Karneval in Venedig: Was wirklich zählt – Ein Maskenmacher packt aus

von Augustine Schneider
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Mein Name? Spielt keine Rolle. Was zählt, ist die Arbeit meiner Hände. Seit Jahrzehnten stehe ich hier in meiner kleinen Werkstatt, meiner bottega, in einer der verwinkelten Gassen von Cannaregio. Die Luft hier drin riecht immer gleich: nach Leim, Terpentin und feuchtem Gips. Ehrlich gesagt, es ist der Duft meines Lebens.

Ich bin ein Mascheraio, ein Maskenmacher. Ein Handwerk, das von Meister zu Meister weitergegeben wird, eine Tradition, die man mit den Händen lernt, nicht aus Büchern. In all den Jahren habe ich den Karneval unzählige Male miterlebt. Ich habe ihn sich wandeln sehen – von neblig-stillen Morgenstunden bis zu den überfüllten, lauten Abenden. Ich habe Masken für reiche Leute und für Studenten gemacht, das spielt für mich keinen Unterschied.

Wenn die Leute heute an den Karneval denken, sehen sie die Postkartenmotive vom Markusplatz. Prächtige Kostüme, tausende Kameras. Klar, das gehört dazu. Aber die Seele des Ganzen? Die ist viel leiser. Sie versteckt sich in den Gassen, den calle, auf privaten Festen und in diesem einen magischen Moment, wenn du eine Maske aufsetzt und für ein paar Stunden einfach jemand anderes bist. Ich will euch hier nicht das erzählen, was im Reiseführer steht. Ich will euch zeigen, wie ihr den echten Karneval findet.

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Die Seele des Karnevals: Mehr als nur bunte Kostüme

Der venezianische Karneval hat nichts mit dem lauten Trubel anderswo zu tun. Seine Wurzeln liegen tief im Bedürfnis, die strengen sozialen Regeln der alten Stadt für eine kurze Zeit auszuhebeln. Früher war die Gesellschaft hier voller Hierarchien und Gesetze. Der Karneval war das offizielle Ventil, eine Zeit des Spiels, des Exzesses und der Freiheit.

Die Maske: Dein Schutzschild und deine Freiheit

Das Herzstück dieser Freiheit war und ist die Maske. Unter der Maske waren plötzlich alle gleich. Ein Adliger konnte mit einer Dienstmagd flirten, ohne sein Gesicht zu verlieren. Ein armer Schlucker konnte sich im Ridotto, dem berühmten öffentlichen Spielhaus, unter die Reichen mischen. Die Maske schenkt Anonymität. Sie erlaubt es, für einen Moment aus der eigenen Haut zu fahren.

Und genau dieses Gefühl der Befreiung ist es, was viele auch heute noch suchen. Man legt nicht nur eine Verkleidung an, man legt die eigene Identität für eine Weile ab.

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Die Klassiker: Welche Maske passt zu dir?

In meiner Werkstatt entstehen Dutzende verschiedener Masken, jede mit ihrer eigenen Geschichte. Touristen kaufen oft einfach, was ihnen optisch gefällt. Ein Kenner aber weiß, was er da auf dem Gesicht trägt. Hier mal die wichtigsten Typen, die ihr kennen solltet.

