Nanas, Harz & Co.: Ein ehrlicher Blick hinter die bunten Fassaden der XXL-Figuren

von Angela Schmidt
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Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich das erste Mal vor diesen riesigen, bunten Frauenfiguren am Leineufer in Hannover stand. Die hitzigen Diskussionen von damals waren zwar schon lange vorbei, aber die Wucht dieser Skulpturen war immer noch spürbar. Die meisten Leute sehen die Lebensfreude, vielleicht ein bisschen Provokation. Aber ich? Ich sah vor allem eine unfassbare Materialschlacht. In meiner Ausbildung zum Bildhauer und Restaurator hatten wir gerade angefangen, mit Polyesterharzen zu hantieren. Ich kannte also diesen stechenden Geruch und wusste genau, wie viel harte, gefährliche Arbeit unter so einer glatten, farbenfrohen Oberfläche steckt.

Die Schöpferin dieser Figuren war nicht nur eine Künstlerin mit einer starken Vision. Sie war eine echte Pionierin im Umgang mit Kunststoffen im Großformat und hat die Grenzen des technisch Machbaren ordentlich verschoben. Heute, als Meister mit eigener Werkstatt, in der ich selbst Großplastiken baue und restauriere, sehe ich das alles mit ganz anderen Augen. Es geht nicht nur um Kunst, es geht um pures Handwerk. Um Statik, Materialkunde und ja, auch um Arbeitssicherheit. Lasst uns mal einen Blick hinter die bunte Fassade werfen – direkt in die Werkstatt.

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Die unsichtbare Grundlage: Ohne Skelett geht gar nichts

Mal ehrlich, eine Figur, die mehrere Meter hoch ist und Tonnen wiegt, fällt nicht einfach vom Himmel und bleibt dann stehen. Jede dieser Nanas, vor allem die im Freien, hat ein tragendes Skelett. Das ist das Allererste, was du als Bildhauer planst, lange bevor du auch nur an die hübsche Hülle denkst. Die ganz frühen, kleineren Figuren hatten oft noch eine recht simple Konstruktion aus Drahtgeflecht, das mit Stoffresten und Gips umwickelt wurde. Für drinnen okay, aber für draußen? Absolut untauglich.

Für die wirklich monumentalen Dinger braucht es eine massive Innenstruktur. Stell dir das vor wie den Stahlbetonbau bei einem Hochhaus. Im Inneren steckt ein geschweißtes Gerüst aus massivem Stahl. Wir reden hier nicht von Kaninchendraht, sondern von dicken Stahlprofilen oder Bewehrungsstahl, wie man ihn vom Bau kennt. Dieses Gerüst gibt die grobe Form vor und trägt das gesamte Gewicht der späteren Hülle. Die Planung so einer Armierung ist eine Wissenschaft für sich. Sie muss nicht nur das Gewicht der Polyesterhülle tragen, sondern auch den gewaltigen Windlasten standhalten, die auf so eine große Fläche drücken.

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Und genau hier kommt die Statik ins Spiel. Als Künstler kannst du die tollste Vision haben, aber bei dieser Größe muss ein Statiker ran und alles durchrechnen. Der bestimmt, wie dick der Stahl sein muss, wo die Schweißnähte hinkommen und wie die Figur am Ende im Fundament verankert wird. Ohne den Stempel vom Statiker geht da gar nichts – das ist keine Frage der künstlerischen Freiheit, sondern der öffentlichen Sicherheit. Übrigens sind die üppigen Formen der Nanas nicht nur ein künstlerisches Statement. Die breiten Hüften und massiven Beine sorgen für einen super tiefen Schwerpunkt. Das macht die Figuren von Natur aus stabiler. Die Form folgt also auch der Funktion – eine der wichtigsten Lektionen im Handwerk.

Das Wundermittel mit Tücken: Polyesterharz und Glasfaser

Die eigentliche Haut der Nanas besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff, kurz GFK. Die meisten kennen das Material vom Bootsbau oder von schicken Autoteilen. Es besteht im Grunde aus zwei Komponenten: flüssigem Polyesterharz und Glasfasermatten zur Verstärkung. Die Arbeit damit erfordert Erfahrung, Schnelligkeit und verdammt viel Respekt vor dem Zeug.

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Jeder, der schon mal eine Werkstatt betreten hat, in der mit Polyester gearbeitet wird, kennt diesen Geruch. Ein stechender, chemischer Gestank, der vom Styrol im Harz kommt. Und der ist alles andere als gesund. Ohne eine professionelle Absauganlage und eine gute Atemschutzmaske ist die Arbeit damit heute undenkbar. Das ist das Erste, was ich meinen Leuten einbläue: Deine Gesundheit geht vor!

