Retro-Tapeten-Fieber: Dein Guide vom Profi, um Desaster zu vermeiden

von Augustine Schneider
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Retro-Tapeten-Fieber: Dein Guide vom Profi, um Desaster zu vermeiden

Ganz ehrlich, in meinem Job als Malermeister habe ich schon so viele Trends kommen und gehen sehen. Aber die Liebe zu Retro-Tapeten, die bleibt. Und das hat einen guten Grund: Diese Muster, egal ob knallig-grafisch oder zart-verspielt, die haben einfach Charakter. Sie machen aus einer langweiligen Wand ein echtes Statement.

Das Problem? Ich sehe oft Leute, die mit einer sündhaft teuren Rolle Tapete in die Werkstatt kommen. Die Augen leuchten vor Vorfreude, aber der Plan… naja, der fehlt meistens. Eine coole Retro-Tapete verzeiht nämlich keine Fehler. Ein schiefer Ansatz, der falsche Kleister, und schon ist der Traum von der perfekten Wand geplatzt. Damit dir das nicht passiert, teile ich hier mal ein paar Geheimnisse aus dem Handwerker-Nähkästchen.

Erstmal Klartext: Die alte Tapete muss runter!

Bevor wir über die neue Schönheit sprechen, müssen wir uns um den alten Kram kümmern. Ja, das ist der nervigste Teil, aber er muss sein. Du kannst nicht einfach über eine alte Tapete drüberkleistern.

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Der klassische Weg ist mühsam, aber effektiv: Die alte Tapete, besonders wenn sie aus Papier ist, muss eingeweicht werden. Dafür gibt es eine Igelwalze, mit der du die Oberfläche perforierst, damit das Wasser überhaupt eine Chance hat. Dann eine Mischung aus warmem Wasser und einem Schuss Spüli mit einer Bürste auftragen, kurz einwirken lassen und mit dem Spachtel abkratzen. Ein echtes Workout!

Profi-Tipp: Wenn du auf mehrere dicke Schichten stößt, leih dir im Baumarkt ein Tapeten-Dampfgerät. Kostet meist nur um die 20 € für einen Tag und ist eine echte Waffe gegen hartnäckige Wände. Den Aufwand ist es wert, glaub mir.

Achtung! Gerade in älteren Gebäuden weißt du nie, was unter den Schichten lauert. Manchmal kommt einem Schimmel entgegen. Trage also beim Abreißen am besten immer eine FFP2-Maske und lüfte gut.

Das Fundament: Warum deine Wand alles entscheidet

Mein alter Lehrmeister hat immer gesagt: „Die Wand ist die halbe Miete.“ Und er hatte verdammt recht. Die teuerste Tapete sieht auf einem schlechten Untergrund einfach nur billig aus. Deine Wand muss drei Dinge sein: glatt, tragfähig und gleichmäßig saugfähig.

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  • Glatt wie ein Babypopo: Fahr mal mit der flachen Hand über die Wand. Spürst du kleine Körnchen? Jedes einzelne davon wird sich später unter der Tapete abzeichnen, besonders bei Mustern mit Glanzeffekten. Hier hilft nur: spachteln und schleifen.
  • Tragfähig genug? Mach den Klebeband-Test. Ein Stück starkes Malerkrepp fest andrücken und ruckartig abreißen. Bleibt Farbe oder Putz dran hängen? Dann muss der alte Anstrich runter, sonst klebst du deine neue Tapete auf eine lose Schicht, die irgendwann mitsamt deiner Tapete von der Wand kommt.
  • Durstig oder abweisend? Spritz ein wenig Wasser an die Wand. Zieht es sofort dunkel ein? Dann ist die Wand stark saugend und klaut dem Kleister das Wasser, bevor er wirken kann. Perlt das Wasser ab? Dann kann der Kleister nicht trocknen. In beiden Fällen ist die Lösung eine Grundierung mit Tiefgrund.

