Shabby Chic Guide aus der Werkstatt: So geht’s wirklich authentisch
Ich sehe jeden Tag Möbel in meiner Werkstatt. Neue, alte, viele mit einer langen Geschichte, mit Kratzern und Dellen, die Bände sprechen. Und genau das ist der Kern von Shabby Chic. Es ist so viel mehr als nur ein Trend – es ist eine Philosophie.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Fundament: Die richtigen Möbel auf dem Flohmarkt erkennen
- 2 Die Vorbereitung: 90 % der Arbeit für ein 100 % Ergebnis
- 3 Die Kunst der Patina: So verleihst du Charakter
- 4 Das große Ganze: Wände, Böden und Textilien
- 5 Hilfe, eine Panne! Was tun, wenn…?
- 6 Wann du besser den Profi ranlässt
- 7 Ein letztes Wort aus der Werkstatt
- 8 Bildergalerie
Viele glauben ja, man schnappt sich einfach ein altes Möbelstück, pinselt es weiß an und schleift dann hier und da ein paar Ecken ab. Fertig. Aber ehrlich gesagt, das ist nur die halbe Miete. Echter Shabby Chic zollt dem alten Handwerk Respekt und bewahrt die Seele eines Stücks. Es geht nicht darum, etwas künstlich auf alt zu trimmen, sondern die Schönheit des gelebten Lebens zu zelebrieren.
In diesem Guide nehme ich dich mit in die Werkstatt. Ich zeige dir, wie du mit soliden Techniken ein Zuhause mit Charakter schaffst. Wir schauen uns an, wie du die richtigen Stücke findest, sie richtig vorbereitest und einen Raum gestaltest, der wirklich deine Geschichte erzählt. Das ist pures Praxiswissen, ganz ohne Schnickschnack.

Das Fundament: Die richtigen Möbel auf dem Flohmarkt erkennen
Alles fängt mit der richtigen Wahl an. Dein ganzes Projekt steht und fällt mit der Qualität des Möbelstücks. Ob auf dem Flohmarkt, bei Kleinanzeigen oder auf dem Dachboden der Oma – ein geschultes Auge ist hier Gold wert.
Massivholz oder Furnier? Der erste, entscheidende Test
Schau dir das Möbel ganz genau an. Der beste Kandidat ist fast immer Massivholz. Fühl mal über die Kanten. Wenn du durchgehende Holzfasern siehst, ist das ein super Zeichen. Viele Möbel, besonders die aus der Nachkriegszeit, sind furniert. Das heißt, eine hauchdünne Schicht Echtholz klebt auf einer einfachen Spanplatte. Das ist nicht per se schlecht, aber für den typischen Shabby-Look mit abgeschliffenen Kanten eine echte Herausforderung. Schleifst du da einmal zu viel, bist du durch das Furnier durch und der Schaden ist kaum zu reparieren. Massivholz verzeiht da deutlich mehr.
Kleiner Tipp vom Profi: Der Wackel-Test
Das Erste, was ich mache, ist am Möbelstück zu rütteln. Drück auf die Ecken, wackle an den Beinen. Eine gute Kommode oder ein stabiler Stuhl gibt nicht nach. Achte auf die Holzverbindungen. Traditionelle Schwalbenschwanzzinken oder Zapfenverbindungen sind ein Zeichen für Qualität und halten oft ewig. Siehst du hingegen viele moderne Schrauben oder Nägel, wurde vielleicht schon mal unsachgemäß geflickt.

Wenn etwas wackelt, ist das aber kein K.O.-Kriterium. Du musst nur die zusätzliche Arbeit einplanen, die Verbindung neu zu verleimen, bevor du auch nur an Farbe denkst.
Achtung: Ungebetene Gäste und feuchte Keller
Ein Klassiker bei alten Holzmöbeln: der Holzwurm. Halte Ausschau nach kleinen, runden Löchern. Klopf mal auf die Oberfläche. Klingt es irgendwo morsch oder rieselt feines Holzmehl heraus? Das sind Alarmzeichen. Ein leichter Befall lässt sich mit Mitteln aus dem Baumarkt behandeln, aber bei einem stark zerfressenen Stück ist die Struktur oft hinüber.
Und dann: Riech mal dran! Ein modriger, muffiger Geruch deutet auf Feuchtigkeit hin. Stand das gute Stück zu lange im Keller, kann sich das Holz verzogen haben. Schubladen klemmen, Türen schließen nicht mehr – das zu richten, ist oft eine Menge Arbeit.
Die Vorbereitung: 90 % der Arbeit für ein 100 % Ergebnis
Ein perfektes Finish braucht eine saubere Basis. Ja, die Vorbereitung ist der unliebsame Teil, aber hier entscheidet sich, ob dein Projekt am Ende professionell aussieht oder eben nicht.

