Schluss mit Streifen & Flecken: So streichst du Wände, dass jeder staunt
Ich erinnere mich noch gut, wie mir ein alter Hase im Malergeschäft mal sagte: „Die Wand redet mit dir. Du musst nur lernen, zuzuhören.“ Damals hab ich das, ehrlich gesagt, nicht ganz kapiert. Heute weiß ich aber genau, was er meinte. Eine Wand ist nicht einfach nur eine Fläche für Farbe. Sie hat eine Vergangenheit, eine eigene Struktur und ganz bestimmte Bedürfnisse. Wenn du die ignorierst, wird das Ergebnis nie wirklich überzeugen.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 1. Das Fundament: Warum die meiste Arbeit VOR dem Streichen passiert
- 0.2 2. Die richtige Farbe: Was wirklich im Eimer steckt
- 0.3 3. Die Technik: So bekommst du eine Wand ohne Streifen und Ansätze
- 0.4 4. Die häufigsten Anfängerfehler (und wie du sie vermeidest)
- 0.5 5. Die Wirkung von Farbe: Mehr als nur Deko
- 0.6 6. Was kostet der Spaß? Eine realistische Zeit- & Budgetplanung
- 0.7 7. Sicherheit und wann du doch den Profi rufen solltest
- 1 Bildergalerie
Die meisten Leute sehen nur die Farbe im Eimer. Sie träumen von Salbeigrün, Mitternachtsblau oder einem coolen Greige. Aber der schönste Farbton der Welt ist nichts wert, wenn die Vorbereitung nicht stimmt. Eine Wand mit Charakter entsteht nicht mal eben an einem Samstagnachmittag. Sie ist das Ergebnis von ein bisschen Wissen, Sorgfalt und dem richtigen Material. In diesem Guide zeige ich dir, worauf es wirklich ankommt – nicht aus der Sicht eines Designers, sondern als jemand, der jeden Tag mit Pinsel und Rolle hantiert.

1. Das Fundament: Warum die meiste Arbeit VOR dem Streichen passiert
Klar, jeder will sofort zum Pinsel greifen. Das kenne ich nur zu gut. Aber die Profis wissen: Der Erfolg eines Anstrichs entscheidet sich einzig und allein am Untergrund. Eine schlechte Grundlage lässt selbst die teuerste Farbe billig aussehen. Da kommen alte Flecken durch, die Farbe blättert ab oder die Oberfläche wird furchtbar ungleichmäßig.
Checkliste: Was deine Wand dir sagen will
Bevor auch nur ein Tropfen Farbe die Wand berührt, müssen wir Detektiv spielen. Jede Wand ist anders. Ist sie sandig, extrem durstig oder vielleicht mit einer alten, glänzenden Farbe versiegelt? Dafür gibt es super einfache Tests, die du sofort machen kannst.
- Der Hand-Test (Wischprobe): Reib mal mit der flachen Hand kräftig über die Wand. Bleibt ein weißer, kreidiger Staub an deiner Hand hängen? Bingo! Das ist wahrscheinlich eine alte Leimfarbe oder ein Anstrich, der seine besten Tage hinter sich hat. Der muss runtergewaschen oder mit Tiefengrund fixiert werden.
- Der Kratz-Test: Nimm einen Spachtel oder einen Schraubendreher und kratze fest über die Fläche. Wenn dabei ganze Farb-Platten abblättern oder sich der Putz leicht abkratzen lässt, ist der Untergrund nicht tragfähig. Da hilft nur eins: Alles, was locker ist, muss runter.
- Der Wasser-Test (Saugprobe): Schnapp dir eine Sprühflasche und benetze eine kleine Stelle an der Wand. Was passiert? Perlt das Wasser ab wie bei einer Regenjacke? Dann hast du es wohl mit einer alten Latexfarbe zu tun, die keine neue Farbe an sich ranlässt. Zieht das Wasser sofort ein und die Stelle wird dunkel? Dann ist der Untergrund extrem saugfähig, typisch für Gipsputz. In beiden Fällen brauchst du eine spezielle Grundierung.
Diese drei Checks sind pures Gold. Sie verraten dir genau, was die Wand braucht, um die neue Farbe perfekt aufzunehmen. Ein stark saugender Untergrund würde der Farbe nämlich blitzschnell das Wasser entziehen – sie „verbrennt“ und du bekommst hässliche Streifen. Eine nicht saugende Wand bietet der Farbe keinen Halt, sie würde einfach abblättern.

