Dein perfektes Bodenkissen: Der ultimative Guide für Füllung, Stoff & Selbermachen
Ganz ehrlich? In meiner Werkstatt merke ich seit einer Weile einen klaren Trend. Weg von den wuchtigen Sesseln, hin zu flexiblen, gemütlichen Sitzgelegenheiten. Und was steht da ganz oben auf der Wunschliste? Bodenkissen! Aber Achtung: Ein gutes Bodenkissen ist so viel mehr als nur ein Stoffbeutel mit Füllung. Es ist ein echtes kleines Polstermöbel, das was aushalten muss.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Worauf es im Inneren ankommt: Die Füllung ist der heimliche Star
- 2 Die Hülle: Warum der Stoff mehr als nur hübsch sein muss
- 3 DIY-Projekt: Ein Profi-Bodenkissen selber machen
- 4 Sonderfälle: Outdoor-Kissen und Sicherheit im Kinderzimmer
- 5 Fazit: Qualität, die man fühlt und die sich lohnt
- 6 Bildergalerie
Ich habe im Laufe der Zeit unzählige Kissen gebaut, repariert und neu gefüllt. Dabei lernt man zwangsläufig, was ein Kissen auf Dauer bequem macht und was nur für ein paar Wochen gut aussieht. Dieses Wissen aus der Praxis will ich mit dir teilen. Damit du, egal ob du kaufst oder selbst kreativ wirst, eine richtig gute Entscheidung triffst.
Worauf es im Inneren ankommt: Die Füllung ist der heimliche Star
Es ist immer wieder dasselbe Bild: Kunden bringen mir Kissen, die nach wenigen Monaten so platt sind wie eine Flunder. Das Problem liegt fast immer im Inneren. Billige Füllungen geben einfach auf. Eine hochwertige Füllung hingegen stützt dich, fühlt sich super an und bleibt über Jahre in Form. Schauen wir uns die Optionen mal genauer an.

Der Alleskönner für festen Halt: Schaumstoff
Für die meisten Bodenkissen im Wohnzimmer ist Schaumstoff die erste Wahl. Aber Moment – Schaumstoff ist nicht gleich Schaumstoff. Die billigen Platten aus dem Baumarkt sind oft für einfache Bastelarbeiten gedacht, nicht zum Draufsitzen. Was wir brauchen, ist ein Qualitäts-Polsterschaum. Hier sind zwei Werte entscheidend, die du kennen solltest:
- Das Raumgewicht (RG): Das sagt dir, wie viel Kilo Material pro Kubikmeter Schaumstoff drinstecken. Ein hohes RG (z.B. RG 40) bedeutet, der Schaum ist dichter, langlebiger und formstabiler. Günstige Produkte haben oft nur ein RG von 20-25. Die Poren brechen unter Belastung schnell zusammen und das Kissen bleibt für immer flach. Für ein Sitzkissen, das täglich genutzt wird, würde ich niemals unter RG 35 gehen, besser ist RG 40.
- Die Stauchhärte: Die beschreibt, wie fest oder weich sich der Schaum anfühlt. Eine mittlere Härte (so um die 4 bis 6 kPa) ist für die meisten Leute perfekt. Sie gibt Halt, ohne sich wie ein Brett anzufühlen.
Aus meiner Erfahrung ist Kaltschaum mit einem RG von 40 der absolute Goldstandard für Sitzkissen. Er ist super elastisch (springt also immer wieder in seine Form zurück) und atmungsaktiv. Ja, er kostet etwas mehr, aber die Investition lohnt sich, versprochen.

Der Profi-Trick: Die Ummantelung mit Polsterwatte
Ein nackter Schaumstoffblock hat scharfe Kanten und fühlt sich nicht wirklich luxuriös an. Außerdem würde der Bezugsstoff direkt am Schaum reiben und viel schneller verschleißen. Deshalb kommt bei uns Profis immer eine Schicht Polsterwatte (manchmal auch Diolenwatte oder Vlies genannt) drumherum. Das hat gleich mehrere Vorteile:
- Optik: Die Kanten werden weicher, das Kissen sieht voller und hochwertiger aus.
- Schutz: Sie wirkt als Puffer zwischen Schaum und Stoff.
- Handling: Der Bezug gleitet viel einfacher über die Watte. Ein Segen beim Beziehen!
- Komfort: Der erste Kontakt ist weich und kuschelig, bevor der feste Kern dich stützt.
Ein kleiner Tipp: Ich klebe die Watte (ca. 2-3 cm dick) mit etwas Sprühkleber auf der Ober- und Unterseite des Schaums fest. So kann im Inneren nichts verrutschen. Dieser kleine Schritt macht einen Riesenunterschied.
Natürliche Alternativen: Traditionell, aber mit Charakter
Natürlich muss es nicht immer Schaumstoff sein. Es gibt fantastische Füllungen aus der Natur, die seit Ewigkeiten verwendet werden. Man muss nur ihre Eigenheiten kennen.

