Badsanierung ohne Nervenzusammenbruch: Der ehrliche Guide aus der Praxis
Über die Jahre habe ich, ehrlich gesagt, mehr Bäder gesehen, als ich zählen kann. Nagelneue, aber auch welche, die seit Ewigkeiten nicht mehr angefasst wurden. Ich hab Sanierungen gerettet, bei denen man dachte: „Gute Idee, aber leider null Ahnung von der Umsetzung.“ Und ich habe Bäder gebaut, die auch nach Jahrzehnten noch top dastehen. Mein Name spielt keine Rolle, aber was ich über mein Handwerk weiß, schon. Das ist kein abgeschriebenes Wissen aus dem Internet, sondern das, was ich jeden Tag auf der Baustelle lebe und meinen Leuten beibringe.
Inhaltsverzeichnis
Ein Badezimmer ist so viel mehr als nur ein Raum mit schicken Fliesen. Es ist ein hochtechnischer Ort, an dem Wasser, Strom und eine Menge Feuchtigkeit aufeinandertreffen. Ein winziger Fehler am Anfang kann später zu riesigen, teuren Problemen führen. Wasserschäden, fieser Schimmel, Fliesen, die von der Wand fallen – hab ich alles schon reparieren müssen. Und fast immer war die Ursache eine Abkürzung, die jemand am Anfang genommen hat. Fangen wir also da an, wo es wirklich zählt: bei einer grundsoliden Planung.

Das Fundament: Ohne einen guten Plan wird das Murks
Bevor du auch nur daran denkst, den Hammer in die Hand zu nehmen, brauchst du einen Plan. Und damit meine ich keine schnelle Skizze auf einer Serviette, sondern eine durchdachte Zeichnung mit allen Maßen. Das ist wirklich das A und O. Ich hatte mal einen Kunden, der hat sich in eine freistehende Badewanne verliebt und sie gekauft, ohne den Raum oder die Tür auszumessen. Tja, am Ende passte das gute Stück nicht mal durch den Türrahmen. Das ist nicht nur peinlich, das kostet auch bares Geld.
Bevor es also losgeht, fragt sich jeder: Wie lange dauert der ganze Spaß eigentlich? Rechnen wir mal realistisch: Für eine Komplettsanierung, bei der alles rausfliegt, solltest du mindestens drei, eher vier Wochen einplanen. In dieser Zeit ist das Bad eine Baustelle – also keine Dusche, kein Klo. Das muss man organisieren können. Verzögerungen durch Lieferengpässe oder unerwartete Probleme (marode Wand dahinter entdeckt!) sind da noch nicht mal eingerechnet.

Der Grundriss: Was geht und was nicht?
Schau dir den Raum ganz genau an. Wo laufen die Wasserleitungen? Und vor allem: Wo ist das dicke Fallrohr für das Abwasser? Diese festen Punkte geben oft den Rahmen vor. Du kannst eine Toilette nicht einfach mal so fünf Meter nach links verschieben. Das Abwasserrohr braucht nämlich ein stetiges Gefälle von etwa 2 %, sonst fließt die ganze Sache nicht richtig ab und verstopft. Wenn das nicht hinhaut, gibt’s nur zwei wirklich unschöne Optionen: den ganzen Boden aufstemmen oder eine Hebeanlage installieren. Beides ist aufwendig und kostet extra.
Nimm dir Millimeterpapier oder eine simple Planungs-App und zeichne alles ein. Denk auch an die Bewegungsflächen! Vor einem Waschtisch solltest du mindestens 70 cm Platz lassen, vor der Toilette sind es idealerweise 75 x 75 cm. Und kann die Tür noch komplett aufgehen, wenn der neue, breitere Waschtisch da steht? Kleinigkeiten, die später massiv nerven.