  • Die Bauta: Der absolute Klassiker. Sie bedeckt nur den oberen Teil des Gesichts und hat eine markante, vorstehende Kinnpartie. Das ist übrigens total praktisch: Man kann damit problemlos essen, trinken und sprechen, ohne sie abnehmen zu müssen. Die Stimme wird durch die Form leicht verzerrt, was die Anonymität noch verstärkt. Zusammen mit einem schwarzen Umhang (tabarro) und einem Dreispitzhut (tricorno) war das die Standardverkleidung für jedermann.
  • Die Moretta: Eine faszinierende und, ehrlich gesagt, etwas unheimliche Maske. Sie ist klein, rund, aus schwarzem Samt und wurde traditionell nur von Frauen getragen. Der Clou: Sie hat keine Bänder. Die Trägerin hielt sie, indem sie einen kleinen Knopf an der Innenseite zwischen die Zähne klemmte. Das bedeutete, sie musste schweigen. Eine stille, mysteriöse Erscheinung, die auf Männer unglaublich anziehend wirkte.
  • Der Medico della Peste: Die kennt jeder, die Maske mit dem langen Vogelschnabel. Ihr Ursprung ist allerdings ziemlich düster und hat nichts mit Feiern zu tun. Sie war die Schutzausrüstung der Pestärzte aus einer Zeit, als die Krankheit die Stadt heimsuchte. Der lange Schnabel wurde mit Kräutern gefüllt, um die – wie man damals glaubte – verseuchte Luft zu filtern. Im Karneval wurde die Figur später zu einer Art memento mori, einer Mahnung an die Vergänglichkeit.
  • Die Commedia dell’arte-Masken: Viele Masken stammen direkt aus dem alten italienischen Stegreiftheater. Charaktere wie der schlaue Diener Arlecchino oder der alte, geizige Kaufmann Pantalone waren feste Typen, die jeder sofort erkannte. Sie sind oft nur Halbmasken, damit die Schauspieler frei sprechen konnten.
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Echte Handwerkskunst erkennen: So zieh ich dich nicht über den Tisch

Die Gassen sind voll mit Läden, die Masken verkaufen. Aber Achtung! Vieles davon ist billiger Plastik-Ramsch aus Fernost. Für einen Laien ist der Unterschied oft schwer zu sehen, aber für mich als Handwerker ist das ein Stich ins Herz. Eine echte venezianische Maske ist ein Stück Seele.

Das Material: Warum Pappmaché unschlagbar ist

Traditionelle Masken werden aus Carta Pesta (Pappmaché) gemacht. In eine Gipsform legen wir Schicht für Schicht Papierstreifen, die in einem speziellen Leim getränkt sind. Nach dem Trocknen ist die Maske federleicht und trotzdem stabil. Das Wichtigste aber: Sie atmet. Eine Pappmaché-Maske passt sich deinem Gesicht an, du schwitzt kaum darunter. Eine Plastikmaske ist steif, schwer und riecht nach Chemie. Eine echte Maske riecht nach Leim und Farbe.

Der Preis der Ehrlichkeit: Was eine gute Maske kostet

Dreh eine Maske einfach mal um. Eine handgemachte Maske ist innen nicht perfekt glatt. Du siehst vielleicht die Papierlagen oder Spuren vom Pinsel. Und dann ist da der Preis. Eine handbemalte Maske, in der Stunden an Arbeit stecken, kann nicht nur 10 Euro kosten. Das ist unmöglich.

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Gut zu wissen: Rechnet mal mit 30 bis 60 Euro für eine einfache, aber ehrliche handgemachte Augenmaske. Eine klassische Bauta oder ein schönes, voll bemaltes Gesicht (Volto) liegt dann eher bei 80 bis 150 Euro. Alles, was deutlich darunter liegt, solltet ihr kritisch beäugen. Investiert lieber in ein einziges, gutes Stück. Das ist ein Andenken mit Geschichte.

Dein Auftritt: Das richtige Kostüm für jedes Budget

Eine Maske allein reicht nicht. Das Kostüm ist mindestens genauso wichtig. Die prächtigsten Verkleidungen orientieren sich an der Mode des Barock, der Glanzzeit des Karnevals. Aber keine Sorge, es muss nicht gleich die große Robe sein.

Ein volles historisches Kostüm zu leihen, ist eine tolle Sache, aber auch teuer. Rechnet mal mit 200 bis 700 Euro pro Tag in einem der spezialisierten Ateliers. Das muss man wollen und können.

Kleiner Tipp für den schmalen Geldbeutel: Das „Quick-Win“-Kostüm! Besorgt euch einen einfachen, langen schwarzen Umhang (einen tabarro), einen schwarzen Dreispitzhut (tricorno) und eine gute, aber schlichte Maske wie die Bauta. Damit seid ihr sofort Teil des Ganzen, seht absolut authentisch aus und habt nur einen Bruchteil der Kosten. Glaubt mir, damit gehört ihr mehr dazu als mit einem billigen Superhelden-Kostüm.

