Luxuszüge: Ein ehrlicher Guide für deine Traumreise auf Schienen
Ich habe in meinem Leben wirklich viele Züge kommen und gehen sehen. Schon als kleiner Junge stand ich fasziniert am Bahnhof. Später im Beruf hatte ich dann das unglaubliche Glück, die absolute Königsklasse der Schienenreisen kennenzulernen. Ich durfte zusehen, wie Restauratoren altem Holz neues Leben einhauchten und Köche auf engstem Raum wahre Kunstwerke zauberten. Und ja, ich bin selbst unzählige Kilometer in diesen rollenden Legenden mitgefahren.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Mehr als nur Transport: Was eine Luxuszugreise ausmacht
- 0.2 Die großen Namen: Welcher Zug passt wirklich zu dir?
- 0.3 Wann eine Luxuszugreise vielleicht doch nichts für dich ist
- 0.4 Die häufigsten Fehler – und wie du sie vermeidest
- 0.5 Die praktischen Dinge: Worauf es bei der Planung ankommt
- 0.6 Mein Fazit: Lohnt sich die Investition in eine rollende Legende?
- 1 Bildergalerie
Heute will ich mal Tacheles reden. Weg von den Hochglanzbildern der Kataloge, hin zu den Fakten, die wirklich zählen. Damit du verstehst, was eine Reise in einem Luxuszug wirklich bedeutet – und ob sie das Richtige für dich ist.
Mehr als nur Transport: Was eine Luxuszugreise ausmacht
Viele stellen sich einen Luxuszug als eine Art schickeres Hotel auf Rädern vor. Das stimmt aber nur zur Hälfte. In Wahrheit ist es ein rollendes Gesamtkunstwerk aus meisterhafter Technik, unfassbarem Handwerk und einem Service, der seinesgleichen sucht. Es geht darum, das Reisen selbst wieder zu zelebrieren. In einer Welt, in der alles immer schneller gehen muss, ist so eine Fahrt eine bewusste Entscheidung für die Entschleunigung.
Die Technik des Wohlfühlens
Ein moderner ICE ist auf pure Effizienz getrimmt. Ein historischer Luxuswaggon hingegen wurde für den puren Genuss gebaut. Die alten Federungen wurden oft in mühevoller Kleinarbeit so überarbeitet, dass sie Stöße ganz anders absorbieren. Man spürt die Schienen noch, aber es ist ein sanftes, rhythmisches Wiegen, kein nervöses Ruckeln. Die Kunst dabei ist, den historischen Charme zu bewahren und trotzdem für eine ruhige Nacht zu sorgen. Das merkt man als Passagier oft gar nicht bewusst – man stellt nur fest, dass man erstaunlich gut geschlafen hat.
Handwerkskunst in jedem Detail
Wenn du einen Waggon des Venice Simplon-Orient-Express betrittst, betrittst du ein Stück Geschichte. Ich habe mal einem Tischlermeister zugesehen, der monatelang an den feinen Holzeinlagen, den Intarsien, eines einzigen Abteils gearbeitet hat. Jedes Furnierstückchen, von Hand geschnitten und eingesetzt. Die Messingbeschläge? Keine billige Massenware, sondern nach alten Vorlagen gegossen und auf Hochglanz poliert. Das spürst du, wenn du eine Türklinke anfasst. Sie ist schwer, kühl und hat Substanz. Das ist der Unterschied.
Service unter erschwerten Bedingungen
Ganz ehrlich, eine Gourmetküche in einem schwankenden Zug zu betreiben, ist eine logistische Meisterleistung. Die Köche hantieren mit offenen Gasflammen, während draußen die Landschaft vorbeizieht. Jeder Handgriff muss sitzen. Oft werden frische Zutaten einfach an einem Bahnhof entlang der Strecke zugeladen. Der Service im Restaurantwagen ist wie eine einstudierte Choreografie. Die Kellner balancieren volle Tabletts durch schmale Gänge und strahlen dabei eine unglaubliche Ruhe aus. Das erfordert jahrelanges Training.
