiges Nasswerden und Trocknen erleidet. Beim Waschen quillt das Haar auf, beim Trocknen zieht es sich zusammen. Diese ständige Bewegung macht die Haarstruktur auf Dauer mürbe und brüchig. Kokosöl kann hier wie ein Schutzschild wirken. Da Öl Wasser abweist, dringt beim Waschen weniger Wasser ein, das Haar quillt nicht so stark auf und der Stress wird reduziert. Das ist einer der Hauptgründe, warum eine Ölkur VOR der Wäsche so verdammt effektiv ist.

Nicht jedes Öl ist gleich: Welches soll ich bloß kaufen?

Im Supermarkt stehst du vor dem Regal und siehst verschiedene Gläser. Die Wahl hat tatsächlich einen kleinen Einfluss auf das Ergebnis. Im Grunde gibt es zwei Sorten, die für dich wichtig sind.

  • Natives (kaltgepresstes) Kokosöl: Das hier wird schonend aus frischem Kokosfleisch gepresst. Es riecht und schmeckt intensiv nach Kokos und enthält mehr Nährstoffe. Wenn du gezielt deine Kopfhaut pflegen willst, ist das oft die bessere Wahl. Du findest es in jedem Bio-Laden oder gut sortierten Supermarkt.
  • Raffiniertes (desodoriertes) Kokosöl: Das wird meist aus getrocknetem Kokosfleisch gewonnen und danach bearbeitet, um es geruchs- und geschmacksneutral zu machen. Für die reine Pflege der Haarlängen ist das absolut ausreichend, denn die wichtige Laurinsäure ist hier genauso enthalten.

Mein ehrlicher Tipp: Spar dir das Geld. Für die Anwendung in Längen und Spitzen, wo es den meisten Leuten drauf ankommt, reicht ein gutes raffiniertes Bio-Kokosöl aus der Drogerie (dm, Rossmann) oder dem Supermarkt völlig aus. Rechne hier mit etwa 3 bis 5 Euro für ein Glas, das ewig hält. Wenn du gezielt deine Kopfhaut verwöhnen willst, investiere die 7 bis 10 Euro in ein hochwertiges natives Öl.

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Die Profi-Methode: So geht’s richtig, Schritt für Schritt

So, und jetzt wird’s praktisch. Hier trennt sich Erfolg von fettiger Enttäuschung. Die meisten Fehler passieren aus reiner Unwissenheit. Ich zeig dir die Methode, die sich im Salonalltag bewährt hat.

1. Vorbereitung: Die richtige Menge ist alles

Kokosöl ist bei Raumtemperatur fest. Versuch bitte niemals, einen festen Brocken ins Haar zu reiben – das führt nur zu Knoten und Haarbruch.

Der häufigste Fehler ist, viel zu viel zu nehmen. Für kurzes bis schulterlanges Haar reicht eine erbsengroße Menge. Für richtig langes, dickes Haar vielleicht eine walnussgroße. Fang immer mit weniger an! Gib die Menge in deine Handflächen und verreibe sie. Deine Körperwärme schmilzt das Öl in Sekunden. Bitte nicht in die Mikrowelle, die Hitze ist unkontrolliert und du könntest dich verbrennen.

2. Anwendung: Immer auf trockenes Haar!

Viele klatschen Öl auf nasses Haar. Das ist nicht komplett falsch, aber viel weniger effektiv. Denk dran: Öl und Wasser mischen sich nicht. Wenn das Haar schon mit Wasser vollgesogen ist, kann das Öl nicht mehr tief eindringen. Also: Die beste Methode ist die Anwendung auf trockenem, ungewaschenem Haar.

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Beginne in den Spitzen – das sind die ältesten und durstigsten Teile deines Haares. Arbeite dich dann langsam hoch, aber spar den Haaransatz aus (es sei denn, du machst eine Kopfhautkur). Wenn das Öl grob verteilt ist, kämm es vorsichtig mit einem grobzinkigen Kamm durch. So wird alles schön gleichmäßig.

3. Einwirkzeit: Geduld zahlt sich aus

Je länger, desto besser. Wenn du wenig Zeit hast, reichen schon 30-60 Minuten. Wickel die Haare in ein altes Handtuch oder setz eine Duschhaube auf, die Wärme hilft beim Einziehen. Die absolute Königsklasse ist aber die Intensivkur über Nacht. Flechte dein Haar dafür zu einem lockeren Zopf und schlag es in ein altes T-Shirt ein, um deine Bettwäsche zu schützen.

4. Das Auswaschen: Der wichtigste Trick überhaupt!

Und jetzt kommt der Game-Changer, an dem die meisten scheitern. Sie gehen mit den öligen Haaren unter die Dusche, machen sie nass und wundern sich, dass das Shampoo nicht schäumt und alles fettig bleibt. Logisch, denn das Wasser legt sich wie ein Film über das Öl.

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Die Profi-Technik ist anders:

  1. Geh mit den noch trockenen, öligen Haaren ins Bad.
  2. Gib eine gute Portion Shampoo in deine trockenen Hände.
  3. Massiere das Shampoo direkt ins geölte Haar ein. Richtig gründlich, bis sich Öl und Shampoo zu einer milchigen Masse verbinden. Das ist der Moment, in dem das Öl „geknackt“ wird.
  4. Erst jetzt gibst du Wasser dazu und schäumst alles normal auf.
  5. Meistens braucht es einen zweiten, kleinen Waschgang. Danach Conditioner oder Kur wie gewohnt.

