Mehr als nur eine Lampe: Das Geheimnis hinter wirklich gutem, blendfreiem Licht

von Augustine Schneider
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Ich werde diesen Moment nie vergessen. Das war noch während meiner Ausbildung, ich stand in einem beeindruckenden Architektenhaus und über dem riesigen Esstisch hing diese eine Leuchte – eine „Artischocke“. Ich war sofort wie gebannt. Aber ehrlich gesagt, nicht nur von der skulpturalen Form, sondern vom Licht selbst. Es war unglaublich weich, warm und füllte den Raum komplett aus, ohne dass man auch nur den Hauch einer Glühbirne sehen konnte. Man wurde einfach nicht geblendet. Da hat es bei mir Klick gemacht: Hier hat jemand nicht einfach eine Lampe entworfen. Hier hat jemand Licht gestaltet. Und das, liebe Leute, ist ein Riesenunterschied.

In all den Jahren in meiner Werkstatt habe ich unzählige Leuchten in den Händen gehalten, montiert und repariert. Viele sind hübsch, einige sind praktisch. Aber nur ganz wenige basieren auf einer so klaren, physikalisch durchdachten Idee wie diese dänischen Design-Klassiker. Heute will ich mal ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern und erklären, warum diese Entwürfe so viel mehr sind als nur schickes Wohnaccessoire. Wir reden hier über pure Lichttechnik in ihrer allerschönsten Form.

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Das geniale Grundprinzip: Wie man Licht zähmt

Um das zu verstehen, müssen wir uns kurz in die Zeit zurückdenken, als die elektrische Glühbirne noch neu und aufregend war. Ihr Licht war aber auch ein Problem: Es war grell, hart und warf unschöne, scharfe Schatten. Man fühlte sich darunter unwohl, fast wie im Scheinwerferlicht. Die Leute waren ja das sanfte, schmeichelhafte Licht von Kerzen und Gaslampen gewohnt. Das Ziel der Designer damals war also ebenso einfach wie genial: eine Leuchte zu bauen, die 100 % blendfreies Licht spendet.

Die Lösung war ein ausgeklügeltes Mehrschirm-System. Anstatt eines einzigen Lampenschirms wird das Licht hier über mehrere Schirme stufenweise nach unten gelenkt. Man kann es sich vorstellen wie bei einem Wasserfall, der über viele kleine Felsstufen plätschert – das Wasser wird mit jeder Stufe sanfter und ruhiger. Genau das passiert hier mit dem Licht. Es wird von Schirm zu Schirm weitergereicht, dabei gestreut und weicher gemacht, bis es absolut blendfrei austritt.

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Ach ja, und das ist keine willkürliche Anordnung. Die Form der Schirme folgt oft einer logarithmischen Spirale, einer Form, die man auch in der Natur findet, zum Beispiel bei Schneckenhäusern. Das sorgt für eine unglaublich harmonische und gleichmäßige Lichtverteilung ohne helle Flecken oder dunkle Zonen.

Gut zu wissen: Die Profis gingen sogar noch einen Schritt weiter. Im Inneren vieler Modelle verstecken sich kleine, farbige Reflektoren, zum Beispiel in Rot oder Blau. Die sind nicht nur Deko! Sie filtern das eher kühle Licht der Glühbirne und fügen wärmere Töne hinzu. Das Ergebnis ist ein Licht, das Hauttöne viel angenehmer und das Essen auf dem Teller appetitlicher aussehen lässt. Clever, oder?

Die Klassiker im Praxis-Check: Welche ist die Richtige für dich?

Über die Jahre hatte ich sie fast alle auf der Werkbank. Jedes Modell hat seinen ganz eigenen Charakter und ist für bestimmte Situationen einfach besser geeignet. Es ist also super wichtig zu wissen, welches Modell was kann.

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Fangen wir mal mit dem absoluten Alleskönner an: der PH 5. Sie ist wohl die bekannteste und passt perfekt über fast jeden Esstisch. Ein ganz wichtiger Tipp aus meiner Erfahrung: Häng sie etwa 55 bis 65 Zentimeter über der Tischplatte auf (bei einer Standard-Tischhöhe von ca. 75 cm). Hängt sie tiefer, schaut man seinem Gegenüber gegen die Lampe. Hängt sie höher, kann man eventuell von unten reinblicken und wird geblendet – und der ganze Zauber ist dahin. Preislich liegt eine neue PH 5 heute schnell bei über 800 €, aber gut erhaltene Vintage-Originale kann man mit etwas Glück schon für 400 bis 700 € finden.

Dann gibt es da natürlich die Königin, die „Artischocke“. Sie ist eine Lichtskulptur. Mit ihren 72 „Blättern“ sorgt sie für ein absolut magisches, diffuses Licht aus jedem Blickwinkel. Aber Achtung! Erstens das Gewicht. So ein Prachtstück aus Kupfer kann locker über 20 Kilo wiegen. Da braucht es eine absolut stabile Deckenkonstruktion, die man im Zweifel von einem Statiker prüfen lassen sollte. Die Montage ist definitiv ein Job für zwei Profis und dauert seine Zeit. Und zweitens der Preis: Hier sprechen wir über eine ganz andere Liga, oft im vier- oder sogar fünfstelligen Bereich, je nach Ausführung. Ein echtes Liebhaberstück.