Die Vorbereitung Schritt für Schritt – Deine Einkaufsliste inklusive
Okay, Diagnose steht. Jetzt geht’s an die Arbeit. Das ist der Teil, den viele aus Zeitmangel überspringen. Ein Riesenfehler, der sich später rächt.
Schritt 1: Saubermachen
Staub, Spinnweben und Fett müssen runter. Vor allem in der Küche ist Entfetten ein Muss. Meistens reicht schon ein Eimer warmes Wasser mit einem Schuss Spüli oder Haushaltsreiniger. Bei fiesen Nikotinflecken brauchst du aber eine schwere Waffe: einen Isolier- oder Sperrgrund. Sonst schlagen die gelben Verfärbungen garantiert wieder durch. Glaub mir, ich hatte Kunden, die dreimal selbst gestrichen haben, bevor sie uns gerufen haben. Ein Anstrich mit Sperrgrund, und das Problem war erledigt.
Schritt 2: Löcher füllen
Dübellöcher und kleine Macken sind schnell erledigt. Dafür reicht eine Fertigspachtelmasse aus der Tube (ca. 5-8 €). Bei größeren oder tieferen Rissen nimmst du besser Spachtelpulver zum Anrühren – das ist stabiler und fällt nicht ein. Und für diese fiesen Haarrisse, die immer wieder kommen, gibt es einen Trick: flexibles Acryl aus der Kartusche. Das macht Bewegungen mit und der Riss bleibt zu.

Schritt 3: Glatt schleifen
Wenn die Spachtelmasse steinhart ist (Herstellerangaben beachten!), musst du die Stellen glatt schleifen. Ein kleiner Handschleifklotz und 120er-Schleifpapier sind hier perfekt. Es geht darum, einen sanften Übergang zur Wand zu schaffen. Fahr danach mit der Hand drüber. Du solltest absolut keine Kante mehr spüren.
Schritt 4: Grundieren – der wichtigste Schritt!
Das ist die Versicherung für dein Projekt. Die Grundierung, oft Tiefengrund genannt, verfestigt sandige Untergründe, reduziert die Saugfähigkeit (so brauchst du weniger Farbe!) und sorgt für eine gleichmäßige Haftung. Je nach Ergebnis deines Wand-Checks brauchst du:
- Transparenten Tiefengrund: Für stark saugende Wände (Gipsputz, Gipskarton).
- Pigmentierten Haftgrund: Für glatte, nicht saugende Flächen (alte Lackfarben, Fliesen).
Das Auftragen fühlt sich unspektakulär an, aber glaub mir, dieser Schritt entscheidet über Top oder Flop.
2. Die richtige Farbe: Was wirklich im Eimer steckt
Im Baumarkt erschlägt dich die Auswahl. Überall bunte Eimer mit tollen Versprechen wie „Tropf-frei“ oder „Einmal streichen reicht“. Als Profi schaue ich aber nur auf das Kleingedruckte auf der Rückseite: das technische Merkblatt. Dort steht die Wahrheit.

Die geheime Sprache der Farbeimer: DIN EN 13300
Zum Glück gibt es eine Norm, die dir hilft, Qualität zu erkennen. Achte auf diese zwei Klassen:
- Nassabriebbeständigkeit (Klasse 1-5): Das ist die Robustheit. Klasse 1 ist „scheuerbeständig“ und perfekt für Flur, Küche oder Kinderzimmer. Da kannst du auch mal mit einem Lappen drüberwischen. Klasse 3 ist „waschbeständig“ und reicht für Schlafzimmer oder Gäste-WC. Finger weg von Klasse 4 und 5, das ist kaum reinigungsfähig.
- Deckvermögen (Klasse 1-4): Das ist die entscheidende Info! Klasse 1 hat die höchste Deckkraft. Eine billige Farbe der Klasse 3 für 20 € zwingt dich oft zu zwei oder drei Anstrichen, während eine Top-Farbe der Klasse 1 für 45 € oft schon beim ersten Mal deckt. Du sparst also nicht wirklich, sondern kaufst dir nur mehr Arbeit und Frust.
Mein Tipp: Investiere immer in eine Farbe mit Deckvermögen Klasse 1 und einer Nassabriebklasse, die zur Raumnutzung passt. Das ist am Ende günstiger.

