Katzenmöbel, die wirklich was taugen: Der Werkstatt-Check vom Profi

von Mareike Brenner
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Ich habe in meiner Werkstatt schon so einiges aus Holz gefertigt, von Einbauschränken nach Maß bis zu filigranen Fensterrahmen. Aber das ehrlichste Feedback zu meiner Arbeit kam, ganz ehrlich, nicht von einem zahlenden Kunden, sondern von meinem Kater. Vor einer Weile zimmerte ich ihm aus Resten massiver Buche und einem dicken Sisalseil einen ganz simplen Kratzbaum. Und was soll ich sagen? Er hat das Ding sofort geliebt. Ein günstiges Modell aus dem Handel, das wir davor hatten, hat er keines Blickes gewürdigt.

Das hat mich echt zum Nachdenken gebracht. Eine Katze urteilt ja nicht nach Preis oder schickem Logo. Sie geht rein nach Instinkt: Ist das Ding stabil? Fühlt es sich gut an den Krallen an? Bietet es mir Sicherheit? Als Handwerker sehe ich Möbel genau so – es geht um ehrliche Materialien und eine durchdachte Konstruktion. Und genau dieses Wissen will ich heute mit dir teilen. Wir schauen uns an, wie du wirklich gute Katzenmöbel erkennst, worauf es ankommt und warum ein paar Euro mehr manchmal die beste Investition in die Zufriedenheit deines Stubentigers sind.

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Die Welt aus Katzensicht: Mehr als nur ein Bettchen

Um zu verstehen, was ein gutes Katzenmöbel ausmacht, müssen wir kurz in den Kopf einer Katze schlüpfen. Ihr Verhalten ist kein Zufall, sondern pures Erbe ihrer wilden Vorfahren. Ein Möbelstück muss diesen uralten Bedürfnissen gerecht werden.

Der Höhlen-Instinkt: Sicher und geborgen
Katzen sind zwar Raubtiere, aber eben auch potenzielle Beute. Darum lieben sie enge, geschützte Räume. Eine Kiste, ein Schrank oder eben eine gut gemachte Katzenhöhle. Sie bietet Schutz von allen Seiten, sodass die Katze endlich mal abschalten kann, ohne ständig die Umgebung scannen zu müssen. Übrigens spielt auch Wärme eine Rolle. In einem kleinen Raum hält sich die Körperwärme viel besser. Ideal sind hier Materialien wie echter Wollfilz. Der isoliert super, ist atmungsaktiv und wird nicht klamm. Ein Riesenunterschied zu billigem Polyester-Plüsch, der zwar weich ist, aber Hitze und Feuchtigkeit staut – unangenehm für die Katze und ein Paradies für Bakterien.

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Gut zu wissen: Echter Wollfilz ist erstaunlich pflegeleicht. Durch das natürliche Wollfett (Lanolin) ist er von Natur aus schmutzabweisend. Meist reicht einfaches Ausbürsten. Bei einem Malheur wirkt ein feuchtes Tuch mit etwas Wollwaschmittel Wunder.

Der Beobachtungsposten: Alles im Blick
Katzen thronen gerne über ihrem Reich. Von oben haben sie alles im Blick, das gibt ihnen ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit. Ein guter Kratzbaum braucht deshalb stabile Liegeflächen in verschiedenen Höhen. Und „stabil“ ist hier das absolute Schlüsselwort. Ich höre es immer wieder: Katzen meiden wackelige Kratzbäume. Das ist reiner Selbstschutz. Wenn eine Plattform nachgibt, wenn sie drauf springt, ist das Vertrauen dahin. Eine massive, schwere Bodenplatte und dicke, fest verschraubte Stämme sind daher das A und O.

