Vom Schrotthaufen zum Kunstwerk: Der ehrliche Werkstatt-Guide für Upcycling-Kunst

von Mareike Brenner
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Ich bin seit Ewigkeiten Handwerker, ein Meister meines Fachs. Mein Ding ist das Greifbare – Metall, Stahl, Holz. Ich habe gelernt, wie man Materialien formt, sie dauerhaft verbindet und ihnen einen neuen Sinn gibt. Als ich zum ersten Mal Bilder von diesen riesigen Tierskulpturen aus Schrott gesehen habe, dachte ich nicht „Oh, wie schön“. Mein erster Gedanke war, ganz ehrlich: „Wie zum Teufel hält das an der Wand?“

Das ist eben die Brille, die man als Praktiker aufhat. Man sieht nicht nur das fertige Kunstwerk, man sieht die Schweißnähte, die Verschraubungen, die unsichtbare Statik dahinter. Viele Leute sehen da bunten Müll, der kunstvoll an einer Fassade hängt. Ich sehe eine gewaltige technische Herausforderung, beeindruckende Materialkenntnis und eine Planung, die weit über das Besprühen mit Farbe hinausgeht.

Dieser Beitrag hier ist also keine Kunstkritik. Ich bin kein Historiker. Ich bin Handwerksmeister und möchte dir zeigen, was technisch hinter diesen beeindruckenden Skulpturen steckt. Wir reden über Materialkunde, Statik, Befestigungstechnik und die ganz handfesten Probleme, die man lösen muss, um so etwas zu erschaffen. Denn diese Kunst ist vor allem eines: verdammt gutes Handwerk.

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Das Fundament: Warum Material und Statik alles sind

So ein riesiges Kunstwerk bleibt nicht von alleine an der Wand hängen. Es gehorcht denselben physikalischen Gesetzen wie ein Balkongeländer oder eine Leuchtreklame. Wer das ignoriert, riskiert, dass sein Werk beim ersten Herbststurm auf dem Bürgersteig landet. Und das ist keine Übertreibung – ich habe schon schlecht montierte Vordächer gesehen, die zu einer echten Gefahr wurden.

Materialkunde für Fortgeschrittene: Der Schrottplatz als Rohstofflager

Die Künstler nennen das Material gerne „End-of-Life-Produkte“. Ein schicker Ausdruck für Schrott. Aber Achtung, Schrott ist nicht gleich Schrott! Die Auswahl der Teile ist der erste, entscheidende Schritt. Man muss wissen, womit man es zu tun hat.

  • Stahl: Das ist der Klassiker. Alte Autotüren, Ölfässer, Fahrradrahmen. Stahl ist superstabil und relativ günstig. Der Haken? Er rostet wie die Pest. Ohne einen sorgfältigen Korrosionsschutz zerfällt eine Stahlkonstruktion draußen innerhalb weniger Jahre. Die Befestigung ist einfach: schweißen oder schrauben.
  • Aluminium: Leichter als Stahl und rostet nicht so aggressiv. Dafür ist es teurer und das Schweißen erfordert spezielles Gerät und mehr Können. Profis nutzen es oft für leichtere Verkleidungsteile, während das tragende Gerüst aus Stahl ist.
  • Kunststoffe: Alte Stoßstangen, Mülltonnen oder Gehäuse von Elektrogeräten. Das Problem hier: Es gibt unzählige Arten wie PP (Polypropylen, eher zäh), PE (Polyethylen, flexibel) oder ABS (hart und schlagfest). Die größte Herausforderung im Freien ist die UV-Strahlung der Sonne. Ohne Schutzschicht werden Kunststoffe spröde und brechen. Das siehst du bei alten Gartenmöbeln, die rissig werden. Befestigt wird hier fast immer geschraubt, am besten mit großen Unterlegscheiben, damit nichts ausreißt. Kleben geht auch, aber nur mit einem speziellen Primer, der die Oberfläche anätzt.
  • Gummi: Alte Autoreifen sind extrem haltbar, aber auch schwer und flexibel. Schweißen? Vergiss es. Hier helfen nur massive Schrauben mit großen Unterlegscheiben, um die Kräfte zu verteilen.

Die wahre Kunst besteht darin, diese unterschiedlichen Materialien clever zu kombinieren. Wusstest du schon, dass sich Materialien bei Wärme ausdehnen? Ein Stahlträger, der 10 Meter lang ist, kann sich bei einem Temperaturunterschied von 50° Celsius um ganze 6 Millimeter ausdehnen! Kunststoff dehnt sich anders aus als Metall. Wenn man das ignoriert und die Teile starr miteinander verbindet, sprengen sie ihre eigenen Verbindungen. Profis planen daher immer etwas „Spiel“ in den Verbindungen ein.