Bevor wir loslegen, hier mal eine kleine Einkaufsliste für dein erstes Projekt (z.B. eine kleine Kommode):
- Reinigung: Anlauger oder Salmiakgeist (ca. 5-10€)
- Sicherheit: Gute Gummihandschuhe, Schutzbrille und ganz wichtig, eine FFP3-Maske für alte Lacke (zusammen ca. 15-20€)
- Reparatur: D3-Holzleim und Holzkitt (ca. 10-15€)
- Schleifen: Schleifpapier in verschiedenen Körnungen (z.B. 120er, 180er, 240er) oder ein Schleifschwamm (ca. 10€)
- Farbe & Pinsel: Hochwertige Kreidefarbe (ca. 30-50€/Liter) und ein guter Pinsel, der keine Haare verliert (ca. 10-15€)
- Finish: Möbelwachs oder matter Klarlack (ca. 15-25€)
Rechne für dein erstes Starter-Kit also mal mit etwa 80-120 €. Klingt erstmal viel, aber das meiste davon kannst du für viele weitere Projekte nutzen.
Schritt 1: Gründlich saubermachen
Alte Möbel sind oft mit Wachs, Politur und dem Schmutz von Jahrzehnten überzogen. Das muss alles runter. Ich nutze dafür oft eine Mischung aus Wasser und Salmiakgeist (Ammoniakwasser). Gut zu wissen: Das Zeug ist scharf. Also immer gut lüften, Handschuhe und Brille tragen! Ein gutes Mischverhältnis ist eine Kappe auf etwa 5 Liter Wasser. Eine super Alternative aus dem Baumarkt ist Anlauger, der entfettet die Oberfläche ebenfalls perfekt. Danach mit klarem Wasser nachwaschen und das Möbelstück komplett trocknen lassen. Das kann gut und gerne ein bis zwei Tage dauern. Ungeduld ist hier dein größter Feind!

Schritt 2: Flicken, was wackelt
Jetzt ist die Zeit für Reparaturen. Wackelt ein Bein? Öffne die alte Leimverbindung vorsichtig und kratze die alten Leimreste komplett ab. Am besten geht das mit einem scharfen Stechbeitel. Leim hält nur auf rohem Holz! Dann frischen D3-Holzleim auftragen, mit Schraubzwingen fest zusammenpressen und überschüssigen Leim sofort mit einem feuchten Tuch abwischen.
Schritt 3: Das große Thema Sicherheit bei alten Lacken
Das hier ist WIRKLICH wichtig: Möbel, die vor den 80er Jahren lackiert wurden, können bleihaltige Farben enthalten. Dieser Staub ist hochgiftig! Wenn du unsicher bist, besorg dir ein Test-Set aus dem Baumarkt. Ist der Test positiv, arbeite nur mit höchster Vorsicht: Trage eine FFP3-Maske (keine billige Staubmaske!), arbeite wenn möglich draußen und entsorge den Schleifstaub als Sondermüll. Oft ist es sicherer, den alten Lack nur anzurauen (eine 120er Körnung reicht) statt ihn komplett zu entfernen. Die neue Farbschicht versiegelt die alte dann.
Die Kunst der Patina: So verleihst du Charakter
Jetzt kommt der kreative Teil! Und auch hier gibt es ein paar Kniffe, damit es am Ende nicht einfach nur abgeschrammt, sondern authentisch aussieht. Plane für ein Projekt wie eine Kommode ruhig mal ein ganzes Wochenende ein. Die reine Arbeitszeit liegt vielleicht bei 6-8 Stunden, aber die Trocknungszeiten dazwischen sind entscheidend.

