Pralinen selber machen: Dein ehrlicher Guide für die eigene Schoko-Werkstatt
Hey, schön, dass du hier bist! Lass uns mal ganz ehrlich sein: Der Gedanke, Pralinen selber zu machen, hat was Einschüchterndes, oder? Man stellt sich komplizierte Techniken und eine riesige Sauerei in der Küche vor. Ich kann dich beruhigen: Das muss nicht sein. Jahrelang habe ich in der Profi-Küche gestanden und ich kann dir sagen, das Geheimnis ist nicht Magie, sondern gutes Handwerk und ein bisschen Geduld.
Inhaltsverzeichnis
Ich erinnere mich noch an meine Anfangszeit. Mein allererster Versuch, eine Ganache herzustellen, endete in einer grisseligen, öligen Katastrophe. Warum? Weil ich ungeduldig war und die Sahne viel zu heiß über die Schokolade gekippt habe. Eine Lektion, die ich nie vergessen habe. Und genau solche Fehler möchte ich dir ersparen. Dieser Guide ist dein direkter Draht in die Werkstatt – ohne Fachchinesisch, dafür mit echten Tipps, die funktionieren.
Dein Starter-Kit: Was du WIRKLICH brauchst (und was nicht)
Bevor wir loslegen, lass uns kurz über das Werkzeug und die wichtigste Zutat sprechen. Du brauchst keine Profi-Ausrüstung für 500 Euro. Aber ein paar Dinge sind unverzichtbar.

Das Herzstück ist natürlich die Schokolade. Bitte, tu dir selbst einen Gefallen und vergiss die Blockschokolade aus dem Supermarkt. Wir brauchen Kuvertüre. Der höhere Anteil an Kakaobutter darin ist der Schlüssel für einen knackigen Bruch und einen schönen Glanz. Gute Kuvertüre in Form von kleinen „Callets“ (Tropfen) ist ideal, weil sie super einfach zu schmelzen und zu dosieren ist.
Deine kleine Einkaufsliste für den Start:
- Gute Kuvertüre: Marken wie Callebaut oder Valrhona sind der Goldstandard und online in vielen Backshops erhältlich. Rechne mit etwa 12–20 € für eine 1-kg-Tüte, die aber ewig hält. Für den Anfang reichen 500 g völlig aus.
- Ein Digitalthermometer: Das ist dein wichtigstes Werkzeug. Schätzungen funktionieren hier einfach nicht. Ein gutes, schnelles Thermometer bekommst du schon für 15–25 € online oder im Fachhandel.
- Ein paar simple Werkzeuge: Hitzebeständige Schüsseln (Glas oder Metall), ein Silikon-Teigschaber und Backpapier. Das war’s schon!
Deine Aufgabe für heute, wenn du magst? Besorg dir nur das Thermometer und eine Tüte Kuvertüre. Mehr brauchst du für den ersten, wichtigsten Schritt nicht.

Das „gefürchtete“ Temperieren – Entspannt erklärt
Okay, das Wort „Temperieren“ klingt nach hoher Wissenschaft. Ist es aber nicht. Es ist im Grunde nur ein kontrolliertes Schmelzen und Abkühlen der Kuvertüre. Warum der Aufwand? Nur so bekommt die Schokolade diesen seidigen Glanz, das laute „Knack“ beim Reinbeißen und schmilzt erst im Mund, nicht schon in deiner Hand. Ohne Temperieren wird sie grau, fleckig und bleibt irgendwie weich. Das nennt man Fettreif – nicht schlimm, aber auch nicht schön.
Die Profis arbeiten oft auf riesigen Marmorplatten, aber das ist für zu Hause Quatsch. Wir nehmen die Impfmethode. Die ist quasi gelingsicher.
Die Impfmethode Schritt für Schritt:
Nimm deine Kuvertüre. Hacke sie klein, falls du keine Callets hast. Teile sie auf: Zwei Drittel kommen in eine Schüssel, ein Drittel hältst du als „Impfschokolade“ bereit.
- Schmelzen: Die zwei Drittel Schokolade über einem Wasserbad vorsichtig schmelzen. Achtung! Das Wasser darf nicht kochen und kein einziger Tropfen Wasser darf in die Schokolade gelangen – das ist der absolute Tod für jede Kuvertüre. Immer schön langsam rühren. Die Zieltemperaturen sind:
- Dunkle Kuvertüre: ca. 45–50 °C
- Milchkuvertüre: ca. 40–45 °C
- Weiße Kuvertüre: ca. 38–40 °C
- Impfen & Abkühlen: Nimm die Schüssel vom Wasserbad. Jetzt gibst du das restliche Drittel der kalten Kuvertüre dazu. Rühre langsam, aber konstant. Die kalten Stücke kühlen die Masse ab und „impfen“ sie mit den richtigen Kakaobutter-Kristallen.
- Verarbeitungstemperatur erreichen: Rühre so lange, bis alles geschmolzen ist und die perfekte Temperatur erreicht ist. Das ist der Moment, in dem die Magie passiert. Die Verarbeitungstemperaturen sind:
- Dunkle Kuvertüre: 31–32 °C
- Milchkuvertüre: 29–30 °C
- Weiße Kuvertüre: 28–29 °C
Kleiner Tipp: Mach die Messerprobe. Tauch eine Messerspitze in die Kuvertüre und leg sie zur Seite. Bei Raumtemperatur sollte sie innerhalb von 3-5 Minuten fest und glänzend werden. Wenn nicht, musst du den Prozess leider nochmal starten.