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Statik: Mehr als nur ein paar Dübel aus dem Baumarkt

Eine große Skulptur an einer Hauswand kann locker mehrere hundert Kilo wiegen. Eine einzelne Autotür wiegt schon 20-30 kg. Dazu kommt die Windlast – so eine Fläche wirkt wie ein Segel. Das Herzstück ist daher immer eine unsichtbare Unterkonstruktion, meist aus geschweißtem Stahl. Sie trägt das ganze Gewicht und leitet die Kräfte sicher in die Wand.

In Deutschland ist für so ein Projekt ein Statiker absolute Pflicht. Er berechnet die Kräfte und prüft die Wand. Eine alte Ziegelmauer kann logischerweise nicht so viel Last aufnehmen wie eine moderne Stahlbetonwand. Er legt dann auch fest, welche Befestigungsmittel nötig sind. Wir reden hier nicht von 8er-Dübeln, sondern von Schwerlastankern, die chemisch im Mauerwerk verklebt werden und hunderte Kilo pro Stück halten. So ein statisches Gutachten kostet zwar schnell mal 500 € aufwärts, aber ein heruntergefallenes Kunstwerk und die daraus resultierenden Schäden kosten ein Vielfaches mehr.

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Die Umsetzung: Vom Schrottplatz an die Wand

Wenn die Planung steht, geht’s an die eigentliche Arbeit. Das ist eine Mischung aus grober Kraft und filigraner Feinarbeit.

Schritt 1: Material beschaffen und vorbereiten

Woher kriegt man eigentlich den ganzen Schrott? Man kann nicht einfach auf einen großen Schrottplatz spazieren und sich bedienen. Kleiner Tipp: Frag mal bei kleinen, lokalen Autowerkstätten, Entrümplern oder Metallbaubetrieben an. Oft sind die froh, wenn sie Kleinkram loswerden. Manchmal bekommt man es für einen kleinen Obolus in die Kaffeekasse, manchmal kostet ein Kilo Stahl-Mischschrott um die 20-30 Cent.

Das gesammelte Material muss dann gründlich gereinigt werden. Das ist eine Drecksarbeit, aber absolut notwendig. Öl, Fett und Schmutz müssen runter, sonst hält keine Farbe. Ein Hochdruckreiniger ist ideal. Ein echter Geheimtipp aus der Werkstatt: Zum Entfetten von Metallteilen hol dir eine Dose Bremsenreiniger aus dem Autozubehör (kostet ca. 5-8 €). Das Zeug löst Öl und Fett in Sekunden und verdunstet rückstandsfrei.

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Schritt 2: Das Skelett bauen und schützen

Die Unterkonstruktion wird meist aus Vierkantrohren aus Stahl geschweißt. Hier ist Präzision gefragt. Eine gute Schweißnaht ist nicht nur stabil, sie sieht auch sauber und gleichmäßig aus. Anschließend muss die Konstruktion vor Rost geschützt werden. Der Goldstandard ist eine Feuerverzinkung, aber das ist ein industrieller Prozess. Für kleinere Teile reicht eine hochwertige Rostschutzgrundierung und ein guter Lack, zum Beispiel ein Polyurethan (PU)-Lack, wie er auch im Fahrzeug- oder Bootsbau verwendet wird.

Schritt 3: Das Puzzle zusammensetzen

Jetzt werden die Schrottteile auf dem Skelett befestigt. Das ist kein willkürliches Stapeln. Hier wird geschraubt, genietet oder auch mal geheftet. Ein Trick, den wir oft anwenden, ist das Vorbohren. Wir bohren die Löcher für Schrauben immer einen Millimeter größer als die Schraube selbst. Das gibt dem Material das nötige Spiel, um bei Temperaturschwankungen zu arbeiten, ohne dass Spannungen entstehen.

Schritt 4: Farbe drauf – aber richtig!

Die Farbe schützt nicht nur, sie formt auch. Aber bevor der bunte Lack draufkommt, ist die Vorbereitung entscheidend. Hier ein Mini-Tutorial für rostige Blechteile:

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Faschings-Werkstatt für Zuhause: So bastelt ihr geniale Kostüme, die auch wirklich halten!

