Moos-Graffiti: Dein Guide für lebendige Kunst an der Wand

von Angela Schmidt
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In meiner Werkstatt riecht es normalerweise nach Holz, Öl und Metall. Das ist der Duft des Handwerks. Aber manchmal, wenn ich ein ganz besonderes Projekt starte, mischt sich ein anderer Geruch dazu: feuchte Erde, Wald und – ja, wirklich – Buttermilch. Das ist der Moment, in dem der alte Küchenmixer den Platz der Säge einnimmt und ein Pinsel zum wichtigsten Werkzeug wird.

Dann mache ich mich an ein Moos-Graffiti. Und ganz ehrlich, das ist so viel mehr als nur eine grüne Spielerei. Es ist eine faszinierende Art, Natur und Kreativität direkt an einer Wand zu vereinen. Ich habe damit schon einiges ausprobiert, hatte grandiose Erfolge und, klar, auch ein paar Fehlschläge, aus denen ich viel gelernt habe. Genau dieses Wissen aus der Praxis möchte ich hier mit dir teilen, ganz ohne leere Versprechungen.

Das Wichtigste zuerst: Wie Moos überhaupt tickt

Bevor wir den Mixer anwerfen, müssen wir eine Sache verstehen: Moos ist keine normale Pflanze. Wer das ignoriert, wird scheitern. Moose haben nämlich keine Wurzeln wie ein Baum oder eine Blume. Sie halten sich mit feinen Fäden, sogenannten Rhizoiden, am Untergrund fest. Die dienen aber wirklich nur zum Festhalten, nicht zur Aufnahme von Nährstoffen.

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Moos nimmt Wasser und alles, was es zum Leben braucht, direkt über seine winzigen Blättchen auf. Deshalb ist die Oberfläche, auf der es wächst, so verdammt wichtig.

Für unsere Graffiti-Aktion sind vor allem die Moose interessant, die aufrecht wachsen und dichte, dicke Polster bilden. Man nennt sie auch akrokarpe Moose. Sie sorgen für einen schönen, sichtbaren 3D-Effekt. Die flachen, kriechenden Arten funktionieren zwar auch, aber der Look ist einfach ein anderer. Ein klassisches Kissenmoos, wie man es oft im Wald findet, ist zum Beispiel perfekt.

Ach ja, und dann ist da noch der pH-Wert. Moose lieben eine leicht saure Umgebung, so um die 5,0 bis 6,0 ist ideal. Genau deshalb kommt später Buttermilch oder Joghurt ins Spiel! Die sorgen nicht nur für die klebrige Konsistenz, sondern schaffen auch das perfekte Milieu. Eine frisch verputzte Betonwand ist hingegen stark alkalisch – ein Todesurteil für jedes Moos. Eine alte, verwitterte Ziegelmauer oder ein raues Holzbrett? Das sind die besten Freunde für dein grünes Kunstwerk.

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Moos finden und vorbereiten – Die Basis für den Erfolg

Die Qualität deines Graffitis steht und fällt mit der Auswahl des richtigen Mooses. Du kannst nicht einfach irgendein Grün von einem Stein kratzen und hoffen, dass es klappt. Geh lieber mit offenen Augen durch den Garten oder den Wald. Such nach Moos, das an einem Ort wächst, der deinem „Tatort“ ähnelt. Moos von einem schattigen, feuchten Felsen wird an einer trockenen, sonnigeren Wand einfach eingehen. Logisch, oder?

Achtung, ganz wichtiger Hinweis: Wildes Moos-Sammeln ist nicht überall erlaubt. In Naturschutzgebieten ist es absolut tabu. Und auch im Wald gehört das Moos dem Waldbesitzer. Frag also am besten um Erlaubnis oder sammle einfach auf deinem eigenen Grundstück. Du brauchst ja keine ganzen Teppiche, ein paar Handvoll reichen völlig aus. Wir wollen die Natur ja nutzen, nicht plündern.

Wohnst du mitten in der Stadt ohne Zugang zu Wald und Wiese? Kein Problem. Heutzutage kannst du Moos-Sporen oder sogar lebendes Moos für solche Projekte einfach online bestellen.

