Vom Rost zum Kunstwerk: Dein ehrlicher Guide für Metallkunst aus der Werkstatt

von Augustine Schneider
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Eine ehrliche Einleitung: Das ist mehr als nur Basteln

Komm mal mit in meine Werkstatt. Es riecht hier nach kühlem Stahl, dem leichten Ozongeruch vom Schweißen und ein bisschen nach heißem Öl. Seit Jahrzehnten ist das mein zweites Zuhause. Ich hab hier als Lehrling angefangen, irgendwann meinen Meister gemacht und zeige heute dem Nachwuchs, wie es geht. Und in all der Zeit habe ich eins gelernt: Metall ist kein toter Werkstoff. Es hat Charakter. Es erzählt Geschichten.

Klar, du kennst die Bilder von diesen kunstvollen Figuren aus altem Besteck, Schrauben und Blechresten. Viele nennen das „Recycling-Basteln“. Für mich ist das ehrlich gesagt viel mehr. Es ist ein richtiges Handwerk, das Respekt verlangt. Respekt vor dem Material, den Werkzeugen und vor allem vor der eigenen Sicherheit. Und genau dieses Wissen will ich hier mit dir teilen. Nicht als schnelle Anleitung zum Nachmachen, sondern als echten Einblick in die Techniken, die wirklich funktionieren. Wir reden nicht nur über das „Wie“, sondern auch über das „Warum“. Denn nur wer sein Material versteht, kann damit wirklich kreativ werden.

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Teil 1: Die Basis – Material und deine Werkstatt-Ecke

Bevor der erste Funke fliegt, brauchen wir eine solide Grundlage. Das sind zum einen die richtigen Materialien und zum anderen ein sicherer Arbeitsplatz. Wer hier am falschen Ende spart, zahlt später drauf. Oft mit Frust, manchmal leider auch mit Verletzungen.

Was der Schrottplatz so hergibt: Eine kleine Materialkunde

Nicht jedes Metall ist gleich, das ist klar. Die Unterschiede zu kennen, ist entscheidend für den Erfolg. In der typischen Schrottkiste finden wir meistens diese Kandidaten:

  • Stahl (oft fälschlicherweise „Eisen“ genannt): Das ist unser absolutes Arbeitstier. Die meisten alten Werkzeuge, Schrauben, Nägel und Bleche sind aus Stahl. Er lässt sich super schweißen, biegen und formen. Der große Nachteil? Er rostet. Manchmal wollen wir das für die Optik, den sogenannten Edelrost. Meistens müssen wir ihn aber schützen.
  • Edelstahl (VA-Stahl): Erkennst du oft am Glanz und daran, dass er nicht (oder nur schwach) magnetisch ist. Altes Besteck, Töpfe oder Spülen sind typische Kandidaten. Edelstahl ist ein ziemlicher Dickkopf in der Bearbeitung und auch kniffliger zu schweißen. Dafür rostet er eben nicht. Perfekt für feine, glänzende Details.
  • Kupfer: Rötlich, weich und ein fantastischer Wärmeleiter. Alte Wasserrohre oder Kabelreste sind oft aus Kupfer. Man kann es nicht mit Stahl schweißen, aber hartlöten. Mit der Zeit bekommt es diese wunderschöne grüne Patina.
  • Messing: Eine Mischung aus Kupfer und Zink mit einer satten, goldenen Farbe. Alte Armaturen, spezielle Schrauben oder Zierleisten sind oft aus Messing. Es ist ebenfalls weicher als Stahl und lässt sich gut löten.

Kleiner Tipp für den Anfang: Konzentrier dich voll auf normalen Stahl. Er ist günstig, fast überall zu finden und verzeiht die meisten Anfängerfehler. Frag einfach mal beim lokalen Schlosser oder einem Landmaschinenmechaniker nach. Dort fällt oft super brauchbarer Schrott ab, den man für ’nen Fünfer in die Kaffeekasse oder ein nettes Dankeschön bekommt.

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Deine Werkstatt: Sicherheit geht vor Schönheit

Du brauchst keine riesige Halle. Eine Ecke in der Garage oder ein gut durchlüfteter Schuppen reichen völlig. Wichtig sind drei Dinge: ein fester, sauberer Boden, gute Belüftung (ein offenes Tor ist Gold wert!) und absolut keine brennbaren Materialien in der Nähe.

