Dein Shabby Chic Projekt: Vom Flohmarkt-Fund zum Schmuckstück – Eine ehrliche Anleitung
Ich kann mich noch genau an diese alte Kommode erinnern. Sie stand total vergessen in einer Ecke auf dem Flohmarkt, dunkel, schwer, der Lack an vielen Stellen abgesprungen. Die meisten Leute sind einfach dran vorbeigelaufen. Aber ich hab da was anderes gesehen. Ich hab die Geschichte in den kleinen Macken erkannt und die solide Handwerkskunst, die da drinsteckte. Für ein paar Euro hab ich sie mit in meine Werkstatt genommen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Grundlagen: Was Shabby Chic wirklich ausmacht
- 2 Die Vorbereitung: 80 % der Arbeit für 100 % Ergebnis
- 3 Der Farbauftrag: Schicht für Schicht zum Traumstück
- 4 Das „Shabby“ Finish: Die Kunst der kontrollierten Alterung
- 5 Der Schutz: Damit dein Werk alltagstauglich wird
- 6 Ein letztes Wort aus der Werkstatt
- 7 Bildergalerie
Ganz ehrlich, über die Jahre sind unzählige Möbel durch meine Hände gegangen. Neue, alte, wertvolle und solche, die keiner mehr wollte. Shabby Chic ist für mich viel mehr als nur ein Trend. Es ist eine Art, die Seele eines alten Möbelstücks zu bewahren. Wir übertünchen die Vergangenheit nicht einfach, sondern wir arbeiten sie heraus und geben ihr eine neue Bühne. Es geht darum, Charakter zu schaffen, den man in keinem Hochglanzkatalog findet.
In dieser Anleitung zeige ich dir, wie du das richtig anpackst – von der Vorbereitung bis zum letzten Finish. Wir reden über Holz, die richtige Farbe und die Techniken, die wirklich funktionieren. Und, ganz wichtig: Wir sprechen über Sicherheit. Denn alte Möbel können Tücken haben, die man kennen sollte.

Dein erstes Projekt: Fang bloß klein an!
Bevor du dich an Omas riesigen Kleiderschrank wagst, tu dir selbst einen Gefallen: Starte mit etwas Kleinem. Ein alter Bilderrahmen, eine kleine Holzkiste oder ein einfacher Hocker sind perfekt zum Üben. Daran kannst du die Techniken ausprobieren, ein Gefühl für die Farbe bekommen und Fehler machen, die nicht wehtun. Das senkt die Hemmschwelle und der erste Erfolg motiviert ungemein!
Ach ja, und was kostet der Spaß eigentlich? Rechne mal grob durch: Für ein kleines Projekt kommst du gut hin mit einer kleinen Dose Kreidefarbe (500 ml für ca. 15-25 €), etwas Möbelwachs (ca. 10-20 €), Schleifpapier (ein paar Euro) und guten Pinseln (investiere hier 10-15 €, es lohnt sich!). Mit 40 bis 60 Euro bist du also gut dabei.
Die Grundlagen: Was Shabby Chic wirklich ausmacht
Bevor wir den Pinsel schwingen, müssen wir kurz über das Material reden. Ein gutes Ergebnis ist kein Zufall, sondern basiert auf dem Wissen über Holz und Farbe. Der „gebrauchte“ Look soll am Ende ja echt wirken, als hätte das Möbelstück schon ein langes, bewegtes Leben hinter sich.

Das Holz: Die Seele deines Möbels
Nicht jedes Möbelstück eignet sich gleich gut. Am allerbesten funktioniert es mit Massivholz. Egal ob Kiefer, Eiche oder Buche – massives Holz hat eine Struktur und eine Maserung, die wir später wieder hervorholen können. Es verzeiht auch mal einen kräftigeren Schliff.
- Massivholz: Das ist der Idealfall. Hier kannst du richtig arbeiten und authentische Gebrauchsspuren erzeugen.
- Furnierte Möbel: Achtung, hier ist Fingerspitzengefühl gefragt! Furnier ist nur eine hauchdünne Schicht Echtholz auf einer Trägerplatte (oft Spanplatte). Schleifst du hier zu kräftig, bist du sofort durch – und das ist kaum zu reparieren. Ein kleiner Trick, um Furnier zu erkennen: Schau dir die Kanten an. Läuft die Holzmaserung nicht um die Ecke, sondern endet abrupt, hast du es wahrscheinlich mit Furnier zu tun.
- Möbel mit Folie: Vergiss es. Diese eignen sich gar nicht. Die Kunststoffoberfläche nimmt Farbe schlecht an und ein authentischer Look ist unmöglich.
Die Farbe: Das Geheimnis liegt in der Kreide
Die Wahl der Farbe ist absolut entscheidend für diesen typisch matten, pudrigen Look. Normale Wandfarbe oder ein Standardlack aus dem Baumarkt? Funktioniert nicht. Profis und Liebhaber schwören fast ausnahmslos auf Kreidefarbe (Chalk Paint).