- Kapok: Eine geniale Pflanzenfaser! Sie ist von Natur aus wasserabweisend und für Hausstaubmilben total uninteressant. Perfekt für Allergiker. Kapok ist sehr fest und stützend, weshalb man ihn oft in Yoga- und Meditationskissen findet. Fühlt sich an wie eine feste, dichte Wolke. Muss aber ab und zu mal aufgeschüttelt und gelüftet werden.
- Buchweizenschalen: Der Klassiker für Meditationskissen (Zafus). Die Schalen passen sich dem Körper perfekt an und geben extrem stabilen Halt. Aber Achtung: Das Kissen wird dadurch ziemlich schwer und es raschelt leise, wenn du dich bewegst. Das muss man mögen.
- Dinkelspelz: Ähnlich wie Buchweizen, aber etwas leichter und weicher. Dinkel speichert Wärme wunderbar und ist sehr atmungsaktiv. Riecht auch ganz dezent nach Getreide, was viele als angenehm empfinden.
Ganz wichtig bei losen Füllungen wie Dinkel oder Buchweizen: Du brauchst immer ein separates Innenkissen (ein sogenanntes Inlett), damit du den äußeren Bezug waschen kannst, ohne dass dir alles entgegenrieselt.
Für das klassische Kissen im Wohnzimmer bleibe ich aber bei meiner Empfehlung: Ein guter Kaltschaumkern ist der unkomplizierteste und langlebigste Allrounder.

Die Hülle: Warum der Stoff mehr als nur hübsch sein muss
Die beste Füllung bringt nichts, wenn der Bezug nach drei Monaten aussieht wie ein alter Waschlappen. Ein Bodenkissen wird hart rangenommen. Man sitzt drauf, Kinder turnen drauf rum, es wird über den Boden geschleift. Der Stoff muss das aushalten können.
Stoffauswahl wie ein Profi: Das Geheimnis der Scheuertouren
Wenn du im Stoffgeschäft stehst, frag gezielt nach der Abriebfestigkeit, gemessen in Martindale oder Scheuertouren. Dieser Wert gibt an, wie viel Reibung ein Stoff aushält, bevor er Schaden nimmt.
- Unter 15.000 Touren: Finger weg! Das sind reine Dekostoffe.
- 15.000 – 25.000 Touren: Das ist das absolute Minimum für ein Sitzkissen im privaten Bereich.
- Über 25.000 Touren: Perfekt! Alles ab hier ist ideal für starke Beanspruchung. Ich empfehle, nach Stoffen mit mindestens 20.000, besser 30.000 Scheuertouren zu suchen.
Ach ja, und schau auch auf die Lichtechtheit (wichtig, wenn das Kissen am Fenster liegt, Wert 5 oder höher ist gut) und die Pillingneigung (Knötchenbildung, Wert 4 oder 5 ist super).

Nähte und Reißverschluss: Die Details für die Ewigkeit
Ein starker Stoff braucht eine starke Naht. Eine einfache Naht wie bei einem T-Shirt würde sofort reißen. Wir Profis nutzen oft eine Kappnaht, bei der die Kanten doppelt vernäht werden – superflach und bombenfest. Außerdem verwenden wir spezielles, reißfestes Polstergarn.
Der Reißverschluss ist Pflicht, damit der Bezug waschbar ist. Ein kleiner Trick: Ich baue ihn immer so ein, dass der Zipper am Ende in einer kleinen „Stoffgarage“ verschwindet. So zerkratzt er dir nicht den schönen Parkettboden.
DIY-Projekt: Ein Profi-Bodenkissen selber machen
Lust bekommen, es selbst zu probieren? Mit dem richtigen Wissen ist das ein super Projekt. Aber was kostet der Spaß eigentlich und wie lange dauert das?
Ganz ehrlich: Wenn du die Materialien in guter Qualität kaufst, landest du bei einem Kissen von 60×60 cm schnell bei 70 € bis 130 €. Ein vergleichbares Kissen vom Polsterer kostet eher 150 € bis 250 €. Du sparst also Geld und lernst was dabei! Plane als Anfänger ruhig mal 3-4 Stunden reine Arbeitszeit ein, vor allem, wenn du noch nicht so oft an der Nähmaschine gesessen hast.

