Schmuck aus Buntstiften? Aber hallo! Dein kompletter Werkstatt-Guide

von Augustine Schneider
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Ganz ehrlich? Als die Idee zum ersten Mal bei mir in der Werkstatt aufkam, aus simplen Buntstiften Schmuck zu machen, hab ich innerlich geschmunzelt. Buntstifte sind doch zum Malen da. Aber der Gedanke ließ mich einfach nicht los. Im Grunde ist so ein Stift ja auch nur Holz mit einer bunten Seele – ein Verbundwerkstoff, wie wir Profis sagen. Und genau das hat meinen Ehrgeiz geweckt.

Das hier ist mehr als nur ein schnelles Bastelprojekt. Es ist eine fantastische Übung in Präzision und Materialverständnis. Wir gehen an die Grenzen dessen, was das Material hergibt. Was ich dir hier zeige, ist keine graue Theorie, sondern das Ergebnis aus unzähligen Versuchen, einigen Pannen und den Schmuckstücken, die am Ende wirklich was geworden sind. Also, krempeln wir die Ärmel hoch!

Was du für den Start brauchst: Deine Einkaufsliste

Bevor wir loslegen, lass uns kurz über das Material reden. Gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Du brauchst nicht sofort die teuerste Profi-Ausrüstung.

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  • Buntstifte: Logisch, oder? Für einen soliden Block, aus dem du ein paar Anhänger bekommst, plan mal so 40 bis 50 Stifte ein. Ob rund oder sechseckig ist Geschmackssache, die eckigen lassen sich aber leichter verleimen. Für den Anfang tun es günstige No-Name-Stifte aus dem Supermarkt (ca. 5-10€ pro Packung). Wenn du später auf Qualität setzen willst, sind Stifte aus Zedernholz super, die haben eine schönere Struktur.
  • Der richtige Kleber: Normaler Holzleim ist hier raus. Du brauchst was Stärkeres. Meine Empfehlung ist ein PU-Leim (Polyurethan-Leim), z.B. von Ponal. Der schäumt leicht auf, füllt kleinste Lücken und ist bombenfest. Eine Flasche kostet um die 10-15€. Die Alternative für Profis ist 2-Komponenten-Epoxidharz. Das hält ewig, ist aber etwas aufwendiger in der Handhabung.
  • Holzleisten & Schraubzwingen: Um die Stifte zu pressen, brauchst du eine simple Form. Vier Holzleisten aus dem Baumarkt (Restekiste!) und zwei stabile Schraubzwingen (ca. 15-20€ für ein Paar) reichen völlig aus.
  • Schleifpapier: Das ist dein wichtigstes Werkzeug! Kaufe am besten ein Sortiment mit verschiedenen Körnungen: 120, 240, 400, 800 und idealerweise 1000 oder sogar 1200. Ein Set kostet meist unter 10€.
  • Oberflächenschutz: Ein kleines Gebinde Hartwachsöl (ca. 15€) oder eine Dose klarer Acryllack (ca. 10-12€).
  • Kleinkram: Backpapier oder breites Paketklebeband, eine feine Säge (eine Japansäge ist ideal), Pinselchen, Lappen und ganz wichtig: eine gute Staubmaske (FFP2).
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Das Material verstehen: Holz, Wachs und Pigmente

Ein Buntstift ist ein kleines Biest. Außen haben wir das Holz – meist weiche Linde oder bei besseren Stiften aromatisches Zedernholz. Das lässt sich super bearbeiten. Aber innen, da sitzt die Herausforderung: die Mine.

Die Mine besteht aus Farbpigmenten, einem Bindemittel und vor allem Wachsen oder Ölen. Und genau diese Wachse sind der Feind jeder guten Klebeverbindung. Außerdem ist die Mine viel spröder als das Holz. Das ist der Grund, warum wir einen speziellen Leim und viel Geduld brauchen.

Schritt 1: Der Buntstift-Block – Das Herzstück entsteht

Jetzt geht’s ans Eingemachte. Wir bauen aus den einzelnen Stiften einen massiven Block, den wir dann wie ein Stück Edelholz bearbeiten können. Sauberkeit ist hier alles!

Zuerst baust du dir deine Presse: Schraube die vier Holzleisten auf eine Grundplatte zu einem kleinen Rahmen. Ein Innenmaß von ca. 5 x 10 cm reicht für den Anfang locker. Und jetzt kommt der wichtigste Tipp überhaupt:

holzschmuck bleistifte armreifen

Achtung! Klebe die Innenseiten deiner Form und das Holzstück, das du zum Pressen oben drauflegst, GANZ WICHTIG mit Paketklebeband oder Backpapier ab. Glaub mir, das ist kein Scherz. Meinen ersten Block konnte ich mitsamt der Form wegwerfen, weil alles bombenfest miteinander verklebt war. Lernt aus meinen Fehlern!