Die Grundausstattung ist überschaubar, aber hier solltest du nicht knausern:

  1. Eine massive Werkbank: Am besten mit einer dicken Holz- oder Stahlplatte. Das ist das Herz deiner Werkstatt.
  2. Ein schwerer Schraubstock: Ganz ehrlich, das ist deine dritte und vierte Hand. Kauf bloß keinen billigen Guss-Schrott aus dem Baumarkt, der bricht dir beim ersten festen Hammerschlag. Schau auf eBay Kleinanzeigen oder dem Flohmarkt nach alten Marken wie „Leinen“ oder „Heuer“. Die sind fürs Leben gebaut und einen guten gebrauchten bekommst du oft schon für 50 bis 100 Euro.
  3. Ein Feuerlöscher: Funkenflug ist unvermeidbar. Ein Pulver- oder CO2-Löscher muss griffbereit sein. Nicht verhandelbar. Ein Eimer mit trockenem Sand als zusätzliche Sicherheit ist auch keine schlechte Idee.
  4. Gutes Licht: Du kannst nur präzise arbeiten, wenn du auch was siehst. Eine helle Deckenlampe und eine flexible Arbeitsleuchte sind ideal.

Ein Lehrling lernt bei mir als Allererstes: Ordnung halten. Eine aufgeräumtev Werkstatt ist eine sichere Werkstatt. Herumliegende Kabel oder Metallreste sind fiese Stolperfallen. Und wenn’s doch mal brenzlig wird, willst du nicht erst den Fluchtweg freiräumen müssen.

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Teil 2: Die Kerntechniken – Trennen, Formen und Verbinden

So, jetzt geht’s ans Eingemachte. Diese drei Fertigkeiten sind das Herzstück der Metallbearbeitung. Wer die beherrscht, kann im Grunde alles bauen.

Trennen: Kontrollierte Zerstörung mit der Flex

Um etwas Neues zu schaffen, müssen wir Altes oft erst zerlegen. Das Werkzeug Nummer eins dafür ist der Winkelschleifer, den die meisten nur „Flex“ nennen.

Der Winkelschleifer ist Freund und Feind zugleich. Er trennt, schleift und entgratet wie nichts Gutes. Aber er ist auch laut, wirft einen wahren Funkenregen und kann bei falscher Handhabung brutal zurückschlagen (der gefürchtete „Kick-Back“).

  • Trennscheiben: Das sind die hauchdünnen Scheiben (ca. 1 mm) zum Schneiden. Wichtig: Niemals zum seitlichen Schleifen benutzen, die Dinger können dir um die Ohren fliegen!
  • Schruppscheiben: Dicke, stabile Scheiben zum Abtragen von Material, zum Beispiel um Schweißnähte zu glätten oder dicken Rost zu entfernen.
  • Fächerschleifscheiben: Schleifpapier auf Lamellen angeordnet. Ideal für ein feineres Oberflächenfinish. Eine mit 80er Körnung ist ein guter Allrounder.

Achtung beim Trennen: Das Werkstück muss IMMER bombenfest eingespannt sein. Halte die Flex mit beiden Händen. Stell dich so hin, dass dein Körper nicht direkt in der Linie der rotierenden Scheibe steht. Und trag deine Schutzbrille. Immer. Ohne Ausnahme.

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Formen: Metall zum Nachgeben zwingen

Metall ist nicht so starr, wie es aussieht. Mit Kraft oder Wärme können wir es in fast jede Form bringen.

Kaltverformung: Das passiert bei Raumtemperatur. Mit einem soliden Schlosserhammer (ein 500g-Modell ist ein guter Start) und einem Amboss (oder anfangs auch einfach der flache Teil vom Schraubstock) kann man Bleche treiben und Stäbe biegen. Das macht das Material härter, aber auch spröder.

Warmverformung: Hier kommt die Magie der Hitze ins Spiel. Ein einfacher Propangas-Lötbrenner aus dem Baumarkt für ca. 20-30 Euro reicht oft schon aus, um dünneren Stahl zu erhitzen. Wenn der Stahl eine leuchtend kirschrote Farbe annimmt, wird er weich wie Knete. Dann lässt er sich mit leichten Hammerschlägen formen. Man spürt richtig, wie der Widerstand nachlässt. Aber Vorsicht: Langsam an der Luft abkühlen lassen, sonst wird das Material wieder spröde.