Die großen Namen: Welcher Zug passt wirklich zu dir?
Jeder dieser berühmten Züge hat seinen ganz eigenen Charakter, geprägt von der Landschaft und Kultur seiner Route. Man kann sie nicht einfach vergleichen. Es geht darum, den richtigen Zug für deine persönlichen Wünsche zu finden.
Europa: Pure Nostalgie und große Geschichte
Venice Simplon-Orient-Express (VSOE)
Der Klassiker, der Star unter den Zügen. Die Betreiber haben ein Vermögen in die Restaurierung der originalen Wagen aus einer glamourösen Epoche gesteckt. Die Fahrt von London nach Venedig ist legendär.
- Der Vibe: Denk an „Mord im Orient-Express“ (nur ohne den Mord, hoffentlich). Pure Eleganz, abends wird Gala-Garderobe erwartet – Smoking und Abendkleid sind hier keine Seltenheit. Wer hier in Jeans zum Dinner kommt, fühlt sich schnell deplatziert.
- Wichtig zu wissen: Die historischen Kabinen sind authentisch und daher… klein. Es gibt keine Dusche oder Toilette im Abteil, die befinden sich am Ende des Wagens. Das ist Teil des Erlebnisses, aber nicht jedermanns Sache. Wer mehr Komfort will, muss eine der modernen, deutlich teureren Grand Suiten buchen.
- Ideal für: Romantiker, Nostalgiker und alle, die sich eine Zeitreise mit Stil gönnen wollen.
- Preisspanne: Plane für die klassische Strecke ab ca. 4.000 € pro Person aufwärts.
Belmond Royal Scotsman
Dieser Zug ist wie ein gemütliches, schottisches Landhaus auf Schienen. Statt poliertem Lack dominieren Tweedstoffe und dunkles Holz. Hier geht es deutlich entspannter zu.
- Der Vibe: Exklusiver Country Club. Tagsüber erkundet man bei Ausflügen alte Schlösser oder Whisky-Destillerien. Abendgarderobe ist erwünscht, aber ein schicker Anzug reicht völlig aus.
- Das Besondere: Alle Kabinen haben ein eigenes Bad und es gibt sogar einen Spa-Waggon! Das absolute Highlight ist aber der offene Aussichtswagen am Ende des Zuges. Mit einem Glas Whisky in der Hand durch die Highlands zu rollen – unbezahlbar.
- Ideal für: Naturliebhaber und Genussmenschen, die entspannten Luxus schätzen.
- Preisspanne: Reisen starten hier bei etwa 6.000 € für mehrtägige Touren.
Al Andalus & El Transcantábrico (Spanien)
Ein oft übersehenes Juwel! Diese beiden spanischen Züge haben einen entscheidenden Vorteil: Platz. Die Wagen waren ursprünglich für den königlichen Hof gedacht und sind breiter als üblich.
- Der Vibe: Entspannte Kulturreise. Der Zug dient oft als rollendes Hotel, das tagsüber an einem Bahnhof steht, während die Gäste in Ruhe die Städte Andalusiens oder die nordspanische Küste erkunden.
- Das Plus: Deutlich geräumigere Suiten mit richtigen Badezimmern. Das Konzept ist perfekt für alle, die eine Region intensiv erleben wollen, ohne ständig Koffer packen zu müssen.
- Ideal für: Kulturinteressierte, die Komfort und ein entspanntes Reisetempo lieben.
- Preisspanne: Für eine einwöchige Reise solltest du mit 5.000 € bis 8.000 € pro Person rechnen.
Afrika: Abenteuer trifft auf weite Landschaften
Rovos Rail – The Pride of Africa
Dieses Unternehmen wurde aus purer Leidenschaft geboren. Der Gründer begann damit, alte, verfallene Waggons zu kaufen und sie in eigenen Werkstätten in Pretoria wieder zum Leben zu erwecken. Das Ergebnis ist atemberaubend.