Kreidefarbe vs. Acryllack: Was ist das Richtige für dich?
Für den typisch pudrig-matten Look ist Kreidefarbe die erste Wahl. Sie haftet fantastisch auf fast allem, oft sogar ohne Anschleifen, und lässt sich super bearbeiten. Der Nachteil: Sie ist recht weich und kratzempfindlich, muss also immer versiegelt werden. Preislich liegt sie oft zwischen 30€ und 50€ pro Liter.
Die Alternative ist matter Acryllack auf Wasserbasis. Er ist deutlich robuster und besser für stark beanspruchte Flächen wie Tischplatten geeignet. Er bildet eine harte, geschlossene Oberfläche und ist meist günstiger, so um die 20-40€ pro Liter. Die Optik ist aber nicht ganz so samtig wie bei Kreidefarbe. Wäge also ab: Geht es dir um den perfekten Look oder um maximale Haltbarkeit?
Die Zwei-Farben-Technik für echte Tiefe
Ein Trick für einen super authentischen Look: Streiche das Möbelstück zuerst in einem dunklen Farbton – ein Grau, Braun oder sogar ein tiefes Blau. Lass diese Schicht gut trocknen.

Danach reibst du mit einer einfachen Kerze oder etwas Vaseline über die Stellen, an denen später natürliche Abnutzung stattfinden würde: Kanten, Ecken, Bereiche um Griffe. Anschließend streichst du die helle Hauptfarbe darüber. Nach dem Trocknen nimmst du feines Schleifpapier (eine 180er oder 240er Körnung) und schleifst ganz sanft über die gewachsten Stellen. Die obere Farbschicht löst sich dort wie von Zauberhand und der dunkle Unterton blitzt hervor. Sieht tausendmal besser aus als einfach nur bis aufs rohe Holz durchzuschleifen!
Der letzte Schliff: Wachsen oder lackieren?
Kreidefarbe braucht wie gesagt Schutz. Die klassische Methode ist spezielles Möbelwachs. Das wird dünn aufgetragen und nach kurzer Zeit poliert. Es schützt vor Schmutz und macht die Farbe intensiver. Für Tischplatten oder die Sitzfläche eines Stuhls würde ich aber immer einen matten Klarlack auf Wasserbasis empfehlen. Wachs ist für so starke Beanspruchung einfach nicht robust genug.
Kleiner Tipp für Anfänger: Dir ist ein ganzes Möbelstück zu viel? Schnapp dir einen alten Holz-Bilderrahmen vom Flohmarkt. Daran kannst du die Zwei-Farben-Technik perfekt ausprobieren. Das dauert nur ein, zwei Stunden und du hast einen riesigen Effekt bei minimalem Risiko!

Das große Ganze: Wände, Böden und Textilien
Ein einzelnes Möbelstück macht noch kein gemütliches Wohnzimmer. Stell dir deine Möbel als Hauptdarsteller vor – Wände und Böden sind die Bühne. Eine glatte, weiße Raufasertapete kann schnell kühl wirken. Ein Kalkputz mit seiner leicht unregelmäßigen Oberfläche oder eine einzelne Wand mit einer dezenten Blumentapete im Vintage-Stil bringen sofort mehr Leben in den Raum.
Der absolute Traumboden ist natürlich ein alter Dielenboden. Wenn du einen hast, arbeite ihn auf, aber schleif ihn nicht spiegelglatt. Lass ihm seine Macken! Mit weiß pigmentiertem Hartwachsöl hellst du ihn auf, ohne die Maserung zu verstecken. Bei den Textilien bringen Leinen und Baumwolle die nötige Wärme: Kissen mit floralen Mustern, ein grober Wollplaid auf dem Sofa und vielleicht ein altes Spitzendeckchen. Bleib bei den Farben dezent – verwaschene Pastelltöne, Beige, Greige und viel Weiß.
Hilfe, eine Panne! Was tun, wenn…?
Auch Profis passiert mal ein Missgeschick. Hier die Lösungen für die häufigsten Pannen:

- … die Farbe Nasen bildet? Du hast zu viel Farbe auf einmal aufgetragen. Lass die Stelle gut trocknen, schleife die „Nase“ vorsichtig mit feinem Schleifpapier glatt und trage eine neue, sehr dünne Schicht Farbe auf.
- … das Wachs fleckig wird? Wahrscheinlich hast du zu viel Wachs verwendet oder es ungleichmäßig verteilt. Nimm ein sauberes, fusselfreies Tuch mit einem winzigen Hauch Möbelwachs darauf und poliere die fleckige Stelle in kreisenden Bewegungen. Das löst das überschüssige Wachs an und verteilt es neu.
- … die dunkle Farbe durch die helle „blutet“? Das passiert manchmal bei Hölzern wie Eiche oder Mahagoni. Die Gerbstoffe im Holz reagieren mit der wasserbasierten Farbe. Hier hilft nur eines: alles leicht anschleifen und eine Schicht Sperrgrund streichen, bevor du mit der Endfarbe weitermachst.
Wann du besser den Profi ranlässt
Selbermachen ist großartig, aber man muss auch seine Grenzen kennen. Es ist keine Schande, für bestimmte Dinge einen Fachmann zu holen – im Gegenteil, es ist schlau.

