Fassadenkunst mit der Sprühdose: Der komplette Guide vom Profi – ohne teure Fehler
Ich bin seit Jahrzehnten im Malerhandwerk zu Hause. In meiner Werkstatt riecht es nach Lack, Holz und ehrlicher Arbeit. Aber neben Pinsel und Rolle hat sich bei mir ein Werkzeug etabliert, das viele Kollegen anfangs nur belächelt haben: die Sprühdose. Für sie war das Schmiererei. Ich sah das anders.
Inhaltsverzeichnis
Ich sah die Technik, die Präzision und dieses unglaubliche Gespür für Farbe und Form. Da waren Talente, die mit einer Dose Linien zogen, für die ich meinen feinsten Pinsel hätte nehmen müssen. Also habe ich angefangen, mich damit zu beschäftigen – ganz offen, in meiner Werkstatt. Heute verbinde ich traditionelles Handwerk mit den Techniken der Urban Art. In diesem Guide teile ich mein Wissen mit dir. Es geht nicht um illegale Aktionen. Es geht darum, wie du eine graue Wand legal und handwerklich sauber in ein Kunstwerk verwandelst. Ehrlich, direkt und aus der Praxis.
Das Fundament für dein Kunstwerk: Der Untergrund
Bevor auch nur eine einzige Dose geschüttelt wird, schaue ich mir die Wand an. Das ist das A und O, eine heilige Regel im Handwerk. Ein guter Anstrich – egal ob mit Pinsel oder Dose – steht und fällt mit dem Untergrund. Machst du hier einen Fehler, hält die beste Arbeit keine fünf Jahre oder die Farben sehen einfach nur stumpf aus.

Jedes Material hat so seine Eigenheiten. Hier die häufigsten Kandidaten und wie du mit ihnen umgehst:
- Sichtbeton: Oft glatt, aber unheimlich „durstig“. Ohne Grundierung saugt der Beton die Bindemittel aus der Farbe wie ein Schwamm. Das Ergebnis? Die Pigmente bleiben matt zurück, die Farbe „verhungert“ und wird fleckig. Dein Plan: Nach der Reinigung (meist mit Hochdruckreiniger) unbedingt einen Tiefengrund auftragen. Den bekommst du in jedem Baumarkt. Rechne mal mit ca. 15-25 € für einen 5-Liter-Kanister, das reicht für eine ordentliche Fläche.
- Ziegelmauerwerk: Sehr rau und extrem saugfähig. Die Fugen saugen anders als der Stein, was ein gleichmäßiges Bild fast unmöglich macht. Hier ist eine Grundierung absolute Pflicht, um eine einheitliche „Leinwand“ zu schaffen.
- Putzfassaden: Der Klassiker. Ein traditioneller Kalk-Zement-Putz ist alkalisch und kann bestimmte Farbpigmente chemisch angreifen, sie „bluten aus“. Moderne Kunstharzputze sind da entspannter. Hier hilft ein Blick ins technische Datenblatt des Putzes, falls vorhanden. Ansonsten bist du mit einer Grundierung immer auf der sicheren Seite.
- Metall oder Kunststoff: Diese Flächen saugen gar nicht. Die Farbe braucht hier einen Haftvermittler, sonst liegt sie nur lose auf und blättert beim ersten Frost ab. Ich hab das mal bei einem Garagentor gesehen – sah super aus, aber nach dem Winter lag die Hälfte der Kunst am Boden. Eine teure Lektion in Materialkunde. Hier brauchst du einen speziellen Haftgrund, den es auch in der Sprühdose gibt (ca. 15-20 € pro Dose).
Die Vorbereitung ist also keine Option, sondern deine Qualitätssicherung. Reinigen, lose Teile abkratzen, Risse zuspachteln, grundieren. Das ist der Weg der Profis.