Verbinden: Der große Moment des Schweißens

Das ist die Königsdisziplin. Hier fügen wir die Einzelteile zu einem Ganzen zusammen.

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Was ist das richtige Schweißgerät für dich?
Okay, jetzt wird’s kurz technisch, aber keine Sorge. Stell dir die verschiedenen Schweißverfahren wie unterschiedliche Werkzeuge vor. Du brauchst nicht alle, aber das richtige für deinen Job.

  • Fülldraht-Schweißen: Das ist der unkomplizierte Kumpel für den Einstieg. Diese Geräte brauchen keine schwere, teure Gasflasche, weil der Schutz vor der Luft direkt im Schweißdraht enthalten ist. Perfekt für draußen im Wind und für den Anfang. Die Nähte sind nicht die allerschönsten und spritzen etwas mehr, aber es hält! Einsteigergeräte von Marken wie „Stahlwerk“ oder „Weldinger“ gibt es oft schon für 150-250 Euro.
  • MAG-Schweißen (Schutzgas): Das ist das klassische Arbeitstier für Stahl in der Werkstatt. Hier schützt ein Gas aus der Flasche die Schweißnaht. Das Ergebnis sind deutlich sauberere und stabilere Nähte. Das ist der nächste logische Schritt nach dem Fülldraht. Ein gutes Einsteigerset mit Gerät und kleiner Gasflasche kostet dich etwa 400-600 Euro.
  • WIG-Schweißen: Das ist die hohe Kunst. Man schweißt mit einer Hand und gibt mit der anderen den Schweißdraht dazu. Das erfordert viel Übung, liefert aber die mit Abstand schönsten und feinsten Nähte. Ideal für sichtbare Verbindungen an Kunstobjekten, auch bei Edelstahl. Eher was für Fortgeschrittene.

Die goldene Regel beim Schweißen: SAUBERKEIT! Die Stellen, die du verbinden willst, müssen metallisch blank sein. Frei von Rost, Farbe, Öl oder Zink. Schleif sie vorher gründlich ab. Eine schlechte Vorbereitung führt IMMER zu einer schlechten Schweißnaht. Das hab ich meinen Lehrlingen hunderte Male gepredigt.

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Was am Anfang garantiert schiefgeht (und wie du’s fixt):

  • „Hilfe, ich brenne Löcher ins Blech!“ – Kein Problem, passiert jedem. Du warst entweder zu langsam oder deine Stromstärke (Ampere) war zu hoch eingestellt. Dreh den Regler runter und bewege den Brenner etwas zügiger.
  • „Meine Naht spratzelt und sieht aus wie Popcorn!“ – Klassiker. Zu 99% war deine Schweißstelle nicht richtig sauber. Nochmal: Schleif alles blank! Manchmal kann auch ein zu großer Abstand zwischen Brenner und Werkstück der Grund sein.
  • „Der Draht klebt ständig fest.“ – Wahrscheinlich ist deine Drahtgeschwindigkeit zu niedrig für die eingestellte Stromstärke. Versuch, den Drahtvorschub ein kleines bisschen zu erhöhen.

Teil 3: Das Projekt – Eine Libelle aus Schrott

Genug Theorie, jetzt wird’s praktisch. Ein super Anfängerprojekt ist eine simple Libelle.

Schritt 1: Materialsuche und Einkaufsliste

Geh mit offenen Augen durch deine Schrottkiste. Lass dich inspirieren! Für eine Libelle brauchen wir:

  • Einen Körper: Eine lange, dicke Schraube, ein Stück Rundstahl oder der Griff einer alten Gabel.
  • Flügel: Alte Sägeblätter, flachgeklopfte Löffel oder einfach aus 1-2 mm starkem Blech geschnittene Formen.
  • Augen: Zwei Kugellager, große Muttern oder Unterlegscheiben.

Konkrete Einkaufsliste für den Baumarkt: – Eine Packung 1mm Trennscheiben für die Flex. – Eine Fächerschleifscheibe, Körnung 80. – Wenn du mit Fülldraht schweißt: eine Rolle 0,8mm Fülldraht. – Eine Dose Bremsenreiniger zum Entfetten.

