Fettige Haare? Dein Masterplan vom Profi – Schluss mit dem täglichen Waschen!
Ganz ehrlich? In meinen vielen Jahren im Salon ist fettiges Haar das Thema Nummer eins, das die Leute zur Verzweiflung treibt. Ich sehe den Frust in den Augen meiner Kunden: Man wäscht sich morgens die Haare und könnte am Nachmittag schon wieder. Es fühlt sich einfach ungepflegt an, obwohl man penibel auf Hygiene achtet.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Das Problem an der Wurzel: Warum deine Kopfhaut wirklich verrückt spielt
- 0.2 Die Profi-Methode: Richtig waschen ist die halbe Miete
- 0.3 Die kleinen Helfer (und Saboteure) im Alltag
- 0.4 Dein günstiges Notfall-Kit aus der Drogerie
- 0.5 Wenn nichts mehr hilft: Wann du zum Profi musst
- 0.6 Ein letztes Wort vom Profi: Hab Geduld!
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Vergiss mal für einen Moment all die Werbeversprechen von Wundermitteln. Heute zeige ich dir, wie wir Profis das Problem wirklich an der Wurzel packen. Es geht nicht darum, das Fett zu bekämpfen, sondern darum, deine Kopfhaut zu verstehen und ihr zu geben, was sie wirklich braucht. Wenn du das einmal verstanden hast, ist der Rest überraschend einfach.
Das Problem an der Wurzel: Warum deine Kopfhaut wirklich verrückt spielt
Stell dir deine Kopfhaut nicht als Feind vor. Sie ist ein cleveres System. Das Fett, Fachleute nennen es Talg, ist eigentlich super wichtig. Es ist wie eine natürliche Bodylotion für deine Kopfhaut und Haare, schützt vor Bakterien und hält alles geschmeidig. Jede einzelne Haarwurzel hat eine winzige Talgdrüse, die diesen Schutzfilm produziert.

Das Problem startet erst, wenn diese kleinen Drüsen im Stress sind und auf Hochtouren laufen. Sie schütten dann viel zu viel Talg aus. Die Gründe dafür sind fast immer die gleichen:
- Hormonelles Chaos: Ob Pubertät, Stress im Job oder der monatliche Zyklus – Hormone, allen voran Androgene, sind wie ein Gaspedal für die Talgproduktion. Dagegen können wir wenig tun, aber wir können die Folgen managen.
- Familiensache: Manchmal ist die Neigung zu fettiger Haut einfach vererbt. Das ist kein Grund zum Verzweifeln, man muss nur wissen, wie man damit umgeht.
- Die falsche Pflege (der häufigste Fehler!): Das ist der Punkt, an dem wir den größten Hebel haben. Zu oft und zu aggressiv waschen, falsche Produkte, zu heißes Föhnen – all das schreit deiner Kopfhaut ins Gesicht: „ALARM! ALLES TROCKNET AUS!“ Ihre logische Reaktion? Sie produziert in Panik noch mehr Fett, um sich zu schützen. Ein echter Teufelskreis.
Der erste Schritt zur Besserung ist also: Wir müssen aufhören, unsere Kopfhaut zu bekämpfen. Wir müssen anfangen, sie zu beruhigen.

Die Profi-Methode: Richtig waschen ist die halbe Miete
Ich wette, auch du machst beim Haarewaschen mindestens einen kleinen Fehler, der das Problem schlimmer macht. Aber keine Sorge, die richtige Technik ist kinderleicht zu lernen und macht einen RIESEN Unterschied.
Die Wahl des richtigen Shampoos
Dein Shampoo ist dein wichtigstes Werkzeug. Und hier zählt nicht der Duft, sondern was auf der Rückseite steht. Schau mal auf die Zutatenliste (die sogenannte INCI-Liste). Siehst du weit oben Begriffe wie „Sodium Laureth Sulfate“ oder „Sodium Lauryl Sulfate“? Das sind oft die Übeltäter. Sie reinigen zwar extrem stark, trocknen die Kopfhaut aber brutal aus.
Was du stattdessen suchst, sind milde Tenside. Achte auf Namen wie „Coco Glucoside“ oder „Lauryl Glucoside“. Das sind Zuckertenside, die viel sanfter reinigen. Übrigens, ein gutes, mildes Shampoo musst du nicht für 30 Euro in der Apotheke kaufen. In der Drogerie findest du tolle Optionen für 5 bis 10 Euro. Halte Ausschau nach Produkten, die als „sulfatfrei“ beworben werden.