Der Prozess läuft ungefähr so: Auf das Stahlskelett kommt eine Unterkonstruktion aus Drahtgitter, um die Form zu definieren. Darauf werden dann die Glasfasermatten gelegt. Jetzt wird’s stressig: Du mischst das Polyesterharz mit einem Härter an. Sobald der drin ist, startet eine chemische Reaktion und die Uhr tickt. Du hast nur eine begrenzte Zeit, die sogenannte Topfzeit, um das Harz zu verarbeiten, bevor es steinhart wird. Das können im Sommer mal nur 15 bis 20 Minuten sein. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Nichts ist ärgerlicher als ein Eimer voller teurem Harz, der dir aushärtet, bevor du fertig bist.

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Mit Pinsel und Rolle tränkst du die Glasfasermatte, bis sie durchsichtig wird. Dann kommt der entscheidende Schritt: Mit einer speziellen Entlüftungsrolle aus Metall drückst du alle Luftblasen raus. Jede Blase ist eine potenzielle Schwachstelle. Schicht für Schicht baust du so die Hülle auf, bis sie dick und stabil genug ist. Bei einer großen Nana können das mehrere Zentimeter sein. Danach folgt das, was keiner mag: schleifen, schleifen, schleifen, bis die Oberfläche spiegelglatt ist. Eine staubige, laute und verdammt anstrengende Arbeit.

Kleiner Exkurs: Polyester vs. Epoxidharz

Viele Hobby-Bastler kennen heute eher Epoxidharz von all den coolen YouTube-Videos. Warum also haben die Profis damals und heute für so große Projekte Polyester genommen? Ganz einfach: Es ist deutlich günstiger, was bei den benötigten Mengen einen riesigen Unterschied macht. Dafür stinkt es aber auch bestialisch und ist gesundheitlich bedenklicher als die meisten Epoxidharze. Epoxidharz ist oft UV-stabiler und schrumpft weniger beim Aushärten, ist aber eben auch teurer. Für den Heimwerker, der mal ein kleines Schmuckstück gießen will, ist Epoxidharz die bessere und sicherere Wahl. Für eine tonnenschwere Skulptur greift der Profi aus Kostengründen meist zu Polyester.

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Achtung, Giftig! Die dunkle Seite des Materials

Man kann über diese Skulpturen nicht sprechen, ohne die Schattenseiten zu erwähnen. Die Künstlerin hinter den Nanas hat für ihre Kunst einen hohen Preis bezahlt und starb an den Folgen einer Lungenkrankheit, die sie selbst auf die jahrzehntelange Arbeit mit den giftigen Polyesterdämpfen zurückführte. Damals war das Bewusstsein für Arbeitsschutz einfach noch nicht da. Oft wurde in schlecht belüfteten Ateliers ohne richtige Schutzausrüstung gearbeitet.

Das Styrol im Harz kann Atemwege, Augen und Haut reizen und langfristig das Nervensystem schädigen. Deshalb gibt es heute klare Vorschriften. Wenn du selbst mal mit Harz experimentieren willst, auch im Kleinen, ist das hier keine Option, sondern absolute Pflicht:

  • Die richtige Maske: Ein einfacher Staubschutzfilter hilft null! Du brauchst eine Halbmaske mit einem A2P3-Kombifilter. Gibt’s im Fachhandel oder online für ca. 35-50 €. Das „A2“ steht für den Schutz gegen organische Gase und Dämpfe (wie Styrol), das „P3“ für den Schutz gegen Feinstaub (wichtig beim Schleifen).
  • Handschuhe: Kauf dir Nitrilhandschuhe. Normale Latexhandschuhe werden von den Chemikalien einfach zersetzt.
  • Lüftung: Arbeite nur draußen oder in einer sehr gut belüfteten Garage bei offenem Tor. Niemals im Keller oder Wohnzimmer!

Ganz ehrlich: Wenn du nicht die richtige Ausrüstung hast, lass die Finger davon. Die Geschichte der Nana-Schöpferin ist eine tragische Mahnung für unser ganzes Handwerk.

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Die bunte Haut: Mehr als nur ein bisschen Farbe

Wenn die rohe Form endlich glatt ist, kommt die Farbe. Aber einfacher Acryllack aus dem Baumarkt würde hier draußen jämmerlich versagen. Für solche Anwendungen braucht man spezielle Industrielacke. Höchstwahrscheinlich wurden damals wie heute hochwertige 2-Komponenten-Polyurethanlacke (PU-Lacke) verwendet. Das ist im Grunde der gleiche Lack, mit dem auch die AIDA-Schiffe oder Windräder lackiert werden – also extrem robust, kratzfest und UV-beständig. Jede Farbe muss einzeln abgeklebt und mit der Spritzpistole aufgetragen werden. Eine Heidenarbeit.