- Der Tischler: Bei komplizierten Reparaturen, starkem Holzwurmbefall oder wenn die Stabilität eines Möbels gefährdet ist.
- Der Polsterer: Ein Sofa neu zu beziehen, erfordert Spezialwerkzeug und viel Erfahrung. Ein Profi kann auch das Innenleben erneuern und dem Sessel ein zweites Leben schenken.
- Der Elektriker: Finger weg von alten Kabeln an Lampen! Das ist eine ernsthafte Brandgefahr. Lass das immer von einem Fachmann prüfen und neu verkabeln. Deine Sicherheit geht vor!
Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Ein Shabby Chic Wohnzimmer zu gestalten, ist eine kleine Reise. Ich erinnere mich an eine alte Eichenkommode, die ein Kunde wegwerfen wollte – völlig dunkel, mit Wasserflecken und einer wackeligen Schublade. Nach zwei Tagen Arbeit, mit viel Liebe zum Detail und der richtigen Technik, war sie das Schmuckstück des ganzen Raumes. Dieses Gefühl, etwas mit den eigenen Händen gerettet und verschönert zu haben, ist unbezahlbar.
Sei also mutig, aber auch sorgfältig. Am Ende hast du etwas, das kein Möbelhaus der Welt dir bieten kann: ein echtes Unikat mit deiner ganz persönlichen Handschrift. Und das ist die wahre Magie des Handwerks.

Bildergalerie



- Ein seidenmattes Finish bewahrt den Charakter.
- Ein Hauch dunkles Wachs in Vertiefungen zaubert Tiefe.
- Eine letzte Politur mit einem weichen Tuch sorgt für einen sanften Glanz.
Das Geheimnis? Die Versiegelung! Ein gutes Möbelwachs, wie das von Annie Sloan, schützt nicht nur die Farbe, sondern verleiht dem Stück auch eine authentische, samtige Haptik, die mit Lack niemals erreicht werden kann.


Die Kunst der perfekten Patina: Echter Shabby Chic entsteht nicht durch grobes Abschleifen, sondern durch Subtilität. Konzentrieren Sie sich auf die Stellen, die sich über Jahrzehnte natürlich abnutzen würden: Kanten, Bereiche um Griffe und Verzierungen. Ein feines Schleifpapier (Körnung 220 oder höher) oder sogar Stahlwolle sind hier Ihre besten Werkzeuge für ein glaubwürdiges Ergebnis.


„Shabby Chic ist die Kunst, die Schönheit in den Unvollkommenheiten des Lebens zu finden.“
Dieser Gedanke von Rachel Ashwell, der Begründerin des Stils, fasst die Philosophie perfekt zusammen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um die Geschichten, die ein Möbelstück durch seine kleinen Macken und Spuren erzählt.



Welche Pinsel sind die richtigen?
Für den authentischen Look ist die Wahl des Pinsels entscheidend. Ein hochwertiger Rundpinsel mit Naturborsten, wie die von Cling On! oder Farrow & Ball, hinterlässt eine feine, lebendige Textur in der Farbe. Er nimmt viel Farbe auf und gibt sie gleichmäßig ab, was sichtbare Pinselstriche erzeugt, die den handgemachten Charakter unterstreichen. Synthetische Pinsel erzeugen oft eine zu glatte, moderne Oberfläche.


Die Farbpalette des Shabby Chic ist weit mehr als nur Weiß. Denken Sie an die zarten Töne eines verblassenden englischen Rosengartens:
- Duck Egg Blue: Ein sanftes Graublau, das an alte Fensterläden in der Provence erinnert.
- Antique Rose: Ein staubiges Altrosa, perfekt für romantische Akzente.
- Eau de Nil: Ein blasses, fast mystisches Grün, das Ruhe ausstrahlt.