- Der Vibe: Privater Entdecker-Club. Die Atmosphäre ist gesellig und entspannt. Tagsüber sitzt man im offenen Aussichtswagen und mit etwas Glück läuft eine Herde Giraffen neben dem Zug her (selbst erlebt, unvergesslich!). Abends ist ein Jackett erwünscht, aber es fühlt sich nie steif an.
- Wichtig zu wissen: Die Suiten gehören zu den größten der Welt, selbst in der kleinsten Kategorie. Aber Achtung: Das Schienennetz in Afrika ist nicht immer im Top-Zustand. Ruckeln und Verspätungen sind Teil des Abenteuers. Wer deutsche Pünktlichkeit erwartet, ist hier falsch.
- Ideal für: Abenteurer mit Sinn für Stil, Tierliebhaber und alle, die das authentische Afrika erleben wollen.
- Preisspanne: Die klassische Route von Kapstadt zu den Victoriafällen liegt bei ca. 2.500 € pro Person.
Kleiner Tipp: Die meisten dieser Reisen buchst du am besten direkt über die Webseiten der Betreiber (wie Rovos Rail, Belmond etc.) oder über Reisebüros, die sich auf Luxusreisen spezialisiert haben.
Wann eine Luxuszugreise vielleicht doch nichts für dich ist
Seien wir ehrlich: Diese Art zu reisen ist nicht für jeden perfekt. Du solltest vielleicht eine andere Reiseart in Betracht ziehen, wenn…
- …du Platzangst hast: Auch in den größeren Suiten ist der Raum begrenzt. Du lebst auf wenigen Quadratmetern.
- …du ein Kontrollfreak bist: Der Fahrplan ist festgelegt. Spontane Stopps oder Routenänderungen sind unmöglich.
- …du schnell reisekrank wirst: Auch wenn die Züge ruhig laufen, sie bewegen sich. Ein ständiges, sanftes Schaukeln ist dein Begleiter.
- …dein Budget sehr knapp ist: Das ist und bleibt eine teure Angelegenheit. Wenn du bei jedem Drink an der Bar den Preis im Kopf überschlagen musst, kannst du die Reise nicht genießen.
Die häufigsten Fehler – und wie du sie vermeidest
Aus meiner Erfahrung heraus gibt es ein paar klassische Stolperfallen, die man leicht umgehen kann. Ein gut vorbereiteter Gast hat einfach mehr von der Reise.
- Die falsche Garderobe einpacken: Informiere dich unbedingt vorher über den Dresscode! Nichts ist unangenehmer, als under- oder overdressed zu sein. Das gehört zum Gesamterlebnis.
- Die Kabinengröße unterschätzen: Schau dir die Grundrisse genau an. Eine „Historic Twin Cabin“ bedeutet oft Etagenbett und kaum Platz für Koffer. Sei ehrlich zu dir selbst, wie viel Raum du brauchst.
- Zu viel Gepäck mitschleppen: Der Stauraum ist winzig. Eine weiche Reisetasche, die man unter das Bett schieben kann (oft nicht höher als 30 cm), ist Gold wert. Große Schalenkoffer sind ein Albtraum.
- Den Fahrplan missverstehen: Besonders in Afrika oder Asien sind Züge nicht immer auf die Minute pünktlich. Sieh es als Teil des Abenteuers, nicht als Ärgernis.
- Zu spät buchen: Besonders die berühmten Züge und Routen sind oft Monate, manchmal über ein Jahr im Voraus ausgebucht.
Die praktischen Dinge: Worauf es bei der Planung ankommt
Gepäck und Kleidung: Neben der passenden Garderobe und einer weichen Tasche mein persönlicher Geheimtipp: Nimm Ohropax mit. So ein historischer Wagen hat seinen eigenen Charme, aber er knarrt und quietscht auch mal in der Nacht.