Ganz ehrlich, dieser Trick allein ist Gold wert und macht den Unterschied zwischen einem perfekten Ergebnis und einer fettigen Katastrophe.

Die 3 häufigsten Fehler – und wie du sie locker vermeidest

Fassen wir die typischen Fallstricke nochmal zusammen, damit bei dir auch sicher nichts schiefgeht:

  • Fehler 1: Zu viel Öl verwenden. Das Haar wird schwer und strähnig. Lösung: Starte mit einer erbsengroßen Menge und leg bei Bedarf lieber nochmal nach. Weniger ist hier definitiv mehr!
  • Fehler 2: Öl auf nasses Haar geben. Es kann nicht richtig einziehen und der Effekt verpufft. Lösung: Die Kur immer auf komplett trockenes Haar auftragen, am besten vor der Wäsche.
  • Fehler 3: Falsch auswaschen. Das Ergebnis ist ein fettiger Ansatz und Frust. Lösung: Der Profi-Trick! Shampoo IMMER zuerst ins trockene, geölte Haar einmassieren und erst dann Wasser hinzufügen.
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Ein Öl für alle? Für wen Kokosöl wirklich genial ist

Kokosöl ist kein Allheilmittel. Für manche Haartypen ist es ein Segen, für andere eher nicht so. Hier meine ehrliche Einschätzung aus der Praxis.

Ideal für dich, wenn du…
…dickes, trockenes, lockiges oder strapaziertes Haar hast. Diese Haarstrukturen lieben Kokosöl. Es nährt von innen, macht sie geschmeidig und widerstandsfähiger. Ich hatte mal eine Kundin mit blondiertem Haar, das sich anfühlte wie Stroh. Nach vier Wochen mit einer wöchentlichen Kokosöl-Kur über Nacht waren ihre Haare nicht wiederzuerkennen – weich, glänzend und viel weniger Haarbruch.

Mit Vorsicht genießen bei…
…feinem Haar. Feines Haar wird schnell beschwert. Das heißt nicht, dass du es gar nicht nutzen darfst, aber sei extrem sparsam. Eine winzige, linsengroße Menge, die du nur in die untersten Spitzen knetest, kann auch hier Spliss vorbeugen.

Wahrscheinlich nichts für dich bei…
…proteinempfindlichem Haar. Das ist ein wichtiges Thema. Manche Haare reagieren auf Proteine (und auf die protein-schützende Wirkung von Kokosöl) seltsam: Sie werden steif, hart und brüchig. Fühlt sich dein Haar nach der Kur nicht weich, sondern eher hart an? Dann gehört es vermutlich dazu. Hör darauf! In diesem Fall sind versiegelnde Öle wie Arganöl (super für Glanz), Jojobaöl (ähnelt dem hauteigenen Talg) oder leichtes Mandelöl die bessere Wahl für dich. Sie legen sich schützend ums Haar, anstatt tief einzudringen.

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Wie oft sollte ich das eigentlich machen?

Eine super wichtige Frage! Das hängt total von deinem Haar ab. Ein guter Startpunkt ist:

  • Bei sehr trockenem, strapaziertem Haar: Einmal pro Woche als Intensivkur.
  • Bei normalem bis leicht trockenem Haar: Alle zwei Wochen reicht völlig aus.

Beobachte einfach, wie sich dein Haar anfühlt. Es wird dir schon zeigen, was es braucht. Ziel ist es, das Haar zu nähren, nicht zu ertränken.

Noch mehr Ideen: Was du sonst noch tun kannst

  • Als Pre-Wash-Kur (Pre-Poo): Das ist die klassische Anwendung. 30 Minuten vor jeder Wäsche schützt es deine Längen vor dem Austrocknen durch Shampoo.
  • Zur Pflege trockener Kopfhaut: Eine sanfte Massage mit warmem, nativem Kokosöl kann Wunder wirken. Aber danach gründlich mit dem Profi-Trick auswaschen!
  • Quick-Win gegen Frizz: Keine Zeit für eine Kur? Verreibe eine winzige Menge Öl zwischen den Händen, bis fast nichts mehr zu spüren ist, und streiche dann sanft über trockene, fliegende Härchen. Wirkt sofort!
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Ein paar letzte Warnhinweise vom Profi

Achtung bei unreiner Haut: Kokosöl kann Poren verstopfen. Wenn du zu Pickeln im Gesicht, am Rücken oder auf der Brust neigst, pass auf. Bei einer Über-Nacht-Kur die Haare immer hochstecken und in ein Tuch wickeln, damit sie deine Haut nicht berühren.

Und denk an den Abfluss: Ein kleiner Haushalts-Tipp am Rande… Kokosöl wird bei Kälte wieder fest. Spül nach dem Auswaschen immer für eine Minute mit richtig heißem Wasser nach, um zu verhindern, dass sich im Rohr Fettklumpen bilden.

Ach ja, und bei ernsthaftem Haarausfall kann Kokosöl leider auch nicht zaubern. Es reduziert Haarbruch, aber wenn dir die Haare von der Wurzel aus ausgehen, ist der Gang zum Arzt unumgänglich. Das ist eine medizinische und keine kosmetische Frage.

Fazit eines Handwerkers

So, das war’s. Kokosöl ist ein fantastisches Naturprodukt, aber eben kein Zaubertrank. Der Erfolg hängt von der richtigen Technik und dem Wissen über dein eigenes Haar ab. Ich hoffe, diese Anleitung gibt dir das richtige Werkzeug an die Hand, um es meisterhaft zu verwenden. Probier es aus, sei geduldig und hör auf dein Haar. Dann klappt’s auch mit der Traummähne.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.