Das Herz der Praline: Eine geniale Ganache-Füllung
Die Füllung ist die Seele. Die vielseitigste Füllung überhaupt ist die Ganache – eine cremige Mischung aus Schokolade und Sahne. Klingt simpel, ist es auch!
Grundrezept für eine dunkle Ganache (reicht für ca. 30–40 Trüffel)
- 200 g hochwertige dunkle Kuvertüre (mind. 60 %), fein gehackt
- 100 ml Schlagsahne (mind. 32 % Fett)
- 20 g weiche Butter (optional, für einen zarteren Schmelz)
Zubereitung: 1. Die gehackte Kuvertüre in eine Schüssel geben. 2. Die Sahne einmal kurz aufkochen und SOFORT über die Kuvertüre gießen. 3. Lass die Mischung eine Minute in Ruhe. Dann fängst du an, von der Mitte aus in kleinen Kreisen zu rühren. Du wirst sehen, wie eine glänzende, homogene Creme entsteht. Das ist die Emulsion. 4. Wenn die Masse etwas abgekühlt ist (auf ca. 35 °C), rührst du die weiche Butter unter. 5. Jetzt braucht die Ganache Ruhe. Lass sie bei Raumtemperatur abgedeckt stehen, bis sie fest ist. Das kann ein paar Stunden dauern. Bloß nicht in den Kühlschrank stellen, sonst wird sie bröselig!

Gut zu wissen: Dieses Grundrezept kannst du nach Lust und Laune verfeinern. Gib mal 1-2 Esslöffel Rum dazu, etwas Instant-Espressopulver oder eine Prise Chili. Ach ja, wenn du Milch- oder weiße Kuvertüre nimmst, brauchst du weniger Sahne, da diese Schokoladen von Natur aus weicher sind. Als Faustregel: Für Milchschokolade nimmst du ca. 2,5 Teile Schokolade auf 1 Teil Sahne, für weiße sogar 3 Teile Schokolade auf 1 Teil Sahne.
Dein erstes Pralinen-Projekt: 3 Wege zum Glück
Es gibt verschiedene Methoden, Pralinen zu formen. Lass uns die mal ganz unkompliziert vergleichen, damit du die richtige für dich findest.
- Handgerollte Trüffel: Das ist die einfachste und ehrlichste Methode. Perfekt für den Einstieg! Du brauchst nur deine Hände (am besten mit Handschuhen) und eine feste Ganache. Der Zeitaufwand ist gering und das Ergebnis wunderbar rustikal. Schwierigkeit:
- Schnittpralinen: Etwas sauberer und eleganter. Hier gießt du die Ganache in eine flache Form, lässt sie fest werden und schneidest sie dann in Würfel oder Rauten. Du brauchst ein langes, scharfes Messer und eine ruhige Hand. Schwierigkeit:
- Gegossene Hohlkörper: Das ist die Königsdisziplin für makellos glänzende Pralinen. Hierfür brauchst du spezielle Pralinenformen aus hartem Polycarbonat (ca. 15-25 €). Es erfordert Präzision und etwas mehr Zeit, aber die Ergebnisse sind absolut professionell. Schwierigkeit:
Mein Rat? Fang mit handgerollten Trüffeln an. Steche mit einem Teelöffel Portionen von deiner festen Ganache ab, rolle sie schnell zu Kugeln und wälze sie dann in Kakaopulver, gehackten Nüssen oder Kokosraspeln. Fertig! Einfacher geht’s nicht und der Genuss ist riesig.