Die richtige Reihenfolge – damit kein Chaos ausbricht
Ein Bad-Projekt kann schnell überfordern. Damit du den Überblick behältst, hier mal die typische Reihenfolge der Arbeiten. Das ist die Roadmap für dein Projekt:
- Abriss: Alles Alte muss raus. Fliesen, Sanitär, alte Leitungen.
- Rohinstallation: Jetzt kommen die Profis für Wasser und Strom und legen alle neuen Leitungen.
- Vorbereitung: Wände werden verputzt, der Estrich wird ausgebessert oder neu gemacht.
- Abdichtung: Der wichtigste Schritt! Dazu gleich mehr.
- Fliesen legen: Erst die Wände, dann der Boden.
- Verfugen: Fugen mit Mörtel füllen, Ecken mit Silikon abdichten.
- Endmontage: Toilette, Dusche, Waschtisch und Armaturen werden installiert.
Elektrik im Bad: Absolut nichts für Heimwerker!
Ganz klares Wort: Finger weg von der Elektroinstallation, wenn du kein ausgebildeter Elektriker bist. Wasser und Strom sind eine tödliche Kombination. Deshalb gibt es strenge Vorschriften und Schutzzonen im Bad, die genau festlegen, wo eine Steckdose hin darf und wo nicht.
- Zone 0 (in Wanne/Dusche): Nur spezielle Niedervolt-Leuchten (bis 12 Volt) mit höchstem Wasserschutz sind erlaubt.
- Zone 1 (über Wanne/Dusche): Bis 2,25 m Höhe sind nur fest installierte Geräte wie Boiler oder Lampen mit starkem Spritzwasserschutz erlaubt.
- Zone 2 (60 cm um Wanne/Dusche): Steckdosen sind hier absolut tabu! Leuchten brauchen mindestens einen guten Spritzwasserschutz.
Das ist keine Empfehlung, sondern Gesetz. Die Abnahme der Elektrik muss am Ende immer durch einen Fachbetrieb erfolgen. Das ist deine Lebensversicherung.

Materialien, die wirklich was aushalten
Im Baumarkt wirst du von der Auswahl erschlagen, aber nicht alles, was glänzt, ist auch gut für dein Bad. Hier kommt es auf Robustheit und Pflegeleichtigkeit an.
Fliesen: Der Klassiker mit gewaltigen Unterschieden
Fliese ist nicht gleich Fliese. Man unterscheidet grob zwischen Steingut und Feinsteinzeug. Steingut ist poröser, nimmt leichter Wasser auf und ist daher nur für die Wand geeignet. Für den Boden solltest du immer Feinsteinzeug nehmen. Das Zeug ist knallhart, super dicht und extrem robust.
Achte beim Boden unbedingt auf die Rutschhemmung, die sogenannte R-Klasse. Fürs normale Familienbad reicht R9 oder R10. Planst du eine bodengleiche Dusche, die vielleicht auch mal von den Großeltern genutzt wird, würde ich immer mindestens R10 empfehlen. Das gibt einfach mehr Sicherheit.
Ein kleiner Tipp: Große Fliesen lassen kleine Bäder ruhiger und größer wirken, weil es weniger Fugen gibt. Aber Achtung! Die Verlegung ist anspruchsvoller. Der Untergrund muss perfekt eben sein. Wir Profis arbeiten bei großen Formaten im „Buttering-Floating-Verfahren“, das heißt, wir ziehen Kleber auf den Boden UND auf die Fliesenrückseite. Nur so liegt die Fliese vollflächig im Kleberbett. Klopf mal vorsichtig auf eine verlegte Fliese: Klingt sie hohl, liegt sie nicht richtig und kann brechen.