Der Hack für Ungeduldige: Wenn deine Wand kleine Risse oder Unebenheiten hat und du dir das tagelange Spachteln sparen willst, gibt es Renoviervlies (auch Makulaturvlies genannt). Das ist wie eine Grundierung zum Tapezieren. Es schafft eine perfekt glatte und gleichmäßig saugfähige Oberfläche. Kostet zwar extra, rettet aber oft Projekte und Nerven!

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Papier oder Vlies? Die Gretchenfrage beim Tapetenkauf

„Retro“ ist nicht gleich „Retro“. Das Material ist entscheidend, wie viel Spaß (oder Frust) du haben wirst. Es gibt da draußen hauptsächlich zwei Typen:

Papiertapeten im Retro-Look sind die Klassiker. Sie sind oft günstiger, brauchen aber mehr Zuwendung. Hier musst du die Tapetenbahn einkleistern und sie dann eine bestimmte Zeit einweichen lassen – die sogenannte Weichzeit. Und hier lauert die größte Fehlerquelle: Jede einzelne Bahn muss exakt gleich lange weichen! Nimm dir eine Stoppuhr, ganz im Ernst. Eine Bahn zu kurz eingeweicht? Sie dehnt sich an der Wand und wirft Blasen. Zu lang? Sie wird matschig und kann reißen.

Vliestapeten im Retro-Look sind die moderne, anfängerfreundliche Variante. Sie sind formstabil, das heißt, sie dehnen oder schrumpfen nicht. Der riesige Vorteil: Du kleisterst die Wand ein, nicht die Tapete! Das ist viel sauberer und einfacher. Du rollst den Kleister auf die Wand, legst die trockene Tapete ins Kleisterbett und drückst sie an. Fertig. Sie sind zwar meist etwas teurer (rechne mit 30 € bis 80 € pro Rolle), aber die einfache Verarbeitung und die Tatsache, dass man sie später oft trocken in ganzen Bahnen wieder abziehen kann, sind den Aufpreis wert.

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Ach ja, und der richtige Kleister ist Pflicht! Nimm Vlieskleber für Vliestapeten und Normalkleister für Papiertapeten. Niemals mischen! Greif am besten zu einer bekannten Marke, da ist die Anleitung meistens idiotensicher.

Ran an die Wand: So arbeiten die Profis

Wenn die Vorbereitung stimmt, kommt der spaßige Teil. Hier ein paar Schritte, die den Unterschied zwischen „selbstgemacht“ und „wie vom Profi“ ausmachen.

Schritt 1: Die heilige erste Bahn Verlass dich NIEMALS auf eine Raumecke oder die Decke als gerade Linie. Keine Wand ist perfekt im Lot. Nimm eine Wasserwaage oder ein Senklot und zeichne dir eine exakt senkrechte Hilfslinie an die Wand. Das ist dein Startpunkt. Wenn diese erste Bahn schief ist, wird dein ganzes Muster am Ende der Wand „weglaufen“. Bei geometrischen Mustern eine optische Katastrophe.

Schritt 2: Zuschneiden mit Köpfchen Miss die Wandhöhe und gib oben und unten 5-10 cm dazu. Dieser Überstand wird später sauber abgeschnitten. Und jetzt zum Endgegner: der Verschnitt. Achte auf den Rapport (die Musterwiederholung). Bei „versetztem Ansatz“ musst du jede zweite Bahn verschieben, was mehr Abfall bedeutet. Eine gute Faustregel: Plane immer eine Rolle mehr ein, als der Online-Rechner sagt. Sicher ist sicher.

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Schritt 3: Anbringen und Andrücken Die Bahnen werden immer „auf Stoß“ geklebt. Das heißt, die Kanten berühren sich ganz genau, ohne Lücke und ohne Überlappung. Das braucht etwas Übung. Drücke die Tapete mit einer weichen Tapezierbürste oder einer Moosgummirolle von oben nach unten und von der Mitte nach außen an. So streichst du die Luft raus.