Kleiner Tipp: Achte auch darauf, dass das Shampoo silikonfrei ist. Silikone legen sich wie ein Plastikfilm ums Haar, was es zusätzlich beschwert und schneller strähnig aussehen lässt.
Die Waschtechnik, die alles verändert
Okay, bereit? So wäschst du deine Haare ab sofort:
- Runter mit der Temperatur! Heißes Wasser ist der größte Feind deiner Kopfhaut, es kurbelt die Talgproduktion erst richtig an. Lauwarm ist perfekt.
- Erstmal richtig nass machen. Sorge dafür, dass deine Haare komplett durchnässt sind, bevor auch nur ein Tropfen Shampoo draufkommt.
- Shampoo in der Hand aufschäumen. Niemals einen dicken Klecks Shampoo direkt auf den Kopf klatschen! Nimm eine haselnussgroße Menge in die Hand, gib ein bisschen Wasser dazu und verreibe es zu einem leichten Schaum.
- Massage statt Schrubben. Jetzt kommt der wichtigste Teil: Verteile den Schaum NUR auf der Kopfhaut. Massiere ihn mit den Fingerkuppen (niemals mit den Nägeln!) für etwa eine Minute sanft ein. Stell dir vor, du löst all den Stress des Tages. Die Haarlängen werden beim Ausspülen von ganz allein sauber.
- Gründlich, gründlich, GRÜNDLICH ausspülen. Nimm dir dafür mindestens eine Minute Zeit. Shampooreste sind Gift für eine gestresste Kopfhaut und lassen das Haar schneller wieder fettig aussehen.
- Der Frische-Kick zum Schluss. Wenn du dich traust: Ein kurzer, kalter Guss über Kopfhaut und Haare am Ende. Das schließt die Schuppenschicht der Haare, sorgt für Glanz und beruhigt die Talgdrüsen.

Spülung? Ja, aber richtig!
„Bloß keine Spülung, die macht meine Haare doch noch platter!“ – diesen Satz höre ich ständig. Falsch! Auch fettiges Haar braucht Pflege, denn der Talg kommt meist gar nicht in den Spitzen an. Die Regel ist super einfach: Conditioner und Kuren gehören ausschließlich in die Längen und Spitzen. Also alles, was du zu einem Pferdeschwanz binden kannst. Der Haaransatz bleibt tabu.
Die kleinen Helfer (und Saboteure) im Alltag
Die beste Haarwäsche bringt nichts, wenn wir uns das Ergebnis mit unbewussten Gewohnheiten ruinieren.
- Hände aus den Haaren! Wir fassen uns ständig ins Gesicht und in die Haare und verteilen so Fett und Schmutz. Versuche mal, bewusst darauf zu achten.
- Bürstenhygiene ist kein Witz. In deiner Bürste sammelt sich ein fieser Cocktail aus Talg, Staub und Stylingresten. Diesen Dreck bürstest du dir jeden Tag wieder ins frisch gewaschene Haar. Also: Mindestens einmal pro Woche die Bürste mit etwas Shampoo reinigen.
- Föhn auf Abstand und mittlere Stufe. Zu heiße Föhnluft stresst die Kopfhaut. Halte den Föhn immer mindestens 20 cm vom Kopf entfernt und wähle eine moderate Temperatur.
- Wechsle deinen Kopfkissenbezug. Klingt banal, aber hier sammelt sich der Talg der Nacht. Einmal pro Woche wechseln ist Pflicht, bei stark fettendem Haar besser alle 3-4 Tage.
Mein absoluter Game-Changer-Tipp: Benutze Trockenshampoo als Vorbeugung! Die meisten sprühen es drauf, wenn es schon zu spät ist. Viel cleverer ist es, eine kleine Menge direkt nach dem Waschen und Föhnen auf den Haaransatz zu geben. Am besten eignet sich ein loses Puder oder ein Spray auf Reisstärke-Basis. Das Puder saugt überschüssigen Talg sofort auf, bevor er überhaupt sichtbar wird. So gewinnst du locker einen Tag!

