Quasten & Pompons für deine Kissen: So geht’s richtig (und hält ewig!)
Hey, schön, dass du da bist! In meiner Werkstatt sehe ich ja so einige Deko-Trends kommen und gehen. Aber Zierkissen mit Quasten und Pompons? Die sind ein echter Dauerbrenner. Mal tauchen sie im lässigen Boho-Look auf, mal ganz edel und schick. Und das ist auch gut so! Solche kleinen Details können einem Raum sofort mehr Persönlichkeit und Seele geben.
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Aber, ganz ehrlich, ich sehe auch oft die Kehrseite der Medaille: schlecht gemachte Verzierungen, die nach der ersten Wäsche oder einem beherzten Griff vom Kind schon den Geist aufgeben. Fäden ziehen sich, der Pompon sieht aus wie ein zerzauster Pudel und die Quaste erinnert an einen alten Besen. Das ärgert mich jedes Mal. Denn der Unterschied zwischen einem billigen Wegwerf-Teil und einem langlebigen Lieblingsstück liegt oft nur in der richtigen Technik und dem passenden Material.
Als erfahrener Raumausstatter arbeite ich seit Ewigkeiten mit Stoffen und Garnen. Meinen Leuten sage ich immer: Jedes Detail zählt. Eine gut gemachte Quaste ist kein Hexenwerk, versprochen! Man muss nur ein paar Kniffe kennen. Und genau die zeige ich dir heute. Wir schauen uns an, wie du Quasten und Pompons so anfertigst und befestigst, dass sie nicht nur super aussehen, sondern auch den Alltag überstehen.

Das A und O: Die richtige Materialwahl
Alles fängt mit dem Material an. Du kannst die beste Technik der Welt anwenden – mit dem falschen Garn wird das Ergebnis nie überzeugen. Es geht darum, dass Garn und Kissenstoff gut miteinander auskommen, sowohl optisch als auch praktisch.
Kleine Garnkunde für dein Projekt
Jedes Garn hat seinen eigenen Charakter. Das fühlt man nicht nur, das sieht man auch. Hier sind die gängigsten Kandidaten:
- Baumwollgarn: Der absolute Alleskönner. Es ist robust, pflegeleicht und hat diesen schönen, natürlichen matten Look. Ein kleiner Tipp: Für einen feineren Glanz kannst du zu merzerisierter Baumwolle greifen. Die wurde veredelt und ist dadurch glatter und reißfester. Baumwolle passt super zu Leinen oder festen Baumwollstoffen. Gutes Garn von Marken wie Schachenmayr oder Rico Design findest du in jedem Wollgeschäft oder online für etwa 3-6 € pro Knäuel.
- Wollgarn: Für richtig flauschige, dichte Pompons gibt es nichts Besseres. Merinowolle ist butterweich, Schurwolle wirkt etwas rustikaler. Aber Achtung bei der Pflege! Wolle verfilzt gern, wenn sie zu heiß gewaschen wird. Ein Woll-Pompon an einem Baumwollkissen, das du bei 60 Grad waschen willst, ist also keine gute Idee.
- Seidengarn: Das ist die Luxusvariante. Seide glänzt unvergleichlich und fällt unglaublich weich. Perfekt für elegante Quasten an edlen Samt- oder Seidenkissen. Seide ist aber auch eine kleine Diva: empfindlich, nicht sehr abriebfest und anfällig fürs Ausbleichen in der Sonne. Eher was fürs Deko-Kissen auf dem Bett als für die Familien-Couch.
- Synthetische Garne (Polyester, Viskose): Oft die pragmatischste Wahl. Polyester ist extrem haltbar, farbecht und günstig. Ihm fehlt vielleicht der natürliche Charme, aber für Kissen, die viel aushalten müssen, ist es top. Viskose (auch Kunstseide genannt) ist ein super Kompromiss: Sie hat einen schönen Glanz, ist aber pflegeleichter als echte Seide.
Die Faustregel ist ganz einfach: Das Gewicht und die Haptik der Verzierung müssen zum Kissenstoff passen. Eine schwere Wollquaste würde ein dünnes Seidenkissen nur unschön nach unten ziehen. Ein grober Pompon aus Schurwolle passt dagegen wunderbar zu einem Kissen aus Loden oder grobem Leinen. Und denk immer an die Pflegehinweise – wenn der Bezug kochfest ist, sollte es die Deko auch sein (oder eben abnehmbar).