Dein Werkzeug: Mehr als nur bunte Dosen
Eine Sprühdose ist ein erstaunlich vielseitiges Werkzeug. Der Laie sieht nur die Dose, der Kenner ein ganzes System aus Druck, Ventil und dem Sprühkopf, dem sogenannten Cap. Diese Kombination entscheidet über alles.
Ganz ehrlich, bei den Dosen gibt es massive Qualitätsunterschiede. Marken wie Montana oder Molotow sind nicht ohne Grund der Standard in der Szene. Sie haben eine hohe Pigmentdichte, was für leuchtende Farben sorgt, und zuverlässige Ventile. Plane mal mit Preisen zwischen 4,50 € und 6 € pro 400ml-Dose.
Die Kunst der Linie: Alles eine Frage der Caps
Das wichtigste Zubehör ist das Cap. Es gibt Hunderte, aber für den Anfang reichen diese Kategorien:
- Skinny Caps: Für feine, scharfe Linien. Perfekt für Konturen (Outlines) und Details. Du arbeitest hier sehr nah an der Wand (5-10 cm) und musst dich schnell bewegen, damit die Farbe nicht läuft.
- Fat Caps: Für breite Striche und das schnelle Füllen von Flächen (Fill-ins). Der Farbausstoß ist enorm, der Abstand zur Wand größer (20-30 cm). Ideal für weiche Farbverläufe (Fades).
- Soft Caps: Ein guter Mittelweg. Sie erzeugen einen weichen Sprühstrahl, super für Übergänge und Schattierungen. Mit etwas Übung kannst du die Linienstärke hier allein über den Fingerdruck steuern.
- Special Caps: Exoten für spezielle Effekte, zum Beispiel Nadel-Caps für hauchdünne Linien. Eher was für Fortgeschrittene.
Kleiner Tipp für Anfänger: Bevor du an die Wand gehst, schnapp dir einen großen Karton. Teste die verschiedenen Caps. Wie nah musst du mit einem Skinny ran? Wie weit weg mit einem Fat Cap? Fühl den Unterschied! Das ist die beste Übung, um ein Gefühl für dein Werkzeug zu bekommen.

Ach ja, und du brauchst nicht für jede Farbe ein neues Cap. Wir Profis reinigen sie. Entweder die Dose auf den Kopf stellen und sprühen, bis nur noch Gas kommt, oder die Caps in ein Glas mit Pinselreiniger legen. Spart Geld und schont die Umwelt.
Die Technik: So entsteht ein sauberes Bild
Gute Fassadenkunst entsteht nicht durch wildes Draufsprühen. Es ist ein klarer, strukturierter Prozess:
- Die Skizze (Sketch): Alles beginnt auf dem Papier. Hier legst du Komposition und Farben fest. Bei großen Wänden übertrage ich die Skizze oft mit einem Raster oder – bei sehr komplexen Motiven – nachts mit einem Projektor.
- Das Füllen (Fill-in): Jetzt kommen die großen Farbflächen dran. Ich fange fast immer mit den hellsten Farben an. Warum? Weil dunkle Farbe viel besser auf heller deckt als umgekehrt. Das erspart dir später Korrekturen. Hier arbeitest du mit Fat Caps und gleichmäßigen, überlappenden Bahnen.
- Die Kontur (Outline): Wenn die Flächen trocken sind, kommt der Moment der Wahrheit. Eine zittrige Outline kann alles ruinieren. Jetzt wechselst du zu Skinny Caps. Wichtig: Die Bewegung muss aus dem ganzen Arm kommen, nicht nur aus dem Handgelenk, dann werden die Linien flüssig.
- Die zweite Kontur (Second Outline): Oft legt man eine zweite, breitere Kontur um die erste. Das gibt dem Bild Tiefe und lässt es förmlich von der Wand springen.
- Effekte & Details: Zum Schluss kommen Lichtpunkte, Schatten und andere Feinheiten. Das ist die Kür, die ein gutes Bild von einem meisterhaften unterscheidet.
Ein wenig bekannter Trick unter Profis ist das „Cutten“. Wenn eine Outline mal nicht 100% sauber ist, korrigierst du nicht die Linie selbst. Stattdessen nimmst du die Hintergrundfarbe und „schneidest“ die Kante der Outline von außen nach – so wird sie rasiermesserscharf.