Die Kosten – Was ist WIRKLICH inklusive?
Ja, die Reisen sind teuer. Der Preis rechtfertigt sich durch das hohe Personal-zu-Gast-Verhältnis, das Essen auf Sterne-Niveau und die immense Instandhaltung. Aber frag vor der Buchung ganz genau nach:
- Sind wirklich ALLE Getränke inklusive oder nur Tischwein und Wasser? (Der Gin Tonic an der Bar kann schnell ins Geld gehen).
- Sind die Landausflüge im Preis enthalten?
- Wie sieht es mit dem Trinkgeld aus? Ist es bereits abgedeckt oder wird eine Empfehlung ausgesprochen?
- Sind die Transfers vom/zum Bahnhof organisiert?
Eine gute Reiseversicherung, die auch einen möglichen Reiserücktritt abdeckt, ist übrigens absolute Pflicht!
Gesundheit und Mobilität
Beweg dich auf einem fahrenden Zug immer vorsichtig, besonders zwischen den Waggons. Die Gänge sind schmal und für Menschen mit stark eingeschränkter Mobilität oft eine echte Herausforderung. Sei ehrlich zu dir selbst, ob du dem gewachsen bist.
Mein Fazit: Lohnt sich die Investition in eine rollende Legende?
Eine Luxuszugreise ist keine normale Urlaubsreise. Sie ist eine Investition in eine unvergessliche Erfahrung. Sie ist für Menschen, die den Weg wieder als Ziel begreifen. Für alle, die Freude an feinem Handwerk, exzellentem Essen und perfektem Service haben. Und vor allem für Menschen, die bereit sind, sich auf einen langsameren, genussvolleren Rhythmus einzulassen.
Es ist nicht der schnellste Weg von A nach B. Aber es ist mit Sicherheit einer der schönsten. Du siehst Landschaften, die dir vom Flugzeug oder der Autobahn aus für immer verborgen bleiben würden. Du triffst interessante Menschen und erlebst eine Art des Reisens, die in unserer hektischen Welt fast verloren schien.
Wenn du also mit dem Gedanken spielst: Tu es bewusst. Wähl den Zug, der zu deiner Persönlichkeit passt, pack den richtigen Koffer und lass dich dann voll und ganz auf das Abenteuer ein. Du wirst nicht nur mit tollen Erinnerungen nach Hause kommen, sondern vielleicht auch mit einem ganz neuen Gefühl für das Reisen selbst.
Bildergalerie
Der Barwagen ist das schlagende Herz des Zuges. Hier, bei einem perfekt gemixten Vesper Martini, treffen sich Fremde und werden zu Weggefährten. Es ist kein Ort der lauten Musik, sondern des leisen Pianos und der angeregten Gespräche. Die intime Atmosphäre, oft in samtigen Sesseln unter dem gedämpften Licht von Art-Déco-Lampen, macht den Austausch von Lebensgeschichten fast unvermeidlich.
- Das Raumwunder: Weiche, faltbare Taschen (Duffel Bags) sind besser als starre Schalenkoffer, da sie sich leichter im begrenzten Stauraum des Abteils verstauen lassen.
- Schichten-Look: Die Temperaturen im Zug können variieren, und bei den Ausflügen ist man oft den ganzen Tag unterwegs. Ein Kaschmirschal oder eine leichte Jacke sind Gold wert.
- Das Schuh-Dilemma: Ein Paar bequeme Schuhe für die Tagesausflüge, ein elegantes Paar für das Abendessen und eventuell Hausschuhe für das Abteil – mehr braucht es nicht.