Hilfe, es ist was schiefgegangen! Deine Erste-Hilfe-Tipps

Keine Sorge, auch Profis müssen mal korrigieren. Hier die häufigsten Pannen und ihre Lösungen:

  • Die Naht löst sich am nächsten Tag? Keine Panik. Dafür gibt es im Baumarkt speziellen Nahtkleber in einer kleinen Tube für ein paar Euro. Einfach eine dünne Linie unter die Naht geben, andrücken, fertig.
  • Kleisterflecken auf der schönen Tapete? Sofort handeln! Nimm ein sauberes, leicht feuchtes Tuch (kein nasser Lappen!) und tupfe den Fleck vorsichtig ab. Auf keinen Fall reiben, das arbeitet den Kleister nur ins Papier ein.
  • Es haben sich Blasen gebildet? Kleine Bläschen verschwinden oft von selbst beim Trocknen. Bei größeren Blasen kannst du mit einer feinen Nadel ein kleines Loch hineinpiksen und die Luft vorsichtig zur Seite ausstreichen.
  • Das Muster passt plötzlich nicht mehr? Uff. Das ist der Super-GAU und passiert, wenn die erste Bahn nicht 100% gerade war. Ehrlich gesagt, da hilft nur: betroffene Bahn vorsichtig abziehen und neu ansetzen. Deshalb ist der erste Schritt so verdammt wichtig.
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Was kostet der Spaß und wie lange dauert’s?

Sei realistisch. Neben den Tapetenkosten (30-80 €/Rolle) kommt noch das Material für die Vorbereitung (Spachtel, Grundierung, Kleister) dazu. Plane hierfür etwa 5-10 € pro Quadratmeter ein. Gutes Werkzeug ist wichtig, aber einen Tapeziertisch musst du nicht kaufen – den kannst du im Baumarkt oft für rund 10 € am Tag leihen.

Und die Zeit? Für ein 15-Quadratmeter-Zimmer solltest du als Anfänger locker ein ganzes Wochenende einplanen. Samstag: Möbel rücken, Boden abdecken, alte Tapete runter, Wände spachteln und grundieren. Sonntag: in aller Ruhe tapezieren. Hetz dich nicht, denn der häufigste Fehler ist Ungeduld.

Für den kleinen Retro-Kick: Dein erstes Projekt

Du traust dich noch nicht an eine ganze Wand? Kein Problem. Such dir ein kleines, überschaubares Projekt. Tapeziere doch mal die Rückwand von einem offenen Bücherregal oder die Innenseite einer Tür. Das dauert vielleicht zwei Stunden, kostet fast nichts und gibt dir ein super Gefühl für das Material. Perfekt zum Üben!

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So, das war jetzt eine Menge Input. Aber mit der richtigen Vorbereitung und einer guten Portion Geduld wird deine Retro-Wand garantiert ein Hingucker. Und wenn du dir doch unsicher bist: Einen Profi um Hilfe zu bitten, ist keine Schande, sondern ein Zeichen von Klugheit. Jetzt aber ran an die Rolle – viel Erfolg!

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Manchmal ist eine Tapete mehr als nur ein Muster an der Wand – sie ist ein Gefühl. Die grafischen Prints der 60er oder die warmen, erdigen Töne der 70er versetzen uns sofort in eine andere Zeit. Es ist diese Prise Nostalgie, die eine Retro-Tapete so besonders macht. Sie erzählt eine Geschichte und verwandelt einen anonymen Raum in ein Zuhause mit Seele und einem Augenzwinkern in die Vergangenheit.

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Wussten Sie schon? Viele der ikonischen Muster der 70er Jahre, wie die des dänischen Designers Verner Panton, wurden ursprünglich für Textilien entworfen und fanden erst später ihren Weg an die Wand.

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Der richtige Kleister – eine Wissenschaft für sich?