Vom Hobby zum Auftrag: Der professionelle Weg
Man kann nicht über dieses Thema sprechen, ohne die rechtliche Seite zu erwähnen. Illegales Sprühen ist Sachbeschädigung. Das ist kein Spaß, kann extrem teuer werden und schadet dem Ansehen aller, die diese Kunstform ernsthaft betreiben. Der professionelle Weg ist die Auftragsarbeit.
Dafür brauchst du aber mehr als nur Talent:
- Dein Portfolio: Keiner kauft die Katze im Sack. Mach gute Fotos von deinen Arbeiten und erstelle eine saubere Mappe (digital oder gedruckt). Das ist deine Visitenkarte.
- Kunden finden: Sprich mit Hausbesitzern, Firmen oder frag bei deiner Stadtverwaltung nach. Oft gibt es legale Flächen („Halls of Fame“) oder sogar Förderprogramme für Kunst am Bau.
- Das Angebot: Wenn du eine Anfrage hast, erstelle ein klares, schriftliches Angebot. Da gehören rein: Entwurfsskizze, Materialkosten, Kosten für Gerüst oder Hebebühne und dein Honorar. Transparenz schafft Vertrauen.
Damit du mal eine Hausnummer hast: Für eine Garagenwand von ca. 20 Quadratmetern würde eine grobe Kalkulation so aussehen: Ungefähr 30-40 Dosen Farbe (à ca. 4,50 €) machen rund 135-180 €. Dazu kommen Grundierung und Abdeckmaterial für vielleicht 50 €. Und dann deine Arbeitszeit. Wenn du zwei Tage brauchst, sind 800-1000 € Arbeitslohn realistisch. So landet man schnell bei einem Gesamtpreis von ca. 1.000-1.250 € für den Kunden.

Ein Großprojekt planen? Denk an die Logistik!
Eine 100-Quadratmeter-Fassade ist eine andere Liga. Hier ist die Planung 80 % der Arbeit. Rechne pro Quadratmeter mit etwa 1,5 bis 2 Dosen nur für die Grundflächen. Das sind bei 100 m² schnell 200 Dosen. Ich bestelle immer 15-20 % mehr, denn nichts ist ärgerlicher, als wenn am letzten Tag eine Farbe ausgeht.
So eine Wand ist auch kein Wochenendprojekt. Plane realistisch: 1 Tag für Reinigung, 1 Tag für die Grundierung (plus Trocknungszeit!), ein halber Tag, um die Skizze zu übertragen, und dann, je nach Detailgrad, 3-5 Tage reine Sprüharbeit. Und immer einen Wetter-Puffer einplanen! Bei Regen, starkem Wind oder unter 10 Grad Celsius bleibt die Ausrüstung im Koffer.
Ab 3 Metern Höhe ist zudem ein Gerüst oder eine Hebebühne Pflicht. Eine Hebebühne zu mieten kostet je nach Modell und Dauer zwischen 150 € und 300 € pro Tag. Das muss ins Angebot!

Ganz wichtig: Deine Gesundheit!
Ich kann es nicht oft genug sagen: Gesundheitsschutz ist nicht verhandelbar. Die Lösemittel in den Dosen sind kein Witz. Kurzfristig verursachen sie Kopfschmerzen, langfristig können sie Nerven und Organe schädigen.
Achtung: Eine einfache Staubmaske aus dem Baumarkt bringt absolut gar nichts! Du brauchst eine richtige Halbmaske mit einem Kombinationsfilter, mindestens A2/P3. Der A2-Filter schützt vor den Gasen, der P3-Filter vor den Farbpartikeln. Eine gute Maske, zum Beispiel von 3M, kostet um die 30-40 Euro. Die Filter kannst du wechseln. Das ist die beste Investition, die du tätigen kannst.
Denk auch an Handschuhe, um deine Haut zu schützen, und entsorge die leeren Dosen ordnungsgemäß. Sie sind Sondermüll und gehören zum Wertstoffhof. Einfach „Wertstoffhof“ und deinen Stadtnamen googeln, die Annahme ist meist kostenlos.
Die Welt der Fassadenkunst ist faszinierend und kann unsere Städte wirklich bunter machen. Aber der Weg dorthin erfordert Disziplin, technisches Wissen und Professionalität. Wenn das alles zusammenkommt, entsteht aus einer einfachen Sprühdose echte Kunst.

Bildergalerie


„Das Geheimnis einer guten Linie liegt nicht in der Dose, sondern im ganzen Arm. Man malt aus der Schulter, nicht aus dem Handgelenk.“
Dieser Leitsatz trennt den Anfänger vom Fortgeschrittenen. Eine Bewegung aus dem Handgelenk erzeugt kurze, zittrige Bögen. Eine flüssige, gleichmäßige Bewegung aus der Schulter heraus sorgt für die langen, sauberen Linien, die ein Fassadenkunstwerk professionell aussehen lassen. Üben Sie dies zuerst auf einer Testfläche, um ein Gefühl dafür zu bekommen.