Dispersions-, Silikat- oder Kalkfarbe?
Neben der Qualität gibt es verschiedene Farbtypen für unterschiedliche Bedürfnisse:
Dispersionsfarbe: Das ist der absolute Klassiker, den du überall bekommst. Sie ist einfach zu verarbeiten, trocknet schnell und ist in tausenden Farbtönen mischbar. Für 90 % aller Projekte ist eine hochwertige Dispersion die richtige Wahl. Preislich liegst du hier für einen 10-Liter-Eimer guter Qualität zwischen 40 € und 70 €.
Silikatfarbe: Diese Farbe ist auf mineralischer Basis und geht eine unlösbare Verbindung mit dem Untergrund ein („Verkieselung“). Sie ist extrem langlebig und super atmungsaktiv – ideal, um Schimmel in Kellern oder alten Mauern vorzubeugen. Aber Achtung: Sie ist ätzend bei der Verarbeitung (Schutzbrille!) und kann später nur mit Silikatfarbe überstrichen werden. Hier bist du mit 60 € bis 100 € pro Eimer dabei.
Kalkfarbe: Ein traditioneller, natürlicher Anstrich. Reiner Kalk ist von Natur aus desinfizierend und schimmelhemmend. Er sorgt für ein fantastisches Raumklima und ist perfekt für Schlaf- und Kinderzimmer. Die Optik ist sehr matt, fast schon pudrig und oft leicht wolkig, was sehr charmant aussehen kann. Die Verarbeitung braucht etwas Übung. Preislich ähnlich wie Silikatfarbe.

3. Die Technik: So bekommst du eine Wand ohne Streifen und Ansätze
Gutes Werkzeug ist die halbe Miete. Ganz ehrlich: Spar nicht an der Rolle! So eine Billigrolle für 3 Euro vom Wühltisch verliert garantiert Fussel, die dann für immer in deiner neuen Farbe kleben. Investiere 10-15 Euro in eine gute Polyamid- oder Lammfellrolle, einen sauberen Pinsel für die Ecken und ein Abstreifgitter. Das Gitter ist unverzichtbar, damit die Rolle gleichmäßig Farbe aufnimmt und nichts tropft.
Die Profi-Methode: „Nass in Nass“
Um Ansätze zu vermeiden, arbeiten Profis immer nach System:
1. Ecken und Kanten zuerst: Streiche mit dem Pinsel einen ca. 10 cm breiten Streifen an allen Decken- und Bodenkanten, um Fenster und Türen herum. Mach das aber nur für die Wand, die du als Nächstes rollen willst.
2. Fläche füllen: Solange die Ränder noch nass sind, schnappst du dir die Rolle. Trage die Farbe erst ein paar Bahnen senkrecht auf und verteile sie dann kreuz und quer, um die Fläche zu füllen.

3. Der letzte Schliff: Zum Schluss rollst du die gesamte Bahn noch einmal ganz leicht und ohne Druck von oben nach unten ab. Das richtet die Farbstruktur aus und sorgt für ein perfektes, streifenfreies Finish.
Arbeite immer eine komplette Wand am Stück fertig, ohne lange Pausen. Und noch ein Tipp: Heizung runterdrehen und Fenster zu! Zugluft lässt die Farbe zu schnell trocknen und macht das „Nass-in-Nass“-Arbeiten unmöglich.
Kleiner Hack: Wenn du über Nacht eine Pause machst, wickle Pinsel und Rolle fest in eine Mülltüte oder Frischhaltefolie. So trocknen sie nicht aus und du kannst am nächsten Tag sofort weitermachen.
4. Die häufigsten Anfängerfehler (und wie du sie vermeidest)
Aus Erfahrung weiß ich, wo die meisten Heimwerker stolpern. Hier sind die Top 3:
- Fehler
1: Klebeband zu lange dran lassen.
Ziehst du das Malerkrepp erst ab, wenn die Farbe komplett trocken ist, reißt du oft einen unschönen Farbrand mit ab. Der Trick: Zieh das Klebeband langsam und in einem flachen Winkel ab, solange die Farbe noch leicht feucht ist. - Fehler
2: Zu wenig Farbe gekauft.
Nichts ist ärgerlicher, als samstags mit einer halbfertigen Wand dazustehen. So berechnest du den Bedarf: (Raumumfang x Raumhöhe) – (Fläche von Fenstern + Türen) = deine Wandfläche in m². Auf dem Eimer steht die Reichweite. Mein Rat: Kauf trotzdem immer 10-15 % mehr als Puffer! - Fehler #3: Bei schlechtem Licht streichen. Eine einzelne Deckenlampe wirft Schatten und du übersiehst unweigerlich Flecken und ungestrichene Stellen. Nutze am besten einen Baustrahler, den du seitlich an die Wand leuchten lässt. So siehst du jede Unebenheit.

