Leitungswasser, Filter & Co.: Ein Profi packt aus, was du wirklich wissen musst
Seit über 30 Jahren ist Wasser mein tägliches Brot. Aber keine Sorge, ich will dir hier keine überteuerten Filteranlagen aufschwatzen. Ganz im Gegenteil. Als Handwerksmeister für Wasserversorgung habe ich gelernt, was wirklich zählt – und was einfach nur gutes Marketing ist. Meine Aufgabe war es immer, dafür zu sorgen, dass das Wasser, das bei dir aus dem Hahn kommt, absolut top ist und den strengen deutschen Vorschriften entspricht.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Unser Wasser: Besser als sein Ruf und strenger kontrolliert als du denkst
- 2 Regional und total normal: Warum Wasser nicht überall gleich schmeckt
- 3 Leitungswasser vs. Flasche: Der große Kosten- und Qualitäts-Check
- 4 Sicherheit im eigenen Haus: Darauf musst DU achten!
- 5 Was tun, wenn’s komisch riecht oder schmeckt?
- 6 Mehr als Durstlöscher: Die vergessene Kraft des Wassers
- 7 Mein Fazit: Vertrauen ist gut, ein bisschen Wissen ist besser
- 8 Bildergalerie
Ganz ehrlich? Ich sehe heute so viele widersprüchliche Infos, Mythen und teure Versprechen, da wird einem schwindelig. Deshalb will ich mein Wissen aus der Praxis mit dir teilen. Kein Fachchinesisch, keine Verkaufsabsicht. Einfach nur ehrliche Einblicke, damit du selbst entscheiden kannst, was für dich und deine Gesundheit das Beste ist.
Unser Wasser: Besser als sein Ruf und strenger kontrolliert als du denkst
Eines müssen wir uns immer wieder klarmachen: Wir haben in Deutschland ein riesiges Glück. Unser Trinkwasser gehört zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln überhaupt. Die Grundlage dafür ist die Trinkwasserverordnung (kurz TrinkwV). Dieses Regelwerk ist sozusagen meine Bibel und legt bis ins kleinste Detail fest, wie unser Wasser beschaffen sein muss. Die Vorschriften sind oft sogar strenger als die für viele Mineralwässer, die du in Flaschen kaufst.

Wenn wir eine Wasserprobe analysieren, schauen wir auf Dutzende von Werten. Für dich zu Hause sind aber vor allem ein paar wenige wirklich interessant:
- Der pH-Wert: Er verrät, ob das Wasser sauer oder basisch ist und liegt meistens im neutralen bis leicht basischen Bereich (zwischen 6,5 und 9,5). Das ist super wichtig, damit die Rohrleitungen nicht angegriffen werden und keine Metalle ins Wasser gelangen.
- Die Wasserhärte: Davon hast du sicher schon gehört. „Hart“ oder „weich“ beschreibt einfach den Gehalt an Kalzium und Magnesium. Diese Mineralien sind übrigens super für Knochen und Muskeln. Hartes Wasser ist also keinesfalls schlecht, nur eben eine kleine Herausforderung für Kaffeemaschine und Co.
Und was ist mit Schadstoffen?
Ein ganz großes Thema. Die Wasserwerke leisten hier wirklich hervorragende Arbeit und filtern das Wasser in aufwendigen Prozessen. Natürlich gibt es Grenzwerte für Stoffe wie Nitrat oder Blei, aber diese sind extrem niedrig angesetzt, um einen maximalen Schutz zu bieten. Bei neueren Themen wie Medikamentenresten oder Mikroplastik wird intensiv geforscht. Die Mengen, die im Trinkwasser ankommen, sind nach aktuellem Wissensstand aber verschwindend gering. Perfekte Reinheit gibt es nicht, das wäre unehrlich zu behaupten. Aber die Sicherheit ist auf einem verdammt hohen Niveau.