Viele der Figuren haben auch Mosaike aus Spiegel- oder Glasstücken. Die sehen nicht nur toll aus, sondern sind technisch eine echte Herausforderung. Sie werden in eine noch feuchte Spachtelmasse gedrückt. Und genau diese Fugen sind später oft die Achillesferse der ganzen Skulptur.

Wenn die Zeit nagt: Die Aufgabe des Restaurators

Kunst im Freien leidet. Regen, Frost und UV-Strahlung hinterlassen Spuren. Eine Nana zu restaurieren, ist eine komplexe Aufgabe. Ein typisches Problem ist das Ausbleichen der Farben. Die größte Kunst ist es dann, den Originalfarbton exakt nachzumischen. Noch schlimmer sind aber Strukturschäden. Durch feine Risse dringt Wasser ein, gefriert im Winter und sprengt die Oberfläche von innen. Solche Schäden spüren wir durch vorsichtiges Abklopfen auf. Ein hohler Klang verrät den verborgenen Schaden.

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Die Reparatur ist aufwendig. Man schneidet den kaputten Bereich raus und baut ihn mit neuem GFK wieder auf. Der Übergang muss danach absolut unsichtbar sein. Das kann Monate dauern und ein ganzes Team von Spezialisten erfordern.

Das Erbe: Mehr als nur Form und Farbe

Wenn ich heute so eine Figur sehe – zum Beispiel die in Hannover, die über 5 Meter hoch ist und mehrere Tonnen wiegt – sehe ich nicht mehr nur die Technik. Ich sehe das Gesamtwerk einer mutigen Vision. Diese Künstlerin hat mit ihren Figuren nicht nur die Kunstwelt, sondern auch die Gesellschaft herausgefordert und ein starkes, lebensbejahendes Bild der Frau in den öffentlichen Raum gestellt.

Gleichzeitig hat sie die Möglichkeiten eines damals neuen Materials ausgelotet und damit den Weg für viele nachfolgende Künstlergenerationen geebnet. Für mich als Handwerker bleibt diese Mischung aus Bewunderung für die kraftvolle Ausstrahlung und tiefem Respekt vor der harten, körperlichen und letztlich gefährlichen Arbeit dahinter. Die Nanas sind der perfekte Beweis: Die schönste Idee ist nichts wert, wenn man nicht das Wissen und die Fähigkeit hat, sie auch umzusetzen. Und sie sind eine ständige Mahnung, bei aller Leidenschaft für das Schaffen niemals die eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen.

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Was haben die Nanas mit einem Rennboot gemeinsam?

Mehr als man denkt. Das Geheimnis ihrer Stabilität und ihres relativ geringen Gewichts liegt im Laminataufbau. Die Künstler und ihre Teams übernahmen Techniken direkt aus dem Boots- und Fahrzeugbau. Glasfasermatten, getränkt in Polyesterharz, werden Schicht für Schicht auf eine Negativform oder über das Stahlskelett aufgetragen. Jede Schicht verbindet sich chemisch mit der darunterliegenden und schafft so ein Monocoque – eine selbsttragende Hülle, die unglaublich robust ist. Ohne diese aus der Industrie entlehnte Methode wären solch riesige, freistehende Formen kaum realisierbar gewesen.

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Der stechende, süßliche Geruch von Polyesterharz stammt vom Styrol, einem Lösungsmittel, das die Viskosität des Harzes reduziert und bei der Aushärtung mitreagiert. In den 60er und 70er Jahren war das Bewusstsein für die Gesundheitsrisiken minimal.

Heute ist das undenkbar. In modernen Werkstätten sind leistungsstarke Absauganlagen und persönliche Schutzausrüstung (PSA) Pflicht. Das Arbeiten mit Harz erfordert Atemschutzmasken mit speziellen ABEK1-Filtern, die organische Gase und Dämpfe filtern. Ein ständiger Luftaustausch in der Werkstatt ist dabei kein Luxus, sondern eine absolute Notwendigkeit, um die Konzentration gesundheitsschädlicher Dämpfe unter den gesetzlichen Grenzwerten zu halten.

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Die Farbwahl ist kein Zufall

Die leuchtenden Farben sind das Markenzeichen der Nanas. Doch die Wahl des richtigen Lacksystems ist eine Wissenschaft für sich. Es geht nicht nur um den Farbton, sondern um extreme Langlebigkeit.