5. Die Wirkung von Farbe: Mehr als nur Deko
Farbe kann einen Raum komplett verwandeln. Das ist keine Magie, sondern simple Physik.
- Helle Töne (Weiß, Pastell) reflektieren Licht und lassen Räume größer und offener wirken. Perfekt für kleine oder dunkle Zimmer.
- Dunkle Töne (Anthrazit, Tannengrün) absorbieren Licht und schaffen eine gemütliche, intime Atmosphäre. In großen Räumen mega beeindruckend, in kleinen können sie erdrückend sein.
- Warme Farben (Rot, Orange) wirken anregend und sind super für Küchen oder Essbereiche.
- Kühle Farben (Blau, Grün) haben eine beruhigende Wirkung, ideal für Schlafzimmer oder Bäder.
Ein guter Kompromiss ist eine Akzentwand. Streiche nur die Wand hinter dem Sofa oder dem Bett in einem kräftigen Ton. Das setzt ein starkes Statement, ohne den Raum zu überladen.
Und hier kommt der wichtigste Tipp des ganzen Artikels: MACH EINEN PROBEANSTRICH! Kauf niemals einen 10-Liter-Eimer, weil dir die kleine Farbkarte im Baumarkt gefallen hat. Das Licht in deinem Zimmer, dein Boden, deine Möbel – all das verändert die Farbwirkung dramatisch. Kauf eine kleine Testdose (ca. 2-5 €), streiche eine große Fläche (mindestens 1×1 Meter) an der Wand und schau sie dir zu verschiedenen Tageszeiten an. Erst dann entscheidest du dich.

6. Was kostet der Spaß? Eine realistische Zeit- & Budgetplanung
Seien wir ehrlich, es geht auch um Zeit und Geld. Hier eine grobe Hausnummer für dich:
Das Budget: Für ein typisches 20m²-Zimmer solltest du realistisch planen. Hochwertige Wandfarbe (Deckkraft 1) kostet ca. 4-7 € pro Quadratmeter. Tiefengrund liegt bei ca. 1 €/m². Dazu kommt eine Erstausstattung an gutem Werkzeug (Rolle, Pinsel, Gitter, Spachtel, Schleifpapier, Abdeckfolie) für etwa 50-80 €. Insgesamt landest du also schnell bei 150-200 € Materialkosten für den Raum.
Der Zeitplan: Als Anfänger solltest du dir Zeit lassen und nicht alles an einem Tag durchziehen wollen. Für das 20m²-Zimmer:
- Tag 1 (ca. 3-4 Stunden): Möbel rücken, Boden abdecken, alles abkleben, Wände prüfen und Löcher spachteln. Dann muss der Spachtel in Ruhe trocknen.
- Tag 2 (ca. 4-6 Stunden): Gespachtelte Stellen schleifen, alles entstauben, grundieren. Wieder trocknen lassen!
- Tag 3 (ca. 3-5 Stunden): Endlich streichen! Der erste Anstrich. Je nach Farbe und Deckkraft eventuell noch ein zweiter Anstrich am Abend oder am nächsten Tag.