Fugen: Die Achillesferse deines Badezimmers
Die Fuge ist die Schwachstelle. Normaler Zementfugenmörtel ist zwar wasserabweisend, aber nicht dicht. Für die Dusche gibt es Epoxidharzfugen, die komplett wasserdicht und extrem chemikalienbeständig sind. Die Verarbeitung ist aber ein Albtraum, das Zeug klebt wie Hölle. Für den Heimwerker ist ein hochwertiger, flexibler Fugenmörtel mit Schimmelschutz die deutlich bessere und sicherere Wahl.
Die Ecken und Anschlüsse zum Boden werden mit Silikon abgedichtet. Nimm hier unbedingt ein gutes Sanitärsilikon für ca. 8-12 € die Kartusche. Es enthält Mittel gegen Schimmel. Aber denk dran: Eine Silikonfuge ist eine Wartungsfuge! Die muss alle paar Jahre kontrolliert und erneuert werden.
Techniken, die über Top oder Flop entscheiden
Die Qualität eines Bades entscheidet sich oft im Verborgenen. Die teuerste Fliese bringt nichts, wenn darunter geschlampt wurde.
Die Abdichtung: Das Herzstück des ganzen Bades
Unter den Fliesen, unsichtbar, liegt die wichtigste Schicht: die Verbundabdichtung. Sie ist die eigentliche wasserdichte Haut deines Bades. Hier zu sparen ist der größte Fehler, den man machen kann. Die Reparatur eines Wasserschadens beim Nachbarn unten drunter kostet ein Vielfaches von dem, was eine saubere Abdichtung gekostet hätte.

So gehen Profis vor:
- Untergrund vorbereiten: Die Wände müssen fest, trocken und staubfrei sein. Eine Grundierung sorgt für den nötigen Halt.
- Schwachstellen sichern: Alle Ecken und Kanten werden mit speziellen Dichtbändern in die erste Schicht der flüssigen Abdichtmasse eingelegt. Für alle Rohre und Wasseranschlüsse gibt es passende Dichtmanschetten. Das ist quasi die „Checkliste der Schwachstellen“: Ecken, Rohre, Abfluss.
- Fläche streichen: Danach wird der gesamte spritzwassergefährdete Bereich (also die komplette Dusche und oft auch der Bereich um die Wanne) mindestens zweimal gestrichen.
Gut zu wissen: Die Trockenschichtdicke muss am Ende mindestens 0,5 mm betragen. Das erreicht man in der Regel mit zwei satten Anstrichen. Und gib dem Ganzen mindestens 24 Stunden zum Trocknen, egal was auf der Packung steht. Sicher ist sicher!
Bodengleiche Dusche: Präzision ist alles
Eine ebenerdige Dusche sieht super aus, ist aber eine technische Herausforderung. Das Wichtigste ist das Gefälle zum Ablauf. Es muss mindestens 2 % betragen, damit das Wasser auch wirklich abfließt und keine Pfützen stehen bleiben. Das wird schon im Estrich angelegt. Die Abdichtung muss hier absolut lückenlos an die Duschrinne oder den Bodenablauf angeschlossen werden – eine typische Stelle für Fehler!

Kosten im Griff behalten, ohne an Qualität zu sparen
Kommen wir zum Geld. Eine komplette Badsanierung ist kein Schnäppchen. Als grobe Hausnummer kannst du zwischen 1.500 € und 3.000 € pro Quadratmeter rechnen. Nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt.
Hier solltest du NIEMALS sparen:
- An der Abdichtung und den Wasserleitungen in der Wand.
- An der gesamten Elektroinstallation.
- An der Qualität von Unterputz-Armaturen, also alles, was in der Wand verschwindet.
Hier KANNST du sparen:
- Bei den Fliesen: Eine gute Feinsteinzeugfliese bekommst du für 25-50 € pro Quadratmeter. Alles drüber ist oft nur noch Design, aber technisch nicht besser.
- Bei der Keramik: Ein Standard-WC von einem Markenhersteller ist oft genauso langlebig wie das teure Designermodell.
- Bei den Badmöbeln: Hier gibt es riesige Preisspannen. Ein solider Schrank aus dem Fachhandel ist gut, aber es muss nicht die Premium-Marke sein.
Eigenleistung? Ja, aber sei ehrlich zu dir. Abrissarbeiten und streichen kann fast jeder. Aber sobald es an Wasser, Strom und die Abdichtung geht, kann ein Fehler teurer werden als der Handwerker, den du dir sparen wolltest.