Keine Sorge, so kompliziert ist es nicht, aber entscheidend für den Erfolg. Für klassische, schwere Papiertapeten im Retro-Look brauchen Sie einen Spezialkleister, der genug Kraft hat. Bei modernen Vliestapeten hingegen ist ein spezieller Vlieskleister unerlässlich. Dieser wird direkt auf die Wand aufgetragen, was das Tapezieren ungemein erleichtert und typische Fehler wie gedehnte oder gerissene Bahnen vermeidet. Ein Griff zum falschen Produkt kann hier das ganze Projekt ruinieren.

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Eine ganze Wand in knalligem Orange oder mit einem dominanten geometrischen Muster ist Ihnen zu viel? Die Lösung ist die „Akzentwand“. Sie ist der perfekte Kompromiss, um Retro-Flair zu integrieren, ohne den Raum zu überladen.

  • Im Wohnzimmer: Die Wand hinter dem Sofa oder dem Sideboard.
  • Im Schlafzimmer: Die Wand hinter dem Bettkopf als optische Verlängerung.
  • Im Flur: Eine einzelne Wand als überraschender Blickfang beim Eintreten.
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Papiertapete (der Klassiker): Oft authentischer im Druck, muss aber eingekleistert werden und eine bestimmte Weichzeit einhalten. Korrekturen an der Wand sind schwierig.

Vliestapete (der Alleskönner): Deutlich einfacher zu verarbeiten, da der Kleister auf die Wand kommt. Sie ist formstabil, reißfest und lässt sich später meist trocken wieder abziehen.

Für Einsteiger und bei teuren Mustern ist die Vliestapete oft die stressfreiere und sicherere Wahl.

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Der häufigste Fehler: Zu wenig Tapete bestellt! Gerade bei großflächigen Retro-Mustern ist der sogenannte „Rapport“ – also die Wiederholung des Musters – entscheidend. Je nach Mustergröße kann der Verschnitt erheblich sein. Rechnen Sie zur reinen Wandfläche immer mindestens 10-15 % zusätzliche Rollen als Puffer ein. Nichts ist ärgerlicher, als wenn für die letzte Bahn die Tapete fehlt und die Charge nicht mehr verfügbar ist.

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  • Nahtlose Übergänge, selbst bei komplexen Mustern.
  • Keine Blasen, auch wenn die Arbeit länger dauert.
  • Leichtes Verschieben und Korrigieren der Bahn direkt an der Wand.

Das Geheimnis dahinter? Die Wandklebetechnik. Statt die Tapetenbahn mühsam auf einem Tapeziertisch einzukleistern, wird der Vlieskleister mit einer Rolle direkt auf die Wand aufgetragen. Die trockene Tapetenbahn wird dann einfach ins Kleisterbett eingelegt. Ein Game-Changer, den Profis lieben.

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Laut einer Studie der Farbpsychologie können die für die 70er typischen warmen Farben wie Braun, Orange und Senfgelb ein Gefühl von Stabilität, Gemütlichkeit und sozialer Wärme fördern.

Diese Erkenntnis erklärt, warum Tapeten wie die „Stem“-Muster von Orla Kiely oder florale Prints in diesen Tönen auch heute noch eine unglaublich einladende und wohlige Atmosphäre schaffen. Sie sind nicht nur retro, sondern sprechen unser Unterbewusstsein direkt an.

Kann eine Retro-Tapete auch ins Badezimmer?

Ja, aber mit Bedacht! Eine normale Papiertapete ist hier ein absolutes No-Go – die Feuchtigkeit würde sie ruinieren. Suchen Sie gezielt nach Vinyltapeten oder speziell als „feuchtraumgeeignet“ deklarierten Vliestapeten. Ihre versiegelte Oberfläche ist abwaschbar und widerstandsfähig gegen Wasserdampf. Entscheidend sind zudem eine sehr gute Belüftung des Raumes und das sorgfältige Abdichten der Kanten und Anschlüsse, zum Beispiel mit Silikon.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.