7. Sicherheit und wann du doch den Profi rufen solltest
Pass auf dich auf! Sorge immer für gute Lüftung, auch bei wasserbasierten Farben. Und bitte, sei nicht leichtsinnig auf der Leiter. Lieber einmal mehr absteigen und sie verschieben, als sich zu weit rüberzulehnen.
Heimwerken ist super, aber es gibt Grenzen. In diesen Fällen solltest du einen Fachbetrieb beauftragen:
- Bei Schimmelverdacht: Einfach drüberstreichen ist gesundheitsgefährdend. Die Ursache muss gefunden und der Schimmel fachgerecht entfernt werden.
- In alten Gebäuden: Anstriche in Häusern, die vor langer Zeit gebaut wurden, können Blei enthalten. Das Abschleifen setzt giftigen Staub frei. Profis haben die Schutzausrüstung dafür.
- Wenn du dir unsicher bist: Ein Profi kostet natürlich Geld. Rechne für ein 20-25 m² Zimmer je nach Region und Aufwand mit ca. 400 € bis 800 € inkl. Material. Dafür bekommst du ein perfektes Ergebnis ohne Stress und sparst dir ein ganzes Wochenende Arbeit.
Eine Wand zu streichen, ist ein ehrliches Handwerk. Wenn du den Untergrund respektierst und dir Zeit für die Vorbereitung nimmst, wird das Ergebnis dich jahrelang stolz machen. Und das ist ein Gefühl, das man in keinem Baumarkt kaufen kann.

Bildergalerie


„Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung beeinflusst die Wandfarbe die gefühlte Raumtemperatur um bis zu zwei Grad.“
Ein kühles Blau oder Grün kann einen Raum also tatsächlich erfrischender wirken lassen, während warme Rot- und Orangetöne für eine Extraportion Gemütlichkeit sorgen. Eine clevere Wahl, die nicht nur das Auge, sondern auch das Wohlbefinden beeinflusst – und vielleicht sogar ein wenig bei den Heizkosten hilft.


Der Pinsel-Trick für Profis: Bevor Sie einen neuen Pinsel das erste Mal in Farbe tauchen, fahren Sie mit den Fingern durch die Borsten und ziehen Sie sanft daran. So entfernen Sie lose Borsten, die sonst auf Ihrer frisch gestrichenen Wand landen würden. Ein kleiner Handgriff, der später viel Ärger erspart.

Wann entferne ich das Malerband am besten?
Die goldene Regel lautet: Ziehen Sie das Klebeband ab, solange die Farbe noch leicht feucht ist. Warten Sie zu lange, trocknet die Farbe über dem Band und bildet einen Film. Beim Abziehen reißt dieser Film ein und die saubere Kante ist ruiniert. Ziehen Sie das Band langsam und in einem 45-Grad-Winkel von der Wand weg, um das beste Ergebnis zu erzielen.


- Beginnen Sie mit dem Streichen immer an der Seite des Fensters und arbeiten Sie sich von dort weg.
- So fällt das Licht streifend auf die nasse Farbe und Sie können Ansätze oder ungleichmäßige Stellen sofort erkennen und korrigieren.
Das Geheimnis? Sie arbeiten quasi mit dem Licht, nicht gegen es.

Haben Sie schon mal von der 60-30-10-Regel gehört? Sie ist ein einfacher Leitfaden für ein harmonisches Farbkonzept:
- 60 % Hauptfarbe: Das ist die Farbe Ihrer Wände. Sie dominiert den Raum und legt die Grundstimmung fest.
- 30 % Sekundärfarbe: Möbel, Vorhänge oder ein Teppich nehmen diese Farbe auf. Sie sorgt für Interesse.
- 10 % Akzentfarbe: Kissen, Bilder oder Deko-Objekte in dieser Farbe setzen die finalen, spannenden Highlights.


Nichts ist enttäuschender als ein Farbton, der an der Wand plötzlich ganz anders aussieht als auf der kleinen Farbkarte.
Investieren Sie in kleine Probetöpfe. Streichen Sie Testflächen (ca. 30×30 cm) an verschiedene Wände im Raum. Beobachten Sie, wie sich die Farbe im Morgen-, Mittags- und Abendlicht verändert. Nur so finden Sie den perfekten Ton, der zu Ihrem Zuhause und Ihrem Licht passt.


Matt, Seidenglanz oder Glänzend? Die Wahl des Finishs hat einen enormen Einfluss. Matt (z.B. Schöner Wohnen Polarweiss matt) kaschiert kleine Unebenheiten perfekt, ist aber empfindlicher. Seidenglanz (oder seidenmatt) ist der Allrounder – robuster, leicht zu reinigen und ideal für Flure oder Kinderzimmer. Glänzend ist extrem strapazierfähig, betont aber jede noch so kleine Macke an der Wand.