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Hast du dein Moos gefunden, geht’s ans Putzen. Zupf alle Nadeln, Blätter und Ästchen raus. Den Sand und die Erde wäschst du am besten in einer Schüssel mit Wasser vorsichtig aus. Ich schwenke es ein paar Mal durch, bis das Wasser klar bleibt. Danach nur noch mit einem alten Handtuch trockentupfen. Das Moos sollte feucht sein, aber nicht triefend nass.

Gut zu wissen: Plane für das Sammeln, Reinigen und die Vorbereitung ruhig 1-2 Stunden ein. Das ist echtes Handwerk, kein Fast-Food-Projekt.

Mein Geheimrezept für eine Mischung, die hält und wächst

Im Netz kursieren unzählige Rezepte, aber viele sind zu ungenau. Nach langem Tüfteln habe ich eine Mischung gefunden, die auf rauen Oberflächen wie Beton oder altem Holz super funktioniert.

Was du brauchst (und was es kostet):

Die gute Nachricht ist: Der ganze Spaß ist wirklich günstig. Du solltest mit weniger als 20 € auskommen.

  • Ca. 3 volle Hände sauberes Moos: Aus dem Garten oder Wald (kostenlos!)
  • Ca. 500 ml Buttermilch: Nimm die vollfette, nicht die Light-Version (ca. 1 €)
  • 1 Teelöffel Zucker: Hat jeder zu Hause (quasi 0 €)
  • Optional für extra Power: 1 Esslöffel Maissirup für mehr Klebkraft oder ein Schuss Bier für zusätzliche Nährstoffe.
  • Ein alter Mixer: Frag mal rum oder hol dir einen vom Flohmarkt (ca. 10-15 €). Wichtig: Nutze ihn danach nicht mehr für Lebensmittel!
  • Ein Pinsel: Ein einfacher Borstenpinsel aus dem Baumarkt (ca. 3 €)

So wird’s gemacht:

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  1. Zupf das Moos grob und wirf es in den Mixer.
  2. Gib etwa die Hälfte der Buttermilch dazu.
  3. Jetzt kommt der Trick: Mixe nur in kurzen, pulsierenden Stößen. Wir wollen das Moos nicht zu Brei verarbeiten, sondern nur die Zellstrukturen aufbrechen, damit es neu austreiben kann. Kleine Fragmente sind das Ziel.
  4. Gib den Zucker und den Rest der Buttermilch (und optional den Sirup/das Bier) dazu. Der Zucker ist quasi die Starthilfe, ein schneller Energiekick.
  5. Mixe weiter, bis eine Masse entsteht, die an einen dicken Milchshake oder Crêpe-Teig erinnert. Die Konsistenz ist alles! Zu flüssig? Es läuft die Wand runter. Zu fest? Du kriegst es nicht aufgetragen. Bei Bedarf mit einem Schluck Wasser verdünnen.

Diese Menge reicht übrigens locker für ein Motiv von etwa 50 x 50 cm. Für größere Flächen verdoppelst du einfach die Zutaten. Die fertige Mischung am besten sofort verarbeiten. Wenn was übrig bleibt, hält sie sich notfalls in einem geschlossenen Glas für 1-2 Tage im Kühlschrank.

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Die perfekte Leinwand für dein grünes Kunstwerk

Nicht jede Wand eignet sich. Die Wahl des Untergrunds ist die halbe Miete. Poröse, raue Oberflächen sind ideal, denn sie bieten Halt und speichern Feuchtigkeit.

Super Untergründe:

  • Alter, verwitterter Beton
  • Unbehandelte Ziegelsteine
  • Raues Holz, wie ein alter Gartenzaun
  • Sandstein und andere Natursteine

Hier wird’s leider nichts:

  • Frisch gestrichene Wände (die Farbe blättert ab)
  • Glatte Flächen wie Metall, Glas oder Plastik
  • Versiegelte Fassaden
  • Frischer, alkalischer Putz

Bevor du loslegst, bürste die Wand kräftig ab, um losen Schmutz und Staub zu entfernen. Aber bitte ohne Chemie! Wasser und eine Drahtbürste reichen völlig. Sprüh die Wand kurz vor dem Auftragen mit etwas Wasser aus einer Sprühflasche ein. Dann verbindet sich die Mischung besser.