Der unsichtbare Dirigent: Jede Reise hat einen Train Manager. Er ist weit mehr als ein Concierge – er ist der Problemlöser, der Geschichtenerzähler und die Seele des Zuges. Von der Organisation eines spontanen Geburtstagsständchens bis zur Lösung logistischer Herausforderungen an der Grenze sorgt er dafür, dass die komplexe Choreografie der Reise für den Gast wie ein nahtloser Traum erscheint.
Die Restaurierung eines einzigen historischen Waggons des Venice Simplon-Orient-Express kann bis zu 11.000 Arbeitsstunden in Anspruch nehmen.
Eine Mahlzeit an Bord ist kein reiner Akt der Nahrungsaufnahme, sie ist eine Inszenierung. Die Küchenteams, angeführt von renommierten Köchen, vollbringen auf engstem Raum logistische Meisterleistungen. Die Philosophie ist dabei fast immer die gleiche:
- Lokale Helden: Zutaten werden oft frisch entlang der Route eingekauft. Schottischer Lachs auf dem Royal Scotsman, frische Meeresfrüchte auf dem El Transcantábrico.
- Zeitlose Eleganz: Gedeckt wird mit gestärkten Leinentischtüchern, Silberbesteck und maßgefertigtem Porzellan, oft von Marken wie Limoges. Der Service ist eine perfekt einstudierte Choreografie.
Gibt es eigentlich einen Dresscode an Bord?
Ja, und er ist ein wesentlicher Teil des Erlebnisses. Tagsüber ist legere Eleganz („Smart Casual“) angemessen – Jeans sind oft in Ordnung, aber Sportkleidung ist tabu. Abends wird es glamourös: Für die Herren sind Sakko und Krawatte, oft sogar ein Smoking, erwünscht. Für die Damen ist es die perfekte Gelegenheit, das elegante Cocktail- oder Abendkleid auszuführen. Sich schick zu machen, ist hier keine Pflicht, sondern eine Hommage an die goldene Ära des Reisens.
Venice Simplon-Orient-Express: Der Inbegriff von Art-Déco-Glamour und kontinentaler Eleganz. Die Reise selbst ist das Ziel, eine Zeitkapsel zwischen Metropolen wie Paris, Venedig und Istanbul.
Belmond Royal Scotsman: Ein rollendes schottisches Landhaus. Hier stehen Gemütlichkeit, Tweed und die raue Schönheit der Highlands im Mittelpunkt. Ein Spa-Wagen und die offene Veranda sind einzigartige Highlights.
Beide bieten Luxus, doch die Atmosphäre könnte kaum unterschiedlicher sein – von cineastischer Grandezza bis hin zu aristokratischer Behaglichkeit.
Laut einer Studie von 2022 suchen über 70% der Luxusreisenden nach langsameren, bewussteren Reiseerlebnissen.
Dieser Trend weg vom „Destination Hopping“ hin zum „Journey Soaking“ ist die DNA der Luxuszugreise. Es geht nicht darum, möglichst schnell anzukommen, sondern darum, die Veränderung der Landschaft, das Licht des Himmels und die subtilen Rhythmen der Reise mit allen Sinnen aufzunehmen. Der Zug wird so vom Transportmittel zur mobilen Meditationskapsel.
- Sie führen tiefere Gespräche als seit Langem.
- Sie lesen endlich das Buch, das Sie seit Monaten mit sich herumtragen.
- Sie bemerken die winzigen Details der Landschaft, die an Ihnen vorbeizieht.
Das Geheimnis? Ein Segen namens „begrenzte Konnektivität“. Stabiles WLAN ist in historischen Zügen, die durch abgelegene Gebiete fahren, eine Seltenheit. Anstatt dies als Mangel zu sehen, empfinden es die meisten Gäste als die ultimative Form des Luxus: die Erlaubnis, wirklich abzuschalten.
