Sevillas Kathedrale: Mehr als nur Stein – Dein Guide für ein unvergessliches Erlebnis

von Mareike Brenner
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Wenn du das erste Mal vor der Kathedrale von Sevilla stehst, ist es nicht nur die schiere Größe, die dich für einen Moment innehalten lässt. Es ist das spürbare Gewicht. Das Gewicht der Geschichte, von Millionen Tonnen Stein und, ganz ehrlich, von einem Ehrgeiz, der fast schon verrückt anmutet. Ich habe beruflich viele große Kirchen in Europa gesehen, aber dieses Bauwerk in Sevilla hat eine ganz eigene Wucht. Es erzählt nicht nur von Glauben, sondern auch von Macht, Reichtum und Umbrüchen, die die Welt verändert haben.

Mit der Zeit lernt man, die Sprache des Steins zu lesen. Man erkennt die Narben der Geschichte und die Geniestreiche der Baumeister. Dieser Ort ist kein stilles Museum, sondern ein lebendiger Organismus aus verschiedenen Epochen, dessen Wurzeln viel tiefer reichen, als man auf den ersten Blick vermutet. Um dieses Wunderwerk wirklich zu begreifen, müssen wir es Schicht für Schicht gemeinsam freilegen.

Vom Gebetshaus zur Machtdemonstration

Bevor hier auch nur ein gotischer Stein auf den anderen gesetzt wurde, stand an dieser Stelle eine riesige Moschee aus der maurischen Zeit. Stell dir das mal vor: Der berühmte Glockenturm, die Giralda, war damals ihr Minarett. Und der wunderschöne Orangenhof, der Patio de los Naranjos, war der Ort für die rituellen Waschungen vor dem Gebet.

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Als die Christen die Stadt eroberten, waren sie pragmatisch. Anstatt die Moschee abzureißen – was ein Vermögen gekostet hätte – weihten sie sie einfach zur Kirche um. Über 150 Jahre lang beteten die Christen also in einer umfunktionierten Moschee. Ein christlicher Altar unter maurischen Bögen, was für ein Bild! Diese Übergangsphase ist super wichtig, um zu verstehen, warum die Kathedrale heute so ist, wie sie ist.

Ein schweres Erdbeben beschädigte die alte Struktur dann so stark, dass eine Reparatur sich kaum noch lohnte. Sevilla war durch den Handel reich und selbstbewusst geworden. Also fassten die Domherren einen legendären Entschluss, der alles über den damaligen Zeitgeist aussagt: „Lasst uns eine so große Kirche bauen, dass jene, die sie fertiggestellt sehen, uns für verrückt halten.“ Das war keine falsche Bescheidenheit. Das war eine Ansage.

Ein Bau für die Ewigkeit: Die Logistik hinter dem Giganten

Der Bau dauerte über ein Jahrhundert. Als jemand, der sich mit Baugeschichte beschäftigt, fasziniert mich hier vor allem die Logistik. Der Kalkstein kam aus über 20 verschiedenen Steinbrüchen der Region und musste mit Ochsenkarren über unbefestigte Wege nach Sevilla transportiert werden. Eine Meisterleistung, die man sich heute kaum noch vorstellen kann.

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Die Baumeister nutzten zwar gotische Prinzipien, aber auf ihre ganz eigene, spanische Art. Während die französische oder deutsche Gotik oft filigran in die Höhe strebt, ist die spanische Variante breiter, wuchtiger. In Sevilla zählte nicht Eleganz, sondern Größe. Der Innenraum sollte einen riesigen, ungeteilten Eindruck erwecken. Dafür braucht man extrem starke Pfeiler und clevere Gewölbe, um das enorme Gewicht der Decke zu tragen. Allein die fünf Schiffe schaffen eine Breite von 76 Metern. Gigantisch!

Achtung, Bauschäden!