Hilfe, es klappt nicht! – Erste Hilfe für Pralinen-Pannen
Keine Sorge, auch Profis haben mal einen schlechten Tag. Hier die häufigsten Probleme und ihre Lösungen:
- Problem: Meine Ganache ist grisselig/ölig!Lösung: Du hast sie wahrscheinlich zu heiß oder zu schnell gerührt. Gib löffelweise etwas zimmerwarme Sahne oder Milch dazu und rühre ganz langsam mit einem Stabmixer von unten nach oben. Das rettet die Emulsion meistens.
- Problem: Meine Schokolade wird grau und fleckig!Lösung: Das ist der klassische Fettreif, ein Zeichen für falsches Temperieren. Da hilft nur eines: Schokolade erneut schmelzen und den Temperierprozess nochmal, diesmal ganz genau nach Thermometer, durchführen.
- Problem: Die Pralinen kleben in der Form fest!Lösung: Entweder war die Kuvertüre nicht richtig temperiert oder die Form nicht 100% sauber und trocken. Poliere die Form vor dem Gießen immer mit einem Wattepad. Wenn sie schon festsitzen, hilft manchmal ein kurzer Schock im Gefrierfach (wirklich nur 5-10 Minuten), damit sich die Schokolade zusammenzieht.

Lagerung, Haltbarkeit & der Sommer-Trick
Die größte Sünde: Pralinen im Kühlschrank lagern. Die Feuchtigkeit macht die Schokolade stumpf und sie nimmt den Geruch von Käse und Wurst an – igitt. Ideal ist ein kühler, trockener Ort bei 15–18 °C, wie ein Keller oder eine Speisekammer.
Aber was tun im Sommer in einer warmen Wohnung? Hier ein Trick: Pack die Pralinendose in eine weitere, größere, luftdichte Box. Diese kannst du dann in den kühlsten Raum der Wohnung stellen. Zur Not geht auch das Gemüsefach im Kühlschrank, aber nur mit diesem doppelten Schutz vor Feuchtigkeit und Gerüchen!
Sei ehrlich bei der Haltbarkeit: Deine selbstgemachten Schätze sind Frischware. Eine reine Sahne-Ganache hält sich kühl gelagert etwa zwei Wochen. Mit Alkohol oder einem hohen Zuckeranteil etwas länger.
Ein letztes Wort…
Pralinen zu machen ist ein wunderbar entschleunigender Prozess. Das leise Knacken der Kuvertüre, der Duft, der durch die Küche zieht… Lass dich darauf ein. Deine ersten Versuche werden vielleicht nicht perfekt aussehen, aber sie werden mit Liebe gemacht sein. Und das ist ein Geschmack, den man nirgendwo kaufen kann. Viel Spaß in deiner kleinen Schoko-Werkstatt!

Bildergalerie


Wussten Sie schon? Der Begriff „Praline“ wurde im 17. Jahrhundert zu Ehren des französischen Marschalls du Plessis-Praslin geprägt. Sein Koch soll eine geröstete Mandel in Karamellzucker getaucht haben – der simple, aber geniale Vorfahre unserer heutigen gefüllten Kunstwerke.

Hilfe, meine Schokolade hat graue Schlieren! Was ist passiert?
Keine Sorge, das ist meist nur ein Schönheitsfehler. Man unterscheidet zwischen „Fettreif“ (die Kakaobutter wandert an die Oberfläche) und „Zuckerreif“ (durch Feuchtigkeit löst sich Zucker und kristallisiert neu). Meistens ist falsche Lagerung oder eine ungenaue Temperierung schuld. Eine kühle, trockene Umgebung um 16-18 °C ist ideal – der Kühlschrank ist wegen der Feuchtigkeit oft der Feind deiner Pralinen!

Eine perfekt glänzende Oberfläche und dieses befriedigende „Knack“ beim Hineinbeißen? Das ist kein Zufall. Das Geheimnis liegt in der präzisen Kristallisation der Kakaobutter während des Temperierens. Nur wenn die Kristalle in ihrer stabilsten Form (Beta-V) angeordnet sind, entsteht dieser perfekte Bruch. Dein Digitalthermometer ist also nicht nur ein Werkzeug, es ist der Dirigent deines Schokoladen-Orchesters.

Polycarbonat-Formen: Der Standard der Profis. Sie sind extrem stabil, was das Herausklopfen der Pralinen erleichtert. Ihr größter Vorteil ist die spiegelglatte Oberfläche, die der Schokolade einen unübertroffenen Glanz verleiht. Marken wie Chocolate World sind hier die Referenz.
Silikon-Formen: Flexibler und oft günstiger. Ideal für Anfänger, da sich die Pralinen leicht herausdrücken lassen. Der Glanz ist meist etwas matter als bei Polycarbonat. Perfekt für halbrunde Trüffel oder verspielte Formen.
Für den Anfang sind beide super, aber wer den ultimativen Profi-Look anstrebt, wird früher oder später bei Polycarbonat landen.