Warum das so ist? Kreidefarbe hat, wie der Name schon sagt, einen hohen Anteil an Kreidepigmenten. Das gibt ihr geniale Eigenschaften: Sie haftet auf fast allem, oft sogar ohne Anschleifen (ich empfehle es trotzdem, dazu später mehr). Nach dem Trocknen ist sie super porös und lässt sich butterweich schleifen. So entstehen diese typisch abgenutzten Kanten. Ein normaler Acryllack hingegen bildet eine Art Plastikschicht. Schleifst du daran, reißt er oft unschön auf oder schmiert. Das sieht dann einfach nur künstlich aus.
Die Vorbereitung: 80 % der Arbeit für 100 % Ergebnis
Ich sag’s immer wieder: Die Vorbereitung ist die halbe Miete. Wer hier schludert, ärgert sich später schwarz. Gründlichkeit und Sicherheit sind hier das A und O.
Sicherheit ZUERST: Die unsichtbare Gefahr in alten Lacken
Okay, das ist der wichtigste Punkt der ganzen Anleitung. Richtig alte Möbel, deren Herkunft du nicht kennst, können mit Lacken gestrichen sein, die Blei enthalten. Blei ist hochgiftig! Beim Schleifen entsteht feiner Staub, den du einatmest. Nimm das bitte nicht auf die leichte Schulter.

So gehst du auf Nummer sicher:
- Testen: Hol dir in der Apotheke oder im Baumarkt einen Bleitest. Das sind kleine Stäbchen, die sich bei Kontakt mit Blei verfärben. Das kostet nicht viel und gibt dir Sicherheit.
- Schutzausrüstung: Wenn du alte Lacke abschleifst, trage IMMER eine FFP3-Maske. Keine billige Staubmaske! Dazu Handschuhe und eine Schutzbrille.
- Umfeld: Arbeite am besten draußen. Drinnen sorge für extreme Belüftung und sauge den Staub sofort mit einem Werkstattsauger weg. Ein normaler Staubsauger pustet den feinen Giftstaub hinten wieder raus.
Wenn der Test positiv ist und du unsicher bist: Lass lieber einen Profi ran. Deine Gesundheit ist unbezahlbar.
1. Reinigen & Entfetten
Auf alten Möbeln klebt der Schmutz von Jahrzehnten: Fett, Wachs, Politurreste. Darauf hält keine Farbe. Also, ran an den Schrubber! Vergiss normale Haushaltsreiniger. Ich benutze dafür „Anlauger“ oder eine einfache Sodalösung. Beides kriegst du im Baumarkt. Für die Sodalösung: Mische einfach 1-2 Esslöffel Waschsoda (wichtig: kein Backsoda!) in einem Liter warmem Wasser. Handschuhe an und los! Danach alles gründlich mit klarem Wasser abwaschen und das Möbelstück komplett trocknen lassen, am besten über Nacht.

2. Kleine Reparaturen & Anschleifen
Prüfe, ob alles fest ist. Wackelt ein Bein? Leime es neu. Zieh lose Schrauben an. Kleine Kratzer lässt du drin, die gehören zum Charakter. Nur große, störende Löcher füllst du mit etwas Holzkitt.
Jetzt wird geschliffen. Auch wenn Kreidefarbe oft ohne Schleifen beworben wird – mach es trotzdem! Ein leichter Anschliff mit 120er oder 150er Körnung raut die Oberfläche an und die Farbe hält bombensicher. Es geht nicht darum, den ganzen Lack zu entfernen, nur ihn matt zu machen. Danach den Staub supergründlich absaugen und mit einem feuchten Tuch nachwischen.
Der Farbauftrag: Schicht für Schicht zum Traumstück
Jetzt kommt der spaßige Teil! Hier passiert die Magie. Plane für einen kleinen Nachttisch reine Arbeitszeit von etwa 4-6 Stunden ein, plus die Trocknungszeiten, die sich über ein bis zwei Tage ziehen können.
Grundieren: Wann es wirklich sein muss
Manche Hölzer wie Eiche, Mahagoni oder astige Kiefer neigen zum „Bluten“. Das heißt, die Gerbstoffe im Holz werden von der wasserbasierten Farbe gelöst und schlagen als gelb-braune Flecken durch. Ich hab einmal eine Kieferntruhe ohne Grundierung weiß gestrichen… am nächsten Tag sah sie aus wie ein Dalmatiner mit gelben Punkten. Ich musste alles wieder runterschleifen. Seitdem gilt für mich: Bei dunklen oder astreichen Hölzern IMMER einen sogenannten Sperrgrund verwenden!