Dein günstiges Notfall-Kit aus der Drogerie
Manchmal sind die besten Helfer ganz einfach und günstig. Hier sind zwei meiner Favoriten, die du für unter 10 Euro zusammenbekommst.
Heilerde-Maske für die Tiefenreinigung
Heilerde ist ein Naturtalent im Aufsaugen von Fett. Eine Packung ultrafeine Heilerde zum Anrühren kriegst du für ca. 5 Euro in jeder Drogerie oder im Reformhaus und sie reicht ewig. Mische einfach 3-4 Esslöffel mit lauwarmem Wasser zu einer Paste. Trage sie mit einem Pinsel direkt auf die Kopfhaut auf (Längen aussparen!) und lass sie 10-15 Minuten wirken. Wichtig: Nicht komplett steinhart werden lassen, sonst kriegst du sie schwer wieder raus. Gründlich ausspülen und danach wie gewohnt mit deinem milden Shampoo waschen. Einmal die Woche angewendet, wirkt das Wunder.
Die „Saure Rinse“ gegen Kalk und für Glanz
In vielen Gegenden haben wir sehr kalkhaltiges Wasser, das die Haare stumpf und schwer macht. Die Lösung ist eine „Saure Rinse“. Mische einfach 1 Liter kaltes Wasser mit 2 Esslöffeln Apfelessig (am besten ein naturtrüber Bio-Essig aus dem Supermarkt für ca. 2-3 Euro). Nach dem Waschen und Spülen gießt du die Mischung als letzten Schritt über Kopfhaut und Haare. Nicht mehr ausspülen! Keine Sorge, der Essiggeruch verfliegt komplett, sobald die Haare trocken sind.

Wenn nichts mehr hilft: Wann du zum Profi musst
Als Friseur bin ich dein Partner für die perfekte Pflege, aber ich bin kein Arzt. Wenn du zusätzlich zu fettigem Haar unter starkem Juckreiz, Rötungen, gelblichen Schuppen oder sogar Haarausfall leidest, dann ist der Gang zum Hautarzt (Dermatologen) unumgänglich. Das können Anzeichen für ein seborrhoisches Ekzem oder eine andere Hauterkrankung sein, die eine medizinische Behandlung erfordert.
Ein letztes Wort vom Profi: Hab Geduld!
Wenn du deine Pflegeroutine umstellst, kann es sein, dass deine Haare in den ersten zwei Wochen sogar noch schneller nachfetten. Das ist normal! Deine Kopfhaut ist so an die Überproduktion gewöhnt, dass sie erstmal in Panik gerät. Man nennt das den „Rebound-Effekt“.
Zieh es durch! Gib deiner Kopfhaut mindestens vier bis sechs Wochen Zeit, sich an die neue, sanfte Pflege zu gewöhnen. Ich hatte mal eine Kundin, die kam völlig verzweifelt zu mir. Tägliches Waschen mit dem schärfsten Anti-Fett-Shampoo. Das Ergebnis? Nachmittags sah es schlimmer aus als vorher. Nachdem wir radikal umgestellt hatten, war sie total baff, dass sie nach einem Monat nur noch alle drei Tage waschen musste.

Der wichtigste Rat ist also: Sei lieb zu deiner Kopfhaut. Mit der richtigen Technik, den passenden Produkten und etwas Geduld bekommst du das Problem garantiert in den Griff.
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Die richtige Bürste – mehr als nur ein Werkzeug?
Absolut! Tauschen Sie Ihre Kunststoffbürste gegen eine mit Wildschweinborsten. Der Grund ist genial einfach: Diese Naturborsten nehmen den Talg von der Kopfhaut auf und verteilen ihn gleichmäßig bis in die Haarspitzen. Statt eines fettigen Ansatzes und trockener Längen bekommen Sie so eine natürliche Pflegekur bei jedem Bürstenstrich. Modelle von Marken wie Mason Pearson sind der Klassiker, aber auch günstigere Alternativen von Kost Kamm leisten hervorragende Arbeit.

„Die Kopfhaut ist eine der talgdrüsenreichsten Zonen des Körpers, mit etwa 900 Drüsen pro Quadratzentimeter.“
Diese enorme Dichte erklärt, warum schon kleinste Störungen – sei es Stress, die falsche Pflege oder hormonelle Schwankungen – so schnell sichtbare Auswirkungen haben. Es geht nicht darum, diese Drüsen stillzulegen, sondern sie in ihrer natürlichen, ausbalancierten Funktion zu unterstützen.

Der unbewusste Fehler: Die ständige Berührung. Das lässige Zurückstreichen einer Strähne, das Nachdenken mit den Fingern im Haar – jede dieser Gesten überträgt nicht nur Schmutz und Fett von den Händen, sondern stimuliert auch die Talgdrüsen auf der Kopfhaut. Versuchen Sie, sich einen Tag lang bewusst zu beobachten. Sie werden überrascht sein, wie oft Ihre Hände unbewusst zum Kopf wandern.