Eines der faszinierendsten Details im Venice Simplon-Orient-Express sind die Lalique-Glaspaneele im Speisewagen „Côte d’Azur“. Die „Bacchanalian-Figuren“, entworfen von René Lalique in den 1920ern, zeigen tanzende Nymphen und spiegeln das Licht auf eine fast magische Weise. Es ist mehr als nur Dekoration; es ist ein Stück Kunstgeschichte, das mitreist. Jedes Mal, wenn das Sonnenlicht durch diese Paneele fällt, erwacht der Wagen zu einem neuen, schimmernden Leben und erinnert an die überbordende Lebensfreude der „Roaring Twenties“.
Stichwort Gepäck: Der Platz in den historischen Kabinen ist begrenzt. Viele Anbieter, wie der Belmond-Konzern, bieten einen Gepäckservice an, bei dem größere Koffer separat zum Zielort transportiert werden. Informieren Sie sich vorab, damit Sie nur ein handliches Gepäckstück für die Dauer der Fahrt in Ihr Abteil mitnehmen müssen.
Der Maharaja’s Express in Indien hat ein Passagier-Personal-Verhältnis von fast 1:1.
Dieses Detail verdeutlicht, worum es wirklich geht: einen Service, der Wünsche vorausahnt. Der persönliche Butler, der sich an Ihren Lieblingstee erinnert, der Barkeeper, der Ihren Drink ohne Nachfrage mixt, und das Housekeeping, das Ihr Abteil mehrmals täglich unbemerkt in einen perfekten Zustand versetzt. Es ist diese menschliche Komponente, die eine Fahrt unvergesslich macht.
Der Schlaf im rollenden Palast: Wie gut ist er wirklich?
Die Ingenieure haben wahre Wunder vollbracht, um die historischen Fahrgestelle zu modernisieren. Dennoch: Sie sind auf einer Reise, nicht in einem Hotel. Ein sanftes Schaukeln und die rhythmischen Geräusche der Schienen sind Teil des Erlebnisses. Leichte Schläfer sollten Ohrstöpsel einpacken. Doch viele Gäste berichten vom Gegenteil: Das monotone Wiegen des Zuges habe sie in den tiefsten Schlaf seit Jahren versetzt – eine Art mobile Wiege für Erwachsene.
- Recherchieren Sie die Route und die geplanten Stopps im Voraus.
- Buchen Sie optionale, private Ausflüge oder Spa-Anwendungen rechtzeitig, da die Plätze oft stark limitiert sind.
- Geben Sie bei der Buchung unbedingt spezielle Diätwünsche an – die Küchenchefs sind darauf vorbereitet, können aber nur mit Vorlaufzeit zaubern.
Die Kunst des Nichtstuns: Die wahre Magie einer solchen Reise entfaltet sich oft in den Momenten, in denen nichts geplant ist. Stundenlang am Fenster zu sitzen und die vorbeiziehende Landschaft wie einen Film zu betrachten, ist kein Zeitverlust, sondern der eigentliche Gewinn. Es ist eine Einladung, die Gedanken schweifen zu lassen und die Hektik des Alltags hinter sich zu lassen.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Kabine und einer Suite?
Die klassische Historische Kabine, wie im Venice Simplon-Orient-Express, ist ein Meisterwerk der Raumnutzung. Tagsüber ein gemütliches Sofa, verwandelt sie sich nachts in ein Abteil mit Etagenbetten. Die opulenteren Suiten, wie sie im Al Andalus oder im Eastern & Oriental Express zu finden sind, bieten oft ein permanentes Doppelbett und einen separaten kleinen Wohnbereich, was deutlich mehr Komfort und Platz bedeutet.
Während Europas Züge auf historische Nostalgie setzen, definiert Japan den Schienenluxus neu. Der „Seven Stars in Kyushu“ ist ein Paradebeispiel. Hier trifft traditionelles japanisches Handwerk wie Kakiemon-Porzellan und Kumiko-Holzarbeiten auf hochmoderne Technik und ein minimalistisches Designethos. Die Panoramafenster sind riesig und geben den Blick auf die vulkanische Landschaft Kyushus frei. Es ist eine andere Art von Luxus – leiser, meditativer, aber nicht weniger beeindruckend.