Kratzen müssen: Krallenpflege und Reviermarkierung
Das Kratzen hat gleich mehrere wichtige Funktionen. Zum einen wird die alte, stumpfe Krallenhülle abgestreift. Zum anderen ist es eine wichtige Dehnübung für die gesamte Rücken- und Schultermuskulatur. Und, ganz wichtig: Katzen markieren so ihr Revier. Über Duftdrüsen an den Pfoten hinterlassen sie ihre ganz persönliche Visitenkarte. Deshalb ist die Kratzfläche so entscheidend. Sisal hat sich hier als Goldstandard bewährt. Die raue Faserstruktur ist perfekt. Achtung bei günstigen Bäumen, die oft mit Teppichresten bezogen sind. Daran können die Krallen hängen bleiben, was schmerzhaft ist und die Katze im schlimmsten Fall dazu animiert, direkt auf dem Wohnzimmerteppich weiterzumachen.

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Materialkunde für Katzenfreunde: Ein ehrlicher Blick in die Werkstatt

Ein Möbel ist immer nur so gut wie sein Material. Bei Katzenmöbeln gilt das doppelt, denn unsere Vierbeiner knabbern und lecken auch mal daran. Schadstoffe sind hier also ein absolutes No-Go. Hier mal eine ungeschönte Einschätzung der gängigsten Materialien.

Fangen wir bei den tragenden Teilen an. Holz ist nämlich nicht gleich Holz. Am besten ist ganz klar Vollholz (Massivholz). Hölzer wie Buche, Birke oder Eiche sind hart, schwer und langlebig. Ein Kratzbaum aus massivem Holz kippt nicht so leicht und kann bei Bedarf einfach abgeschliffen und neu geölt werden. Wichtig ist, dass die Behandlung für Kinderspielzeug geeignet ist, also speichelfest und giftfrei. Unbehandeltes Holz geht natürlich auch, wird aber schneller fleckig.

Eine fantastische Alternative ist Sperrholz, oft auch Multiplex genannt. Hochwertiges Birkensperrholz besteht aus vielen dünnen, kreuzweise verleimten Holzschichten. Das macht es extrem stabil und belastbar. Viele moderne Designermöbel für Menschen werden daraus gemacht. Ein Qualitätsmerkmal erkennst du an der Kante: Sieht man viele feine Schichten, ist das ein gutes Zeichen. Preislich startet ein solider Baum aus Multiplex so bei etwa 150 bis 250 Euro.

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Und dann gibt es da noch die Spanplatte oder MDF. Daraus bestehen die meisten günstigen Katzenmöbel. Das sind im Grunde Holzreste, die mit Leim zusammengepresst werden. Die Nachteile sind aber erheblich. Die Leime können Formaldehyd ausdünsten, und die Platten quellen bei Feuchtigkeit sofort auf – eine umgekippte Wasserschale bedeutet oft das Todesurteil. Der größte Schwachpunkt ist aber: Schrauben haben in Spanplatten kaum Halt. Einmal gelockert, greifen sie nie wieder richtig. Das Ergebnis ist eine wackelige, unsichere Konstruktion. Klar, diese Modelle sind billiger, aber oft kauft man hier zweimal.

Bei den Textilien ist Sisal das wichtigste Material. Hier gibt es riesige Unterschiede. Gutes Sisalseil sollte mindestens 8 mm dick sein, für große, kräftige Katzen eher 10-12 mm. Entscheidend ist aber die Verarbeitung. Bei hochwertigen Bäumen wird das Seil extrem stramm gewickelt und an den Enden sicher verleimt und getackert. Kleiner Tipp: Versuch mal, mit dem Fingernagel zwischen die Seilwicklungen zu kommen. Geht das nur schwer, ist es gut gemacht. Hochwertiges, dickes Sisalseil findest du übrigens eher im Fachhandel für Bootsbedarf oder online als im Standard-Baumarkt.

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Die Konstruktion: Darauf kommt es wirklich an

Ein gutes Möbelstück erkennt man an seinen Verbindungen. Das ist das Geheimnis für Stabilität und Langlebigkeit.