Welche Dose für welches Detail?
Die Wahl der Sprühdose ist entscheidend für das Ergebnis. Für großflächige Füllungen und schnelle Grundierungen eignen sich High-Pressure-Dosen wie die Montana BLACK oder die Flame Orange. Sie geben viel Farbe in kurzer Zeit ab. Wenn es um feine Details, saubere Übergänge und kontrolliertes Arbeiten geht, sind Low-Pressure-Dosen die erste Wahl. Die Montana GOLD oder die Molotow PREMIUM sind hier die Klassiker, die präzises Arbeiten wie mit einem Airbrush ermöglichen.


Der wichtigste Pinsel ist keiner: Die Caps.
Vergessen Sie alles, was Sie über feste Pinselstärken wissen. Bei der Sprühdose ist der Aufsatz – das Cap – Ihr wichtigstes Werkzeug zur Variierung des Strichs. Ein „Skinny Cap“ erzeugt feine Linien, perfekt für Outlines. Ein „Fat Cap“ ist für das schnelle Füllen von Flächen ideal. Dazwischen gibt es unzählige Varianten wie das „Soft Cap“ für weiche Übergänge. Ein kleines Sortiment an Caps ist günstiger als jeder Pinsel und verzehnfacht Ihre gestalterischen Möglichkeiten.


- Verhindert das Verblassen der Farben durch Sonneneinstrahlung.
- Schützt das Kunstwerk vor Regen, Schmutz und leichten Kratzern.
- Verleiht der Oberfläche ein einheitliches Finish (matt, seidenmatt oder glänzend).
Das Geheimnis der Langlebigkeit? Ein hochwertiger Klarlack als letzte Schicht. Nach dem Trocknen des eigentlichen Kunstwerks versiegelt ein UV-Schutz-Lack, wie der Belton Molotow Urban Fine-Art UV-Varnish, die Pigmente und sorgt dafür, dass Ihre Arbeit auch nach Jahren noch strahlt.


Bevor die erste Farbwolke die Wand berührt, kommt das Klebeband. Präzises Abkleben ist eine Kunst für sich und der Garant für messerscharfe Kanten. Verzichten Sie auf billiges Malerkrepp, das bei Feuchtigkeit durchblutet. Investieren Sie in hochwertiges Abdeckband wie das Tesa Precision Outdoor (das pinke). Es haftet sauber, lässt sich auch nach Tagen rückstandslos entfernen und verhindert zuverlässig das Unterlaufen der Farbe. Eine saubere Kante ist ein Qualitätsmerkmal, das sofort ins Auge sticht.

Mit professionellen Materialien und korrekter Untergrundvorbereitung kann ein Fassaden-Mural eine Haltbarkeit von 15 bis 20 Jahren erreichen, oft länger als ein herkömmlicher Fassadenanstrich.


Der Feind jedes Sprayers: Der „Läufer“. Eine kleine Unachtsamkeit, und schon läuft eine Farbnase die Wand herunter. Keine Panik! Handeln Sie sofort: Nehmen Sie ein Stück Pappe oder einen Spachtel und ziehen Sie die überschüssige Farbe vorsichtig von unten nach oben ab. Lassen Sie die Stelle trocknen. Danach können Sie den Bereich mit der Hintergrundfarbe sauber überdecken und den Fehler unsichtbar machen. Der Trick ist, nicht in der nassen Farbe herumzuwischen.


Ist das Einatmen der Dämpfe wirklich so schlimm?
Ja, ohne Wenn und Aber. Moderne Sprühlacke enthalten Lösemittel und feine Pigmentpartikel, die tief in die Lunge eindringen können. Eine einfache Staubmaske reicht nicht aus. Investieren Sie in eine Halbmaske mit einem Kombifilter der Klasse A2/P2 (besser noch ABEK1 P3), der sowohl Gase und Dämpfe als auch Partikel filtert. Marken wie 3M oder Dräger bieten hier zuverlässige Modelle an. Ihre Gesundheit ist unbezahlbar.


Ein häufiger Anfängerfehler ist die Vernachlässigung der Umgebung. Ihr Kunstwerk steht nicht im luftleeren Raum. Beziehen Sie die Architektur, die Farben der Nachbargebäude und sogar die vorherrschende Bepflanzung in Ihre Farb- und Formwahl mit ein. Ein Mural, das mit seiner Umgebung harmoniert, wirkt durchdacht und wird von der Gemeinschaft viel positiver aufgenommen. Manchmal ist eine reduzierte Farbpalette, die Töne der Umgebung aufgreift, wirkungsvoller als ein knallbuntes Feuerwerk.