Vergessen Sie das Schütteln des Farbeimers. Viele der wichtigen Pigmente und Bindemittel setzen sich am Boden ab. Ein professioneller Maler würde den Eimer niemals nur schütteln. Nehmen Sie einen sauberen Holzstab oder ein spezielles Rührholz und rühren Sie die Farbe mindestens zwei bis drei Minuten lang gründlich vom Boden auf. Das sorgt für eine absolut homogene Farbe und ein streifenfreies Ergebnis.


Der Kreuzgang-Fehler: Viele streichen kreuz und quer, um die Farbe schnell zu verteilen. Das führt aber zu unschönen Streifen und unterschiedlicher Schichtdicke.
Die W-Technik: Malen Sie mit der Rolle ein großes „W“ an die Wand, etwa einen Meter breit. Füllen Sie dann die Lücken, indem Sie horizontal darüber rollen, ohne die Rolle neu in Farbe zu tauchen. Zum Schluss rollen Sie noch einmal von oben nach unten leicht darüber. Das garantiert einen gleichmäßigen Farbauftrag.

- Für glatte Wände: Kurzflorige Rollen aus Mikrofaser oder Polyamid. Sie nehmen viel Farbe auf und geben sie sehr gleichmäßig ab.
- Für raue Wände (z.B. Raufaser): Langflorige Rollen (Lammfell ist hier oft die Luxusvariante). Sie dringen tief in die Struktur ein und sorgen für eine deckende Farbschicht ohne Fehlstellen.


Muss ich wirklich grundieren?
Kurze Antwort: In 90 % der Fälle, ja. Eine Grundierung, oft als Tiefengrund bezeichnet, ist kein unnötiger Zusatzverkauf. Sie verfestigt sandige Untergründe, reduziert die Saugfähigkeit der Wand (Sie brauchen weniger von der teuren Endfarbe!) und sorgt dafür, dass die Farbe gleichmäßig trocknet und haftet. Das ist die beste Versicherung für ein fleckenfreies Ergebnis.


Sperrgrund: Ihr Spezialist gegen hartnäckige Flecken. Nikotin, Ruß oder Wasserflecken schlagen oft auch nach dem Überstreichen wieder durch. Ein Sperrgrund (z.B. von Baufan oder Zinsser) isoliert diese Flecken und verhindert, dass sie in den neuen Anstrich „bluten“.
Tiefengrund: Der Durstlöscher für Ihre Wand. Er wird auf stark saugenden Untergründen wie Gipskarton oder neuem Putz verwendet, um die Saugfähigkeit zu vereinheitlichen.

Der Trend geht zur „fünften Wand“. Die Decke wird nicht mehr stiefmütterlich in Weiß gestrichen, sondern aktiv in das Farbkonzept einbezogen.
Eine dunkel gestrichene Decke kann einen sehr hohen Raum gemütlicher und intimer wirken lassen. Eine Decke in einem zarten Pastellton, der die Wandfarbe aufgreift, schafft hingegen ein Gefühl von Weite und architektonischer Raffinesse. Trauen Sie sich!


Bewahren Sie einen kleinen Rest Farbe in einem beschrifteten, luftdicht verschlossenen Marmeladenglas auf. Wenn später kleine Kratzer oder Schrammen an die Wand kommen, können Sie diese mit einem feinen Künstlerpinsel oder einem Wattestäbchen schnell und unsichtbar ausbessern, ohne den ganzen Eimer wieder öffnen zu müssen.

- Der Raum wirkt sofort ruhiger und aufgeräumter.
- Die Farbe der Wand kommt viel intensiver zur Geltung.
- Es entsteht ein moderner, hochwertiger Look.
Das Geheimnis? Steckdosen- und Lichtschalterabdeckungen in Wandfarbe lackieren. Verwenden Sie dafür einen passenden Lack und rauen Sie die Kunststoffoberfläche vorher leicht an.


Der häufigste Anfängerfehler: Ungeduld. Die erste Schicht sieht oft noch etwas ungleichmäßig aus. Viele neigen dann dazu, sofort eine zweite, dicke Schicht aufzutragen. Falsch! Lassen Sie den Erstanstrich vollständig nach Herstellerangabe durchtrocknen. Nur so kann die zweite Schicht perfekt haften und für die endgültige, satte Deckkraft sorgen.