Die Basis muss stimmen
Jeder Kratzbaum braucht eine schwere, große Bodenplatte. Eine Faustregel aus der Werkstatt: Für einen Kratzbaum von 1,80 m Höhe sollte die Platte mindestens 60×60 cm groß und aus etwa 4 cm dicker Multiplexplatte gefertigt sein. So eine Platte bringt allein schon 10-15 kg auf die Waage und sorgt für einen sicheren Stand. Bei sehr hohen Bäumen empfehle ich trotzdem immer eine zusätzliche Befestigung an der Wand. Sicher ist sicher. Ich hatte mal einen Kunden, bei dem zwei tobende Katzen einen zu leichten Baum umgeworfen haben. Zum Glück ist nichts passiert, aber der Schreck saß tief.

Die Verbindungen: Metall auf Metall
Die Schwachstellen sind immer die Schraubverbindungen zwischen den Stämmen. Bei billigen Modellen werden oft einfache Schrauben direkt in die Spanplatte gedreht. Das hält nicht. Profis nutzen massive Gewindestangen und sogenannte Rampa-Muffen. Das sind Metallhülsen mit Gewinde, die fest im Holz verankert werden. So entsteht eine stabile Metall-auf-Metall-Verbindung, die man auch mehrfach auseinander- und wieder zusammenbauen kann. Frag beim Kauf ruhig mal gezielt danach, das entlarvt schnell die Qualität.

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Ein weiteres Zeichen für ein durchdachtes Produkt: Gibt es Ersatzteile? Ein Kratzstamm ist ein Verschleißteil. Nach ein paar Jahren ist auch der beste Sisal durch. Kann man den Stamm einzeln nachkaufen? Sind die Kissenbezüge waschbar? Gute Hersteller bieten das an. Das ist nachhaltig und zeigt, dass sie an ihr Produkt glauben.

Praktische Tipps für den Kauf oder Eigenbau

Ob du nun kaufst oder selbst Hand anlegen willst, hier eine kleine Checkliste:

Beim Kauf im Laden:

  • Der Rütteltest: Pack den Kratzbaum an und wackle kräftig. Wenn er schon im Laden stark nachgibt – Finger weg!
  • Die Materialprüfung: Fühle die Oberflächen. Riecht das Möbel stark nach Chemie? Ein neutraler Geruch nach Holz oder Wolle ist immer ein gutes Zeichen.
  • Das Gewicht: Ein hohes Gewicht, besonders bei der Bodenplatte, ist ein klares Qualitätsmerkmal für Stabilität.

Für die Selbermacher:

  • Materialwahl: Nimm unbehandeltes Massivholz oder Birkensperrholz und lösungsmittelfreien Holzleim.
  • Sisal richtig wickeln: Das ist die Königsdisziplin! Mein erster selbstgebauter Stamm war auch zu locker gewickelt. Mein Kater hatte das Seil in drei Monaten zerfetzt. Lehrgeld bezahlt! So geht’s richtig: 1. Den Anfang des Seils mit ungiftigem Leim und 5-6 Tackerklammern fixieren. 2. Bahn für Bahn unter maximaler Spannung wickeln. Mit einem Gummihammer immer wieder die Bahnen festklopfen, damit keine Lücken entstehen. 3. Das Ende wieder mit Leim und mehreren Klammern sichern. Das ist anstrengend, aber es lohnt sich!
  • Keine gefährlichen Schlaufen: Verzichte auf baumelndes Spielzeug mit langen Schnüren. Die Strangulationsgefahr ist einfach zu groß.
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Ach ja, ein Quick-Win für wenig Platz oder Budget: Es muss nicht immer der deckenhohe Kratzbaum sein. Eine wirklich gute, schwere Kratztonne oder ein an der Wand befestigtes Kratzbrett aus Massivholz mit dickem Sisal ist oft die bessere Wahl als ein wackeliges Billigmodell.

Ein letztes Wort zur Sicherheit

Ein gutes Katzenmöbel ist eine echte Investition. Es bereichert das Leben deiner Katze ungemein, schont deine eigenen Möbel und kann, wenn es gut gemacht ist, sogar ein schönes Objekt in deiner Wohnung sein. Es muss nicht immer das teuerste Designerstück sein, aber es sollte immer sicher, stabil und aus ehrlichen Materialien gefertigt sein. Schau genau hin, fasse die Materialien an und rüttle an der Konstruktion. Deine Katze wird es dir mit jahrelanger, glücklicher Nutzung danken. Und das, so habe ich von meinem Kater gelernt, ist am Ende die beste Bestätigung für gute Arbeit.