Kleiner Tipp für Anfänger: Bevor du die große Hauswand in Angriff nimmst, schnapp dir einen alten Tontopf oder einen Ziegelstein. Das ist dein perfektes Test-Labor, um ein Gefühl für die Masse und das Wachstum zu bekommen!

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Jetzt wird’s kreativ: Der Auftrag und die Pflege danach

Endlich der kreative Teil! Du kannst frei Hand malen oder eine Schablone benutzen. Für Schriftzüge oder klare Formen ist eine Schablone aus dicker Pappe oder dünnem Sperrholz Gold wert. Fixiere sie gut an der Wand.

Trag die Moos-Mischung mit einem Pinsel auf. Und hier ist die Technik entscheidend: Tupfen, nicht streichen! Durch das Tupfen drückst du die Masse in alle Poren und Risse. Sei nicht zu sparsam, eine Schicht von 3-5 Millimetern ist ideal. Eine zu dünne Schicht trocknet sofort aus.

Der Standort deines Kunstwerks entscheidet über Leben und Tod. Moose hassen pralle Mittagssonne. Eine Nord- oder Westwand, die viel Schatten abbekommt, ist perfekt. Ein Platz unter einem Dachvorsprung, geschützt vor Starkregen, ist ebenfalls super.

Und wann ist die beste Zeit zum Starten? Definitiv im Frühling oder Herbst. Die milde, feuchte Witterung ist ideal. Im Hochsommer bei 30 Grad? Vergiss es, da verbrennt dir alles, bevor es überhaupt eine Chance hat zu wachsen.

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Jetzt beginnt die wichtigste Phase: Warten und pflegen. In den ersten Wochen musst du dein Werk feucht halten. Sprüh es alle ein bis zwei Tage mit einem feinen Wassernebel ein. Die ersten zarten grünen Triebe zeigen sich oft schon nach zwei bis vier Wochen. Hab Geduld, du hast ein kleines Naturwunder in Gang gesetzt!

Hilfe, es klappt nicht! – Fehlersuche für Moos-Künstler

Nicht jedes Projekt gelingt auf Anhieb, das ist völlig normal. Wichtig ist, zu verstehen, woran es lag.

Problem: Das Moos wächst einfach nicht.
Wahrscheinlich ist der Standort zu sonnig oder zu trocken, der Untergrund ungeeignet oder du hast in den ersten Wochen das Sprühen vergessen. Versuch es an einem schattigeren Ort und sei konsequenter mit der Feuchtigkeit.

Problem: Die Masse bröckelt von der Wand.
Kenne ich. Meist war die Mischung zu trocken oder zu dünn aufgetragen. Mische die Reste neu an, gib einen extra Schuss Buttermilch oder Maissirup für die Haftung dazu und trage eine dickere Schicht auf.

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Ganz ehrlich? Mein erster Versuch war eine absolute Katastrophe. Ich hab’s voller Enthusiasmus an einer sonnigen Südwand probiert … nach einer Woche war alles nur noch brauner Staub. Das war eine harte, aber wichtige Lektion über den richtigen Standort.

Problem: Es bildet sich Schimmel.
Das passiert bei zu viel Nässe und zu wenig Luftzirkulation. Reduziere das Gießen. Oft verschwindet der Schimmel von selbst, sobald das Moos anfängt zu wachsen und sein eigenes kleines Ökosystem etabliert.

Ein absolut notwendiger Hinweis: Recht und Ordnung

Jetzt mal kurz Tacheles, denn hier hört der Spaß auf und die Verantwortung fängt an. So schön ein Moos-Graffiti auch ist, rechtlich ist es eine heikle Sache. Das Anbringen von Substanzen auf fremdem Eigentum ohne Erlaubnis ist in Deutschland Sachbeschädigung. Punkt.