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Schritt 2: Vorbereitung und Zuschnitt

Jetzt kommt die Flex zum Einsatz. Schneide die Flügelformen aus. Entgrate alle scharfen Kanten sorgfältig, ein Metallgrat ist fieser als ein Messer. Reinige die späteren Schweißstellen, bis sie schön silbern glänzen.

Übrigens: Plane für dein erstes Projekt mal einen entspannten Samstagnachmittag ein. So 3 bis 4 Stunden mit Vorbereitung und Aufräumen sind realistisch, wenn du in Ruhe arbeitest.

Schritt 3: Das Heften (Der Profi-Tipp schlechthin!)

Schweiße die Teile NIEMALS sofort komplett fest. Setze stattdessen nur winzige Schweißpunkte, sogenannte „Heftpunkte“. Spann den Körper der Libelle in den Schraubstock. Positioniere einen Flügel und setze einen kurzen Punkt. Dann den nächsten. Prüfe immer wieder die Ausrichtung. Solange die Teile nur geheftet sind, kannst du sie mit leichten Hammerschlägen noch korrigieren. Einmal durchgeschweißt, ist eine Korrektur eine Heidenarbeit.

Schritt 4: Das Durchschweißen

Wenn alles perfekt ausgerichtet ist, schweißt du die Verbindungen fertig. Ziehe kurze, gleichmäßige Nähte. Bei dünnem Material ist es besser, mehrere kurze Nähte zu ziehen als eine lange am Stück, um die Hitze im Griff zu behalten. Übung ist hier wirklich alles. Meine ersten Nähte sahen auch aus wie Kaugummi. Das ist völlig normal, also kein Stress!

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Teil 4: Der letzte Schliff – Oberfläche und Schutz

Eine Figur ist erst fertig, wenn die Oberfläche stimmt. Sie macht am Ende die ganze Wirkung aus.

Reinigen und Strukturieren

Nach dem Schweißen ist die Naht von einer dunklen Schlacke bedeckt. Die muss runter. Am besten geht das mit einer Drahtbürste für die Flex oder die Bohrmaschine. Erst dann siehst du, wie gut deine Naht wirklich geworden ist.

Du kannst der Oberfläche auch eine Struktur geben. Mit der Fächerschleifscheibe erzeugst du ein glattes, seidiges Finish. Leichte Hammerschläge auf dem Amboss hinterlassen eine rustikale, geschmiedete Optik. Spiel einfach mal damit!

Schutz vor Rost: Erlauben oder verhindern?

Stahl will rosten, das liegt in seiner Natur. Wir haben zwei Möglichkeiten:

  1. Kontrollierter Edelrost: Wenn die Figur eh draußen stehen soll, kann eine gleichmäßige Rostschicht super aussehen. Um den Prozess zu beschleunigen, sprüh die Figur mit Salzwasser oder Essig ein. Funktioniert aber nur bei ausreichend dickem Material. Dünnes Blech rostet dir sonst einfach weg.
  2. Rost verhindern: Der Klassiker ist Lack. Eine einfache und schöne Methode ist Klarlack aus der Sprühdose (ca. 8-15€). So bleibt die coole metallische Optik der Schweißnähte und Schleifspuren sichtbar. Davor die Figur absolut sauber und fettfrei machen, am besten mit Bremsenreiniger. Eine alte, aber geniale Methode, die ich liebe: die heiße Figur mit Leinölfirnis oder Bienenwachs einreiben. Das ergibt eine tiefschwarze, seidenmatte Oberfläche und schützt super.
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Teil 5: Das Wichtigste zum Schluss – Deine Sicherheit

Okay, jetzt mal Klartext. Dieses Handwerk macht unglaublich viel Spaß, birgt aber auch Gefahren. Wer die ignoriert, handelt fahrlässig. Deine persönliche Schutzausrüstung (PSA) ist keine Option, sie ist deine Lebensversicherung.