Sobald deine Basis-Ganache sitzt, beginnt der wahre Spaß: das Spiel mit den Aromen. Hier sind ein paar Kombinationen, die garantiert begeistern:
- Dunkle Schokolade (70%): mit einem Hauch Chili-Öl, Himbeerpüree oder einem Schuss kräftigem Espresso.
- Milchschokolade (ca. 40%): harmoniert wunderbar mit salzigem Karamell, Passionsfrucht oder gemahlenem Kardamom.
- Weiße Schokolade: liebt die Kombination mit Matcha-Pulver, Limettenabrieb oder Tonkabohne.

Laut einer Studie des Cacao Barry Labors bevorzugen über 60 % der Konsumenten Pralinen mit einer Kombination aus cremigen und knusprigen Texturen.
Denken Sie daran, wenn Sie Ihre Füllungen entwerfen! Eine seidige Ganache wird durch die Zugabe von gerösteten Nuss-Splittern (Krokant), kleinen Keksstückchen (Pailleté Feuilletine) oder sogar knisterndem „Popping Candy“ sofort auf ein neues Level gehoben. Dieser Kontrast im Mundgefühl macht eine gute Praline zu einer unvergesslichen.

Ein Profi-Trick für samtige Füllungen: Invertzucker. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht. Ein kleiner Teelöffel Invertzucker oder Glukosesirup in deiner Ganache verhindert, dass der Zucker mit der Zeit auskristallisiert. Das Ergebnis ist eine Füllung, die länger cremig und zartschmelzend bleibt – ein einfaches Upgrade mit großer Wirkung, das du in jedem Back-Fachgeschäft findest.

Du willst deine Pralinen veredeln? Oft sind es die kleinen Details, die den größten Unterschied machen.
- Edelmetall-Staub: Mit einem weichen Pinsel aufgetragen, verleiht essbarer Gold- oder Silberstaub (z.B. von Roxy & Rich) einen Hauch von Luxus.
- Transferfolien: Lege eine Schokoladen-Transferfolie auf die noch feuchte Schokolade deiner Pralinen. Nach dem Aushärten ziehst du sie ab und das Muster bleibt zurück.
- Der Gabel-Trick: Tauche eine Gabel in geschmolzene Kontrast-Schokolade und schwinge sie mit einer schnellen Bewegung über die fertigen Pralinen für ein elegantes Streifenmuster.

Der Moment, in dem die erste Praline aus der Form gleitet und perfekt glänzt, ist pure Magie. Es ist mehr als nur Süßigkeiten herzustellen; es ist ein Akt der Konzentration und Hingabe. Der Duft von schmelzender Schokolade, das leise Klopfen an der Form, die Vorfreude auf den ersten Biss – gönn dir diesen meditativen Prozess. Schalte Musik an, nimm dir Zeit und genieße deine eigene kleine Schoko-Therapie.

- Ein perfekter Glanz, der beeindruckt.
- Ein knackiger Bruch, der Appetit macht.
- Eine längere Haltbarkeit ohne unschöne Flecken.
Das Geheimnis? Die Temperatur-Disziplin. Jeder Schokoladentyp hat seine eigene, exakte Temperierkurve. Bei Zartbitterkuvertüre von Callebaut (z.B. die beliebte 811) bedeutet das: Schmelzen auf 45-50°C, Abkühlen auf 27°C und erneutes Erwärmen auf exakt 31-32°C. Halte dich daran – es lohnt sich.

Müssen es immer Hohlkörper sein?
Absolut nicht! Der einfachste Einstieg sind handgerollte Trüffel. Dafür eine Ganache herstellen, im Kühlschrank fest werden lassen, bis sie formbar ist, und dann mit einem Teelöffel Portionen abstechen. Zwischen den Händen schnell zu Kugeln rollen und anschließend in Kakao, Puderzucker, Kokosraspeln oder gehackten Nüssen wälzen. Kein Temperieren, keine Formen, pures Schokoladenglück.
Fokus auf Füllung: Der Artikel erwähnt Marzipan, und das ist ein fantastischer Startpunkt. Aber statt fertiges Marzipan zu kaufen, versuche es mal selbst: Blanchierte Mandeln, Puderzucker und ein Hauch Rosenwasser ergeben eine unvergleichliche Basis. Mische für eine moderne Variante gehackte Pistazien oder einen Tropfen Orangenblütenwasser unter. Dieser persönliche Touch macht aus einem Klassiker *deine* unverkennbare Praline.