Dabei ist es völlig egal, ob es Farbe aus der Dose oder eine „natürliche“ Moos-Mischung ist. Die Veränderung des Erscheinungsbildes ist entscheidend. Das Argument „das geht von selbst wieder weg“ zählt vor Gericht nicht.

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Deshalb mein dringender Appell:

  • Bring Moos-Graffiti ausschließlich auf deinem eigenen Grundstück an. Deine Gartenmauer, dein Schuppen, eine alte Holzwand – das sind die perfekten Orte.
  • Willst du eine fremde Wand gestalten? Hol dir immer die schriftliche Erlaubnis des Eigentümers. Ein Handschlag reicht nicht.
  • Sei extrem vorsichtig bei denkmalgeschützten Gebäuden. Die Feuchtigkeit kann historisches Mauerwerk angreifen. Das ist ein absolutes No-Go ohne Genehmigung der Behörden.

Dieses Handwerk soll Freude machen, keinen Ärger mit Nachbarn oder der Polizei. Handle bitte verantwortungsbewusst.

Abschließende Gedanken

Moos-Graffiti ist eine wundervolle Technik, die Handwerk, Kunst und Biologie verbindet. Es ist das genaue Gegenteil unserer schnellen, digitalen Welt und lehrt uns Geduld. Jedes gelungene Projekt ist ein kleines, lebendes Kunstwerk, das sich mit den Jahreszeiten verändert.

Ich hoffe, diese Anleitung aus meiner Werkstatt hilft dir, deine eigenen grünen Ideen umzusetzen. Experimentiere, sei kreativ, aber vor allem: hab Respekt vor der Natur und dem Eigentum anderer. Dann wirst du lange Freude an deinen lebenden Wänden haben.

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Die Konsistenz der Moos-Mischung ist entscheidend. Sie sollte in etwa die Textur eines dicken Milchshakes haben – cremig genug, um am Pinsel zu haften, aber nicht so flüssig, dass sie sofort die Wand hinunterläuft. Ein guter Test: Tauchen Sie einen Löffel ein. Wenn die Masse langsam und gleichmässig abfliesst, ist sie perfekt. Ist sie zu fest, geben Sie löffelweise Wasser oder Buttermilch hinzu.

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Der unsichtbare Feind im Wasserhahn: Viele Moose reagieren empfindlich auf den hohen Kalk- und Chlorgehalt von Leitungswasser. Das kann das Wachstum hemmen oder die zarten Pflänzchen sogar abtöten. Verwenden Sie stattdessen gesammeltes Regenwasser oder destilliertes Wasser, um Ihre Mischung anzurühren und das fertige Graffiti zu besprühen. Ein kleiner Aufwand mit grosser Wirkung!

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Buttermilch: Der Klassiker. Sie liefert die perfekte saure Basis und eine gute Haftung. Ideal für poröse Oberflächen wie Ziegel oder unbehandeltes Holz.

Naturjoghurt: Eine dickflüssigere Alternative. Er klebt noch besser und ist perfekt für glattere oder senkrechte Flächen, wo die Mischung sonst abrutschen könnte. Der höhere Zuckergehalt kann zudem als zusätzlicher Nährstoff-Boost dienen.

Die Wahl hängt also stark von Ihrem Untergrund und der gewünschten Haftkraft ab.

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  • Ein alter Pinsel: Borsten sind besser als Schaumstoff, um die Masse in raue Oberflächen einzuarbeiten.
  • Sprühflasche: Für die sanfte Befeuchtung in den ersten Wochen ist feiner Nebel entscheidend. Ein Modell mit Messingdüse, wie es Gärtner nutzen, verhindert grosse Tropfen.
  • Spachtel: Nützlich, um überschüssige Mischung zu entfernen oder die Kanten sauber zu definieren.
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Wie erziele ich wirklich scharfe Kanten für mein Design?