Diese Ausrüstung ist nicht verhandelbar:

  • Augenschutz: Eine gute Schutzbrille ist das absolute Minimum, sobald du die Werkstatt betrittst. Beim Schweißen ist ein Automatik-Schweißhelm Pflicht (gibt’s ab ca. 40€). Schau NIEMALS, auch nicht für den Bruchteil einer Sekunde, ohne Schutz in den Lichtbogen. Das führt zu extrem schmerzhaften „Verblitzungen“ der Hornhaut.
  • Handschutz: Für grobe Arbeiten stabile Lederhandschuhe. Zum Schweißen brauchst du spezielle Schweißerhandschuhe mit langer Stulpe, die vor Hitze und Spritzern schützen.
  • Körperschutz: Trage feste Kleidung aus Baumwolle. Jeans und ein altes Baumwoll-Shirt sind gut. Synthetik wie Polyester schmilzt bei Kontakt mit Funken auf deiner Haut – extrem gefährlich! Eine Lederschürze ist eine super Investition. Feste, geschlossene Schuhe sind eh klar.
  • Atemschutz: Sorge immer für gute Belüftung! Besonders gefährlich sind die Dämpfe beim Schleifen oder Schweißen von verzinktem Material. Das dabei entstehende Zinkoxid kann zum „Zinkfieber“ führen, einer üblen Vergiftung. Wenn du verzinktes Material bearbeiten musst: Zinkschicht vorher großflächig abschleifen und am besten nur draußen mit einer FFP3-Maske arbeiten.

Ich hab in meiner Laufbahn leider schon Unfälle gesehen, die durch puren Leichtsinn passiert sind. Nimm diese Ratschläge bitte ernst. Ein guter Handwerker ist immer auch ein sicherer Handwerker.

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Ein letztes Wort…

Aus altem, wertlos erscheinendem Schrott etwas Neues und Schönes zu schaffen, ist eine zutiefst befriedigende Arbeit. Es verbindet Kreativität mit handfestem Können. Hab keine Angst, anzufangen. Aber hab Respekt vor dem, was du tust. Starte mit einfachen Projekten. Lerne dein Werkzeug kennen. Du wirst schnell vertraut mit dem Geräusch, wenn eine Trennscheibe sauber durch Stahl schneidet, und dem leisen Zischen einer perfekten Schweißnaht.

Jede Figur, die du baust, wird besser sein als die davor. Du entwickelst einen Blick dafür, welches alte Teil zu einem Flügel, einem Bein oder einem Auge werden kann. Der Wert liegt am Ende nicht im Material. Er liegt in der Zeit, der Geduld und dem Herzblut, das du in deine Arbeit steckst.

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Schutzausrüstung ist keine Option, sondern deine zweite Haut. Bevor du überhaupt an den Winkelschleifer oder das Schweißgerät denkst, musst du richtig gekleidet sein. Das Minimum sind:

  • Schweißhelm: Ein Automatikhelm (z.B. von Stamos oder Weldinger) schont die Augen und du hast beide Hände frei. Unverzichtbar.
  • Lederhandschuhe: Sie schützen nicht nur vor Hitze und Funken, sondern auch vor den oft rasiermesserscharfen Kanten von Blechresten.
  • Festes Schuhwerk: Idealerweise Sicherheitsschuhe mit Stahlkappe. Ein fallendes Metallteil kann böse enden.
  • Baumwollkleidung: Funken brennen sich sofort in Synthetikstoffe ein. Eine alte Jeans und eine robuste Jacke aus Baumwolle sind Pflicht.
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Stahl ist das meistrecycelte Material der Welt. Über 85 % allen jemals produzierten Stahls sind heute noch im Umlauf.

Jede alte Schraube, jedes rostige Zahnrad, das du in die Hände bekommst, hat wahrscheinlich schon ein oder mehrere Leben hinter sich. Das ist nicht nur nachhaltig, es verleiht deiner Kunst auch eine unsichtbare Tiefe. Du arbeitest nicht mit totem Material, sondern mit Fragmenten einer industriellen Geschichte.

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Wie erzeuge ich diesen schönen, gleichmäßigen Edelrost und wie stoppe ich ihn dann?

Geduld ist eine Methode, eine Sprühflasche mit Salzwasser die andere. Sprühe dein fertiges Stahl-Objekt damit leicht ein und lass die Natur ihre Arbeit tun. Für ein noch schnelleres Ergebnis kannst du auch eine Mischung aus Essig, Salz und etwas Wasserstoffperoxid verwenden (Vorsicht!). Sobald der gewünschte Rostgrad erreicht ist, muss der Prozess gestoppt werden, sonst zerfällt dein Werk. Spüle es gründlich mit klarem Wasser ab, lass es komplett trocknen und versiegele es dann. Ein bewährtes Mittel dafür ist Owatrol-Öl, das den Rostlook erhält und das Metall dauerhaft schützt.