Der Kerzenwachs-Trick für den perfekten Used-Look
Ein alter, aber genialer Trick: Nimm eine einfache weiße Kerze und reibe mit dem Wachs kräftig über die Stellen, an denen die Farbe später wieder abplatzen soll. Typischerweise sind das Kanten, Ecken und Verzierungen – überall da, wo ein Möbel über Jahre angestoßen würde. Das Wachs verhindert, dass die Farbe dort haftet.
Der Anstrich: Lieber zwei dünne als eine dicke Schicht
Rühr die Kreidefarbe gut auf. Oft ist sie etwas dickflüssig. Du kannst sie mit einem kleinen Schuss Wasser verdünnen. Fang mal mit 5 % an, das sind bei einer 500-ml-Dose etwa zwei Esslöffel. Die Konsistenz sollte wie dünner Joghurt sein. Streiche lieber zwei dünne Schichten als eine dicke. Das trocknet gleichmäßiger und gibt ein schöneres Ergebnis. Lass die erste Schicht komplett durchtrocknen, bevor die zweite folgt.
Das „Shabby“ Finish: Die Kunst der kontrollierten Alterung
Frisch gestrichen sieht das Möbel sauber aus. Jetzt geben wir ihm seinen Charakter zurück. Aber Vorsicht: Weniger ist hier oft mehr.

Nimm ein Schleifpapier mit 150er oder 180er Körnung und schleife sanft über die gewachsten Stellen. Du wirst sehen, wie einfach die Farbe dort wieder abgeht und der Untergrund zum Vorschein kommt. Denk darüber nach, wo Abnutzung natürlich entstehen würde. Eine Alternative, die ich Anfängern oft empfehle, ist das „Wet Distressing“. Nimm einfach einen feuchten Lappen und reibe damit über die noch unversiegelte Farbe. Sie löst sich ganz sanft ab und du hast mehr Kontrolle.
Unversiegelte Kreidefarbe ist super empfindlich und saugt Flecken auf wie ein Schwamm. Eine Versiegelung ist also Pflicht! Hier gibt es zwei gängige Optionen, die sich für unterschiedliche Zwecke eignen.
Für ein samtweiches Gefühl: Möbelwachs Das ist der Klassiker für den Shabby Chic Look. Wachs schützt die Farbe, macht sie wasserabweisend und verleiht ihr eine unglaublich weiche, samtige Haptik, die man einfach anfassen will. Es ist ideal für alles, was nicht stark beansprucht wird, wie Schränke, Kommoden oder Deko-Objekte. Trage es dünn mit einem Tuch auf, arbeite es gut ein und poliere es nach kurzer Trockenzeit.

Für Härtefälle: Matter Klarlack Für Tischplatten, Stuhlsitzflächen oder die Ablage im Flur ist Wachs nicht robust genug. Hier brauchst du einen Bodyguard. Ein matter Klarlack auf Wasserbasis ist die Lösung. Er bildet eine harte, widerstandsfähige Schicht. Achte darauf, einen zu nehmen, der nicht vergilbt. Zwei bis drei dünne Schichten mit einem leichten Zwischenschliff sorgen für perfekten Schutz.
Kleine Pannen-Hilfe: Was tun, wenn…?
- … ich zu viel abgeschliffen habe? Kein Problem! Tupfe mit einem kleinen Schwamm oder einem Tuch etwas Farbe auf die Stelle, lass es trocknen und verblende die Ränder sanft.
- … man Pinselstriche sieht? Dann war die Farbe wahrscheinlich zu dick oder der Pinsel ungeeignet. Verdünne die Farbe etwas mehr und investiere in einen guten Pinsel. Du kannst die getrocknete Oberfläche auch ganz leicht mit feinem Schleifpapier glätten, bevor die nächste Schicht oder die Versiegelung kommt.
- … das Wachs fleckig geworden ist? Du hast wahrscheinlich zu viel Wachs aufgetragen. Nimm ein sauberes Tuch mit einer winzigen Menge klarem Wachs und reibe damit über die fleckige Stelle. Das neue Wachs löst das alte an und du kannst den Überschuss gleichmäßig verteilen und abnehmen.

Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Ein altes Möbelstück aufzuarbeiten ist eine unglaublich lohnende Arbeit. Du rettest nicht nur etwas vor dem Sperrmüll, du schaffst ein echtes Unikat mit deinen eigenen Händen. Etwas, das eine Geschichte erzählt.
Nimm dir Zeit, sei sorgfältig und denk immer an deine Sicherheit. Aber hab auch keine Angst, Fehler zu machen. Ich hab mal versucht, das Wachs mit einem Föhn schneller zu trocknen… riesen Sauerei, mach das bloß nicht! Aus jedem Fehler lernst du dazu.
Und noch ein ehrlicher Rat zum Schluss: Nicht jedes alte Möbelstück ist ein Kandidat für Shabby Chic. Wenn du ein wirklich wertvolles antikes Erbstück hast, kann eine Lackierung den Wert massiv mindern. In so einem Fall ist der Gang zum Restaurator der bessere Weg. Wahre Expertise zeigt sich auch darin, zu wissen, wann man die Finger von etwas lassen sollte.
Bildergalerie


Die Wahl des richtigen Weißtons: Nicht jedes Weiß ist gleich. Ein kühles Reinweiß (ähnlich RAL 9010) wirkt modern und frisch, kann aber hart erscheinen. Ein cremiges Altweiß mit einem Hauch von Vanille oder Grau, wie die Farbtöne „Old White“ von Annie Sloan oder „Wimborne White“ von Farrow & Ball, schafft sofort eine wärmere, authentischere Vintage-Atmosphäre. Legen Sie Farbkarten direkt an das Holz, um die Wirkung im Licht Ihrer Wohnung zu testen.

Der wahre Charme eines Shabby Chic Möbelstücks liegt nicht in der Perfektion, sondern in den Spuren seiner Geschichte, die liebevoll hervorgehoben werden.

Haben die alten Beschläge ihre Patina verloren oder gefallen einfach nicht mehr? Bevor Sie neue kaufen, probieren Sie eine Auffrischung. Eine sanfte Reinigung mit einer Mischung aus Essig und Wasser kann Wunder wirken. Für einen neuen Look können Sie Metallgriffe auch mit Kreidefarbe grundieren und passend zum Möbelstück streichen oder mit speziellen Metall-Effektfarben in Gold oder Bronze betupfen.


Muss ich wirklich immer schleifen?
Das ist die Gretchenfrage! Bei Kreidefarben lautet die Antwort oft: nicht unbedingt. Ihre hohe Porosität und Haftfähigkeit machen sie extrem anwenderfreundlich. Eine gründliche Reinigung mit Anlauger oder Seifenlauge ist jedoch Pflicht, um Fett und Schmutz zu entfernen. Nur bei stark glänzenden, lackierten Oberflächen sollten Sie kurz mit feinem Schleifpapier (120er Körnung) die Oberfläche anrauen, damit die Farbe optimal greifen kann.

- Verleiht eine samtig-matte, schützende Oberfläche.
- Vertieft die Farbe und schützt vor Wasserflecken und Abnutzung.
- Ermöglicht das Ein- und Auspolieren für einen sanften Glanz.
Das Geheimnis? Der letzte Schliff mit Möbelwachs. Es ist der unverzichtbare Schritt, der Ihrem Projekt das professionelle Finish und die Langlebigkeit verleiht. Tragen Sie es mit einem fusselfreien Tuch oder einem speziellen Wachspinsel dünn auf.

Der Kerzentrick für authentische Kanten: Für einen besonders natürlichen Abnutzungslook reiben Sie vor dem Farbauftrag mit einer einfachen weißen Kerze über die Kanten und Ecken, an denen sich ein Möbelstück natürlich abnutzen würde. Nach dem Trocknen der Farbe können Sie diese Stellen mit einem Spachtel oder feinem Schleifpapier leicht abkratzen – die Farbe haftet auf dem Wachs nicht und blättert perfekt unregelmäßig ab.