Regional und total normal: Warum Wasser nicht überall gleich schmeckt
Ich habe schon in den verschiedensten Ecken Deutschlands gearbeitet und eines ist klar: Wasser ist nicht gleich Wasser. Das liegt an der Geologie. Auf seinem Weg durch den Boden nimmt das Wasser Mineralien auf und das prägt seinen Charakter.
Grob gesagt, kann man Deutschland teilen: Im Süden, wo das Wasser oft durch kalkhaltige Gesteinsschichten fließt, ist es tendenziell „hart“. Du merkst das sofort: Der Tee bekommt eine leicht trübe Schicht, die Kaffeemaschine will öfter entkalkt werden und der Geschmack ist oft kräftig-mineralisch. Im Norden hingegen, wo das Wasser durch Granit oder Sandstein sickert, ist es meist „weich“. Der Tee bleibt klar, du brauchst weniger Waschmittel und der Geschmack ist ganz mild.
Kleiner Tipp: So findest du deine Wasserhärte in 2 Minuten heraus!
Das ist kein Geheimnis und super praktisch für die richtige Einstellung deiner Haushaltsgeräte. Probier’s mal aus:
- Google einfach „Wasserhärte“ plus den Namen deiner Stadt oder deine Postleitzahl.
- Klicke auf das Ergebnis deines lokalen Wasserversorgers (meist die Stadtwerke).
- Dort findest du unter „Trinkwasseranalyse“ oder „Wasserqualität“ alle Infos, meist in Grad deutscher Härte (°dH).
Gut zu wissen: Alles unter 8,4 °dH gilt als weich, zwischen 8,4 und 14 °dH als mittel und alles darüber als hart. So kannst du Wasch- und Spülmaschine perfekt dosieren und sparst bares Geld.

Leitungswasser vs. Flasche: Der große Kosten- und Qualitäts-Check
Die Frage aller Fragen: Was ist denn nun das Beste? Als jemand, der die Qualität aus dem Hahn kennt, habe ich eine klare Meinung, aber lass uns mal die Fakten anschauen. Vor allem die Kosten sind ein echter Augenöffner.
Rechnen wir das doch mal für einen Zwei-Personen-Haushalt durch, der täglich 3 Liter Wasser trinkt. Das sind grob 1.100 Liter im Jahr.
- Leitungswasser: Ein Kubikmeter (1.000 Liter) kostet im Schnitt rund 2 Euro. Deine jährlichen Kosten liegen also bei… tja, kaum mehr als 2-3 Euro. Kein Witz.
- Sprudelwasser vom Discounter: Rechnen wir mal mit 0,25 € pro Liter. Das macht dann schon stolze 275 Euro pro Jahr.
- Marken-Mineralwasser: Hier bist du schnell bei 0,60 € pro Liter oder mehr. Das summiert sich auf über 660 Euro pro Jahr.
- Leitungswasser mit Tischfilter: Der Filter kostet vielleicht 20 Euro, die Kartuschen (alle 4 Wochen wechseln!) rund 50-60 Euro im Jahr. Macht zusammen etwa 70-80 Euro.
Allein diese Zahlen sprechen doch Bände, oder? Vom ökologischen Rucksack durch Flaschenproduktion und Transport fangen wir gar nicht erst an.

Und was ist mit Wasserfiltern?
Der Filtermarkt ist ein Dschungel. Hier meine ehrliche Einschätzung:
Tischkannenfilter sind super, um in Hartwasser-Regionen den Geschmack von Kaffee oder Tee zu verbessern. Sie reduzieren Kalk und oft auch Chlor. Aber Achtung! Der häufigste Fehler ist, die Kartusche nicht rechtzeitig zu wechseln. Eine alte Kartusche kann zur echten Keimschleuder werden – das ist ein Hygienerisiko, das man ernst nehmen muss!
Fest eingebaute Aktivkohlefilter sind eine Stufe besser und filtern direkt am Anschluss. Eine gute Option, wenn dich der Geschmack deines Wassers generell stört.
Umkehrosmose-Anlagen sind die radikalste Methode. Sie filtern fast alles raus, auch die guten Mineralien. Aus technischer Sicht beeindruckend, aber für den normalen Haushalt meist völlig übertrieben, teuer und sie produzieren eine Menge Abwasser.
Meine Meister-Empfehlung: Für 95 % der Haushalte in Deutschland ist Leitungswasser pur die beste, günstigste und umweltfreundlichste Wahl. Bist du Tee- oder Kaffeeliebhaber in einer Region mit sehr hartem Wasser? Dann ist ein gut gewarteter Tischkannenfilter eine sinnvolle Ergänzung. Alles andere ist meist Luxus.