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  • Verleiht Objekten eine einzigartige, gelebte Textur.
  • Betont die Form durch Licht- und Schatten-Spiel.
  • Macht aus glattem Blech ein haptisches Erlebnis.

Das Geheimnis? Ein Kugelhammer. Mit gezielten, überlappenden Schlägen eines Kugelhammers (auch Kugelfinne genannt) auf einer festen Unterlage wie einem Amboss kannst du einfache Metalloberflächen in faszinierende, gehämmerte Landschaften verwandeln. Experimentiere mit der Schlagkraft für unterschiedliche Tiefen.

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Schweißen ist nicht alles. Manchmal ist die Verbindung selbst ein gestalterisches Element. Zwei klassische Alternativen:

Nieten: Perfekt für einen industriellen, fast schon „Steampunk“-Look. Verbindet Bleche dauerhaft und sichtbar. Alles, was du brauchst, sind ein Bohrer, Nieten und ein Niethammer. Die sichtbaren Köpfe werden Teil des Designs.

Hartlöten: Ideal, um unterschiedliche Metalle wie Stahl und Kupfer elegant zu verbinden. Mit einem Brenner und Messing- oder Silberlot werden filigrane Verbindungen geschaffen, die eine feine, goldene Naht hinterlassen. Eine tolle Technik für feine Details.

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Jeder Schnitt, jede Schweißnaht ist eine Entscheidung. Es gibt kein Radiergummi für Stahl.

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Schau dir die Arbeiten des Schweizer Künstlers Jean Tinguely an. Seine kinetischen Skulpturen, oft „Méta-Matics“ genannt, sind eine Hommage an den Maschinenlärm und die Bewegung. Er baute aus Schrottteilen sinnlos funktionierende, ratternde und quietschende Apparate, die eine faszinierende, fast spielerische Kritik an der industriellen Massenproduktion übten. Eine großartige Inspiration, um über die rein statische Form hinauszudenken und Bewegung oder Klang in deine Werke zu integrieren.

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Der häufigste Anfängerfehler beim Schweißen: Mangelnde Vorbereitung. Farbe, Rost, Öl und Zunder sind die Erzfeinde einer sauberen Schweißnaht. Metall muss vor dem Schweißen metallisch blank sein. Eine simple Drahtbürste für den Winkelschleifer ist hier dein bester Freund. Investiere diese 30 Sekunden extra – sie entscheiden oft über eine haltbare Verbindung oder Frust und Nacharbeit.

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Manchmal braucht man keine Hitze, um eine bombenfeste Verbindung zu schaffen. Für Teile, die nicht geschweißt werden können oder sollen, ist ein Zwei-Komponenten-Epoxidkleber wie J-B Weld eine echte Geheimwaffe in der Werkstatt. Ursprünglich als „kalte Schweißnaht“ entwickelt, klebt er Stahl, Aluminium und andere Metalle mit unglaublicher Kraft. Ideal für das Anbringen kleiner, dekorativer Elemente, bei denen Schweißen zu viel des Guten wäre.

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Flexibilität im Kopf: Dein Fundstück gibt die Form vor, nicht umgekehrt. Anstatt ein starres Bild im Kopf zu haben, lass dich von den Teilen inspirieren, die du findest. Ein gebogenes Rohr ist vielleicht schon der perfekte Schwung eines Vogelhalses, ein altes Sägeblatt die Zähne eines Raubfisches. Lerne, das Potenzial in der Form zu sehen, die bereits existiert. Das ist die wahre Kunst des Upcyclings.

  • Die schillernden Anlassfarben von erhitztem Stahl
  • Der kühle, glatte Widerstand von Edelstahl
  • Der raue, warme Griff von Edelrost
  • Der metallische Geruch nach dem Trennschnitt

Metallkunst ist nicht nur visuell. Schließe die Augen und fühle das Material. Die verschiedenen Texturen, Temperaturen und sogar Gerüche sind Teil des kreativen Prozesses und des fertigen Werks.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.