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Den Karneval richtig erleben: Praktische Tipps vom Profi

Nach all den Jahren habe ich ein paar Dinge gelernt, die ich jedem mit auf den Weg gebe.

Wann ist die beste Zeit?

Der Karneval dauert rund zwei Wochen. Das erste Wochenende ist oft ruhiger, mit lokalen Highlights wie der Bootsparade auf dem Rio di Cannaregio. Richtig voll wird es am letzten Wochenende vor Aschermittwoch. Wenn ihr die großen Events und das maximale Gedränge wollt, kommt dann. Wenn ihr die Atmosphäre mit etwas mehr Luft zum Atmen genießen wollt, sind die Tage davor perfekt.

Wo die echten Venezianer feiern

Der Markusplatz ist die große Bühne, klar. Aber der wahre Karneval spielt sich woanders ab. Geht mal zum Campo Santa Margherita in Dorsoduro am späten Nachmittag, da seht ihr die Kinder in ihren Kostümen spielen. Oder trinkt einen Spritz am Campo dei Mori in Cannaregio, da ist die Welt noch ein bisschen mehr in Ordnung. Setzt euch in eine kleine Weinstube (bàcaro) und probiert unbedingt Fritole (frittierte, oft gefüllte Teigbällchen) und Galani (dünnes, knuspriges Gebäck). Das ist der Geschmack des venezianischen Karnevals!

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Was wirklich in den Koffer muss

Das Wichtigste zuerst: bequeme Schuhe! Ihr werdet kilometerweit über hartes Pflaster laufen. Venedig im Februar ist kalt und oft feucht. Die Nässe kriecht einem in die Knochen. Packt warme Kleidung in Schichten, eine wasserdichte Jacke, Schal und Mütze. Und noch ein Tipp aus der modernen Welt: Nehmt eine Powerbank mit. Die Kälte saugt den Handy-Akku unglaublich schnell leer, und ihr wollt doch Fotos machen, oder?

Sicherheit geht vor: Ein paar ernste Worte

Ich sorge mich oft, wenn ich die ahnungslosen Besucher sehe. Venedig ist sicher, aber das Gedränge hat seine Tücken.

  • Taschendiebe: Wo viele Menschen sind, sind auch Langfinger nicht weit. Besonders am Markusplatz und auf der Rialtobrücke. Tragt Wertsachen in einer Innentasche.
  • Die Kanal-Gefahr: Eure Maske schränkt das Sichtfeld massiv ein! Man sieht kaum etwas zur Seite. Seid extrem vorsichtig an den Stufen der Brücken und direkt am Wasser. Jedes Jahr fallen Leute in die Kanäle. Das ist im Februar eiskalt und alles andere als lustig. Profi-Tipp: Setzt die Maske mal für zehn Minuten im Hotelzimmer auf und lauft herum. Gewöhnt euch an das Gefühl, BEVOR ihr euch ins Getümmel stürzt.
  • Acqua Alta (Hochwasser): Im Winter kann es Hochwasser geben. Wenn die Sirenen heulen, steigt das Wasser. Die Stadt stellt dann Holzstege (passerelle) auf. Gummistiefel können Gold wert sein. Übrigens, die jungen Leute haben dafür sogar eine App, „Hi!Tide Venice“ oder so ähnlich. Die zeigt auf die Minute genau, wann die Flut kommt. Ziemlich praktisch, muss selbst ich zugeben.
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Ein letztes Wort aus meiner Werkstatt

Der Karneval in Venedig ist eine empfindliche Magie, die von Tausenden von Menschen gemeinsam geschaffen wird. Kommt nicht nur als Konsumenten. Werdet Teil davon. Besorgt euch eine gute Maske, vielleicht einen einfachen Umhang. Verliert euch in den Gassen. Seid neugierig.

Dann, aber nur dann, werdet ihr vielleicht einen Blick auf die wahre Seele dieses Festes erhaschen. Und wenn ihr zufällig eine kleine Werkstatt findet, aus der es nach Leim und Farbe riecht… klopft ruhig an. Vielleicht habe ich ja gerade Zeit für einen kleinen Plausch.