  1. Groben Rost entfernen: Nimm eine Drahtbürste für die Bohrmaschine (kostet ca. 10 €) und schrubb den losen Rost runter. Schutzbrille ist hier absolute Pflicht!
  2. Feinschliff: Geh mit 120er Schleifpapier nochmal drüber, bis die Oberfläche glatt ist.
  3. Entfetten: Jetzt kommt der Bremsenreiniger zum Einsatz. Die Oberfläche muss komplett sauber und fettfrei sein.
  4. Grundieren: Erst jetzt eine passende Rostschutzgrundierung aufsprühen. Kunststoffteile brauchen einen speziellen Kunststoff-Haftgrund.

Erst wenn die Grundierung trocken ist, kommen die Farbschichten. Hier sind hochwertige Acryl- oder PU-Sprühlacke die beste Wahl. Billiglack aus dem Discounter wird draußen schnell spröde und vergilbt.

Für Selbermacher: Dein erstes kleines Projekt

Juckt es dich jetzt in den Fingern? Super! Man muss ja nicht gleich eine ganze Hauswand gestalten. Ein kleines Objekt für den Garten ist ein perfekter Anfang. Aber geh es mit Plan an.

Deine Einkaufsliste für den Start

Rechne mal mit Kosten zwischen 70 € und 150 € für eine solide Grundausstattung, je nachdem, was du schon hast.

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  • Unterkonstruktion: Nimm eine 18 mm dicke Siebdruckplatte aus dem Baumarkt (ca. 20-30 € für eine kleine Platte). Die ist wasserfest verleimt und hält Regen aus.
  • Werkzeug: Eine brauchbare Bohrmaschine, eine Stichsäge mit Blättern für Metall und Kunststoff (eine gute Säge gibt’s ab ca. 50 €), Zangen und Schraubendreher.
  • Verbindungsmaterial: Eine kleine Sortimentsbox mit Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben (ca. 15-20 €).
  • Farbe & Chemie: Rostschutzgrundierung (ca. 10 €), 2-3 Dosen Farblack (je ca. 10-15 €) und eine Dose Bremsenreiniger (ca. 8 €).

Dein realistischer Plan fürs Wochenende

  1. Skizze machen: Was soll es werden? Ein kleiner Vogel, ein Fisch? Zeichne es grob auf.
  2. Material sammeln: Geh auf die Jagd nach passenden Formen. Alte Blechdosen, Plastikdeckel, Besteck…
  3. Reinigen & Vorbereiten: Schrubben, waschen, entfetten. Nimm dir Zeit dafür.
  4. Montieren: Befestige die Teile mit Schrauben auf deiner Siebdruckplatte. Fang mit den größten Teilen an und arbeite dich zu den Details vor.
  5. Lackieren: Arbeite draußen oder in einer gut belüfteten Garage. Erst grundieren, gut trocknen lassen, dann Farbe drauf.

Und sei ehrlich zu dir: Das dauert länger, als du denkst. Plane ruhig ein ganzes Wochenende ein. Der Spaß an der Sache ist unbezahlbar, aber gute Werkzeuge und Farben haben eben ihren Preis.

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Gruppenkostüme, die rocken: Euer ultimativer Guide von der Idee bis zum Umzug

Sicherheit geht vor – Immer!

Ich kann es nicht oft genug sagen: Diese Art von Arbeit birgt Risiken. In meiner Werkstatt gibt es Regeln, und die gelten auch für Kunstprojekte. Keine Kompromisse!

  • Schutzausrüstung: Trage IMMER eine Schutzbrille. Ein Metallsplitter im Auge, und das war’s mit dem Augenlicht. Feste Handschuhe sind Pflicht. Beim Schleifen und Lackieren ist eine Atemschutzmaske mit A2P2-Filter (gibt’s im Baumarkt) unerlässlich. Die Dämpfe sind giftig.
  • Materialgefahren: Alter Schrott ist scharfkantig. Sei vorsichtig beim Hantieren. Und versuch niemals, geschlossene Behälter wie Dosen oder Fässer aufzuflexen – Explosionsgefahr!
  • Rechtliches: Sobald du etwas an eine Fassade schraubst, das größer als ein Blumenkasten ist, kann das eine genehmigungspflichtige bauliche Veränderung sein. Ein Anruf beim örtlichen Bauamt schadet nie. Ohne Genehmigung und Statik zahlt im Schadensfall auch keine Versicherung.

Ein letztes Wort aus der Werkstatt

Diese Art von Upcycling-Kunst ist faszinierend, weil sie zwei Welten verbindet: eine starke Botschaft über unsere Wegwerfgesellschaft und gleichzeitig der Beweis für herausragendes handwerkliches Können. Es ist die Kombination aus kreativer Vision und technischer Kompetenz, die diese Werke so beeindruckend macht.