Kreidefarbe vs. Kalkfarbe: Beide erzeugen ein mattes Finish, aber der Unterschied liegt im Detail. Kreidefarbe (Chalk Paint) ist ein Alleskönner, haftet auf fast jeder Oberfläche ohne Anschleifen und ist sehr deckend. Kalkfarbe hingegen ist mineralisch, atmungsaktiv und erzeugt eine leicht wolkige, unregelmäßige Oberfläche, die besonders auf rohem Holz authentisch wirkt. Für die meisten Möbel-Upcyclings ist Kreidefarbe die unkompliziertere Wahl.


Laut einer Studie des Umweltbundesamtes fallen in Deutschland jährlich über 7 Millionen Tonnen Sperrmüll an, ein Großteil davon sind Möbel.
Jedes Möbelstück, das Sie im Shabby-Chic-Stil aufarbeiten, ist also nicht nur ein Design-Statement, sondern auch ein aktiver Beitrag zur Nachhaltigkeit. Sie schenken einem qualitativ hochwertigen Objekt ein zweites Leben und reduzieren Abfall.



Der Kardinalfehler: Zu viel, zu gleichmäßig. Ein häufiger Fehler ist das symmetrische Abschleifen aller vier Beine oder aller Kanten. Echte Abnutzung ist zufällig und ungleichmäßig. Schleifen Sie eine Ecke mal etwas stärker, eine andere fast gar nicht. Das Ergebnis wirkt sofort lebendiger und glaubwürdiger.


Die Originalbeschläge sind die Juwelen eines alten Möbelstücks. Bevor Sie sie ersetzen, versuchen Sie eine sanfte Restaurierung. Ein altes Hausmittel wirkt oft Wunder: Legen Sie Messing- oder Kupfergriffe für einige Stunden in eine Mischung aus Essig und Salz. Anschließend mit einer weichen Bürste polieren und der alte Glanz kehrt zurück, ohne die wertvolle Patina komplett zu entfernen.


- Krakelieren (Craquelé-Technik): Erzeugt künstliche Risse in der Farbschicht für einen gealterten Look.
- Trockenpinsel-Technik: Mit fast trockenem Pinsel über eine Basisfarbe streichen, um Textur und eine zweite Farbebene sichtbar zu machen.
- Schablonieren: Mit filigranen Mustern, z. B. von Royal Design Studio Stencils, romantische Akzente auf Schubladen oder Tischplatten setzen.



Spielen Sie mit Stoffen! Ein Hocker oder die Sitzfläche eines Stuhls lässt sich oft leicht neu beziehen. Klassische Shabby-Chic-Stoffe sind:
- Verwaschenes Leinen in Naturtönen
- Toile-de-Jouy mit ländlichen Szenen
- Zarte Blumenmuster auf Baumwollstoff
Diese kleinen textilen Akzente verbinden die Möbel mit der restlichen Raumdeko wie Kissen und Vorhängen.


Was, wenn das Holz Wurmlöcher hat?
Keine Panik! Alte, inaktive Wurmlöcher sind ein wunderbares Echtheitszertifikat und verleihen Charakter. Überprüfen Sie, ob frisches Holzmehl herausrieselt. Wenn nicht, ist der Wurm längst ausgezogen. Die Löcher können Sie einfach mit in die Lackierung einbeziehen. Sie nehmen dunkles Wachs besonders gut auf und werden so zu einem reizvollen Detail.


Der letzte Schliff: Schubladen nicht vergessen! Kleiden Sie das Innere von Schubladen und Schränken mit einem schönen Papier aus. Das ist eine wunderbare Überraschung beim Öffnen. Ideal sind Tapetenreste mit floralen Mustern, alte Buchseiten oder sogar Notenblätter, die mit Tapetenkleister fixiert werden.


Der gustavianische Stil aus Schweden (spätes 18. Jh.) ist einer der wichtigsten Vorläufer des Shabby Chic. König Gustav III. brachte von einer Reise nach Versailles die Idee mit, den opulenten französischen Stil mit hellen Farben und schlichteren Formen für nordische Lichtverhältnisse zu adaptieren.