Die Techniken der Profis: So hält es wirklich
So, jetzt geht’s ans Eingemachte. Eine gut gemachte Verzierung erkennt man an ihrer sauberen Form und, ganz wichtig, an der unsichtbaren und bombenfesten Befestigung. Kleben ist für mich übrigens ein absolutes No-Go. Es hält nicht auf Dauer, hinterlässt oft Flecken und macht den Stoff steif. Wir nähen – und zwar richtig.
Die perfekte Quaste in 6 Schritten
Eine schöne, gleichmäßige Quaste ist einfacher gemacht, als du denkst.
- Die Wickelhilfe: Nimm ein stabiles Stück Pappe in der gewünschten Länge deiner fertigen Quaste. Für eine 10 cm lange Quaste brauchst du also eine 10 cm hohe Pappe. Kleiner Hack: Kein Karton zur Hand? Dein Smartphone hat oft die perfekte Breite!
- Das Wickeln: Wickle das Garn gleichmäßig und mit leichter Spannung um die Pappe. Für eine schöne, volle Quaste solltest du nicht sparen – 100 bis 150 Umwicklungen dürfen es schon sein.
- Das Abbinden: Schneide ein ca. 20 cm langes Stück vom gleichen Garn ab, fädle es oben unter den gewickelten Fäden durch und verknote es bombenfest. Das wird später die Aufhängung.
- Das Aufschneiden: Schieb das Garnbündel vorsichtig von der Pappe und schneide die unteren Schlaufen mit einer wirklich scharfen Schere auf. Das ist entscheidend! Eine stumpfe Schere quetscht die Fäden nur. Du willst ein sauberes „Schnipp“ hören.
- Der Kopf: Nimm einen weiteren Faden und wickle ihn etwa 1-2 cm unter dem oberen Knoten fest um das Bündel. So entsteht der typische Quasten-Kopf. Die Enden dieses Fadens kannst du einfach mit einer Nadel unauffällig im Inneren vernähen.
- Der Feinschliff: Kämme die Fäden mit den Fingern oder einem groben Kamm glatt. Halte die Quaste nach unten und schneide die Enden auf eine exakte Länge. Für einen super geraden Schnitt lege ich sie manchmal auf meine Schneidematte und nehme den Rollschneider.

Der dichte, runde Pompon
Ein schlaffer Pompon ist einfach nur traurig. Das Geheimnis eines guten Pompons ist Dichte und ein präziser „Haarschnitt“.
Am einfachsten geht es mit klappbaren Pompon-Makern aus Kunststoff. Die gibt’s im Set für 5-10 € im Bastelladen oder online. Wickle so viel Garn auf, bis sich die beiden Hälften des Makers kaum noch schließen lassen. Ja, wirklich so viel! Das ist der Schlüssel zur Dichte.
Schneide dann die Fäden entlang der Rille auf. Bevor du den Maker öffnest, nimmst du einen richtig reißfesten Faden (ich nehme gern Leinenzwirn) und bindest das Bündel in der Mitte so fest ab, wie du nur kannst. Mach einen Doppelknoten und lass die Fadenenden lang, die brauchen wir zur Befestigung.
Glaub mir, das mit dem festen Abbinden habe ich auch auf die harte Tour gelernt. Nach der ersten Wäsche hatte ich ein Kissen voller Wollfussel und keinen Pompon mehr. Das passiert einem nur einmal!