Umweltbewusstsein macht auch vor der Wandfarbe nicht halt. Achten Sie auf Farben mit dem Siegel „Blauer Engel“ oder dem EU-Ecolabel. Marken wie Farrow & Ball oder Little Greene sind für ihre wasserbasierten, geruchsarmen Rezepturen bekannt. Auch deutsche Hersteller wie Auro oder Alpina (z.B. die „Naturweiss“-Linie) bieten wohngesunde Alternativen, die besonders für Kinder- und Schlafzimmer geeignet sind.

„Die Qualität eines Anstrichs steht und fällt mit der Qualität des Abklebebands.“ – Altes Maler-Sprichwort
Sparen Sie nicht am falschen Ende. Günstiges Kreppband lässt oft Farbe unterlaufen oder hinterlässt klebrige Rückstände. Investieren Sie in ein hochwertiges Malerband, z.B. das goldene von tesa oder das lilafarbene für empfindliche Untergründe. Es kostet mehr, aber das Ergebnis ist die Investition wert.


Hilfe, ich habe Farbspritzer auf dem Boden!
Keine Panik. Solange die Dispersionsfarbe noch feucht ist, lässt sie sich mit einem feuchten Tuch einfach aufwischen. Ist sie bereits angetrocknet, legen Sie ein nasses Tuch für einige Minuten darauf, um sie wieder aufzuweichen. Bei hartnäckigen Flecken auf unempfindlichen Böden hilft oft ein Ceranfeldschaber.

Nordseiten-Zimmer: Hier herrscht kühles, bläuliches Licht. Vermeiden Sie Farben mit grauen oder grünen Untertönen, die den Raum düster wirken lassen können. Warme, helle Töne mit einem gelben oder roten Unterton wirken hier Wunder.
Südseiten-Zimmer: Sie sind lichtdurchflutet und vertragen fast alles. Hier können auch kühle oder kräftige Farben ihre volle Wirkung entfalten, ohne den Raum zu erdrücken.


- Wickeln Sie Pinsel und Rollen für kurze Pausen fest in eine Plastiktüte oder Frischhaltefolie. So trocknen sie nicht aus und Sie können nach dem Kaffee direkt weitermachen.
- Für die Reinigung am Ende des Tages: Überschüssige Farbe auf einem Stück Pappe ausstreichen, dann mit lauwarmem Wasser und Kernseife auswaschen, bis das Wasser klar bleibt.


Ein kleiner Eimer für große Wirkung: Arbeiten Sie nie direkt aus dem großen Farbeimer. Füllen Sie stattdessen eine kleinere Menge in eine Farbwanne. Das verhindert, dass Schmutz und Staub vom Pinsel oder der Rolle in Ihren gesamten Farbvorrat gelangen und die Farbe verunreinigen.

Der Geruch von frischer Farbe gehört für viele zum Renovieren dazu, kann aber auf Dauer belasten. Ein simpler Trick: Stellen Sie eine Schale mit Kaffeepulver oder eine halbierte Zwiebel über Nacht in den Raum. Beide sind dafür bekannt, Gerüche effektiv zu neutralisieren und für ein angenehmeres Raumklima zu sorgen.


Der letzte Pinselstrich ist nicht das Ende. Erst wenn das Abdeckvlies entfernt, das Malerband abgezogen und die Möbel wieder an ihrem Platz stehen, entfaltet die neue Wandfarbe ihre volle Magie.
Dieser Moment, wenn der Raum plötzlich in einem völlig neuen Licht erstrahlt, ist die wahre Belohnung für all die sorgfältige Vorarbeit. Genießen Sie ihn!
Wie berechne ich die richtige Farbmenge?
Multiplizieren Sie die Raumbreite mit der Raumhöhe und das Ganze mal zwei. Machen Sie das Gleiche für die anderen beiden Wände. Addieren Sie alles und ziehen Sie die Fläche von Fenstern und Türen ab. Auf dem Farbeimer steht die Ergiebigkeit (z.B. 8 m² pro Liter). Teilen Sie Ihre errechnete Wandfläche dadurch und multiplizieren Sie das Ergebnis mit zwei (für zwei Anstriche). Lieber etwas zu viel als zu wenig!