Den richtigen Handwerker finden
Ein gutes Projekt steht und fällt mit den richtigen Leuten. Aber wie findest du die?
Frage im Freundes- und Bekanntenkreis nach Empfehlungen. Schau dir lokale Betriebe an. Und ganz wichtig: Stell die richtigen Fragen, wenn du Angebote einholst. Das trennt schnell die Spreu vom Weizen.
- „Arbeiten Sie bei der Abdichtung nach der aktuellen DIN 18534?“ (Die Antwort muss „Ja“ sein!)
- „Können Sie mir Bilder von kürzlich fertiggestellten Bädern zeigen?“
- „Wer koordiniert die verschiedenen Gewerke wie Elektriker und Fliesenleger?“
Ein guter Handwerker erklärt dir genau, was er tut und warum. Bei einem schlechten Gefühl: lieber weitersuchen. Portale wie die Handwerkersuche der lokalen Handwerkskammer können auch eine gute Anlaufstelle sein.
Am Ende zählt nur eines: Qualität. Ein gut gemachtes Bad bereitet dir 20 oder 30 Jahre lang Freude. Ein schlecht gemachtes sorgt für Ärger und endlose Kosten. Es sind die vielen kleinen Details, die am Ende den Unterschied machen. Plane sorgfältig, nimm die richtigen Materialien und arbeite sauber. Dann wird dein neues Bad eine echte Wohlfühloase.

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Das unsichtbare Herzstück: die Abdichtung.
Bevor die erste Fliese an die Wand kommt, passiert der wichtigste Schritt: die Abdichtung im Verbund. Stellen Sie sich das wie eine zweite Haut für Ihr Bad vor. Moderne Systeme, oft flüssige Kunststoffe oder spezielle Dichtbahnen von Marken wie Schlüter-Systems oder PCI, werden direkt auf den Estrich und die Wände aufgetragen. Besonders kritisch sind Ecken und Rohrdurchführungen – hier kommen spezielle Dichtbänder und Manschetten zum Einsatz. Ein Fehler an dieser Stelle bleibt oft jahrelang unbemerkt, bis sich der Schimmel in der Wand ausbreitet. Fragen Sie Ihren Handwerker gezielt nach dem verwendeten System und der Norm-Konformität (DIN 18534).

„Der Trend geht klar zu größeren Formaten. Eine Fliese mit 60×120 cm ist heute im Bad fast schon Standard.“
Großformatige Fliesen lassen kleine Bäder optisch größer und ruhiger wirken, da es weniger Fugen gibt. Das erleichtert nicht nur die Reinigung, sondern schafft auch eine moderne, fast nahtlose Ästhetik. Der Nachteil: Die Verlegung ist anspruchsvoller und erfordert einen perfekt ebenen Untergrund. Kleinere Fehler fallen hier sofort auf. Zudem entsteht mehr Verschnitt, was die Materialkosten leicht erhöhen kann.

Die Armatur: Chrom oder mehr?
Klassischer Chrom: Zeitlos, pflegeleicht und passt zu fast jedem Stil. Ein bewährter Allrounder von Herstellern wie Grohe oder Hansgrohe.
Mattes Schwarz: Ein starkes Design-Statement, das modern und edel wirkt. Aber Achtung: Kalkflecken sind hier schneller sichtbar und erfordern eine sanftere Reinigung.
Für einen mutigen Akzent sind gebürstete Oberflächen in Gold-, Kupfer- oder Bronze-Tönen ideal, um Wärme und einen Hauch von Luxus zu erzeugen.
Der häufigste Planungsfehler? Das Licht wird vergessen. Ein einzelner, zentraler Deckenanschluss reicht nicht aus. Planen Sie unbedingt separates, schattenfreies Licht direkt am Spiegel ein. Ideal sind Leuchten, die von beiden Seiten oder von oben das Gesicht ausleuchten. Zusätzliche, dimmbare Spots an der Decke schaffen eine angenehme Grundstimmung, und eine kleine, indirekte Lichtquelle (z.B. ein LED-Band in einer Nische) kann nachts als Orientierungslicht dienen, ohne zu blenden.