Agatha Christie schrieb „Mord im Orient-Express“ nach einer Reise im Jahr 1928, bei der ihr Zug aufgrund eines Schneesturms tagelang in der Türkei festsaß.
Versteckte Technik: Hinter den Mahagoni-Paneelen und Seidentapeten verbirgt sich oft modernste Technik. Klimaanlagen, die unsichtbar integriert sind, Schalldämmung, die für Ruhe sorgt, und in vielen modernen Luxuszügen sogar Fußbodenheizungen im Bad. Der Trick besteht darin, den Komfort des 21. Jahrhunderts zu bieten, ohne die Ästhetik des frühen 20. Jahrhunderts zu stören.
Sind die Ausflüge wirklich ihr Geld wert?
Absolut. Sie sind keine gewöhnlichen Bustouren. Stellen Sie sich vor, Sie besuchen ein schottisches Schloss und werden vom Schlossherrn persönlich empfangen. Oder Sie erleben eine private Sherry-Verkostung in einer Bodega in Jerez, die für die Öffentlichkeit geschlossen ist. Die Organisatoren nutzen ihre exzellenten Kontakte, um Erlebnisse zu schaffen, die ein Individualreisender niemals buchen könnte.
- Respektieren Sie die Ruhe: Laute Telefongespräche oder Videos ohne Kopfhörer sind in den öffentlichen Bereichen ein absolutes No-Go.
- Pünktlichkeit beim Dinner: Die Essenszeiten sind oft festgelegt, um den komplexen Küchen- und Serviceablauf zu ermöglichen.
- Trinkgeld: Oft wird am Ende der Reise ein diskreter Umschlag für das gesamte Team empfohlen, anstatt Einzelpersonen Trinkgeld zu geben.
Der Duft der Reise: Jeder Luxuszug hat seinen eigenen, unverkennbaren Geruch. Es ist eine komplexe Mischung aus der Bienenwachspolitur für das alte Holz, dem leichten Duft von Dampf und Öl, frischen Blumen in den Gängen und dem Aroma von frisch gebrühtem Kaffee aus dem Speisewagen. Dieser olfaktorische Cocktail ist vielleicht die nachhaltigste Erinnerung an die Reise.
Die kurze Flucht: Tagesausflüge, wie sie etwa mit dem British Pullman in England angeboten werden, sind der perfekte Einstieg. Sie erleben für einige Stunden den vollen Service, die exquisite Küche und das historische Ambiente, ohne sich auf eine mehrtägige Reise festlegen zu müssen.
Die große Immersion: Mehrtägige Fahrten ermöglichen es erst, vollständig in die Welt des Zuges einzutauchen. Der Rhythmus des Zuglebens, die Verwandlung der Kabine von Tag zu Nacht und die entstehende Gemeinschaft an Bord sind Erlebnisse, die sich nur über die Zeit entfalten.
Die Perspektive vom Zug aus ist einzigartig. Sie reisen oft auf Strecken, die für Autos unzugänglich sind, und sehen Landschaften aus einem Blickwinkel, den nur wenige erleben. Ob es die dramatische Küste Nordspaniens an Bord des El Transcantábrico ist oder die Fahrt über das atemberaubende Glenfinnan-Viadukt im Royal Scotsman – der Zug inszeniert die Natur wie eine große Kinoleinwand.
Ein einzelner Pullman-Wagen aus den 1920er Jahren wiegt leer über 35 Tonnen.
Dieses enorme Gewicht ist einer der Gründe für die sprichwörtliche Laufruhe. Während moderne Züge auf Leichtbau setzen, sorgt die schiere Masse der historischen Wagen in Kombination mit moderner Federung dafür, dass Unebenheiten auf den Gleisen sanft absorbiert werden. Man gleitet mehr, als dass man fährt.