Nimm den Pompon aus der Form. Er wird jetzt erstmal aussehen wie ein explodiertes Wollknäuel. Keine Panik, das ist normal! Jetzt kommt der Friseur-Schnitt: Nimm eine kleine, scharfe Schere und stutze ihn rund, bis du eine perfekte Kugel hast. Das dauert ein bisschen, aber es lohnt sich.
Die Befestigung – der häufigste Fehler
Der häufigste Fehler ist, die Deko nur oberflächlich an die Ecke zu nähen. Einmal ziehen, und ab ist das Teil.
- Bei neuen Kissen (die beste Methode): Nähe die Verzierung direkt in die Naht ein. Lege dazu die Quaste oder den Pompon so auf die rechte Stoffseite, dass der Körper nach innen zeigt und die Befestigungsfäden über die Kante hinausschauen. Dann legst du die zweite Stoffhälfte darauf und nähst die Kante zu. An der Stelle mit den Fäden nähst du einfach ein paar Mal vor und zurück. Bombenfest!
- Bei fertigen Kissen: Hier brauchst du eine lange Polsternadel (findest du im Kurzwaren-Regal). Fädle die Befestigungsfäden ein und stich tief durch die Kissenecke, am besten durch einen Teil der Füllung und auf der anderen Seite wieder heraus. Stich ein paar Millimeter daneben wieder ein und führe die Nadel zurück zum Ausgangspunkt. Jetzt hast du innen quasi einen Anker gesetzt. Verknoten, Fäden kurz abschneiden, fertig!

Kleiner Pannenhelfer: Was tun, wenn…?
Auch Profis geht mal was schief. Hier ein paar schnelle Lösungen für typische Probleme:
- Problem: Deine Quaste ist nach dem Waschen total zerknittert.
Lösung: Halte sie vorsichtig über den Dampf eines Wasserkochers oder Bügeleisens (ohne direkten Kontakt!). Der Dampf entspannt die Fasern und glättet sie im Nu. - Problem: Dein Pompon ist platt gedrückt.
Lösung: Einfach mit einem Föhn auf niedriger Stufe kurz anpusten und mit den Fingern aufschütteln. Schon ist er wieder flauschig.
Sicherheit und Pflege: Damit die Freude lange hält
Jetzt kommt der ernste Teil, der mir wirklich am Herzen liegt. Achtung, Erstickungsgefahr! Lose oder abgerissene Pompons und Quasten sind eine echte Gefahr für Kleinkinder und Haustiere. Wenn du also kleine Zweibeiner oder Vierbeiner zu Hause hast, verzichte lieber auf die Deko an Kissen, die für sie erreichbar sind. Oder stelle absolut sicher, dass die Befestigung wie oben beschrieben unzerstörbar ist. Sicherheit geht einfach vor.

Für die Pflege gilt: Das empfindlichste Material bestimmt das Waschprogramm. Im Zweifel ist Handwäsche immer die sicherste Wahl. In der Maschine solltest du das Kissen in einen großen Wäschesack stecken und ein Schonprogramm wählen. Zum Trocknen legst du es flach hin, damit sich nichts verzieht.
So, und jetzt du! Stell dir mal dein etwas langweiliges, einfarbiges Sofakissen vor. Und jetzt stell es dir mit einer einzigen, satten, senfgelben Quaste vor. Sofort ein Hingucker, oder? Schnapp dir ein Kissen, das ein bisschen Liebe braucht, und verpass ihm am Wochenende ein kleines Upgrade. Du wirst sehen, wie gut sich das anfühlt!
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Wie befestige ich die Deko, damit sie wirklich bombenfest hält und sogar die Waschmaschine überlebt?
Vergiss das normale Nähgarn! Der Trick der Profis ist, einen extrem reißfesten Faden zu verwenden, idealerweise einen gewachsten Sattlerzwirn oder sogar farblich passende, ungewachste Zahnseide. Führe den Faden nicht nur durch den Kissenstoff, sondern direkt durch die Naht des Kissenbezugs. Nähe die Quaste oder den Pompon mit mindestens vier bis fünf Stichen an und verknote die Enden auf der Innenseite des Bezugs mit einem doppelten Chirurgenknoten. So kann nichts mehr verrutschen oder abreißen, selbst wenn die Kinder mal etwas fester ziehen.