Selbst die größten Meister stoßen an ihre Grenzen. Das zeigt sich am Schicksal der zentralen Kuppel. Nur wenige Jahre nach der Fertigstellung stürzte sie ein. Ein renommierter Experte wurde gerufen, der sie stabiler wieder aufbaute. Doch die Geschichte wiederholte sich: Nach einem weiteren Beben stürzte die Kuppel erneut ein. Eine ernüchternde Erinnerung daran, dass diese riesigen Steingebäude keine starren Gebilde sind. Sie leben, bewegen sich und altern. Die ständige Überwachung und Restaurierung heute ist die direkte Lehre aus diesen Ereignissen.

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Die Giralda: Ein Turm, der Kulturen verbindet

Kaum ein Teil symbolisiert die Geschichte Sevillas besser als die Giralda. Die unteren zwei Drittel sind noch das originale Minarett der Moschee. Die feinen Ziegelmuster sind ein Meisterwerk maurischer Kunst. Eine Besonderheit ist der Aufstieg: Es gibt keine Treppen, sondern 35 breite Rampen. Angeblich, damit der Muezzin auf einem Pferd nach oben reiten konnte. Ob Legende oder nicht, der Aufstieg ist einzigartig. Ich erinnere mich noch gut, wie ich das erste Mal hochgeschnauft bin – die sanfte Steigung ist tückischer, als sie aussieht. Aber der Ausblick ist jede Mühe wert!

Später, in der Renaissance, wurde dann die heutige christliche Glockenstube aufgesetzt. Diese Kombination aus islamischer Basis und Renaissance-Spitze ist in Europa einmalig. Gekrönt wird sie von einer riesigen Bronzestatue, die sich als Wetterfahne dreht und dem Turm ihren Namen gab: „Giralda“, die sich Drehende.

Im Inneren: Ein Schatzhaus voller Wunder

Betrittst du die Kathedrale, verschlägt es dir die Sprache. Die Deckenhöhe im Mittelschiff erreicht 42 Meter, die Säulen sind so dick wie alte Baumstämme. Das Licht, das durch die über 75 Buntglasfenster fällt, taucht alles in eine fast magische Atmosphäre. Jedes Fenster erzählt eine biblische Geschichte – eine Bibel für die, die damals nicht lesen konnten.

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Das absolute Herzstück ist aber der Hauptaltar. Er gilt als der größte Altar der Christenheit, ein Lebenswerk mehrerer Meister. Er besteht aus tausenden vergoldeten und bemalten Holzfiguren, die das Leben Jesu und Marias darstellen. Man schätzt, dass dafür das Holz von über 1.000 Bäumen verarbeitet wurde. Die Details sind so fein, dass man sie vom Boden aus kaum erkennt. Man sagt, sie wurden nicht für die Menschen gemacht, sondern für Gott.

Das Grab des Kolumbus: Eine Odyssee nach dem Tod

Einer der größten Besuchermagneten ist das Grabmal des berühmten Entdeckers. Sein Sarkophag wird von vier überlebensgroßen Figuren getragen, die die alten spanischen Königreiche symbolisieren. Doch die Geschichte seiner Gebeine ist noch viel spannender als das Monument selbst.

Nach seinem Tod begann für seinen Leichnam eine unglaubliche Reise über den Atlantik und wieder zurück, die über Jahrhunderte dauerte. Es gab lange Streit, ob die Knochen in Sevilla wirklich die echten sind. Erst eine aufwendige DNA-Analyse vor einiger Zeit brachte Klarheit: Durch den Vergleich mit der DNA seines Bruders konnte bestätigt werden, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit der große Entdecker tatsächlich hier seine letzte Ruhe gefunden hat. Wissenschaft, die ein jahrhundertealtes Rätsel löst – faszinierend, oder?