Kreidefarbe (Chalk Paint): Bekannt gemacht durch Annie Sloan. Extrem matt, porös und haftet auf fast allen Oberflächen ohne Anschleifen. Ideal für den klassischen, pudrigen Look.
Milchfarbe (Milk Paint): Wird als Pulver geliefert und mit Wasser angerührt. Sie erzeugt oft einen unvorhersehbaren, authentisch abblätternden „Chippy Look“, besonders auf glatten Oberflächen. Etwas für Experimentierfreudige!
Beide benötigen eine Versiegelung mit Wachs oder Lack zum Schutz.

Laut einer Umfrage von eBay Kleinanzeigen aus 2022 haben 68 % der Deutschen bereits gebrauchte Möbel gekauft – ein Trend, der perfekt zur Upcycling-Philosophie des Shabby Chic passt.
Jedes wiederaufbereitete Möbelstück ist ein Statement gegen die Wegwerfgesellschaft. Sie sparen nicht nur Ressourcen, sondern schaffen auch ein Unikat mit einer Seele, das keine Massenproduktion je erreichen könnte.

Achtung, Blei! Bei Möbelstücken, die vor den 1970er Jahren hergestellt wurden, besteht die Möglichkeit, dass alte Lackschichten Blei enthalten. Schleifen Sie solche Stücke niemals ohne Atemschutzmaske (FFP3) und am besten im Freien. Ein Bleitest-Set aus dem Baumarkt kann schnell für Klarheit sorgen. Sicherheit geht immer vor!


Ihr Fundstück riecht muffig? Alte Holzmöbel nehmen über Jahrzehnte Gerüche auf. So werden Sie sie los:
- Stellen Sie eine Schale mit Kaffeepulver oder Essig für 24-48 Stunden in die geschlossenen Schubladen.
- Legen Sie das Möbelstück bei trockenem Wetter für einen Tag in die Sonne – UV-Licht wirkt desinfizierend.
- Bei hartnäckigen Fällen hilft ein Anstrich der Innenflächen mit einem Sperrgrund, der Gerüche einschließt.

Investieren Sie in einen guten Pinsel! Ein billiger Pinsel verliert Borsten, die in Ihrer frischen Farbe kleben bleiben und unschöne Pinselstriche hinterlassen. Für Kreidefarben sind Pinsel mit einer Mischung aus Natur- und Synthetikborsten, wie die von „Cling On!“, ideal. Sie halten viel Farbe und ermöglichen einen gleichmäßigen, strukturierten Auftrag, der zum Shabby-Look passt.

Klarwachs oder Dunkelwachs – was ist der Unterschied?
Klarwachs ist der Standard. Es versiegelt die Farbe, schützt sie und verleiht ihr Tiefe, ohne den Farbton zu verändern. Dunkelwachs (Dark Wax) ist ein Gestaltungsmittel. Man trägt es nach dem Klarwachs sparsam in Vertiefungen, auf Schnitzereien und an Kanten auf, um eine gealterte Patina zu erzeugen und Details hervorzuheben. Weniger ist hier definitiv mehr!


Typischer Anfängerfehler: Zu gleichmäßiges Abschleifen. Vermeiden Sie es, die Kanten mit dem Schleifpapier wie mit einem Lineal entlangzufahren. Der Look wird dadurch unnatürlich und gewollt. Arbeiten Sie stattdessen unregelmäßig, mal mit mehr, mal mit weniger Druck. Konzentrieren Sie sich auf Bereiche, die sich im Alltag wirklich abnutzen würden: um Griffe, an Ecken und Füßen. Das Ergebnis wirkt sofort authentischer.

Der Shabby Chic Stil ist nicht auf Möbel beschränkt. Erwecken Sie alte Bilderrahmen, Spiegel oder Kerzenständer zum Leben. Ein einfacher Holzrahmen vom Flohmarkt wird mit etwas Farbe und leichtem Anschleifen zu einem Highlight für Ihr Lieblingsfoto. Mehrere unterschiedliche Rahmen im selben Farbton schaffen eine harmonische und persönliche Galeriewand.

- eBay Kleinanzeigen & Facebook Marketplace: Perfekt für lokale Schnäppchen, oft sogar zum Verschenken.
- Sperrmülltage: Halten Sie die Augen offen, hier finden sich oft wahre Schätze aus Massivholz.
- Haushaltsauflösungen: Hier kann man oft ganze Sets für wenig Geld erwerben.