Wusstest du schon? Im 16. Jahrhundert war die Herstellung von Quasten in Frankreich ein streng reguliertes Handwerk. Ein Lehrling musste sieben Jahre lernen, um den Meistertitel zu erlangen und Mitglied der Zunft der „Passementiers“ zu werden.
Diese historische Bedeutung zeigt: Eine gut gemachte Quaste ist mehr als nur ein Anhängsel. Sie ist ein kleines Kunstwerk, dessen Wert in der Sorgfalt der Herstellung liegt. Wenn du dir also Zeit für saubere Wicklungen und einen festen Knoten nimmst, trittst du in die Fußstapfen echter Handwerksmeister.

Der Boho-Look: Hier sind Unregelmäßigkeiten erwünscht. Verwende dickes, mattes Garn wie Jute, recycelte Baumwolle oder grobe Schurwolle. Die Stränge der Quaste dürfen ruhig leicht unterschiedlich lang sein und die Pompons müssen nicht perfekt rund sein.
Der Glam-Chic: Für eine edle Anmutung brauchst du Glanz und Präzision. Feines Viskose- oder Bambusgarn hat einen seidigen Schimmer, der perfekt zu Samt oder Satin passt. Die Pompons sollten hier extrem dicht und die Quasten absolut akkurat auf eine Länge getrimmt sein.

Klar, eine Gabel oder ein Stück Pappe funktionieren für den Anfang. Aber wenn du merkst, dass du Spaß daran hast, lohnt sich die Investition in kleine Helfer, die dir das Leben leichter machen und für perfekte Ergebnisse sorgen:
- Pompon-Maker-Set: Die klappbaren Schablonen von Marken wie Clover sind genial. Sie helfen dir, gleichmäßig zu wickeln und super dichte, runde Pompons in verschiedenen Größen zu erstellen.
- Quasten-Schablone: Ein verstellbares Brettchen (findet man oft auf Etsy), mit dem du die Länge deiner Quasten exakt und wiederholbar festlegen kannst.
- Eine scharfe, kleine Schere: Eine spitze Stickschere ist Gold wert, um die Fäden präzise und sauber zu durchtrennen.

Der entscheidende Moment: Das Abbinden des „Kopfes“ bei der Quaste oder der Mitte des Pompons ist die Schwachstelle. Verwende hierfür nicht das gleiche Garn, sondern einen dünnen, aber extrem reißfesten Zwirn. Wickle ihn mindestens fünfmal straff herum und sichere ihn mit einem Doppelknoten. Ein winziger Tropfen flexibler Textilkleber, z.B. von Gütermann HT2, auf dem Knoten macht ihn unsterblich.

- Setze einen farbigen Pompon als verspielten Griff an einen Reißverschluss.
- Verziere die Ecken einer schlichten Wolldecke mit dicken Quasten.
- Binde mehrere kleine Pompons an eine Schnur und nutze sie als unkonventionelle Geschenkschleife.
- Fertige eine besonders edle Quaste aus Seidengarn als Anhänger für den Schrank- oder Vitrinenschlüssel.
- Kreiere ein Lesezeichen, indem du eine lange Quaste an ein schönes Satinband knüpfst.
Manchmal ist weniger nicht mehr. Der Unterschied zwischen einem „fluffigen“ und einem „mickrigen“ Pompon liegt einzig und allein in der Garnmenge. Eine gute Faustregel: Wickle so lange Garn um deine Schablone, bis du denkst, es ist schon viel zu viel – und dann wickle noch eine Runde. Nur so entsteht die nötige Dichte für eine perfekte, pralle Kugel, die auch nach dem Trimmen noch Substanz hat und nicht bei der ersten Berührung ihre Form verliert.