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  • Das Material: Eine echte venezianische Maske aus Cartapesta (Papiermaché) ist federleicht und atmungsaktiv. Ein Plastikimitat ist starr, schwer und lässt die Haut darunter schwitzen.
  • Die Bemalung: Achten Sie auf feine Pinselstriche und winzige, charmante Unregelmäßigkeiten. Perfekt symmetrische, gedruckte Muster sind ein Zeichen für industrielle Massenware.
  • Die Innenseite: Viele authentische Werkstätten, die botteghe, versehen ihre Kreationen auf der Innenseite mit einem kleinen Stempel oder einer Signatur.

So erkennen Sie echte Handwerkskunst und nehmen ein Stück Venedig mit nach Hause, keine seelenlose Kopie.

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Das erste Mal ist eine seltsame Offenbarung. Die Welt durch eine Maske zu sehen, verengt den Blick, macht ihn zum Tunnel. Die Geräusche der Stadt wirken gedämpft, der eigene Atem ist plötzlich präsent. Man ist nicht mehr nur stiller Beobachter, sondern wird selbst zum Teil der Inszenierung, zum Mysterium in den Gassen. In diesem Moment versteht man, dass die Maske mehr verändert als nur das Gesicht.

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Im venezianischen Ridotto, dem 1638 eröffneten ersten öffentlichen Spielcasino Europas, war das Tragen einer Maske und eines Dreispitzhutes gesetzlich vorgeschrieben. So wurde die Anonymität aller Spieler, vom verarmten Adligen bis zum reichen Bürger, gewahrt.

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Die Commedia dell’arte: Masken wie Arlecchino, Pantalone oder Zanni stellen feste, überzeichnete Charaktere der italienischen Theaterform dar. Sie haben eine festgelegte Persönlichkeit.

Die klassische Karnevalsmaske: Die Bauta oder die Moretta dienten primär der Anonymität und dem Aufheben der sozialen Herkunft. Sie sind eine leere Leinwand, die der Träger mit seiner eigenen Fantasie füllt.

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Der größte Fehler beim Maskenkauf? An einem der unzähligen Souvenirstände eine billige Plastikmaske zu erstehen. Sie ist nicht nur unbequem und sieht aus der Nähe kitschig aus, sie ignoriert auch die jahrhundertealte Tradition der echten Mascherai. Eine handgemachte Maske ist kein Wegwerfartikel, sondern ein Kunstwerk mit einer Seele.

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Was verbirgt sich hinter der geheimnisvollen „Moretta“?

Diese kleine, ovale Samtmaske war einst ausschließlich Frauen vorbehalten und wurde als „stumme Dienerin“ bezeichnet. Sie hatte keine Bänder, sondern wurde durch einen kleinen Knopf gehalten, den die Trägerin zwischen die Zähne klemmte. Das machte sie buchstäblich stumm und verlieh ihr eine besonders rätselhafte und verführerische Aura.

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Im 18. Jahrhundert, der Blütezeit des Karnevals, gab es in Venedig Schätzungen zufolge über 1200 Maskenwerkstätten. Heute kämpfen kaum mehr als 50 bis 60 echte Handwerker um das Überleben ihrer Kunst.

Dieser drastische Rückgang zeigt den ungleichen Kampf der Mascherai gegen die Flut billiger Importware. Eine handgefertigte Maske zu kaufen, ist daher nicht nur ein Souvenir, sondern ein aktiver Beitrag zum Erhalt eines einzigartigen Kulturerbes.

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Bevor Sie eine Maske wählen, fragen Sie sich nicht nur, welche am schönsten ist, sondern welche Geschichte Sie erzählen möchten. Wollen Sie der geheimnisvolle Beobachter sein (Bauta), der intellektuelle Sonderling (Medico della Peste) oder die verspielte Versuchung (Colombina)? Die beste Maske verbirgt nicht nur Ihr Gesicht, sie offenbart einen verborgenen Teil Ihrer Fantasie.