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Eine oft übersehene, aber wunderbare Alternative ist der „Schneeball“. Er sieht der Artischocke ein wenig ähnlich, lenkt aber einen Teil des Lichts auch nach oben an die Decke. Dadurch sorgt er nicht nur für direktes Licht nach unten, sondern auch für eine sanfte Grundbeleuchtung im Raum. Ideal für Räume mit hohen Decken!

Geht’s auch eine Nummer kleiner?

Nicht jeder hat den Platz oder das Budget für die großen Ikonen. Aber das geniale Lichtprinzip gibt es auch im Kleinformat! Modelle wie die PH 2/1 oder 3/2 als Tisch- oder kleine Pendelleuchte sind fantastisch. Sie schaffen auf einem Beistelltisch eine gemütliche Lese-Insel oder leuchten eine kleine Küchenzeile perfekt aus. Hier bekommt man die gleiche Lichtqualität, oft schon für ein paar hundert Euro. Eine super Möglichkeit, um mit echtem Design-Licht anzufangen.

Original vs. Fälschung: Worauf du UNBEDINGT achten musst

Jetzt wird’s ernst, denn hier geht es um viel Geld und vor allem um deine Sicherheit. Es gibt nur einen lizenzierten Hersteller für diese Leuchten. Alles andere sind entweder alte Originale oder eben Fälschungen. Und ich hab schon Dinger gesehen, da wird einem angst und bange.

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Hier ist eine kleine Checkliste, die du dir abspeichern solltest:

  • Der Gewichts-Test: Heb das Teil mal an. Ein Original fühlt sich massiv, schwer und wertig an. Eine Fälschung ist oft aus dünnem Blech und fühlt sich leicht und billig an.
  • Der Kanten-Check: Fahr mal ganz vorsichtig mit dem Finger über die Kanten der Schirme. Bei einem Original ist alles perfekt abgerundet und glatt. Fälschungen haben oft scharfe, schlecht verarbeitete Kanten.
  • Der Blick ins Innere: Schau in den Baldachin oder auf die Innenseite des obersten Schirms. Neue Originale haben Aufkleber mit Seriennummern, ältere oft eine Prägung des Herstellers. Fehlt jeglicher Hinweis, solltest du sehr misstrauisch sein.
  • Das Stromkabel: Fühlt sich das Kabel billig an, fast wie Plastik? Ist es schlecht isoliert? Finger weg! Ich hatte schon Fälschungen auf dem Tisch, deren Elektrik eine tickende Zeitbombe war. Das ist eine akute Brandgefahr!

Ganz ehrlich: Kauf lieber bei einem autorisierten Händler (die findest du auf der Webseite des Herstellers) oder einem seriösen Vintage-Spezialisten, der die Echtheit garantiert. Eine Fälschung ist am Ende immer zu teuer.

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Montage & Pflege: Damit die Freude lange währt

Eine hochwertige Leuchte will auch gut behandelt werden. Das fängt bei der Installation an. Und ich kann es nicht oft genug sagen: Lass die elektrische Installation immer von einer Elektrofachkraft machen. Das ist nicht nur eine Vorschrift, sondern dient deiner Sicherheit und deinem Versicherungsschutz.

Mindestens genauso wichtig ist das richtige Leuchtmittel. Die ursprünglichen Entwürfe wurden für die klassische Glühbirnenform optimiert. Damit die Lichtmagie auch heute noch funktioniert, brauchst du die richtige LED:

  • Die Form: Nimm eine LED, die der alten Glühbirne ähnelt (sogenannte „Retrofit“-Modelle). Keine Kerzenform, kein Spot!
  • Die Oberfläche: IMMER ein mattes Leuchtmittel wählen. Das streut das Licht schon vor und unterstützt den blendfreien Effekt.
  • Die Lichtfarbe: Ich empfehle ausnahmslos warmweiße 2700 Kelvin. Das kommt dem gemütlichen Licht der alten Glühbirne am nächsten.
  • Die Helligkeit: Für einen Esstisch sind 800 bis 1000 Lumen ein guter Richtwert.

Kleiner Tipp, der sofort wirkt: Ich persönlich nutze gerne die Philips Hue White LED mit rund 800 Lumen. Die passt perfekt und lässt sich sogar dimmen. Und übrigens, dieser Trick funktioniert für JEDE Lampe bei dir zuhause. Tausch mal eine klare oder kaltweiße Birne gegen eine matte mit 2700 Kelvin aus. Du wirst staunen, wie viel gemütlicher ein Raum dadurch sofort wird!