Shabby Chic lebt von zarten, verwaschenen Farben. Doch es muss nicht immer nur Weiß sein.
- Salbei- und Mintgrün: Bringt eine frische, botanische Note.
- Himmel- oder Taubenblau: Wirkt beruhigend und erinnert an skandinavische Landhäuser.
- Pudriges Rosé: Verleiht eine romantische, feminine Note.
Kombinieren Sie diese Pastelltöne mit einer neutralen Basis aus Creme- oder Grautönen für ein stimmiges Gesamtbild.

Der Begriff „Shabby Chic“ wurde erstmals in den 1980er Jahren von der britischen Designerin Rachel Ashwell geprägt, die sich von den verblichenen, aber eleganten Stoffen und Möbeln englischer Landhäuser inspirieren ließ.

Ein subtiler Hauch von Frankreich? Nutzen Sie Schablonen! Typografische Motive mit französischen Schriftzügen, Kronen oder Lilien (Fleur-de-Lis) können einer schlichten Kommodenfront oder einer Tischplatte das gewisse Etwas verleihen. Tragen Sie die Farbe mit einem Schablonierpinsel oder einem Schwämmchen sehr trocken auf (Tupftechnik), um ein Unterlaufen der Farbe zu verhindern.


So bleibt Ihr Schmuckstück lange schön:
- Staubwischen nur mit einem weichen, trockenen Tuch.
- Verschüttete Flüssigkeiten sofort aufwischen. Die Wachsschicht ist wasserabweisend, aber nicht wasserdicht.
- Vermeiden Sie scharfe Reinigungsmittel, diese können die Wachsschicht angreifen.
- Alle 1-2 Jahre kann die Wachsschicht bei Bedarf aufgefrischt werden.

Feine Löcher im Holz? Das könnten Spuren des Holzwurms sein. Meist sind sie in alten Möbeln inaktiv. Um sicherzugehen, legen Sie ein dunkles Blatt Papier unter das Möbelstück. Wenn nach ein paar Tagen feines Holzmehl darauf liegt, sind die Larven noch aktiv. Ein spezielles Holzwurmmittel aus dem Baumarkt, das in die Löcher injiziert wird, löst das Problem.

Ihr Projekt muss nicht streng puristisch sein. Shabby Chic harmoniert wunderbar mit anderen Stilen. Ein zarter, weißer Shabby-Tisch kann ein toller Kontrast zu einem modernen Sofa sein. Kombinieren Sie eine pastellfarbene Kommode mit rauen Industrial-Elementen wie einer Metalllampe oder einem Ziegelwandhintergrund, um einen spannenden, eklektischen Look zu kreieren.


- Einzigartige Textur mit Tiefe und Charakter.
- Lässt sich wunderschön in Schichten auftragen und wieder durchschleifen.
- Fühlt sich nach dem Wachsen unglaublich samtig an.
Der Grund? Der hohe Kreideanteil. Echte Kreidefarbe, wie die von „Painting the Past“, besteht zu einem großen Teil aus natürlichen Pigmenten und Kreide, was ihr diese unvergleichliche Haptik und das ultra-matte Finish verleiht, das für den Stil so entscheidend ist.

Eine besonders kreative Technik ist die Decoupage. Verzieren Sie die Oberseite eines kleinen Beistelltisches oder die Fronten von Schubladen mit alten Buchseiten, Notenblättern oder botanischen Drucken. Mit speziellem Decoupage-Kleber (z.B. Mod Podge) aufbringen, trocknen lassen und anschließend mit Klarlack oder Wachs versiegeln. So wird Ihr Möbelstück zu einem echten Kunstwerk.

Naturhaarborsten-Pinsel: Ideal für Ölfarben und Wachse. Sie halten viel Material und geben es gleichmäßig ab. Bei wasserbasierten Kreidefarben können sie jedoch aufquellen.
Synthetik-Pinsel: Die bessere Wahl für Kreidefarben. Sie sind langlebiger, leichter zu reinigen und hinterlassen oft weniger Pinselstriche für ein glatteres Finish.
Ein guter Kompromiss sind hochwertige Mischborsten-Pinsel, die die Vorteile beider Welten vereinen.
Das letzte Detail: Tauschen Sie die Innenverkleidung der Schubladen aus. Oft ist der alte Stoff oder das Papier fleckig und riecht unangenehm. Entfernen Sie es vorsichtig und kleiden Sie die Schubladen mit einem schönen Geschenk- oder Tapetenpapier mit floralem oder Toile-de-Jouy-Muster neu aus. Dieser kleine, versteckte Luxus macht beim täglichen Öffnen eine riesige Freude.