Der Schlüssel liegt in der Schablone. Vergessen Sie Papier, das sich mit Feuchtigkeit vollsaugt. Greifen Sie zu selbstklebender Folie oder dünnen Kunststoffplatten (sogenannte Mylar-Folien). Drücken Sie die Kanten der Schablone fest an die Wand, bevor Sie die Moos-Paste auftragen. Arbeiten Sie von der Kante nach innen und entfernen Sie die Schablone vorsichtig, solange die Mischung noch feucht ist, um ein Abbröckeln zu vermeiden.

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Moos wächst nicht aggressiv, es schmiegt sich an. Es ist die Kunst des geduldigen Hinzufügens, nicht des lauten Eroberns.

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Ein Moos-Graffiti ist ein lebendiges Kunstwerk und verändert sich mit der Zeit. Um es vital zu halten, braucht es ein wenig Aufmerksamkeit:

  • Feuchtigkeit ist alles: Besprühen Sie es in den ersten 2-3 Wochen täglich, danach reicht je nach Wetterlage ein- bis zweimal pro Woche.
  • Kein Dünger nötig: Moos holt sich, was es braucht, aus der Luft und dem Regen. Zusätzlicher Dünger würde nur konkurrierende Pflanzen fördern.
  • Sanftes Jäten: Sollte sich doch mal ein Grashalm oder Unkraut verirren, zupfen Sie es vorsichtig von Hand aus.
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Es gibt diesen magischen Moment, meist einige Wochen nach dem Auftragen, wenn man zum ersten Mal nicht nur eine grüne Paste sieht, sondern die feine, samtige Textur von neuem Wuchs. Die Wand beginnt zu leben, zu atmen. Das Graffiti duftet nach einem Spaziergang im Wald nach einem Sommerregen. Es ist eine subtile, aber tiefgreifende Veränderung, die den Ort für immer verwandelt.

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  • Sie sparen sich den Kauf von teuren Moos-Kulturen.
  • Sie arbeiten mit der lokalen Flora, die perfekt an Ihr Klima angepasst ist.
  • Sie lernen Ihre unmittelbare Umgebung auf eine ganz neue Weise kennen.

Das Geheimnis? Sammeln Sie Ihr Moos selbst! Achten Sie darauf, nur kleine Mengen von grossen Polstern zu entnehmen, um das Ökosystem nicht zu stören. Schattige Stellen an Baumstämmen, Steinen oder in Pflasterfugen sind oft die besten Fundorte.

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Der Begriff „Guerilla Gardening“ wurde erstmals 1973 in New York geprägt, als die Green Guerillas begannen, Samenbomben in verlassene Grundstücke zu werfen.

Heute erlebt diese Bewegung eine Renaissance, und Moos-Graffiti ist ihre poetische, nicht-destruktive Speerspitze. Anstatt unerlaubt Blumen zu pflanzen, werden graue Betonflächen mit vergänglicher, lebender Kunst verschönert. Es ist ein leiser Protest für mehr Grün in der Stadt und ein Statement, das wächst statt verblasst.

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Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend für den Erfolg. Hier sind die besten Startbedingungen:

  • Jahreszeit: Frühling oder Herbst. Die Temperaturen sind moderat und es gibt ausreichend Regen, was die Pflege erleichtert.
  • Vermeiden: Die pralle Sommersonne trocknet die Mischung zu schnell aus. Tiefer Frost im Winter kann die jungen Moose schädigen.
  • Wetter: Wählen Sie einen Tag, an dem für die nächsten 24 Stunden kein starker Regen vorhergesagt ist, damit die Paste gut anhaften kann.
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Um die Haftung Ihrer Moos-Mischung, besonders auf glatteren Oberflächen, zu verbessern, kann ein Schuss klebrige Substanz Wunder wirken. Ein Löffel Maissirup, Zucker oder sogar Bier (die Hefe liefert zusätzliche Nährstoffe) macht die Paste zähflüssiger. Experimentieren Sie mit kleinen Mengen, um die perfekte, pappige Konsistenz zu finden, die selbst der Schwerkraft trotzt.

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Hilfe, mein Moos wird braun und trocken! Was läuft falsch?