Sevilla : Catedral de Santa María de la Sede
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Dein Besuch – Der ultimative Gameplan

Die Kathedrale von Sevilla ist kein Geheimtipp, sie ist ein absolutes Muss. Damit dein Besuch aber entspannt und unvergesslich wird, hier ein paar Ratschläge aus meiner Erfahrung:

Tickets & der geniale Warteschlangen-Trick
Der wichtigste Tipp überhaupt: Kauf deine Tickets IMMER vorab online auf der offiziellen Webseite der Kathedrale. Die Schlangen vor Ort können, besonders in der Hochsaison, brutal lang sein. Das Standardticket kostet online um die 12 €, was wirklich fair ist. Ein Audioguide schlägt mit etwa 5 € zu Buche, lohnt sich aber, wenn du tiefer eintauchen willst.

Kleiner Tipp: Es gibt ein Kombiticket, das auch den Eintritt zur nahegelegenen Iglesia del Salvador beinhaltet. Der Clou: Du kaufst es bei der Iglesia del Salvador, wo fast nie eine Schlange ist, und kannst dann mit diesem Ticket an der riesigen Schlange der Kathedrale vorbeispazieren! Die Kirche selbst ist übrigens auch wunderschön, quasi die kleine, aber feine barocke Schwester der Kathedrale und ein perfekter Appetizer.

sevilla kathedrale Santa Maria de la Sede eingang

Der Schlachtplan für Eilige (90 Minuten)
Wenig Zeit? Kein Problem. Mit diesem Plan siehst du die Highlights:

  • Die Giralda erklimmen (30 Min): Starte damit, solange du noch frisch bist. Der Aufstieg ist im Ticketpreis enthalten!
  • Das Kolumbus-Grab bestaunen (15 Min): Einmal ehrfürchtig davorstehen und die Geschichte auf sich wirken lassen.
  • Den Hauptaltar bewundern (15 Min): Such dir einen Platz und lass die unfassbare Detailfülle auf dich wirken.
  • Durch das Mittelschiff schlendern (30 Min): Einfach umherlaufen, die schiere Größe spüren und die Atmosphäre genießen.

Gut zu wissen: Dresscode, Barrierefreiheit & Co.

  • Kleiderordnung: Denk dran, es ist eine aktive Kirche. Schultern und Knie sollten bedeckt sein. Mein Trick für den Sommer: Hab immer einen leichten Schal oder ein Tuch dabei. Das kannst du dir schnell umwerfen und musst nicht im dicken Pulli schwitzen.
  • Barrierefreiheit: Der Hauptbereich der Kathedrale ist für Rollstühle und Kinderwagen zugänglich. Die Giralda mit ihren Rampen leider nicht.
  • Sicherheit: Wo viele Menschen sind, sind leider auch Taschendiebe. Pass gut auf deine Wertsachen auf, besonders im Gedränge.
sevilla kathedrale Santa Maria de la Sede
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Ein Fazit, das bleibt

Am Ende ist die Kathedrale von Sevilla so viel mehr als die Summe ihrer Teile. Sie ist ein Zeugnis von Ehrgeiz und Glauben, sie vereint maurisches Erbe und christlichen Prunk, finanziert durch den Handel mit einer „Neuen Welt“. Wenn du durch ihre riesigen Tore trittst, versuch mal, die Fakten für einen Moment auszublenden. Spür einfach nur das Gewicht der Geschichte und die unglaubliche Atmosphäre. Ehrlich gesagt, das ist eine Erfahrung, die du so schnell nicht vergisst.

Bildergalerie

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Santa Maria de la Sede sevilla kathedrale innenhof
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„Lasset uns eine so große und derart gestaltete Kirche bauen, dass jene, die sie vollendet sehen, uns für verrückt erklären.“

Dieser berühmte Beschluss des Domkapitels von 1401 war keine Übertreibung. Mit einem Volumen von rund 500.000 Kubikmetern ist die Kathedrale von Sevilla nicht nur die größte gotische Kirche der Welt, sondern übertrifft in ihrem Rauminhalt sogar den Petersdom in Rom. Ein Monument des Glaubens und des unbändigen Ehrgeizes.