- Verlängert die Zeit zwischen den Haarwäschen sichtbar.
- Verleiht dem Ansatz sofort mehr Volumen und Griff.
- Beruhigt die Kopfhaut und absorbiert überschüssiges Fett.
Das Geheimnis? Eine wöchentliche Maske aus Heilerde. Einfach Heilerde (z.B. von Luvos) mit lauwarmem Wasser zu einer Paste anrühren, auf die Kopfhaut auftragen, 15 Minuten einwirken lassen und gründlich ausspülen. Eine natürliche und unglaublich effektive Methode, um die Talgproduktion langfristig zu regulieren.

Trockenshampoo: Der schnelle Retter für zwischendurch. Produkte wie das von Batiste oder Klorane mit Hafermilch absorbieren Fett mit Reis- oder Maisstärke und sorgen für sofortiges Volumen. Ideal für den Notfall oder um einen Waschtag hinauszuzögern.
Kopfhaut-Tonic: Die nachhaltige Lösung für jeden Tag. Ein Tonic mit Inhaltsstoffen wie Teebaumöl, Rosmarin oder Salbei (z.B. von Weleda oder Aveda) wird direkt auf die Kopfhaut aufgetragen. Es klärt, beruhigt und hilft, die Talgproduktion langfristig auszugleichen, ohne das Haar zu beschweren.

Vermeiden Sie beim Föhnen die höchste Hitzestufe direkt an der Kopfhaut. Diese extreme Hitze signalisiert der Haut Stress und Trockenheit, woraufhin sie mit einer erhöhten Fettproduktion reagiert, um sich zu schützen. Halten Sie den Föhn lieber auf Abstand, nutzen Sie eine mittlere Temperatur und beenden Sie den Vorgang mit einem Kaltluftstoß. Das schont nicht nur die Kopfhaut, sondern schließt auch die Schuppenschicht und sorgt für extra Glanz.

Wussten Sie, dass der pH-Wert einer gesunden Kopfhaut leicht sauer ist (zwischen 4,5 und 5,5)? Viele Shampoos sind jedoch alkalisch und stören dieses empfindliche Gleichgewicht.

Eine saure Spülung nach der Wäsche kann Wunder wirken, um den natürlichen pH-Wert wiederherzustellen. Die einfachste und günstigste Variante ist eine Apfelessig-Spülung: Mischen Sie zwei Esslöffel Bio-Apfelessig (z.B. von Alnatura) mit einem Liter kaltem Wasser. Nach dem Waschen über Kopfhaut und Haare gießen, kurz einwirken lassen und nicht ausspülen. Der leichte Essiggeruch verfliegt beim Trocknen vollständig!

Die Wahl des Kopfkissens kann einen Unterschied machen. Baumwollbezüge sind zwar atmungsaktiv, können aber auch Talg und Styling-Rückstände aufsaugen und über Nacht wieder ans Haar abgeben. Ein Kissenbezug aus Seide oder Bambusviskose hat eine glattere Oberfläche, an der das Haar weniger reibt und die weniger Fett aufnimmt. Ein einfacher Wechsel, der besonders bei längerem Haar hilft, es über Nacht frisch zu halten.

Spielt die Ernährung wirklich eine Rolle?
Ja, und zwar eine erhebliche. Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index, wie Zucker, Weißmehlprodukte und Fast Food, können den Insulinspiegel in die Höhe treiben und die Produktion von Androgenen anregen – Hormone, die als „Gaspedal“ für die Talgdrüsen wirken. Eine Ernährung reich an Zink (z.B. in Haferflocken, Nüssen) und Vitamin B6 (in Bananen, Linsen) kann hingegen helfen, die Talgproduktion zu regulieren.
Manchmal ist weniger mehr, besonders bei Stylingprodukten. Schwere Wachse, ölbasiertes Serum oder Produkte mit viel Silikon direkt am Ansatz sind tabu. Sie beschweren nicht nur das Haar, sondern können auch die Poren der Kopfhaut verstopfen. Greifen Sie lieber zu leichten Texturen wie Volumen-Schaumfestiger (z.B. von Moroccanoil) oder texturierenden Sprays, die Sie gezielt in die Längen und Spitzen geben, um den Ansatz frei und luftig zu halten.