Schritt 1: Materialbeschaffung (mit Preis-Check)
Für ein Standardkissen (60x60x12 cm) brauchst du:
- Schaumstoffzuschnitt: 60x60x12 cm, Kaltschaum RG 40. Bekommst du im Fachhandel oder online bei spezialisierten Shops. (ca. 30-50 €)
- Polsterwatte: ca. 1,30 x 0,70 m. (ca. 5-10 €)
- Polsterstoff: ca. 1,40 x 0,70 m. Achte auf die Scheuertouren! (ca. 25-60 €, je nach Qualität)
- Reißverschluss: 55 cm lang, robust. (ca. 5 €)
- Polstergarn & Sprühkleber: (ca. 10-15 €)
Schritt 2: Zuschnitt & Vorbereitung des Kerns
Schneide den Stoff zu: zwei Quadrate (62×62 cm für oben/unten) und einen Seitenstreifen (14 cm hoch und 242 cm lang). Denk an die 1 cm Nahtzugabe! Dann sprühst du den Schaumkern dünn mit Sprühkleber ein, legst die Polsterwatte drauf, drückst sie an und schneidest die Reste ab.
Schritt 3: Das Nähen – Keine Panik vor dem Reißverschluss!
Nähe den Reißverschluss in den Seitenstreifen ein. Das ist für viele die größte Hürde. Kleiner Tipp: Such bei YouTube einfach mal nach „Reißverschluss in Kissen einnähen“. Da gibt es super Anleitungen, die das besser zeigen als tausend Worte. Nähe dann den Streifen zu einem Ring und bringe ihn an das obere und untere Stoffquadrat an. Wichtig: Den Reißverschluss ein Stück offen lassen, damit du das Kissen später wenden kannst!

Der Werkstatt-Trick, den jeder kennen sollte
Jetzt kommt der Moment der Wahrheit: der dicke Kern muss in den engen Bezug. Das kann frustrierend sein. Aber es gibt einen genialen Trick: Stülpe einen dünnen, großen Müllsack über den Schaumstoffkern. Drück die Luft raus, sodass ein Vakuum entsteht. Dadurch wird der Kern komprimiert und gleitet wie von selbst in den Bezug. Sobald er sitzt, ziehst du den Müllsack einfach durch die Öffnung wieder raus. Reißverschluss zu – fertig!
Typische Anfängerfehler (und wie du sie vermeidest)
- Der Billig-Schaum: Kauf nicht den weichen Bastelschaum aus dem Discounter. Er wird dich enttäuschen. Investiere in richtigen Polsterschaum.
- Nahtzugabe vergessen: Klingt banal, passiert aber ständig. Der Bezug wird dann zu klein. Immer vorher anzeichnen!
- Reißverschluss zu kurz: Wähle den Reißverschluss nicht zu kurz, sonst bekommst du den Kern kaum rein. Eine Länge, die fast über die gesamte Kante geht, ist ideal.
Sonderfälle: Outdoor-Kissen und Sicherheit im Kinderzimmer
Für draußen brauchst du spezielle Materialien: retikulierten Schaumstoff, durch den Wasser einfach durchläuft, und spinndüsengefärbte Outdoor-Stoffe, die UV-fest und schimmelresistent sind. Alles andere ist nach einem Sommer hinüber.

Im Kinderzimmer steht Sicherheit an erster Stelle: Verzichte auf angenähte Kleinteile, sichere den Reißverschluss und achte auf schadstofffreie Materialien (z. B. mit OEKO-TEX Standard 100-Zertifikat).
Fazit: Qualität, die man fühlt und die sich lohnt
Ein gut gemachtes Bodenkissen ist ein treuer Begleiter für viele Jahre. Ein Billigprodukt ist oft schon nach einer Saison reif für den Müll – schade ums Geld und nicht gerade nachhaltig. Mit einem waschbaren Bezug und einer guten Füllung hast du lange Freude daran. Und ganz ehrlich: Es ist ein wunderbares Gefühl, auf einem Kissen zu entspannen, von dem man weiß, dass nicht nur die Hülle, sondern auch der Kern stimmt. Das ist Handwerk, das man spürt.
Bildergalerie


Cord oder Canvas? Der Stoff-Check für den Alltag.
Cord: Samtig, robust und mit einem Hauch von 70er-Jahre-Charme. Perfekt für ein gemütliches Ambiente. Ein kleiner Nachteil: Tierhaare und Fusseln bleiben leichter haften.
Canvas (Segeltuch): Extrem strapazierfähig, glatt und kühl im Griff. Ideal für einen minimalistischen oder maritimen Look und besonders pflegeleicht, wenn mal etwas daneben geht. Eine Top-Wahl für Haushalte mit Kindern.

Wussten Sie, dass das Bodenkissen eine jahrtausendealte Tradition hat? Vom japanischen „Zabuton“, das unter dem Meditationskissen „Zafu“ für Komfort sorgt, bis zum marokkanischen Pouf ist bodennahes Sitzen in vielen Kulturen ein Zeichen von Gemeinschaft und Entspannung.