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In der Wildnis bedeutet Höhe Sicherheit und Kontrolle über das Revier.

Dieser Instinkt ist auch in unseren Hauskatzen tief verankert. Ein hoher, stabiler Aussichtspunkt ist mehr als nur ein Schlafplatz – es ist ihr Thron. Von hier aus können sie den gesamten Raum überblicken, Gefahren (wie den Staubsauger) frühzeitig erkennen und sich entspannen. Platzieren Sie einen Kratzbaum mit Liegefläche daher am besten so, dass er eine gute Sicht auf Türen und Fenster ermöglicht.

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Der Wackel-Test: Bevor ein Kratzbaum oder eine Höhle einzieht, machen Sie die Probe aufs Exempel. Geben Sie dem Möbelstück einen festen Stoß. Schwankt es? Gibt die Bodenplatte nach? Echte Stabilität kommt von einer schweren, breiten Basis aus massivem Holz oder Multiplex – genau das, was eine Katze braucht, um sich sicher zu fühlen.

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Und wenn die Katze das neue Designerstück einfach ignoriert?

Keine Panik, das ist oft nur die kätzische Skepsis gegenüber Neuem. Geben Sie ihr Zeit. Machen Sie den neuen Platz mit vertrauten Dingen attraktiv: Legen Sie ein getragenes T-Shirt oder ihre Lieblingsdecke hinein. Ein Hauch getrockneter Baldrianwurzel wirkt oft Wunder. Spielen Sie gezielt in der Nähe des Möbels und belohnen Sie jede neugierige Annäherung. Zwingen Sie Ihre Katze niemals – Geduld ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

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Nicht jedes Sisal ist gleich. Ein prüfender Blick auf das Seil verrät oft mehr als der Preis:

  • Dicke zählt: Ein Seil mit mindestens 8-10 mm Durchmesser hält auch kräftigen Krallen stand und franst nicht so schnell aus.
  • Die Wicklung: Ist das Seil lückenlos und unter hoher Spannung gewickelt? Lose Stellen sind eine Einladung zum Zerstören.
  • Der Klebstoff: Hochwertige Hersteller verwenden unbedenklichen Leim, der nicht chemisch riecht. Katzen haben eine feine Nase!
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Vorbei sind die Zeiten, in denen ein Kratzbaum ein beiger Plüsch-Fremdkörper im Wohnzimmer sein musste. Heute verschmelzen Katzenmöbel mit modernem Interieur. Marken wie das in den Bildern gezeigte französische Label meyou Paris, die Kölner Manufaktur Cat-on mit ihren Kratzmöbeln aus Wellpappe oder die Münchner Designer von LucyBalu beweisen: Funktionalität für die Katze und anspruchsvolle Ästhetik für den Menschen müssen sich nicht ausschließen.

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  • Sofortige Akzeptanz durch vertrauten Geruch.
  • Reduziert Stress bei der Umgewöhnung.
  • Spart Geld und ist nachhaltig.

Das Geheimnis? Integrieren Sie die alte Lieblingsdecke Ihrer Katze in das neue Möbel. Statt des mitgelieferten Kissens nutzen Sie einfach den vertrauten Stoff. Der Geruch von

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Massivholz: Schwer, extrem stabil und langlebig. Kratzer lassen sich abschleifen, und es entwickelt mit der Zeit eine schöne Patina. Ideal für schwere Katzenrassen wie Maine Coons.

Pressspanplatte: Günstig und leicht, aber oft nur mit Folie kaschiert. Schraubverbindungen lockern sich mit der Zeit, und Feuchtigkeit lässt das Material aufquellen. Meist keine Investition für die Ewigkeit.

Ein gutes Katzenmöbel altert – ein billiges zerfällt.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.