Keine Panik, das ist ein häufiges Problem in der Anfangsphase. Meistens liegt es an zu viel direkter Sonneneinstrahlung oder zu trockener Luft. Moose lieben schattige, feuchte Plätze. Versuchen Sie, die Bewässerungsfrequenz zu erhöhen und sprühen Sie vor allem in den Morgen- oder Abendstunden. Manchmal ist es auch eine natürliche Ruhephase. Geben Sie ihm Zeit – oft erholt sich das Moos, sobald die Bedingungen wieder ideal sind.

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Denken Sie an den Leerraum: Bei Moos-Graffiti ist der nicht bemalte Bereich genauso wichtig wie das Motiv selbst. Ein filigranes Design auf einer grossen, rauen Ziegelwand wirkt oft stärker als eine komplett bedeckte Fläche. Der Kontrast zwischen der harten, leblosen Architektur und der weichen, lebendigen Kunstform schafft eine faszinierende Spannung.

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Für komplexe oder wiederkehrende Muster sind wiederverwendbare Schablonen ideal. So stellen Sie sie her:

  • Material wählen: Kaufen Sie dünne, flexible Kunststoffplatten im Bastelbedarf, oft als Mylar oder Schablonenfolie verkauft. Eine alte Tischdecke aus Wachstuch funktioniert auch.
  • Design übertragen: Drucken Sie Ihr Motiv aus und kleben Sie es auf die Folie.
  • Ausschneiden: Mit einem scharfen Cutter oder Skalpell schneiden Sie das Motiv sorgfältig aus. Wichtig: Lassen Sie Verbindungsstege bei Buchstaben wie ‚O‘ oder ‚A‘.

Nach Gebrauch einfach abwaschen und für das nächste Projekt aufbewahren.

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Nord- oder Ostwand: Der ideale Standort. Hier bekommt das Moos morgens sanftes Licht, ist aber vor der heissen Nachmittagssonne geschützt. Die Feuchtigkeit hält sich länger.

Süd- oder Westwand: Eine Herausforderung. Nur sehr robuste, trockenheitstolerante Moosarten haben hier eine Chance. Die Pflege ist intensiver, da Sie viel häufiger sprühen müssen, um ein Austrocknen zu verhindern.

Für Anfänger gilt: Schatten ist Ihr bester Freund.

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„Moos-Graffiti ist eine Zusammenarbeit mit der Natur, kein Diktat. Man gibt eine Richtung vor, aber am Ende entscheidet die Wand, das Wetter und das Moos selbst, wie das Kunstwerk aussieht.“ – oft zugeschrieben an die Pionierin Anna Garforth.

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Sie brauchen keinen teuren Standmixer, der danach für immer nach Wald riecht. Ein einfacher Pürierstab, den man oft günstig auf Flohmärkten findet, erledigt den Job genauso gut. Achten Sie nur darauf, dass er genug Leistung hat, um die zähen Moosfasern zu zerkleinern. Nach Gebrauch lässt er sich viel einfacher reinigen als ein grosses Gerät. Ein altes Einmachglas dient dabei als perfekter Mixbehälter.

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  • Es lehrt Geduld in einer schnelllebigen Welt.
  • Es verbindet Sie täglich mit dem Rhythmus der Natur.
  • Es schafft ein Kunstwerk, das sich ständig weiterentwickelt.

Der wahre Lohn? Nicht das fertige Bild, sondern der Prozess. Jeden Tag nach dem Fortschritt zu sehen, die winzigen Veränderungen zu bemerken und das leise Wachsen zu begleiten, hat eine fast meditative Qualität.

Eine Studie der ETH Zürich zeigte, dass eine grossflächige Begrünung von Städten die Sommertemperaturen um bis zu 4°C senken kann.

Auch wenn ein einzelnes Moos-Graffiti die Welt nicht kühlt, ist es Teil einer grösseren Idee: der Mikro-Begrünung. Jede noch so kleine grüne Fläche trägt zur Biodiversität bei, bindet Feinstaub und verbessert das lokale Mikroklima. Ihr Kunstwerk ist also mehr als nur Dekoration – es ist ein winziger, aktiver Beitrag zu einer lebenswerteren Stadt.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.