Weiß ist nicht gleich Weiß. Die Wahl des richtigen Weißtons ist entscheidend für die Atmosphäre. Ein Reinweiß (RAL 9010) kann schnell kühl und steril wirken. Greifen Sie lieber zu gebrochenen Weißtönen mit cremigen oder grauen Untertönen. Farbtöne wie „Old White“ von Annie Sloan oder „Wimborne White“ von Farrow & Ball haben die nötige Wärme und Weichheit.


- Verleiht eine samtige, authentische Oberfläche.
- Schützt die poröse Kreidefarbe vor Flecken und Wasser.
- Ermöglicht das Einbringen von Tiefe durch dunkle Varianten.
Das Geheimnis? Die richtige Anwendung von Möbelwachs. Tragen Sie es mit einem speziellen Wachspinsel oder einem fusselfreien Tuch dünn auf und polieren Sie nach einer kurzen Trocknungszeit. Weniger ist hier definitiv mehr.


Der Trick mit zwei Farben: Für einen besonders raffinierten Look tragen Sie zwei unterschiedliche Farbschichten auf. Zum Beispiel eine dunklere (Grau oder Blau) als Grundierung und darüber eine hellere (Creme oder Weiß). Beim anschließenden Schleifen an den Kanten kommt die untere Farbschicht wieder zum Vorschein und erzeugt eine faszinierende Tiefe und den Eindruck von über Jahrzehnten überstrichenen Möbeln.



„Imperfection is beautiful.“


Muss ich immer schleifen?
Nein! Die Schönheit von hochwertiger Kreidefarbe liegt darin, dass sie auf den meisten sauberen, trockenen Oberflächen ohne Anschleifen haftet. Eine gründliche Reinigung mit einem Entfetter (z.B. Anlauger oder Spülmittel-Wasser-Lösung) ist jedoch unerlässlich, um Fettreste und Schmutz zu entfernen, die die Haftung der Farbe beeinträchtigen könnten.


Romantischer Shabby Chic: Hier dominieren verspielte Elemente. Denken Sie an geschwungene Formen, Rosenmuster, Kristalllüster und Spitze. Die Farbpalette ist sehr zart mit viel Altrosa, Mintgrün und cremigen Weißtönen.
Rustikaler Shabby Chic: Diese Variante ist erdiger und lehnt sich an den Look alter Farmhäuser an. Hier finden sich mehr naturbelassenes, raues Holz, Metallelemente wie Zink und grobes Leinen neben den lackierten Stücken. Die Farben sind gedeckter.


Glas und Spiegel sind zentrale Elemente, um Licht in einen Shabby-Chic-Raum zu bringen. Ein großer Spiegel mit einem opulenten, weiß gekalkten Rahmen über einem Kamin oder einer Kommode vergrößert den Raum optisch und reflektiert das Licht von Kerzen oder einem Kronleuchter auf wunderschöne Weise.



- Die Oberfläche fühlt sich kreidig und ungeschützt an.
- Wasserflecken dringen sofort ein und hinterlassen Ränder.
- Die Farbe reibt sich bei Berührung leicht ab.
Wenn diese Punkte zutreffen, fehlt die schützende Wachsschicht! Nehmen Sie sich die Zeit für diesen letzten, entscheidenden Schritt. Er macht Ihr Möbelstück alltagstauglich und langlebig.


Wichtig bei Stühlen: Bevor Sie mit dem Streichen beginnen, drehen Sie den Stuhl um und prüfen Sie die Verbindungen der Stuhlbeine. Oft sind sie über die Jahre locker geworden. Ein wenig Holzleim, z.B. Ponal Express, und eine Schraubzwinge für 24 Stunden machen den Stuhl wieder stabil und fit für die nächsten Jahrzehnte. Die beste Optik nützt nichts, wenn das Möbelstück wackelt.


Wussten Sie schon? Die charakteristische, pudrig-matte Oberfläche von Kreidefarben entsteht durch einen sehr hohen Anteil an natürlichen Pigmenten und Kreide, während der Anteil an Bindemitteln im Vergleich zu herkömmlichen Lacken deutlich geringer ist.

Lassen Sie die Natur herein! Frische Blumen sind das i-Tüpfelchen jeder Shabby-Chic-Einrichtung. Aber es müssen nicht immer teure Sträuße sein. Ein paar Zweige aus dem Garten, Wiesenblumen in einer alten Milchkanne oder Hortensien in einer einfachen Glasvase unterstreichen den unkomplizierten, natürlichen Charme dieses Wohnstils perfekt.