Ein häufiger Fehler, der die ganze Gemütlichkeit zunichtemacht, ist die falsche Größe. Ein einzelnes, kleines 40×40 cm Kissen wirkt auf dem Boden schnell verloren und unkomfortabel. Denken Sie großzügiger! Ein Kissen sollte mindestens 60×60 cm, besser noch 80×80 cm groß sein, um wirklich als vollwertige Sitzgelegenheit zu dienen. So entsteht eine echte Lounge-Atmosphäre und keine Notlösung.

Rund oder eckig – was passt zu meinem Stil?
Das ist mehr als nur Geschmackssache! Runde Kissen, wie die beliebten Modelle von Nobodinoz für Kinderzimmer, durchbrechen starre Linien und wirken weicher und verspielter. Sie sind perfekt, um eine organische, gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Eckige Kissen hingegen unterstreichen eine klare, strukturierte Einrichtung. Sie wirken ruhiger und geordneter und lassen sich oft besser zu einer Art modularem Sofa zusammenstellen.

So bleibt Ihr Kissenbezug lange frisch:
- Baumwolle/Leinen: Oft maschinenwaschbar (Etikett prüfen!). Für kleine Flecken wirkt ein Textilreiniger, z.B. von Frosch, oft Wunder.
- Samt/Cord: Nur mit einer weichen Bürste in Strichrichtung abbürsten. Bei Flecken einen speziellen Polsterschaum verwenden und nur tupfen, nicht reiben.
- (Kunst-)Leder: Einfach mit einem feuchten Tuch abwischen. Echte Ledervarianten freuen sich einmal im Jahr über eine spezielle Lederpflege.

Der ultimative Platt-Test im Laden: Drücken Sie nicht nur mit der Hand, sondern knien Sie sich mit Ihrem ganzen Gewicht kurz in die Mitte des Kissens. Ein hochwertiges Kissen springt fast augenblicklich und ohne sichtbare Delle in seine ursprüngliche Form zurück. Ein schwaches Kissen bleibt für einige Sekunden eingedrückt – ein klares Warnsignal für eine minderwertige Füllung!

- Schafft sofort eine einladende Lounge-Ecke.
- Fügt dem Raum visuelle Tiefe und Textur hinzu.
- Wirkt luxuriös und durchdacht statt zufällig.
Das Geheimnis? Cleveres Layering! Kombinieren Sie zwei bis drei Bodenkissen unterschiedlicher Größen, Formen und Materialien. Legen Sie zum Beispiel ein großes, eckiges Jutekissen von Tine K Home als Basis und darauf ein kleineres, rundes Samtkissen. Der Mix macht den Look erst richtig interessant.

Die natürliche Alternative zu Schaumstoff: Für ein besonders festes, atmungsaktives und ökologisches Sitzgefühl sind Füllungen aus Dinkelspelz oder Kapok (Pflanzendaunen) eine fantastische Option. Sie passen sich dem Körper an, rascheln leise und sind ideal für Yoga- oder Meditationskissen. Der große Vorteil: Die Füllung kann bei Bedarf einfach nachgefüllt oder ausgetauscht werden.

Laut dem „Pinterest Predicts“ Report gehört „Low Living“, also das Einrichten mit bodennahen Möbeln, zu den wichtigsten Wohntrends.
Das bedeutet, das Bodenkissen emanzipiert sich vom Accessoire zum zentralen Möbelstück. Designer reagieren darauf mit hochwertigen, fast skulpturalen Modellen, wie man sie bei Marken wie ferm LIVING sieht. Es geht nicht mehr nur um eine zusätzliche Sitzgelegenheit, sondern um ein bewusstes Statement für eine entspanntere Wohnkultur.

Verleihen Sie einem einfachen Kissen einen Hauch von Designer-Chic mit einem praktischen Tragegriff aus Leder. Das ist einfacher, als es klingt:
- Besorgen Sie einen fertigen Lederriemen (ca. 3-4 cm breit) und zwei Buchschrauben aus dem Bastelbedarf.
- Schneiden Sie den Riemen auf die gewünschte Länge (ca. 25 cm für eine gute Schlaufe).
- Lochen Sie die Enden des Riemens und den Kissenbezug an der gewünschten Stelle mit einer Lochzange.
- Verschrauben Sie den Griff von innen und außen mit den Buchschrauben. Fertig ist das Unikat!
Für das Nonplusultra an Komfort kombinieren Profis verschiedene Materialien. Die „Sandwich-Methode“ ist hier Gold wert: Der Kern besteht aus einem festen, formstabilen Kaltschaumblock. Dieser wird dann beidseitig mit einer 2-3 cm dicken Schicht weicher Polsterwatte (auch Diolenwatte genannt) ummantelt, bevor der Bezug darüber kommt. Das Ergebnis: Die stützende Festigkeit des Schaums kombiniert mit einem unglaublich weichen, wolkenartigen ersten Sitzgefühl.