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Warum hat die Giralda eigentlich Rampen statt Treppen?

Die Antwort liegt in ihrer Vergangenheit als Minarett der Almohaden-Moschee. Die 35 sanft ansteigenden Rampen wurden so konstruiert, damit der Muezzin fünfmal täglich zu Pferde nach oben reiten konnte, um die Gläubigen zum Gebet zu rufen. Heute macht es den Aufstieg für Besucher deutlich angenehmer als das endlose Erklimmen von Stufen – ein historischer Komfort!

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Das Herzstück der Kathedrale ist der Retablo Mayor, der Hauptaltar, und er ist ein Meisterwerk der Superlative. Über 40 Jahre lang arbeitete der flämische Bildhauer Pierre Dancart an diesem gigantischen Werk. Es besteht aus über 1.000 geschnitzten Figuren, die in 45 Szenen aus dem Leben Jesu und Marias angeordnet sind.

  • Material: Hauptsächlich Walnuss- und Kastanienholz.
  • Besonderheit: Der gesamte Altar ist mit Gold überzogen – einer Legende nach mit dem ersten Gold, das Christoph Kolumbus aus Amerika mitbrachte.
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Nicht verpassen: Das Krokodil an der Decke! In der Nähe des Orangenhofs, an der „Puerta del Lagarto“, hängt ein ausgestopftes Krokodil von der Decke. Es war angeblich ein Geschenk eines ägyptischen Sultans im 13. Jahrhundert, der um die Hand von Alfons X. Tochter warb. Ein skurriles und oft übersehenes Detail voller Legenden.

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Gotische Dämmerung: Die riesigen Dimensionen und die relativ kleinen Fenster erzeugen im Inneren eine gewollt mystische, schattige Atmosphäre, die zur Einkehr und zum Staunen anregen soll.

Himmlisches Licht: Die 75 Buntglasfenster, einige davon Meisterwerke von Künstlern wie Arnao de Flandes aus dem 16. Jahrhundert, durchbrechen diese Dunkelheit mit farbenprächtigen Lichtkegeln, die wie göttliche Pinselstriche durch den Raum wandern.

Dieser bewusste Kontrast zwischen Schatten und Licht ist ein zentrales Element der gotischen Architektur und hier in Sevilla perfekt inszeniert.

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Der Patio de los Naranjos ist mehr als nur ein hübscher Vorhof. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, bevor Sie die Kathedrale betreten. Schließen Sie die Augen und atmen Sie den Duft der Orangenblüten und der feuchten Erde ein. Lauschen Sie dem leisen Plätschern des Brunnens in der Mitte – ein Überbleibsel des alten Waschungsbeckens der Moschee. Es ist ein Ort des Übergangs, der die Sinne auf die monumentale Stille im Inneren vorbereitet.

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  • Vermeiden Sie die Mittagshitze und die größten Menschenmassen.
  • Profitieren Sie von einer besseren Lichtstimmung für Fotos.
  • Erleben Sie eine ruhigere, andächtigere Atmosphäre.

Das Geheimnis? Besuchen Sie die Kathedrale gleich zur Öffnung am Morgen. Kaufen Sie Ihr Ticket online im Voraus, um die Warteschlange zu umgehen, und gehen Sie direkt zur Giralda, bevor sich dort die Massen stauen.

Das Grabmal von Christoph Kolumbus ist ein theatralisches Meisterwerk für sich. Die vier Träger sind keine Heiligen, sondern repräsentieren die vier alten Königreiche Spaniens. Achten Sie auf die Details: Die vorderen Figuren, die Kastilien und León darstellen, tragen den Sarg mit festem Schritt, da sie Kolumbus‘ Expedition unterstützten. Die hinteren Figuren für Aragón und Navarra wirken zögerlicher und halten den Sarg nur widerwillig, was ihre anfängliche Skepsis symbolisiert.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.