  • UV-Schutz: Die größte Herausforderung im Außenbereich ist die UV-Strahlung, die Farbpigmente ausbleicht. Hochwertige Zweikomponenten-Polyurethanlacke, wie sie auch für Autos oder Industrieanlagen verwendet werden, sind hier die erste Wahl.
  • Flexibilität: Die Polyesterhülle dehnt sich bei Wärme aus und zieht sich bei Kälte zusammen. Der Lack muss diese Bewegungen mitmachen können, ohne zu reißen.
  • Reinigung: Eine glatte, schmutzabweisende Oberfläche ist entscheidend, um die Figuren vor Graffiti und Umwelteinflüssen zu schützen. Oft wird abschließend noch eine spezielle Anti-Graffiti-Beschichtung aufgetragen.
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Restaurierung: Der Kampf gegen den unsichtbaren Feind. Das größte Problem bei der Instandhaltung alter Polyester-Skulpturen ist nicht der sichtbare Riss, sondern die Feuchtigkeit, die durch Haarrisse ins Innere des Laminats dringt. Dieser Prozess, auch Osmose genannt, führt zu Blasenbildung und kann die innere Stahlarmierung angreifen. Ein Restaurator muss hier oft großflächig die Lackschichten und Teile des maroden Laminats abtragen, die Struktur trocknen lassen und mit Epoxidharzspachtel und neuen Glasfasermatten, zum Beispiel von Herstellern wie Suter Kunststoffe oder R&G Faserverbundwerkstoffe, wieder aufbauen, bevor der komplexe Lackaufbau erneuert wird.

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  • Ermöglichte riesige, leichte Strukturen.
  • Erhärtete schnell und war relativ günstig.
  • Konnte in jeder denkbaren Farbe eingefärbt oder lackiert werden.

Das Material, das die Kunstwelt veränderte? Polyesterharz. Bevor es in den 1960er Jahren von Künstlern wie Niki de Saint Phalle adaptiert wurde, galt es als reiner Industriewerkstoff. Seine Einführung in die Bildhauerei war eine Revolution, die es erlaubte, die traditionellen Grenzen von Gewicht, Form und Farbe zu sprengen.

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Polyesterharz: Kostengünstig und schnell in der Verarbeitung. Ideal für die Serienproduktion und sehr große Objekte, bei denen die Kosten eine Rolle spielen. Neigt jedoch zu stärkerem Schrumpfen und hat einen sehr intensiven, gesundheitsschädlichen Geruch (Styrol).

Epoxidharz: Deutlich teurer, aber auch leistungsfähiger. Es schrumpft kaum, haftet besser auf fast allen Untergründen und ist mechanisch belastbarer. Zudem sind moderne Epoxidharze oft geruchsärmer und UV-stabiler.

Für die Nanas war Polyester die logische Wahl der Zeit. Heute würden Restauratoren für Reparaturen oft auf das hochwertigere Epoxidharz zurückgreifen, um eine maximale Haltbarkeit zu gewährleisten.

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„Die Kunst ist eine Revolte gegen alles, was im Leben zufällig und unvollendet ist.“ – André Malraux

Dieses Zitat passt perfekt zur monumentalen Arbeit hinter den Nanas. Die scheinbar spielerische Leichtigkeit der Figuren ist das Ergebnis eines erbitterten Kampfes gegen die Tücken des Materials, der Schwerkraft und der Witterung. Jeder Millimeter der glatten Oberfläche, jede perfekt ausbalancierte Kurve ist ein Sieg des künstlerischen Willens über die Zufälligkeit der physikalischen Welt.

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Manchmal ist die größte Herausforderung nicht das Material selbst, sondern seine Verbindung mit anderen. Ein klassisches Problem bei Polyester-Skulpturen mit Stahlgerüst ist die unterschiedliche Wärmeausdehnung. An einem heißen Sommertag dehnt sich der äußere Kunststoff anders aus als der innere Stahl. Diese ständigen Spannungen können über Jahre zu Mikrorissen im Harz führen, genau an den Stellen, wo das Skelett an der Hülle anliegt. Ein cleveres Engineering, das dem Stahl eine gewisse „Bewegungsfreiheit“ innerhalb der Hülle lässt, ist daher entscheidend für die Langlebigkeit der Skulptur.

Wussten Sie schon? Auch andere Kunst-Ikonen haben mit Kunststoffen experimentiert. Claes Oldenburg zum Beispiel schuf seine berühmten „Soft Sculptures“ aus weichem, mit Schaumstoff gefülltem Vinyl und stellte damit die traditionelle Vorstellung von monumentaler, harter Bildhauerei auf den Kopf. Während Niki de Saint Phalle die industrielle Härte des Polyesters nutzte, um organische Formen zu schaffen, ging Oldenburg den umgekehrten Weg: Er nutzte die industrielle Weichheit des Kunststoffs, um Alltagsgegenständen eine verblüffende, körperliche Präsenz zu verleihen.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.