Sicherheit im eigenen Haus: Darauf musst DU achten!
Die Wasserwerke liefern Top-Qualität – aber nur bis zu deinem Hausanschluss. Für die Rohre im Haus ist der Eigentümer verantwortlich. Und hier, auf der „letzten Meile“, lauern die wirklichen Gefahren. Ich hab da schon Dinge gesehen…
Gefahr 1: Bleirohre in älteren Gebäuden
In Häusern, die vor den 1970er-Jahren gebaut wurden, können noch Bleirohre für Trinkwasser verlegt sein. Blei ist ein Nervengift und absolut tabu, besonders für Schwangere und Kinder. Man erkennt die Rohre daran, dass sie recht weich sind (man kann sie mit einem Messer anritzen, die Stelle glänzt silbrig) und beim Klopfen sehr dumpf klingen. Ich habe mal in einem Münchner Altbau Rohre gesehen, die von innen fast zugewachsen waren. Da wird einem anders. Wenn du den leisesten Verdacht hast: Lass das von einem Installateur prüfen!
Gefahr 2: Legionellen im Warmwasser
Legionellen sind Bakterien, die sich in lauwarmem, stehendem Wasser (zwischen 25 und 45 °C) pudelwohl fühlen. Gefährlich wird es, wenn man sie beim Duschen als feinen Nebel einatmet. Um das zu verhindern, sollte der Warmwasserspeicher immer auf mindestens 60 °C eingestellt sein. Kleiner Tipp: Wenn du aus dem Urlaub kommst, lass an allen Hähnen (besonders der Dusche) erst mal für ein paar Minuten das heiße Wasser laufen, um die Leitungen durchzuspülen. Am besten dabei das Fenster öffnen und kurz den Raum verlassen.

Gut zu wissen für Mieter: Deine Rechte
Hier herrscht oft Unsicherheit, dabei ist die Lage klar:
- Bleirohre: Findet man Bleirohre im Haus, muss der Vermieter sie auf seine Kosten austauschen. Das ist seine gesetzliche Pflicht. Informiere ihn am besten schriftlich.
- Legionellen-Prüfung: In Mehrfamilienhäusern ist der Vermieter zu einer regelmäßigen Untersuchung des Wassers auf Legionellen verpflichtet. Du hast das Recht, nach dem letzten Prüfprotokoll zu fragen!
Was tun, wenn’s komisch riecht oder schmeckt?
Manchmal kann das Wasser verunsichern. Hier ein paar schnelle Lösungen:
- Es riecht nach Chlor? Das ist zur Desinfektion manchmal nötig und unbedenklich. Fülle eine Karaffe mit Wasser und lass sie eine halbe Stunde offen stehen. Der Geruch verfliegt von selbst.
- Muffiger Geruch nach dem Urlaub? Das ist das abgestandene Wasser in den Leitungen. Einfach wie oben beschrieben alle Hähne mal für 5 Minuten heiß laufen lassen.
- Immer noch unsicher? Für eine erste Einschätzung gibt es Teststreifen im Baumarkt oder in der Apotheke für ca. 15 Euro. Willst du es ganz genau wissen, kann ein spezialisiertes Labor eine Analyse für etwa 50 bis 150 Euro durchführen.