Die Skizze: Digital oder klassisch?
Digital: Mit einem Tablet und Apps wie Procreate können Sie ein Foto der Fassade als Ebene importieren und direkt darauf entwerfen. Das hilft enorm bei der Proportionierung und der Farbplanung. Sie können verschiedene Versionen speichern und dem Auftraggeber präsentieren.
Klassisch: Das „Blackbook“, ein Skizzenbuch, ist die Seele vieler Künstler. Hier entstehen die ersten Ideen, frei von technischen Zwängen. Die Übertragung an die Wand erfolgt dann freihändig oder mit einem Gitter – eine wunderbare handwerkliche Übung.
Beide Methoden haben ihren Reiz. Profis nutzen oft eine Kombination aus beiden Welten.

- Eine Dose der Hintergrundfarbe
- Ein paar saubere Lappen
- Etwas Verdünnung oder Reinigungsbenzin
- Ein Päckchen Ersatz-Caps in verschiedenen Stärken
- Eine Rolle hochwertiges Klebeband
Dieses kleine Notfall-Set sollte immer griffbereit sein. Damit können Sie kleine Patzer sofort korrigieren, verstopfte Caps austauschen oder schnell eine Kante nachbessern, ohne die Arbeit unterbrechen zu müssen.


Trend-Check: Augmented Reality Murals. Die Kunst verlässt die Wand: Immer mehr Künstler integrieren interaktive Elemente in ihre Werke. Über eine Smartphone-App erwacht das gemalte Bild zum Leben, Animationen starten, die Figur bewegt sich oder es werden zusätzliche Informationen eingeblendet. Dies eröffnet eine völlig neue Ebene der Erzählung und macht die Fassadenkunst zu einem digitalen Erlebnis, das Betrachter fesselt und zum Teilen anregt.


Wussten Sie schon? Die erste uns bekannte Sprühdose wurde 1927 vom Norweger Erik Rotheim patentiert. Es dauerte jedoch Jahrzehnte, bis sie in der Kunstwelt ankam und eine ganze Subkultur prägte.


Die Illusion ist alles. Die Technik des „Trompe-l’œil“, französisch für „das Auge täuschen“, ist hunderte Jahre alt, erlebt aber in der Fassadenkunst eine Renaissance. Durch exakte Perspektive, Schattenwurf und Detailtreue werden dreidimensionale Szenen auf zweidimensionale Wände gemalt. Ob scheinbar offene Fenster, falsche Balkone oder surreale Durchbrüche in eine andere Welt – diese Technik fesselt den Betrachter und demonstriert höchste handwerkliche Finesse.


Wie erzeuge ich weiche Farbübergänge?
Das Geheimnis sind zwei Techniken: „Wet on Wet“ und „Dusting“. Beim Wet-on-Wet-Verfahren werden zwei Farben direkt nacheinander aufgetragen, solange sie noch feucht sind, und vermischen sich so an den Rändern. Beim „Dusting“ wird aus größerer Entfernung eine feine Farbwolke über eine andere Farbe gesprüht. Die Partikel legen sich wie Staub auf die Fläche und erzeugen einen sanften, nebelartigen Übergang. Beide Techniken erfordern Übung, führen aber zu unglaublich professionellen Ergebnissen.

- Deutlich weniger Geruchsentwicklung, ideal für Arbeiten in Innenhöfen oder weniger gut belüfteten Bereichen.
- Die Farben sind auf Wasserbasis und lassen sich kurz nach dem Auftrag mit Wasser korrigieren.
- Trocknen schnell und sind nach dem Aushärten ebenso wetterfest wie lösemittelhaltige Lacke.
Die ökologischere Alternative? Wasserbasierte Sprühdosen wie die Molotow ONE4ALL oder die MTN Water Based sind eine Revolution. Sie verbinden die Vorteile von Acrylfarbe mit der Handhabung einer Sprühdose.


Wetter-Weisheit: Lack mag es weder zu kalt noch zu heiß. Die ideale Verarbeitungstemperatur für die meisten Sprühdosen liegt zwischen 10 und 25 Grad Celsius. Bei Kälte sinkt der Druck in der Dose und die Farbe trocknet schlecht. Bei praller Sonne trocknet die Farbe zu schnell auf der Oberfläche, was zu rauen Texturen führt. Hohe Luftfeuchtigkeit kann ebenfalls die Trocknung verzögern und das Finish beeinträchtigen. Ein Blick auf die Wetter-App ist Teil der Profi-Planung.