  1. Stifte sägen: Bring alle Stifte mit einer feinen Säge auf die exakt gleiche Länge. Präzision zahlt sich hier aus.
  2. Leim auftragen: Gib eine dünne, aber lückenlose Schicht PU-Leim auf eine Seite jedes Stiftes. Ein kleiner Pinsel hilft dabei ungemein.
  3. Stifte schichten: Lege die Stifte eng aneinander in deine Form. Du kannst Muster legen oder sie wild mischen – ganz wie du willst.
  4. Pressen, was das Zeug hält: Lege das abgedeckte Holzstück oben drauf und zieh die Schraubzwingen fest an. Richtig fest! Bei PU-Leim ist der Druck entscheidend, damit er nicht unkontrolliert aufschäumt. Wenn an den Seiten etwas Leim herausquillt, ist das ein gutes Zeichen.
  5. Warten…: Jetzt brauchst du Geduld. Gib dem Ganzen mindestens 24 Stunden zum Aushärten. Schau auf die Anleitung vom Leim und leg im Zweifel lieber noch ein paar Stunden drauf.

Danach hältst du einen ziemlich hässlichen, rauen Klotz in den Händen. Aber keine Sorge, die Magie steckt im Inneren.

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Schritt 2: Form & Schliff – Vom Klotz zum Juwel

Das ist der Moment, der am meisten Spaß macht. Wir legen das bunte Muster frei. Für den gesamten Prozess von der Formgebung bis zum finalen Schliff pro Schmuckstück solltest du, wenn du es ordentlich machst, gut und gerne 1-2 Stunden einplanen.

Zuerst schneidest du mit deiner feinen Säge eine Scheibe vom Block ab. Mach das langsam und ohne viel Druck, damit die Minen nicht ausbrechen. Kleiner Profi-Tipp: Klebe Malerkrepp auf die Schnittlinie. Das stabilisiert die Fasern und verhindert Ausrisse.

Übrigens: Wer einen Dremel oder ein ähnliches Multifunktionswerkzeug hat, kann sich beim groben Formen und Schleifen der Kanten etwas Arbeit sparen. Aber Vorsicht: Das Ding hat Kraft, immer mit niedriger Drehzahl anfangen!

Jetzt kommt die Kunst des Schleifens. Das Geheimnis ist, keine Körnung zu überspringen.

  • Beginne mit Körnung 120, um alle Sägespuren zu entfernen.
  • Arbeite dich hoch über 240 zu 400. Nach jedem Schritt müssen die Kratzer der vorherigen Körnung komplett verschwunden sein. Wisch den Staub immer gut ab!
  • Ab Körnung 600 wird es spannend. Weiter geht’s mit 800 und 1000 (oder noch feiner). Die Oberfläche wird jetzt samtweich und die Farben fangen an zu leuchten.

WICHTIGER SICHERHEITSHINWEIS: Trage beim Schleifen IMMER eine Staubmaske. Der Staub enthält Holz, Pigmente, Leim… das willst du nicht in deiner Lunge haben. Das ist keine Empfehlung, das ist eine Regel.

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Schritt 3: Das perfekte Finish – Schutz für dein Meisterwerk

Jetzt die große Frage: Öl oder Lack? Beides hat seine Berechtigung und es kommt ganz darauf an, was du willst.

Hartwachsöl ist mein persönlicher Favorit. Es dringt tief ins Holz ein, schützt es von innen und bildet eine hauchdünne, atmungsaktive Schicht. Das Schmuckstück fühlt sich danach immer noch wie Holz an – warm und natürlich. Außerdem feuert es die Farben unglaublich an. Der Nachteil? Es ist nicht 100% wasserdicht. Für einen Anhänger super, für einen Ring, den man täglich trägt, vielleicht nicht die beste Wahl.

Klarer Acryl- oder Bootslack hingegen ist die Panzer-Variante. Er versiegelt die Oberfläche komplett und macht sie unempfindlich gegen Wasser und Kratzer. Ideal für stark beanspruchte Stücke wie Ringe. Dafür opferst du dieses natürliche Holzgefühl; es fühlt sich am Ende eher wie Kunststoff an. Die Reparatur ist auch schwieriger, wenn doch mal ein Kratzer reinkommt.

Egal wofür du dich entscheidest: Trage es in mehreren dünnen Schichten auf und teste es immer zuerst an einem Probestück.

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Der letzte Schliff: Vom Plättchen zum Anhänger

Okay, du hast jetzt ein wunderschön geschliffenes und versiegeltes Plättchen. Und nun? Damit daraus ein Anhänger wird, fehlt noch ein entscheidender Schritt. Keine Sorge, der ist einfach.

Nimm einen ganz kleinen Bohrer, am besten 1,5 mm oder 2 mm im Durchmesser. Markiere die Stelle, an der das Loch hin soll – nicht zu nah am Rand! Bohre dann langsam und vorsichtig ein Loch durch das Plättchen. Danach brauchst du nur noch eine kleine Schmucköse (auch Kettchenöse oder Biegering genannt). Die findest du in jedem Bastelladen oder online für ein paar Cent das Stück. Biege die Öse mit einer kleinen Zange auf, fädle sie durch das Loch und biege sie wieder zu. Fertig! Jetzt kannst du eine Kette durchziehen.