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Es zeigt, dass Handwerk so viel mehr ist als das sture Abarbeiten von Plänen. Es ist die Fähigkeit, Probleme zu lösen, Materialien zu verstehen und aus etwas Altem, Weggeworfenem etwas Neues, Beständiges zu schaffen.

Wenn du also das nächste Mal so ein Werk siehst, schau genauer hin. Sieh nicht nur den bunten Müll. Sieh die durchdachte Konstruktion, die sauberen Verbindungen und die unsichtbare Planung, die dahintersteckt. Dann siehst du es mit den Augen eines Handwerkers.

Bildergalerie

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Klangwunder selber machen: Der ultimative Guide zum Rasseln bauen – sicher, kreativ und mit Geling-Garantie

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Die ewige Frage: Schweißen oder Schrauben?

Das ist keine Glaubensfrage, sondern eine technische Entscheidung. Eine Schweißnaht ist die ultimativ feste Verbindung für Stahl auf Stahl – sie wird eins mit dem Material. Perfekt für das tragende Skelett einer Skulptur. Sobald aber verschiedene Materialien (wie Stahl auf Kunststoff) oder Teile, die vielleicht mal justiert werden müssen, ins Spiel kommen, ist die Schraubverbindung König. Hier schwören Profis auf hochwertige Sechskantschrauben aus A4-Edelstahl mit selbstsichernden Muttern. Die halten bombenfest und trotzen dem Rost über Jahre.

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Faschingsdeko, die was aushält: Profi-Tipps aus der Werkstatt für deine Party

  • Visuelle Tiefe erzeugen: Durch das Schichten von flachen Teilen wie alten Nummernschildern oder Blechresten über wuchtigere Elemente wie Stoßstangen entsteht ein 3D-Effekt.
  • Spannende Texturen schaffen: Der Kontrast zwischen glatten Kunststoffoberflächen und rauem, verrostetem Metall zieht das Auge an.
  • Bewegung andeuten: Gebogene Teile wie Fahrradfelgen oder Auspuffrohre können eine dynamische Linienführung vorgeben.

Das Geheimnis hinter der Wirkung vieler Schrott-Skulpturen? Eine durchdachte Materialkomposition, die weit über die reine Farbwahl hinausgeht und dem Kunstwerk seine Seele einhaucht.

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„Die EU-Mitgliedstaaten haben im Jahr 2021 durchschnittlich 180 kg Verpackungsmüll pro Einwohner erzeugt.“ – Eurostat

Diese Zahl verdeutlicht die schiere Menge an „Rohstoffen“, die Künstler wie Bordalo II zur Verfügung haben. Jede dieser riesigen Skulpturen ist somit nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein Mahnmal, das ein winziges Fragment unseres alltäglichen Abfalls sichtbar macht und ihm einen neuen Wert verleiht.

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Fasching mit Kids: Eure Bastel-Anleitung gegen Langeweile (und für wenig Geld)

Der häufigste Anfängerfehler: Dreckigen Schrott verarbeiten. Man kann es nicht oft genug sagen: Öl, Fett, alter Lack und vor allem loser Rost sind die Erzfeinde jeder haltbaren Verbindung. Eine Schweißnaht auf einer öligen Oberfläche wird porös und brüchig. Eine Lackierung auf losem Rost blättert nach dem ersten Winter ab. Bevor also auch nur ein Werkzeug angefasst wird, muss das Material gründlich gereinigt werden – mit Drahtbürste, Hochdruckreiniger oder Sandstrahler. Das ist die unglamouröse, aber absolut entscheidende Grundlage für alles Weitere.

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Die Jagd nach dem perfekten Teil ist die halbe Miete. Gute Quellen sind nicht nur klassische Schrottplätze. Fragen Sie bei lokalen KFZ-Werkstätten nach alten Stoßstangen oder Karosserieteilen, bei Landwirten nach ausgedienten Pflugscharen oder bei Recyclinghöfen nach spezifischem Elektroschrott. Wichtig: Immer vorher fragen! Was für den einen Abfall ist, ist für den anderen noch Eigentum. Ein freundliches Gespräch über das Kunstprojekt öffnet oft mehr Türen (und Scheunentore) als man denkt.

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Kann man so etwas auch im Kleinen für den Garten nachbauen?

Absolut, das Prinzip ist dasselbe. Statt Autotüren nehmen Sie alte Konservendosen, statt Stoßstangen verbogenes Besteck und statt Ölfässern vielleicht eine alte Gießkanne. Daraus lassen sich fantastische Insekten, Vögel oder abstrakte Formen für ein Blumenbeet gestalten. Als Verbindungstechnik für kleinere Teile eignen sich Blindnieten oder ein starker 2-Komponenten-Kleber wie UHU Plus Endfest 300. So kann man die Faszination des Upcyclings erleben, ohne gleich einen Kran für die Montage zu benötigen.