Die Regenbogen-Treppe in Istanbul, die auch in der Bildergalerie zu sehen ist, war ursprünglich eine private Protestaktion eines einzelnen Mannes, Hüseyin Çetinel. Er wollte seine Nachbarschaft freundlicher gestalten. Als die Stadt die Stufen grau übermalte, brach ein Sturm der Entrüstung los. Bürger im ganzen Land malten daraufhin Treppen in ihren Städten bunt an. Heute ist die Treppe ein Symbol für zivilen Eigensinn und eine beliebte Touristenattraktion.


Eine Studie des „Urban Art Observatory“ zeigte, dass professionell gestaltete Murals in städtischen Gebieten nicht nur das Vandalismus-Risiko um bis zu 80% senken, sondern auch das lokale Geschäftsumfeld beleben und das Sicherheitsempfinden der Anwohner signifikant steigern.
Kunst ist also nicht nur Dekoration, sondern ein aktiver Beitrag zur Quartiersentwicklung. Eine gut gestaltete Fassade wird zum Treffpunkt und Identifikationsmerkmal für eine ganze Nachbarschaft.

Baumarkt-Dose: Meist hochpigmentierter Kunstharzlack, ideal für robuste Lackierungen auf Metall. Der Sprühstrahl ist oft unpräzise und die Farbauswahl begrenzt.
Künstler-Dose: Acryl- oder Nitrokombilack mit feineren Pigmenten für bessere Farbkraft und Mischbarkeit. Enormes Farbspektrum und ein Ventilsystem, das auf verschiedene Caps reagiert, um den Sprühstrahl zu kontrollieren.
Für ein Kunstwerk an der Fassade sind Künstlerdosen wie die von Molotow oder Montana alternativlos. Sie sind das Äquivalent zu hochwertigen Künstlerfarben im Vergleich zu Wandfarben.


Das charakteristische Klappern beim Schütteln einer Sprühdose kommt von einer oder mehreren kleinen Metall- oder Glaskugeln im Inneren. Ihre einzige Aufgabe ist es, die schweren Farbpigmente, die sich am Boden absetzen, mit dem Bindemittel und dem Lösemittel zu vermischen. Hören Sie auf zu schütteln, sobald die Kugel frei läuft? Fehler! Schütteln Sie mindestens zwei volle Minuten weiter, nur so wird die Farbe wirklich homogen und deckt perfekt.


Wie skaliere ich meine Skizze auf eine riesige Wand?
Profis nutzen verschiedene Methoden. Die klassische Gittermethode, bei der sowohl die Skizze als auch die Wand in Quadrate unterteilt werden, ist narrensicher. Technisch versiertere Künstler nutzen einen Projektor, um die Konturen nachts an die Wand zu werfen und nachzuzeichnen. Die Königsklasse ist jedoch die freihändige Übertragung, bei der man mit einigen Hilfslinien und Fixpunkten die Proportionen direkt an der Wand entwickelt. Das erfordert ein exzellentes Auge und viel Erfahrung.


Wichtiger Punkt: Die schriftliche Erlaubnis. Bevor Sie auch nur eine Skizze anfertigen, brauchen Sie die ausdrückliche, schriftliche Genehmigung des Eigentümers der Wand. Klären Sie darin nicht nur, dass Sie malen dürfen, sondern auch was (eine Skizze beilegen!), wie lange die Arbeit dort verbleiben soll und wer die Haftung übernimmt. Eine mündliche Zusage im Vorbeigehen ist rechtlich wertlos und kann zu teurem Ärger führen.


Der Street-Art-Künstler JR sagte einmal: „Die Straße ist die größte Kunstgalerie der Welt.“
Dieser Gedanke adelt jede graue Fassade zur potenziellen Leinwand. Es geht darum, Kunst aus dem elitären Raum des Museums zu befreien und sie allen Menschen zugänglich zu machen – direkt vor ihrer Haustür. Ihre Arbeit wird Teil des täglichen Lebens der Passanten.
Die Farbauswahl einer einzigen professionellen Sprühdosen-Linie wie der Montana GOLD umfasst über 200 verschiedene Farbtöne. Das ist mehr, als die meisten klassischen Maler in ihrem gesamten Sortiment führen. Diese enorme Vielfalt ermöglicht unglaublich feine Abstufungen und Farbübergänge, die früher nur mit aufwendigen Mischtechniken möglich waren. Von transparenten Schwarztönen für Schatteneffekte bis hin zu fluoreszierenden Tagesleuchtfarben ist alles direkt aus der Dose verfügbar.