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  • Sie erlaubt ihrem Träger zu essen und zu trinken, ohne sie abzunehmen.
  • Sie verzerrt die Stimme und garantiert so akustische Anonymität.
  • Sie neutralisiert Schönheit, Alter und Herkunft vollständig.

Das ist die Genialität der Bauta. Diese traditionelle weiße Maske, kombiniert mit schwarzem Umhang (*tabarro*) und Dreispitz, war über Jahrhunderte das Symbol für die ultimative Freiheit und Gleichheit im venezianischen Karneval.

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Die Maske des „Medico della Peste“, des Pestarztes, ist eine der ikonischsten Figuren. Ihre Form ist jedoch kein Fantasieprodukt, sondern hat einen makabren historischen Ursprung aus dem 17. Jahrhundert.

  • Der lange Schnabel wurde mit Kräutern und Gewürzen wie Minze oder Wacholder gefüllt, die vor den „Miasmen“ der Pest schützen sollten.
  • Die Augenöffnungen waren oft mit roten Kristallgläsern versehen, die das Böse abwehren sollten.
  • Der lange Stock diente dazu, Patienten zu untersuchen, ohne sie zu berühren.
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Schließen Sie für einen Moment die Augen und vergessen Sie die Farbenpracht. Der wahre Karneval ist auch ein Fest der anderen Sinne. Es ist das leise Plätschern des Wassers in einem dunklen Kanal, das Echo von Schritten auf feuchtem Kopfsteinpflaster. Es ist der süße Duft warmer Fritole (Krapfen), der sich mit der kühlen, salzigen Lagunenluft mischt. Diese unsichtbare Atmosphäre ist die wahre Magie, die auch der Maskenmacher in seiner Werkstatt Tag für Tag einatmet.

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Authentizität vor Pomp: Sie müssen kein Vermögen für ein komplettes Brokatkostüm ausgeben. Investieren Sie stattdessen in eine einzige, exzellente Maske von einem traditionsreichen Atelier wie Ca‘ Macana oder Tragicomica. Kombiniert mit einem schlichten schwarzen Umhang, dem Tabarro, verkörpern Sie den Geist des historischen Karnevals oft stilvoller und authentischer als mit jedem überladenen Touristen-Outfit.

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Der Einfluss der venezianischen Maske reicht weit über die Lagunenstadt hinaus. Man findet ihre geheimnisvolle Ästhetik in Stanley Kubricks letztem Meisterwerk „Eyes Wide Shut“, in den opulenten Designs von Modeschöpfern wie Alexander McQueen und in unzähligen Opern- und Theaterinszenierungen. Sie ist und bleibt ein universelles Symbol für das Verborgene, das Verbotene und die Verführung.

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„Die Maske fällt, das Gesicht bleibt. Die Person fällt, die Maske bleibt.“

Der polnische Dichter Stanisław Jerzy Lec fasst damit perfekt die Essenz des venezianischen Spiels zusammen, bei dem die angenommene Rolle für einen kurzen, magischen Moment wichtiger und realer wird als die Person dahinter.

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Tipp für die Morgenstunden: Der wahre Zauber entfaltet sich nicht am Nachmittag auf dem überfüllten Markusplatz. Stehen Sie vor Sonnenaufgang auf. In den nebligen Gassen von Cannaregio oder Castello, wenn nur das leise Plätschern der Kanäle und die Schritte einzelner, prächtig kostümierter Gestalten zu hören sind, erleben Sie jene zeitlose, fast melancholische Magie, von der die alten Venezianer erzählen.

Durfte man die Maske tragen, wann immer man wollte?

Nein, ganz im Gegenteil. In der Republik Venedig gab es strenge Gesetze. Das Tragen von Masken war in der Regel nur während der offiziellen Karnevalszeit erlaubt, die vom Stefanstag am 26. Dezember bis zum Aschermittwoch dauerte. Ein Verstoß außerhalb dieser Zeit, besonders nachts oder in Gotteshäusern, wurde hart bestraft. Die Maske war ein zeitlich begrenztes Privileg für ein kontrolliertes Chaos.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.