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  • Ein robustes MAG-Schweißgerät (z.B. von Lorch oder EWM)
  • Ein leistungsstarker Winkelschleifer („Flex“) mit Trenn- und Schruppscheiben
  • Ein Satz guter Schraubenschlüssel und ein Drehmomentschlüssel
  • Stabile Schraubzwingen und Gripzangen zum Fixieren
  • Persönliche Schutzausrüstung: Schweißhelm, feuerfeste Kleidung, Handschuhe und Schutzbrille – hier wird nicht gespart!
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Die Farbe ist mehr als nur Deko. Bei Außenobjekten ist sie die wichtigste Schutzschicht gegen Korrosion. Nach einer soliden Grundierung mit Rostschutzprimer (z.B. von Hammerite oder Presto) kommen die Decklacke. Für leuchtende, wetterfeste Farben greifen Profis oft zu hochwertigen 2K-Lacken aus dem Fahrzeugbereich. Diese sind extrem widerstandsfähig gegen UV-Strahlung und mechanische Belastung. Eine günstigere, aber ebenfalls gute Alternative für farbige Akzente sind Acryl-Sprühdosen von Marken wie Montana oder Belton, die eine riesige Farbpalette bieten.

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Der Schweizer Künstler Jean Tinguely, ein Pionier der kinetischen Schrottkunst, baute bereits in den 1950er Jahren seine „Méta-Matics“ – Maschinen, die sich selbst zerstörten oder nutzlose Aktionen vollführten. Er sah im mechanischen Schrott nicht nur Material, sondern auch den Ausdruck einer lauten, chaotischen und vergänglichen Industriegesellschaft.

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Ein Kunstwerk an einer Fassade ist extremen Bedingungen ausgesetzt: UV-Strahlung zersetzt Kunststoffe, Regen und Luftfeuchtigkeit greifen Metall an, und Stürme zerren an den Befestigungen. Die Wartung ist daher kein „Vielleicht“, sondern ein „Muss“. Einmal im Jahr sollte eine Sichtprüfung der tragenden Teile und Schweißnähte erfolgen. Kunststoffe können mit speziellen Pflegemitteln (z.B. aus dem Bootsbau) vor Versprödung geschützt und Lackschäden sofort ausgebessert werden, um Rost keine Chance zu geben.

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Materialermüdung: Ein oft unterschätztes Risiko. Ein alter Fahrradrahmen oder eine verbeulte Autotür hat bereits ein „Leben“ hinter sich und wurde unzähligen Belastungen ausgesetzt. Diese Vorschädigung kann zu feinen, unsichtbaren Rissen im Material führen. Unter der neuen, statischen Last der Skulptur und durch Temperaturschwankungen können diese Risse langsam wachsen, bis das Bauteil plötzlich versagt. Deshalb ist es entscheidend, bei tragenden Elementen auf Teile ohne starke Verformungen oder bekannte Vorschäden zurückzugreifen.

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Tragwerk A: Sichtbares Skelett. Hier wird die innere Struktur, oft aus robusten Stahlprofilen, bewusst als Teil des Designs gezeigt. Es verleiht dem Werk einen rohen, industriellen Charakter und macht die Statik nachvollziehbar.

Tragwerk B: Verdeckte Halterung. Dabei wird ein stabiler Rahmen hinter den Sichtteilen montiert. Die bunten Schrottteile dienen dann nur noch als Verkleidung. Dies erlaubt eine freiere Gestaltung der Oberfläche, erfordert aber eine präzisere Planung der verdeckten Befestigungspunkte.

Beide Methoden sind valide, die Wahl hängt rein von der gewünschten Ästhetik ab.

Ein Aspekt, der in der Werkstatt oft vergessen wird, ist die Befestigung am Gebäude selbst. Ein Kunstwerk von mehreren hundert Kilo kann nicht einfach mit ein paar Standarddübeln montiert werden. Hier kommen Schwerlastanker ins Spiel. Chemische Anker, wie die Injektionsmörtel von Fischer oder Hilti, sind ideal für unebenes oder poröses Mauerwerk. Sie verkleben die Ankerstange formschlüssig mit dem Untergrund und verteilen die Last optimal. Die genaue Berechnung von Auszugskräften und die Wahl des richtigen Systems ist hierbei absolute Profi-Sache.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.