Mehr als Durstlöscher: Die vergessene Kraft des Wassers
Wasser kann so viel mehr! Traditionelle Lehren aus der Naturheilkunde nutzen schon seit Ewigkeiten gezielte Temperaturreize, um den Körper zu stärken. Das ist keine Esoterik, sondern reine Physiologie. Eine Wechseldusche ist zum Beispiel ein fantastisches Training für die Blutgefäße.
So geht’s richtig: Immer warm beginnen! Nach 3-5 Minuten warmem Duschen stellst du auf kalt um. Führe den kalten Strahl langsam vom rechten Fuß außen hoch zum Herzen, dann innen wieder runter. Das Ganze am linken Bein und dann an den Armen wiederholen. Am Schluss kurz den Oberkörper abbrausen. Dann wieder 2-3 Minuten warm. Diesen Wechsel zwei- bis dreimal machen und immer mit kalt aufhören. Macht wach, stärkt das Immunsystem und kostet nichts!
Mein Fazit: Vertrauen ist gut, ein bisschen Wissen ist besser
Nach all den Jahren in diesem Beruf ist meine Haltung klar: Vertrau auf unser Leitungswasser. Es ist ein echtes Privileg, das wir hier haben – sicher, sauber und unschlagbar günstig. Sei aber auch wachsam, was deine eigenen Leitungen betrifft, und kritisch gegenüber Werbeversprechen, die dir mit Angst das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Gutes Wasser braucht keine Magie, sondern saubere Rohre und eine professionelle Aufbereitung. Trinke es, nutze seine Kraft und schätze die Qualität, die jeden Tag so selbstverständlich aus deinem Hahn kommt.

Bildergalerie


Wussten Sie, dass Mineralwasser nach seiner Erstzulassung oft seltener kontrolliert wird als Ihr Leitungswasser?
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Wasser in Flaschen per se „reiner“ sei. Während Ihr lokaler Wasserversorger das Trinkwasser kontinuierlich bis zum Hausanschluss überwachen muss, unterliegt Mineralwasser der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung. Einmal als „natürliches Mineralwasser“ anerkannt, sind die Kontrollen durch die Hersteller oft weniger engmaschig. Das bedeutet, Ihr Wasser aus dem Hahn durchläuft ein strengeres, permanentes Überwachungssystem – und das für einen Bruchteil des Preises.

Wie groß ist der ökologische Fußabdruck meines Wassers wirklich?
Die Antwort ist erstaunlich deutlich. Laut Umweltbundesamt verursacht Mineralwasser aus der Flasche eine fast 600-mal höhere Klimabelastung als Leitungswasser. Diese Zahl berücksichtigt alles: die Herstellung der Flaschen (egal ob Glas oder PET), die Abfüllung, die oft weiten Transportwege per LKW und die spätere Entsorgung oder das Recycling. Wer sich also für den Hahn entscheidet, trifft nicht nur eine preiswerte, sondern auch eine extrem wirksame Entscheidung für den Umweltschutz – bei jedem einzelnen Glas.

Tischwasserfilter (z.B. von Brita): Ideal für alle, die primär den Kalkgehalt für ihre Küchengeräte reduzieren möchten. Der Ionenaustauscher im Filter bindet Kalzium- und Magnesiumionen, was Tee und Kaffee anders schmecken lässt und die Kaffeemaschine schont. Nachteil: Die Kartuschen müssen regelmäßig gewechselt werden, um eine Verkeimung zu vermeiden.
Aktivkohlefilter (z.B. von Carbonit): Diese Filter werden direkt am Hahn montiert und sind darauf spezialisiert, organische Stoffe oder eventuelle Chlornoten zu binden. Die wertvollen Mineralien bleiben dabei im Wasser erhalten. Sie sind eine gute Wahl für diejenigen, die gezielt auf Nummer sicher gehen wollen, ohne die Wasserzusammensetzung grundlegend zu verändern.
- Der Geschmack wird weicher und runder.
- Eventuelle leichte Chlornoten verfliegen vollständig.
- Die Wassertemperatur ist sofort perfekt erfrischend.
Das Geheimnis? Lassen Sie Ihr Wasser atmen! Füllen Sie einfach eine Glaskaraffe mit Leitungswasser und stellen Sie diese für etwa 30 Minuten in den Kühlschrank. Dieser simple Trick verbessert das sensorische Erlebnis enorm – ganz ohne teure Technik oder Einwegfilter.