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Eine Investition, die sich jeden Tag auszahlt

Ja, eine originale Designerleuchte ist teuer. Keine Frage. Aber man sollte es nicht als Ausgabe für eine Lampe sehen, sondern als Investition in die eigene Lebensqualität. Du kaufst kein Wegwerfprodukt, sondern ein Stück Designgeschichte, das über Generationen funktioniert und oft sogar im Wert steigt.

Der wahre Wert liegt aber im Alltag. Gutes Licht beeinflusst unsere Stimmung, unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Es macht aus einem Haus ein echtes Zuhause. Wenn du also mit dem Gedanken spielst, dir so ein Schmuckstück anzuschaffen, nimm dir Zeit. Schau dir die Modelle im Laden an, fühl das Material und erlebe das Licht live. Es ist eine Entscheidung, die du wahrscheinlich nie bereuen wirst. Denn gutes Licht ist einfach durch nichts zu ersetzen.

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Der häufigste Fehler: Eine Leuchte wie die PH Artischocke oder PH 5 wird zu hoch gehängt. Diese Meisterwerke sind dafür konzipiert, eine intime Lichtinsel zu schaffen. Für den Esstisch gilt als Faustregel eine Höhe von 55 bis 65 Zentimetern zwischen Tischplatte und Unterkante der Leuchte. So blendet das Licht die sitzenden Personen nicht, der Blick auf das Gegenüber bleibt frei und die Lampe wird zum skulpturalen Zentrum des Raumes, genau wie vom Designer Poul Henningsen beabsichtigt.

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Poul Henningsen entwarf seine Leuchten nicht nur nach ästhetischen, sondern nach streng mathematischen Prinzipien. Die Krümmung der Schirme basiert oft auf der logarithmischen Spirale.

Diese in der Natur (z.B. bei Muscheln) vorkommende Form ist kein Zufall. Sie stellt sicher, dass das Licht von jedem Punkt der Schirmoberfläche im gleichen Winkel reflektiert wird. Das Ergebnis ist eine absolut gleichmässige, weiche und berechenbare Ausleuchtung – eine perfekte Symbiose aus Naturgesetz und Design.

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Schon mal die farbigen Details im Inneren einer PH 5 bemerkt?

Das ist kein reiner Design-Gag, sondern pure Licht-Physik. Henningsen fand heraus, dass das menschliche Auge im Farbspektrum für Gelb-Grün am empfindlichsten ist, während es Rot und Blau schwächer wahrnimmt. Um das Licht angenehmer zu gestalten, integrierte er einen kleinen roten Konus und einen blauen Reflektorring. Diese Elemente absorbieren gezielt einen Teil des Lichts in den weniger empfindlichen Bereichen und „korrigieren“ so die Farbe. Das Resultat ist ein wärmeres, volleres Licht, das Hauttöne schmeichelhafter erscheinen lässt.

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Die Pflege dieser Design-Ikonen ist weniger kompliziert, als ihre Struktur vermuten lässt. Das Geheimnis liegt in der Regelmässigkeit.

  • Staub: Ein weicher Staubwedel mit langen Fasern oder ein Pinsel mit weichen Borsten ist ideal, um zwischen die Lamellen zu gelangen.
  • Hartnäckiger Schmutz: Ein leicht feuchtes Mikrofasertuch ohne aggressive Reinigungsmittel genügt für die lackierten Oberflächen. Bei Kupfer- oder Messingvarianten auf Politur verzichten, um die natürliche Patina zu erhalten.
  • Geheimtipp: Ein Föhn auf Kaltstufe oder eine Dose Druckluftspray (mit Abstand verwenden!) entfernt Staub effektiv aus den Zwischenräumen.
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Klassisches Mattweiss: Die ursprüngliche Wahl für die meisten PH-Leuchten. Die Pulverbeschichtung sorgt für eine maximale, diffuse Reflexion und eine sehr reine, unverfälschte Lichtwiedergabe.

Poliertes Kupfer oder Messing: Diese neueren Editionen von Louis Poulsen sind mehr als nur ein Material-Upgrade. Das Metall reflektiert das Licht mit einem extrem warmen, fast goldenen Schimmer. Mit der Zeit entwickeln diese unbehandelten Oberflächen eine einzigartige Patina, die jede Leuchte zu einem Unikat mit eigener Geschichte macht.

Ein Original von Louis Poulsen ist eine Investition. Doch die Philosophie des blendfreien Lichts lässt sich auch mit kleinerem Budget umsetzen. Der Schlüssel liegt darin, das Leuchtmittel komplett zu verbergen. Achten Sie auf Leuchten mit tief gezogenen Schirmen, mehrschichtigen Aufbauten oder Diffusoren. Marken wie &Tradition oder Muuto verfolgen oft ähnliche Prinzipien skandinavischer Lichtgestaltung. Es geht nicht darum, eine Form zu kopieren, sondern darum, die Idee von sanftem, indirektem Licht zu verstehen und im eigenen Zuhause anzuwenden.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.