Was, wenn’s schiefgeht? (Keine Panik!)

  • Eine Mine ist ausgebrochen: Ärgert einen, passiert aber. Bei winzigen Löchern kannst du etwas Sekundenkleber mit Schleifstaub mischen und die Lücke füllen. Bei größeren Ausbrüchen… sieh es als Lehrgeld und arbeite beim nächsten Mal noch vorsichtiger.
  • Der Block fällt auseinander: Der Leim hat nicht gehalten. Wahrscheinlich waren die Minen zu wachshaltig oder der Pressdruck war zu gering. Das ist der häufigste Anfängerfehler.
  • Die Oberfläche wird nicht glatt: Du hast zu 99% eine Schleifstufe übersprungen oder warst zu ungeduldig. Da hilft nur eins: zurück zur letzten guten Körnung und alles nochmal sauber schleifen. Es gibt keine Abkürzungen.

Schmuck aus Buntstiften ist ein fantastisches Projekt, das Handwerk und Kreativität vereint. Sei nicht frustriert, wenn der erste Versuch nicht perfekt wird. Jedes krumme Stück, jede ausgebrochene Mine ist eine Lektion. Das ist das Schöne am Handwerk. Und am Ende hältst du etwas wirklich Einzigartiges in Händen.

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PU-Leim: Der unkomplizierte Partner für den Start. Ein Markenprodukt wie Ponal PUR-Leim verzeiht kleine Ungenauigkeiten, da er beim Aushärten leicht aufschäumt und winzige Spalten zwischen den Stiften füllt. Ideal, um ein Gefühl für das Verpressen zu bekommen.

2K-Epoxidharz: Die Profi-Liga für glasklare Ergebnisse. Harze wie UHU Plus Endfest 300 härten transparent aus und schaffen eine extrem stabile, fast unsichtbare Verbindung. Das exakte Mischverhältnis ist hier entscheidend, aber das Ergebnis ist eine wasserfeste und extrem langlebige Qualität.

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Zufälliges Farbspiel oder geplantes Muster?

Das ist die erste kreative Entscheidung, die den Charakter deines Schmuckstücks definiert. Eine bunte, zufällige Mischung der Stifte wirkt lebendig und verspielt, fast wie ein farbenfrohes Konfetti. Wenn du es hingegen ruhiger und grafischer magst, probiere eine geplante Anordnung: Sortiere die Stifte nach Farbfamilien, um einen sanften Farbverlauf zu erzeugen, oder arrangiere sie in einem sich wiederholenden Muster für einen geometrischen Look. Eine kleine Skizze auf Papier hilft, die Wirkung vor dem Verleimen zu visualisieren.

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Wussten Sie, dass eine Buntstiftmine kein Blei enthält? Sie besteht aus einem Gemisch von Farbpigmenten, Kaolin (Tonerde), Wachsen und Bindemitteln.

Genau diese Komposition macht sie so perfekt für Schmuck. Anders als reines Holz splittert die Mine beim Bearbeiten nicht, sondern lässt sich extrem fein und glatt polieren. Die Wachse in der Mine tragen sogar zu einem subtilen, natürlichen Glanz bei, wenn das Schmuckstück fertig ist. Sie bearbeiten also nicht nur Holz, sondern ein kleines Wunderwerk der Materialwissenschaft.

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Der Moment der Wahrheit kommt nicht beim Sägen, sondern beim Schleifen. Zuerst ist der Block rau, fast unscheinbar. Doch mit jeder feineren Körnung des Papiers passiert die Magie: Die matten Holzfasern weichen einem seidigen Glanz, die Schnittflächen der Minen verwandeln sich von stumpfen Punkten in leuchtende, fast edelsteinartige Farbtupfer. Es ist ein meditativer Prozess, bei dem man die endgültige Schönheit des Schmuckstücks buchstäblich aus dem Rohling herauspoliert.

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Der feine Unterschied liegt im Stift: Es geht nicht nur um die Farbe. Hochwertige Künstlerstifte wie die „Polychromos“ von Faber-Castell besitzen eine ölbasierte Mine mit extrem hoher Pigmentdichte. Das Resultat nach dem Schleifen sind unglaublich intensive, leuchtende Farbpunkte. Günstigere, wachshaltige Stifte funktionieren auch, können im direkten Vergleich aber etwas matter wirken. Für besondere Akzente lohnt sich die Investition in ein paar einzelne Künstlerstifte.

Damit dein neues Lieblingsstück lange strahlt, braucht es ein Minimum an Pflege:

  • Wasser meiden: Auch mit Lack oder Öl ist Holz nicht für die Dusche oder den Pool gemacht. Vor dem Händewaschen den Ring lieber ablegen.
  • Auffrischungskur: Ein mit Hartwachsöl behandeltes Stück freut sich einmal im Jahr über einen Hauch neues Öl. Einfach hauchdünn mit einem weichen Tuch auftragen und polieren.
  • Vorsicht bei Parfüm: Chemikalien in Kosmetika können die Oberfläche angreifen. Den Schmuck also immer erst nach dem Eincremen und Parfümieren anlegen.
Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.